Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Vor kurzem hatten wir eine Trauung in San Telmo und bei der Vorbereitung derselben ist mir ein Spruch in die Finger gekommen, der bereits zweieinhalbtausend Jahre alt ist und lautet: „Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. (Ruth 3, 16) … Nur der Tod wird mich von dir scheiden.“ (3, 17b) Dieser Trauspruch wird auch heute noch gerne von Paaren verwendet, vielleicht auch, weil es ein ganz mutiges Versprechen am Anfang des gemeinsamen Weges ist. Ja, vielleicht kann man so mutig nur dann sein, wenn man jung und frisch verliebt ist. Und trotzdem: Auch jenseits der Silberhochzeit finde ich es großartig, wenn junge Leute sich das für ihr Leben versprechen. Denn in diesem Bild vom Miteinander unterwegs sein, da steckt unglaublich viel drin.
Zum Beispiel, dass es heißt „miteinander gehen“ und eben nicht, die oder den anderen „auf Händen tragen“. Es heißt auch nicht, dem Partner, der Partnerin alle Steine aus dem Weg zu räumen. Wer das versucht, der kommt am Ende nicht sehr weit. Mindestens einer von beiden bleibt dann bald auf der Strecke. Ich muss nicht versuchen, dem anderen alle Schwierigkeiten zu ersparen. Ich kann es selbst ja auch nicht erwarten. Aber ich kann mich sicher fühlen, dass ich nicht allein bin. Ich bin geborgen, weil der andere bei mir ist und bei mir bleibt. Und das zählt mehr und ist mehr als alles andere. Das ist kein starres Verhältnis, das auf einmal zerbricht, weil es zu sehr belastet wird. Nein, das ist vielmehr ein flexibles Miteinander, in dem zwei Menschen den sich verändernden Lebenssituationen gewachsen sind.
Geborgen sein heißt auch, schwach sein können, ohne Stärke zu provozieren. Wenn man miteinander auf dem Weg sein will, darf nicht einer dem anderen beweisen wollen, wie gut er alles im Griff hat und wie locker er mit allen Schwierigkeiten fertig wird. Auf die Dauer macht so eine Anstrengung müde und auch lustlos. Es ist viel besser, einander immer wieder an der Hand zu nehmen. Dann kann jede und jeder auf seinen eigenen Füßen gehen – und man hat da doch eine Hand, in der man die Wärme und Nähe des je anderen spürt. Eine Hand, die man dann auch mal fest drücken kann, wenn es notwendig ist und wenn es gut tut. Und dann kann man auch leichter weitergehen.
Miteinander auf dem Weg, dazu gehört auch: „Wo du bleibst, bleibe ich auch.“ Bleiben, wenn der oder die andere nicht weiter kann. Nicht auf und davon ziehen. Der Abstand, der dann entsteht, lässt sich später kaum wieder aufholen. Aufgaben und Verpflichtungen, die einen zwingen würden, dass eines von beiden alleine zurückbleibt, die muss man gemeinsam tragen. Die muss man gleichmäßig in die Rucksäcke verteilen und dann halt langsamer tun oder weniger hoch hinaufsteigen. „Wo du bleibst, da bleibe ich auch!“ Das gehört eben auch dazu, wenn man miteinander auf dem Weg ist.
Manchmal bin ich ja schon überrascht, wie genau solche uralten Worte der Bibel auch in unsere Zeit hinein passen – meinen Sie nicht auch?
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Erstellt am: 05.10.2013 11:46 Uhr