Gemeindereferentin Andrea Bolz
Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Sonntagmorgen, liebe Schwestern und Brüder!
Jeder Gottesdienst in einer katholischen Kirche endet mit der Bitte: „Gehet hin in Frieden“! Ein wichtiger Wunsch, eine Bitte, mit der die Gottesdienstbesucher in den Alltag entlassen werden. Mit dem Frieden verhält es sich ja so ähnlich, wie mit der Gesundheit: Man hält ihn für selbstverständlich, aber erst, wenn er dann nicht mehr da ist, weiß man wie kostbar er war. Friede ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts, könnte man sagen.
Dass in Deutschland seit über 65 Jahren Frieden herrscht, ist ein entscheidender Grund, warum es uns so gut geht. Friede erst ermöglicht Wohlstand, Kultur und Bildung. Und Frieden ist nicht nur im Großen wichtig sondern auch im Kleinen: an meinem Arbeitsplatz, in meinem Freundeskreis, in meiner Nachbarschaft, in meiner Familie. Streit mit Kollegen, Streit ums Erbe, Streit darum, wer das Laub an der Grundstücksgrenze wegräumen muss, das stresst und kann sogar krank machen.
Der Wunsch und die Bitte um Frieden am Ende jedes Gottesdienstes meint aber noch mehr. Der Friede Gottes, hebräisch „Schalom“, meint nämlich mehr als die Abwesenheit von Krieg und Streit – obwohl das ja schon eine Menge ist. „Schalom“ das meint: ein Leben in Fülle. Ein erfülltes, zufriedenes, glückliches Leben, dem es an nichts fehlt. Friede gehört dazu, aber noch mehr: Leben im Überfluss, könnte man sagen, Leben ohne Mangel. Christen glauben, dass dieser umfassende Friede dann da ist, wenn Jesus Christus wiederkommen wird. „Christus ist unser Friede“ (Epheser 2,14), schreibt der Apostel Paulus in einem seiner Briefe.
Ist das aber nicht utopisch? Ich jedoch glaube nicht, dass das nur eine fromme Illusion ist. Wer Jesus Christus kennen lernt, traut ihm das zu. Ich jedenfalls tue das. Denn von dem Frieden, den er schenkt, gibt er uns schon hier und jetzt einen Vorgeschmack. Der Liederdichter Paul Gerhard, der im dreißigjährigen Krieg gelebt und viel Leid erfahren hat, dichtete in einem Lied, das an Jesus gerichtet ist: „Du füllst des Lebens Mangel aus“. Es gibt eine Menge Unfrieden und Mangel auch in meinem Leben. Aber wenn ich Jesus begegne – also, wenn ich bete, wenn ich in der Bibel lese oder im Gottesdienst bin – dann erfüllt mich seine Nähe manchmal mit einer großen Zufriedenheit, Ruhe und Freude. Und genau das meint Schalom.
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Erstellt am: 03.06.2012 09:21 Uhr
