Zündfunke, Mittwoch 18.04.12

Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!
„Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“ – jeder von uns kennt dieses Sprichwort. Ich werde daran erinnert, vorsichtig zu sein, damit ich mich und andere nicht in Gefahr bringe – etwa im Straßenverkehr. Damit ich nicht durch unbedachtes Gerede über die Gefühle eines Menschen hinweg gehe. Vorsicht, damit im Zwischenmenschlichen nichts zerbricht.
Eine gute Empfehlung. Ich kann mich aber auch hinter der Vorsicht verstecken, wenn ich kein Risiko eingehen möchte, jedes Wagnis scheue, vor einer Aufgabe kneife. Im Alltag sehe ich die größere Gefahr darin, dass ich zu vorsichtig bin. Oft scheue ich bereits einen kleinen Schritt über den eigenen Schatten hinaus, um auf jemanden zuzugehen. Mit zu viel Vorsicht werde ich mich nicht mit anderen und für andere engagieren. Mit zu viel Vorsicht mangelt es mir auch an Zivilcourage, wenn es gilt, zur rechten Zeit den Mund aufzumachen und mich schützend vor jemanden zu stellen. Vorsicht kann auch ein anderes Wort sein für: „Ich mein es doch bloß gut mit dir.“ Bin ich ehrlich, dann muss ich eingestehen: Mit solchen Bekundungen meine ich es manchmal eher gut mit mir. Nämlich dann, wenn ich unbedingt meine Ideen durchsetzen möchte. Wenn ich einen anderen nicht annehme, wie er ist, sondern ihn so haben möchte, wie ich ihn mir vorstelle. Und ich kann Neid und Missgunst mit Vorsicht tarnen, und das Gefühl, dass ich anderen das nicht gönne, was ich selbst nicht erreichen kann. Vorsicht ist gut, aber oft ist eher Mut angebracht. Und da fühle ich mich immer wieder angesteckt von Jesus aus Nazareth. Jesus finden wir nicht in der Ecke der Vorsicht. Der Versuchung, zu vorsichtig zu sein, ist er nicht erlegen. Ihn finden wir weit eher am Rande, an den Grenzen, in extremer Position: leidenschaftlich für das Gute, Grenzgänger aus Liebe. Da nimmt er auch Konflikte mit der politischen und religiösen Obrigkeit in Kauf. Die Liebe zu Kindern ist bei ihm so groß, dass er zornig wird wenn diese Liebe verletzt wird. Kranke, die zu den Ausgeschlossenen in der Gesellschaft gehörten, heilt er von ihren körperlichen, seelischen und geistigen Gebrechen. In einer ganz und gar von Männern beherrschten Gesellschaft ist sein Umgang mit Frauen selbstverständlich und unverkrampft. Jesus ist nicht vorsichtig, sondern einfach genial  – .um des Menschen willen.

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Erstellt am: 18.04.2012 06:33 Uhr

Husten

Zuerst Thymian anwenden!
Was sonst noch gegen Husten hilft, ist hier zu lesen – auch über Anistropfen für kleine Kinder
Wenn es gegen Erkrankungen der Atemwege geht, kann man auf Thymian kaum verzichten. „Überall wo der Husten mit krampfartigen Erscheinungen einhergeht, kann der Thymian helfen. Wir brauchen uns dabei vor hoher Dosierung nicht zu scheuen. Thymian ist zu diesem Zweck vielseitig zu verwenden.
Als Thymiantee: 1 Teelöffel vom Kraut mit 1 Tasse heißem Wasser überbrühen, abgedeckt 5 bis 10 Minuten lang ziehen lassen, schluckweise heiß trinken – mehrmals am Tag. Als Sirup: (aus der Apotheke) mehrmals täglich 1 Teelöffel voll, in schweren Fällen sogar alle 2 Stunden.
Als Extrakt (aus der Apotheke): 3 bis 6 mal täglich 1 Teelöffel voll. Es gibt darüber hinaus noch eine ganze Reihe anderer Heilpflanzen, die hilfreich gegen Husten sind. Alant, vor allem gegen chronischen Husten: Alantwurzel, Schlüsselblumenwurzel, Hufflattichblätter zu gleichen Teilen mischen: 2 Teelöffel davon mit 1 Tasse heißem Wasser übergießen, dann 5 Minuten lang kochen und 15 Minuten lang ziehen lassen, 3 mal täglich 1 Tasse trinken.
Fenchel, vor allem gegen Husten von Kindern. Entweder als Tee; 1 Teelöffel Fenchelsamen mit 1 Glas Wasser oder 1 Glas Milch übergießen, kurz aufkochen und ziehen lassen; 1 bis 2 Tassen täglich trinken.
Oder als Fenchelhonig: 1 Tropfen Fenchelöl (aus der Apotheke) mit 1 Eßlöffel Honig gut vermischen; mehrmals täglich 1 Teelöffel einnehmen. Isländisches Moos, insbesondere gegen Husten, der bei der chronischen Bronchitis immer wieder aufflackert, sowie für ältere Menschen mit schlechtem Allgemeinzustand, weil es zusätzlich anregend und stärkend wirkt: 1 Teelöffel der getrockneten Flechte mit 1 Tasse kaltem Wasser aufsetzen, langsam erhitzen und mehrmals aufkochen lassen, abseihen, morgens und abends jeweils 1 Tasse trinken – regelmäßig und langandauernd.
Spitzwegerich vor allem gegen Husten der Kinder, die ihn als Sirup (aus der Apotheke) am liebsten mögen. Andere Anwendungen sind der Tee und der Preßsaft. Für den Tee 1 Teelöffel des geschnittenen Krautes mit 1 Tasse kaltem Wasser ansetzen, 6 Stunden lang ziehen lassen, über den Tag verteilt trinken. Vom Saft 3 mal täglich 1 Teelöffel in Wasser oder Milch verdünnt trinken; er sollte zwar frisch getrunken, kann aber konserviert werden: Den Preßsaft zu gleichen Teilen mit Honig mischen etwa 20 Minuten lang kochen lassen, gut verschlossen aufbewahren.
Speziell für Kinder ein Tip: Anistropfen (aus der Apotheke) machen den Husten erträglicher. Je nach Alter 2 oder 5 oder 7 Tropfen auf 1 Stück Würfelzucker träufeln, mehrmals täglich so herunterschlucken. JBV

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Erstellt am: 18.04.2012 05:52 Uhr

Spruch zum 18.4.12

Hohe Bildung kann man dadurch beweisen, daß man die kompliziertesten Dinge auf einfache Art zu erläutern versteht.

George Bernard Shaw

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Erstellt am: 17.04.2012 23:22 Uhr

Zündfunke, Dienstag 17.04.12

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!

Nachsicht oder Strenge, das ist oft die Frage – bei der Erziehung, in der Schule, im Betrieb, überhaupt im zwischenmenschlichen Umgang. Einmal lassen wir alles durchgehen. Ein andermal demonstrieren wir Härte.
Der Heilige Franz von Sales sieht das so: „Zuviel und zu wenig nachsichtig sein; beides ist gefehlt. Es ist für uns Menschen hart, die Mitte zu halten.“
Für sich und seinen Umgang mit anderen zieht er daraus folgende Konsequenz: „Doch wenn ich fehle, will ich lieber durch zu große Milde fehlen als durch zu große Strenge.“
Generell kann ich  dieser Gratwanderung zustimmen, bin ich mir aber auch im Klaren darüber, wie schwach und fehlerhaft ich selber bin. Auch  ich freue mich, wenn jemand nachsichtig mit mir ist. Zu große Härte überspielt das. Ich gebärde mich mächtig und habe vor allem eins – keine Geduld mit mir selbst.
Ich glaube, das gilt vor allem auch für die religiöse Erziehung. Wie viel seelischen Schaden haben Zwang und übertriebene Strenge vor noch nicht allzu langer Zeit angerichtet! Angstbesetzte Gottesbilder.  Mit dieser Erziehung aufgewachsen und erwachsen geworden, wollten viele nichts mehr mit Religion und Kirche zu tun haben.
Auch hier empfiehlt Franz von Sales: „Ich will keine absonderliche, traurige und verdrossene Frömmigkeit, sondern eine fröhliche, freie und friedliche Frömmigkeit, die liebenswürdig ist vor Gott und vor den Menschen.“ Vor 400 Jahren hatte er bereits diese Einsicht.
Wer so denkt und handelt, der hat auch Jesus von  Nazareth auf seiner Seite. Sehr erregt sagt Jesus einmal: „Wer mich vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.“  (Matthäus 10,33)
Als seine Jünger ihn angesichts der bevorstehenden Kreuzigung verleugnet und verlassen haben, macht Jesus seine Ankündigung dennoch nicht wahr.
Er verleugnet seine Gefährten nicht, sondern gibt ihnen eine unglaubliche Chance, er betraut sie mit wichtigen Aufgaben in der jungen Christenheit. Er übt Nachsicht  – mehr noch: Er ist aus Liebe – inkonsequent!

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Erstellt am: 17.04.2012 06:09 Uhr

Hexenschuss / Ischias

Schlag zu mit Brennesseln
Dieses ungewöhnliche Rezept verschafft auf natürliche Weise das, was am meisten Wirkung zeigt – Wärme! Wärme ist eine Wohltat, wenn man es einmal im Kreuz hat. Heilpflanzen sind hier ein gutes Mittel, diese Linderung bei Hexenschuß und Ischias zu verschaffen. Dies entweder in Form des altbekannten Heublumensacks oder durch das schlagen mit frischen Brennesseln. Das erscheint auf den ersten Blick heroisch, wird aber gut vertragen. Denn das in den Brennesseln enthaltene Nesselgift ruft ein wohliges stundenlanges Wärmegefühl hervor. Anwendung: Den Rücken einmal täglich mit frischen gepflückten Brennesseln schlagen; danach auf keinen Fall kaltes Wasser an die Haut lassen, weil sie sonst zu brennen beginnt. Nach 2 bis 3 Tagen Brennesselschlagen eine ebenso lange Pause einlegen. JBV

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Erstellt am: 17.04.2012 03:48 Uhr

Spruch zum 17.4.12

Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben.

Johann Wolfgang von Goethe

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Erstellt am: 16.04.2012 23:18 Uhr

Zündfunke, Montag 16.04.12

Andrea Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz

Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer!

„Gib mir Einsicht, damit ich lebe!“ (Psalm 119,144) – So betet jemand in der Bibel. Eine echt starke Bitte: „Gib mir Einsicht, damit ich lebe!“ Heißt das, dass ich ohne Einsicht gar nicht wirklich leben kann? Und, wenn ich etwas einsehe, was sollte ich dann einsehen? Vielleicht geht es ja darum, dass ich mich selbst erkenne: Wer bin ich?
Aber – werde ich das jemals ganz wissen? Und: Will ich mich überhaupt so gut kennen? Will ich all das Dunkle, Abgründige in mir, all das, was mich ängstigt, bedrängt und am Leben hindert, wirklich wissen? All das, was mich hindert, couragiert und mutig zu sein, all die Spannungen, die mich manches Mal fast zerreißen? Wir alle wissen, zumindest im Kopf, dass wir nie fertig sein werden, denn schon Goethe sagt: „ Wer fertig ist, dem ist nichts mehr recht zu machen“. Fertig zu sein meint dann also: man ist bereits zu Lebzeiten so gut wie tot. Ich für meinen Teil möchte immer un – fertig bleiben, egal wie alt ich werde, ich möchte immer unterwegs sein, auf der Suche nach mir selbst, selbst auf die Gefahr hin, dass ich nie ganz bei mir ankommen werde. Ich möchte mich nicht zurücklehnen, und mich auf den Erfahrungen, die ich in meinem bisherigen Leben gemacht habe ausruhen, denn das würde bedeuten, dass ich nicht mehr wirklich lebe. Ich möchte mich und andere immer noch überraschen lassen und für die Zukunft offen sein.
Ich möchte nach wie vor auch gute Erfahrungen machen und hoffentlich Schweres ertragen können. Ich möchte Freiheit wagen – bei allem, was mich bindet. Wohin das alles führt, ich weiß es nicht.
Doch ich möchte Gott vertrauen, der mich in der Bibel immer wieder wissen lässt: Hab keine Angst. Fürchte dich nicht. Ich bin bei dir. Gott kennt mich in meiner ganzen Undurchschaubarkeit. Gott nimmt mich an, auch wenn die Einsicht, mich selbst zu erkennen, mehr als brüchig bleibt. Ich bin sein. Er liebt mich. Das glaube ich, und darauf vertraue ich. Aber auch dieses Vertrauen löst die Rätsel nicht und beantwortet auch nicht alle meine Fragen. Aber vielleicht gibt es mir mehr Gelassenheit im Umgang mit mir selbst und mehr Freiheit zu leben.

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Erstellt am: 16.04.2012 07:39 Uhr

Gebeizter Thunfisch

Es gibt eine Vielzahl verschiedener Thunfischarten, die in den kanarischen Gewässern gefangen werden, dazu gehören der „barrilote“ oder weißer Thunfisch (atun blanco) ebenso wie der „yellowfin tuna“. Trotzdem gibt es in der kanarischen Küche kurioserweise nur wenige Thunfischrezepte. Der gebeizte Thunfisch ist eines der beliebtesten Fischrezepte der Inseln, was nicht zuletzt den hervorragenden Essigen zu verdanken ist, die es auf den Kanaren gibt.
Zutaten:
1 kg Thunfisch
4 Knoblauchzehen
1 großes Glas Olivenöl (extra virgine)
1/2 Glas Essig
1/2 Glas Weißwein
1 Löffel Paprikapulver
Pfeffer
Oregano
Thymian
Lorbeer
Kümmel
Salz
Zubereitung:
Den Thunfisch in Salzwasser 10 Minuten lang gut ausbluten lassen, anschließend das Salz abwaschen und in 1 cm breite Scheiben schneiden. Den geschälten und zerkleinerten Knoblauch, eine oder eine halbe Chilischote, Paprikapulver, eine Messerspitze gemahlenen Kümmel unter Zugabe von Öl zu einer Paste vermischen. Thymian, Lorbeerblätter, Oregano und am Schluss Wein und Essig zugeben. Je nach Region und Geschmack kann auch nur ein Glas Essig verwendet werden, der Wein wird nur zugegeben, um die Säure ein wenig zu reduzieren.  Leicht salzen und den Thunfisch in der Marinade einlegen und 24 Stunden im Kühlschrank belassen. Die Fischstücke einzeln braten und auf einer Platte anrichten. Den Rest der Marinade zu dem Bratfett geben und reduzieren lassen, durch ein Sieb seihen und die Sauce über den Fisch geben.

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Erstellt am: 16.04.2012 03:41 Uhr

Predigt zum 2. Sonntag der Osterzeit 2012

L I: Apg 4,32-35 / Ev: Joh 20, 19-31

Schwestern und Brüder! Kann man die Auferstehung Jesu einfach so für wahr halten? Sind Zweifel da nicht mehr als angebracht? Wenn man heute Menschen nach der Auferstehung fragt, dann ist da doch meistens nur noch ein Achselzucken angesagt oder ein mitleidig belächeltes Unverständnis. Selbst uns, die wir am Glauben an die Auferstehung festhalten, fällt es ja nicht unbedingt leicht, uns eine Vorstellung von dem zu machen, was wir da eigentlich glauben.

Deshalb möchten sich auch manche schon gar nicht mehr öffentlich zu ihren Gedanken diesbezüglich äußern. Im Angesicht unserer Wissenschaft und all unserer Kenntnisse und Erkenntnisse, die sich ja immer nur am Beweisbaren festmachen, da wirkt eben die Rede von der Auferstehung oft wie ein reines Wunschgebilde.

Dass dies alles aber nicht nur heute ein Problem ist, dafür steht nun eben der Apostel, der uns allen auch mit dem Beinamen „der Ungläubige“ bekannt ist und der heute eine umfassende Rolle im Evangelium einnimmt. Er macht meines Erachtens mehr als deutlich, dass es diese Schwierigkeit mit einem Glauben an die Auferstehung für manche bereits unmittelbar nach dem Ereignis selbst gab; sogar für einen „Eingefleischten“ wie ihn, der unmittelbar zum Freundeskreis Jesu dazu gehört hat. Deshalb möchte ich mit Ihnen diesen Thomas einfach mal etwas näher betrachten. Was wissen wir denn von ihm? Sicherlich zunächst einmal das, was wir heute gehört haben; das ist uns vertraut und fast wörtlich bekannt. Aber kennen Sie auch die drei anderen Stellen im Johannes-Evangelium, an denen Thomas zu Wort kommt? Und wissen Sie, dass er an allen vier Stellen genauso treffend fragt und genau das sagt, was auch uns oft beschäftigt und wie er uns damit aus der Seele spricht? Weil ich meine, dass genau diese Aussagen vielen vielleicht doch nicht so geläufig sind, möchte ich sie Ihnen gerne in Erinnerung rufen und so den Apostel etwas näherbringen.

Das erste Mal meldet er sich zu Wort, als Jesus die Nachricht erhält, dass sein Freund Lazarus im Sterben liegt. Jesus macht sich – ohne groß darüber nachzudenken – auf den Weg nach Jerusalem, obwohl er und seine Jünger wissen bzw. bereits erahnen, dass es dort Menschen gibt, die seinen Tod fordern und planen. Deshalb sagt Thomas zu den anderen: „Dann lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben!“ Gibt es solche impulsiven und überzeugenden Aussagen aber nicht aus in unserem eigenen Leben? Momente und Situationen, in denen die hoch- und wagemutigsten Entschlüsse gefasst werden. Sei es nun, dass man sich felsenfest sicher ist, den Weg mit der Partnerin oder dem Partner zum Traualtar und somit durch’s Leben zu gehen; oder man fühlt sich zu einer ganz besonderen Aufgabe berufen; oder man geht mit einem ungeheuren Elan, einer unbändigen Willenskraft oder auch Begeisterung ans Werk, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen nach dem Motto: Da setze ich alles daran; für diese Person tue ich alles; nichts und niemand wird mich davon abbringen… Ich glaube, jede und jeder von uns kennt solche Situationen aus dem eigenen Leben, indem als lohnendes Ziel aufgeleuchtet ist: Ja, dafür oder genau so will ich leben! Und nicht anders erging es eben Thomas. Und dann lernen wir ihn kennen als einen, der nachfragt, der in Zweifel zieht, der unsicher wird…

So z.B. auch geschehen im Abendmahlsaal, als die Jünger von Jesus über seinen weiteren Weg eingeweiht wurden. Da sagte er zu ihnen: „Ihr wisst doch, was mein Auftrag ist und ihr wisst auch, wohin ich gehe.“ Darauf sagt Thomas, was wohl allen anderen auf dem Herzen liegt: „Herr, wir wissen eben nicht, wohin du gehst – wie sollen wir da den Weg kennen?“ All das, was er sich überlegt und sich mit und durch Jesus vorgenommen hatte, all seine Hochgestimmtheit – oder auch sein Hochmut? – das ist an diesem Abend wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen. Was früher so selbstverständlich und glasklar war, das trägt auf einmal nicht mehr. Ja, es gibt auch für den Glaubenden solche Stunden, in denen plötzlich alles in Frage steht und alles nur noch dunkel ist. Vielleicht erlebt sogar die ein oder der andere von uns in diesen Tagen genau solche Stunden – trotz Heiterkeit, Ausgelassenheit und Urlaubsstimmung rundherum. Es gibt sicherlich ganz unterschiedliche Situationen, in denen sich eine solche Stimmung in einem auftun kann. Da hat man z.B. ein Leben lang geglaubt, sein Credo gesprochen, Ostern gefeiert und die Auferstehung geglaubt hat. Bis – ja bis dann auf einmal die Nachricht von der eigenen Krankheit im Raum steht; uns das Sterben eines lieben und wichtigen Menschen trifft oder das eigene Scheitern plötzlich alle Sicherheiten zum Einstürzen bringt und jeglichem Gottvertrauen der Boden entzogen wird: Herr, wir wissen eben nicht, wohin es gehen soll. Ich sehe den Weg nicht mehr, es bleibt mir alles dunkel und ohne Licht…

In eine solche Situation hinein spricht Thomas dann die Worte des heutigen Evangeliums. Nach der Katastrophe des Kreuzes, als er die ersten Stimmen über die Auferstehung Jesu hört, da sagt er die uns allen bekannten Worte: „Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe…und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht!“ Und wir selber würden wohl ergänzend hinzufügen: „Dann kann ich all die Mutmaßungen und all die Geschichten darüber nicht akzeptieren, geschweige denn glauben.“

Die Botschaft höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“, diese Worte des Dr. Faust aus Goethes gleichnamigen Stück, sind es nicht Worte, die auch aus unserem Mund stammen könnten? Aus unserem Mund, weil sie einfach auch unsere Gefühle wiederspiegeln? Da hören wir die Botschaft, da haben wir quasi das Ehrenwort der Zeugen, aber nein – wir möchten uns lieber selbst über-„zeugen“; wir wollen selber be-„greifen“, was doch letztlich gar nicht zu be-„greifen“ ist. Ist das aber nicht genau die Situation, die Gefühlslage des Thomas? Er verlangt ja keine Show, keine Sensation – nur die Wundmale will er sehen und berühren. Begriffen hat er da ja schon, dass man dem Auferstandenen nur begegnet, wenn man die Wunden sieht und mit ihnen in Berührung kommt. Er ahnt auch, dass man dem Auferstandenen nicht begegnen kann, ohne seine irdische Geschichte und die Spuren, die sie hinterlassen hat, ins Auge zu fassen und sich mit ihr auseinander zu setzen. Nicht von ungefähr sind es ja die Wunden, auf die Thomas seine Finger legt. Würden sie überspielt, dann wäre der Glaube flach und oberflächlich. Denn es sind ja gerade die Wunden, die uns das Leben schwer machen – all die erlittenen Verletzungen, das Unrecht, Krankheiten, Scheitern, das offene Grab. Warum das alles? Warum, o Gott? Das ist doch in den meisten Fällen unser einziger und lautester Hilfeschrei!

Aber wenn ich den Auferstandenen mit seinen Wunden sehe, dann spüre ich eben, dass dieser Gott nicht an den offenen Wunden unseres Lebens vorbeigeht, sondern dass er sie mitträgt … und dass er allein die Kraft hat, diese Wunden zu heilen und so zur Quelle eines neuen Lebens zu werden. Das erkennt auch Thomas. Und deshalb geht’s am Ende gar nicht mehr um’s Be-„greifen“. Nein, an den Wunden da geht ihm auf: „Mein Herr und mein Gott.“ Für ihn wird klar: die Auferstehung und den Auferstandenen kann man so wenig be-„greifen“ und letztlich im Griff haben, wie man auch die Liebe nie im Griff haben oder über sie verfügen kann. Und Thomas versteht auch: Die entscheidende Tat unseres Lebens, die leisten nicht wir, sondern die schafft Gott an uns. Und wer dies annehmen kann, den nennt Jesus dann auch selig: „Selig, die nicht sehen und doch glauben!“ Für mich heißt das: Selig sind die, die nicht meinen, die Welt und das Leben im Griff zu haben; selig sind, die sich nicht zufrieden geben müssen mit den Erklärungen dieser Welt die ihnen zumutet: Am Ende bist du allein. Nein, selig sind vielmehr die, die auf die Hoffnung und die Liebe Jesu setzen, denn sie werden das Leben haben – und es in Fülle haben.

So sind uns also vier Aussagen des Thomas überliefert – vier Aussagen, die seine ganze Glaubensgeschichte zusammenfassen. Es sind Erfahrungen, die auch uns nicht fremd sind; Erfahrungen, die auch in unserem Leben oft nebeneinander oder sogar gegeneinander stehen. Nicht immer wird auch unser Weg uns geradlinig von der zweifelnden Frage zum vertrauensvollen Bekennen führen. Im Gegenteil: auch das gläubige Bekenntnis kann einem ja wieder neu zur Frage und zur Anfrage werden. Es stimmt schon, was der heilige Augustinus über den Glauben gesagt und so ins Wort gebracht hat: „Unruhig ist unser Herz, o Gott, bis es ruht in dir!“

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Erstellt am: 15.04.2012 17:36 Uhr