Zündfunke, 03.02.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Kennen Sie den Klassiker auswendig gelernter Kindergebete? Aber sicher. Er lautet: „Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich zu Dir in Himmel komm“. Kurz, knapp und mehr als einprägsam. Das Problem dabei ist nur, dass viele Menschen nie über diese kindliche Form des Betens hinausgekommen sind. Und damit ist dann auch für viele Erwachsene das Thema Beten durch. Nur: Beten ist kein Kinderkram und schon gar keine lästige Pflichtübung. Nein, beten ist etwas Urmenschliches; eine Hinwendung zu Gott, die einfach nur gut tut, gut tut an Leib und Seele gut.
Aber wie geht das denn – Beten? Beten ist ein Handwerk, sagt der Theologe Fulbert Steffensky. Es kann gelernt werden wie Kochen und Nähen. Aber wie bei allem das gelernt wird, braucht es eben auch Regeln und Regelmäßigkeit. Und der Theologe Steffenski bleibt gar nicht theoretisch, sondern beschreibt sehr alltagsnahe Regeln, die ich Ihnen hiermit gern weitergeben möchte.
Die Regel Nummer 1 für das Beten lautet: „Nimm dir nicht zu viel vor, fang mit kleinen Schritten, mit kurzen Gebeten an. Zu große Vorhaben enttäuschen leicht“. Regel Nr. 2 lautet: „Sei nicht gewaltsam mit dir selbst. Kümmere dich nicht darum ob du wirklich andächtig bist. Bete und überlass die Ganzheit deines Gebets Gott“. UndRegel Nummer 3 besagt: “Gib dem Gebet eine feste Zeit. Bete nicht nur wenn dir danach ist, sondern wenn es Zeit dafür ist“.
Steffensky begründet diese Regel so: Das Gebet lässt sich nicht von seinem Nutzen her verstehen. Es ist die köstlichste Nutzlosigkeit, die wir haben. Aber alles, was nützlich ist drängt sich in den Vordergrund. Mit sich selbst eine feste Gebetszeit auszumachen rettet uns vor der Übermacht der Geschäftigkeit. Und so wichtig wie feste Zeiten ist dann auch ein fester Ort für das Gebet. Der regelmäßig aufgesuchte Ort gewinnt eine Stimme, so Steffensky. Dieser Ort sagt: hier ist die Stelle deines Gebetes. Denn der Mensch ist nicht nur Seele, er ist auch Leib. Er ist nicht nur seine eigene Innerlichkeit, er ist auch sein Äußeres. Daraus entsteht eben die Regel Nr. 4: „Gib deinem Gebet einen festen Ort. Der Ort hilft dem Geist zu sich selber zu finden.“ Und auch die 5. und für letzte Regel für’s Beten ist wunderbar realistisch: “Sei nicht auf Erfüllung aus, sei vielmehr dankbar für die geglückte Halbheit. Gib nicht auf, nur weil dein Gebet in deinen Augen nur halb gut ist“. Im Alltag gelingt uns eben meistens nur das halbe Herz. Aber bereits das ist sehr viel.

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Erstellt am: 04.02.2014 19:01 Uhr

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