Brand auf Gran Canaria

Seit gestern Vormittag brennt es auf Gran Canaria in der Gegend vom Cruz de Tejada. Man versuchte bis zum Einbruch der Dunkelheit das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Unter anderm sind 3 Löschhubschrauber in ständigem Einsatz.
Höchstwarscheinlich wird die Waldbrandstufe 2 ausgerufen wird, da bereits an 6 Stellen das Feuer außer Kontrolle ist.
Der aktuell starke Wind und die große Hitze erschweren die Bekämpfung des Brandes.

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Erstellt am: 25.10.2013 19:41 Uhr

Zündfunke, 24.10.13

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Jemand findet in der Kirche keine Heimat mehr, liebe Schwestern und Brüder. Zu viel hat sich für sie oder ihn verändert und dem Zeitgeist angepasst. Menschen, die eher konservativ geprägt sind, sehen das häufig so. Andere dagegen finden in der Kirche keine Heimat mehr, weil sich noch viel zu wenig bewegt; weil sie in ihrem Denken viel zu starr und uneinsichtig ist und an sogenannten „alten Zöpfen“ festhält – das sind in aller Regel sehr progressiv denkende Menschen, die so argumentieren. Den einen sind also die Lehren der Kirche und so manche Aussagen der Kirchenoberen viel zu antiquiert, verstaubt und rückständig – den anderen geht alles zu schnell und zu weit. Viele finden in der Kirche auch kein Verständnis für ihre Lebenssituation – sei es nun als wiederverheiratete Geschiedene oder auch als gleichgeschlechtliche Paare, als Frauen die ein kirchliches Amt anstreben usw. Alles Menschen, die keine Antwort auf ihre Fragen finden. Dazu kommen häufig genug Enttäuschungen mit dem „kirchlichen Bodenpersonal“, den Pfarrern vor Ort oder auch Eifersüchteleien in den Kirchengemeinden.
Wir können also der Kirche aus vielen Gründen fremd werden – und die Kirche natürlich auch uns. Wie wäre es aber, es trotzdem noch einmal mit ihr, mit der Kirche zu versuchen? Sich noch einmal in einer Gemeinde zu engagieren? Genau zu diesem „Noch-einmal“ möchte ich Sie heute Morgen ermutigen, denn es gibt ein paar gute Gründe dafür.
Auch heute geht noch immer eine ungebrochene Faszination von Jesus aus. Er ist es aber, den die Kirche durch all die Jahrhunderte verkündigt – manchmal mehr schlecht als recht – zugegeben. Aber immer wieder sind es doch die vielen unbekannten und wenig bekannten Jugendlichen, Frauen und Männer, die glaubwürdig Zeugnis geben von diesem einmaligen Menschen Jesus – oder Menschen, die erst später dadurch bekannt geworden sind: wie ein Franz von Assisi, eine Mutter Teresa, Martin Luther King oder Frère Roger Schutz.
Die Kirche begleitet Menschen von der Geburt bis zum Tod. In ihr können sie an einer Hoffnung teilhaben, die über den Tod hinaus reicht. Gute Seelsorge und Beratung nimmt immer den ganzen Menschen ernst. Die Kirche erinnert immer wieder daran, im Sinne Jesu solidarisch zu sein mit den Schwachen, die keine Lobby haben. Die Kirche setzt sich mit ihren Gottesdiensten und mit ihren Themen, mit Musik und Kunst dafür ein, die Sonn- und Feiertage zu erhalten. Kirchen sind Orte der Ruhe und der Besinnung. Orte, an denen manche Sprachlosigkeit, Ohnmacht und Hilflosigkeit im Gebet zur Sprache gebracht werden können. Versuchen Sie es doch noch einmal mit der Kirche! Engagieren Sie sich noch einmal in einer Gemeinde! Ich möchte Sie herzlichst dazu ermutigen. 

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Erstellt am: 24.10.2013 21:05 Uhr

Zündfunke, 23.10.13

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Es ist irgendein Wochentag, liebe Schwestern und Brüder. 9.40 Uhr und ein fünfzehnjähriger Junge klopft an die Tür. Man muss sich das mal vorstellen: seit vier Jahren ist dieser junge smarte Bursche drogenabhängig. Wer ihn wahrnimmt spürt, wie verunsichert er auf seine Umwelt wirkt. Aus Angst vor familiären Gewalttätigkeiten ist er einfach davongelaufen – mir nichts dir nichts. Es ist wenige Minuten vor 12.00 Uhr: Wieder läutet und klopft es an der Tür. Sie ist siebzehn Jahre alt und im fünften Monat schwanger. Ihre Eltern haben sie – nach Kenntnis ihrer Schwangerschaft – gedrängt, das Kind abzutreiben, aber sie will nicht.
Warum ich Ihnen das erzähle und vor allem, wer diese jungen Leute sind? – Es sind sogenannte Straßenkinder. Nicht in Kapstadt, Manila, Bombay oder Rio de Janeiro. Nein. Es sind Straßenkids in Stuttgart. Und wo die sich da melden? – Beim „Schlupfwinkel“, so nennt sich Stuttgarts Kontaktstelle für Jugendliche auf der Straße, im Alter von zwölf bis einundzwanzig Jahren. Träger der Einrichtung ist die Caritas und die Evangelische Gesellschaft. Seit vielen Jahren bemühen sich hier Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen um obdachlose junge Leute und wirken dagegen, dass sie in entsprechende Szenen und Milieus abtauchen. Gut die Hälfte der Kids und jungen Erwachsenen kommt aus Stuttgart, die anderen aus der weiteren Region. Es sind auch weit mehr Mädchen als Jungen. Einige stammen aus sozial schwierigen Situationen. Andere aus Familien, in denen die Eltern in der Erziehung verunsichert sind. Kaum Jugendliche kommen von Ausländerfamilien. Die starke Bindung dort verhindert wohl – zumindest momentan noch -, dass sie Ausbüchsen. Dann sind es Jugendliche, deren Eltern geschieden sind, und die sich als Stiefkinder nicht mehr erwünscht sehen. Ein auffallend großer Teil kommt aus gut bürgerlichen Kreisen. Seit Kindertagen haben sie Fernseher im eigenen Zimmer, Computer, sind materiell und finanziell wohl versorgt. Was denen fehlt? – Aufmerksamkeit, Zuwendung, menschliche Wärme. Diese „Wohlstandsverwahrlosung“ lässt aufhorchen! Die Arbeit des „Schlupfwinkels“ Stuttgart beruht auf vier Pfeilern: 1. Kontakt- und Anlaufstelle und die Grundversorgung von Jugendlichen auf der Straße. Eine Notübernachtungsstelle bietet Jugendlichen für die ersten Tage Platz, um zur Ruhe zu kommen. 2. „Streetworker“ – das heißt Arbeitseinsatz auf der Straße, um gefährdete Jugendliche dort zu finden, wo sie sich möglicherweise aufhalten. 3. Vermittlung zu weiterführenden sozialen Einrichtungen, Arbeitsprojekten und Schulen. Und wo immer möglich, Kontaktaufnahme zu den Eltern. 4. Öffentlichkeitsarbeit, um zu informieren und das gesellschaftliche Bewusstsein für die Lage gefährdeter junger Leute zu schärfen. Ich möchte Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, auf dieses Werk der Menschlichkeit aufmerksam machen, welches Sie unter www.Schlupfwinkel-Stuttgart.de einsehen und auch unterstützen können. Ich meine, dieser „Schlupfwinkel“ verdient Respekt und Unterstützung. 

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Erstellt am: 24.10.2013 19:11 Uhr

Zündfunke, 22.10.13

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Vor nicht ganz 60 Jahren starb der Physiker Albert Einstein. Oft wird an ihn gedacht, häufig werden Sätze von ihm zitiert. Zum Beispiel auch der, über den ich immer wieder schmunzeln muss: „Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein“.
Nun bin ich als Seelsorger durchaus mit den Hirtenbildern der Bibel vertraut. Und doch hat mich der Physiker überrascht, wenn er dahinter guckt und Menschen als Schafe betrachtet.
Schafe sind ja nun nicht dumm, da sage ich Ihnen überhaupt nichts Neues. Sie wissen, worauf es ankommt. Sie wissen allein schon aufgrund ihres Daseins wie wir Menschen auch: Du brauchst was zu fressen – also eine gute Weide – und du brauchst frisches Wasser. Das alles bekommst du aber mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nur in der Herde. Solo, sozusagen als einzelnes Schaf, hast du kaum Chancen zu überleben. Genau aus diesem Grunde aber muss deine Herde gut geführt sein. Du brauchst nicht nur einen Leithammel, sondern auch einen guten Hirten.
Schafe sind nicht dumm. Sie wissen, worauf es ankommt.
Aber was heißt: „Tadelloses Mitglied einer Schafherde sein können“? Das wird ja heute allerorten verlangt, von Menschen jedenfalls: Du musst gut sein, besser, mobiler, cleverer als andere, eben tadellos. Wenn also der alte Einstein vom Menschen spricht, sollte er vielleicht gemeint haben: Mensch, du musst vor allem Mensch sein, wenn du ein tadelloses Mitglied der Gesellschaft sein willst? Wenn er das so gemeint hat, dann wären zumindest ein paar Dinge doch ziemlich klar: du brauchst das tägliche Brot. Diese elementare Frage muss geklärt sein. Brot für alle. Es lohnt sich, daran zu arbeiten, und es lohnt sich auch darum zu beten.
Und dann: Brauchst Du Wasser, klares Wasser zum Leben. Es lohnt sich, dafür zu sorgen, dass der Wasserhaushalt in deinem Körper und natürlich auch in deiner Umwelt stimmt – nicht nur für heute, das versteht sich von selbst, sondern auch für morgen. Und du brauchst Menschen, du brauchst Gemeinschaft. Solidarität ist heute ein geflissentliches Wort dafür. Und das ist wichtig und gut so, denn als Einzelgänger hast du keine Chance, wenn du Zukunft haben willst.
Spüren Sie bei all diesen Gedanken etwas? Ich finde die Geschichte mit dem Schaf gar nicht so dumm und ich kann den Satz Einsteins nur unterstreichen: „Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein“. Und es wird für mich auch deutlich: Schafe sind alles andere als dumm – oder?

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Erstellt am: 23.10.2013 19:38 Uhr

Zündfunke, 21.10.13

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, Ihnen allen, liebe Schwestern und Brüder!
Es droht mehr als nur eine peinliche Szene zu werden: Da ist gerade Mal das halbe Hochzeitsfest gelaufen – und schon ist der Wein alle. Ja, Sie haben richtig gehört. Mitten im Fest gibt es keinen Wein mehr. Um Gottes Willen, was wird das denn für eine Ehe, wenn’s schon am ersten Tag nicht mal für alle reicht!? Nicht nur für das Brautpaar selbst ein Unglückszeichen erster Güte; mindestens so schlimm, als würde sich die Freundin der Braut versuchsweise den Trauring anstecken oder den Bräutigam umgarnen; schließlich wird sie nie einen solchen Mann bekommen… – Und jetzt also: Der Wein zu Ende. Wie unhöflich die zu ihren Gästen sind. Oder wenigstens: Ein ganz miserabler Partyservice… Und überhaupt: Wenn’s schon so anfängt, dann werden die beiden wohl nicht allzu lange zusammenbleiben.
Sie haben es wahrscheinlich schon geahnt – die Szene stammt aus der Bibel.  Und Sie wissen deshalb wahrscheinlich auch: das Brautpaar damals hat Glück. Jesus aus Nazareth ist einer von ihren Gästen; und der sorgt dafür, dass da Wasser zu Wein wird. Sogar besserer Wein als zuvor; und vor allem: genug für alle. Ein Wunder halt – wie immer man zu den biblischen Wundern auch stehen mag. Manche glauben ja nicht mehr an so was. Aber welche Ehe kommt schon ganz ohne Wunder aus?
Das erste Wunder ist für mich: dass sich da überhaupt zwei Menschen finden unter den vielen Millionen, ja Milliarden. Und dann: Dass sie wirklich den Mut haben, sich aufeinander einzulassen, total, mit Leib und Seele. Übrigens nicht nur still und heimlich, sondern öffentlich. Und was so alle gesehen haben und bezeugen können, das kann man nicht so leicht wieder ungeschehen machen. Deshalb ist jeder weitere Tag wieder ein Wunder: Wenigstens jeder Tag, an dem die beiden zusammen bleiben, statt auseinander zu gehen. Wo einerseits die Frau und der Mann natürlich ihr eigenes Leben leben, ganz ohne Frage – aber eben immer auch so, dass sie aufeinander zu leben. Mitunter kann das ganz schön schwierig sein. Wie viele Jahre solcher Wundererfahrung besitzen Sie? Erst ein paar Monate, ein paar Jahre oder gar schon Jahrzehnte? Egal, wie viele es auch sein mögen: Es ist ein Wunder – dies jeden Tag neu zu erleben. Das sollten Sie und ich nie vergessen. Und da beginnt man dann doch vielleicht an das Wunder mit dem Wasser zu glauben; jenem Wasser, das zu Wein geworden ist. Und wenn Sie heute Hochzeitstag haben und ihn nicht vergessen, dann ist das vielleicht auch schon wieder ein Wunder…

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Erstellt am: 21.10.2013 20:23 Uhr

„Tenerife Bluetrail“

Der Sieger des diesjährigen Ultratrails „Tenerife Bluetrail“, einem Lauf quer über Teneriffa, ist David López Castán. Alle Läufer starteten am Hafen von Los Cristianos mit dem Ziel, nach knapp 101 km in Puerto de la Cruz anzukommen.
David López Castán schaffte die Strecke in 10 Stunden und 58 Minuten.
Die folgenden Läufer benötigten etwas über 11 Stunden für die Strecke mit einem zu bewältigenden Höhenunterschied von 5536m.
Der „Tenerife Bluetrail“ ist einer der härtesten Wettbewerbe seiner Art in ganz Europa.

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Erstellt am: 21.10.2013 18:59 Uhr

Predigt zum 29. Sonntag im Jahreskreis 2013 (20.10.)

L I: Ex 17, 8-13 / Ev.: Lk 18, 1-8
Schwestern und Brüder!
Als die Kinderbuchautorin Astrid Lindgren 2002 verstarb, da formulierte der Stockholmer Domprobst eine außergewöhnliche Fürbitte: „Lieber Gott, lass viele Mädchen und Frauen Pippi Langstrumpfs Stärke, den Mut von Ronja Räubertochter und die Wärme und Fürsorge von Madita übernehmen. Lass die Kinder von Bullerbü uns alle dazu bringen, dass wir das Kindliche in uns niemals verlieren. Lass die Brüder Löwenherz alle Kranken und Sterbenden trösten und lass Michel aus Lönneberga alle sonst so ernst wirkenden Männer ein bisschen mehr die Kunst lernen, Unfug zu treiben, ohne anderen zu schaden..“
Ich finde es zwar eine höchst eigenwillige Art, Gestalten aus Kinderbüchern zu Impulsgebern für unser tägliches Beten zu machen. Aber warum denn nicht? Ein Journalist schrieb daraufhin: „Im Beten, in der Verbindung zu Gott, ist die eigene Intimität angelegt. Das Gebet ist viel offener für den eigenen Weg, als die Kirchen dies uns oft lehren. Das Beten erlaubt keine Ausreden und wer betet, wird ein anderer. Ja, das Beten braucht einen Rest Kindlichkeit und Beharrlichkeit.“
Wie recht doch der Journalist mit dieser Aussage hat; das zeigen auch die heutigen Schrifttexte. Josua gewinnt in der Lesung den Kampf mit den Amalekitern um Wasserstellen und Weideplätze, weil Mose den ganzen Tag lang auf dem Berg die Hände zum Gebet erhoben hält, gestützt und – im wahrsten Sinne des Wortes – unter die Arme gegriffen von Aaron und einem weiteren Getreuen. Und die arme Witwe im Evangelium, die kommt nur deshalb zu ihrem Recht, weil sie dem Richter mit ihrer Quengelei buchstäblich auf die Nerven geht. Nach dem damaligen jüdischen Gesetz hatten Frauen vor Gericht ohne Mann keinerlei Klagerecht. Also muss sie sich als Witwe einen anderen Weg erkämpfen, was sie dann mit ihrer Beharrlichkeit auch erreicht. Und Jesus macht mit ihrem Verhalten deutlich: Wenn ihr Gott um etwas bittet, dann traut ihm bitteschön nicht weniger zu, als dem allzu bequemen Juristen in dieser Gleichniserzählung. Schließlich hat seine eigene Erfahrung ihm da recht gegeben. Wie vielen Kranken konnte er sagen: Dein Glaube hat dir geholfen. Und damit meint er in aller Regel das beständige Beten und Beharren darauf, dass Gott wirklich hilft.
Wenn es also im heutigen Evangelium heißt, dass wir mit dem Beten nicht nachlassen sollen, dann meint Jesus damit sicher nicht, dass wir möglichst viele vorgefertigte Gebete aufsagen sollen, wie man uns das früher oft eingetrichtert hat. Ich meine auch nicht, dass er damit zum Ausdruck bringen will, dass wir quasi täglich einen Leistungsnachweis führen müssten, wie oft und zu welcher Stunde wir uns im Gebet an Gott gewendet haben. Nein, ich glaube, dass mit Beten all das nicht gemeint ist. Im Gegenteil: Schon die Propheten haben ja immer wieder klar gestellt, dass Wortschwall und Kalkül dem Herrn ein Gräuel sind. Er lässt sich also nicht von Oberflächlichkeiten blenden, sondern Gott schaut aufs Herz. Genau das ist aber auch der Grund, weshalb Kirchgänger kein Monopol auf das Beten haben, sondern dieses den Glaubenden eher vor zu großer Selbstgefälligkeit bewahrt und gleichzeitig Suchenden eine Glaubensgewissheit schenken kann.
Beten heißt, wenn ich Jesus richtig verstanden habe: Nicht in erster Linie etwas zu tun, sondern vielmehr etwas zu sein; ein Vertrauter Gottes zu sein, mit ihm zu reden, auf ihn zu hören, auf ihn zu schauen und vor allem: sich von ihm anschauen zu lassen. Beten im Sinne Jesu ist also quasi wie
eine Schleife binden zwischen Gott und mir; eine Verbindung herstellen.
Bleibt nur die Frage: Will ich das überhaupt? Wenn ich zum Beispiel einen Menschen unbedingt sprechen will, dann werde ich ihn immer wieder anzurufen versuchen und wenn ich ihn nicht erreiche, spreche ich ihm eine Nachricht auf Band oder schicke ihm eine SMS oder versuche es so lange, bis ich die Person erreicht und mein Anliegen vorgebracht habe. Wenn ich allerdings gar kein Anliegen habe, dann werde ich es mir mit der Kontaktaufnahme zweimal überlegen und es mit Sicherheit über einen ersten Versuch hinaus nicht weiter probieren. Ähnlich ist es auch mit Menschen, zu denen mir Verbindungen wichtig sind. Wenn so eine Beziehung mal entstanden ist, dann möchte man ja auch, dass sie nicht wieder abreißt. Also werde ich – selbst wenn ich die Kommunikation nicht von Angesicht zu Angesicht pflegen kann – die Verbindung per Mail, Telefon oder Computer-Chat aufrecht erhalten. Ist der andere aber nicht mehr wichtig, dann wird diese Verbindung einschlafen. Neu ist diese Erkenntnis nicht: Wo das Gespräch zwischen Menschen nicht gepflegt wird, wo die Leitung zwischen Menschen tot ist, da ist das Beziehungsende absehbar.
Jesus will uns also deutlich machen: Betet und lasst nicht nach darin, so wie jene Witwe, die auch nicht locker gelassen hat, bis sie zu ihrem Recht kam. Das Verhalten dieser Frau als Vorbild für die Intensität unseres Betens zu nehmen, ich glaube, das ist auch „guten Christen“ nicht unbedingt geläufig. Denn: die einen haben ja nichts mehr zu erbitten, weil sie alles selbst machen; die anderen haben nichts mehr zu loben, höchstens sich selbst; wieder andere haben nichts zu danken, weil sie nichts geschenkt bekommen wollen – auch von Gott nicht und wieder andere haben keine Zeit zum Beten, weil sie so beansprucht sind und keinen Bedarf sehen. Und weil viele Menschen nicht mehr beten können, können viele auch nicht mehr glauben. Oder ist es umgekehrt? Beten die Leute nicht mehr, weil ihnen der Glaube fehlt? Beten und Glauben gehören zusammen. Indem ich bete, indem ich die Verbindung zu Gott herstelle wächst auch mein Glaube, mein Vertrauen an und in diesen Gott. Und je mehr das Vertrauen wächst, desto mehr werde ich auch wieder das Gespräch und die Nähe zu diesem Gott
suchen.
Jesu Jünger erfahren genau diese Einheit von Beten und Glauben bei ihrem Meister auf eine ganz faszinierende Weise. So bitten sie Ihn: Herr, lehre uns beten! Das Gleichnis von der Witwe und dem gottlosen Richter ist so eine Lektion Jesu über das Beten. Und als allererstes fällt auf, mit welcher Energie diese Frau ihr Anliegen verfolgt. Wer von uns betet schon mit solch einer Power? Haben wir nicht tief in uns drin die Vorstellung, Beten sei etwas ganz Sanftes, etwas vornehm Zurückhaltendes? In diesem Gleichnis sieht Jesus das anders: Da legt er einem einen höchst engagierten, offensiven und sogar aggressiven Gebetsstil nahe.
Achten wir doch mal auf unser eigenes Beten! Kann man aus der Art und Weise unseres Betens wirklich schließen, dass es uns um ein Herzensanliegen geht, für die wir notfalls “auf die Barrikaden gehen” würden? Entwickeln wir Phantasie in unserem Beten wie der eingangs erwähnte Domprobst? Wer kann denn Gott wirklich verübeln, wenn Er bei einem so lasch dahin gesagten Gebet – sagen wir es ruhig mal ganz menschlich – “die Ohren auf Durchzug stellt”? Wenn schon dieser hartgesottene und kaltherzige Richter vor der Frau kapituliert, weil er seine Ruhe haben möchte, um wie viel mehr wird dann Gott als der liebende Vater seine Gerechtigkeit und seine Barmherzigkeit denen zukommen lassen, die Ihn ähnlich engagiert bitten.
An diesem Punkt des Gleichnisses allerdings stockt Jesus allerdings und
unterbricht sich sozusagen selbst mit der sehr nachdenklichen und geradezu besorgten Frage: “Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden?” Einen Glauben in dem Sinne, dass Menschen Gott „an-erkennen“? Dass Menschen Gott wirklich den Herrn über ihr Leben sein lassen? Einen Glauben in dem Sinne, dass Menschen sich die seine Sicht der Welt und seine Pläne mit ihr zu eigen machen? Glauben im Sinne von Vertrauen, dass Gott es gut mit mir meint und ich deshalb gelassen und optimistisch leben kann? Einen Glauben, der mir die Kraft gibt, Gott und die Menschen zu lieben, mich zu ihm zu bekennen und daraus meine Nächsten zu lieben und ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen, so wie dieser armen Witwe im Evangelium? Was wäre denn, wenn die Ankunft Jesu jetzt geschähe? Was würde er momentan vorfinden?
Sicherlich viele Menschen, deren Weltanschauung mit dem Plan Gottes nichts zu tun hat. Er würde auch viele Menschen vorfinden, die gehetzt und gestresst sind, die sich ständig selbst überfordern und die vor allem keinen Gott mehr über sich dulden. Er würde auch Menschen vorfinden, die Gott gar nicht kennen, weil er im Leben ihrer Eltern und im Leben ihrer Mitmenschen keine Rolle mehr spielt. Menschen also, für die „Gott“ nur ein leeres Wort ohne nähere Bedeutung ist. Und er würde letztlich Menschen vorfinden, die keine Zeit haben – nicht mal im Urlaub. Menschen, die vergessen haben, dass Gott ihnen das Leben und die Zeit im Leben geschenkt hat. Deshalb sagen sie auch: Ich gehe dann zum Gottesdienst, wenn ich mal Zeit habe; ich bete dann, wenn ich das Bedürfnis habe. Der Mensch also ist der Maßstab und nicht Gott – und der Mensch merkt dabei gar nicht, wie er sich so zu seinem eigenen Herrgott macht.
Wird der Menschensohn noch Gauben vorfinden, wenn er wiederkommt? Wird er Menschen vorfinden, die die Verbindung zu ihm aufrecht erhalten? Menschen, die noch beten können? Was wird er bei Ihnen und mir vorfinden? Die Beantwortung dieser Frage liegt bei Ihnen und bei mir.

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Erstellt am: 21.10.2013 18:47 Uhr

Zündfunke, 20.10.13

Andrea Bolz, Deutschsprachige katholische Gemeinde, Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Sonntagmorgen, liebe Schwestern und Brüder!
Manchmal ist es zum Verzweifeln! Wie man es macht, macht man es falsch. Da engagiere ich mich mal wieder über Gebühr in einem Verein, dann beschweren sich alle zu Hause, dass ich keine Zeit für die Familie habe. Nehme ich mir mehr Zeit für die Familie, höre ich schon wieder Klagen, dass heute alle sehr egoistisch seien, und sich keiner mehr im sozialen Bereich engagieren will. Dieses Gefühl, in einer Falle zu sitzen, ist vielen von uns bekannt. Egal, wie man es dreht und wendet: Einen Haken gibt es immer, an dem man hängen bleiben kann. Es gibt kein Patentrezept, die Entscheidung, wie wir richtig handeln, müssen wir immer wieder neu treffen. Dabei kann es uns nicht um ein „Entweder – Oder“ gehen. Das würde ja bedeuten, dass die beiden Ereignisse, Dinge, Begebenheiten, um die es geht, in Konkurrenz zueinander stehen müssten und sich, weiter gedacht, letzten Endes bekämpfen müssten. Die Aufgabe, die sich uns dabei stellt, ist, immer wieder wach dafür zu bleiben, wo und wie wir den uns gestellten Ansprüchen gerecht werden können. Jesus steht auch einmal vor genau diesem Problem; da stellen die Pharisäer ihm folgende Frage: Wie ist das? Muss ich dem Kaiser Steuern bezahlen oder nicht? Wenn Jesus nun antworten würde: „Nein, das müsst ihr nicht“! könnten sie sagen: „Er ist ein Aufrührer.“ Aber wenn Jesus antworten würde: „Ja“, dann würden seine Gegner sagen: „Seht, Jesus will, dass wir uns den Römern unterwerfen“! Also, eine schwierige Situation, Jesus aber löst sie brillant. Er lässt sich eine Münze geben. Auf die Münze ist das Bild des römischen Kaisers geprägt. Er antwortet also: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und gebt Gott was Gott gehört“. Leichter gesagt, als getan, können sie sich jetzt vielleicht denken, manchmal ist das gar nicht so einfach. Wir erkennen zwar, wer was von uns will und braucht, aber auch wir sind nur Menschen und können nicht allen und jedem zu jeder Zeit gerecht werden. Wenn uns diese schwierige Situation aber bewusst ist, wenn wir erkennen, dass da eventuell Probleme auftreten können, dann denke ich, sind wir schon auf dem richtigen Weg. Und wir werden lernen, zum einen ja und zum anderen nein zu sagen, je nach Situation. Das lässt sich nicht immer und sofort verwirklichen, aber der Anspruch gerecht zu sein, der ist da und es wird eine Lebensaufgabe bleiben, diesem Anspruch Taten folgen zu lassen. Der Blick auf das Leben Jesu kann uns dabei helfen.

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Erstellt am: 21.10.2013 18:41 Uhr

Zündfunke, 19.10.13

Andrea Bolz, Deutschsprachige katholische Gemeinde, Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Vielleicht haben sie ja heute Morgen nach dem Aufstehen auch erst mal geduscht und sich dann einen Kaffee gekocht. Sie haben den ersten Schluck des heißen Kaffees genossen und erst dann konnte der neue Tag beginnen. Rituale wie dieses gehören einfach zu unserem Leben, auch wenn wir sie niemals so nennen würden. Das ist nicht nur beim Aufstehen so. Es kann auch die Einschlafgeschichte für die Kinder oder der Abschiedskuss sein, ohne den jemand das Haus nicht verlässt. Rituale sind „Lebens-wichtig“. Sie geben unserem Leben eine unsichtbare Ordnung und denen, die sie erleben, so etwas wie Sicherheit. Um wie viel mehr gilt das bei den großen Einschnitten in jedem Leben. Bei der Einschulung der Kinder bis hin zur Abiturfeier. Jubiläen, privat oder beruflich, Abschiedsfeiern usw. Wichtige Abschnitte im Leben mit Ritualen zu markieren ist für den Einzelnen von allergrößter Bedeutung. Sie markieren jeweils einen Lebensabschnitt, der neu beginnt, oder endet. Oft habe ich erleben können, dass Menschen im Angesicht des Todes für Rituale dankbar waren, auch wenn dies nach außen hin oft den Anschein hatte, dass sie in einem solchen Moment ein Ritual „über- sich – ergehen – lassen“ müssen. Im schweren Moment des endgültigen Abschiednehmens sich einfach fallen lassen zu dürfen, sich tragen zu lassen vom Ritus der Beerdigung – das kann hilfreich sein im ganz persönlichen Schmerz. Im Augenblick des völligen Gefühlschaos schafft ein Ritual einen Moment der Ordnung und der Sicherheit. Rituale sind ein Phänomen, das man zwar auch in der Tierwelt beobachten kann, das sich aber im menschlichen Leben stärker und deutlicher ausgeprägt hat. Rituale erleichtern den Umgang mit Grundfragen der menschlichen Existenz, und ermöglichen uns, Zusammenhänge besser verstehen zu können. Durch Rituale der Kirche, die an vielen sogenannten „Chaospunkten“ des menschlichen Lebens ansetzen, ist zu erfahren: du bist nicht allein, du bist eingebunden in eine Gemeinschaft der Menschen und in eine Gemeinschaft mit Gott. Dies kann unserem Leben Ordnung und Sicherheit geben, uns helfen, unser Leben jeden Tag aufs Neue mit Vertrauen versuchen zu leben.
Ich wünsche Ihnen einen guten und gelungenen Tag.

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Erstellt am: 21.10.2013 18:37 Uhr