Guten Morgen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer!
Wie wäre es mit der Bibel? Aber fangen Sie bitte nicht bei Adam und Eva an. Viele, die das getan haben, sind nicht weit gekommen. Spätestens am Ende des 4. Kapitels im 1. Buch Mose wird es mühsam, es sei denn, Sie mögen Stammbäume: von Adam bis Noah, Generation für Generation.
Nehmen Sie trotzdem die Bibel in die Hand! Es sind wirklich nur ein paar Minuten, vielleicht eine viertel oder halbe Stunde, um ein Büchlein in der Bibel zu lesen.
Ich meine z.B. das Büchlein “Jona“. Nach Hosea, Joel, Amos, Obadja …. – alle nicht so bekannt – kommt das Büchlein „Jona“. Das ist der mit dem großen Fisch, richtig. Eine bekannte, aber eine wenig gelesene Geschichte, oder genauer noch: eine Novelle, in der der Erzähler schalkhaft Satire, Ironie und Komik aufblitzen lässt.
Statt in Gottes Namen nach Ninive zu reisen, macht er sich in Windeseile auf und davon nach Tarsis. Urlaub vom Gottesdienst in Spanien also. Die Ironie ist mit Händen zu greifen, wenn alle heidnischen Matrosen auf dem Boot durcheinander schreien „ein jeder zu seinem Gott“. Schließlich wird es grotesk, wenn ein „großer Fisch“ vom Gott Israels „bestellt“ wird, wie man unter Menschen Personal „einstellt“, und dieser „Angestellte Gottes“ dann Jona ans Land zurück bringt.
Hier ist dann auch der Höhepunkt der Groteske erreicht: der „kotzende“ Fisch, der Jona wieder ans Licht befördert. So und nicht anders muss das gehört werden, denn dieses Wort gehört zur extrem derben Sprache.
Ich stelle mir vor, wie schon damals in Israel das Schmunzeln des Lesers an dieser Stelle in Gelächter überging. Der Schluss des Büchleins ist sicher wieder etwas nachdenklicher, aber ohne jede Strenge und wieder mit einem gehörigen Schuss Ironie versehen. Beim Lesen darf ich Ihnen wirklich eines wünschen: viel Spaß.
Vielleicht entdecken Sie ja noch anderes Spannendes, Erstaunliches, Nur-Allzu-Wahres und Bedenkliches im „Buch der Bücher“. Vielleicht geht es Ihnen dann eines Tages wie Bertolt Brecht, der, nach seiner Lieblingslektüre gefragt, zur Antwort gab: „Sie werden lachen, die Bibel“.
Ich wünsche Ihnen einen ruhigen, fröhlichen und gesegneten Sonntag!
Andreas Knüpffer
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Erstellt am: 21.10.2012 19:12 Uhr