Rambla de Castro

Das Naturschutzgebiet Rambla de Castro an der Küste der nördlichen Gemeinde Los Realejos ist ein wahres Landschaftsparadies und zählt zu den grünsten und fruchtbarsten Gebieten der Insel. Sehenswert ist hier das Landgut „Hacienda de Castro“, das Anfang des 16. Jh. von Hernando de Castro geschaffen wurde, wobei das Wohnhaus selbst erst im 17. Jh. entstand. Castro, ein portugiesischer Händler, erhielt einst diesen fruchtbaren Landstrich zugeteilt, der seither hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt wird. Heute wachsen dort Bananenstauden zusammen mit anderen Bäumen und Pflanzen wie der Kanarischen Palme oder dem Drachenbaum, dem bekannten Symbol Teneriffas. Die Kirche San Pedro aus dem 18. Jh. und die Festungsanlage, die Ende des gleichen Jahrhunderts erbaut wurde, um sich vor Piratenangriffen zu schützen, sind zwei weitere beeindruckende Bauwerke dieses alten Anwesens.

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Erstellt am: 21.03.2013 02:55 Uhr

Spruch des Tages

Meines Erachtens hat die Kirche weder Ja noch Nein zu sagen, sondern ausschließlich Amen.

Konrad Adenauer

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Erstellt am: 21.03.2013 00:16 Uhr

Zündfunke, Mittwoch 20.03.13

Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde, Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!

Wittern Menschen Gefahr, versuchen sie zu fliehen. Die Konfliktforschung spricht dabei von einem menschlichen Instinkt: Versteck dich! Konflikte werden gelöst, indem sie „unter den Teppich gekehrt“, verharmlost, vertagt oder ausgesessen werden. Es wird alles getan, den Konflikt zu vermeiden oder wenigstens nicht zu riskieren, als Unterlegener vom Platz zu gehen.
Wenigstens moralisch möchte man Sieger bleiben. Zur Flucht kam in der Menschheitsgeschichte der Angriff. Kämpfe hatten das Ziel, die gegnerische Seite, sprich „das Böse“, total zu vernichten. Diese Fantasien und Strategien, das vermeintlich Böse zu überwinden, gar zu vernichten, sind uralt. Diese Lust, den Konkurrenten loszuwerden, finden wir auch im Wirtschaftsleben, wenn es darum geht, Mitbewerber aus dem Feld zu räumen.
In der Geschichte gab es einen deutlichen Einschnitt, als auf die Tötung der Gegner verzichtet wurde. Entsprechend schließt das biblische „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ eine maßlose Rache und absolute Vernichtung aus. Galt zunächst nur das Recht des wirtschaftlich und militärisch Stärkeren, so bildeten sich dann Instanzen, die im Konflikt vermitteln sollen. Bestimmte Personen sollen für Recht und Ordnung sorgen: der Vorgesetzte, der Sheriff, der Richter. Und auch auf internationaler Ebene werden eigene Organisationen dafür eingerichtet.
Zwischenzeitlich haben wir gelernt, dass es möglich ist, sich auch ohne höhere Instanz zu einigen. Wenn kämpfen zu riskant ist, zu unmoralisch erscheint, suchen Menschen Kompromisse. Bei Kompromissen einigt man sich auf einem gemeinsamen Niveau, wenn auch oft nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner.
Heute lernen wir Konflikte mit beiderseitigem Einverständnis zu lösen. Und das sollten wir zuallererst in der Erziehung der Kinder probieren. Voraussetzung dafür ist, dass alle anerkennen, dass es berechtigte, oft widersprüchliche Interessen gibt. Wir messen das Ergebnis bei Konfliktlösungen dann daran, ob es dauerhaft zu einer besseren Beziehung der Beteiligten beiträgt. Das geht nur durch Gespräche und Verhandlungen. Die verschiedenen Interessen und Bedürfnisse müssen im Mittelpunkt stehen. Nichts anderes meint Jesus, wenn er sagt: „Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen.“ (Lk 6,27) Dass das alles andere als einfach ist, das können wir täglich in unserem Alltag hautnah erleben. Und wir spüren auch, wenn wir ganz ehrlich in uns hinein hören, dass wir sehr oft gute Ratschläge für andere parat haben, dass wir aber genau diese bei uns selber nicht befolgen bzw. diese Ratschläge ganz gewaltig an unserem Ego kratzen. Um also zu einem nur annähernd dauerhaften „Erfolg“ zu gelangen, müssen wir ständig an uns arbeiten, das ist anstrengend aber auch spannend und macht unser Leben interessant.

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Erstellt am: 20.03.2013 19:25 Uhr

Viehtreiben auf Teneriffa

Das Viehtreiben ist ein Sport, der bereits seit mehreren Jahrhunderten auf Teneriffa praktiziert wird und der heute ein beliebtes Spektakel bei Volksfesten ist. Angespannte Ochsen und Kühe müssen 100 Kilo schwere Gewichte um die Wette ziehen. Die Regeln dieses Wettkampfes verbieten strikt, dass den Tieren Schaden zugefügt wird. Die Viehtreiben haben verhindert, dass die „Vaca Basta“, eine auf den Kanaren heimische Kuhart die für diese Wettkämpfe besonders geeignet ist, ausstirbt.

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Erstellt am: 20.03.2013 02:42 Uhr

Spruch des Tages

Wer behauptet, München sei eine Weltstadt mit Herz, der hat keines.

Oliver Hassencamp

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Erstellt am: 20.03.2013 00:14 Uhr

Zündfunke, Dienstag 19.03.13

Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde, Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!

Gehetzt zu sein, sich gehetzt zu fühlen, beeinflusst sehr stark das jeweilige Leben. Wirklicher oder vermeintlicher Zeitdruck und Aufgabenfülle treiben den gehetzten Menschen an und machen ihn unfrei. Der Kopf ist nicht frei und sich wirklich auf etwas Bestimmtes zu konzentrieren funktioniert  nicht. Mit den Gedanken ist er nicht bei der Sache, sondern schon immer bei der nächsten.
Solchen Menschen ist wenig damit gedient, wenn man ihnen zuruft: „Komm zur Ruhe, verlangsame dein Leben, denk auch einmal an dich“. Denn die Beruhigung, die man von ihnen fordert, begreifen sie wieder nur als neue Aufgabe, die sie auch noch erledigen sollen: Es genügt offenbar nicht, dass der Kalender mit beruflichen Terminen voll ist; jetzt sollen auch noch die letzten kleinen und kaum wahrnehmbaren Lücken mit sogenannten „Zeitmanagement-Seminaren“ und Entspannungs-übungen der unterschiedlichsten Art gefüllt werden. Bei solchen gehetzten Menschen werden auch Aufrufe häufig fehlschlagen, der eigenen Seele einmal Ruhe zu gönnen, sich zurückzuziehen, auch in sich selber; oder einen geistlich meditativ-spirituellen Text zu lesen, oder ein Gebet zu sprechen. Wie der Hamster im Rad durch schnelleres Laufen nicht wirklich vorankommt, wird man einen gehetzten Menschen nicht durch weitere Anforderungen im Sinne von „Werde ruhiger!“ verlangsamen oder entlasten können. Allenfalls vergrößert man sein schlechtes Gewissen, dass er möglicherweise durch noch größere Anstrengungen zu beruhigen sucht – und das Rad dreht sich immer schneller.
Eine jüdische Erzählung berichtet von einem Mann, der tagsüber von seinen Geschäften durch Markt und Gassen gehetzt wird – fast vergisst er, so heißt es, dass es einen Schöpfer der Welt gibt.  Erst am Abend geht ihm auf: ich muss beten. Und da seufzt er vom Grund seines Herzens, läuft in eine Seitengasse und betet. Diese Erzählung schließt mit den Worten: Teuer, sehr teuer ist dieser Beter vor Gott geachtet, und sein Gebet durchbohrt das Firmament.
Diese Geschichte stellt uns einen Menschen vor, der nicht trotz seiner Hetze gebetet hat oder der erst ein ruhiger Mensch werden musste, bevor er beten konnte, sondern sie zeigt ihn wie er ist: Als einen Gehetzten, der betet, der betet unter den Bedingungen von Hetze und Eile. Heute geschieht dies vielleicht nicht in einer Seitengasse, sondern an der Bushaltestelle, im Auto, zwischen zwei wichtigen Geschäftsterminen oder auf der Rolltreppe. Dafür muss man sich nicht erst ändern oder andere Vorleistungen erbringen, dafür muss man die Hetze nicht erst überwinden, sondern das kann auch mitten in der Hetze gelingen. Ein solches Gebet – mag es kurz und knapp oder nur ein Seufzer sein, weil mehr im Moment einfach nicht geht – das sollte man wirklich nicht gering achten, denn es durchbohrt das Firmament.

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Erstellt am: 19.03.2013 18:55 Uhr

Spruch des Tages

Ich bin wie alle Menschen: Ich sehe die Welt so, wie ich sie gerne hätte, und nicht so, wie sie tatsächlich ist.

Paulo Coelho

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Erstellt am: 19.03.2013 00:12 Uhr

Zündfunke, Montag 18.03.13

Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde, Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!

Vor allem verliere nie die Lust am Gehen! Diesen Ratschlag und Wunsch gab der dänische Schriftsteller Sören Kierkegaard einem Freund mit auf den Weg. Lust am Gehen? Lust an der alltäglichsten Bewegung?

Einen Fuß vom Boden lösen, das Gewicht verlagern und ein bisschen aus dem Gleichgewicht kommen, den Fuß nach vorne schwingen lassen und wieder aufsetzen, den Boden wieder spüren und sich von ihm tragen lassen.
Ich bin immer wieder fasziniert, wenn ich beobachten kann, wie ein kleines Kind gehen lernt. Irgendwann fängt es an, richtet sich auf und will unter allen Umständen den aufrechten Gang lernen, übt unermüdlich, lässt sich nicht entmutigen durchs Stolpern und Hinfallen, steht wieder auf und will gehen und will damit zeigen, dass es gehen kann. Lust am Gehen ist Lust am Leben. Jetzt kann es ganz anders die Welt erkunden und erhobenen Hauptes auf die Anderen zugehen. Kann sein, dass das Kind die Lust am Gehen wieder verliert, wenn das Gehen verzweckt  und eingeengt wird durch Verbote und Befehle:  „Verhalte dich ruhig! Beeil dich! Komm her! Sei vorsichtig! Hier geht’s lang“!
Und trotzdem findet jeder seine ganz eigene, typische Weise zu gehen. Unser Gang ist so einzigartig wie unser Fingerabdruck. Oft schon von weitem, lange bevor man das Gesicht wahrnehmen kann, kann man Menschen an ihrem Gang erkennen. Und unser Gang verrät immer auch etwas über unseren Charakter, über unsere Stimmung und über unser Verhältnis zur Umgebung. Der eine zeigt: Hoppla, hier komm ich, macht Platz. Wo ist der rote Teppich? Ein anderer macht sich klein: Hoffentlich sieht mich keiner und spricht mich keiner an.
Wir spüren sofort: Da ist jemand in fremder Umgebung, unsicher und suchend. Oder: der fühlt sich hier sicher und wohl, der gehört da hin, vielleicht sogar: das ist sein Revier, da ist er der Chef.
Verliere nie die Lust am Gehen!
Was ich als Kind oft geübt habe, sollte ich immer wieder ausprobieren: auf bekannten Wegen die Augen für ein paar Augenblicke zu schließen, mir die Sonne ins Gesicht scheinen, oder den Wind um die Nase wehen lassen.
Manchmal fällt mir dann ein Gedicht, ein Psalmvers oder ein Gebet ein:
„Gehen kann ich schon – zumindest bis an meine Grenzen.
Aber wenn ich weiter will, Gott, dann brauche ich dich.
Für die Schritte ohne festen Boden schenke mir Mut und Vertrauen.
Dann schaffe ich vielleicht den Weg zu den Anderen, in die offene Zukunft, zu dir.“

Deshalb wünsche ich Ihnen: Verlieren Sie nie die Lust am Gehen!

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Erstellt am: 18.03.2013 18:53 Uhr

Spruch des Tages

Eifersucht enthält mehr Eigenliebe als Liebe.

François de La Rochefoucauld

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Erstellt am: 18.03.2013 00:50 Uhr

Predigt zum 5. Fastensonntag 2013 (17.03.)

Lesung: Phil 3, 8-14 /Evangelium: Joh 8, 1-11
Schwestern und Brüder!

„Mei ist das eine peinliche Geschichte. Da wurde jemand auf frischer Tat beim Ehebruchertappt – sozusagen: Inflagranti! Man hat noch ein wenig zugeschaut und schmutzig gegrinst – und dann das große Geschrei angestimmt! Dass die sich nicht allesamt schämen.“
So oder ähnlich könnte unser erster Eindruck des heutigen Evangeliums sein. Doch sind das nicht genau die Geschichten, von denen es heute in unserem illustrierten Blätterwald nur so rauscht? Untreue, Seitensprünge, neue Freundin oder neuer Freund, man kann gar nicht genug davon bekommen, welcher Promi gerade mit wem… Oder hängen wir es mal gar nicht so hoch und sagen einfach: Welcher Nachbar mit welcher Nachbarin …
Auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt worden. Wie schwülstig das schon klingt. So nach: Rein ins Schlafzimmer und sie aus dem Bett gezerrt, womöglich noch nackt und nur notdürftig mit einem Laken bekleidet; dann durch die Straßen der Stadt gezerrt, von hunderten Augenpaaren angeglotzt und gedemütigt. Brutale Männerhände haben die Frau gegrabscht und tun ihr weh an Armen und Handgelenken; manche zerren sie an den Haaren zum Tempel hoch und überall stehen Leute, gaffen und gieren. Da müsste doch längst jemand eingreifen und sie ein wenig beschützen. Selbst wenn sie noch so ein männermordendes Biest wäre, welches den eigenen Mann nicht nur einmal zum Gespött macht. Aber vielleicht ist sie das ja nicht einmal; vielleicht ist sie einfach nur eine unglückliche Frau, die in einer arrangierten Ehe unter der Macht eines Wüterichs gelebt und erst durch einen anderen Mann die wahre Liebe entdeckt hat. Vielleicht hat sie erstmals mit diesem Mann das erlebt, was man „Schmetterlinge im Bauch“ nennt – doch es ist verboten, unmöglich, hoffnungslos.
Stellen wir uns einfach mal vor: Wir säßen mitten unter dem Volk und würden das alles so mit verfolgen. Wie die Frau da steht, mit hängendem Kopf, zitternd vor Angst. Der Mann, der mitbeteiligt war, bleibt anscheinend unbehelligt. Tolle Gerechtigkeit in dieser männerdominierten Welt! Doch darum geht es den Schriftgelehrten und Pharisäern schlussendlich gar nicht. Für sie ist diese Frau ja auch nur ein Köder dafür, Jesus endlich in die Falle tappen zu lassen. Denn: Mose hat geboten, dass Frauen, die man auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt hat, zu steinigen sind. Triumphierend, ja herausfordernd schauen sie deshalb Jesus an. Sie wissen, dass sie ihn jetzt haben. Entweder er lässt von seiner Liebes-Botschaft, der Zuneigung Gottes an alle Sünder ab oder er redet nicht im Namen Gottes; denn Mose hat das getan. Und was macht Jesus? Der bückt sich und schreibt in den Tempelsand. Er lässt sich Zeit und er lässt auch uns Zeit zu reagieren und Position zu beziehen.
Eine solche Position könnte sein: „Haben sie wieder mal eine erwischt. Eine Schande ist das. Setzt ihrem Mann Hörner auf und schämt sich nicht mal. Das gehört bestraft.“ Diese Meinung kann man mit Fug und Recht vertreten. Denn nach dem damaligen Gesetz ist die Frau schuldig und zu verurteilen. Keine Frage. Eine andere Position könnte allerdings auch lauten: „Moment, nicht so schnell. Man muss es doch nicht gleich übertreiben. Das, was diese Frau gemacht hat, das kann doch jedem Mal passieren; das kommt doch in den besten Familien vor. Ein Seitensprung: Mein Gott!“ Und vielleicht fügt sogar jemand hinzu: „Wer weiß, was sie für einen Mann zu Hause hat. Vielleicht ist der ja an allem schuld, weil er ihr nie das gegeben hat, was sie sich an Zärtlichkeit und Liebe gewünscht hat. Ist das dann so unrecht?“
Bei all diesem Nachdenken haben wir Zeit zu erkennen, dass unser Urteil immer auch mit uns selbst zu tun hat. Wenn ich mich mächtig über diese Frau empören kann, dann werden meine eigenen Fehler auf einmal zur Kleinigkeit. Denn die Blicke richten sich dann von mir weg auf andere. Das Gerede verhandelt ja nicht mich, und im Reden über das Versagen und die Schuld anderer, tritt mein eigenes Versagen in den Hintergrund. Aber auch das Verharmlosen der Schuld hat seine Hintergründe. Wenn ich sage: „Das ist doch nicht so schlimm“, dann stecken hinter solchen Gedanken eben auch Aussagen über mich selbst. Geschieht mit dieser Art der Entschuldigung anderer nicht auch eine Entschuldigung meiner selbst?
Spüren Sie etwas? Der bereitgelegte Stein gegen die Schuldige oder auch die Empörung über die strengen Richter, beides geschieht gleichfalls zur Entlastung meiner eigenen Person. Hinter beidem versteckt sich eine ganze Menge Unfähigkeit, mit der eigenen Schuld umzugehen, versteckt sich so etwas wie Scheinheiligkeit. Jesus lässt uns Zeit, das zu spüren. Und er verbaut uns die Möglichkeit, das Urteil schnell zu vollstrecken und uns selbst dabei außen vor zu lassen. „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe als Erster einen Stein auf sie.“ Ein Satz nur, aber ein Satz der wirkt. Er lässt all die aufgehobenen Steine in den Händen heiß werden – wer könnte denn wirklich noch einen solchen Stein werfen?
Jesus unterbricht unser „Steine werfen“, indem er den Blick von der Frau weg auf uns lenkt. Da braucht es dann auch keinen Vortrag und kein Gleichnis mehr. Das versteht jede und jeder und man beginnt, die eigenen Abschiebemechanismen zu spüren und den Hang, sich mit einem Sündenbock zu entschuldigen. Ich empfinde es als schade, dass an diesem Punkt alle betroffen weggehen. Sie fragen weshalb? Nun, weil sie somit nur das „so nicht“, aber nicht das „wie dann“ erfahren, das Jesus uns ja auch nicht verschweigt. Er sagt zu der Frau: „Hat dich keiner verurteilt?“ Und wir haben im Ohr wie sie antwortet: „Keiner, Herr.“ Die Erleichterung ist fast mit den Händen zu greifen. Die Bedrohung, der Druck und die Angst sind weg. Wer kann sich denn auch wirklich zu seiner Schuld bekennen, wenn ringsherum alle nur nach Strafe schreien? Was Jesus aber sagt und tut, das hilft: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr.“ Das ist sein Weg mit Schuld umzugehen. Nicht Verurteilung und auch nicht Verdrängung, aber auch nicht einfach „Schwamm drüber“. Jesus verharmlost die Schuld der Frau nicht. Was sie getan hat, war falsch und sie ist sich dessen auch bewusst, denn an keiner Stelle versucht sie sich herauszureden. Sie bestreitet diese Schuld nicht und versucht auch nicht vor ihr davonzulaufen. Aber Jesus öffnet ihr einen Raum, ihre Schuld einzugestehen, und schenkt Vergebung. Das allein hilft gegen Schuld, die wir – in welcher Art auch immer – auf uns geladen haben und das erst ermöglicht wirklich einen Neuanfang. Verurteilung und Strafandrohungen zwingen uns zu vertuschen und zu verdrängen, abzuleugnen und vielleicht auch zu fliehen. Eine reine Verharmlosung bringt uns auch nicht weiter, denn diese stiehlt uns die Möglichkeit, unsere Schuld offen anzuschauen und daran zu arbeiten. Erst der Weg Jesu, das Ernstnehmen der Schuld und die Vergebung, das zusammen schenkt mir wirklich die Möglichkeit, neu und vor allem anders zu leben. Wo immer sich das Schema „Gesetz – Vergehen – Verurteilung und Strafe“ sich in unmenschlicher Form breit macht, auch in unserer Kirche, wenn ich z.B. an die wiederverheirateten Geschiedenen denke, da stellt sich genau diese kleine Erzählung quer und ermahnt uns an ein Wort aus der Bergpredigt: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet … und was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken im eigenen Auge aber übersiehst du?“
Mit einer wunderschönen Geschichte aus Italien möchte ich enden, denn sie macht noch einmal deutlich, was Jesus im Auftrag Gottes tut: „In einem Fischerdorf auf einer Insel galt einst das ungeschriebene Gesetz: Wer des Ehebruchs überführt ist, muss von einem hohen, schwarzen Felsen herabgestürzt werden. Männer des Dorfes haben nun eine Frau beim Ehebruch ertappt. Ihr wird nur eine kurze Frist gewährt, damit sie ihren Ehemann ein letztes Mal sprechen kann, obwohl selbst seine Verzeihung nichts an diesem unerbittlichen Urteil ändern könnte. Aber der Mann ist nicht zu Hause und er kommt auch nicht bis zum Ablauf der Gnadenfrist zurück. So wird das Urteil erbarmungslos vollstreckt und die Frau vom Felsen gestürzt, was ihren sicheren Tod bedeuten muss.
Am anderen Tag jedoch sehen die „Richter“ dieselbe Frau unversehrt am Herd ihres Hauses stehen. Was war geschehen? Der Mann der Verurteilten hatte um den Ehebruch seiner Frau gewusst. Er wollte ihr vergeben, konnte jedoch die schreckliche Strafe nicht aufhalten. Und so ging er hin und spannte in den Nächten unter großer Gefahr für sein eigenes Leben ein Netz tief unter dem Todesfelsen. Und dieses Netz hatte seine Frau sicher aufgefangen. Man wagte nicht mehr, Hand an sie zu legen, weil das Urteil ja vollstreckt und die Liebe ihres Mannes so groß war.“
Gott spannt genau ein solches Netz des Erbarmens unter den Abgrund unserer Schuld, wie immer sie auch geartet sein mag. Er verurteilt die Sünde, nie aber den sündigen Menschen. Dieses Netz hat uns Jesus kundgetan; es ist so eng gestrickt, dass keine und keiner hindurchfallen wird, wer auf seine Liebe und Barmherzigkeit vertraut. Zu schön, um wahr zu sein? Oh nein. Ich glaube fest daran. Amen.

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Erstellt am: 17.03.2013 18:58 Uhr