Predigt am Gründonnerstag 2013

Lesung: 1 Kor 11, 20-27 / Evangelium: Joh 13, 1-15
Schwestern und Brüder!

Vielleicht waren Sie jetzt gerade etwas überrascht, als Sie die Lesung gehört haben und es da – unter anderem – hieß: „Wer also unwürdig von dem Brot isst und trinkt, macht sich schuldig am Leib und Blut des Herrn.“ Ich will Ihnen mitnichten die Feiertagsstimmung verderben, aber ich habe mir gedacht,
nachdem im Zuge der Wahl von Papst Franziskus so manche in unserer Kirche schon wieder lautstark monieren, dass mit ihm wohl keine liturgischen Kehrtwendungen z.B. hin zur verpflichtenden Handkommunion oder der Zelebration mit dem Rücken zum Volk machbar sind, da möchte ich Ihnen – gerade an dem Festtag, an dem wir der Einsetzung der Eucharistie durch Jesus selbst gedenken – ein Stück weit nahebringen, wie dieser Satz des „unwürdigen Essens und Trinkens“ im Zusammenhang mit der Eucharistiefeier bei Paulus zustande kam. Mit der Handkommunion, das werden die Erläuterungen zeigen, hatte das gar nichts zu tun. Obwohl das ja nun der Punkt ist, den uns Gläubige, die der Piusbruderschaft nahestehen immer wieder aufs Neue machen. Nur: die Menschen haben damals in Korinth die Kommunion nicht deshalb unwürdig empfangen, weil sie es mit der Hand taten, sondern dafür gab es andere Gründe – und genau die möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.
Sicher: heute gehen viele Menschen – im Gegensatz zu früher – fast schon gewohnheitsmäßig zur Kommunion, was bei manchen die Befürchtung aufkommen lässt: leidet da nicht die Ehrfurcht darunter? Oder manche äußern besorgt: Menschen, die nur hin und wieder kommen – sprich Weihnachten und vielleicht Ostern – und dann einfach zur Kommunion gehen, ist das denn die richtige Einstellung? Keine Frage, manches ist da sicherlich bedenklich, auch bei uns selbst – oder nicht? Nur: Paulus hat etwas ganz anderes im Blick, wenn er der Gemeinde in Korinth schreibt: Wer unwürdig isst und trinkt, der macht sich schuldig am Leib des Herrn. Was in seinen Augen das Kommunizieren zum Skandal macht, das ist nicht in erster Linie, dass da einer unvorbereitet daherkommt oder unandächtig zur Kommunion geht, wie wir das meinen. Nein, hier geht es um etwas grundlegend anderes. Schauen wir einfach mal genauer hin, worauf Paulus anspielt:
In den christlichen Gemeinden des Anfangs, also in der Zeit, in der man sich noch in den Häusern und nicht in Kirchen traf, da hat man zuerst miteinander gegessen und getrunken, bevor man – als eigentlichen Höhepunkt der Versammlung – die Eucharistie miteinander gefeiert hat. Die leibliche Stärkung in der Gemeinschaft um den Tisch sollte sozusagen einstimmen auf das, was man dann anschließend in der Messe miteinander feiert. Nun haben aber die besseren Kreise in Korinth ganz ungeniert vor den Augen der Ärmeren geprasst, ohne sie teilhaben zu lassen bzw. haben erst gar nicht auf die anderen gewartet, die da oft abgehetzt von der Sklavenarbeit kamen. „Wollt ihr jene demütigen, die nichts haben? So treibt ihr Schindluder mit dem Leib Christi! Wer das Leben nicht miteinander teilen will, kann anständigerweise auch nicht den Leib Christi miteinander teilen.“
Damit aber macht Paulus auf eine Bedingung für den Kommunionempfang aufmerksam, die immer und überall Gültigkeit hat – ob nun in Rom oder in Köln, in Buenos Aires oder hier auf Teneriffa und eben damals in Korinth: nicht die weiße Weste, nicht moralische Makellosigkeit, nicht unbescholtener Lebenswandel und auch nicht intakte Ehe- und Familienverhältnisse sind die Voraussetzung, sondern die Bereitschaft, die anderen in der Kommunion als Schwestern und Brüder anzunehmen und auch als solche zu behandeln. Wir erfüllen quasi den Auftrag Jesu nur dann, wenn wir als seine Familie um den Tisch sitzen und nicht beziehungslos wie in einer sterilen Bahnhofswartehalle nebeneinanderhocken. „Hände weg vom Leib des Herrn“, so lege ich jetzt dem Paulus mal Worte von heute in den Mund, „wenn ihr euch beim Mahl selbst und danach aufführt wie Fremde, die füreinander nur Luft sind.“
Paulus fragt also nicht nach dem moralischen Stand dessen, der an der
Kommunion teilnehmen will, sondern nach der Einstellung zum Sakrament, zum Leib Christi. In der Kommunion wendet uns Christus sein Leben zu, also seine Hingabe bis zum Letzten. Hingabe oder auch das Niederbücken für und zum anderen wie es in der Fußwaschung nachher deutlich wird, ist also der Inhalt dieses Sakramentes. Der Evangelist Johannes hat ja nicht umsonst an der Stelle, an der die anderen Evangelisten vom Mahl berichten, uns diese Fußwaschung überliefert. Er hat damit genau dieses Zeichen der Hingabe gesetzt und deutlich gemacht: Nichts kann das Sakrament der Eucharistie mehr beleidigen, als es für sich allein zu konsumieren und die anderen dabei außer Acht zu lassen oder sie wie Luft zu behandeln. Nur wenn wir vom hohen Ross heruntersteigen und uns dem Nächsten – insbesondere dem Leidenden und dem Bedürftigen zuwenden – wenn wir dem anderen also quasi auf Augenhöhe begegnen und ihm so seine Würde zeigen, nur dann erfüllen wir die einzigste Bedingung, die Jesus lt. Paulus an den Empfang der Kommunion knüpft.
„Ich gehe zur Kommunion“, sagen wir manchmal etwas unbedacht und tun so, als wären wir die Aktiven, die Christus zu sich nehmen. Aber das stimmt nicht. Und genau das macht auch normalerweise der Kommuniongang hier in San Telmo deutlich: Christus kommt zu mir. Er kommuniziert mich, weil er mich einbezieht in seinen Leib; weil er mich in die Bewegung seiner Liebe mit hineinnimmt, und mich diese, seine Liebe, spüren lässt. Wir essen und trinken (auch wenn wir Letzteres selten tun) im Sakrament also nicht etwas Lebloses, Vergangenes, sondern das Leben des auferstandenen Christus, aber somit auch seine allumfassende Liebe zu allen Menschen. Die Frage ist, ob wir das wirklich wollen. Darin sollten wir uns prüfen, sagt Paulus, bevor wir zur Kommunion gehen. Wollen wir nur eine fromme Übung absolvieren, ein geweihtes Brot empfangen – oder sind wir bereit auch die Konsequenzen daraus als Leib Christi zu ziehen? Sind wir uns bewusst und wissen wir eigentlich, was wir uns da im wahrsten Sinne des Wortes ein“handeln“?
Lassen wir uns von ihm, dem Verwundeten, unsere Wunden berühren und heilen – oder polieren wir damit nur unsere Fassade? Wollen wir alten Streit und Enttäuschungen hinter uns lassen – uns herausholen lassen aus dem Grab der Rechthaberei oder des Haderns? Wollen wir uns befreien lassen von dem Streben, den anderen immer voraus zu sein? Wollen wir in den anderen wirklich die Schwester, den Bruder sehen, für die Christus sein Leben genauso gegeben hat, wie für mich?
„Herr, ich bin nicht würdig…“ Wir müssen ehrlich erkennen, dass unser Christsein nur selten eine klare Linie hat und unser Leben oft kein strahlendes Ganzes ist. Es ist Stückwerk, verworren und zerbrechlich. Vieles ist bereits gebrochen und bleibt deshalb Bruchstück: Halbherzige Taten, enttäuschtes Vertrauen, gebrochen Beziehungen, Bruchstücke in Ehe und Familie… Aber genau diese, unsere Gebrochenheit, macht Christus zu seiner eigenen. In der Eucharistie kommuniziert der Christus mit uns, der unsere Gebrochenheit und Halbherzigkeit aushält und der seine Treue darin erweist, dass uns nichts, aber auch gar nichts in dieser Welt von ihm trennen kann – es sei denn, wenn wir uns selbst von ihm lossagen und uns seiner Liebe entziehen.
Spüren Sie jetzt, auf was es in der Eucharistie ankommt? Nicht auf Weihrauch, goldene Schalen, mystische Gesänge und frommes Beten. Sondern auf die Kommunikation, auf das sich einlassen mit all denen, für die Jesus dieses Mahl gestiftet hat und darauf, dass wir einander als Schwestern und Brüder Ansehen und Würde schenken. Damit wir diesem Anspruch geercht werden beten und bitten wir: „Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehest unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird mein Seele gesund und mein Leben heil.“ Amen.

Infos unter:

Erstellt am: 28.03.2013 13:20 Uhr

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