Predigt zum 1. Adventssonntag 2011

L I: Jes 63, 16b-17.19b; 64, 3-7 / Ev.: Mk 13, 24-37
Schwestern und Brüder!
Aufwachen und aufstehen – mit diesem Appell werden wir Jahr für Jahr in die Adventszeit und in ein neues Kirchenjahr geschickt. Da bittet Jesus im Evangelium seine Jünger: „Seid also wachsam!“ Bei Paulus hören wir im Römerbrief: „Die Stunde ist gekommen, vom Schlaf aufzustehen“; dann singen wir in diesen vorweihnachtlichen Tagen: „Wachet auf, ruft uns die Stimme!“ – Merken Sie das auch: wir motivieren uns so gegenseitig zu einem frischen und aufgeweckten Leben – oder nicht?
Aufwachen und aufstehen, dass dieser Appell durchaus von Zeit zu Zeit für uns alle nötig und notwendig ist, das möchte uns der indische Jesuit und Publizist Anthony de Mello mit einer Geschichte auf sowohl eindringliche wie auch sehr humorvolle Art und Weise erklären. Er knüpft dabei an unser Evangelium an und schreibt: „Die meisten Leute schlafen, ohne es zu wissen. Sie wurden schlafend geboren, sie leben schlafend, sie heiraten im Schlaf, sie erziehen ihre Kinder im Schlaf und sterben schlussendlich im Schlaf, ohne jemals wach geworden zu sein.“ Und wie um diese Aussage zu unterstreichen, erzählt er dann diese köstliche Geschichte:
„Vor einiger Zeit hörte ich im Radio… von einem Mann, der an die Zimmertüre seines Sohnes klopft und ruft: „Jim, wach auf!“ Und Jim ruft zurück: „Ich mag nicht aufstehen, Papa.“ Darauf der Vater noch lauter: „Steh auf, du musst in die Schule!“ – „Aber ich will nicht in die Schule gehen!“ – „Warum denn nicht?“, fragt der Vater. „Aus drei Gründen“, sagt Jim. „Erstens ist es langweilig, zweitens ärgern mich die Kinder, und drittens kann ich die Schule nicht ausstehen.“ Der Vater erwidert: „So sag ich dir jetzt drei Gründe, wieso du in die Schule musst: Erstens ist es deine Pflicht, zweitens bist du 45 Jahre alt, und drittens bist du der Klassenlehrer!“
Aufwachen und aufstehen – dazu will uns de Mello mit dieser Geschichte provozieren, weil er weiß: Irgendwie sind wir alle mit diese Jim verwandt; oft verschließen wir nur allzu gerne die Augen vor der Wirklichkeit. Und vor dem Schlaf der Bequemlichkeit, der Oberflächlichkeit und auch der Interessenlosigkeit ist nun wahrlich niemand von uns gefeit. De Mello provoziert uns, weil er weiß, dass es häufig genug eine geistige Müdigkeit gibt, die uns den Blick für die wertvollen und die wichtigen, wie auch die notwendigen Dinge des Lebens trübt. Er will uns spiegeln, was ihm selbst bewusst ist, nämlich dass ein hohes Maß an Selbstzufriedenheit uns einschläfern und apathisch machen kann. Und weil er weiß: wir alle müssen hellwach sein, wenn wir das Anklopfen Gottes tatsächlich hören und wenn wir für uns – jede und jeder für sich ganz persönlich – entdecken wollen, was Leben im Sinne Jesu tatsächlich heißt und was es bedeutet.
Aus diesem Grunde möchte ich heute – zu Beginn dieser Adventszeit – mit Anthony de Mello und mit den Kerzen unseres Adventskranzes für ein waches und aufgewecktes Christsein werben und dazu drei Vorschläge machen. Der erste lautet: Wecke die Träumerin, den Träumer in Dir. Finde Dich nicht mit einer Welt ab, in der Habgier, Gewalt und Hass die Oberhand behalten, sondern mal Dir eine Zukunft aus, die Du Dir für Dich selbst und für alle Menschen wünschst. So paradox das auch klingen mag: Wir brauchen unsere Träume, um zu einem bewussten Leben und einem wachen Christsein zu kommen. Schauen wir doch nur mal auf den Propheten Jesaja, von dem wir in den Tagen des Advents wieder des Öfteren hören: Wenn er nicht von einem jungen Trieb geträumt hätte, der völlig unerwartet aus einem abgehackten Baumstumpf wächst; wenn er sich nicht die Wüste als einen blühenden Ort erträumt und vom Bild der Schwerter erzählt hätte, die man nicht mehr braucht und die man deshalb doch in Pflugscharen umschmieden kann – ja, wenn er all das nicht geträumt hätte, dann wäre doch sein Volk in Resignation und Lethargie versunken. Und wenn Jesus nicht seine Vision vom Reich Gottes in Geschichten und Gleichnissen weitererzählt hätte, ja dann wären ihm viele nicht gefolgt und wohl nie zu einem neuen Leben – einem Leben in Fülle – mit ihm aufgestanden.
Die Kerzen dieser Adventszeit können uns durchaus zum Träumen anregen. Sie stehen für unsere große Sehnsucht nach Wärme und Geborgenheit, nach Harmonie und Frieden. Sie lassen uns allen eine Welt aufscheinen, eine heile Welt, die wir uns im tiefsten unserer Herzen so sehr wünschen. Und – diese Kerzen wollen uns inspirieren, genau an einer solchen Welt mit zu bauen. Wie hieß ein Wahlspruch des körperlich so kleinen und spirituell doch so großen Bischofs der Armen in Brasilien, Dom Helder Camara: „Wer keinen Mut zum Träumen hat, der hat auch keine Kraft zum Handeln.“ Deshalb: Wecken Sie also bitte die Träumerin, den Träumer in sich!
Mein zweiter Vorschlag lautet: Wecke den Detektiv in Dir! Beobachte einmal genau, was in Deiner Umgebung vor sich geht. Entwickle einen Spürsinn für Wege, die Dich weiterbringen. Lass Dich nicht einfach täuschen, sondern schau mal hinter die Kulissen. Wache Christen sind für mich so etwas wie Glaubens-Detektive. Sie sind zum einen neugierig: Sie suchen die Bibel nach Worten ab, die ihnen Orientierung geben, die sie trösten und ermutigen können. Dann recherchieren und kombinieren Glaubensdetektive. Sie nehmen die Spur Jesu auf und bringen seine Ideen mit ihrem Leben in Verbindung. Und – sie versuchen herauszufinden, wo und wie Gott ihnen begegnen will, und was er in und mit ihrem Leben vorhat.
Die Kerzen dieser Adventszeit regen uns zu einer solchen Spurensuche wieder an. Sie helfen uns, unser Leben auszuleuchten und darin die „Fingerabdrücke“ Gottes zu entdecken. Sie bringen uns zur Ruhe, damit wir lauschen, damit wir in uns hinein hören und wahrnehmen können, was Gott aus unserem Leben machen will. Wie heißt es in einem Meditationstext: „Lass den Tag nicht verstreichen, ohne ihm ein großes oder kleines Geheimnis abzuringen. Es sei dein Leben wachsam, täglich eine neue Entdeckung.“ Also: Wecken Sie einfach die Detektivin, den Detektiven in sich.
Und mein dritter und letzter Vorschlag lautet: Weck die Spielerin, den Spieler in dir! Setze ganz bewusst einen Akzent gegen die Hektik und Geschäftigkeit in Deiner unmittelbaren Umgebung. Bring gegen alle Verkrampftheit und Verbissenheit Deine ureigene Heiterkeit und Gelassenheit ins Spiel! Spiel Deine Fähigkeiten aus, um die Welt ein klein wenig menschlicher und somit angenehmer zu machen. So widersprüchlich das auch klingen mag; aber zu einem bewussten und ernsthaften Christsein, da gehört auch eine gewaltige Portion spielerischer Charme. Wer davon überzeugt ist, dass er als erlöster und befreiter Mensch leben darf, der kann auch diese Welt als das große Spiel Gottes sehen; der kann seine „Schlafmünzen“, seine schlummernden Talente wecken und mit den Gaben spielen, die ihm geschenkt sind und der kann zur Mitspielerin, zum Mitspieler werden und sich für andere einsetzen, deren Freiheit und Würde auf dem Spiel steht.
Die Kerzen dieser Adventszeit regen uns wieder zum Singen, zum Musizieren und Spielen an. Sie wollen uns ein klein wenig erahnen lassen, dass auch uns – Ihnen und mir – mit dem Kommen Jesu eine Last abgenommen ist; dass wir erleichtert, gelöst und dankbar leben dürfen. Und – sie ermuntern uns, unser eigenes Licht leuchten zu lassen und andere mit unserer Freude anzustecken. Wie heißt es in einem recht bekannten Pfadfinderlied: „…das Leben ist ein Spiel, und wer es recht zu spielen weiß, der kommt ans große Ziel.“ Deshalb, sind Sie so gut und wecken Sie die Spielerin, den Spieler in sich selbst.
Das also sind meine drei Vorschläge für Sie, aber auch für mich selbst in dieser Zeit vor Weihnachten. Aufwachen und aufstehen, und eben nicht wie Jim in der Geschichte von de Mello einfach liegen bleiben, die Decke über den Kopf ziehen und die Lebensreise im Schlafwagen verbringen. Wir sollen im wahrsten Sinne des Wortes „Wach-Meisterinnen und Wach-Meister“ werden, es in punkto Wachsamkeit zum Meister bringen – das ist die Lebensaufgabe von uns Christen. Also: Lasst uns aufgeweckte Träumerinnen und Träumer werden, die sich mitreißen lassen von den Hoffnungsbildern und Visionen der Bibel. Lasst uns hellwache Detektivinnen und Detektive werden, die nach der Spur Jesu in ihrem Leben suchen und lasst uns aufmerksame Spielerinnen und Spieler werden, die ihre Charismen, ihre Fähigkeiten und Begabungen als Christen in diese Welt hineinspielen. Und da wir das alleine nicht schaffen, brauchen wir Gemeinden, die sich als Dream-Teams, als Suchtrupps und  auch als Spielgemeinschaften verstehen – jede Woche und jeden Sonntag neu. Amen!

Fürbitten:
Jesus lädt uns ein, dass wir wachsam sein sollen; weil wir mit offenen Augen leben, sehen wir die Not unserer Welt. Weil wir auf sein Kommen hoffen, vertrauen wir uns und die Welt ihm an und beten:

Wir beten für alle Menschen, die aufmerksam sind und andere aufmerksam machen, wenn es in ihrer Umgebung Probleme gibt.
Für die Schläfrigen und für die, denen alles egal ist. Komm Herr Jesus, komm.

Wir beten für alle in Europa, die nach der langen Trockenheit Schwierigkeiten haben – die Bauern, die Förster und Waldbesitzer, die Feuerwehren. Für alle, die bewusst etwas tun gegen die weltweite Klimakatastrophe. Komm Herr Jesus, komm.

Wir beten für alle Opfer von Verbrechen und Gewalt, von Naziterror in Deutschland und in anderen Ländern, von Bürgerkriegs-Verhältnissen in vielen arabischen Ländern – und für Bürger und Politiker, die an friedlichen Lösungen arbeiten. Komm Herr Jesus, komm.

Wir beten für die Christinnen und Christen, die heute in ein neues Kirchenjahr gehen. Für alle, die sich auf Weihnachten freuen – und für die, denen das eher schwerfällt. Komm Herr Jesus, komm.

Wir beten für Menschen, die in diesen Tagen persönliche Feste feiern.
Für die Kranken unter uns und in der ganzen Welt. Für alle, die um liebe Tote trauern – heute beten wir dabei anz besonders für …. Komm Herr Jesus, komm.
 
Maranatha, ja Komm Herr Jesus und führe diese Welt zum Leben, wie du es uns versprochen hast. Darauf hoffen wir, daran machen wir uns fest. Wir loben dich und danken dir – heute, in diesem Advent und bis in deine Ewigkeit. Amen

Fürbitten:
Jesus lädt uns ein, dass wir wachsam sein sollen; weil wir mit offenen Augen leben, sehen wir die Not unserer Welt. Weil wir auf sein Kommen hoffen, vertrauen wir uns und die Welt ihm an und beten:

Wir beten für alle Menschen, die aufmerksam sind und andere aufmerksam machen, wenn es in ihrer Umgebung Probleme gibt.
Für die Schläfrigen und für die, denen alles egal ist. Komm Herr Jesus, komm.

Wir beten für alle in Europa, die nach der langen Trockenheit Schwierigkeiten haben – die Bauern, die Förster und Waldbesitzer, die Feuerwehren. Für alle, die bewusst etwas tun gegen die weltweite Klimakatastrophe. Komm Herr Jesus, komm.

Wir beten für alle Opfer von Verbrechen und Gewalt, von Naziterror in Deutschland und in anderen Ländern, von Bürgerkriegs-Verhältnissen in vielen arabischen Ländern – und für Bürger und Politiker, die an friedlichen Lösungen arbeiten. Komm Herr Jesus, komm.

Wir beten für die Christinnen und Christen, die heute in ein neues Kirchenjahr gehen. Für alle, die sich auf Weihnachten freuen – und für die, denen das eher schwerfällt. Komm Herr Jesus, komm.

Wir beten für Menschen, die in diesen Tagen persönliche Feste feiern.
Für die Kranken unter uns und in der ganzen Welt. Für alle, die um liebe Tote trauern – heute beten wir dabei anz besonders für …. Komm Herr Jesus, komm.
 
Maranatha, ja Komm Herr Jesus und führe diese Welt zum Leben, wie du es uns versprochen hast. Darauf hoffen wir, daran machen wir uns fest. Wir loben dich und danken dir – heute, in diesem Advent und bis in deine Ewigkeit. Amen

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Erstellt am: 29.11.2011 19:45 Uhr

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