Zündfunke, 03.03.14

Rosenmontag, Kehr aus, Aschermittwoch, liebe Hörerinnen und Hörer!
Für Menschen in eher katholisch geprägten Landschaften feststehende Begriffe und Anlässe. Auch wenn hier auf Teneriffa die Uhren noch einmal ein wenig anders ticken – wie ich mir habe sagen lassen. Hier gibt es nach Aschermittwoch noch große Umzüge. Vor allem im Rheinland und den Faschingshochburgen aber gilt: Noch einmal wird am Montag und Dienstag so richtig gefeiert, aber am Aschermittwoch ist alles vorbei.
Für einen norddeutsch und sehr protestantisch geprägten Menschen wie mich, zumal noch als lutherischer Pastor, bis ins Pensionsalter hinein, in dem ich mich befinde, eine eher befremdliche Szenerie. Mal abgesehen vom Aschermittwoch. Da beginnt die Fasten – oder wie wir Protestanten eher sagen – die Passionszeit.
Aber heute, am Rosenmontag und morgen, da kann und darf man ja noch einmal so richtig.
Dass sich das Leben zwischen Fest und Feier, dann aber auch wieder Nachdenklichkeit und Besinnung abspielt – diesem Gedanken kann ich allerdings auch wieder einiges abgewinnen. Auch wenn ich mich aus Anlass der Karnevalszeit immer wieder frage, ob dieser Zusammenhang in einem solch starken Gegensatz gestaltet werden muss. Aber es ist nun mal so.
Beides soll und darf ja seinen Ort haben: Die Freude und der Ernst, die Erfahrung von Glück und das Erleben von Traurigkeit und Scheitern. Zwei Pole des Lebens, die sich einerseits abstoßen können, aber auf der anderen Seite auch durchaus einander bedingen. Können die Freude und das Glück in ihrer ganzen Tiefe erfahren und geschätzt werden, ohne dass die andere Seite des Lebens, die eher dunkle und bedrückende, angesehen oder gar ganz persönlich erlebt oder durchlebt und manchmal auch durchlitten wird?
Ich denke dabei nicht nur an die Anschauung fremder das Leben mindernder Situationen. Mir ist dabei auch durchaus eigenes intensives Durchleben von dunklen Lebensphasen, auch eigenes Versagen vor Augen. Beides bleibt ja – wenn auch in unterschiedlicher Intensität – niemandem von uns erspart.
So kann ich als norddeutscher Protestant diesen Karnevalstagen vor dem Beginn der Fastenzeit einiges abgewinnen. Übrigens, es ist beides von Gott gewollt und von ihm getragen: Die Freude und der Ernst, der Überschwang und die Traurigkeit und vielleicht ja auch das außer sich sein und eine tiefe Einkehr.

J. Weingärtner, evangelischer Pfarrer in Puerto de la Cruz

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Erstellt am: 04.03.2014 10:52 Uhr

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