Gemeindereferentin Andrea Bolz, deutschsprachige katholische Gemeinde, Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen 1. Adventssonntag, liebe Schwestern und Brüder!
Advent heißt Ankunft: Gott will in die Welt kommen. Aber sozusagen inkognito: als Kind. So, dass man ihn nicht gleich erkennt.
Gott kommt! und bringt Frieden auf Erden. Großartig! Aber wir wissen aus Erfahrung, dass bislang noch nicht so viel geschehen ist in Sachen Frieden, und immer dann, wenn wir meinen, jetzt haben wir`s, ein neuer Rückschlag droht. Noch ist kein Friede auf der Welt, trotz so vieler Weihnachten.
Kommt Gott also doch nicht? Bleibt er weg? Die Enttäuschung ist verständlich,
Erich Kästner hat das in einem kleinen Gedicht so ausgedrückt; Bahnhofsvierzeiler heißt es:
“Jeden Abend stand er an der Sperre, ein armer, alter, gebeugter Mann.
Er hoffte, dass einmal Gott ankäme! Es kamen immer nur Menschen an.“
Die Enttäuschung hat den Mann geprägt, alt und gebeugt kommt er daher, viele Jahre schon, zu dieser Sperre am Bahnsteig, um die Ankommenden zu betrachten: Kommt Gott heute? Ach nein, wieder nur Menschen…
Aber genau das ist die Botschaft von Weihnachten: Gott kommt als Mensch! Ich gebe zu, das ist schon ein wenig enttäuschend. Auch im Ergebnis. Irgendwie nicht so bombastisch, feierlich, festlich, wie unsere Weihnachtsfeste. Der Gott, der an Weihnachten kommt, ist nicht der große Superheld und Staatenlenker, der alle Probleme im Nu löst. Gott wurde – ganz unspektakulär ein Kind, wuchs heran und zog als Erwachsener mit einigen Freunden und Freundinnen durchs Land, heilte Kranke, diskutierte theologische Fragen mit den Pharisäern und lehrte seine Freunde Entscheidendes über Gott und die Welt. Die Anfänge waren klein, und die Kirche, die sein Werk dann weitergeführt hat, hat auch nicht immer in seinem Sinne gehandelt.
Deswegen noch einmal: Wo kommt Gott in die Welt – gerade heute? Die Antwort ist unspektakulär, heute wie damals: Gott kommt in Gestalt von Menschen. Deshalb halte ich meine Augen offen und schaue mir die Menschen an, wie der alte Mann in Kästners kleinem Gedicht; ich sehe: was tun die Leute, wie verbreiten sie etwas von Gottes Liebe in der Welt, wie Jesus das damals getan hat? Wo hören Menschen auf, sich zu hassen? Wo versuchen Familien in Achtung und Respekt miteinander umzugehen und in Würde Konflikte zu lösen? Überall in solchen Begebenheiten kann ich etwas Göttliches entdecken, etwas Göttliches, das in Gestalt von Menschen in die Welt kommt. Nicht nur an Weihnachten und im Advent. Sondern das ganze Jahr über.
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Erstellt am: 02.12.2013 11:02 Uhr