„Alle Menschen sind klug – die einen vorher, die anderen nachher.“
Voltaire
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Erstellt am: 31.10.2012 00:05 Uhr
„Alle Menschen sind klug – die einen vorher, die anderen nachher.“
Voltaire
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Erstellt am: 31.10.2012 00:05 Uhr
Feuer über dem Barranco Lora in Los Realejos am 30.10.12.
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Erstellt am: 30.10.2012 20:24 Uhr
Auf Grund der Wetterverhältnisse und zu ihrer eigenen Sicherheit bleibt der Park heute, Dienstag, den 30 Oktober geschlossen. Die Parkleitung.
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Erstellt am: 30.10.2012 09:40 Uhr
Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Martin Luther wird der Ausspruch nachgesagt: „Wenn morgen die Welt unterginge, pflanzte ich heute noch ein Apfelbäumchen“. Ob er ihn nun gesagt hat oder nicht, ich weiß es nicht. Aber derjenige der ihn gesagt hat, muss ein Mensch gewesen sein, der ganz in der Gegenwart gelebt hat. Ein Mensch, der das tat, was an diesem Tag dran war, selbst wenn anderntags die Welt unterginge. Ehrlich gesagt, ein ganz anderer Mensch, als ich es oft bin. Denn statt in der Gegenwart zu leben, beschäftige ich mich oft viel lieber mit meiner Vergangenheit oder mit meiner Zukunft. Wobei ich glaube, dass ich da gar nicht so allein damit bin. Vielen wird es ähnlich gehen. „Hätte ich doch“ oder „hätte ich doch lieber nicht“, mit diesen Worten beginnen die Lieblingssätze der Menschen, die in der Vergangenheit leben. Sie bereuen die Fehler, die sie ihn ihrem Leben gemacht und die falschen Entscheidungen, die sie getroffen haben. Sie denken, alles wäre besser gelaufen und sie wären um einiges glücklicher, wenn…., ja wenn ihre Vergangenheit nicht so gewesen wäre, wie sie eben war. Wer dagegen in der Zukunft lebt, der- oder diejenige ist der Ansicht, dass sich zuerst noch dieses oder jenes ändern muss, bevor sie oder er wirklich das Leben genießen kann. „Wenn ich einmal erwachsen bin…“, „wenn ich mal den richtigen Partner getroffen habe…“, „wenn ich mein eigenes Häuschen habe…“, „wenn ich endlich in den Ruhestand komme…“ – es fehlt immer etwas zum Glück.
Wäre es dabei nicht viel besser, aus dem Jetzt das Beste herauszuholen und sich heute am Leben zu freuen, so wie es eben ist? Laufe ich sonst nicht Gefahr, mein ganzes Leben damit zuzubringen, mich über getroffene Entscheidungen zu ärgern oder eben auf eine bessere Zukunft zu warten? Aber wie geht das: in der Gegenwart leben? Wie hat Luther, dem dieser Satz zugeschrieben wird, das gemacht? Ich glaube es ging nur, weil er wusste: Das, was war und das, was noch kommt, liegt einzig und allein in Gottes Hand. Gott kümmert sich um meine Vergangenheit und um meine Zukunft. Über die Fehler meiner Vergangenheit brauche ich mich nicht zu grämen, denn Gott vergibt mir und lässt mich neu anfangen. Und ich brauche mir keine Sorgen darüber machen, dass sich alle Wünsche in meinem Leben erfüllen. Denn Gott schenkt mir eine Zukunft, die über dieses Leben hinaus geht, in der er meine Sehnsucht stillen wird. Und er öffnet mir die Augen für all das Gute und Schöne, das ich heute schon habe – hier und jetzt.
„Wenn morgen die Welt unterginge, pflanzte ich heute noch ein Apfelbäumchen“.
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Erstellt am: 30.10.2012 01:14 Uhr
„Nimm an, was nützlich ist. Lass weg, was unnütz ist. Und füge das hinzu, was dein Eigenes ist.“
Bruce Lee
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Erstellt am: 30.10.2012 00:02 Uhr
Diakon Bertram Bolz
Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Wochenanfang, liebe Schwestern und Brüder!
Ist Ihnen ein solches Gefühl auch vertraut, dass Sie sich in manchen Situationen einfach hilflos vorkommen? Z.B., wenn Sie einem Menschen begegnen, der schwer krank ist oder vielleicht sogar im Sterben liegt; oder jemandem, der einen lieben Menschen verloren hat. Viele Menschen fühlen sich in solchen Situationen oder bei solchen Begegnungen einfach überfordert. Sie meinen, sie müssten irgendetwas Besonderes tun oder sagen, weil es ja schließlich auch eine ungewöhnliche Situation ist. Da taucht dann die Frage auf: Was kann ich schon machen? Meine Worte werden die Trauer meines Gegenübers nicht in Freude verwandeln und gesund machen kann ich Kranke auch nicht.
Und trotzdem kann man etwas tun. Neulich kam ich mit jemandem ins Gespräch über genau dieses Gefühl der Hilflosigkeit. Und da sagte mir die Frau: „Helfen kann man doch immer – durch Zuwendung.“ Und ich glaube, genau das ist es. Ich kann einfach da sein, und das ist doch schon sehr viel. Denn wie viele andere halten solche Situationen angesichts eines Gefühls von Hilflosigkeit und sagen wir durchaus auch Angst überhaupt nicht aus. Sie fliehen, und so bleiben Trauernde und Kranke oft nur allein auf sich gestellt.
„Wenn alle anderen raus rennen, gehen wir rein“, heißt ein Spruch bei der Feuerwehr. Gemeint ist nichts anderes als das brennende Haus. So möchte ich Ihnen Mut machen, so etwas wie eine Feuerwehr zu sein: nämlich Menschen, die Situationen ganz bewusst angehen, um die andere einen großen Bogen machen. Das kostet Überwindung, keine Frage. Aber wir können helfen, in dem wir einfach da sind und Zeit haben. Nicht viel reden, sondern zuhören. Nicht die Not klein reden oder gute Ratschläge parat haben. Vielleicht einfach auch still sein. Es geht darum, die schwierige Situation mit dem Kranken oder Trauernden einfach auszuhalten und ihm zu zeigen: Du bist nicht allein. Wenn der andere möchte, kann man die Gefühle auch in ein Gebet bringen. Und wo man das aus dem Stehgreif nicht schafft, da kann es vielleicht auch ein Psalm sein – wie der Psalm 23 oder das Vater unser. Und: Menschen, die sich Kranken, Sterbenden und Trauernden zuwenden, erleben das oft als Bereicherung für ihr eigenes Leben.
Wie sagte mal ein Hospizmitarbeiter zu mir: „Ich mache Erfahrungen, die mich zwar ab und an viel Kraft kosten; aber ich bekomme auch so viel Kraft dabei geschenkt.“
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Erstellt am: 29.10.2012 20:11 Uhr
L I: Jer 31, 7-9 / Ev: Mk 10, 46–52
Schwestern und Brüder!
Da sitzt er also am Straßenrand, eingehüllt und zusammengekauert in eine dunkle Decke, die Beine angezogen, den Kopf auf die Knie gelegt – Bartimäus. Ob dieses, sein Leben, immer so war, wissen wir nicht. Wohl eher nicht, denn sonst hätte es der Evangelist sicher erwähnt. So also können wir davon ausgehen, dass Bartimäus früher einmal sehen und durchaus einem Beruf nachgehen konnte. Dann allerdings kam der Moment oder die Krankheit, die ihm das Sehvermögen nahm. Er wurde blind, arbeitslos, ohne jegliche Perspektive. Als Bettler am Straßenrand zu sitzen, das ist alles, was ihm geblieben ist. Wertlos, menschlich würdelos und sich anderen gegenüber lästig und belästigend fühlend bis an sein Lebensende. Die dunkle Decke zieht er als Schutz gegen die mitmenschliche Kälte und Verachtung um sich; dunkel, auch ein Zeichen der Trauer über all das, was er verloren hat – Augenlicht und Lebensfreude.
Bartimäus damals – vor 2000 Jahren. Machen wir einen Szenenwechsel: In eine dunkle Decke von Schwermut gehüllt, eine Flasche Bier vor sich, so sitzt der alleinstehende Mann in seiner kleinen Einraumwohnung. In der Küche türmen sich Berge von dreckigem Geschirr, der Mülleimer gehört geleert, auf dem Esstisch stapeln sich Zeitungen mit aufgeschlagenen Stellenanzeigen und Mahnbriefen, alles längst Altpapier. Der Mann sitzt zusammengesackt auf dem Küchenstuhl, sein Blick geht ins Leere, die Gedanken bilden wirre Ketten. Wo ist die Kraft, mit der er so vieles in seinem Leben schon geschafft hat? Depressive Verstimmung, sagt der Arzt; eine tiefe Traurigkeit seit dem überraschenden Tod der Frau; beruflicher Absturz, Hausverkauf, Einsamkeit. Er ist weit entfernt von dem, wie er sich früher kannte. Ein dunkler Schatten hat sich auf seine Seele gelegt und verfinstert seinen Blick. Der ganz normale Alltag ist für ihn zu einer immensen Last geworden. Bartimäus – heute. Ein Leben auf der Schattenseite, in Dunkelheit, ohne jegliche Perspektive.
Bartimäus – es gab ihn damals und es gibt ihn heute – sowohl als Mann wie auch als Frau. Solange die Menschen schweigen, ist für den Rest der Welt dabei alles in Ordnung. Solange die Betroffenen sich klein machen und nicht weiter auffallen, sind sie geduldet. Oder anders gesagt: Wer in der ihm zugewiesenen Rolle funktioniert, bekommt sogar ab und an ein Almosen. Nur – der biblische Bartimäus hält sich nicht an seine Rolle. Lang genug hat er am Straßenrand gesessen. Er ist zwar blind, aber er ist nicht taub. So hat er von diesem Jesus aus Nazareth gehört, dem man nachsagt, dass durch seine Kraft Lahme wieder gehen und Blinde wieder sehen können; ganz so, wie es die Propheten schon vor langer Zeit angekündigt haben. Und da spürt Bartimäus auf einmal wieder so etwas wie Leben in sich. Er erinnert sich an die Verheißungen, die auch wir heute in der Lesung gehört haben: Die Trauernden will Gott an wasserführende Bäche geleiten und ihre Wege ebnen. Jubeln sollen sie im Neuland. Bei diesen Gedanken wächst in Bartimäus der Glaube, dass auch bei ihm Veränderung und Heilung möglich ist. Genau diese Hoffnung auf Veränderung aber ist der erste Schritt, mit der die Heilung des Bartimäus beginnt.
Der nächste Schritt ist nicht weniger wichtig: Er schreit, und zwar so, dass es alle hören. Laut werden, schreien, sich Gehör verschaffen, das haben wir nicht so gerne, denn das stört die Ruhe und Ordnung und passt nicht ins heile Bild, das wir oft von unserem Leben und unserer Umwelt haben. Aber ohne dieses Schreien wäre die Heilung des Bartimäus wohl nicht geschehen. Denn damit versteckt er sich nicht mehr in seiner erbärmlichen Lebenssituation. „Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!“ Indem der Blinde dies aus sich herausschreit, verändert sich bereits etwas. Denn um so schreien zu können, muss er seinen Kopf heben, muss er seinen gebeugten Rücken aufrichten. All jene, denen es besser geht, mögen ein solches Verhalten überhaupt nicht und deshalb befehlen sie ihm auch ganz ärgerlich, dass er doch einfach schweigen solle. Aber Bartimäus denkt gar nicht daran, sich weiterhin mundtot machen zu lassen. Im Gegenteil – er schreit noch viel lauter und genau dieses gellende Geschrei nimmt Jesus selbst in der großen Menschenmenge war und lässt ihn zu sich rufen.
Die Hartnäckigkeit hat sich also gelohnt. Und dieselben Leute, die Bartimäus eben noch angefahren haben, er solle doch endlich seine Klappe halten, genau die sind es jetzt die auf einmal zu ihm sagen: „Hab Mut! Steh auf! Er ruft dich!“ Wenn ich mir diese Bibelstelle so anschaue, dann können diese Menschen vielleicht aber auch für die widerstreitenden inneren Stimmen des Bartimäus selbst stehen. Was ich damit meine? Nun, die eine Stimme sagt ihm: „Ach, für dich verändert sich doch sowieso nichts. Du bist nichts wert, bist für andere nur eine Last, ein hoffnungsloser Fall. Dieser Jesus hat Wichtigeres zu tun, als sich um einen solchen Versager wie dich zu kümmern.“ Und die andere Stimme sagt: „So kann es nicht weitergehen. Ich halte das nicht mehr aus. Es ist mir jetzt egal, was die anderen denken. Ich versteck‘ mich nicht mehr länger, sondern schreie zu Gott, weil ich endlich anders leben möchte – endlich wieder!“
Kommt uns so etwas, was Bartimäus da erlebt, nicht auch bekannt vor? Wenn ich Veränderungen möchte, werde ich in mir selbst und bei anderen immer auch auf Widerstand stoßen. Den meisten Menschen ist das Alte, Vertraute und sei es noch so unerträglich, oft viel lieber als das Neue und Veränderte. Und warum? Weil Neues oft Angst macht; dabei ermöglichen Veränderungen ja oftmals erst wirkliches Leben. Nehmen wir nur mal die Natur. Die Blätter fallen von den Bäumen, weil sich längst neue Knospen gebildet haben, die den Frühling in sich tragen und die sich, wenn die Zeit dafür reif ist, entfalten möchten. Bei Bartimäus ist die Sehnsucht nach Leben stärker als alle Ängste und Selbstzweifel. Und deshalb wird von ihm dann auch erzählt: „Er warf seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu.“ Der Glaube, dass die Nähe zu diesem Jesus ihn heilen kann, macht ihn auf einmal handlungsfähig. Er wirft den Mantel, das, womit er sich versteckt hat, was ihn wie ein dunkles Tuch der Hoffnungslosigkeit gefesselt hat weg, weil es jetzt nur noch ein Hindernis wäre. Jetzt ist aufrichten und aufstehen angesagt. Er wartet nicht darauf, dass ihm irgendetwas in den Schoß fällt, sondern bewegt sich selbst, wird aktiv und geht auf Jesus zu – allein.
Der Bartimäus in seiner eingangs erwähnten Einraumwohnung hat es da schwerer. Der dunkle Schleier über seiner Seele lässt sich nicht so einfach abwerfen wie ein Umhang, sondern die Fäden der Fesseln müssen langsam aufgetrennt werden. Dazu braucht er Hilfe von Menschen, die wissen, wie sein Seelenkleid gewebt ist, und er braucht die Hilfe Gottes, die den Keim der Hoffnung in ihm – allen Selbstzweifeln zum Trotz – wachsen lässt. Aber auch er muss den ersten wichtigen Schritt allein gehen; nämlich den, auf andere zuzugehen, sich einzugestehen: ich brauche Hilfe. Das gilt für depressive Verstimmungen genauso wie für organische Beschwerden und für Suchterkrankungen gilt das erst recht. Den ersten Schritt in Richtung Heilung muss jede und jeder selbst tun.
Bartimäus hat diese Richtung eingeschlagen und deshalb konfrontiert ihn Jesus mit der existentiellen Frage: „Was willst du, dass ich für dich tun soll?“ Was willst du? Wozu hast du dich entschlossen und wozu bist du bereit? Wenn Jesus uns das jetzt fragen würde, wüssten wir – Sie und ich – eine Antwort? Könnten wir benennen, was für uns lebenswichtig ist? Spüren wir, woran unser Leben krankt, auch wenn es für andere nicht unbedingt sichtbar ist? Sind wir bereit für das, was unsere Not wenden könnte? Bartimäus je-
denfalls sagt ohne zu zögern: „Ich möchte wieder sehen können.“
Die Heilung des Bartimäus, eine wundervolle Geschichte. Aber sie bleibt eben nur eine Geschichte, wenn sie Sie und mich nicht in unserem Innersten berührt. Und zwar dergestalt berührt, dass wir darauf vertrauen, dass Gott uns durch Menschen genauso dabei hilft, schwierige Lebenssituationen zu verändern, wie damals Bartimäus. Vertrauen wir ihm unsere Bedürftigkeit und unsere persönliche Notlage an, im Gespräch, im Gebet, im Schreien und Brüllen der Klage oder auch den Tränen der Trauer und der Erschöpfung und vertrauen wird darauf, dass er uns in helfenden Menschen begegnet. Vielleicht gehen uns dabei die Augen nicht immer so schnell auf wie Bartimäus aus dem Markus-Evangelium. Denn Heilung braucht Zeit und sie ist oftmals ein langer Weg. Doch wir wissen: Gott ist mit uns – mit Ihnen und mit mir.
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Erstellt am: 29.10.2012 12:54 Uhr
Wenn Du die kanarische Musik entdecken willst, kannst Du es anhand der besten volkstümlichen Gruppen der Inseln tun. An verschiedenen Küstenstellen der Gemeinde bArona werden Auftritte immer am Freitag und Samstag bis zum 22. März angeboten.
Freitag, um 20:30 Uhr – Plaza vom City Center
Samstag, um 20:00 Uhr – Strassenmusik in Playa de las Américas
Vom 25. Oktober bis zum 22. März 2012 in Arona.
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Erstellt am: 29.10.2012 03:04 Uhr
„Schule und Unterricht funktionieren noch heute unverändert nach denselben Strukturen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.“
Hermann Hesse
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Erstellt am: 29.10.2012 00:07 Uhr
21. Sonntag nach Trinitatis
PREDIGT VON Pfarrer Andreas Knüpffer
Predigttextext
Jer 29,1.4-7.10-14
Der Brief des Propheten Jeremia an die Weggeführten in Babel – verfasst zwischen den Jahren 597 vor Christus (erste Eroberung Jerusalems durch die Babylonier) und 587 (in diesem Jahr zerstörte König Nebukadnezar Jerusalem und den Tempel).
1 Dies sind die Worte des Briefes, den der Prophet Jeremia von Jerusalem sandte an den Rest der Ältesten, die weggeführt waren, an die Priester und Propheten und an das ganze Volk, das Nebukadnezar von Jerusalem nach Babel weggeführt hatte.
4 So spricht der HERR Zebaoth, der Gott Israels, zu den Weggeführten, die ich von Jerusalem nach Babel habe wegführen lassen:
5 Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und esst ihre Früchte;
6 nehmt euch Frauen und zeugt Söhne und Töchter, nehmt für eure Söhne Frauen, und gebt eure Töchter Männern, dass sie Söhne und Töchter gebären; mehret euch dort, dass ihr nicht weniger werdet.
7 Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn’s ihr wohl geht, so geht’s auch euch wohl.
10 Denn so spricht der HERR: Wenn für Babel siebzig Jahre voll sind, so will ich euch heimsuchen und will mein gnädiges Wort an euch erfüllen, dass ich euch wieder an diesen Ort bringe.
11 Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe das Ende, des ihr wartet.
12 Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und mich bitten, und ich will euch erhören.
13 Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet,
14 so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR, und will eure Gefangenschaft wenden und euch sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch verstoßen habe, spricht der HERR, und will euch wieder an diesen Ort bringen, von wo ich euch habe wegführen lassen.
Liebe Gemeinde!
Wie haben die Menschen im Exil wohl diese Worte des Jeremia aufgenommen? Eine erste Reaktion ist wenige Verse später zu lesen.
Stellen wir uns vor, wir könnten weitere Briefe lesen – die vielleicht ja tatsächlich geschrieben worden sind – was würden die Menschen uns darin erzählen? Vielleicht Gedanken und Gefühle wie diese:
„Schalom, Jeremia. Ich bin Jonathan, aus dem Rat der Ältesten. Schemaja hat deinen Brief in unserer letzten Versammlung vorgelesen. Er hat dir sicher schon selbst seine Meinung gesagt, so wütend wie er war. Doch möchte ich, dass du auch meine Gedanken kennst, die ich mit vielen hier teile. Jeremia, was du geschrieben hast, ist kaum zu ertragen für uns. Was ist mit den großen Zusagen Gottes für sein Volk – dem Tempel, dem Thron Davids – waren das alles nur leere Worte? Wir warten hier täglich auf Nachrichten, auf Zeichen, die uns hoffen lassen, dass unsere Zeit in Babel bald ein Ende hat, dass wir endlich wieder zurück dürfen. Wir kämpfen uns durch von Tag zu Tag – und dann dein Brief. Wie sollen wir hier leben? Einige gerieten außer sich, als Schemaja las. Aber viele weinten auch und klagten und es war, als wollten ihre Tränen nie mehr versiegen. Tränen, weil wir die Heimat verloren haben. Tränen, weil uns niemand hilft, nicht einmal Gott, Tränen, weil es keinen Trost gibt.
Die Luft riecht anders in Babel, das Wasser schmeckt anders. Die Bäume, die Häuser, die Menschen sehen fremd aus, wir verstehen ihre Sprache nicht – selbst die Vögel scheinen andere Lieder zu singen. Jeremia, wie sollen wir hier leben? Unser König Jojachin ist gefangen im Palast, mit allen seinen Söhnen, wer kann uns noch beistehen? Ja, Jeremia, wir sind angekommen in Babel, angekommen an unserem Ende. Manchmal wünschte ich mir, ich hätte den Weg nicht geschafft, wäre einfach gestorben und der Wind hätte meine Spuren verweht. Hier geht es nicht mehr weiter. Zukunft und Hoffnung? Nicht mehr für uns.“
Soweit die Worte Jonathans. Sehen wir in einen anderen Brief hinein, den Brief einer Frau:
„Jeremia, es grüßt Dich Hannah. Nun sind wir bereits seit drei Monaten in der Fremde. Meine Familie hat ein Haus bekommen, klein, nicht so, wie wir in Jerusalem gelebt haben, aber wir sind zusammen. Das ist das wichtigste, wir haben diesen langen Marsch überlebt und durften zusammen bleiben. Meine Söhne und Töchter vermissen Jerusalem. Aber die Jüngsten sprechen bereits einige Wörter babylonisch und haben keine Angst, wenn wir auf der Straße unterwegs sind und alles ist so anders. Für sie ist es eher ein großes Abenteuer. Für mich wie ein böser Traum – doch mit jedem neuen Morgen brennt die babylonische Sonne es mir in die Seele: „Mach die Augen auf! Dein altes Leben ist vorbei, ein für alle Mal!“
Wo ist nun unser Gott, Jeremia – bei euch in Jerusalem oder bei uns? Hört er unsere Bitten, so weit weg von judäischer Erde? Hört er unser Weinen? Was, wenn du recht hast, wenn wir wirklich hier bleiben müssen?! Wenn uns niemand retten kann? Ich kann mir nicht vorstellen, hier alt zu werden, meine Kinder hier groß werden zu sehen. Wir hatten ganz andere Pläne.“
So könnten sich die ersten Reaktionen auf Jeremias Brief angehört haben. Das Exil dauerte an. Es gab keine schnelle Rückkehr. Erst der Perserkönig Kyros besiegte im Jahr 539 v.Chr. Babylon und ließ das Volk Gottes wieder zurück in seine Heimat ziehen.
(Noch ist es jedoch nicht so weit!)
Vielleicht würde Jonathan nach einigen Jahren folgendes schreiben: „Schalom, Jeremia, Mann Gottes, seit dein erster Brief uns hier erreichte, sind viele Jahre vergangen. Du warst dir sicher, dass wir hier bleiben würden für lange Zeit. Wir hielten es kaum aus, das nur zu denken: Hier bleiben. Es war, wie mit dem Rücken an der Wand zu stehen, die Feinde kommen näher und näher und du tastest, suchst voller Angst nach dem Ausweg und überall sind doch nur undurchlässige Mauern. Es dauerte, bis wir endlich eine Tür fanden. Eine Tür, von der du uns schon damals geschrieben hattest: Leben. Einfach leben! Häuser bauen, säen, pflanzen und ernten, heiraten und Kinder kriegen. Weiterleben – nicht aufgeben. Merken, dass wir noch da sind. Danken, dass wir uns haben, dass wir arbeiten können, dass da Menschen sind, die uns verstehen. Einfach leben. Es aushalten – das neue Leben und das Fremdsein.
Wir treffen uns nun an jedem Sabbat, alle Familien aus unserem Ort. Wir beten, feiern Gottesdienst. Was Gott uns damals sagen ließ, – jetzt wissen wir, dass es stimmt: Gott hat Gedanken des Friedens für uns und nicht Gedanken des Leides. Es tut zwar immer noch weh, nicht dort zu sein, wo wir zu hause sind. Aber wir können auch hier leben, anders, aber wir leben. Und wir spüren, dass Gott bei uns ist. Gott hat sich auch hier in Babel von uns finden lassen, wie er es uns versprochen hat. Weißt du, Jeremia, was überhaupt das Wichtigste für mich ist? Ich weiß jetzt, dass es nicht Gottes Strafe für uns ist, hier zu sein. Es ist einfach der Weg, den wir zusammen und mit Gott gehen. Wir haben uns diesen Weg nicht ausgesucht, aber jetzt ist es unser Weg, weil wir ihn gehen. Jeremia, das hat mir Kraft gegeben. Ich hatte mich am Anfang hier so schwach gefühlt. Und dann habe ich mich entschieden zu leben. Und jetzt lebe ich – vielleicht mehr als vorher!..“
Und lassen Sie uns auch noch in einen späteren Brief von Hannah hineinhören. Wie erging es ihr Jahre später: „Unsere Familie ist größer geworden, meine beiden Ältesten sind bereits verheiratet und wohnen nicht weit von uns. Ich habe selbst noch einen Sohn geboren und wir gaben ihm den Namen Joshua, denn wir wissen: Gott rettet uns. Die Kinder haben mich hier besonders daran erinnert, dass das Leben weitergeht, wenn ich meinen Mut verloren hatte. Gerade die Kleineren! Sie haben mir gezeigt, was wichtig ist. Viele einfache Handgriffe zu Hause fielen mir am Anfang unendlich schwer, als ob ich noch nie Wasser geholt, gewaschen oder gekocht hätte. Als ob immer etwas in mir dagegen ankämpfen würde und in mir eine Stimme spricht: „Das geht hier nicht! So kannst du nicht leben!“ Ja, ich wollte hier nicht leben, aber nun musste ich es. Und meine Kinder brauchten mich. Ich wollte, dass es ihnen gut geht. Ich konnte nicht nur auf mich schauen. Und genau dadurch begann ich auch zu verstehen, was du uns damals geschrieben hattest: „Suchet der Stadt Bestes, und betet für sie zum Herrn; denn wenn’s ihr wohl geht, so geht’s auch euch wohl.“ Nicht nur auf uns schauen! Doch für unsere Feinde beten, für die, die uns das alles angetan haben, die jetzt auch unseren Tempel in Jerusalem zerstört haben, denen etwas Gutes tun? Wir konnten es nicht verstehen. Wir dachten an Rache, wir klagten, wir überlegten, wie wir die Babylonier strafen könnten. Doch es war, wie gegen Mauern anzurennen. Und irgendwann konnten wir unsere Hassreden selbst nicht mehr hören, sie nahmen uns die Luft zum Atmen, machten uns das Leben nur noch schwerer.
Wir begannen, auch für Babylon zu beten. Gemeinsam – an jedem Sabbat. Und zuhause – mit den Kindern. Wir schlossen alle in unser Gebet ein: die in Jerusalem und die in Babel. Und gerade den Babyloniern Frieden zu wünschen, das veränderte mich. Ich begann Babel anders zu sehen, neu hinzuhören, wenn ich auf der Straße war. Ich begann in den Babyloniern Menschen zu sehen, die auch einfach nur leben wollten, so wie ich. Ihnen – immer wieder – von ganzem Herzen Frieden zu wünschen, bringt mir Frieden“
So weit die Briefe aus Babylon. Wie geht es uns heute mit dem Brief des Jeremia als Predigttext, diesen Phantasie-Briefen, diesen Gedanken?
Liebe Gemeinde, Gott möchte, dass wir uns der Welt zu wendet. Wir Christinnen und Christen sind aufgerufen, die Menschen um uns herum in den Blick zu nehmen. Das gehört zum Kernauftrag der Kirche. Wir sollen uns nicht nur mit uns selbst begnügen und uns gemütlich zurücklehnen. Egal wo auf der Welt wir leben. Eine Heimat, eine wirkliche Heimat, gibt nur Gott uns. Wir können uns auf dem ganzen Erdball an ihn wenden. Und er möchte überall auf der Welt bei uns sein. Wenn wir das glauben können, dann haben wir eine Heimat bei Gott gefunden. Eine Heimat, die uns keiner nehmen kann. Eine Heimat, die uns ein Stück weit unabhängig macht von den Umständen, in denen wir leben. Deshalb können wir mit immer neuem Mut in die Zukunft gehen. Im Glauben an Gott wird uns die Welt weiter, öffnen sich immer neue Türen in unserem Leben. Im Glauben an Gott sind unsere Füße auf einen weiten Raum gestellt. Und wir können das tun, was Gott mit uns vorhat, der sagt:
„Ich gebe euch Zukunft und Hoffnung.“
Amen
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Erstellt am: 28.10.2012 18:42 Uhr