07. Oktober 2012 – Puerto de la Cruz

PREDIGT ZUM ERNTEDANKFEST von Pfarrer Klaus Schumacher
Liebe Gemeinde!
Wir haben unseren Gottesdienst mit Psalm 104 begonnen. Der Beter erinnert daran, wie wichtig Wasser ist. Menschen aus Israel wußten dies schon immer. Wir entdecken dies heute ebenfalls wieder. Auch auf Teneriffa weiß man um das Problem Wasser seit Alters her. M.W. gab und gibt es hier besondere Rechte, die ich bis heute nicht durchschaut habe. Es ist nicht selbstverständlich, daß eine Wasserleitung gutes und gesundes Wasser liefert. Immerhin geschieht in unserer Zeit so viel unverantwortliches, daß sogar die Wissenschaftler, die oft pessimistisch, aber auch immer wieder optimistisch in die Zukunft blicken, nun warnend ihre Stimme erheben.

Auffällig in Psalm 104 ist, daß Tiere und Pflanzen zuerst genannt werden. Wir können eben nur dann menschlich leben, wenn wir uns im Gesamtzusammenhang der Schöpfung erleben. Die Natur ist kein Supermarkt, in dem wir uns ohne Kosten und ohne Rücksicht auf die Mitgeschöpfe bedienen dürfen. Wenn wir aber mit der Schöpfung leben, dann hält sie für uns alles bereit, was wir brauchen. Dann ist auch unser Tisch überreich und nicht bloß mit dem Nötigsten gedeckt. Dann gibt es sogar Augenblicke, in denen der Fluch des Anfangs, daß wir nur im Schweiße unseres Angesichtes unser Brot essen sollen, daß wir also arbeiten müssen für das, was wir zum Leben nötig haben, durchbrochen wird. Dann gibt es auch Zeiten der Freude an der Schöpfung.

Wir sind total von Gott abhängig. Wir können zwar viel zerstören, vielleicht sogar alles -, wir können aber nicht mit Gewalt herbeizwingen, daß die Natur ihre Schatzkammern öffnet, wenn es dem willen des Schöpfers nicht entspricht.

Manchmal scheint es zwar so, als könnten wir an die Stelle des Schöpfers treten, als bräuchten wir ihn nicht mehr. Ich erinnere deshalb an die Gentechnik. Es ist gut, wenn wir den Wissenschaftlern dabei auf die Finger schauen und gegebenenfalls auf die Finger klopfen, bevor es zu spät ist. Und es ist gut, wenn wir uns nicht von Sprüchen wie „genmanipulierte Tomaten sind knackiger“ betören lassen. Und dann die Vergiftung der Natur mit Herbiziden und Pestiziden. Ich kann das alles natürlich nur anreißen.

Ich denke an die Massentierhaltung, die sicher nicht natürlich und tiergerecht ist und immer wieder mit Recht die Tierschützer auf den Plan ruft. Ich denke daran, wie Tiere unter unmenschlichen Bedingungen hin und her transportiert werden, so daß ein hoher Prozentsatz nicht einmal lebend ankommt. Dahin führt es, wenn wir uns nicht mehr darum kümmern, wer der Geber aller guten Gaben ist.

Der Beter des Psalms sagt richtig, dass Gott geben, aber auch sein Angesicht verbergen kann. – Ich denke, daß diese Seite Gottes uns so unheimlich ist, daß wir alle Kraft daransetzen, unabhängig zu werden. Wir haben aber in Wirklichkeit überhaupt keinen Grund zur Furcht.

Gott hat uns nicht geschaffen, um uns zu verderben. Er steht auf unserer Seite. Die Bibel bringt Beispiele, die uns die Güte Gottes zeigen. Wir könne uns heute auch nicht beklagen, besonders nicht an diesem Tag, wenn wir daran denken, wie reich in diesem Jahr wieder unser Tisch gedeckt worden ist. Wir können uns erst recht nicht beklagen, wenn wir daran denken, was Gott getan hat, um uns für Zeit und Ewigkeit zu retten.
Wir haben keinen Grund zur Klage. Immerhin wird in Jesus besonders deutlich, dass Gott an seiner Schöpfung gelegen ist. Jesus hat sich auch um körperliche Leiden der Menschen gekümmert und nicht den Gedanken aufkommen lassen, als käme es ihm allein auf die Seelen der Menschen an, daß diese gerettet werden.

Deshalb fängt der Psalm 104 an: Lobe den Herrn, meine Seele! Und mit den gleichen Worten schließt er auch. Es gibt Grund genug, Gott zu loben. Davon sprechen die beiden Verse, die unser Predigttext für diesen Tag sind. Wir dürfen alle Gaben annehmen. Wir nehmen sie aber nur dann so an, daß wir den Segen der Gaben empfangen, wenn wir Gott die Ehre geben.

Zu allen Zeiten hat es Leute gegeben, die sagten: Wer Christ sein will, der darf bestimmte Dinge nicht tun. Sicher gilt es, Grenzen zu akzeptieren – auch für mich selbst zu etablieren. Es bleibt aber dabei:
Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut! Ist aber alles, was wir vorfinden, so aus der Schöpferhand Gottes hervorgegangen?
Von Genmanipulationen haben wir gesprochen. Welche Berge von nicht entsorgbarem Müll produzieren wir Tag für Tag! Nicht nur, daß unsere Mülltonnen überquellen, nicht nur, daß eine Flut von Papier bedruckt und unaufgefordert in unsere Häuser gebracht wird, so daß die blaue Tonne überquillt. Täglich sterben dafür ganze Urwälder, die in den armen Ländern abgeholzt werden, um Devisen zu bringen. Die chemische Industrie und die Kernenergiewirtschaft produzieren derart unvorstellbare Mengen von Giftmüll, der unsere Umwelt belastet, daß uns die Haare zu Berge stehen müßten. Und niemand weiß so recht, wie sie endgelagert werden können, ohne daß irgendwann das Grundwasser verseucht und damit unsere Versorgung mit Trinkwasser radikal gefährdet wird.

Vor Jahren haben wir dabei ruhig geschlafen. Wir haben es nicht gewußt und nicht verstanden, was da geschah. Heute werden wir informiert, welche Folgen unser Tun bis heute gehabt hat und noch haben wird. Da können wir nicht mehr mit gutem Gewissen so weiter machen, als wüßten wir nicht Bescheid.

Immerhin haben wir nur diese eine Welt. Es gibt keine andere für uns. Die Zerstörer unserer Welt fliegen aber mit auf dem gleichen Himmelskörper durch das All. Auch für sie schmelzen die Polkappen.
Was ist das Ziel unseres Arbeitens? Daß wir leben und auch in der Zeit überleben können, wenn die Erde nichts hergibt. Das ist selbstverständlich. Dagegen darf niemand etwas sagen. Daß wir aber Überfluß und Berge von Abfall produzieren, kann nicht gemeint sein mit dem Auftrag, daß wir die Schöpfung bebauen und bewahren sollen.

Wir wissen darüber Bescheid, daß es nicht so weitergehen kann und darf. Möglichkeiten, etwas zu verändern, gibt es. Ich habe keine Ahnung, welche Möglichkeiten praktikabel sind. Wir dürfen uns aber auch nicht von den Fachleuten abhängig machen. Diese haben uns ja auf diese Bahn gebracht. Auch wir selber können jetzt aktuell durch unser Verhalten hier und da etwas dazu beitragen, daß der CO2 Ausstoß nicht ins Unermeßliche wächst. Wenn wir das, was wir planen und tun, durch das Wort Gottes und durch unser Gebet heiligen, wie es in unserem Predigtwort heißt, finden wir auch gute Wege in die Zukunft. Es ist deshalb wichtig, daß wir uns darum bemühen, Gottes Wort kennenzulernen und zu verstehen. Es geht darum, daß wir Gottes Wort in Verbindung bringen mit unserem täglichen Leben. Es ist unumgänglich, daß wir alles daransetzen, Durchblick zu bekommen durch alle wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten. Das alles müssen wir aber beurteilen lernen mit Hilfe des Wortes Gottes. Dies geht nicht, wenn wir nicht dauernd mit Gott im Gespräch bleiben. Das geschieht in unserem Hören auf Gottes Wort und in unserem Beten.

Heute wollen wir uns miteinander freuen über das, was uns an Lebensmöglichkeit in diesem Jahr geschenkt worden ist. Ich denke, daß unser Verhältnis zu Gott nicht in Ordnung ist, wenn wir nur mit schlechten Gewissen unsere Ernte einbringen. Es ist richtig, dass wir nicht mehr wert sind als die vielen Menschen, denen es nicht so gut geht wie uns. Das heißt aber doch nicht, daß wir uns über das, was wir bekommen haben, nicht freuen dürften.

Ein schlechtes Gewissen müssen wir nur dann haben, wenn unsere Herzen verhärtet sind, wenn wir über der Not der Vielen zur Tagesordnung übergehen oder glauben, dass wir selbst alles mit unserer eigenen Kraft erarbeitet haben. Vielleicht lassen wir uns von der Lied inspirieren, das wir gleich singen werden. Hier heißt es: Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn! In vielen Familien ist das Tischgebet verloren gegangen.

Erntedanktag könnte zu einem Neubeginn auch diesbezüglich anregen. Wir haben uns nach anfänglichen Bedenken angewöhnt, auch im Restaurant ein Tischgebet zu sprechen.

Früher gab es einen guten Brauch, daß die Christen der Gemeinde eine Erntedankgabe für diakonische Aufgaben abgaben. Letzten Sonntag habe ich im Gottesdienst gehört, dass Ihr etwas ähnliches für heute erwartet. Bei uns zu Hause gab es immer eine Erntedankgabe für ein Kinderheim. Dieser Brauch hat sich bei uns verloren. Das ist nicht schlimm, wenn anderes an die Stelle gekommen ist. Der Gedanke, daß es zu unserer persönlichen Verantwortlichkeit gehört, Menschen in Not zu helfen, ist einmal im Raum des Glaubens an Jesus Christus geboren worden. Denn ohne die Liebe zum Nächsten ist unsere Liebe zu Gott unglaubwürdig.
Dieser Gedanke ist von allen möglichen Organisationen außerhalb der Kirche aufgegriffen worden. Ich denke an die Welthungerhilfe und die staatliche Entwicklungshilfe. Dies macht aber unser Engagement im Raum der Kirche nicht überflüssig. Die Not ist groß. Deshalb haben die Kirchen auch noch eigene Hilfswerke. Das ist gut, denn wir Christen haben überall in der Welt Schwestern und Brüder im Glauben, die Mitarbeiter für den Dienst, daß Menschen in Not geholfen wird, sein können. Deshalb haben wir in unserem Kirchenkreis, wo ich zu Hause bin, Verbindung mit Christen in West Papua aufgenommen.

Manchmal denke ich, daß durch unsere Art zu leben die Not in den armen Ländern noch vergrößert wird. Wir beziehen von dort billige Rohstoffe und Energieträger und verkaufen ihnen teure Industrieprodukte, die sie nur durch Kredite bezahlen können. Der Schuldendienst für diese Kredite ist inzwischen so hoch, daß diese Länder nur immer noch ärmer werden können und dann der tödliche Handel mit Waffen und Kriegsmaterial!

Unsere Urlaubsreisen in exotische Länder helfen auch nicht an der Stelle, wo es erforderlich ist. Dies alles ist nicht die Art, mit Danksagung aus Gottes Hand zu empfangen, was er geschaffen hat. Vielleicht wenden wir an dieser Stelle ein, dass wir nichts ändern können, weil wir keine Macht haben. Das ist nicht ganz richtig. – Über andere haben wir zwar wenig Macht, über uns selber können wir aber hier und da Macht gewinnen und ausüben. Diese Macht können wir entfalten und in der Weise einsetzen, daß wir kleine Schritte tun in Richtung auf mehr Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Ich denke, daß wir dann auch Freude empfinden können über das, was wir geschenkt bekommen haben.

Wir beten:
Vater im Himmel! wir danken die für alles, was wir aus deiner Hand empfangen haben. wir danken dir, daß du uns Lebensmöglichkeit geschenkt hast. Hilf uns, daß wir an unserem Platz dafür sorgen, daß Menschen aus Not befreit werden. Hilf uns, daß wir an unserer Stelle mit dafür sorgen, daß die Schöpfung Gottes bewahrt wird.
Amen.

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Erstellt am: 08.10.2012 18:58 Uhr

Zündfunke, Montag 08.10.12

Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Wochenanfang, liebe Schwestern und Brüder!
Am Donnerstag dieser Woche denken wir in der katholische Kirche ganz bewusst zurück an das Jahr 1962, als am 11. Oktober das II. Vatikanische Konzil feierlich eröffnet wurde. Heute – 50 Jahre später fragt man sich: War alles nur ein großer Irrtum? Eine Selbsttäuschung? Es mehren sich jedenfalls die Anzeichen dafür, dass erzkonservative katholische Christen – und das nicht nur in der Kurie – alles daran setzen, die vorsichtigen Öffnungsversuche von damals wieder zurückzunehmen.
Der Begriff „Konzilspriester“ ist ja in manchen katholischen Kreisen schon zum Schimpfwort geworden. Das klerikal-hierarchische Denken hat sich wieder in vielen Köpfen eingenistet. Kirche als Communio – als Gemeinschaft und als „Volk Gottes“ auf dem Weg? Kirche als engagiertes Miteinander von sogenannten „Laien“ und Priestern in der Freiheit des Geistes? Nein, eine solche Kirche – von diesem Konzil vertreten, ist, allem Anschein nach, von vielen nicht wirklich gewollt. Kirchenreform im Sinne des Konzils – wir erleben es im derzeitigen Dialogprozess und in der Auseinandersetzung mit den Pius-Brüdern – das ist heute alles ein mühseliges Unternehmen.
Deshalb möchte ich die Chance nutzen und Ihnen in dieser Woche ein paar der wesentlichen Beschlüsse des Konzils vor Augen führen und aufzeigen, was das Konzil schlussendlich verändert hat und was ihm ein Anliegen war. Im Sinne einer offenen, einer streitbaren Kirche möchte ich Ihnen nahebringen, was damals rund 3000 Teilnehmer des Konzils immer im jeweiligen Herbst der Jahre 1962 bis 1965 diskutiert und beschlossen haben und was, das ist ja unbestreitbar, sofort nach Beendigung des Konzil für sichtbare Veränderungen in der Kirche geführt hat.
In unserer katholischen Kirche wird ja – so habe auch ich das in all den Jahren meines Wirkens erlebt und erfahren – um zwei Kirchenbilder gerungen, manchmal auch mit harten Bandagen gestritten. Es geht dabei um die Frage: Ist die katholische Kirche zuerst eine autoritäre Hierarchie, die sich vor allem und in erster Linie in den verschiedenen geistigen Ämtern zeigt oder ist sie zuerst eine gleichberechtige Gemeinschaft aller Gläubigen? Das Konzil selbst blieb in dieser Frage ambivalent. Es hat diesen Kampf nicht befriedet, sondern noch mehr befeuert. Und warum? Weil es notwendig war. Schließlich geht es um nicht weniger als um die Glaubwürdigkeit der Kirche und ihrer wirklichen Nähe zu den Menschen – damals genauso wie heute.

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Erstellt am: 08.10.2012 09:02 Uhr

Librea von Valle de Guerra

Die Magie, die Lichter, das Feuer, das Pulver und die Bittgebete in der Librea von Valle de Guerra. Eine volkstümliche Darstellung der berühmten Schlacht von Lepanto in der Form eines Schauspiels, in der sich Christen und Muslims gegenüberstanden. Es ist bereits  eine Tradition geworden, die während der Festlichkeiten unserer Señora la Virgen del Rosario mit einbezogen wird.

Am 13. Oktober 2012. | Plaza de la Iglesia de Valle Guerra

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Erstellt am: 08.10.2012 02:51 Uhr

Spruch zum 08.10.12

Hoffnung ist eine Art Glück, vielleicht das größte Glück, das diese Welt bereit hat.

Samuel Johnson

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Erstellt am: 08.10.2012 00:01 Uhr

Predigt zum Erntedankfest 2012 (07.10.)

L: 2 Kor 9, 6-10 / Ev: Lk 12, 15-21
Schwestern und Brüder!

Leider Gottes ist es so mit den altvertrauten Geschichten der Bibel; der Überraschungseffekt ist raus. Das gilt auch für das Gleichnis des reichen Kornbauern, welches wir eben im Evangelium gehört haben. Deshalb möchte ich Ihren und meinen Blick heute mal auf die Lesung lenken, die wir dem Apostel Paulus verdanken und die, wie ich meine, hervorragend zum heutigen Fest passt. Dort finden wir nämlich wunderschöne Gedanken vom Säen und Ernten; Gedanken, die mich dazu inspiriert haben, Ihnen heute – an diesem Erntedankfest – mal eine ganz andere Predigt zu halten. Sie beginnt mit: „Es war einmal…“ Jetzt denken Sie sicherlich: So beginnen doch Märchen. Richtig. Nur: das, von dem ich Ihnen jetzt erzähle, das ist kein Märchen. Und trotzdem möchte ich mit genau diesen Worten beginnen.

Es war einmal zu der Zeit, als der liebe Gott noch auf der Erde wandelte. Als die Menschen wirklich noch auf Du und Du mit ihm waren. Es waren herrliche, ja paradiesische Zeiten. Oder besser gesagt: Es hätten paradiesische Zeiten sein können. Wenn nur der liebe Gott nicht so eigensinnig gewesen wäre. Anstatt sich mit Pauken und Trompeten überall schön und herrschaftlich-göttlich zu zeigen, nahm er lieber die Hintertür. Als Eltern suchte er sich so z.B. Menschen aus, die in der Gesellschaft zwar durchaus angesehen waren – schließlich hatte sein Ziehvater den ehrbaren Beruf eines Zimmermanns – aber mit seiner leiblichen Mutter, da verhielt es sich schon anders. Ein junges Ding, über dessen Verlobung mit dem älteren Herrn sich so manche ihr Mundwerk zerriss bzw. mancher ganz neidisch wurde und deshalb wohl auch stänkerte. Als die junge Frau dann auch noch, ohne das Zutun ihres künftigen Mannes, frühzeitig schwanger wurde – übrigens ohne Trauschein und vorheriges offizielles Zusammenleben –, da war der Tratsch natürlich vollends perfekt. Und dann erst seine Geburt: sie fand statt in einem heruntergekommenen Schafstall, in dem er sich von Hirten und dubiosen Magiern aus dem Osten verehren ließ. Aber so war der liebe Gott eben. Für unsere Begriffe und Empfindungen, so denke ich, vielleicht manchmal ein wenig sonderbar. Aber so war das damals und deshalb ging es auch so weiter.
Er zog durch‘s Land, nahm sich Zeit für die Menschen und säte seine Botschaft aus. „Ihr sucht nach Gott? In mir ist er doch schon für euch da. Mitten unter euch ist der, den ihr erwartet und erhofft. Ich bin es. Ich bin die Liebe, der Frieden, die Heilung, die Wahrheit, der Weg zum Leben in Fülle. Seht her und lasst es mich erklären und euch zeigen.“ Und so tat er es ein paar Jahre lang und seine Saat ging auf. Sie ging auf bei Zöllnern und Sündern, bei Huren und anderen Verachteten der Gesellschaft, bei den Fischern oder auch den armen Tagelöhnern, bei Aussätzigen und sogar dem ein und anderen römischen Hauptmann. Nur – allen gefiel das nicht, was der liebende Gott da so säte, und manch einer hielt den, in dessen Gestalt Gott sich den Menschen gezeigt hat, für einen Volksschädling oder sogar den Satan persönlich. Deshalb musste er weg. Deshalb schlugen sie ihn ans Kreuz – aber das ist eine andere Geschichte.
Auf alle Fälle: So war es einmal. Damals. Grob gesagt 2000 Jahre ist das nun her. Manch einer sagt: Wenn er doch noch da wäre – oder wenn er wenigstens mal wieder käme, um ein bisschen von seiner Botschaft auszusähen. Aber heute säen vielmehr das Fernsehen und das Internet, das dem Menschen unverzichtbar geworden scheint. Da wird uns suggeriert: Freu dich am Schaden und an der Dummheit deines Nächsten. Heute sät die Wirtschaft, dass die Welt eine Torte ist und das Leben nichts anderes als ein Wettkampf um die dicksten Stücke. Heute sähen die Banken, dass man sich mit Krediten doch alles leisten kann und wer den Kredit nicht mehr bedienen kann, der fällt in ein Loch und die Banken werden mit Steuergeldern gestützt und geben neue Kredite. Für den armen Nächsten, für den, der bei all dem auf der Strecke bleibt, da haben wir kein Mitgefühl, sondern dafür gibt’s die Kirchen, die Caritas und das Rote Kreuz.
Ach, wenn es doch wieder einmal so wäre, dass der liebe Gott über die Erde ginge…
Und dann waren es die Tage im September und Oktober 1989, da ging er einmal durch Leipzig und verbarg sich unter den Vielen in der Nicolaikirche. Er säte Mut und den Willen zum Frieden in die Herzen vieler Menschen und er ließ alle, die vorher müde und zermürbt, matt und mutlos geworden waren mit dem Ruf erwachen „wir sind das Volk“. Und die Saat ging auf und wuchs zu einem Zug mit Kerzen um den ganzen Innenstadtring. Weil der liebe Gott, ich hab es schon einmal gesagt, manchmal recht sonderbar ist, geschah dies montags und nicht sonntags; was doch naheliegend wäre, weil da ja ihm zu Ehren die Glocken geläutet und Gottesdienste gefeiert werden. Aber nein, er entschied sich für den Montag. Er säte auch Zweifel in die Herzen der Uniformträger und der alten Parteisoldaten. Zweifel an den Dogmen der Partei und stattdessen Gefühle von Mitleid und Liebe: „Sollen wir wirklich auf das eigene Volk schießen? Deutsche auf Deutsche? Arbeiter und Bauern auf Bauern und Arbeiter?“ So säte der liebe Gott, und seine Saat ging auf. Das Dogma wich dem Mitgefühl, die Angst dem Mut, die Zweifel wichen der Hoffnung und es blieb Frieden.
Ist der liebe Gott also doch nicht tot? War also die andere Geschichte mit dem Kreuz doch nicht sein Ende? Muss man denn noch immer mit ihm rechnen? Sät er immer wieder – und immer wieder neu? Ich würde sagen: Ja, man muss wohl mit ihm rechnen. Aber eben nicht so, dass er immer nur die Vordertüre benutzen würde, so dass wir es gleich erkennen. Nein, ein klein wenig müssen wir schon wach und aufmerksam sein – und empfind
sam sowieso. Denn Gott ist die Liebe.
So erging es auch dem Bauern. Sein Name ist nicht wichtig, denn er kann überall im deutschsprachigen Raum seinen Hof haben. Als er den Raps im Frühling besah, da dachte er erstmals daran, ihn zur Biodieselverarbeitung zu verkaufen. Schließlich hatte er gesehen, wie andere Bauern das auch mit Mais und Zuckerrohr machen. So überschlug er für sich, was der Raps wohl bringen würde. Sowohl an Ertrag, als auch an Euro. Vielleicht wäre ja ein wenig Düngereinsatz sinnvoll und lohnenswert – obwohl, das muss gut überlegt sein, denn das Zeug kostet ja auch was. So saß er also auf seinem Traktor und wie er so alles überschlug und auch noch gleich daran dachte, dass man ja die Unterstellpreise für das Winterlager der Wohnwagen in seiner großen Scheune ebenfalls erhöhen könnte… da begann der liebe Gott seine Botschaft in die Augen und die Seele des Mannes zu säen. Auf einmal sah der Bauer die vielen gelben Rapsblüten, die er auch vorher schon wahrgenommen hatte, sicherlich. Aber er sah sie auf einmal anders. Und er roch die Luft, die nur im Frühjahr genau so riecht. Er hörte wie etwas in der Luft sang; ach Gott – eine Lerche, dachte er, und wie schön sie singt. Dann stellte er den Traktor aus, denn das laute Geräusch des Dieselmotors störte ihn jetzt doch ganz vehement. Er spürte auf einmal, wie in seiner Seele ein Gefühl von Schönheit und Frieden aufkam und es wurde ein klein wenig feucht in seinen Augen. All die Zahlen und Umsätze, all die Gedanken an Ertrag und Gewinn waren auf einmal wie weggepustet aus seinem Kopf. So hat ihn der liebe Gott berührt und die Saat ging auf.  
Als seine Frau ihn zur Mittagszeit fragte, was er denn am Morgen so alles auf dem Feld geschafft habe und ob zwischenzeitlich die Rechnungen für die Wohnwagenbesitzer schon geschrieben wären, da hörte er gar nicht richtig hin. Und als seine Frau ihm dann auch noch sagte, dass der von der Kirchenverwaltung angerufen hätte, dass die Pacht für die Streuobstwiesen noch nicht bezahlt sei, da sagte er nur: „Psst! Das will ich jetzt gar nicht wissen. Es war so schön heute Morgen auf dem Land, dass ich Dich fragen möchte: Weißt Du eigentlich, wie schön wir es haben? Ich würde gerne unsere Freunde und die Nachbarn einladen und so ein richtig schönes Fest mit einer Weinbowle feiern…“ Dann nahm er seine Frau in den Arm und gab ihr einen ganz zärtlichen Kuss. Die Saat geht auf. Und damit endet meine Geschichte. Oder doch noch nicht?
Wir feiern heute Erntedank. Wir sagen danke für alles, was wir zum Leben haben. Essen und Trinken, Frucht und Obst. Und wir sagen auch danke für all das, was unsere Seele zum Leben nötig hat: den Frieden, das Lieben und geliebt werden, das Fühlen und mitfühlen. Und bei all dem wird mir bewusst: Der liebe Gott, der früher über die Erde wandelte, der wandelt noch immer über diesen Erdball. Und da, wo er vorbeikommt, da wird es immer ein wenig paradiesisch. Nur sollten wir nie vergessen, dass er bei all dem gerne die Hinter- und nicht die Vordertüre nimmt. Amen.

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Erstellt am: 07.10.2012 19:17 Uhr

Damals…

San Telmo – Puerto de la Cruz

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Erstellt am: 07.10.2012 09:52 Uhr

Zündfunke, Sonntag 07.10.12

Andrea Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Sonntagmorgen, liebe Schwestern und Brüder!
Jünger Jesu, Christen also, die Jesus nachfolgen, sollen Menschen heilen, heißt es in den Evangelien. Etwa: Jesus rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister, sie  auszutreiben und jegliche Krankheiten und jegliches Gebrechen zu heilen. (Matthäus 10,1).
Der erste Auftrag Jesu an seine Jünger lautete also: Menschen heilen, nicht verkündigen. Warum?  Weil Menschen Heilung brauchen. Weil sie gesund werden wollen an Leib und Seele, sie wollen ganz heil werden. Dazu braucht es das Tun anderer, die konkrete, praktische Tat.
Menschen heilen, das ist arbeitsteilig in unserer Kultur  der Medizin zugeordnet, einer hochspezialisierten Expertenmedizin. Wer krank ist, geht zum Arzt, der schickt ihn zum Spezialisten oder ins Krankenhaus, dann wird ihm geholfen. Die Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, die Medikamentendosierung und die Operationstechniken sind derart verfeinert, dass sie schon die Vermutung nähren, alles sei machbar, jede Krankheit heilbar. Ganz so ist es allerdings nicht. Dennoch ist das vorher gehörte eine Zumutung: Die Jesus nachfolgen, sollen heilen. Klingt eher  nach Zauberei und Dämonenglauben, ein bisschen weltfremd, ein bisschen nach jemandem, der hinterm Mond zu leben scheint.
Sie lässt sich allerdings auch anders verstehen, diese Bevollmächtigung der Christen zum Heilen. Sie kann auf die heilenden Kräfte verweisen, die in denen da sind, die mit den Kranken und bei den Kranken leben. Die heilenden Kräfte einer  Gemeinschaft. Ein Kind erfährt, dass es nicht allein ist, wenn ihm jemand über den Kopf streicht, sich um es kümmert, nicht weggeht, einfach da ist. Und dieses Gefühl, nicht allein zu sein, trägt entscheidend zur Gesundung bei.
Eine Angehörige, ein guter Freund kommt ins Krankenhaus, macht einen Besuch, und der Patient weiß:  jemand nimmt teil an mir und an dem, was mit mir passiert, und das gibt Kraft. Eine Kraft, die weiterwirkt, vielleicht zur Genesung hilft. Es braucht den Einsatz vieler Menschen, wenn andere gesund werden wollen. Die, die Jesus nachfolgen, sind dazu beauftragt, mitzuarbeiten, dass Gottes Reich kommen kann und Menschen heil und gesund werden an Leib und Seele.

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Erstellt am: 07.10.2012 07:07 Uhr

Kostproben des Reinette-Apfels

Dieses Obst wird während des Monats im Norden der Insel die Hauptrolle spielen. Verschiedene Restaurants und Betriebe werden ihren Gästen das Beste ihrer kulinarischen  Auswahl, bei dieser Gelegenheit mit ausgearbeiteten Gerichten unter Anwendung dieses erlesenen Schatzes, anbieten.

Vom 10. Oktober bis zum 4. November 2012 | El Sauzal.

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Erstellt am: 07.10.2012 02:04 Uhr

Spruch zum 07.10.12

Ich finde schon Gehen eine unnatürliche Bewegungsart, Tiere laufen, aber der Mensch sollte reiten oder fahren.

Gottfried Benn

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Erstellt am: 07.10.2012 00:58 Uhr

Zündfunke, Samstag 06.10.12

Andrea Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
„Hauptsache gesund“, sagen Menschen auf die Frage, wie’s ihnen geht, oder beim Glückwunsch zum Geburtstag. „Hauptsache gesund.“ Und sie meinen: Die Gesundheit ist für mich das Wichtigste. Sie kann gar nicht hoch genug geschätzt werden.
Denn, wenn ich krank bin, zwickt es an der einen oder anderen Stelle, am Körper oder an der Seele. Die Krankheit hindert mich, schränkt mich ein, reduziert meine Lebensmöglichkeiten. Und das ist schmerzlich. Davon möchte ich frei sein. Daher: Lieber gesund als krank, oder, wie der flapsige Spruch sagt: Lieber reich und gesund als arm und krank.
„Hauptsache gesund“, das meint: Alles andere zählt nicht, wenn die Gesundheit fehlt. In der Bibel, im Buch  Jesus Sirach (30,14-16), ist das ebenfalls zu finden: „Besser arm, aber gesunde Glieder, als reich und einen kranken Leib. Ein Leben in Gesundheit liebe ich mehr als Gold und einen gesunden Leib mehr als unermessliches Glück. Kein Reichtum geht über den Reichtum gesunder Glieder und kein Gut geht über ein frohes Herz“.

Die Überzeugung, dass die Gesundheit unser höchstes Gut ist, hat in unseren Tagen die Sorge um den Körper enorm wichtig werden lassen. Ein guter Teil unserer Gesundheits- Fitness- und Wellness-Kultur kommt daher. Offenbar beginnt unsere Zeit, das eine zu begreifen: Die Gesundheit des Körpers ist enorm wichtig.
Nicht, dass dies gering zu schätzen wäre, das gesunde, gute Leben in dieser Welt. Wer je krank war, weiß, wie hoch die Gesundheit zu schätzen ist.
Kein Reichtum ist zu vergleichen mit einem gesunden Körper, und kein Gut gleicht der Freude des Herzens.

Freude des Herzens, auch das gehört zur Gesundheit dazu. Neben der Sorge für den Körper, die Sorge für die Seele. Damit der ganze Mensch heil wird.
Vielleicht ist das in den letzten Jahrzehnten ein wenig in Vergessenheit geraten. Die Religion, der Glaube, die Orientierung auf Gott, die Hoffnung auf ein Jenseits – auch das ist wichtig fürs Gesundsein. Zur Wellness des ganzen Menschen gehört auch das dazu. Ich weiß, dass Gott mich hält. In diesem Leben, in gesunden und in kranken Tagen, und im Sterben. Das kann mir Hoffnung geben, die Gelassenheit, Freude zu genießen, und die Zuversicht, Schweres zu ertragen. Ich sollte immer wieder etwas für meine Seele tun, nicht nur für meinen Körper. Nämlich: danken, loben, beten, Damit ich rundum gesund werde.

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Erstellt am: 06.10.2012 18:46 Uhr