Andrea Bolz, deutschsprachige Katholische Gemeinde, Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Sonntagmorgen, liebe Schwestern und Brüder!
„Das ist eben mein Schicksal“, so oder so ähnlich hört man Menschen oft sagen. Auch ich spreche so ab und zu über mich, oder über eine mit mir zusammenhängende Situation, die ich nicht erklären kann, oder nicht will. Was aber ist dieses Schicksal, das unser Leben durchdringt und es uns aucz immer wieder so schwer macht? Ist es eine personifizierte Macht, die von irgendwoher kommt, und die wir in keinster Weise beeinflussen können? Sind es Stimmungen, Gefühlsregungen, Ausführungen, denen wir uns einfach beugen müssen? Ist es nur das Los, das wir einmal gezogen haben, das wir eben so anzunehmen haben, eine unausweichliche Fügung, oder gar göttliche Vorsehung? Warum ist mein Schicksal gerade so, und das meines Nachbarn total anders? Fragen über Fragen, die zu beantworten alles andere als einfach ist. Eine konkrete Antwort darauf kann, so denke ich, keiner geben, denn mein Schicksal ist mit mir und meinem ganz persönlichen Leben so eng verbunden, so tief in mir drin, dass ich es selbst gar nicht wirklich erkennen kann, geschweige denn andere Menschen mir gute Ratschläge dazu geben können. Meine tiefste Überzeugung, mein Glaube sagt mir, dass alles, was mit mir geschieht, dass alles, was ich tue oder nicht tue, irgendeinem Sinn folgt, auch, wenn ich diesen Sinn im Moment noch nicht sehe. Geprägt und geleitet wird diese Vorstellung von meiner Herkunft, meiner Erziehung und meinem Umfeld, in dem ich mich bewege, und in dem ich mich wohlfühle. Alles, was ich denke, fühle, tue, hat darin seinen Ursprung, aber auch seine Konsequenzen. Ich denke und lebe, spreche und handle – das ist mein ganz persönliches Bild, das ich nach außen meinen Mitmenschen biete. Mein enges persönliches Umfeld kennt mich in der Regel genauer – also auch meine mehr oder weniger guten oder schlechten Angewohnheiten, meine kleinen Marotten und meine Liebenswürdigkeiten. All das bin ich; und mit mir ist mein ganz persönliches Schicksal, das, was mich zu dem macht, was ich bin, verbunden; oder, um mit dem Talmud, eines der bedeutendsten jüdischen Schriften zu sprechen:
Achte auf deine Gedanken, denn sie werden deine Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden deine Taten.
Achte auf deine Taten, denn sie werden deine Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.
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Erstellt am: 28.10.2012 16:57 Uhr
