Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Dürfen eigentlich nur Heilige Politik machen? Menschen also, die tadellos sind, ein Vorbild in jeder Hinsicht? Ich denke an so einige Begebenheiten, die da in den letzten Jahren ans Licht der Öffentlichkeit kamen. Nicolas Sarkozy, Silvio Berlusconi, Wladimir Putin oder auch in Deutschland, Horst Seehofer, Günther Öettinger, Christian Wulf u.a. In schöner Regelmäßigkeit wurde dabei auch gefragt, ob diese Personen ihr Amt noch ausüben bzw. wieder in ein solches Amt wählbar seien.
Natürlich ist es schlimm, wenn eine Ehe kaputt geht, ein Partner das Versprechen, das er einmal gegeben hat, nicht halten kann. Aber es passiert. Und ich bin der Überzeugung, das geht auch nur die betroffenen Menschen etwas an. Die allerdings sollten miteinander klären können, wie sie nach so einem Desaster leben können. Das geht aber nur, wenn sie sich nicht auch noch mit der Frage quälen müssen, was denn womöglich die Leute dazu sagen werden. Die Leute geht das nichts an.
Aber sollen Politiker oder z.B. Lehrer oder Pfarrer und Diakone nicht Vorbilder sein? Es wäre schön, wenn sie es sein können, keine Frage. Aber ich glaube nicht, dass irgendeine Ehe zerbricht, weil einer der Partner sagt: wenn die das machen, dann probiere ich das auch mal. Andererseits: wenn Menschen einen guten Weg aus so einer Katastrophe finden, in die sie nun mal geraten sind, dann kann vielleicht das ein Vorbild sein. Und ein Zeichen dafür, dass man Wege finden kann, einander das Leben zu erleichtern, statt sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Das würde nun wieder einen Politiker auszeichnen, einen Lehrer auch und Geistliche genauso.
In der Bibel wird übrigens immer wieder von Menschen erzählt, die schwere Fehler gemacht haben – und Gott hat sie trotzdem mit großen Aufgaben betraut. Ich denke an den König David, der auch eine Geliebte hatte. Der konnte zunächst nicht zu seiner Schuld stehen, hat alles getan um sie zu vertuschen, hat dabei immer noch mehr Unheil angerichtet. Aber am Ende, als er offen und mit großem Bedauern zu dem Stehen konnte, was geschehen ist – da hat Gott ihm eine neue Chance gegeben. David gilt der Bibel bis heute als der größte König Israels. Oder nehmen sie Petrus. Auch der konnte sein Versprechen, das er Jesus gegeben hatte, nicht halten. Er hat vor lauter Angst, mit dem Freund in Gefahr zu geraten, so getan als ob er ihn nicht kennt. Hat ihn schnöde im Stich gelassen und bitterlich geweint, als ihm klar wurde, was er da getan hat. Und Jesus hat gerade ihm später die Verantwortung für die junge erste Christengemeinde übertragen. Deshalb glaube ich, dass jeder Mensch nach einer Trennung oder einem Seitensprung weiterhin in einem ihm übertragenen Amt tragbar ist. Allerdings nur, wenn er seine Fähigkeiten nicht darauf verwenden muss, seinen Heiligenschein zu polieren.
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Erstellt am: 06.02.2014 19:24 Uhr