Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Glaubt man den Medien, verehrte Schwestern und Brüder, vor allem denen, die uns tagtäglich mit irgendwelchen Artikeln beglücken, dann ist die schwierige wirtschaftliche Lage in manchen Ländern Europas unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Menschen viel zu wenig konsumieren. Das scheint einleuchtend! Denn: Mehr Konsum würde die Wirtschaft ankurbeln und mehr Nachfrage würde – logischerweise – wieder mehr Arbeitsplätze schaffen. Andererseits ist da eben auch immer die Angst um den eigenen Arbeitsplatz und diese Angst verführt viele eher zum Sparen. Sicher ist halt sicher. Nur: Das an sich recht vernünftige Verhalten, nämlich für die Wechselfälle des Lebens eine Rücklage zu schaffen und zu haben, dies wird in den Augen der heutigen Ökonomen allmählich zum Problem.
Zukunft sichern durch Besitz – das ist ein altes Thema. Bereits die Bibel greift es in der Geschichte vom wohlhabenden Bauern auf, der angesichts einer überaus reichen Ernte neue Scheunen bauen lässt, um seine Vorräte unterzubringen und der sich dann mit der Aussage: „Jetzt hab ich für viele Jahre Ruhe“, beruhigt zurücklehnt. Nur: In derselben Nacht noch ereilt ihn der Tod und alle vermeintlichen Sicherheiten lösen sich in nichts auf. Jetzt könnte man sagen: Das ist mal wieder so eine typische moralintriefende Erzählung, die die Menschen ganz gewaltig unter Druck setzen will. Aber halt: Dazu muss man wissen, dass in den Zusammenhang dieser Geschichte noch eine andere gehört. Es ist die vom Kaufmann, der schöne Perlen sucht. Als er nun eine besonders wertvolle Perle findet, verkauft er alles was er besitzt und erwirbt diese Perle.
Nach Auffassung der Bibel und somit nach Meinung Jesu machen erst beide Geschichten zusammen einen gelungenen Umgang mit Besitz und Erspartem deutlich. Vorräte und volle Scheunen können keine vollkommene Sicherheit schaffen – im Gegenteil: Sie können einem sogar den Blick für das Wesentliche des Lebens verstellen. Der wohlhabende Bauer ist so auf sein Vermögen fixiert, dass er gar nicht daran denkt, dass durch den Tod innerhalb von Sekunden alles vorbei sein kann. So aber steht der scheinbar Reiche am Ende mit leeren Händen da. Anders dagegen der Kaufmann. Sicherlich – auch er ist nicht unvermögend, sogar wohlhabend. Aber sein Vermögen ist für ihn nur Mittel zum Zweck. Sein eigentliches Ziel ist nicht die Ansammlung eines trügerischen Besitzes, sondern der Erwerb der einen besonderen Perle. Und diese kann für vieles – nicht nur für Materielles stehen.
Sicherlich: Sparen aus Angst oder aus einem falschen Sicherheitsverständnis heraus, das kann mitunter wirklich ein Problem sein. Aber wahllose Ausgaben, nur um der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen, das scheint mir auch nicht sinnvoll zu sein. Aus der Sicht Jesu kommt es darauf an, die Perle in seinem Leben zu erkennen; die Perle, für die es sich lohnt, sein Leben zu verändern, seinen Besitz und alles, was ihn ausmacht, genau dafür einzusetzen. Vielleicht vermittelt ja das viel eher Sicherheit: Das, was man hat, für das Richtige einzusetzen. Was meinen Sie?
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Erstellt am: 06.06.2012 19:21 Uhr