Zündfunke, 03.05.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Verändern, liebe Schwestern und Brüder, kann ich mich nur, wenn ich mich so annehme, wie ich tatsächlich auch bin! Das klingt verrückt, vielleicht sogar widersinnig, ich weiß. Und trotzdem glaube ich, dass genau diese Erkenntnis stimmt. Erst wenn ich mir keine Illusionen mehr über mich mache, kann ich wirkliche Schritte der Veränderung gehen. Woher ich diese Erkenntnis nehme? Ich lerne das an der Geschichte von Petrus.
Petrus war ein Jünger von Jesus. Er hat nach dem Tod und der Auferstehung Jesu als einer der ersten weiter erzählt, dass Jesus lebt. Und er hat viele andere Menschen dazu eingeladen, an Jesus zu glauben. Den religiösen Führern damals in Jerusalem hat das natürlich überhaupt nicht gepasst. Also ließen sie Petrus verhaften und wollten ihm verbieten, von dem, was er mit Jesus erlebt hatte, zu erzählen. Aber Petrus hat sich nicht einschüchtern lassen, sondern mutig weitergemacht.
Ich finde das sehr erstaunlich, denn der gleiche Petrus war wenige Wochen vorher noch ganz anders drauf. In der Nacht als Jesus verhaftet wurde, hatte er eine solch immense Angst, auch im Gefängnis zu landen, dass er drei Mal felsenfest behauptet hat: „Diesen Jesus kenne ich nicht, mit dem habe ich nichts zu tun“. Was ist mit Petrus passiert? Was hat Petrus vom Feigling zum mutigen Prediger gemacht? Ich glaube: Petrus hat gelernt, sich so anzunehmen wie er war, deshalb hat er sich so verändert.
Bevor er so furchtbar versagt und Jesus dreimal verleugnet hatte, hielt Petrus sich nämlich für den Größten: „Kann ja sein, dass die hier alle abhauen“, sagte er zu Jesus und zeigte auf die anderen Jünger, „aber auf mich kannst du dich 100-prozentig verlassen, ich bin bereit, mit dir zu Sterben.“ Tja, und dann musste Petrus erkennen, dass er sich in sich selbst sehr getäuscht hatte. Er konnte nichts von dem einlösen, was er Jesus versprochen hatte. Er war gar nicht der, für den er sich hielt: der starke und mutige Anführer. Das war bitter für Petrus, das Bild, das er von sich selber hatte, war total im Eimer. Aber genau an diesem Tiefpunkt hat Petrus begonnen, sich zu verändern.
So verstehe ich es auch, was der amerikanische Psychologe Carl Rogers gesagt hat: „Das merkwürdige Paradox ist, dass ich mich (dann) verändern kann, wenn ich mich so akzeptiere wie ich bin“. Das heißt: Solange ich meine Fehler und die Schattenseiten meiner Persönlichkeit von mir wegschiebe, und sage: „die gehören gar nicht zu mir, eigentlich bin ich doch ganz anders“, tut sich gar nichts. Aber wenn ich bejahe, dass das alles auch zu mir gehört, wenn ich mich nüchtern so sehe wie ich eben bin und mir keine Illusionen über mich mache, dann kann ich mich verändern – wie Petrus.

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Erstellt am: 04.05.2014 11:14 Uhr

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