Ich habe Ihnen heute eine Karte ausgeteilt, auf der Christus als Apotheker dargestellt ist. Es handelt sich dabei um eine Christusdarstellung aus dem 17. Jahrhundert, ein Ölgemälde, das in Isny in der Evangelischen Hospitalpflege hängt. Auf der oberen Aufschrift auf der Karte steht ein Bibelwort aus dem Propheten Jesaja 43,1: Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst. Auf der unteren Aufschrift der Karte steht Jesu Einladung aus Matthäus 11,28: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.
Wir wollen uns in der Predigt von beiden Bibelworten leiten lassen.
Wir hören zunächst Bibelworte aus Jesaja 55,1-3:
1 Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser!
Und die ihr kein Geld habt, kommt her und kauft und esst!
Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!
2 Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht?
Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben.
3 Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben!
Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gnaden Davids zu geben.
( Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Weg.)
Liebe Gemeinde,
wir leben in einer Zeit, in der sich fast alles ums Geld dreht. Geld regiert die Welt. Dies zeigen die Skandale unserer Zeit, sei es Steuerhinterziehung, Vetternwirtschaft der Politikern durch Jobvergaben an Angehörige oder auch die Gier von Spekulanten. Was Geld bringt, ist attraktiv und hat in unseren Tagen einen hohen Stellenwert.
Wie ganz anders klingen da die Worte des Propheten Jesaja. Hier ist unsere Werteskala geradezu auf den Kopf gestellt. Vor Gott gelten offenbar Werte, die nicht mit Geld zu kaufen sind.
Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst – Wasser und Brot – Wein und Milch.
In diesen Worten geht es nicht nur um die Befriedigung unserer körperlichen Bedürfnisse, sondern um inwendige Sehnsüchte, die unser Leben lebenswert machen. Wein und Milch symbolisieren in der Bibel die Fülle des Lebens.
Was uns da angeboten wird, ist nicht nur das, was wir zum Überleben brauchen, sondern es geht da um mehr – nämlich um ein Leben, das uns Erfüllung finden lässt.
Die Sprache, in der hier gesprochen wird, erinnert an die Sprache von Kaufleuten auf dem Markt. Damals zur Zeit des Propheten lebte ein großer Teil der Israeliten im babylonischen Exil.
In den Angeboten des Propheten, durch den Gott spricht, ist zunächst von Wasser und Brot die Rede, also von Grundnahrungsmittel, die wir zum Leben brauchen. Mit dem Angebot von Wasser, das im wasserarmen Orient besonders kostbar war, beginnt unser heutiger Bibelabschnitt:
Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst!
Der Prophet knüpft hier an Erfahrungen an, die wir mehr oder weniger kennen. Wir können gut nachvollziehen, wie beglückend es sein kann, wenn man nach längerer Zeit der Entbehrung etwas zu trinken oder zu essen bekommt. Was von der Befriedigung unserer körperlichen Bedürfnisse gilt, das gilt erst recht auch von der Erfüllung unserer spirituellen Bedürfnisse und Sehnsüchte, auf die die Aussagen unseres heutigen Textes abzielen. Es ist die Sehnsucht nach einem einem Leben, das nicht im Materiellen aufgeht, nach einem Leben mit Gott. Diese Sehnsucht, die sich nicht im Materiellen erschöpft, klingt in den Fragen des heutigen Bibelwortes an, wenn es da heißt:
Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht?
Was uns inwendig satt macht und Erfüllung schenkt, ist nicht käuflich und ist auch nicht durch äußere Erfolge erreichbar. Es gibt Dinge, die wir nicht mit Geld kaufen können – und dazu gehören Vertrauen, Liebe und Wertschätzung. Wir können zwar mit materiellen Dingen einen Menschen beeindrucken, aber wir können damit nicht sein Vertrauen, seine Wertschätzung und seine Liebe kaufen. All das sind Geschenke in einer anderen Dimension, Geschenke, die uns im Hören auf Gott und sein Wort erwachsen. In den gehörten Bibelworten werden wir gleich mehrfach darauf hingewiesen, wenn uns da Gott durch den Propheten sagen lässt:
Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben. Neigt eure Ohren und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben!
Ja, liebe Gemeinde, der Glaube, der unser Leben wandelt und heilt, kommt aus dem Hören. Und dabei spricht Gott auf vielfältige Weise zu uns, nicht bloß vor 2500 Jahren zur Zeit des Propheten, sondern auch heute noch, wenn wir offen und empfänglich dafür sind. Gott spricht zu uns durch Menschen und Ereignisse. Er spricht zu uns im Wort der Bibel und für uns Christen spricht Gott zu uns durch Jesu Wort und Tat.
Hier in dem, was Jesus gesagt hat und was ihn widerfahren ist, zeigt sich uns Gott als Liebe. Ja, in der Liebe, die in Jesus Christus aufscheint, hat sich die Verheißung des Propheten in unserem heutigen Text erfüllt:
Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen.
In Jesus Christus haben Zugang zu Gott und bleibende Gemeinschaft mit ihm. In der Liebe hat sich Gott mit uns verbunden über den Tod hinaus. Darauf hat Paulus in Römer 8, 39 hingewiesen mit den eindrücklichen Worten:
Ich bin gewiss, dass weder der Tod noch das Schwere im Leben uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, unserm Herrn.
Damit, liebe Gemeinde, komme ich auf die Karte zu sprechen, die ich ausgeteilt habe und auf der Jesus Christus als Apotheker dargestellt ist.
Im Neuen Testament nimmt Jesus mehrfach die Einladung aus dem dem Jesajabuch auf:
So heißt es im Johannesevangelium im 7. Kapitel: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke (Joh.7,37) und im 10 Kapitel sagt Jesus: Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen. (Joh. 10,10) also nicht nur das Notwendigste will er uns schenken, sondern die Fülle – mit Worten unseres heutigen Textes geredet: nicht nur Brot und Wasser, sondern Wein und Milch. Im Hören auf Jesu Worte finden wir ein Leben, nach dem wir uns inwendig sehnen und das uns an der Fülle des Lebens teilnehmen lässt.
Auf der unteren Seite der ausgeteilten Karte stehen Bibelworte aus dem Matthäusevangelium, in denen Jesus uns einlädt mit den Worten (Matthäus 11,28 ): Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken – wörtlich heißt es: „ich will euch Ruhe schenken.“
Wer aus der Hektik des Alltags sich herauslöst und zur Ruhe kommt, – dazu möchte uns der Sonntag verhelfen -, der findet Kraft, um dem Leben mit seinen Herausforderungen gewachsen zu sein. Wie uns Jesus an dieser Kraft teilnehmen lässt und Ruhe schenkt, das führt er selbst aus, in dem er im Matthäusevangelium fortfährt:
Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig: so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.
Ein Joch ist ein Hilfsmittel, das man Lasttieren auflegt, damit sie den beladenen Wagen leichter ziehen können. Wenn uns Jesus sagt, wir möchten seine Art, Lasten zu tragen, auf uns nehmen und von ihm lernen, dann zeigt er uns damit einen Weg, um den Herausforderungen des Lebens besser standzuhalten. Güte und Demut sind Lebenshaltungen, die wir von Jesus lernen können und die uns Kraft zum Leben geben. Güte und menschliche Zuwendung machen vieles ertragbar, zumindest erträglicher. Es ist wohl ein lebenslanger Lernprozess, die von Gott geschenkte Güte wahrzunehmen, anzunehmen und zu entfalten.
Ähnliches gilt auch von der Demut, die Jesus als weitere Lebenshaltung nennt. Demut weiß um die Unberechenbarkeit und um die Begrenztheit des Lebens. Wir verfügen nicht über unsere Zukunft. Unsere materielle Vorsorge und all unser Geld bestimmen nicht unsere Lebenszeit.
Die Lebenshaltung, die Jesus hier nennt und die wir von ihm lernen sollen, deckt sich mit einer psychologischen Studie über Weisheit. In dieser Studie wird Weisheit definiert als Annehmen der Grenzen des eignen Wissens und als Entwicklung einer sozialen Orientierung, die dem Gemeinwohl dient. Eine solche Weisheit meint Jesus mit Demut und Güte, die wir im Hören auf ihn und sein Wort lernen können. Was wir von ihm lernen können, ist mehr als Wissen, es ist vielmehr eine Lebenshaltung, die heilend in uns und in der Welt wirkt. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an Begegnungen mit einem spastisch gelähmten Mann, den ich im Pflegeheim in Isny regelmäßig besuchte und der beides, Güte und Demut , ausstrahlte. Er hatte über dem Nachtisch einen Spruch, über den wir des öfteren miteinander nachdachten und der die heilende Wirkung, die von Jesus Christus ausgeht, in die einfachen Worte fasst:
Wo Glaube, da Liebe.
Wo Liebe, da Frieden.
Wo Frieden, da Segen.
Wo Segen, da Gott.
Wo Gott, keine Not.
Auf der Karte ist diese heilende Wirkung, die von Jesus Christus ausgeht, mit dem Bild vom Apotheker dargestellt, der uns Medikamente anbietet – ohne Geld und umsonst. Die Gefäße auf der Karte tragen Aufschriften wie Glaube, Hoffnung, Liebe. So ist es: Glaube, Hoffnung , Liebe sind Medikamente, echte Therapeutika!
Gott selbst helfe uns in Jesus Christus, dass wir diese Medikamente annehmen, die uns angeboten sind ohne Geld und umsonst. Es sind Medikamente, die uns zu einem sinnerfüllten Leben verhelfen.
Amen
Infos unter:
Erstellt am: 14.07.2013 10:14 Uhr