Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Ihnen allen, liebe Schwestern und Brüder einen wunderschönen Guten Morgen!
Bis vor wenigen Jahren, da war der 3. Oktober ein ganz normaler Tag. Seit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wird er aber als „Tag der deutschen Einheit“ begangen. Einen solchen Gedenktag gab es in der alten Bundesrepublik ja auch schon früher – den 17. Juni. Es war die Erinnerung an den Tag, an dem 1953 der Arbeiteraufstand in verschiedenen Städten der ehemaligen DDR blutig niedergeschlagen wurde. Ein Tag des Gedenkens an die Menschen, die bei den Aufständen ihr Leben verloren. Dieser 17. Juni erinnerte an die damalige Forderung in der Präambel des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, endlich die Einheit des deutschen Volkes zu vollenden.
Nun sind seit knapp 24 Jahren die Grenzen offen. Die Einheit und Freiheit Deutschlands ist vollendet – was immer Ziel war. Und doch: Es gibt noch viel zu tun, um diese Einheit tatsächlich Wirklichkeit werden zu lassen. Der Startschuss wurde mit dem 9. November 1989 gegeben, viele Hürden sind bis zum heutigen Tag überwunden worden und viele Hindernisse auf dem Weg zur Einheit sind beseitigt. Aber immer noch spuken auch viele Vorurteile in nicht wenigen Köpfen in beiden Teilen Deutschlands herum. Und diese gilt es jetzt zu überwinden. Ist es nicht merkwürdig: Da reisen wir in fremde Länder, wollen – wie hier auf Teneriffa – fremde Menschen und neue Kulturen und auch Lebensweisen kennen lernen. Aber im eigenen Land – oder auch den eigenen Landsleuten hier – begegnet man mit Skepsis und Vorurteilen. Dabei bietet die deutsche Einigung doch viele Möglichkeiten – geglücktes Miteinander und gegenseitige Bereicherung.
Der Tag der deutschen Einheit sagt mir aber auch noch was anderes: Sehr viele hielten ja die Vereinigung der beiden deutschen Staaten für eine Utopie, einen letztlich unerfüllbaren Wunsch, der halt in der Verfassung stehen muss, aber an dessen Umsetzung man nie wirklich ernsthaft geglaubt hat. Doch das scheinbar Unerreichbare wurde erreicht. Und wie ist das bei uns Christen? Seit Hunderten von Jahren ist die Christenheit in Deutschland und im Deutschsprachigen Raum gespalten. Auf übelste Weise sind Katholiken und Protestanten in der Geschichte miteinander umgegangen. Das hat sich Gott-sei-Dank geändert. Die Zeichen der Ökumene stehen – allen Widerständen und Rückschlagen der vergangenen Woche und Monate zum Trotz – überaus gut. Vielleicht kommt ja auch hier eines Tages der richtige Zeitpunkt, um die schmerzhafte Trennung endgültig aufzuheben. Ich bin überzeugt: Mit Gottes Hilfe wird das einmal möglich sein; vielleicht noch nicht bald – aber auch nicht mehr in allzu weiter Ferne. Hoffentlich – denn es wäre uns allen zu wünschen!
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Erstellt am: 04.10.2013 12:23 Uhr