Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf:
8 Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.
9 Siehe, ich werde schicken einige aus der Synagoge des Satans, die sagen, sie seien Juden, und sind’s nicht, sondern lügen; siehe, ich will sie dazu bringen, daß sie kommen sollen und zu deinen Füßen niederfallen und erkennen, daß ich dich geliebt habe.
10 Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die auf Erden wohnen.
11 Siehe, ich komme bald; halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme!
12 Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel hernieder kommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen.
13 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!
Liebe Gemeinde ,
eine offene Tür haben, um in die Freiheit zu gelangen oder besser noch – den Schlüssel haben, der verschlossene Türen öffnet – das ist ein riesiges Vorrecht.
Vielleicht hat sich Sabine B. aus Darry mit ihren fünf Kindern das ja auch gewünscht. Eine offene Tür, durch die frische Luft zum Atmen und Aufatmen hereinkommt, oder durch die man hindurchgehen kann, um die Sonne wieder scheinen zu sehen. Einen Schlüssel in die Hand bekommen, um all das Verschlossene, Verbarrikadierte vor allem aber die zugemauerte Seele aufzuschließen, eine Öffnung nach vorne zu finden.
Mag sein, dass da auch die Suche nach einem Heiligen, zumindest aber wohl Wahrhaftigen war, der von außen aufschließt und ermutigt, sich von innen zu öffnen. War wohl keine Tür mehr zu sehen und kein Schlüssel zu finden. Und wenn das so ist, dann kann man im wahrsten Sinne des Wortes nur noch ersticken, erst seelisch dann körperlich und die andern werden einfach mitgerissen. Hinter verschlossenen Türen lauert der Tod, zuerst der soziale, dann der leibliche. Manchmal und oft, ja viel zu oft, entsetzlich grausam. Und wie es aussieht wird Sabine B. wohl hinter verschlossenen Türen enden.
Szenenwechsel
Vielleicht wünscht sich der eine oder die andere in dieser Zeit, da wir singen Macht hoch die Tür, die Tor macht weit – und – reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab wo Schloß und Riegel für, eine solch offenes Tor und den Schlüssel für das einsperrende Schloß :
der oder die Süchtige in der Phase der Entgiftung – ich war in dieser Woche mal wieder im Fachkrankenhaus zu Besuch – im Blick auf die nachfolgende Therapie; für die einen die erste, für andere bereits die 2. oder 3. oder noch mehr. Da keimt die Hoffnung, dass sich für die Zukunft ein Schlüssel finden lässt, der Türen öffnet und da nagt auch die bittere Enttäuschung am Herzen, dass es in der Vergangenheit nicht geklappt hat mit der Freiheit von dem Rauschgift, dem Alkohol, der Tablette und wie die Suchtmittel alle heißen.
Vielleicht wünscht sich der eine oder die andere in dieser Zeit, da wir singen
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit – und – reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab wo Schloß und Riegel für, eine solch offenes Tür und den Schlüssel für das einsperrende Schloß :
der Politiker – die Politikerin, die mit den Zukunftsfragen beschäftigt sind bei der Klimakonferenz in Bali oder ganz einfach über den Jahreshaushalt im Ministerbüro gebeugt. Da wird ja oft der mit vielen Worten beschworene Durchbruch versucht – ein Tor in der Mauer. Und dann kommen sie von allen Seiten – in der Regel die Interessenvertreter – und verstellen die Öffnung, wollen vorher die eigene Freiheit sicherstellen. Das geht meist auf Kosten der Freiheit der anderen. Und wenn die sich alle zusammentun, dann ist das Tor ganz schnell wieder verschlossen oder so klein geworden, das kaum noch etwas geht. Wo ist der Schlüssel ? Wo der Heilige, der Wahrhaftige, der aufschließt und niemand schließt zu ?
Vielleicht wünscht sich der eine oder die andere in dieser Zeit, da wir singen
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit – und – reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab wo Schloß und Riegel für, eine solch offenes Tür und den Schlüssel für das einsperrende Schloß :
die Kirchenleute in Synoden und Dezernaten, Vorständen und Arbeitsausschüssen, Lenkungsgruppen und was es sonst noch für Gremien geben mag in dieser unserer Kirche, wenn sie unser Nordelbien und nun wohl auch noch im Verbund Mecklenburg und Vorpommern zukunftsfähig machen wollen. Zukunftsfähig, das ist so ein Begriff aus der Personal – und Organisationsentwicklung.; stammt weniger aus der Bibel als aus entsprechender Fachliteratur. Da ist die Rede von Schlüsselfaktoren erfolgreichen Vorgehens, auch von Schlüsselpersonen also Menschen die öffnen können. Aber das ist nicht der Schlüssel Davids – der steht für die Zukunftsverheißung Gottes – und das sind wohl auch keine Heilige – vielleicht Wahrhaftige ? Sie kommen aus der Schule der Unternehmensberater – haben vielfach Eingang gefunden in unsere Kirche. Nun sei es, wie es ist – gelegentlich sind die Kinder der Finsternis – also dieser Welt – ja klüger als die Kinder des Lichtes, so sagt es ja schon Jesus. Dennoch : Fragen müssen erlaubt sein an diesem 2. Advent mit diesem Bibeltext aus der Offenbarung des Johannes zur Predigt.
Und dieser Text fährt, nachdem er den Ansprechpartner dieses Sendschreibens an eine kleine Gemeinde in Kleinasien – der heutigen Türkei, als den heiligen und wahrhaftigen Türöffner vorgestellt hat, nun mit einer Diagnose des Ist – Zustandes dieser Stadtgemeinde Philadelphia fort. Eine Stadt, die schon mal größere Bedeutung hatte und einer Gemeinde, der es wohl auch schon mal besser ging. Husum und Marien lassen grüßen. Übrigens – wenn es an die tatsächliche Umgestaltung in Richtung Zukunftsfähigkeit von Organisationen geht, dann fangen dort die Fachleute auch mit der Organisationsdiagnose an. Vielleicht können wir ja doch von einander lernen.
Wie sieht die nun in Philadelphia aus ? Da gibt es eine offene Tür und die darf keiner zuschlagen. Und da gibt es eine kleine Kraft, die sich darin zeigt, dass die Gemeinde das Wort Gottes bewahrt und sich in Geduld geübt hat. Große Anfechtung hat diese Gemeinde erlebt und wird sie auch noch weiterhin erleben. Es gibt Widersacher – die Synagoge des Satans werden sie genannt. Ein in der Geschichte übrigens oft schändlich missbrauchter Begriff im Blick auf das gesamte Judentum bis hin zu christlichen Pogromen für jüdische Mitbürger. Ja, gar bis hin zu Rassenhass und grausamer Vernichtung.
Natürlich hat es in der Urchristenheit große Auseinandersetzungen gegeben zwischen jüdischer Synagoge und junger christlicher Gemeinde. Aber der Sprecher in diesem Brief sieht als Ziel nicht deren Vernichtung, ganz im Gegenteil : In geschwisterlicher Vereinigung. Sie sollen erkennen, dass ich dich geliebt habe.
Das also ist die Diagnose :
eine offene Tür
eine kleine Kraft
Festhalten an Gottes Wort und Üben in Geduld.
Und nun wird keine Umsteuerung in eine andere Richtung angezeigt. Es werden keine neuen Ziele gesteckt, schon gar nicht aufoktruiert. Es wird kein großes Bild einer zukunftsfähigen Kirche entworfen. Die Perspektive heißt : Halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme. Mehr braucht Kirche anscheinend nicht als eine offene Tür, eine kleine Kraft, Festhalten am Gotteswort und üben in Geduld.
Das soll genug sein ? Vielleicht oder sicherlich reicht es für eine Gemeinde, die davon ausgeht, dass der Herr sowieso bald wiederkommt : Siehe, ich komme bald. Und dann deuten die Pfeiler in dieser Kirche nicht mehr nur daraufhin, dass die geduldigen Überwinder tragende Säulen der Kirche sind, und dann ist das Portal am Eingang der Marienkirche und hinter Kanzel und Altar nicht mehr nur Sinnbild, sondern gelebte und erfahrene Wirklichkeit. Aber ist diese Gemeinde im 1. und 2. nachchristlichen Jahrhundert zu vergleichen mit einer verfassten Volkskirche am Anfang des 21. Jahrhunderts ?
Ungebrochen über den garstigen Graben der Geschichte hinweg in der Tat nicht.
Aber in seinen Grundaussagen, seinen Essentials schon. Wir brauchen wohl andere Formen der Organisation als die Leute in Philadelphia. Aber was uns trägt und der tiefste Hintergrund unseres Handelns ist, da muß – nein, da darf sich nicht ändern.
1. Wir sind gehalten und getragen von einem Gott, der uns offene Türen schenkt und von sich aus aufschließend und die Gegenwart und die Zukunft öffnend auf uns zugeht.
2. Wir haben nur eine kleine Kraft. Allmachtsphantasien und Würde einflößendes Gehabe überlassen wir getrost den Machern und Managern, obwohl es auch denen nicht gut zu Gesichte steht.
3. Ohne geduldiges und immer wieder eingeübtes Hören auf Gottes Wort geht gar nichts.
Und dann kann es passieren, dass im Geiste Jesus, des mitleidenden und Leben spendenden Bruders und Herrn, sich manche Tür auftut und manches Schloß sich öffnet. Und dann müssen wir vielleicht nicht nur lesen, dass in Lütjenburg ein Gedenkgottesdienst stattfindet – und der ist ausgesprochen wichtig – sondern vielleicht, dass kirchliche Mitarbeitende eine Familie aufgesucht haben, die schwer bedroht war und die nun Hilfe und neue Luft zum Atmen erfuhr.
Dann sind die Augen offen für all die vielen, die an den Abhängigkeiten leiden, die sie knechten. Und es finden sich Weggefährten, die nicht alles den dafür vorgesehenen Einrichtungen überlassen, sondern den Weg der Betroffenen teilen, wenn er gefährlich wird.
Dann wird auch mal – kräftig mit der kleinen Kraft – das Wort genommen, um die nur auf Eigennutz bedachten in die Verantwortung zu rufen mit der Erinnerung daran, dass die Erde des Herrn ist und alle, die darauf wohnen , berufen sind, seine Kinder zu sein.
Dann wird auch in unserer Kirche in der dieser Zeit der Umbrüche und der Verwerfungen nicht die Hoffnung sterben, dass der Himmel einst neu wird und auch die Erde. Da ist noch ein Tor offen. Und jedes Mal, wenn wir uns um den Altar zum Mahl des Herrn scharen, dann haben wir es vor Augen : Macht hoch die Tür, die Tor macht weit und : O Heiland reiß die Himmel auf, reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloß und Riegel für. Amen
Infos unter:
Erstellt am: 10.12.2013 18:28 Uhr