Zündfunke, 10.09.13

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Eine Weile ist man gemeinsam unterwegs, liebe Schwestern und Brüder, dann muss man sie gehen lassen. Die Kinder zum Beispiel. 20 Jahre oder länger hat man als Mutter oder Vater mit ihnen und für sie gelebt. Das ging mal besser und mal schlechter. Aber es war doch Leben in der Bude. Man konnte sich mitfreuen, wenn es ihnen gut ging. Und: man konnte sich kümmern, wenn es nicht so lief.
Und dann ist der gemeinsame Weg auf einmal zu Ende. Die Kinder haben eigene Ziele. Sie wollen ihren eigenen Weg dahin finden. Sie wollen vielleicht erst probieren, welches der richtige Weg für sie ist. Jedenfalls: sie gehen aus dem Haus. Das ist gut und richtig so, auch, wenn sie vielleicht für den Anfang ganz besonders weit weggehen und kaum etwas von sich hören lassen. Viele erwachsen gewordene Kinder brauchen zunächst einen ziemlich großen Abstand, wenn sie eigene Wege ausprobieren wollen. Wahrscheinlich haben sie Angst, dass sie sonst wieder ins alte, elterliche Fahrwasser geraten. Deshalb gehen sie erst einmal auf Distanz, mindestens räumlich. Das ist gut so – auch für die Eltern, denen es ja sonst noch schwerer fiele, sich wirklich nicht einzumischen. Aber es tut trotzdem weh.
Hoffentlich finden sie die richtigen Weggefährten und Begleiter, wenn ich als Mutter oder Vater schon nichts mehr für sie tun kann. Das ist für Eltern oft eine ganz besondere Sorge: in welche Gesellschaft wird mein Kind geraten? Welche Freunde werden seinen Weg mitbestimmen?
In der Bibel gibt es eine Geschichte, die diesbezüglich gut tun kann. Ich will Sie Ihnen erzählen. Sie handelt von Eltern, die ihren Sohn gehen lassen müssen. Auf eine lange, wichtige Reise. Es heißt, Tobias, der sich ganz allein auf den Weg machen will, sei ihr einziger Sohn gewesen. Umso größer war wahrscheinlich auch die Sorge der Eltern. Aber sie ist unnötig. Denn gleich zu Beginn seiner Reise findet Tobias einen Begleiter. Einen anderen Reisenden, der sich auskennt und anscheinend dasselbe Ziel hat. Trotzdem, im Grunde ist er ein Fremder für Tobias und für seine Eltern erst recht. Sie versuchen herauszufinden, was das für einer ist. Aber was sagen schon Herkunft oder Familie über einen Menschen, den man gerade erst kennen gelernt hat? Es geht aber wirklich alles gut, besser sogar, als erwartet. Ganz am Ende stellt sich dann heraus: das ist ein Engel gewesen, der diesen jungen Mann Tobias begleitet und mit ihm das Ziel gefunden hat. Engel sind Beauftragte Gottes und erkennen kann man sie erst im Nachhinein. Mich tröstet diese Geschichte sehr. Ich bin gespannt, welche Engel unsere Kinder begleiten.

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Erstellt am: 11.09.2013 09:54 Uhr

Rückgang der Studentenzahlen

Die Uni von La Laguna gab bekannt, dass sie sich nicht im Stande sieht, den Studienbetrieb mit den geplanten und vorgenommenen drastischen Einsparungen und Änderungen wie bisher weiterzuführen. Es gibt es einen starken Rückgang bei den aktuellen Einschreibungen, so der Dekan der Uni, man rechnet mit über 1000 weniger Studenten. Man suche nun nach Lösungen, die auch andere Universitäten schon praktizieren, z.B. Sponsoren für Studenten, die ihre Gebühren nicht selbst bezahlen können.
Desweiteren will man die Dozenten nach erbrachten Leistungen bezahlen.
An der Universität von Las Palmas hat man Zahlen veröffentlicht, wo man im neuen Studienjahr von 50% Studienabbrechern ausgeht. Gründe dafür sind die Reduzierung des Becas (Studentenförderung/finanz. Unterstützung) und die erhöhten Studiengebühren.

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Erstellt am: 09.09.2013 17:37 Uhr

Zündfunke, 09.09.13

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder und einen guten Start in diese neue Woche!
Das kennen Sie wahrscheinlich auch: Ganz am Schluss, bevor man endgültig Abschied nehmen muss, kommen die Ermahnungen und die Ratschläge. „Fahr vorsichtig – pass gut auf dich auf – überleg immer erst, worauf du dich einlässt – zieh dich warm genug an – vergiss nicht anzurufen…“
Vorher war ja so viel Zeit, aber da hatte man anderes zu reden. Oder vielleicht gab es auch nichts, worüber man hätte reden müssen. Und außerdem weiß man ja – als Eltern allemal – dass Ermahnungen und Ratschläge nicht so gut ankommen und eher nerven. Aber einmal muss ich es doch wenigstens sagen. Ich meine es doch gut mit dem, den ich gehen lassen muss. Ich will doch, dass es ihm gut geht, dort, wo er jetzt allein hinfährt oder hingeht. Ich lieb diesen Menschen doch und da muss ich ihm doch noch ein paar Ratschläge geben, wie er es anfangen soll.
Genau dasselbe finde ich in den Briefen, die in der Bibel aufbewahrt sind. Auch da finde ich am Ende immer noch ein paar Ermahnungen: vertragt euch, vergeltet nicht Böses mit Bösem, nehmt Rücksicht auf die Schwachen… Was man halt so sagt.
Aber, das wissen wir Eltern oder Großeltern ja nun auch: solche Ermahnungen sind gut gemeint – nur in der Regel völlig nutzlos. Sie machen am Ende doch, was sie wollen; die die wir gehen lassen müssen: Fahren wie die Henker, stürzen sich in allerlei Abenteuer und rufen nicht an. Man kann Menschen mit Ratschlägen und Ermahnungen nicht ändern, auch nicht die Menschen, die man lieb hat.
Kann man also gar nichts tun für die, die weggehen? Nichts, damit sie es gut haben? Muss man sie einfach sich selbst überlassen? Nein, lese ich in einem Brief des Apostels Paulus, das nicht. Aber man muss – man kann!! – sie Gott überlassen. Mitten in seinen Ermahnungen nämlich bricht Paulus plötzlich ab. Und erinnert sich und mich: „Er selbst aber, der Gott, der Frieden hat und Frieden gibt, möge euer Herz und euer Handeln bestimmen. Er möge euren Geist, eure Seele und euren Leib ohne Tadel bewahren.“
Gott selbst geht mit denen, die ich gehen lassen muss. Er gibt denen seinen Geist, für die ich auch mit den besten Ermahnungen nichts mehr tun kann. Er kann trösten, wenn etwas schief geht. Er kann einem das Herz bewegen und den Kopf – damit man wieder weiß, was richtig ist und was falsch.
Deshalb können wir Eltern und Großeltern, uns die Ermahnungen und die Ratschläge ganz am Schluss wahrscheinlich wirklich sparen. Und die Kinder und Enkel getrost gehen lassen: Gott selbst wird mit ihnen gehen. Vielleicht sollten wir denen, die wir gehen lassen müssen nur das am Schluss noch sagen: „Behüt dich Gott“ oder: „A Dios! – Gott befohlen“

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Erstellt am: 09.09.2013 17:23 Uhr

Predigt vom 08.09.2013

Von Pfarrer Johann Weingärtner  
EVANGELIUM AUS MATTHÄUS 6, 25-34 
25 Darum sage ich euch: Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?
26 Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?
27 Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt?
28 Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.
29 Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.
30 Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen?
31 Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden?
32 Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft.
33 Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.
34 Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat. 
So möchte ich leben können, liebe Gemeinde,
keine Sorge um die tägliche Nahrung, Essen und Trinken kommen so wie ich es möchte oder brauche und die Möglichkeiten zum Einkauf, wo vieles verfügbar ist,  möglichst zu jeder Zeit und nahe bei. Da muß sich auch niemand mehr auf seinem Feld plagen mit mühsamer Arbeit von Pflügen, Eggen, Säen, Unkraut bearbeiten, Ernten und das alles mit dem Risiko, dass durch ungünstige Witterung oder Unwetter alles zerstört werden kann. 
Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden.
Ach Ja, wenn Jesus doch recht hätte – dann gäbe es wohl so etwas wie ein christliches Schlaraffenland. Und manche, die ihr früheres Urlaubsziel zu einem Residentensitz machen, haben ja vielleicht zumindest einen kleinen Anflug davon in Herz und Sinn. Leben wie die Vögel unter dem Himmel, der möglichst immer blau sein soll, leicht und bunt gekleidet wie die Blumen, das ist doch schon mal was. Die Sonne des Südens und gute Preise – nun denn auf mein Herz, ab ins das Land der Leichtigkeit des Seins. 
War wohl nichts, sagt der kritische Zeitgenosse oder die eigene Erfahrung. Auch unter den sonnigen blauen Himmel ist manche Sorge mitgezogen und der eine oder andere Kummer auch. Man kann ja sehr vieles zurücklassen, wenn man sich auf den Weg macht, wohin auch immer. Stets aber nimmt man sich selber mit.  Und dieser Tatbestand kann zum grössten Hindernis auf dem Weg zur Sorglosigkeit werden. 
Das ist der eine Widerspruch: Wir wissen: Wer nicht vorsorgt in dem Sinne, dass die Sorge entsorgt wird, hat auch später wenig in seinem Leben und die gebratenen Hühnchen fliegen einem eh nirgendwo in den Mund. 
Und der andere Widerspruch ist der: Macht es nicht auch Spaß, sich zu sorgen? Macht es nicht Freude über Märkte zu gehen mit der Frage: Was sollen wir essen. Was sollen wir trinken? Läuft uns nicht schon manchmal beim Aussortieren der Waren und Aussuchen nach Geschmack und Qualität das Wasser im Mund zusammen? Und macht es nicht einfach Spaß, der Frage nachzugehen: Womit werden wir uns kleiden?  Ist Shopping nicht eine lustvolle Angelegenheit? In Stoffen und Kleidern zu wühlen, hier anzuziehen und dort auszuprobieren, Qualität und Preise zu vergleichen, wieder ein wenig zu handeln um nach vielen „Nein – lieber doch nicht“, endlich das zu finden, was passt und gut bezahlbar ist, wenn auch gelegentlich ein wenig über dem Budget ?
Noch einen weiteren Widerspruch zu erwähnen erscheint mir unvermeidbar zu sein. Sicher, Jesus hat nicht in einer globalisierten Welt gelebt, als er diese Worte von der Sorglosigkeit gesagt hat. Und er kannte auch nicht das kaum überbrückbare Gefälle zwischen Arm und Reich in einem Nord – Süd – Gegensatz auf unserer Erde und mittlerweile sogar in Europa. Da wird auf der einen Seite gleich nach der Ernte eine Unmenge von Nahrungsmitteln aussortiert und vernichtet, weil sie nicht der vorgegebenen EU-Norm entspricht. Und auf der entgegen gesetzten Seite der Erde verhungern und verdursten Menschen, vor allem Kinder und ältere zu Millionen. Die können gar nichts anderes mehr in Kopf und Herz haben als die Sorge um das nackte Überleben, um Essen und Trinken.  Und die müssen mit den letzten Lumpen am Leibe herumlaufen, die in den Altkleidersammlungen der Reichen übrig geblieben sind. Und weil wir die dorthin schicken, wird auch noch die Existenz der kleinen Schneiderbetriebe und damit die Lebensgrundlage vieler Familien gefährdet. 
Da ist nichts, aber auch gar nichts von Leichtigkeit des Seins zu sagen oder zu spüren. Da geht es um zu leichte Körper wegen ständiger Unterernährung und durch Sorge und Kummer verhärmte Gesichter von Müttern, die ihren Kindern nichts geben können. Und wer sorgt für Sie? Der Vater im Himmel, der doch weiß, was ein Mensch braucht? Oder sind dem das Gras und die Lilien auf Feld wichtiger als seine Menschenkinder? 
Also dieser schöne, ja nahezu zauberhafte Text aus der Bergpredigt Jesu hat so seine Macken. Seine Ecken und Kanten und er ruft zum Widerspruch. Einerseits geht er an der Wirklichkeit vorbei und andererseits generiert er sich als Spaßverderber. Und was nun. Liebe Gemeinde? 
Wie immer, wenn die Bibel sperrig wird: genau hinschauen, noch mal nachfragen, einen Spatenstich tiefer graben. Also ans Werk!!
Was sind das für Menschen, die Jesus mit seiner Predigt im Blick hat! Es sind Menschen wie Du und Ich. Reiche und weniger Vermögende. Religiös Gebildete und solche mit kindlichem Glauben. Kritische denkende Zweifler und grenzenlos Überzeugte. Allerdings wohl keine, die sich um ihre Grundbedürfnisse große Sorgen machen müssten. 
Und in seiner Predigt geht es dem Rabbi Jesus darum, was wesentlich ist, wenn das Leben gelingen soll. Worauf es ankommt! Was die Grundlagen sind, wenn Leben sinnvoll sein und weder vehement in die Irre gehen oder gleichgültig an der Oberfläche dahinplätschern soll. Jesu Wort ist eine Predigt gegen rein materielle Gesinnung. Essen und Trinken und Kleidung stehen wohl einerseits für Grundbedürfnisse, die keinem Menschen streitig gemacht werden sollten. Sie können andererseits aber in besonderer Weise für soziales Prestige stehen. Und so ist es gemeint in der Bergpredigt.
Wenn Essen und Trinken durch stetiges Goutieren der neuesten Trends, präsentiert durch mit Sternen geschmückte Leitfiguren zum Erreichen sozialen Statusdenkens wird und die Handtasche eine bestimmte Marke tragen muss, um überhaupt noch anerkannt zu werden, dann stimmen die Prioritäten nicht mehr. Auf diesem Hintergrund haben die Markentäuscher und – trixer ihr leichtes
Spiel – wir hatten das in der Türkei  täglich vor Augen. 
Und es soll ja tatsächlich Leute geben, die die preiswerteste Jagd nach solchen Artikeln zum wesentlich Bestanteil ihres Urlaubs machen. Da stimmt dann doch wohl etwas nicht mehr. Oder?  Jesus nennt dieses Gebaren heidnisch und der Schreiber des Matthäusevangeliums  hat dabei sicherlich  die zur Degeneration neigende römische Oberschicht und die mit ihr kooperierende jüdische Elite vor Augen, und dann eben auch alle, die aus Neidgefühlen auf ähnliche Werte setzen. Nun denn, es mag genügen. Wir wissen oder ahnen, worum es Jesus geht. 
Das Wesentliche, so sagt er, ist das Trachten nach dem Reich Gottes. Das besteht nach den Aussagen des Paulus – und er beruft sich dabei auf Jesus –  aus Frieden und Freiheit, Gerechtigkeit und Freude im Herrn. Das sind starke Begriffe und doch unerlässlich für das Leben des Menschen als einzelnem und das Zusammenleben von Sozialgemeinschaften und Völkern.
Frieden, der nicht durch Macht und Gewalt herbeigeführt wird, sondern durch Ausgleich der unterschiedlichen Interessen.
Freiheit, die jedem einzelnen und jedem Volk das Recht auf eigene Entfaltung zubilligt.
Gerechtigkeit, die keinem das Recht auf Leben und Wohlergehen vorenthält.
Freude als eine Grundstimmung des Lebens, die jedem einzelnen und jeder Gemeinschaft das Existenzrecht als Freigelassene der Schöpfung Gottes zu leben ermöglicht
Ohne diese Grundsätze kann letztendlich kein gedeihliches Leben für alle Mensche erreicht werden. Trachtet danach – sagt Jesus und zwar als erstes, dann wird euch alles andere zufallen. 
Wie kann das passieren? Lassen Sie mich ein wenig träumen, liebe Gemeinde.
Ich stelle mir vor, dass die reichen Länder der Nordhalbkugel alle Handelshindernisse abbauen und den Produzierenden der armen Länder gerechte Preise zahlen.
Ich stelle mir vor, dass der Unsinn aufhört, dass in der EU Stilllegungsprämien für gutes Ackerland gezahlt werden und gleichzeitig Anbauflächen für Lebensmittel und tropischer Regenwald genutzt oder abgeholzt werden um Schweinefutter für Europa zu produzieren. Es muss ein Ende haben, dass preiswertes Fleisch von Turboschweinen von enteigneten Kleinbauern Lateinamerikas bezahlt wird.
Ich stelle mir vor, dass Palästinenser und Israelis sich endlich zusammensetzen, ihre gemeinsame Geschichte von Abraham bis heute bedenken und das Land so unter sich aufteilen, dass beide in Frieden leben können und keiner von beiden dem andern sein Existenzrecht abspricht.
Ich stelle mir vor, dass die starken  Länder es sich verbieten, Waffen zu produzieren, um sie  aus rein wirtschaftlichen oder kosmopolitischen Interessen an Diktatoren verkaufen, die damit ihr eigenes Volk nahezu ausrotten und um die nötigsten Lebensmittel bringen. Wie scheinheilig klingen da die Syrienbeschlüsse vom G20 – Gipfel der letzten Tage, wenn jene, die sich ein Recht auf militärisches Eingreifen nehmen, eben gerade die sind, die reichlich Waffen an die Golfstaaten geliefert haben, die nun die militanten und fundamentalistischen Terrorgruppen in Syrien unterstützen.
Ich stelle mir vor, dass die Menschen, die unter gewaltsamer Unterdrückung leiden, den Mut zu gewaltlosem Widerstand, wie ihn Mahatma Gandhi und Martin Luther King praktiziert haben, gewinnen und dabei von den Demokratien ideell und materiell massiv unterstützt werden. Brot für die Welt und die Waffen zur Hölle.
Das alles und noch viel mehr stelle ich mir vor und träume vielleicht davon und wache auf und weiß, dass die Wirklichkeit so ganz anders aussieht. Und die Menschen, die an den Hebeln sitzen, gleich welcher Hautfarbe, Religion oder Weltanschauung, die müssten dies wollen und nichts anderes. Ob sie es lernen? Ich habe da meine Zweifel.
Zwei Konsequenzen allerdings will ich daraus ziehen:
Ich will nicht mehr Gott dafür die Schuld in die Schuhe schieben, dass viele seiner Menschenkinder unversorgt sind mit dem Nötigsten zum Leben. Die Erde hat genug für alle. Solange aber so vielen Menschen das Essen und Trinken und die Kleidung oder Wirtschaftsmacht und Raketen  und all das, was zum Vorzeigen sich eignet, wichtiger ist als Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit und Freude für alle – versündigen sie sich gegen den Gott, der sie als Geschöpfe, die in Freiheit und Verantwortung ihre Würde haben, geschaffen und gewollt hat. Und natürlich auch gegen all die, denen der Kummer und das Leid die Grundmelodie des Lebens geworden ist..
Und ich will nicht aufhören, meinen Mund aufzutun, Unrecht zu benennen auch wenn das manchmal politisch nicht korrekt zu sein scheint. Und ich will an mir selbst arbeiten, dass die Wertmaßstäbe für mein Leben in die richtige Reihenfolge kommen.
Dann, liebe Gemeinde,  ist das Reich Gottes nicht nur eine Utopie für die Zukunft, das ist es auch, sondern es ereignet wenigstens im Ansatz hier und jetzt,  und dann ist es mitten unter uns, so wie Jesus es verheißen hat.
Amen

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Erstellt am: 09.09.2013 13:44 Uhr

Predigt zum 23. Sonntag im Jahreskreis 2013 (08.09.)

L I: Weish 9, 13-19 / Ev.: Lk 14, 25-33
Schwestern und Brüder!
„Halt die Welt an, ich will aussteigen!“ Dieser Spruch, den ich vor kurzem an einer deutschen Schulwand sah, geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ob er nun von Schülern oder jungen Erwachsenen dort hin gesprüht wurde, ist dabei zweitrangig. Wichtig für den oder die Verursacher ist ja einzig und allein, dass er einerseits provoziert und andererseits eindeutig kundtut: Ich komme mit eurer Welt nicht mehr zurecht; ich will mich nicht anpassen und deshalb aussteigen. Nur: Die Welt lässt sich nicht so einfach anhalten wie man ein Auto oder einen Zug anhalten kann – auch wenn wir das manches Mal am Liebsten wollten. Diese Welt dreht sich ungerührt weiter und sogenannte „Aussteiger“ können ihren Lauf nicht stoppen.
Nun ist ja heutzutage vielfach vom Ausstieg die Rede, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich. Da sprechen die einen – und das nicht nur in den Tagen des Wahlkampfes – davon, dass man aus der Euro-Währung aussteigen oder zumindest andere diesen Währungsausstieg nahelegen sollte. Man spricht vom nicht bewältigten Energieausstieg und dem Ausstieg aus dem so nicht mehr finanzierbaren Gesundheitssystem. Und glauben Sie jetzt ja nicht, dass das schon alles war. Man spricht desweiteren vom Ausstieg aus dem Länderfinanzausgleich, vom Ausstieg aus den Hartz-IV-Reformen usw. usf.
„Halt die Welt an, ich will aussteigen!“, so „aus der Welt“ ist dieser eingangs erwähnte Sprayer-Spruch also keinesfalls; und das gilt nicht nur für den Bereich der Politik. Solche Ausstiegstendenzen sind durchweg auch in anderen Gesellschaftsbereichen und in allen Altersklassen zu beobachten. Da verlassen Jugendliche ihr Elternhaus oder gar ihr Heimatland, um selbständig ihr Leben gestalten zu können oder endlich Arbeit zu finden. Ehepartner verlassen die gemeinsame Familie, um mit anderen glücklich zu werden und Senioren, die es sich leisten können steigen aus und kommen hierher auf die Kanaren, ziehen nach Thailand, Florida oder die Dominikanische Republik – zumindest für einen bestimmten Zeitraum. Und in unserer Kirche? Auch da ziehen viele aus, weil sie einen eklatanten Reformstau bemängeln, die Kirche nur noch als reine Männerbastion wahrgenommen oder ihr einfach die Glaubwürdigkeit wegen der Missbrauchsskandale oder anderer Ungereimtheiten abgesprochen wird. Ausstiege also – soweit die Augen reichen!!
Dass wir heute nun aber auch noch im Gottesdienst zum Aussteigen aufgefordert werden, das empfinde ich doch schon recht ungewöhnlich. Ja Sie haben richtig gehört. Oder wie sehen Sie diese Stelle im heutigen Evangelium, in der die vielen Menschen die Jesus begleiteten, von ihm aufgefordert werden, Familie, Besitz und „das eigene Leben gering zu achten“? Ist das kein klarer Aufruf zum Ausstieg aus dem bisherigen Leben? Und wenn Jesus damals alle dazu aufgefordert hat, müssen dann nicht auch wir uns heute fragen: Meint Jesus das wirklich ernst? Und: Will ich das überhaupt? Vor allem: Widerspricht das nicht all dem, was Jesus an anderer Stelle über die Wichtigkeit von menschlichen Beziehungen gesagt hat? Ich für meinen Teil muss gestehen, dass mir ein solch radikaler Ausstieg schwer fallen würde. Einfach so auszusteigen aus allem, was mein bisheriges Leben getragen und mitgeprägt hat, aus allen sozialen Sicherungen – nein, das ist irgendwie ein wenig viel verlangt!
Andererseits muss ich zugeben: Diese Forderung enthält auch eine reale Erfahrung der ersten Christen. Diese haben gespürt, dass der Glaube an Jesus mehr beinhaltet als nur eine Änderung religiöser Praktiken oder eben eine andere Lehre. Sie haben begriffen, wer eine Beziehung zu diesem Jesus eingeht, der geht auch eine Beziehung zu bislang wildfremden Menschen ein. Oder anders gesagt: Wer sich auf Jesus und seine Botschaft einlässt, der muss auch den Mut haben über den unmittelbaren Lebensbereich der familiären und verwandtschaftlichen Beziehungen hinauszuschauen. Wer sich auf Jesus und seine Botschaft einlässt, die oder derjenige muss über vorgegebene und selbstgewählte Bindungen hinaus offen bleiben für die größere Wirklichkeit Gottes. Wenn Jesus sagt: „Wer mir nachfolgen will, muss Vater und Mutter, Frau und Kinder, Schwestern und Brüder, ja sich selbst gering achten, sonst kann er nicht mein Jünger oder sie nicht meine Jüngerin sein“, dann wertet er damit die familiären Beziehungen nicht ab, sondern vielmehr um. Er macht deutlich: Diese Bindungen, so wichtig und wertvoll sie sind, sind nicht alles. Oder anders gesagt: Wer nur in seinem häuslichen Umkreis aufgeht, wer sich nur mit seinesgleichen und den eigenen Problemen abgibt, erfüllt den Auftrag Jesu nur zum Teil. Denn Christsein kann eben auch heißen, Zeit und Energie für Menschen aufzubringen, die ich mir eben nicht aussuchen kann und die mir vielleicht sogar mit ihren Problemen und Ansprüchen als Zumutung vorkommen mögen. Aber aus dieser Zumutung erwächst der Mut zur Nachfolge, weil ja auch Jesus sich die Menschen nicht einfach ausgesucht, sondern sie angenommen hat, so wie sie zu ihm kamen und so wie sie einfach waren.
Für mich macht das heutige Evangelium in aller Radikalität deutlich: Als Christen dürfen wir uns nicht nur in unsere eigene, heile Welt zurückziehen; dürfen wir uns nicht in unsere Familie oder in unseren Besitz verkriechen und abkapseln. Wenn wir das tun, dann sind wir schlussendlich wie Salzkörner, die schal geworden sind und Lichter, die keine Leuchtkraft mehr besitzen. Wir wären im wahrsten Sinne des Wortes Aussteiger, die nur noch auf sich selbst fixiert sind, nur noch ihresgleichen suchen, sich in ihrem Privatleben verbarrikadieren, weil sie sich ja schon im Beruf mit so vielen Dingen herumschlagen müssen. Wäre ein solcher Ausstieg aber nicht zutiefst
unchristlich?
Nach meinem Dafürhalten schon und deshalb ist Jesus für mich auch gar
kein Aussteiger, sondern er ist der Einsteiger schlechthin. In ihm ist Gott in diese unsere Welt eingestiegen, um eine Welt zu proklamieren, in der der Mensch und nicht das Gesetz im Mittelpunkt steht und der sich als Einsteiger für einen Ausstieg aus all dem stark macht, was eben wider-menschlich ist und sich somit auch gegen Gott richtet. Gott steigt aus dem Elend dieser Welt nicht aus und deshalb kann auch niemand, der sich Jesus anschließen will, aus dieser Welt einfach aussteigen. Niemand von uns, der sich Christ oder Christin nennt, kann sich in eine Kuschelecke menschlicher Beziehungskisten flüchten und die Signale nur noch auf Sicherheit stellen. Sie und ich – wir können nicht Besitz, Selbstbestimmung, gesellschaftliche Beziehungen oder Privatleben über alles stellen und uns damit zufrieden geben – zumindest dann nicht, wenn wir die Botschaft Jesu ernst nehmen. Zugegeben: Eine solche Sichtweise kann Unannehmlichkeiten in sich bergen. Aber hat Jesus uns eine bequeme Nachfolge, ein bequemes Christentum versprochen?
„Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt kann nicht meine Jüngerin, kann nicht mein Jünger sein“, so haben wir es vorhin im Evangelium gehört. Damit ist aber auch das Kreuz dieser Welt gemeint, das geprägt ist von Unrecht, Gewalt und Krieg. Und genau dieses Kreuz zeigt uns eben auch, dass Gewalt – wenn ich jetzt an Syrien denke – keine Lösung sein kann. Denn Gewalt gebiert immer neue Gewalt – oft nur in anderer Form. Lassen Sie mich dazu ein schreckliches Beispiel unserer Zeit, von Menschen inszeniert, in Erinnerung rufen:
Ende der 70er Jahre wurden irakische Offiziere in den USA für den Einsatz chemischer Waffen ausgebildet. Zehn Jahre später, am 16. März 1988 setzte der irakische Diktator Saddam Hussein chemische Waffen gegen die Kurden ein. Über 5000 Menschen mussten elendiglich zugrunde gehen. Damals passte dieses menschenverachtende Verbrechen noch ins politische Konzept derer, die gleichzeitig die entsprechenden Waffen lieferten. Jetzt im Jahr 2013 in Syrien, soll auf einmal der dortige Diktator, der das gleiche Verbrechen wie Hussein gegen die rebellierende Bevölkerung veranlasste, bestraft werden. Aber es wird noch nicht einmal die Frage gestellt, woher Assad diese chemischen Waffen hat. Und die Leidtragenden? Das werden auch in diesem Fall „nur“ die Menschen auf den Straßen Syriens sein; der Diktator selbst wird von den Bomben und Raketen kaum etwas abbekommen.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich bin nicht für Assad oder gegen Obama. Nein, ich möchte nur, dass wir Jesus und sein Wort vom Frieden ernst nehmen. Aber dieses Wort vom Frieden verbietet uns jegliche Gewalt und fordert Wege des Dialogs. Sicherlich werden uns manche deshalb belächeln oder nicht für „normal“ halten. Aber ein Christ sollte immer auch ein Wegzeichen der Hoffnung für andere sein, weil an einem solchen Leben deutlich wird, dass Gott größer ist als alle menschliche Kleinkariertheit und Enge, die nie über sich selbst hinaus findet.
„Halt die Welt an, ich will aussteigen!“ – das darf für Christen nie gelten. Vielmehr muss es für uns heißen: Halt den Zug an, ich will umsteigen. Umsteigen auf den Zug, der durch diese Welt fährt und in dem Sie und ich als Zeugen für eine menschlichere Welt auf- und eintreten. Amen.

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Erstellt am: 09.09.2013 11:31 Uhr

Kirche San Francisco unter Denkmalschutz

Kürzlich hat die kanarische Regierung die Kirche San Francisco in Puerto de la Cruz zum besonderen Kulturgut erklärt und somit unter Denkmalschutz gestellt. Unter anderem haben zwei große Punkte zu dieser Entscheidung geführt. Auf der einen Seite der hohe architektonischen Wert des Gebäudes, welcher Teil des ehemaligen Franziskanerklosters der Stadt war und auf der anderen Seite die wertvollen Altarretabeln Gemälde und Skulpturen sowie eine ganz besondere Kanzel die aus dem 17. Jahrhundert stammt.

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Erstellt am: 08.09.2013 12:47 Uhr

Zündfunke, 08.09.13

Andrea Bolz, Katholische Deutschsprachige Gemeinde Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Sonntagmorgen, liebe Schwestern und Brüder!
Septembermorgen:
Im Nebel ruhet noch die Welt,
noch träumen Wald und Wiesen:
bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
den blauen Himmel unverstellt,
herbstkräftig die gedämpfte Welt
in warmem Golde fließen.“
Kennen Sie dieses Gedicht von Eduard Mörike auch noch? Heute ist wieder sein Geburtstag. Er war ein schwäbischer Dichter und evangelischer Pfarrer. Und das Gedicht eben, das zeigt ihn in seiner ganzen Sprachkraft. Vor über 200 Jahren, am 8. September 1804, wurde er in Ludwigsburg bei Stuttgart geboren.
Woher nimmt der Mann die Kraft und vor allem das Recht, diese Welt so verträumt, so unverstellt zu sehen? „Herbstkräftig“. Was für ein Wort für diesen Tag! Wie romantisch.
Zugegeben: Eduard, der Mann war als Pfarrer nicht gerade super, oft krank, nicht sehr zuverlässig. Mit 39 Jahren ohne Beruf. Aber er war alles andere als ein harmloser, verspielter und weltferner Dichter. Acht Jahre musste er auf seine erste Stelle warten. Beruf, das war Knechtschaft. Immer wieder versuchte er auszubrechen. Es gab genügend Beziehungsprobleme und immer wieder war das Geld knapp, oder fast gar nichts vorhanden. Gleich drei Mal zerbrach die Liebe zu einer jungen Frau. Und erst auf dem Sterbebett konnte er sich mit einem über alles geliebten Freund versöhnen. Der Mann lebte das Leben in all seinen Höhen und Tiefen, in all seinen sonnigen, aber vor allem auch schattigen Seiten. Seine Geschichte ist eine Lebensgeschichte von Schuld, Leidenschaft und Versagen. Aber immer wieder leuchtet die Mitte auf. Gottes Welt als Schöpfung, herbstkräftig in warmem Golde.
Ich möchte Ihnen für diesen Tag noch ein Gedicht von ihm mitgeben. Mörike hat ihm die Überschrift „Gebet“ gegeben:
„Herr! Schicke, was du willst.
Ein Liebes oder Leides;
ich bin vergnügt, dass beides
aus deinen Händen quillt.
Wollest mit Freuden
und wollest mit Leiden
mich nicht überschütten!
Doch in der Mitten
liegt holdes Bescheiden.“

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Erstellt am: 08.09.2013 12:36 Uhr

„Die Nacht der Vulkane“

Am vierten Donnerstag des Monats September wird gleichzeitig in mehreren hundert Städten die Nacht der Forscher gefeiert: eine Nacht, die sich für die Annäherung der Forscher an das breite Publikum in einem lockeren und festlichen Ambiente einsetzt. Auf den Inseln wird sie unter den Namen „Die Nacht der Vulkane“ abgehalten; mit Hilfe von Workshops, Geschichtenerzähler, Filme, sogar Weinproben und eine Menge Aktivitäten für Kinder. Geologen, Vulkanologen und andere Wissenschaftler werden versuchen, ihre Erkenntnisse und ihr Wissen näherzubringen und auf einer verständlichen und ansprechenden Art zu erklären.

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Erstellt am: 08.09.2013 12:31 Uhr