
Seit Freitag also ist es nun in 21 Ländern dieser Welt zu kaufen, das iPhone der zweiten Generation. Und während Apple das begehrte Teil -getreu der erprobten Strategie einer Steigerung der Nachfrage durch künstliche Verknappung -in homöopathischen Dosen an die Händler ausliefert, haben wir einen Blick unter seine Haube geworfen. Eine Haube übrigens, die im Gegensatz zur Alu-Rückwand des Vorgängers in weissem oder schwarzem Plastic gehalten ist, damit auch die neu verbaute satellitengestützte Positionsbestimmung widerstandslos geortet werden kann. Schliesslich ist jedes Handy auch ein Sender und verrät oft mehr über den Standort des Nutzers, als diesem lieb sein kann. Womit wir schon mitten drin bei den Unterschieden zwischen den Gerätegenerationen wären. Provokativ formuliert, ist jetzt das iPhone auf jenem technischen Stand, den die Konkurrenz von Nokia und Co. schon seit Jahren verkauft. Der 3G-Standard erhöht den Datenfluss und die HSDPA-Erweiterung auf 3,5G lässt gar mobile Internetnutzung schnell wie ADSL zu -zumindest theoretisch, denn der Funkstandard ist nur ein Teilaspekt des Surf-Tempos. Unsere Tests jedenfalls zeigten nicht den von vielen dank GSM beschworenen Temporausch. Zudem hatte Apple-Chef Jobs schon beim ersten iPhone dessen Beschränkung auf den EDGE-Standard mit dem zu hohen Verbrauch durch UMTS begründet. Die Warnung war berechtigt. Das neue iPhone hält bei gleicher Nutzungsintensität nur gut halb so lang durch wie sein Vorgänger. In der Regel muss der Akku, den man leider noch immer nicht selbst auswechseln kann, allabendlich ans Netz es sei denn, man surft und telefoniert ohne UMTS, was nicht in allen Ländern klappt. Attraktiv hingegen ist Apples Offensive hinsichtlich eines universalen Abgleichs von Adressen, Mails und Terminen. Dank der Anbindung an Microsofts E-Mail-Programm Outlook -eigentlich der programmierte Erzfeind von Apple -herrscht auf dem neuen iPhone via Firmen-Server oder Apples neuem Netzdienst „Mobile me“ vergleichbarer Komfort wie beim Black-Berry. Ein strategischer Schritt, den Apple bewusst zur besseren Anbindung der Geschäftskunden gegangen ist. Hängt man das iPhone an die iTunes-Software, die zunehmend das Nadelöhr zur Nutzung des Leistungsumfangs dieses Handys darstellt, verkaufen einem Drittanbieter über den „Application-Store“ Hunderte von Anwendungen für das iPhone. Einige davon -etwa MMS oder Spracherkennung -sind bei andern Handys kostenloser Standard. Auch die altgediente Copy-Paste-Funktion gibt es beim zweiten iPhone noch immer nicht. Und wenn wir schon beim Wünschen sind: Eine höher auflösende Kamera mit Video-Funktion und eine physische Tastatur zum besseren Tippen stünden auch auf dem Zettel. Offensichtlich aber will Apple das iPhone als mobile Computer-Plattform etablieren. Mit diesem Ziel hat der Konzern auch sein Geschäftsmodell geändert: Das Neue kann von den Providern subventioniert werden, was den Gerätepreis deutlich verbilligt hat. Die eigentliche Geldmaschine aber soll der gesteigerte Datenverkehr sein. Die Chancen für die Cash Cow stehen gut: Bis Ende Jahr wird das iPhone in 70 Ländern angeboten, Apples Ziel sind zehn Millionen verkaufte Geräte, womit aber erst ein Prozent des Mobilfunkmarktes abgedeckt wäre. Wie erwähnt ist beim neuen iPhone auch GPS an Bord, auch wenn man die Funktion auf dem Display kaum findet. Das mag damit zusammenhängen, dass der Service noch längst nicht das Niveau gängiger GPS-Geräte bietet: Eine akustische Routenführung fehlt ebenso wie eine normierte Strassengrafik. Fraglos eröffnet sich hier lukratives Potenzial für Tom Tom und Co. Bliebe noch die Qual der Wahl des idealen iPhone-Abos, die das begehrte Teil als Provider freischalten dürfen. Hier bietet sich der Gemeinplatz „das kommt darauf an“ regelrecht an. Surfen Sie doch zur Klärung einmal auf die sehr spannende Homepage von neuerdings.com und suchen Sie dort nach dem „iPhone-Tarifrechner“.
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Erstellt am: 13.07.2008 17:57 Uhr