Zündfunke, Montag, 19.12.11

 

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Montag, 19.12.11:
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Stellen Sie sich einfach mal vor, eine Forschergruppe aus dem fernen Weltall käme in diesen vorweihnachtlichen Tagen zu uns auf die Erde. Und stellen Sie sich weiter vor, diese Wesen aus fernen Galaxien hätte den Auftrag, die Religion von uns Menschen zu erkunden. Ich male mir mal aus, dass sie nach ihrer Rückkehr vielleicht folgendes berichten könnten: „Als wir ankamen, feierte man gerade ein großes Fest. Die Straßen erstrahlten in festlichem Glanz und alle waren in freudiger Erwartung.
Überall sahen wir Bilder und Figuren eines alten Mannes mit einem weißen Bart und einem roten Mantel. Die Menschen nannten ihn „Weihnachtsmann“ und deshalb benannten sie auch diese Zeit entsprechend – also Weihnachtszeit. Es muss wohl so etwas wie das Hochfest der Menschen sein. Denn als wir fragten, warum denn all die Menschen trotz feuchtkalter Witterung mit voll bepackten Taschen und Tüten unterwegs waren, da sagten sie nur: „Wir kaufen doch für Weihnachten ein.“
Ja, so oder ähnlich könnte es vielleicht sein, wenn die Außerirdischen von ihren Erfahrungen im vorweihnachtlichen Trubel berichteten. Sie hätten einiges richtig beobachtet, aber doch nicht alles über die Vorweihnachtszeit erfahren. Vor allem hätten sie nicht erkannt, was Weihnachten uns Christen bedeutet. Dazu hätten die Außerirdischen vielleicht gestern einen Gottesdienst besuchen müssen. Da hätten sie nämlich in den katholischen Gottesdiensten die Bibeltexte hören können, die von der Verkündigung der Geburt eines Mannes sprechen über den es im Evangelium heißt: „Gott wird ihm den Thron seines Vaters David geben.“
David, das war der große König des Volkes Israel gewesen, der seinem Volk Gerechtigkeit und Frieden geschenkt hatte. Doch die Nachfolger Davids waren dann eine einzige Enttäuschung. Nach so langer Zeit hatten die Menschen eigentlich allen Grund, die Hoffnung auf einen politischen Führer wie David zu begraben. Aber: Die Menschen wollten sich ihre Hoffnungen auf einen neuen David nicht nehmen lassen. Zu groß war die Not – ein Retter musste einfach kommen!! Und dann erkannten sie ihn, den wahren Nachfolger Davids, in der Person des Jesus von Nazareth. Er kam aber nicht aus der Reihe derer, die schon in der Vergangenheit ihre Versprechungen nicht gehalten hatten; nein, dieser Mann wurde direkt von Gott gesandt. An einem roten Gewand und einem weißen Bart kann man ihn nicht erkennen – sondern nur daran, dass er sich ganz auf die Seite der Armen und Schwachen gestellt hat.

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Erstellt am: 19.12.2011 19:00 Uhr

Pilotenstreik

Das spanische Verkehrsministerium hatte angeordnet, dass die Piloten trotz des Streiks ein bestimmtes Mindestangebot an Flügen aufrechterhalten mussten. Dazu gehörten unter anderem die Flugverbindungen mit den Balearen und den Kanarischen Inseln.

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Erstellt am: 19.12.2011 18:48 Uhr

Predigt zum 4. Advent

L I: 2 Sam 7, 1-5.8b-12.14a.16 / Ev.: Lk 1, 26-38
Schwestern und Brüder!
Manchmal wünschte ich mir, es wäre schön ein Engel zu sein, der direkt vom Himmel kommt und eine erlösende Botschaft ausrichten darf. Zum Beispiel, dass all das Trennende zwischen den christlichen Konfessionen endlich aufgehoben und überwunden ist. Oder dass es endlich ein Medikament gibt, welches Karzinome heilt oder Aids besiegt. Oder dass endlich wieder die Menschen im Mittelpunkt der Politik stehen und nicht das Geld oder der Kampf um irgendeine Währung.

Aber zum einen bin ich kein Engel und zum anderen habe ich solche Botschaften leider nicht; ich hab nur die alte Geschichte von jenem Engel, der die Erlösung, das große Projekt des Himmels mit der Erde an eine junge Frau namens Maria ankündigte. Oft hab ich mir schon überlegt, wie das damals wohl so vor sich gegangen ist. Ob es da wohl einen Planungsstab gab, der für dieses Erlösungsprojekt eine Strategie entworfen hat oder wie man sich das denken muss. Dabei ging mir so alles Mögliche und auch Unmögliche durch den Sinn, aber vielleicht war es ja wirklich so:
Als Gott erkannte, dass es an der Zeit sei, die Menschen zu erlösen, da gab er seinen Engeln die Zielvorgabe, eine Botschaft auszuarbeiten, die allen, aber auch wirklich allen Menschen versichert: „Ich bin immer bei euch – in all den Höhen und den Tiefen eures Lebens. Weder Tod noch Leben, weder Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges kann euch diese Gewissheit meiner Gegenwart und meiner Liebe nehmen.“ Natürlich gab es im Planungsstab der Engel Rückfragen, z.B. ob es nicht einfacher wäre, die Schöpfung einfach umzugestalten, dann wäre das Ziel doch ganz schnell erreicht. Aber die Zentrale, Gott selbst, gab zurück: Die Erlösung gilt für die real existierende Schöpfung – und zwar so wie sie jetzt ist. Daraufhin trat dann der erste Engel vor und sagte: Wenn die Menschen in Gott verliebt sind, dann können sie ihn doch auch in seiner Abwesenheit so spüren, als sei er da – ähnlich wie Verliebte, die sich ja auch immer spüren, selbst wenn sie einander nicht sehen. Also gehe ich einfach hin zu den Menschen und sage ihnen: Gott hat sich in euch verliebt, auch wenn ihr das nur bildlich oder als Metapher wahrnehmen könnt.
Da sagte aber ein zweiter Engel: Das ist doch viel zu abstrakt. Das muss man vielmehr in ein Gleichnis fassen; ein Gleichnis dergestalt, dass es sich mit Gott so verhält wie mit einem König, der sich nach dem Tod seiner Frau in ein einfaches Mädchen verliebt hatte. Das Mädchen wollte das aber nicht glauben und forderte Taten. Also dankte der König ab, verzichtete auf den Thron zugunsten seines Sohnes und kam dann zu seiner Geliebten und warb um sie. Ob die aber auch einen König heiraten will, der auf seine ganze Macht verzichtet hat? Der auf einmal nur noch ein Mensch wie jeder andere ist? An dieser Stelle müsste dann das Gleichnis abbrechen, denn das Ende müssen die Menschen in ihrem Leben selbst finden – meint ihr nicht? Es hängt dann ganz allein von ihnen ab, ob sie zur Werbung Gottes ja sagen können oder nicht.
Jetzt meldete sich ein dritter Engel und warf ein: Bei solchen Gleichnissen sagen die Menschen doch gleich, das ist nur Dichtung, aber nicht real. Also muss man der Dichtung ein Stück Realität beimischen, etwas, was die Menschen aufhorchen lässt, vielleicht etwas Skandalöses. So z.B., dass ein Geistlicher den Auftrag bekommt, eine Frau mit einem unmoralischen Lebenswandel zu heiraten, eine Geschiedene oder gar eine Prostituierte. In dieser Liebe soll dann die Liebe Gottes zu den Menschen aufleuchten und dann werden sie schon spüren, wie schön… Ach das geht doch überhaupt nicht, unterbrach ihn jetzt ein vierter Engel. Auch eine symbolische Handlung ist zu viel Bild und zu wenig harte Realität. Ich meine, Gott soll nicht zugunsten seines Sohnes abdanken, sondern ihn auf die Erde schicken. Er soll wie alle anderen von einer Frau geboren werden, klein und schrumpelig bei der Geburt, schreiend und mit roten Flecken, und dann soll er aufwachsen wie alle anderen Kinder auch. Von wegen Musterknabe. Nein, weder er noch die Familie sollen etwas Besonderes sein, sondern sie sollen die Risiken des Lebens mit den anderen teilen. Das Nicht-Verstanden-Werden, die Sorge um das tägliche Brot, Krankheiten und Tod. Nur dann, wenn Gott in einem wirklichen Leben ohne jegliche Abstriche da ist, nur dann können wir doch den Menschen glaubhaft versichern: ER steht an eurer Seite – von der Geburt bis zu eurem Tod. ER ist bei euch, auch in den dunkelsten Stunden, selbst im Tod.
Bei all diesen Gedanken war nun aber das große Problem für die Engel: Wie erkennen denn die Menschen, dass da kein beliebiger Mensch, sondern der Sohn Gottes geboren wurde? Also doch etwas Besonders veranstalten? Z.B. eine alte unfruchtbare Frau erwählen die ein Kind bekommt? Das wäre doch ein Zeichen für Erlösung, meinten die einen. Andere meinten dagegen: Das hatten wir doch schon mal bei Hanna und Samuel. Also lieber eine Steigerung – wie wär‘s mit einer jungen Frau? Und sie soll nicht unfruchtbar, sondern unberührt sein. Das wäre in einer Zeit, in der anscheinend die einzig interessante Frage für viele lautet: Wer schläft mit wem?, doch viel, viel interessanter. Wir Engel zeigen: Das Größte in der Welt geschieht, ohne dass eben jemand mit jemandem geschlafen hat.
Einige Engel waren begeistert, andere dagegen taten sich unsagbar schwer mit all diesen Gedanken. Vor allem aber gab es moralische Bedenken gegen die ungewöhnliche Geburt. Wertet sie nicht alle ab, die – als Folge einer Liebesnacht zweier Menschen – geboren werden? Könnten nicht manche auf die Idee kommen die Liebe Gottes ließe sich nur unter Ausschaltung der menschlichen Sexualität verwirklichen? Als müssten gute Menschen wie Engel sein – frei von allen menschlichen Gefühlen und Begierden. Schließlich einigte man sich auf drei Kompromisse:
Erstens – das Kind soll tatsächlich Sohn Gottes heißen. Aber in einer der
vier Schriften über sein Leben, soll er erst als Erwachsener dazu adoptiert werden. Deshalb heißt es bis heute im Markusevangelium: „Du bist mein geliebter Sohn, Dich habe ich erwählt.“ Und das sagt dann diese Stimme auch als Botschaft an uns Erwachsene: Mitten im Leben könnt ihr Töchter und Söhne Gottes werden. Es hängt nicht von eurer Kindheit ab, ganz so, als wären da schon alle Würfel gefallen. Nein, wir werden alle geboren, um so wie der eine Sohn Gottes, mitten im Leben zu Kindern Gottes zu werden.
Zweitens – der Verkündigungsengel überbringt zwei Botschaften an Maria; die eine, dass sie einen Sohn gebären wird, der von Gott zum König berufen ist und die andere, dass der Heilige Geist der Auslöser der Schwangerschaft ist. Da konnten jetzt selbst die Gegner der wundervollen Geburt zustimmen, weil ja der Heilige Geist an die Stelle des Mannes tritt und dieser Geist ja allen verheißen ist. Alle können diese Kraft empfangen und so wird auch niemand diskriminiert.   
Der dritte Kompromiss lautet schließlich: Irgendwo soll gesagt werden, dass diese wunderbare Zeugung auch ein Bild dafür ist, was mit allen Menschen geschehen soll. Daher lesen wir im Johannesevangelium an der Stelle, wo eigentlich von der Geburt des Gottessohnes die Rede sein solle, von der wunderbaren Geburt aller Christen. Wir lesen da vom Wort, das am Anfang bei Gott war und das in die Welt kommt und von den einen aufgenommen wird und von den anderen nicht. Da heißt es dann wörtlich: „Allen, die das Wort aufnahmen, gab er die Macht, Kinder Gottes zu werden; allen die an seinen Namen glauben…“ – und jetzt kommt das Entscheidende – „die nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern von Gott geboren sind.“ Also: Alle Menschen, die das Wort aufnehmen, erhalten ein neues Leben. Und wie geschieht das? Nun, in dem Christus in uns geboren wird. Wenn wir ihn in uns aufnehmen, wenn wir an ihn glauben, dann sind wir neue, sind wir andere Menschen. Auf diese innere Verwandlung kommt es an. Oder wie der Mystiker Angelus Silesius formuliert hat: „Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren, aber nicht in dir; du bleibtest trotzdem verloren.“
Nach langer Diskussion hatten sich die Engel also auf diese drei Kompromisse geeinigt. Und dann schickten sie den Engel Gabriel mit der Botschaft an Maria los nach Nazareth und gleichzeitig starteten viele Engel zu allen Menschen. Und einer von ihnen ist jetzt auch unterwegs zu jeder und jedem von uns – zu ihnen und zu mir. Er will uns auch dieses Jahr die Botschaft überbringen: Gott ist immer bei dir. Nichts kann dich von ihm trennen, nichts kann dich von der Liebe Gottes scheiden, die in diesem Kinde ist. Wenn du es in dein Herz aufnimmst, wenn es noch einmal in dir geboren wird, dann wird dein Leben voll werden von der Liebe Gottes. Es wird froh werden wie das Leben eines Verliebten – und wäre es auch nur für einen kurzen Augenblick. Wenn Gott in dir geboren wird, dann kann dir nichts Größeres mehr geschehen und dein Leben hat einen unauslöschlichen Wert – und das gilt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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Erstellt am: 19.12.2011 18:37 Uhr

Symphonie Orchester von Teneriffa

 

Die neue Saison der OST scheint eine der attraktivsten Aufführungen der letzten Jahre zu werden. Am 11. November begann im Auditorium die Herausforderung der OST für diese Auftritte: die jüngsten und international verheißungsvollsten Leitungen und Darsteller. Ihre Anwesenheit ist unumgänglich ;-).

Ab November 2011 bis Juni 2012 im Auditorio de Tenerife Adán Martín (Santa Cruz).

www.ost.es

 

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Erstellt am: 18.12.2011 23:56 Uhr

Sonntag, 11. Dezember 2011

Zündfunke am Sonntag, dem 11. Dezember 2011

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

die Zündfunken der letzten Tage hatten, besonders gestern, immer einen ernsten Ton mitschwingen.

“Advent ist eine ernste Sache” war mal so was wie eine stehende Redewendung in meinem Freundeskreis, nachdem ein Pfarrerkollege diesen Satz in seiner Predigt betont hatte.

Es stimmt: Advent ist eine ernste Sache. Die Zeit vor Weihnachten war in früheren Zeiten wohl unterschieden von der Zeit nach Weihnachten. Adventszeit war Bußzeit, Fastenzeit. Weihnachten erst war Freudenzeit. In manchen Dörfern oben im Erzgebirge wurde noch vor wenigen Jahren erst am Weihnachtstag der Lichterschmuck angemacht. In vielen Häusern wird bis heute der Weihnachtsbaum erst am Heiligen Abend aufgestellt. Und noch in meiner Kindheit war es so, dass der Christstollen erst am Heiligen Abend angeschnitten wurde. Es sollte ein Unterschied zwischen Advent und Weihnachten sein. Denn Advent ist eine ernste Sache.

Am heutigen dritten Adventssonntag werden wir im Gottesdienst ein passendes Lied dazu singen: Mit Ernst, o Menschenkinder, das Herz in euch bestellt.

Warum mit Ernst? – Weil Gottes Sohn oder, wie es im Lied heißt, das Heil der Sünden, der wunderstarke Held bei allen einkehren möchte.

Dass Gott in Jesus Christus zu den Menschen kommt, ist keine spaßige Angelegenheit, sondern eine ernste Sache. Jesus kommt in Armut, und er kommt um zu leiden und zu sterben. Und das alles, weil wir ihm so wichtig sind, weil wir ihm so sehr am Herzen liegen. Es ist ihm ganz ernst.

Das sollten wir uns bewusst machen hin und wieder im Advent. Darauf sollten wir uns einstellen. Nicht nur die Äußerlichkeiten für das Fest vorbereiten, sondern innerlich bereit werden für den Herrn.

In der letzten Strophe heißt es:
Ach mache du mich Armen zu dieser heilgen Zeit aus Güte und Erbarmen, Herr Jesu, selbst bereit. Zieh in mein Herz hinein vom Stall und von der Krippen, so werden Herz und Lippen dir allzeit dankbar sein.

Advent ist eine ernste Sache. Aber wenn wir ernst nehmen, was Advent für uns bedeutet, dann werden wir froh und dankbar.

Ich wünsche Ihnen noch zwei gesegnete Adventswochen!

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Erstellt am: 18.12.2011 09:57 Uhr

Zündfunke, 18.12.2011

Einen wunderschönen 4. Adventssonntag wünsche ich Ihnen!
Von Romano Guardini stammt folgendes Zitat: „Dass einer dem anderen Rast gebe, auf dem Weg nach dem ewigen Zuhause.“
Sind wir nicht alle Tag für Tag auf dem Weg nach Hause. Jeder Mensch braucht so ein Zuhause, und nicht nur ein Dach über dem Kopf. Wie aber so ein Zuhause aussehen kann, wie es sich gestaltet, das kann sehr unterschiedlich sein.
Ein Zuhause, das ist eine Heimat, in der ich mich geborgen fühlen kann, wo ich mich aufgenommen weiß, und da spielt es gar keine Rolle, an welchem Ort sich mein Zuhause befindet.
Viele von Ihnen haben mehrere solcher Zuhause, je nach Jahreszeit hier auf Teneriffa, oder im deutschsprachigen Raum. Aber nicht alle sind damit glücklich geworden. Sie vermissen irgendwo immer das, was sie gerade nicht antreffen.

Aber sind es wirklich nur die sogenannten äußeren Umstände, die manchen von uns schwer zu schaffen machen? Wenn wir ehrlich sind und in uns hineinhorchen, sind es da nicht eher die Gefühle und Empfindungen, die es uns schwer machen, unseren jeweiligen Aufenthaltsort als Zuhause zu empfinden?
Jeder Mensch braucht in seinem Zuhause andere Menschen, damit er sich wohlfühlen kann. Und das kann sich natürlich in einer fremden Umgebung etwas schwieriger gestalten als im bekannten Umfeld. Aber: Wenn ich mich aufmache, mein Zuhause in einer fremden Umgebung zu finden, wohlgemerkt, freiwillig aufmache, dann muss mir bewusst sein, dass ich mir dieses Zuhause auch schaffen muss. Ich kann nicht erwarten, dass es mir  einfach so zufällt. Ich muss raus aus meinem Zuhause, muss auf andere zugehen, damit mir zuhause nicht die sprichwörtliche Decke auf den Kopf fällt. Ich kann und darf nicht immer nur warten und hoffen, dass sich ein anderer an mich erinnert und mich weckt und rausholt aus meiner Lethargie.
Wenn ich das schaffe, dann gebe ich mir und anderen Raum für ein Zuhause, dann kann ich mich entfalten und helfe somit anderen wiederum, ihr Zuhause zu finden und zu schaffen.
Das beste Zuhause, das man haben kann, sind Menschen, mit denen man gut zurecht-kommt, bei denen man sich wohl fühlt. Da ist unser Platz, da ist unser Zuhause. Bei diesen Menschen fühlt man sofort: hier kann ich Ich sein, da kann ich meinen Weg suchen und finden, da kann ich mich ausruhen, ausweinen, da darf ich einfach leben.
Auch der letzte Sonntag im Advent 2011 bietet immer noch die Möglichkeit, nach einer Raststelle zu suchen, die uns Halt gibt, auf dem Weg zu unserem Zuhause.

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Erstellt am: 18.12.2011 05:27 Uhr

Samstag, 10. Dezember 2011

Zündfunke am Samstag, dem 10. Dezember 2011

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

in vielen Advents- und Weihnachtsliedern ist die Rede vom Morgenstern, ein Bild für Jesus Christus. Am eindrücklichsten und bewegendsten ist für mich das Lied: Die Nacht ist vorgedrungen:

Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern! Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.

Bei diesem Lied kann ich den Dichter und sein Geschick nicht vergessen. Es ist Jochen Klepper. Und er weiß, wovon er dichtet, wenn er von der Nacht und vom Dunkel schreibt. Unter dem Lied steht die Jahreszahl 1938. Es ist der Advent nach den Pogromen vom 9. November. Fast jeder Tag bringt neue Einschränkungen, neue Schreckensnachrichten für die Juden. Und Jochen Klepper ist mit einer Jüdin verheiratet.

Ja, es ist Nacht. Aber die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. Der Morgenstern ist schon aufgegangen, der die Sonne ankündigt. Es sind Verse, die wirklich aus Tränen geboren sind – und aus dem Lichtschein von Advent und Weihnachten.

Kleppers Tagebuch beginnt jeden Tag mit einem Bibelwort aus den Losungen. Diese Worte sind ihm Lichtstrahlen im Dunkel.

Aber es ist nur erst der Morgenstern, noch nicht die Sonne selbst. Der Glanz des neuen Tages ist noch nicht aufgegangen. So ist unsere Welt im Advent:

Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld. Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte hält euch kein Dunkel mehr, von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.

Vier Jahre später, im Advent 1942 ist das Dunkel um ihn herum so tief geworden, dass es in dieser Welt keine Hoffnung mehr für ihn und für seine Frau gibt: Die Zwangsscheidung steht bevor und die Deportation seiner Frau ins Vernichtungslager. Gemeinsam kommen sie dem zuvor.

Auf der letzten Seite seines Tagebuchs stehen die folgenden Sätze:
“Nachmittags die Verhandlung auf dem Sicherheitsdienst.
Wir sterben nun – ach, auch das steht bei Gott – Wir gehen heute nacht gemeinsam in den Tod.
Über uns steht in den letzten Stunden das Bild des Segnenden Christus, der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben.”

Der heutige 10. Dezember ist der Todestag von Jochen und Hanni Klepper.

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Erstellt am: 17.12.2011 01:52 Uhr

Zündfunke, 17.12.2011

Guten Morgen!
In Jesaja 40 ist folgendes zu lesen: „Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Jedes Tal soll sich heben. Jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben.“
Unser Menschenleben gleicht oft einer Wüste. Obwohl wir Menschen doch immer ein Paradies aus unserem Leben machen wollen. Obwohl wir paradiesische Zustände schaffen wollen, verwüsten wir oft alles.
Die meisten Beziehungen beginnen mit einer „Hoch–zeit“ und enden vielmals in Hass, Zerstörung und Verbitterung. Einige ganz Unerschrockene kämpfen anscheinend für eine „Heilige Sache“ und schaffen dadurch nur Not, Tränen und Elend.
Verzweiflung, Scheitern, Wüste – es gehört im Kleinen wie im Großen zum menschlichen Leben einfach dazu.

Wie oft habe ich folgende Sätze schon gehört: „Mit allem, was mir zur Verfügung stand, habe ich versucht, mir mein kleines Paradies aufzubauen und zu erhalten und jetzt, jetzt stehe ich vor dem Scherbenhaufen meines Glücks, die Wüste hat mich eingeholt. Ich habe alles falsch gemacht.
Ich habe mich normal verhalten, habe gelebt wie die meisten meiner Mitmenschen auch, habe teilgenommen am gesellschaftlichen Leben, habe alle Trends mitgemacht und nun?
Nun muss ich erkennen, dass ein solches Leben ganz und gar falsch und umsonst war, dass ich das Paradies mit der Wüste verwechselt haben, so dürr und ausgelaugt wie ich mir vorkomme.“
Wenn ich die Wüste so erkenne, dann zeigt sie mir auch wieder einen Weg aus dieser Wüste. Wenn ich mich wirklich anstrenge, dann kann ich sogar aus dieser Wüste etwas Positives mitnehmen: Nämlich den Weg zu mir selbst – und wenn ich ganz offen bin -auch den Weg zu Gott. Denn nirgendwo wird Gott so deutlich spürbar wie in den Wüsten unseres Lebens.
„Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben.“

(nach einer Idee von Elmar Gruber)

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Erstellt am: 17.12.2011 01:23 Uhr

Zündfunke, 16.12.11

Guten Morgen!
Wenn ältere Menschen über ihr Weihnachten sprechen, dann ist das oft ein Weihnachten aus früherer Zeit, vor allem ein Weihnachten aus den Kriegsjahren.
Ich, die ich diese Zeit nicht miterleben musste, mache mir da so meine Gedanken darüber! Warum ist das so? Warum bleiben gerade diese Weihnachten so stark im Gedächtnis verhaftet?
Beim näheren Nachdenken über diese Frage ist das sehr wohl verständlich, denn muss man nicht erst die Dunkelheit kennen lernen, um das Licht wirklich wahrzunehmen?
Viele Menschen erleben in ihrem Leben sehr viel Dunkles; Krankheit, Hass und Streit, z.B. Und wo bleibt da das Licht von Weihnachten?

Aber auch über die andere Seite denke ich nach. Es gibt immer mehr Menschen, die scheinbar auf der Sonnenseite des Lebens stehen, und zwar das ganze Jahr über, die so sehr geblendet sind, dass sie das Leid und die Not der anderen und ihre eigene innere Not gar nicht mehr wahrnehmen.
Die Weihnachtsbotschaft will uns das aufstrahlende Licht aus der Höhe vermitteln. Wir aufgeklärten, modernen Menschen lassen uns aber nicht mehr so schnell hinters Licht führen. Alles muss erklärbar und einleuchtend sein, nur dann glauben wir es. Ein Geheimnis, das aufstrahlt, ist allemal noch was für Leichtgläubige und Kinder, die noch an das Christkind glauben.
Nur wenn wir uns im Advent auf einen dunklen Weg begeben, wenn wir die Sehnsucht in uns spüren, das Licht von Weihnachten wahrnehmen zu können, wenn wir erkennen, dass Weihnachten uns das aufstrahlende Licht aus der Höhe schenken will, nur dann können wir unser Weihnachten so feiern, dass es uns nachträglich in Erinnerung bleibt.
Und ich glaube, diese Erkenntnis ist es, die viele ältere Menschen mit ihrem Weihnachten aus den Kriegsjahren in Verbindung bringen.
Die Dunkelheiten der damaligen Zeit waren da, für jede und jeden zu spüren und zu erleben, und dadurch war die Sehnsucht nach dem Licht um ein vielfaches größer, als dies heute der Fall ist. Und ich glaube auch, dass das Licht, das aufstrahlte, auch viel, viel früher entdeckt wurde, da die Welt drumherum nicht so schrecklich hell erleuchtet war.
Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir das nahende aufstrahlende Licht erkennen mögen, und dass wir dazu aber nicht allzu viel Dunkelheiten brauchen.
(nach einer Idee von Josef Ernst)

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Erstellt am: 16.12.2011 06:20 Uhr

Freitag, den 09.12.11

Zündfunke am Freitag, dem 9. Dezember 2011

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

Advents- und Weihnachtslieder sind voller Bilder und Symbole. Gar nicht so einfach, sich darauf immer einen Reim zu machen: Macht hoch dir Tür, Es kommt ein Schiff, Es ist ein Ros entsprungen, Der Morgenstern ist aufgedrungen usw.

Eine ganze Sammlung von Bildern ist in dem Lied O Heiland, reiß die Himmel auf zusammengetragen.

Schon das Bild in der ersten Strophe ist stark: Reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel für. – Ein verschlossener Himmel. Gott ist fern. Die Gebete und die Notrufe an ihn prallen ab. Ob es ihn überhaupt gibt? Ob da noch einer hört, wenn ich klopfe, rufe, schreie? – “Mach auf, Gott! Mach den Himmel auf. Komm raus, zeig dich!” – Ein Bild verzweifelter Sehnsucht. – Und dann die Erfüllung: offene Türen, die nicht mehr zu schließen sind, weil das Schloss aufgebrochen ist. – So ist Advent, so ist Weihnachten: Gott öffnet den Himmel, er kommt zur Erde.

Und in der zweiten Strophe: O Gott, ein Tau vom Himmel gieß! Aber dann ist dem Dichter der Tau viel zu wenig: Ihr Wolken brecht und regnet aus! – Gott möge wie ein Wolkenbruch über die Menschen kommen mit seiner Gnade, seiner Rettung, seiner Erlösung.

In der dritten Strophe ist die Erde dran. Nach dem Wolkenbruch wächst es, dass Berg und Tal grün alles werd, und auch da wieder die Sehnsucht nach dem Erlöser: O Heiland, aus der Erde spring!

In einer weiteren Strophe ist er dann die klare Sonn, das Licht der Welt, ohne dessen Schein wir alle in Finsternis umkommen müssten.

Alle diese Bilder sind Bilder aus der Bibel. Es sind Bilder der Sehnsucht, dass der ferne Gott, der, wie man bis heute vermutet, irgendwo fern im Himmel sitzt, herabkommt, zu uns kommt, sich um uns kümmert, uns froh und frei macht.

Zu Weihnachten ist der Himmel aufgerissen. Für die Hirten auf dem Feld, wo die Herrlichkeit des Herrn erstrahlt und Engelchöre singen, steht der Himmel offen. Aber das ist ja noch gar nicht das Eigentliche. Das Eigentliche ist dann das Kind in der Futterkrippe, das sie finden. – Ja, Gott hat den Himmel aufgerissen und ist als Mensch mitten unter den Menschen. Gott ist nicht mehr fern.

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Erstellt am: 16.12.2011 01:49 Uhr