Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Heute ist Gründonnerstag, der letzte Donnerstag vor Ostern. Er ist nicht grün, weil es jetzt draußen im Frühjahr zu blühen beginnt und alles so frisch und satt mit grün überzogen ist. Sicherlich, man könnte das auch feiern und es so sehen, aber das ist mit Gründonnerstag nicht gemeint.
Das Wort Grün stammt vielmehr von dem Althochdeutschen „Greinen“ also „Weinen“. Und geweint, das kann man so sagen, hat man im Mittelalter viel und heftig. Denn früher wurden alle, die wegen eines Vergehens – egal welcher Art – von der Kirche ausgeschlossen waren, wieder in dieselbe aufgenommen. Und das war damals wie ein Sechser im Lotto, oder auch wie eine neue Stelle nach einer langen Zeit der Arbeitslosigkeit. Endlich wieder am sozialen Leben teilnehmen, mit Freunden ins Konzert gehen, Feste feiern, wieder zu einem Team gehören. Dazugehören ist halt alles. Aber wer entscheidet das?
Am Donnerstag vor Ostern, so erzählt uns die Bibel, hat Jesus sich zum letzten Mal mit seinen Freunden getroffen. Ähnlich wie man das in einer Familie macht, wenn es ernst wird; dann kommen alle zusammen. Dann gibt es ordentlich was zu essen und zu trinken – und dann schreibt das Familienoberhaupt jeder und jedem Einzelnen noch mal ordentlich was ins Stammbuch. Also etwas, was sie sich unbedingt merken müssen. So etwas wie ein Vermächtnis. Und genau das hat Jesus an diesem Donnerstag auch gemacht. Wie ein Vater und Familienoberhaupt hat er Brot und Wein verteilt. Und dazu hat er gesagt:
„So wie ich euch dieses Brot und diesen Wein gebe, so gebe ich mich hin für euch. Mit allem was ich habe, mit Haut und Haar. Denn ich liebe euch. Vergesst das nie. Und wenn ich nicht mehr da bin, dann macht das genau so weiter, wie ich es heute mit euch mache.“
Erst viel, viel später, nach seinem Tod, da haben seine Freundinnen und Freunde begriffen, was Jesus damit gemeint hat. Erst da fiel ihnen auf, dass er bei diesem letzten Mahl keinen von ihnen ausgespart hat. Nicht den Petrus, der ihn kurz danach verleugnete um seine Haut zu retten. Nicht den Judas, der ihn ans Messer geliefert hat. Und überhaupt keinen von ihnen, obwohl sie alle keinen Moment dran dachten, sich für Jesus einzusetzen.
Deshalb finde ich, ist es ein Skandal, wenn heute manche nicht zur großen Gemeinschaft der Christen dazugehören dürfen, aus welchen Gründen auch immer. Und eigentlich ist das zum Heulen. Heute am Gründonnerstag.
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Erstellt am: 06.04.2012 13:32 Uhr
