Zündfunke, 05.11.13

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Jeder neue Tag stellt neue Herausforderungen an uns. Die größte dabei ist, dass jeder Tag von uns verlangt, wirklich Mensch zu sein. Was aber ist ein wirklicher Mensch, oder besser gesagt, wie ist er? Ist nur der wirklich Mensch, der in der sogenannten Blüte seines Lebens steht, dessen Kräfte und Fähigkeiten herausragend in Erscheinung treten, der inmitten der Gesellschaft steht?
Was aber ist, wenn die Kräfte schwinden, wenn der Herbst oder gar der Winter in das Leben eines Menschen treten? Wahres, wirkliches Menschsein zeigt sich mir nicht in Form eines faltenfreien oder faltigen Gesichtes, einer aufrechten oder gebückten Haltung, eines herausragenden gesellschaftlichen Lebens oder einem in sich stillen Leben. Wahres, wirkliches Menschsein zeigt sich mir im liebevollen Umgang unter- und miteinander. Im Aufeinander hören und miteinander leben. Im täglichen kleinen Kampf mit sich und den anderen in dem Ringen, Mensch zu sein. Dass auch da Rückschläge nicht ausbleiben, versteht sich von selbst, dass da Zweifel nagen und Traurigkeiten überwiegen können, sowieso. Aber darum geht es nicht. Es geht einzig und allein um meine innere Einstellung und Haltung zu meinem Menschsein. Es gibt Tage, da kann ich diese Gedanken voll und ganz bejahen, an anderen Tagen wiederum fällt mir genau dieses schwer. Eine kleine Lebensweisheit von Phil Bosmans kann uns alle genau an diesen schweren Tagen ein klein wenig mit dem Leben versöhnen.
„Nimm jeden Tag als Gabe entgegen, als ein schönes Geschenk
und wenn es geht, als ein Fest.
Steh morgens nicht zu spät auf.
Schau in den Spiegel, lach dich selber an und sage zu dir selbst: „Guten Morgen!“
Dann bist du schon in Übung, um auch anderen „Guten Morgen!“ zu sagen.
Wenn du die Zutaten von „Sonne“ kennst, kannst du sie selber machen, so gut wie das tägliche Essen.
Nimm eine große Portion Güte, dazu einen ordentlichen Schuss Geduld, Geduld mit dir selbst und mit anderen. Vergiss die Prise Humor nicht, um Misserfolge zu verdauen.
Mische ein gehöriges Maß Arbeitslust hinein und gieße über alles ein großes Lächeln, und du hast jeden Tag Sonne.“

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Erstellt am: 07.11.2013 16:02 Uhr

León y Lou Lou – juntos en su nuevo hogar

Tras 8 años conviviendo junto a otros 5 gorilas en el grupo de machos solteros de Loro Parque, le ha llegado la hora de crear su propia unidad familiar, tal y como se prevé en el proyecto europeo de conservación de especies en peligro de extinción (EEP), que garantiza y coordina la supervivencia de las especies. El gorila León de Loro Parque emprendió el viaje de su vida, acompañado en todo momento por el jefe de cuidadores y conservador de mamíferos terrestres, Juan Vicente Martínez, y se trasladó a Brasil para fundar la primera familia de gorilas de Llanura Occidental en Sudamérica.
En un vuelo de cargo de la compañía Iberia, este gorila de 15 años de edad, 1,70 metros de estatura y 198 kilos de peso viajó junto a otra hembra llamada Lou-Lou, procedente el zoo inglés de Howletts, hasta Belo Horizonte en Brasil, donde ambos se reunirán en breve con Imbi, una hembra de su misma especie que está impaciente por unirse a esta nueva pareja. León es el único gorila macho en toda Sudamérica, la estrella de un zoo en el que nadie va a retar su liderazgo.
La unión entre León y Lou Lou fue un momento único, ya que desde el principio ambos animales se mostraron muy receptivos. Mientras León le hacía regalos como por ejemplo ramas o trozos de verduras y frutas, ella le olía y le miraba con mucha atención y respeto. Aún siendo ambos animales primerizos e inexpertos buscaban el contacto entre ellos y a los pocos minutos copularon por primera vez. A partir de ese primer encuentro, no se han vuelto a separar, yendo siempre juntos a todas partes.
Sus descendientes serán los futuros reproductores del continente e irán a verlo visitantes de los países de alrededor, con lo que será posible sensibilizar a la población de la importancia y el cuidado que necesita esta especie gravemente amenazada.
León nació en un zoológico israelí y junto a su hermano Aladin fueron trasladados a Loro Parque para poder convivir en un grupo de su misma especie, tal y como ocurre con los machos solteros en la naturaleza, donde las familias de gorila están formadas por un único macho adulto y varias hembras con sus crías. Cuando los machos alcanzan la adolescencia abandonan el clan y forman grupos de solteros con otros desterrados, hasta que encuentran hembras para fundar sus propias familias. En los años noventa, los excedentes de gorilas jóvenes expulsados del grupo familiar supusieron un problema para los zoológicos, ya que debían separarse del resto.
Para resolver este problema y reproducir lo más fielmente posible la vida social de esta especie críticamente amenazada en su hábitat de África Central, Loro Parque fue pionero en el mundo en atreverse a crear un grupo de machos solteros como reserva genética, proyecto para el que se construyó un recinto especial y sin garantías de que funcionase. Este grupo que alberga Loro Parque en depósito es actualmente el más numeroso de Europa. Por ello, cuando en otro zoológico se necesita un macho reproductor, el EEP acude a estas reservas y decide cuál es el animal más apropiado. En esta ocasión el animal elegido fue León por sus características genéticas, físicas y psicológicas.
Las poblaciones de gorila en África Central se reducen por la presión humana, la caza furtiva o las guerras, lo que hace muy difícil la defensa de esta especie, que, después de los chimpancés, es la más cercana al homo sapiens, con una diferencia en el ADN de sólo el 1,6 por ciento.

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Erstellt am: 05.11.2013 11:50 Uhr

Zündfunke, 04.11.13

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
Das Leben kann so schön sein! Nicht nur ein Film aus dem Jahre 1950 wollte dies zum Ausdruck bringen. Ich glaube, dass alle Menschen, mich eingeschlossen, Momente erleben, die genau diese Gefühle hervorrufen. Dieser Gedanke kann einen am Strand oder in den Bergen, im Gespräch mit lieben Menschen oder bei einsamen Gedankengängen beflügeln. Aber nicht immer ist es so. Es gibt Situationen, da fällt einem das Leben nicht leicht, sondern schwer. Da merken, spüren und erleben wir, dass das Leben eben nicht nur aus Höhenflügen, Erfolgen und sich Wohlbefinden besteht. Situationen, in denen wir erkennen und erfahren, dass wir Niederlagen einstecken müssen und dunkle Stunden erleben. Das Leben hat eben doch mehrere Seiten. Die Qualität meines Lebens hängt aber nicht davon ab, ob die schönen und heiteren Stunden, Tage und Wochen in meinem Leben überwiegen. Die Qualität meines Lebens wird vor allem dadurch bestimmt, wie ich mit meinen dunklen Stunden umgehe. Was ich aus diesen, für mich schmerzlichen Erfahrungen mitnehme, was ich daraus lerne und an neuen für mich wichtigen Erfahrungen in mein tägliches Leben hineinnehmen kann. Vieles muss ein Mensch im Laufe seines Lebens lernen. Vieles geht wie von selbst, anderes wiederum nur mit großen Anstrengungen, und das nicht nur während der Schulzeit. Vieles, was ich lernen musste, wurde mir von irgendjemand oder irgendetwas vorgeschrieben. Vieles aber, was ich lernen durfte, hat mir mein Leben vorgegeben. Probleme, die sich mir in meinen Weg stellten, Krankheiten, an die ich nie gedacht, Hindernisse, mit denen ich nicht gerechnet habe. Und was lerne ich daraus? Ich lerne täglich neu, ohne vorgegebenen Lehrplan, dass es für mich wichtig ist, mein Leben so anzunehmen, wie es ist, um trotz alledem oder gerade deshalb für mein Leben dankbar zu sein, damit ich glücklich und zufrieden leben kann. Ob Menschen glücklich und zufrieden sind, liegt nicht immer am größeren Besitz oder an ausgeprägten Fähigkeiten. Es liegt meistens daran, dass Menschen zu schätzen wissen, dass das, was sie haben, gut für sie ist. Sie sehen sich und ihr Leben nicht nur mit den Augen an, sondern auch und gerade mit dem Herzen. Sie nützen ihre Zeit, um ihr Leben in die Hand zu nehmen, sie leben ihr Leben, weil es lebenswert ist. Sie haben erkannt, dass das Leben schön sein kann.

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Erstellt am: 05.11.2013 10:20 Uhr

Predigt von Pfr. Johann Weingärtner am 3.11.2013

Ökumenischer Gottesdienst mit der
Anglikanischen Kirche Puerto de la Cruz – Mtth. 5, 1-12
1Als er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm.
2Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
3 Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
4 Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
5 Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
6 Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
7 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
8 Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
9 Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
10 Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.
11Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen.
12Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.

Liebe Gemeinde,
wer ist selig? Seligsprechung ist ja in der Regel die Vorstufe zur Heiligsprechung. Also ein 1. Schritt auf der Leiter der Bedeutsamkeit, wenn wir denn hierarchisch denken und die besonderen Gläubigen der Kirchengeschichte in Vergangenheit und Gegenwart von ganz oben bis nach unten, wo das gemeine Kirchenvolk lebt, einsortieren.
Wer also ist selig? Jesus sieht das Volk, das um ihn herum versammelt ist. Seine Jünger, die dabei sind, rücken etwas näher zu ihm. Sie sind ja ganz und gar aus dem Volk gekommen, eine bunte Gesellschaft: Fischer und Handwerker, ein Zöllner ist auch dabei. Und wie wir wissen, sind auch Frauen mit ihm unterwegs gewesen, auch wenn sie hier nicht besonders erwähnt werden. Die Jüngerschar – ein Abbild des Volkes, das dort auf dem Berg die große Predigt hören wird, die mit den Worten der Seligpreisung beginnt: Selig sind die – und dann folgt die Aufzählung, die uns so gut bekannt ist. Was aber heißt selig? Folgendermaßen könnten wir übersetzen: „Gut dran“ oder in einem tieferen und umfassenden Sinn auch „glücklich“. Die Juden sagen Shalom dazu. Dabei geht es weniger um ein wohltuendes Gefühl, als viel mehr um eine Haltung und einem daraus folgernden Tun.

Die Haltung ist am besten gekennzeichnet durch eine offene aber leere Hand. So könnten wir die 1. Seligpreisung auch übersetzen: Selig die, die mit leeren Händen vor Gott stehen, sich deshalb nicht auf ihre Leistung berufen, nicht ihre besondere moralische Qualität als Wertmaßstab geltend machen. Und deshalb passt dieser Text aus der Bergpredigt so gut zum Reformationsfest. Nicht meine Leistung, schon gar nicht meine fromme, gibt mir meinen Wert vor Gott und den Menschen. Meine Würde und mein Wert sind Geschenke Gottes. Sein Geschöpf zu sein, meine Fähigkeiten, ganz gleich welcher Art, als seine Gaben zu betrachten, darauf kommt es an. Das ist gemeint mit geistlicher Armut, mit Sanftmut und dem so oft missverstandenen reinen Herzen, als ob das eine ganz besondere moralische Leistung wäre.

Diese Haltung, die ich vor Gott einnehme und meinen Mitmenschen nicht vorenthalte, hat Konsequenzen. Vor allem: Barmherziger Umgang mit Mensch und Welt, das Einstehen für Gerechtigkeit und Frieden schaffendes Handeln. Was brauchte unsere Welt eigentlich mehr als genau dieses. Wir erleben erbarmungsloses Geld – und Machtstreben mit wirtschaftlicher Not und kriegerischen Auseinandersetzungen als Folgen. Gerechtigkeit schreiben sich so viele auf die ihre Fahnen, und sie wird in so manchen Verhandlungen durch faule Kompromisse regelrecht konterkariert. Und so lange immer noch die Anwendung von militärischer Gewalt als Weg zum Frieden proklamiert wird, solange wird er nicht erreicht werden können. Nein diese Welt ist nicht gut dran, nicht glücklich. Oft genug nicht einmal die kleine, in der wir leben und unseren Alltag gestalten.
Der Anfang der Bergpredigt, also die Seligpreisungen, eröffnen die Darstellung einer lebbaren Alternative zu den Maßstäben, die sowohl zur Zeit Jesu als auch heute gelten. Jesus predigt: Es geht auch anders. Und er tut das in der Form von Antithesen: Ihr habt gehört, was früher gesagt und wie gehandelt wurde. Und nun ließen sich all die Lebensbereiche anführen, die in seiner Predigt genannt werden: Vom Umgang mit dem Leben allgemein und seinem Schutz, über die Gestaltung der Ehe und Gott wohlgefälliger Frömmigkeit im Blick auf Spenden und Fasten bis hin zum immer wieder anstößigen Gebot der Feindesliebe.
Und all das beginnt mit den Seligpreisungen gleichermaßen als Auftakt oder Präambel. Selig also sind die, die genau wissen, dass ihr Vermögen ausgesprochen begrenzt ist und die deshalb alles von Gott erwarten. Und dies wahrlich nicht, um danach die Hände, auch wenn sie leer sind, in den Schoß zu legen. Selig sind alle, die sich zuerst mit Kraft und Phantasie beschenken und danach ermutigen lassen, gegen den Strom zu schwimmen und nicht mit den Wölfen zu heulen. Die sind gut dran – auch wenn der Wind ihnen oft genug ins Angesicht bläst und Spott und Unverständnis über sie ausgeschüttet wird.
Lassen wir uns doch auch zu einem alternativen, den Maßstäben Jesu entsprechenden Lebensstil ermutigen, denn solche Menschen braucht unsere Kirche und die Welt auch. Leute, die dem Zeitgeist nachlaufen, gibt es reichlich genug.
Amen

Predigt von Reverend Mike Smith am 3.11.2013
Ökumenischer Gottesdienst mit der
Anglikanischen Kirche Puerto de la Cruz – Gal. 5, 1-6
(Übersetzung vom Englischen ins Deutsche: Dr. phil. Jörn Weingärtner)

1 So bestehet nun in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasset euch nicht wiederum in das knechtische Joch fangen.
2 Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wo ihr euch beschneiden lasset, so nützt euch Christus nichts. 
3 Ich bezeuge abermals einem jeden, der sich beschneiden läßt, daß er das ganze Gesetz schuldig ist zu tun. 
4 Ihr habt Christum verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, und seid von der Gnade gefallen. 
5 Wir aber warten im Geist durch den Glauben der Gerechtigkeit, auf die man hoffen muß. 
6 Denn in Christo Jesu gilt weder Beschneidung noch unbeschnitten sein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.

Paulus‘ Brief an die Galater erzählt uns in lediglich ein paar kurzen Versen drei zentrale Dinge über das Leben. Nach Paulus geht es im Leben um Freiheit, Glauben und Liebe.

Für viele dreht sich das Leben jedoch um ganz andere Dinge…

Menschen spulen fast unrealistisch lange Arbeitszeiten ab, um ihren Lebensstil zu sichern. Sie gehen ins Fitnessstudio, um Ihre Lebensspanne zu verlängern. Sie besuchen Selbsthilfegruppen oder Kurse zur Persönlichkeitsentwicklung, um mehr Kontrolle über ihr Leben zu erlangen.

Allein: damit werden sie keinen anhaltenden Erfolg erzielen!

Hier im Galaterbrief findet sich eine Evangeliumsbotschaft, die sich nicht nur an uns Christen richtet, sondern auch an die gesamte Gesellschaft. Diese Botschaft lautet: das Leben bekommt seine besondere Qualität nur durch den Glauben und die Orientierung an Jesus. Diese besondere Qualität kann nirgendwo sonst gefunden werden, lediglich im Leben in der Nachfolge Christi.

Was ist diese besondere Qualität, diese besondere Freiheit? Wovon befreit uns Christus? Nun, auf diese Frage gibt es eine Vielzahl möglicher Antworten. Er befreit uns von Angst, von Unsicherheit und Zukunftssorgen und letztlich vom Tode. Nicht alle werden sich zu jedem Zeitpunkt frei von diesen Sorgen und Ängsten fühlen. Gleichwohl ist es sein Wunsch und Wille für uns, und im festen Glauben daran wird unsere Freiheit wachsen und erstarken.

Im besonderen spricht Paulus in diesem Brief über die Freiheit von Recht und Gesetz und von der Freiheit von schlechtem Gewissen.

Christus hat uns von unseren Sünden und damit von unserem schlechten Gewissen befreit, indem er unsere Sünden auf sich nahm. Wenn wir uns zu Christus bekennen, werden all unsere Sünden und Vergehen mit ihm ans Kreuz genagelt. Sie sterben mit ihm. Sie werden niemals vor Gott gegen uns verwendet werden. Gott hat sie vergeben und vergessen. Er hat sie wie ein Sündenregister auf einer Schiefertafel weggewischt.

Er befreit uns gleichzeitig vom, was auf eine Weise für unser tägliches Leben nicht relevant sein mag. Christen, die von den Regeln und Gesetzen des Alten Testaments befreit wurden, haben eine geradezu erstaunliche Lust, neue Regeln aufzustellen, die es zu befolgen gilt, wenn man die Gemeinschaft nicht verlassen möchte. Regeln zum richtigen Beten und Gottesdienstfeiern, Regeln zur richtigen Bibelübersetzung und Regeln zur richtigen Auslegung der Heiligen Schrift. Auch dies ist eine Erklärung, warum es so viele Formen des Bekenntnisses gibt, die mit einander streiten und konkurrieren!!

Und hier kommen die beiden anderen wichtigen Dinge der Paulus-Botschaft ins Spiel: Glaube und Liebe.

Letztes Jahr sprach Pastor Andreas über die Meissener Erklärung, einer Erklärung zur Zusammenarbeit zwischen der Church of England und der Evangelischen Kirche in Deutschland, zu der unsere Schwestern und Brüder hier gehören.

In der Erklärung „verpflichten sich die Kirchen zur Teilnahme an gemeinsamem Leben und gemeinsamer Sendung. Sie werden alle möglichen Schritte zu engerer Gemeinschaft auf so vielen Gebieten christlichen Lebens und Zeugnisses wie möglich unternehmen, so dass alle unsere Mitglieder gemeinsam auf dem Weg zu voller, sichtbarer Einheit voranschreiten mögen.“
Die Erklärung verpflichtet die Kirchen zu sieben „weiteren Schritten“ zu diesem Ziel. Zusammengefasst sind diese die Aufforderung, mehr und neue Wege zu beschreiten, Gemeinschaft im Glauben, in der Sendung und im Dienst an der Kirche zu schaffen, wo auch immer wir sein mögen.
Mit anderen Worten, werden wir ermahnt, die Grenzen unseres eigenen Denkens und Glaubens einzureißen, vor allem unsere Vorurteile, und gemeinsam daran zu arbeiten, wie wir unseren Glauben in Liebe in die Welt tragen können, wie Paulus sagt.
Wenn wir, wie uns aufgetragen, einig im Geiste sind, müssen wir diese Freiheit in allem, was wir tun, demonstrieren. Wir müssen unser Leben in den Dienst von Glaube und Liebe stellen, Liebe für den Nächsten und die Welt, und unsere Einigkeit, nicht die Differenz der Welt präsentieren.

Möge Gott uns segnen, während wir zusammenwachsen und lernen, unser Leben in unbeschränkter Freiheit zu leben, so wie wir die wunderbare Freiheit als Kinder Gottes erfahren dürfen.

Amen.

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Erstellt am: 04.11.2013 20:20 Uhr

„Humboldt Cosmos Multiversity“

Am 15. November 2013 startet eine 2-wöchige einzigartige Eventreihe auf den Kanarischen Inseln: Die Workshops und Think Tanks der „Humboldt Cosmos Multiversity“. Diese finden auf Teneriffa in La Laguna, Tacoronte und Puerto de la Cruz statt. „Humboldt Cosmos Multiversity“ ist ein neues Unternehmen, das mit der Universität La Laguna (ULL), dem Cabildo Teneriffa und The New Club of Paris kooperiert.
Anbei finden Sie dazu die deutsche Version der Pressemitteilung, die die Kurzversion des Programms beinhaltet.
Bei allen Events gilt freier Eintritt und jeder Interessent ist herzlich willkommen.

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Erstellt am: 04.11.2013 10:07 Uhr

Predigt zu Allerseelen 2013 (03.11.)

L II: Röm 14, 7-9.10c-12 / Ev.: Joh 5, 24-29
Schwestern und Brüder!
„Noch hängt der Mantel an der Garderobe, die Handtasche steht griffbereit da, der Regenschirm lehnt noch im Ständer neben der Haustür…es müsste nur die Tür aufgehen. Aber sie bleibt geschlossen. Unsere Mutter ist tot, gestorben nach langem Kampf mit der Krankheit“, so sagen es die Kinder. Vielleicht haben Sie ähnliches in den vergangenen Monaten erlebt. Einen lieben Menschen, ein Elternteil, ein Kind, den Partner/die Partnerin oder einfach einen Freund/eine Freundin verloren. Dann wissen Sie, wie es sich anfühlt, wenn das Begreifen des Verlustes vom Kopf ins Herz übergeht; wie es einen trifft und wie lange es dauert, bis schließlich die Tränen versiegen und die Wunden heilen.
Wenn wir den Gedenktag Allerseelen begehen und dabei an unsere lieben Verstorbenen denken, dann werden wir immer auch mit Fragen konfrontiert, die uns mitunter schwer im Magen liegen. So haben wir vorhin in der Lesung gehört, dass wir – „ob wir leben oder sterben dem Herrn gehören“ und im Evangelium war die Rede vom Gericht am Ende des irdischen Lebens. Solche Texte führen zwangsläufig dazu, dass wir fragen: Wie ist das denn am Ende unseres Lebens? Was erwartet uns, wenn wir die Augen schließen? Bis hin zu den Fragen: Wie geht es unseren lieben Verstorbenen jetzt? Wo sind sie? Und bei allem tröstlichen, welches die christliche Botschaft auch und gerade beim Tod eines Menschen bereithält, tauchen mitunter eben auch Begriffe auf wie „Fegefeuer“ und „Hölle“. Ich weiß, wir zucken bei diesem Thema innerlich zusammen, weil es sehr stark nach finsterem und geschäftstüchtigem Spätmittelalter riecht; nach krank machender Drohbotschaft und womöglich schockierenden Horrorbildern einer jenseitigen Folterkammer. Es ist auch eine Lehre, die uns Katholiken rigoros von den Kirchen des Ostens und des Westens trennt und die maßgeblich dazu beitrug, dass 1517 diese Einheit der westlichen Kirche letztlich verloren ging. Wir erinnern uns: Zur Zeit Martin Luthers besaß Wittenberg eine riesige Reliquiensammlung. Mit Ihrer Verehrung war die Verheißung verknüpft, dass die spendenfreudigen Pilger einen Ablass erwerben können, der ihre eigene zukünftige Zeit im Fegefeuer, aber auch die ihrer lieben Verstorbenen um hunderte, ja tausende Jahre reduzieren könnte. Je größer die Münzen-Spende dabei war, umso größer auch der Nachlass von Bußjahren. Dass damals viel Schindluder mit der Angst der Menschen getrieben wurde, darüber brauchen wir nicht mehr zu reden. Aber die Frage ist doch: Können wir einer solchen Lehre vom „Fegefeuer“ überhaupt einen Sinn abgewinnen? Kann es vielleicht sogar gut sein, ein solches „Vorzimmer des Himmels“ zu haben, um sich auf die Begegnung mit Gott einzustellen?
Lassen Sie mich den Versuch machen, keine dogmatische, sondern eine seelsorgerliche Antwort zu finden; eine Antwort, die meinen persönlichen Glauben und meine Überzeugung wiedergibt. Gott – und ich glaube, da stimmen Sie mir uneingeschränkt zu – ist unser Schöpfer, unser Vater, so wie das Jesus auch im Vater-unser-Gebet zum Ausdruck gebracht hat. Wenn es nun aber stimmt, dass Gott für uns der liebende Vater ist, dann ist doch auch klar, dass er für uns nur das Beste will – sowohl hier und heute im Irdischen, wie eben auch später. Dieses Später, diese Vision eines glücklichen und guten Weiterlebens nach dem Tod, das nennen wir Himmel. Allerdings denken wir dabei nun nicht an Wolken und blaue Atmosphäre, sondern an eine ganz andere Seinsweise. Die Engländer würden sagen: Nicht sky ist damit gemeint – also der Ort, an dem die Flugzeuge unterwegs sind und die Wolken hängen – sondern „heaven“, der Ort mit dem höchsten und einem grenzenlosen Glücksempfinden. Dafür also hat Gott den Menschen bestimmt, für den „heaven“-Himmel – das ist unsere Berufung.
Jetzt wissen wir aber auch: Gott hat uns Menschen mit einem freien Willen ausgestattet. Wir sind also kein Hampelmänner oder Hampelfrauen an der Leine Gottes und es ist uns auch kein Instinkt eingepflanzt, der uns immer nur nach dem Willen Gottes handeln ließe; nein, wir Menschen besitzen die Freiheit, Handlungen nach unserem je eigenen Denken und unserem je eigenen freien Willen zu setzen. Also kann ich einerseits dem Willen Gottes entsprechen, ich kann ihn aber genauso gut verwerfen. Ich kann gut handeln, aber ich kann auch Schlechtes tun. Was aber nun, wenn ein Mensch stirbt, der Schlechtes getan hat? Kommt der auch in den Himmel? Wie soll das gehen, nachdem wir doch eben den Himmel noch als einen Ort der ewigen Glückseligkeit definiert haben, an dem es notwendigerweise nur Gutes gibt? Wie kann man denn dort glücklich sein, wenn es dann darin doch auch wieder Böses gibt – sei es nun in uns selbst oder in anderen, die dieses Böse dann vielleicht sogar gegen uns anwenden? Das kann und darf nicht sein; also muss das Böse draußen bleiben – aber wo?
Die jüdisch-christliche Tradition erzählt deshalb von einem entgegengesetzten Ort, den wir als Hölle bezeichnen. Oder anders gesagt: ein Ort der Verdammnis, des ewigen Unglücklich-Seins, vielleicht auch der Schmerzen und Qualen. Aber wer kommt dahin? Schließlich wollen wir ja alle in den Himmel und glücklich sein. Aber Hand aufs Herz: Ist es nicht so, dass auch wir – Sie und ich – Schlechtes an uns haben? Dass wir Schwächen und Schwachstellen unser eigen nennen, die hin und wieder von uns Besitz ergreifen und die wir – jetzt mal ganz objektiv betrachtet – als schlecht oder böse bezeichnen müssen? Gut, vielleicht haben wir die eine oder andere Schlechtigkeit schon zu Lebzeiten bereut und Gott hat uns das auch längst verziehen. Aber was ist mit jenen Schlechtigkeiten, die wir vielleicht als solche noch gar nicht erkannt haben? Es gibt mit Sicherheit Fehler, die wir nicht sehen und die wir deshalb im Augenblick unseres Todes natürlich auch nicht bereut haben; sie gehören also im Tod zu mir, sind ein Teil von mir. Kann ich damit aber in den Himmel kommen, wo es sich doch um Böses oder Schlechtes handelt? Das geht doch nicht. Aber deshalb gleich in die Hölle müssen? Das wäre ein starkes Stück. Schließlich gibt es doch nicht nur Böses an uns, sondern auch viel Gutes und Schönes.
Genau deshalb aber gibt es in der christlichen Tradition die Vorstellung vom Fegefeuer. Übrigens halte ich diese Vorstellung gar nicht für so verkehrt, nur – der Begriff ist in meinen Augen völlig daneben. Es geht hier doch nicht um brennende und sengende Flammen, springende und pieksende Teufel, die mir Qualen bereiten. Genau deshalb aber plädiere ich dafür, zum alten lateinischen Begriff zurück zu kehren, den man in Schriften bereits im 12. Jahrhundert findet, der aber später vom Wort „Fegefeuer“ und den damit verbundenen allzu plastisch geprägten Vorstellungen körperlicher Leiden und Züchtigungen überlagert wurde. Es ist der Begriff des „Purgatoriums“. Purgare heißt reinigen und Purgatorium meint somit einen Ort der Reinigung. Einen Ort oder eine Dimension, in der ich mich selbst mit meinen weniger guten Seiten erkenne und an dem ich vom Bösen, das auch in mir ist, gereinigt werde. Es ist ein adventlicher Moment des Wartens, der Läuterung – vielleicht eine Art „Schönheitssalon im Vorhimmel“, in dem meine Seele „Gottbegegnungsfähig“ gemacht wird.
Jetzt fragen Sie zu recht: Und wie soll das gehen? Nun, wenn ich sterbe, dann erwartet mich nicht das Nichts oder sonst eine nebulose Wirklichkeit, sondern Gott selbst: Er ist da und nimmt mich in seine Arme wie eine liebende Mutter oder ein liebevoller Vater, wenn ein Kind nach langer Reise nach Hause zurückkehrt. Und dann stelle ich mir vor, wird Gott mich fragen: „Wie war’s? Wie geht es Dir?“ Und dazu braucht es nicht viele Worte, sondern da reichen die Gefühle, der Blick, die Stimme des Herzens. Gott wird da sein und mit mir mein Leben durchgehen und anschauen – und dann werde ich eben auch erkennen, was gut, was schön und gelungen war; aber eben auch, was mir nicht gelungen ist, was ich falsch gemacht habe oder was mir danebengegangen ist. Und wie könnte es anders sein, als dass mir genau diese Einsicht in der Gegenwart Gottes leid tut; dass es mir Schmerzen bereitet, wie “brennend“ dieser Gott an meinem Leben als einem gelungenen Leben interessiert ist. Sind das die „Qualen und Schmerzen“ die das Purgatorium, das Fegefeuer, meint? Also keine Flammen, keine Teufel, sondern vielmehr die traurige Einsicht, über die Fehler in meinem irdischen Leben. Die Gnade des Himmels wird mir nicht einfach übergestülpt; sie ist auch kein lässiges Durchwinken und lockeres „Okay“. Gott will, dass seine Barmherzigkeit wirklich und nachhaltig in mir ankommt, dass sie auf meinen inneren „Schweinehund“ stößt, sich durch meine Elefantenhaut und mein hartes Herz durcharbeitet. Das „Grönlandeis“ in mir muss schmelzen, damit Gott mich präparieren kann und ich frei werde für den Himmel.
Bei einer solchen Sichtweise bleibt natürlich zu recht die Frage: Wozu dann aber noch die Hölle? Und ich meine, es braucht sie als potentielle Realität für jene Menschen oder Seelen, die diesen Weg des Guten nicht beschreiten wollen. Nochmals: Wir sind frei. Gott zwingt uns nicht zum Guten, sondern er schlägt uns diesen Weg vor; er zwingt uns nicht zur Reinigung, sondern er bietet sie uns nur an. Ob wir aber dieses Angebot annehmen, das ist nicht seine, sondern unsere ureigene Entscheidung im Augenblick unseres Todes, in der Begegnung mit Gott selbst. Allerdings glaube ich – und davon bin ich im Herzen überzeugt – dass diese Begegnung mit ihm so überwältigend, so liebevoll sein wird, dass tatsächlich jeder Mensch zu einer echte Reue und Umkehr fähig wird und dass sich niemand diesen Weg zum Himmel selbst verschließen wird. Deshalb konnte der große Theologe Karl Rahner auch sagen: „Natürlich gibt es die Hölle, aber sie ist leer.“ Uns Menschen erwartet der Himmel. Amen.

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Erstellt am: 04.11.2013 09:28 Uhr

Predigt zum Fest Allerheiligen 2013 (01.11.)

L II: 1 Joh 3, 1-3 / Ev.: Mt 5, 1-12a
Liebe Heilige von San Telmo!
Sie haben richtig gehört. Ganz bewusst beginne ich diese Predigt heute nicht mit „Liebe Schwestern und Brüder“, sondern mit der Anrede: „Liebe Heilige von SanTelmo!“ Das ist überhaupt nicht blasphemisch gemeint, auch wenn es der ein oder dem anderen vielleicht deplatziert vorkommt, sich so angesprochen zu fühlen. Und warum? Weil wir – Sie und ich – uns im landläufigen Sinne des Wortes weder als „Heilige“ fühlen, noch welche sind und auch keine solchen werden wollen. Dabei mag ersteres durchaus das Eingeständnis sein, dass wir uns nur als Durchschnittschristen sehen und letzteres, dass wir es als viel zu anstrengend betrachten oder vielleicht auch zu langweilig, Heilige zu werden. Wie hat mal ein älteres Gemeindemitglied zu mir beim sonntäglichen Frühschoppen gesagt: „Lieber weinselig, als scheinheilig!“
Nun kannte der Apostel Paulus zu seiner Zeit keine solch spitzfindigen Unterscheidungen. Deshalb adressiert er seinen Römerbrief gleich zu Beginn „an alle in Rom, die von Gott geliebt sind, die berufenen Heiligen“. Und im 12. Kapitel fordert er auf: „Helft den Heiligen, wenn sie in Not sind und gewährt jederzeit Gastfreundschaft.“ Spätestens hier also ist es offensichtlich, dass der Apostel nicht die Heiligen meinen kann, so wie wir das in aller Regel tun, also Heilige die im Himmel sind. Wie sollten diese auch Not leiden, so dass wir ihnen helfen müssten? Nein, Paulus spricht die ganz normalen Christen als Heilige an, denn für ihn sind alle, die sich von Gott geliebt wissen und sich zu Christus bekennen, einfach „Heilige“. Eine solche Sichtweise würde ich auch gerne so manchem Mitbruder oder Theologen wünschen, wenn sie immer wieder darüber schwadronieren: wie man denn heilig wird – und als Antwort jedes Mal wiederkauend daherbringen, wie ich unlängst wieder lesen musste: „Heilige sind Vorbilder, die die Liebe Gottes wirklich gelebt haben – und zwar kontinuierlich ihr ganzes Leben durch.“ Der hl. Augustinus, der in seinen berühmten „Bekenntnissen“ von seinem ausschweifenden Vorleben berichtet, hätte dann sicherlich keinerlei Chance auf Heiligkeit gehabt. Bis zu seiner Bekehrung hat er alles gelebt, nur nicht die Liebe Gottes. Im Übrigen wüsste ich auch gar nicht wie das gehen soll – die Liebe Gottes leben. Allenfalls kann ich als Christ aus der Liebe Gottes leben.
Und damit sind wir jetzt beim heutigen Fest angekommen. Allerheiligen ist nicht nur das Fest all jener, von denen die Kirche bekennt, dass sie in ihren Heiligenkalender gehören, weil sie irgendwann mal zur Ehre der Altäre – wie das so schön im Kirchenjargon heißt – erhoben wurden. Nein, es ist unser aller Fest, unser Namenstag, der Tag unserer ureigenen Berufung. Denn: Wir alle sind Heilige. Und dass das heutzutage in unseren Augen vielleicht scheinheilig klingen mag , das liegt doch einzig und allein daran, dass wir eben nur an außergewöhnliche Christen denken, wenn wir von Heiligen sprechen; also an Menschen, die etwas Heroisches, Übermenschliches und damit letztlich auch etwas für uns Unerreichbares an sich haben. Dazu kommt dann noch eine übertriebene Heiligenverehrung, die im Laufe der Zeit das ihre dazu getan hat und deren Idealisierung eines Heiligen oft mehr frommem Wunschdenken, als deren tatsächlicher Biographie entsprungen ist. Vom hl. Augustinus habe ich schon gesprochen. Allerdings ist er diesbezüglich bei weitem nicht der einzig problematische Heilige in unserer Kirche.
Wenn wir der Wahrheit die Ehre geben, dann müssen wir eben einräumen, dass z.B. der Hl. Bernhard von Clairvaux nicht nur ein großer Mystiker und großartiger Reformer des Ordenswesens war, sondern eben auch ein fanatischer und demagogischer Kreuzzugsprediger. Oder nehmen wir den Hl. Hieronymus. Der war nicht nur der größte Bibelgelehrte in der Frühzeit der Kirche, dem wir die „vulgata“, die lateinische Bibelübersetzung verdanken. Nein, er war laut seinen Zeitgenossen auch ein Mann von krankhaftem Ehrgeiz und ein zynischer Frauenhasser. Oder nehmen wir aus der Neuzeit den hl. Papst Pius X. Er war nicht nur ein überaus frommer Papst, der die Kinder zur Frühkommunion zugelassen und die Gläubigen zum häufigeren Kommunionempfang ermuntert hat. Nein, unter seinem Pontifikat gab es in der Kirche auch einen weltweiten Spitzeldienst zur Überwachung von Theologen – quasi den vatikanischen NSA – und der viele von ihnen ins Unglück gestürzt hat.
Und dann gibt es da ja auch noch eine andere, nicht weniger problematische Sicht- und Verhaltensweise zur Heiligsprechung mancher Personen. Was ich damit meine? Nun, wie viele Heiligsprechungen gab es erst dann, wenn fromme Verehrer bestimmter Personen das nötige Kleingeld hinter vatikanische Mauern gebracht hatten. Ja, mitunter brauchte es wirklich starke und finanzkräftige Interessengruppen, die „ihren“ Heiligen entsprechend „pushten“ und so erst den Heiligsprechungsprozess in Gang gesetzt haben. Einmal – so hab ich gelesen -, musste dabei das päpstliche Gericht mit 70 Pfund Schokolade bestochen werden, damit ein frommer Italiener auch endlich heiliggesprochen wurde.
Das alles muss man sich jetzt nicht klar machen, um gegen die Heiligen zu stänkern oder die Heiligenverehrung madig zu machen – Gott bewahre. Nein, es geht mir vielmehr um das bewusst machen, dass auch die sogenannten kanonisierten Heiligen unserer Kirche nichts anderes waren als Menschen; als Menschen wie Sie und ich, mit Fehlern und Kanten, mit Schwächen und Sünden. Aber das war für die Kirche ja auch nicht das Ausschlaggebende. Vielmehr haben diese Frauen und Männer eines Tages für sich entdeckt und in die Tat umgesetzt, dass sie ihr Leben mit all diesen Licht- und Schattenseiten Gott zur Verfügung und sich selbst in den Dienst der Kirche stellen wollen. Und weil ihnen das in einem bestimmten Bereich dann besonders geglückt ist oder auch exemplarisch von ihnen verwirklicht wurde, deshalb – und nicht weil ihr Leben rundherum vorbildlich gewesen wäre – hat die Kirche dann eines Tages feierlich erklärt, Gott habe sie vollendet und deshalb seien sie den Heiligen des Himmels und den Heiligen der Kirche zuzurechnen.
Heilige sind also Christen, die wussten, dass sie alles nur von der Gnade Gottes erwarten können. Und gerade deshalb sind sie ein Beleg, um nicht gar zu sagen ein Beweis dafür, was Paulus im Römerbrief weiter ausgeführt hat: „Wo die Sünde mächtig wurde, wird die Gnade Gottes übermächtig.“ Genau deshalb ist aber eine recht verstandene Heiligenverehrung schlussendlich immer ein Lobpreis der Gnade Gottes, die aus uns schwachen Menschen Heilige zu machen vermag.
Damit aber sind wir wieder bei uns, liebe Durchschnitts- und Mitchristen, die wir uns am Ende eines jeden Tages eingestehen müssen, dass wir längst nicht alles getan haben, was wir als Christen hätten tun oder sagen müssen. Vielleicht macht uns ja gerade das oft so mutlos und freudlos, dass wir beständig das Gefühl haben, mit ewig „hängender Zunge“ und schlechtem Gewissen einem moralischen Anspruch hinterher zu hecheln, den wir meinen der Botschaft des Evangeliums und unseres christlichen Glaubens entnehmen zu müssen. Dann aber müssen wir uns auch nicht wundern, wenn wir die heute gehörten Seligpreisungen auch wieder nur als moralische Anweisungen oder als einen Codex rigoroser Einlassbedingungen in das Gottesreich – verbunden mit höchster Kraftanstrengung – sehen können. Für uns unerreichbar, weil wir eben weder „selig“ sind, noch „heilig“ werden wollen. Dabei entgeht uns aber dann, dass Jesus eben gerade nicht gesagt hat: „Selig seid ihr, wenn ihr arm seid, wenn ihr trauert, wenn ihr Hunger und Durst nach Gerechtigkeit habt…“, sondern: „Selig seid ihr, die ihr arm, traurig und gewaltlos seid!“ Das aber sind keine Einlassbedingungen, sondern die, die zu ihm gefunden haben, weil sie so sind, wie sie sind, die preist er selig, weil sie seine Botschaft von der Liebe Gottes verstanden haben. Die Seligpreisungen sind also keine Zumutungen, sonder mit denen traut Gott uns was zu: nämlich dass wir so leben und handeln können, weil wir keine Angst mehr um uns selber haben und vor allem keine Angst mehr vor ihm, vor Gott. Nein, nicht die Angst vor Gott bestimmt unser Leben, sondern das grenzenlose Vertrauen in seine Liebe. Dann sind wir vielleicht arm in den Augen dieser Welt, aber reich an Möglichkeiten, die Welt im Sinne Gottes zu verändern. Wir müssen nicht in allem vorbildlich und schon gar nicht moralisch einwandfrei sein, was immer das auch bedeutet. Nein, wir sind schon jetzt heilig und „Heilige“, weil wir getauft sind und Christus angehören. Deshalb halte ich es mit dem Gründer der Gemeinschaft von Taizé, Roger Schutz, der unübertroffen gesagt hat: „Lebe vom Evangelium, was du begriffen hast – aber lebe es.“ Wenn uns das aufgegangen ist, liebe Heilige von San Telmo, dann haben wir allen Grund das heutige Fest zu feiern. Amen.

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Erstellt am: 04.11.2013 09:26 Uhr