„Ein bißchen Freundschaft ist mir mehr wert als die Bewunderung der ganzen Welt.“
Otto von Bismarck
Infos unter:
Erstellt am: 03.07.2012 23:46 Uhr
„Ein bißchen Freundschaft ist mir mehr wert als die Bewunderung der ganzen Welt.“
Otto von Bismarck
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Erstellt am: 03.07.2012 23:46 Uhr
Kapitel 3 des Predigers Salomo
von Pfarrer Helmut Müller
Wir hören anlässlich des Abschiedsgottesdienstes Bibelworte aus dem 3.Kapitel des Predigers Salomo. In diesem Abschnitt setzt sich der Verfasser aus dem 3. Jahrhundert vor Christus mit der Zeit, mit der Vergänglichkeit, auseinander.
Wir hören aus dem 3.Kapitel die Verse 1-13:
1Alles hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:
2 geboren werden hat seine Zeit; sterben hat seine Zeit; Pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;
3 töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit;
4 weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit, klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;
5 Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen seine Zeit, aufhören zu herzen, hat seine Zeit;
6 suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit;
7 zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine zeit;
8 lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.
9 Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon.
10 Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie sich damit plagen.
11 Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt, nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.
12 Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt, als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben.
13 Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.
Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Amen.
Liebe Gemeinde,
alles hat seine Zeit und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde – mit dieser Feststellung, der wir eigentlich nur zustimmen können, beginnt der Prediger seine Reflexion über die Zeit.
Wenn etwas Schönes zu Ende geht – und so habe ich die Monate meines Dienstes hier auf Teneriffa erlebt – dann schwingt beim Abschied auch etwas Schweres mit.
Anders ist es, wenn eine Zeit zu Ende geht, die mit Schwierigkeiten verbunden ist. Da kann die Aussage: Alles hat seine Zeit für uns auch tröstlich und befreiend sein.
Im gehörten Bibelabschnitt spannt der Prediger einen großen Bogen und erinnert uns an den Anfang und an das Ende unseres Lebens: Alles hat seine Zeit und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: geboren werden hat seine Zeit und sterben hat seine Zeit.
Was von den Eckpunkten unseres Lebens gilt, gilt auch innerhalb von Geburt und Tod: Wir erfahren das Werden und Vergehen auf der biologischen Ebene im Pflanzen und Ernten.
Wir können es erfahren auf der psychischen Ebene im Lachen und Weinen, im Lieben und Hassen und wir erleben die Veränderungen im sozialen Bereich im Umarmen und im Getrennt sein, im Behalten und Loslassen.
All diese Veränderungen, die im Predigerbuch aufgezählt werden, machen unser Leben aus, das niemals still steht und gerade in den Veränderungen angenommen sein will. Goethe hat dies in die Worte gefasst:
„Und solang du dies noch nicht hast, dieses Stirb und Werde, bist du nur ein trüber Gast auf der dunklen Erde.“
Das erste, was ein Kind tut, wenn es geboren wird, ist, dass es einatmet, und das letzte, wenn ein Mensch aus dieser Welt geht, ist, dass er loslässt und ausatmet.
Dieses Werden und Vergehen ist gleichsam ein Lebensprinzip und zeigt sich auch, wenn wir uns bewegen. Gehen vollzieht sich im Anheben und Aufsetzen des Fußes, und wer nicht loslassen kann, kommt auch nicht vorwärts.
Alles hat seine Richtigkeit, auch die Vergänglichkeit, der wir ausgeliefert sind. Die Konfrontation mit der Vergänglichkeit, wenn sie uns unerwartet trifft, kann den festen Boden, auf dem wir zu stehen meinen, zum Wanken bringen.
Es kann Situationen geben, wo man vielleicht resigniert fragt, wozu sich überhaupt auf das Leben einlassen, auch auf Beziehungen, wenn wir ja doch nichts festhalten können und alles früher oder später loslassen müssen?!
Im heutigen Text heißt es: Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon. Aufgrund dieser Aussage und anderer Aussagen im Predigerbuch, wo 38 mal der Satz steht: Es ist alles eitel und ein Haschen nach Wind, meinten manche Ausleger, das Predigerbuch sei ein Buch, das der Resignation das Wort rede.
Wer aber das Buch im Ganzen auf sich wirken lässt und genauer hinhört, der wird eines Besseren belehrt. Angesichts der Vergänglichkeit wird zwar vieles relativiert und in Frage gestellt wie Besitz, Macht, Wissen und Ansehen.
Aber diese Relativierung muss nicht in Resignation führen, sondern sie fordert uns auf, aufzuwachen und rechtzeitig nach dem Ausschau zu halten, was unserem Leben Ewigkeitswert verleiht. Man hat keinen Gewinn davon gilt von einem Leben, dass lediglich auf äußere vergängliche Dinge aufgebaut ist.
In der Mitte des Textes weist der Prediger auf Gott hin, der uns hilft, die Kostbarkeit der Zeit wahrzunehmen und entsprechend zu füllen. Mit seinen Augen, mit dem Herzen, gilt es, unser Leben zu sehen, damit wir erkennen, dass er alles schön gemacht hat zu seiner Zeit.
Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in das Herz des Menschen gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann, das Werk, das Gott tut weder Anfang noch Ende.
Wo wir beginnen, einander mit dem Herzen zu sehen und zu begegnen in Achtsamkeit und in Liebe, da wird es lichter, da werden wir gewahr, dass Gott alles schön gemacht hat zu seiner Zeit.
Gerade in Zeiten, in denen wir uns von liebgewordenen Gewohnheiten und von vertrauten Menschen trennen müssen, in Zeiten, die schwer auszuhalten sind und die auch verkraftet sein wollen, ist es hilfreich, nicht im Selbstmitleid zu verharren, sondern uns daran zu erinnern, dass Gott alles schön gemacht hat zu seiner Zeit.
Ja – die Erinnerung an schöne Zeiten, die uns Gott geschenkt hat, ist eine Kraft, die uns hilft, auch Schweres im Leben anzunehmen und auszuhalten. Mag sein, dass wir manches im Leben nicht verstehen.
Es gibt Widerfahrnisse, die wir nur schwer mit Gott und seinem liebenden Wirken zusammenbringen können. Auch darum weiß der Prediger, wenn er schreibt:
Der Mensch kann nicht ergründen das Werk, das Gott tut weder Anfang noch Ende. Nein, Gott ist immer größer, als wir mit unserer begrenzten Vernunft fassen können. Wer meint, er könnte Gott und sein Wirken berechnen, der verrechnet sich.
Gott selbst aber gibt sich uns inwendig zu erkennen – wie der Prediger sagt: Gott hat die Ewigkeit in das Herz des Menschen gelegt.
Wo immer wir Gott mit dem Herzen suchen und uns inwendig auf ihn und sein Wirken einlassen, da finden wir, was der Vergänglichkeit standhält und uns vor Resignation bewahrt.
Im Vertrauen auf Gott findet der Prediger die Antwort, nach der er so lange gesucht hat: Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als sich zu freuen und Gutes tun in seinem Leben. Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.
Freude am Leben im hier und jetzt und Gutes tun, das ist die Antwort, die der Prediger Salomo gibt, eine Antwort, die der Herausforderung der Vergänglichkeit standhält.
Daseinsfreude, in der auch das Wohl des anderen und der ganzen Schöpfung im Blick ist.. Gutes tun, das erinnert uns an den Wochenspruch, der uns in dieser Woche zur Begleitung gegeben ist, wo Paulus im Galaterbrief schreibt: Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.
Was wir einander an Liebe und Zuwendung geben, das hält der Vergänglichkeit stand und erfüllt uns mit Freude. Und dafür möchte ich heute der Gemeinde danken – am Ende eines Dienstes, wo ich viel Freude und Liebe erfahren habe und vielleicht auch weitergeben konnte.
Es waren gefüllte 10 Monate, die in Erinnerung bleiben und von denen ich sagen kann: Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit.
Was vergangen ist, können wir nicht zurückholen, aber wenn wir Gottes Spuren darin entdecken, Spuren der Liebe, dann leuchtet das Vergangene lange auf und gibt uns Kraft, wenn Tage kommen, die einem nicht gefallen.
Wie ich des öfteren schon gesagt habe, hat mich in den zurückliegenden 10 Monaten das Buch „Aufstieg auf den Berg Karmel“ von Johannes vom Kreuz begleitet.
Juan de la Cruz heißt der spanische Mystiker aus dem Mittelalter. Es geht in dem Buch um Hilfen, Gott zu erfahren. Gegen Schluss des Buchs kommt der Autor auf die Freude zu sprechen, die uns Gott auch in schwierigen Lebenslagen schenkt, wenn wir auf ihn ausgerichtet bleiben und seinen Frieden suchen.
Bezogen auf unser heutiges Bibelwort schreibt Johannes vom Kreuz:
„Es ist doch klar, dass es immer sinnlos ist, sich in Unruhe zu versetzen. Mag also alles dahinschwinden und untergehen, und mögen alle Dinge verkehrt und zuwider laufen, so ist es dennoch sinnlos, sich in Unruhe zu versetzen. Von daher sagt Salomo: Ich habe erkannt, das es für den Menschen nichts Besseres gibt, als fröhlich sein und Gutes tun in seinem Leben.
Damit gibt er zu verstehen, dass wir unter allen Umständen, mögen sie noch so widrig sein, uns lieber freuen als in Unruhe versetzen sollten, um nicht das Gut zu verlieren, das größer ist als alles Wohlergehen, nämlich die Gemütsruhe und den Frieden in allen widrigen und günstigen Umständen.“
Gott selbst schenke uns eine solche Freude, die frei macht von aller Unruhe und die auch in schweren Zeiten durchscheint.
Amen
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Erstellt am: 03.07.2012 17:24 Uhr
Zum ausgewählten Angebot von afterwork-café, also Snack-Menü, Tee und Gebäck, ausgearbeitete Tapas und Drinks für den späten Abend inbegriffen, kommt noch im Room 26 an jedem Donnerstag Abend eine erstklassige und beständige musikalische Darbietung hinzu, die Jazz, Fusion, Songwriter und vieles mehr einschließt.
Room 26, Hotel Taburiente, Santa Cruz
www.roomtenerife.es
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Erstellt am: 03.07.2012 02:24 Uhr
„Wenn man Tag und Nacht und sieben Tage in der Woche hinter der Revolution herackert, da weiß man nach sieben Jahren nicht mehr, was Wahn und was Wirklichkeit ist.“
Joschka Fischer
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Erstellt am: 02.07.2012 23:43 Uhr
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Erstellt am: 02.07.2012 18:59 Uhr
Es ist unumgänglich, daß dieser universelle Antreiber des „Merengue“ und der „Bachata“ aus der Dominikanischen Republik nach Teneriffa kommt, um jede einzelne seiner neuen Platten vorzustellen. Nun, mit dieser Arbeit unter dem Arm, landet der Komponist großer Hits, wie „Woman del Callao“ und „Burbujas de Amor“, auf der Insel innerhalb seines europäischen Tournees „a Son de Guerra“.
Am 6. Juli 2012 im Estadio „Antonio Domínguez“ (Arona).
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Erstellt am: 02.07.2012 02:47 Uhr
„Jedermann kann für die Leiden eines Freundes Mitgefühle aufbringen. Es bedarf aber eines wirklich edlen Charakters, um sich über die Erfolge eines Freundes zu freuen.“
Oscar Wilde
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Erstellt am: 01.07.2012 23:42 Uhr
L I: Weis 1, 13-15; 2, 23 f /Ev: Mk 5, 21-43
Schwestern und Brüder!
Gleich zwei Frauen stehen im heutigen Evangelium im Mittelpunkt. Jede von ihnen hat ihre ureigene Biographie, aber dass sie sich nicht entfalten, ihre Gaben oder auch ihre Talente nicht einsetzen können, das verbindet sie. Zwei Menschen begegnen uns, die wir und die sich nicht kennen, deren Lebenswege sich aber im Gedränge eines Volksauflaufes kreuzen und total verändern. Lassen wir uns mal darauf ein und schauen wir, ob sich bei uns und in unserem Denken etwas verändert…
Die eine der beiden ist eine junge Frau; in unseren Augen ist sie sogar fast noch ein Kind. Allerdings war damals ein Mädchen mit zwölf Jahren durchaus auf dem besten Wege erwachsen zu werden, weil es eben das Alter war, in dem man sie bereits zur Verlobung oder gar zur Vermählung in den Blick nahm. Für den gebildeten Vater, der uns als Synagogenvorsteher vorgestellt wird, ist dieses Loslassen wahrscheinlich immens schwer; auf jeden Fall machen seine Aussagen und Gesten doch mehr als deutlich, wie sehr er an seinem „Töchterchen“ hängt. Intensiv hat er sie aufs Leben vorbereitet und jetzt wird sie lernen müssen, ihre eigenen Schritte zu gehen. „Groß heraus kommen durch Kleinhalten“, das jedenfalls eröffnet keine Lebensmöglichkeiten. So können keine kraftvollen und selbstbewussten Menschen heranwachsen und mit offenen Augen ihr Leben angehen und meistern. Doch jetzt, jetzt hat der Vater noch die Verantwortung und der macht sich große Sorgen. Das Leben der Tochter hängt an einem seidenen Faden; der Tod steht vor der Tür.
Die andere Frau ist schon ein wesentliches Stück weiter in ihrem Leben. Niemand nennt sie mehr „mein Kind“ oder „meine Tochter“ – aber ist sie dadurch in ihrem Leben freier und selbständiger? All die Jahre ist sie von Arzt zu Arzt gelaufen, hat viel Geld auf der Strecke gelassen, jeden noch so kleinen Strohhalm ergriffen – aber ohne jeden Erfolg. Müde ist sie geworden und blass. Sie sieht schlecht aus – auch durch ihre ständige Regel-Blutung. Vielleicht hätte sie ja irgendwann mal damit leben können, aber die Gesetze und Regeln in ihrem Land und in ihrer Religion machten sie mit dieser Krankheit „unrein“ und schlossen sie so aus dem gesellschaftlichen Leben aus. Zurückgezogen musste sie leben, durfte von niemandem berührt werden und auch nicht berühren, am normalen Leben der Menschen konnte und durfte sie so nicht teilnehmen. Was das für sie bedeutete? Jahre der Isolation. Wie kann sie denn da noch Freude oder auch Lebenslust ausdrücken oder empfinden? Mehr noch: Wie kann sie selbst Lebensfreude schenken? Sie ist eine Unberührbare geworden, ein „jemand“ am Rande der menschlichen Gemeinschaft; eine „persona non grata“, die sich selbst schon gar nicht mehr als Mensch sieht.
Zwei Frauen also – die eine zwölf Jahre alt und eigentlich kein Kind mehr. Sie steht auf der Schwelle, die die Kindheit vom Erwachsensein trennt – aber genau dieser Schritt scheint ins Leere zu gehen. Sie ist Tochter eines hoch gestellten und hoch angesehenen Mannes, aber welches Leben wird, welches Leben soll sie haben? Wird sie überhaupt ein eigenes Leben haben? Der Tod hat sich herangeschlichen und lauert in der Nähe. Und die andere Frau: Zwölf Jahre lang krank! Mit dem Blut, das sie verlor, verlor sie auch das Leben als Frau. Was ist das für ein Leben? Zwölf Jahre währt dieser Kampf. Gibt es da für sie noch eine Chance auf ein gelingendes Leben – eine Chance, neu aufzublühen?
Zwei Frauen in derselben Stadt – beide sind in ihren Lebensmöglichkeiten ernsthaft bedrängt und gefährdet. Die eine wird für tot erklärt, die andere ist es – im übertragenen Sinne – doch schon lange. Aber dann passiert etwas…
In diese Stadt kommt Jesus von Nazareth. Sein Ruf eilt ihm weit voraus und
deshalb versammeln sich sofort Menschen um ihn bzw. ziehen immer mehr Menschen mit ihm mit. Er spricht befreiende Worte, er geht auf die Menschen zu und auf ihre Anliegen und Sorgen ein. Es scheint etwas an ihm zu sein, wodurch Menschen einfach auf- und durchatmen können; wodurch sie eine andere, eine neue Lebensperspektive bekommen. Das sieht auch der Vater des Mädchens so. Sein Name ist „Jairus“, was so viel heißt wie „Gott wird erstrahlen“ oder auch „Gott wird erwecken“. Das ist für diese Geschichte natürlich nicht ohne Bedeutung. Und auffällig ist ja auch, dass er der einzige ist, der mit Namen genannt wird. Warum? Nun ich denke, dass wir wissen, dass es Gott ist, der erstrahlt, der erweckt und auferweckt! Als Vorsteher der Synagoge ist Jairus ein angesehener Mann. Doch vor Jesus zeigt er sich klein und bittend. Er spricht ihm gegenüber sein Vertrauen und seine ganze Hoffnung aus – und daran kann Jesus doch nicht vorbeigehen! Aber die andere Frau hat nichts, um sich vorne hinstellen zu können. Sie hat auch niemanden, der für sie eintritt – und doch ergreift sie ihre Chance.
Als Jesus auf dem Weg zum Haus des Jairus ist, da lässt sie sich im Gedränge nicht davon abhalten, mit Jesus in Berührung zu kommen. Wahrscheinlich nähert sie sich ihm mit Angst und Zittern; schließlich kennt sie diesen Menschen ja nur vom Hörensagen, genau wie all die Gerüchte, die über ihn und sein Wirken im Umlauf sind. Sie will nicht auffallen, will nur den Zipfel seines Gewandes berühren, er braucht es doch gar nicht zu wissen. Und dieser Mut und dieses Vertrauen zahlen sich aus. Jesus hat sie gespürt und er will wissen, wer ihn berührt hat. Er will nicht anonym, quasi im Vorbeigehen heilen, sondern er will den Menschen ins Gesicht sehen. Er will nicht nur Berührung, nein er will Beziehung. Nicht durch die Berührung wird die Frau nämlich rein, sondern durch die Beziehung mit ihm.
Ist Ihnen aufgefallen, dass Jesus diese Person „Tochter“ nennt? Ich finde es interessant, denn Markus berichtet ja immer nur von der Frau. „Tochter“ aber sagt doch aus, dass sie behütet und beschützt ist, dass sie nicht allein steht. Vielleicht will Jesus ihr damit sagen: Ich lass dich nicht einfach stehen. Du gehörst zu meiner Familie. Du, die du von den Menschen für tot erklärt wurdest, weil du so krank bist, dir sage ich: Tochter, Kind Gottes, dein Vertrauen in mich, dein Vertrauen in Gott rettet dich. Steh auf und geh mit Zuversicht weiter in deinem Leben, auf dass es sich verändert.
Und dann kommt Jesus in das Haus der jungen Frau. Von ihrer Krankheit wissen wir nichts, wir erfahren nur – wie beiläufig – dass sie bereits gestorben ist. Also zu spät – in unseren Augen. Aber Jesus? Er sagt nur: Sie schläft. Mit anderen Worten: Er sieht Leben, das nur aufgerichtet, das neu geweckt werden muss, damit es aufstehen und gelingen kann. Oder anders gesagt: Jesus nimmt Menschen wahr, die von anderen für tot erklärt werden, die aber durchaus Leben in sich tragen und ihre Zukunft nicht aufgeben müssen. Auch wenn die anderen es nicht mehr sehen, nicht mehr fühlen, da nimmt er das Leben ernst. Auch wenn Menschen aneinander vorbeilaufen, wenn nichts mehr erwartet wird und nur noch Schmerzen aufkommen, weil man meint, immer nur Pech im Leben zu haben – da will Jesus die Menschen zu ihrem Recht kommen lassen. Auferstehung zum Leben, Auferstehung ins Leben beginnt eben immer mit Aufstehen!!
Ich glaube, dass ist das was uns Markus auch mit der Vermischung dieser beiden Wundergeschichten sagen will. Jesus leidet mit Menschen und lässt sich ansprechen. Er läuft nicht vorbei, sondern sieht hin. Und für uns bedeutet das: Vertrau Dich ihm einfach an. Jemand, der den Menschen so sieht, kann es doch nur gut mit Dir meinen!! Wenn andere Dich aufgeben; wenn andere keine Möglichkeit mehr für Dich sehen, dann ist er es, der Dich aufrichtet und Dir das Leben zurückgibt. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Jesus ist kein Zauberdoktor – auch wenn ihn der ein oder die andere von uns vielleicht aufgrund seiner Wunderheilungen am liebsten so sehen will. Aber ich denke und glaube, dass Jesus einfach auch die Kräfte in uns selbst wecken will. Das Aufstehen – und das wird an beiden Erzählungen deutlich – beginnt bei den Menschen selbst. Sie wagen den ersten Schritt. Einmal der Vater, der für seine Tochter auf die Knie geht und die Frau, die gegen alle Regeln aus dem Schatten ihres Lebens tritt und sich nach vorne wagt. Und diese Geschichte macht auch deutlich: es sind Frauen, die mit Jesus auf ihr Leben schauen und ihr Vertrauen auf ihn richten: Rühr mich an, richte mich auf! Sie stehen stellvertretend für viele andere Frauen damals, die unter der Gleichgültigkeit oder Unterdrückung der Männer gelitten haben und sie stehen heute für all die Menschen, denen das Leben nicht mehr glückt, die verneint und klein gehalten, nicht wahrgenommen und für tot erklärt werden. Doch Jesus berührt sie und sagt: Steht auf – damals wie heute! Durch sein Wort, in seinen Sakramenten und durch Menschen wie Sie und mich! Amen.
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Erstellt am: 01.07.2012 19:31 Uhr
Einen wunderschönen Sonntagmorgen wünsch ich Ihnen, liebe Schwestern und Brüder!
Im vergangenen Sommer war ich mit einem Bekannten in Deutschland zum Rasenmäher kaufen. Der, für den er sich dann entschieden hat, hatte neben der Firmenmarke den Schriftzug kleben „Sonntags immer“. Zuerst konnte ich mit diesem Ausdruck nicht viel anfangen. Aber dann habe ich begriffen, dass der Rasenmäher wohl so leise sein soll, dass er nicht mal gegen die Lärmschutzbestimmungen an Sonn- und Feiertagen verstößt. Also kann er sogar sonntags seinen Rasen mähen – aber ob er das auch will? Ich habe ihn darauf angesprochen und er hat mir gesagt: Nein, das ist für mich doch nicht entscheidend. Und er sprach mir eigentlich aus dem Herzen. Denn: Ich habe sonntags schon immer nach dem Prinzip gehandelt, an diesen Tagen möglichst wenig von dem zu tun, was zu den Pflichten des Werktages gehört. Dabei geht es mir zunächst mal gar nicht so sehr um das 3. Gebot, als vielmehr um den Sonntag, der so auch ein Zeichen der Freiheit für mich selbst.
Für die Juden allerdings gehört dieses 3. Gebot – „Du sollst den Sabbattag heiligen“ – zu den wichtigsten der 10 Gebote. Die ersten Christen haben es bald übernommen und doch mit einem anderen Akzent versehen. Es ist nicht mehr der Sabbat, also der Samstag, sondern der Sonntag, als der Tag der Auferstehung Jesu. Dieser Tag gilt als Ruhetag und als Tag des Gottesdienstes. Also nicht ob man dies oder jene Arbeit tut oder tun darf ist an diesem Tag von Relevanz, sondern dass wir Menschen Pause machen, dass wir innehalten und eine besondere Station auf dem Weg durch die Woche einlegen. Und wenn ich von Freiheit gesprochen habe, dann meine ich, dass man eben etwas davon erfahren kann, was frei sein heißt und dass man sich auch mal freigeben darf.
Natürlich kann man heutzutage am Sonntag alles machen. Viele müssen auch am Sonntag arbeiten und sich die freie Zeit an anderen Tagen der Woche nehmen. Man kann einkaufen und manche muten sich am Sonntag noch mehr Stress zu, als an den anderen Tagen der Woche. Ja, die Angebote am Wochenende können jede Chance, zur Ruhe zu kommen, totschlagen. Aber muss man das mitmachen? Für mich ist der Sonntag ein Tag mit Signalwirkung: Ich spüre, wie gut mir die Freiheit tut, die er mir schenkt. Ich kann aus der Mühle aussteigen, muss nicht wie ein Hamster pausenlos im Rad laufen. Auf diese Art und Weise erinnert dieser Tag dann eben auch an den 7. Schöpfungstag, der ja auch ein Ruhetag war – frei von allen Zwängen. Und von dieser Freiheit bleibt uns etwas erhalten, wenn wir solche Tage nutzen, um nicht zu tun, was wir sonst immer alles müssen. Es gibt viele Angebote, diese Freiheit zu nutzen: Dazu gehört die Gemeinschaft mit unseren Familien oder Menschen, die uns nahe stehen. Dazu gehört sicherlich auch der Gottesdienst an diesem Tag. Aber auch einfach, dass wir abschalten und Ruhe tanken für eine neue Woche. Die Freiheit, das heute tun zu können, die wünsch ich ihnen von ganzem Herzen – zumal ja heute ein Fußballweltmeisterschaftsfreier Sonntag ist!!
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Erstellt am: 01.07.2012 05:42 Uhr
„Leben ist die Kunst, aus falschen Voraussetzungen die richtigen Schlüsse zu ziehen.“
Samuel Butler
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Erstellt am: 01.07.2012 00:00 Uhr