„MiradasDoc“

Bereits im achten Jahr fand vom 1. bis zum 9. November „MiradasDoc“ im Centro Cultural de Guía de Isora statt. Anlässlich dieses internationalen Filmfestivals für Dokumentarfilme wurden 54 Beiträge mit sozialkritischer und teilweise auch historischer Thematik präsentiert. Die Teilnehmer kamen dieses Mal aus mehreren Staaten Südamerikas. Auch Israel und Indien waren stark vertreten. Bezüglich Europa konnte man einen Einblick in das Dokumentarfilmschaffen Spaniens – auch der Kanaren -, Schwedens, Bulgariens, Polens, Italiens, Litauens, Kroatiens, Frankreichs, Portugal und auch Deutschlands erhalten.
Die Thematik der Filme kreist zum einen um die Problematik der Staaten der Dritten Welt: Gewalt und Ausbeutung, Frauenbewegungen, Entwicklung und Fortschritt durch den Einfluss der westlichen Welt. „Modou, Modou“, ein französischer Kurzfilm zeichnet eindrucksvoll das Leben der Afrikaner in Europa und deren täglichen Kampf um ein besseres Leben und Integration.
Die europäischen Beiträge befassen sich andererseits vorwiegend mit der Situation von Randgruppen und Nischen in der eigenen Gesellschaft. Der spanische Film „Encierro“ zeigt das jährliche Stierrennen in Pamplona von einer kritischen Seite, „Dársena“, das Leben der Fischer in den Docks von Santa Cruz de Tenerife: In zerrissenen Bildern erhält man einen Eindruck von deren Bedrohung durch Nacht, Meer und Tod. Eine Hommage an das Schaffen des Architekten César Manrique enthält sich hingegen jeglicher Kritik und zeigt seine utopisch angehauchten Bauwerke.
Doch was wäre ein Filmfestival ohne Prämierung? Eine goldene Palme ist es nicht, doch eventuell sind für einen Dokumentarfilmer € 4.000 sehr viel wertvoller. Diese ergatterte in diesem Jahr der israelische Film „Gan Eden“. Die Anlehnung an den „Garten Eden“ ist unübersehbar. Denn tatsächlich handelt es sich um das tagtägliche Geschehen in einem der größten israelischen Parks namens „Sakhne“. Aus der Sichtweise der Protagonisten zumindest ein kleines und sehr vielfältiges „Eden“ im Gegensatz zu alltäglichem Grau und Konflikten.
Mindestens genauso wichtig wie die Präsentation der Filme ist jedoch der „Mercado“. Auf diesem Markt können Fernsehgesellschaften oder auch interessierte Programmkinos die Ausstrahlungsrechte kaufen bzw. leihen. Das Archiv der „MiradasDoc“ verfügt inzwischen über 150 Dokumentarfilme, die anlässlich des Festivals auch eingesehen werden können.
Darüber hinaus ist diese Veranstaltung eine wichtige Plattform für Dokumentarfilmer und Studenten der Filmakademien. Der Direktor der Spiele, Senor Alejandro Krawietz, versprach in seinem Schlusswort die Fortsetzung der Veranstaltung im nächsten Jahr. Dank der Zusage der Sponsoren, könne man sogar mit einer Ausweitung und Verbesserungen rechnen. sab

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Erstellt am: 19.11.2013 20:16 Uhr

PREDIGT AM VORLETZTEN SONNTAG DES KIRCHENJAHRES 16.11.2013

VON PFARRER JOHANN WEINGÄRTNER
MATTHÄUS 25, 31 – 46
31 Wenn Aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit,
32 und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet,
33 und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken.
34 Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!
35 Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.
36 Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen.
37 Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben, oder durstig und haben dir zu trinken gegeben?
38 Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen, oder nackt und haben dich gekleidet?
39 Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?
40 Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.
41 Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!
42 Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben.
43 Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht.
44 Dann werden sie ihm auch antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient?
45 Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.
46 Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.

Liebe Gemeinde, das sind drastische, scharfe Konturen und deutliche Kontraste in diesem Gleichnis vom großen Weltgericht, das Jesus erzählt:
dunkel und hell,
schwarz und weiß,
gut und böse,
Rettung und Untergang.
Keine Grauzonen, kein wabernder Nebel. An Deutlichkeit kaum zu überbieten.
Das macht den einen Freude: Endlich mal kein sowohl als auch, sondern ein klares entweder oder.
Das macht den anderen eher Angst oder ruft Befürchtungen hervor: So eindeutig sind die Dinge nicht, auch die Menschen nicht. So klare und scharfe Unterscheidung hat manches Unheil angerichtet.
Wer entscheidet denn nun über gut und böse, hell und dunkel, schwarz und weiß?
Das in der Tat ist die Frage.
Künstler haben diesen Text als Vorlage genutzt. Unübertroffen das große Gemälde von Hieronymus Bosch. Der eine oder die andere von Ihnen hat das sicherlich vor Augen.
Ich werde an eine Wandmalerei aus der größten dänischen Dorfkirche in Dänemark, in Bröns an der Westküste, erinnert. Da gab es gleich zwei Bilder direkt neben einander. Das eine kurz vor der Einführung der Reformation und eines kurz danach gemalt. Gut, dass die Gemeinde den Mut hatte, beide Bilder in den 80er Jahren sorgfältig zu restaurieren.
Das Bild kurz vor der Reformation: Kirchenleute, angeführt vom Papst und der Kurie auf der einen Seite und die Reformatoren Luther und Calvin mit Gefolge auf der anderen, schreiten zum Weltgericht. Der Papst mit seinen Kardinälen marschiert geradewegs in den Himmel. Luther, Calvin und natürlich der Reformator des Nordens Johannes Bugenhagen und Konsorten stürzen einen Abhang hinunter in die Hölle.
Das Bild kurz nach Einführung der Reformation geht natürlich in die entgegen gesetzte Richtung. Zwar stürzt der Papst mit seinen Leuten nicht unmittelbar in die Hölle, aber ihm wird der Eintritt in den Himmel verweigert. Ein Wächter hält der Kurie ein Schild vor die Augen, auf dem zu lesen ist: Christus spricht: Ich bin die Tür. Den Reformatoren, die sich ja auf das berühmte „Christus allein“ berufen, bekommen mit ihrem Anhang unmittelbaren Einlass gewährt.
Und mit diesen beiden Bildern, liebe Gemeinde, wird nun ein entsetzliches Mitverständnis deutlich. Wenn sich Menschen dieses Gleichnisses Jesu vom großen Weltgericht bemächtigen, gleichermaßen göttliche Macht ergreifen, dann wird es grausam. Dies ist leider in der Kirchengeschichte und der Geschichte der Religionen immer wieder passiert. Es hat zu Ketzerverfolgung und Ketzerverbrennung geführt. Es hat zu Hexenverfolgung und – verbrennung geführt. Es hat zu Religionskriegen geführt.
Und ganz grausam wurde die Situation, wenn sich weltliche Mächte anmaßten, über gut und böse. lebenswert und lebensunwert zu entscheiden. Oder wenn sie meinten, das Urteil über Gut und Böse fällen zu dürfen oder eine Achse des Bösen meinten identifizieren und benennen zu können, wie es ein Präsident der westlichen Welt ja getan hat mit schrecklichen Folgen:
Krieg und Vernichtung
Menschverachtung und Völkermord
Unheil und millionenfacher Tod.
Der heutige Sonntag trägt auch den Namen Volkstrauertag. Wir haben insbesondere als Deutsche in unserer Geschichte mehr als Grund genug, nachzudenken und auch umzukehren.
Den 6 Millionen umgekommener Deutscher in Krieg, Flucht und Vertreibung und Bombennächten stehen 6 Millionen getöteter Juden gegenüber.
Gerade bei den letztgenannten Daten und Fakten hat man oft genug das Gefühl, dass das Weltgericht gelegentlich als Folge der Anmaßung göttlicher Heils – und Unheilskompetenz schon hier und jetzt geschehen ist und anderen Orts vielleicht geschieht. Und für die, die ernsthaft nachdenken, gibt es nicht einmal einen Grund, sich darüber zu beklagen.
Wenn Menschen den Richterstuhl besteigen, der Gott alleine gebührt, dann geschieht manchmal Weltgericht. Zumindest teilweise oder gelegentlich Recht hat Schiller, wenn er sagt: Die Weltgeschichte ist das Weltgericht. Dies ist wohl das große Missverständnis, das von diesem Gleichnis Jesu ausgegangen ist und immer noch ausgeht.
Und es ist ein Gottesbild, ein Christusbild, dieses Bild vom Weltenrichter, das vielen gegen den Strich geht und das so gar nicht in das Bild vom gnädigen Gott, der doch vergibt und grenzenlos liebt, zu passen scheint.
Da ist uns das andere Christusbild, das uns im Gleichnis auch begegnet, schon näher oder gar sympathischer, ja, vielleicht sogar das einzig mögliche. Dem kann Glauben geschenkt werden.
Unser Gleichnis gibt uns ja Antwort auf die Frage, wie und wo uns Christus begegnet, vor allem heute, in dieser Zeit und unseren Glaubensvorstellungen entsprechend.
Christus trägt das Antlitz des hungernden Menschen, der um Essen und Trinken bittet. Beides wird ihm vielfach versagt, auch und gerade von denen, die die Ressourcen dieser Welt für Waffen und Vernichtungs-potentiale vergeuden.
Christus trägt das Antlitz derer, die in Lumpen herumlaufen müssen oder nackt und bloß sind, weil sie nicht das Nötigste zum Anziehen haben, während andere sich die Schränke voll stopfen und schon gar nicht mehr wissen, wessen Mode sie denn nun folgen sollen.
Christus trägt das Antlitz der Gefangenen, die weggesperrt werden, weil sie unbequem geworden sind, oder weil man Geständnisse von ihnen erpressen will, um die eigene Macht zu festigen oder erst einmal zu manifestieren.
Ich bin hungrig gewesen, ich bin durstig gewesen und nackt und im Gefängnis – so sagt Jesus. Da war ich zu finden, da hättet ihr mich suchen können oder da habt ihr mich aufgesucht. Denn bei den Geringsten, da war ich und da bin ich.
Eine ganze christliche Generation hat dieses Christusbild geprägt von den späten 60 er Jahren an, besonders auf den Kirchen – und Katholikentagen mit ihren lateinamerikanischen Messen und Aktionen gegen Krieg und ungerechte Weltwirtschaft.
Da stand weniger der Weltenrichter im Vordergrund. Da ging es auch weniger um das Ringen um einen gnädigen Gott, wie in den Zeiten der Reformation. Auf beiden konfessionellen Seiten übrigens, wenn auch mit je anderem Ausgang. Da ging es um den gnädigen Nächsten, der im Angesicht der Geschundenen das Ebenbild des Gekreuzigten zu sehen bereit ist.
Beide Christusbilder tauchen nun aber im in unserem Gleichnis auf. Der Weltenrichter und der in jedwedem Leiden solidarische bis in die letzten Tiefen Mensch gewordene Gottessohn.
Und sie gehören beide zusammen, liebe Gemeinde. Das eine Bild kann ohne das andere nicht sein.
Wer nur den Weltenrichter sieht und glaubt, läuft in die Gefahr, einen strafenden oder alternativ belohnenden Gott, der schwarz weiß malt, zu propagieren. So gerät er in die große Versuchung, selbst zu einem richtenden Menschen zu werden. Und der reklamiert ja in der Regel das Gute für sich und weist das Böse den anderen zu. So kann man die dann, wenn möglich und die Gelegenheit gut ist, auch noch eigenmächtig bekämpfen und sei es mit Gott für Volk und Vaterland auf dem Koppelschloss der Uniform. Eine der größten Gotteslästerungen des 20. Jahrhunderts.
Wer den Christus nur in den Leidenden sieht und nicht mehr als die letzte Instanz, vor der das Leben zu verantworten ist, der ist ebenfalls in Gefahr. Auch er teilt schnell in Gut und Böse ein und sieht sich gerne auf der Seite der Guten, manchmal auch Gutmenschen genannt, auch wenn er auf Gewalt verzichtet. Seine Waffe ist die Moral, die durchaus auch die Keule schwingen kann. Es gibt auch Gewalt ohne Waffen.
Nein, liebe Gemeinde – wir brauchen beide Bilder vom Christus.
Der Weltenrichter sagt mir, dass ich Verantwortung trage für mein Leben. Manchen Herren der Welt – den großen wie den kleinen, und Frauen sind auch darunter – könnte es ja so passen, wenn erst nach dem Tode Gerechtigkeit käme und sie bei Lebzeiten nach eigenem Gutdünken handeln könnten. So sagt es ein neueres Kirchenlied des katholischen Liedermachers Peter Janssens. So nicht – sagt Jesus in seinem Gleichnis. Christ – Sein ohne endgültige Verantwortung gibt es nicht. Gerade wer auf den gnädigen Gott hofft, weiß darum. So wird seine Gnade davor bewahrt, dass sie zur billigen Schleuderware verkommt.
Weil diese Gnade Gottes dem Christus das Leben gekostet hat, ist sie teuer und kann nur in seinem Namen und in seiner Nachfolge weitergegeben werden. Und sie muß besonders an die weitergegeben werden, die unter gnadenlosen Verhältnissen leiden im Hier und Jetzt, auf dieser Erde.
Wer den gnädigen Gott glaubt, wird zum gnädigen Nächsten – das ist die Botschaft des Gleichnisses vom Weltgericht. Es geht entweder nahezu automatisch, oder es fehlt die eine Seite des Christusbildes. Die Gerechten pochen ja nicht auf ihre guten Taten. Nein, sie wissen nicht einmal, dass sie sie getan haben. So eng ist beides mit einander verknüpft.
Und weil das nicht immer gelingt, weil dieser Automatismus gelegentlich gestört oder außer Kraft ist, darum, liebe Gemeinde, hat Matthäus dieses Gleichnis aufgeschrieben und überliefert. Er hat es für seine Zeitgenossen getan und auch für uns. Damals hat es in der frühen Christenheit Früchte getragen. In der Kirchen – und Weltgeschichte ist es oft einseitig gedeutet worden mit mehr oder weniger großem Unheil als Folge.
Möge es bei uns guten Boden finden.
Amen

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Erstellt am: 19.11.2013 13:23 Uhr

Feria de la Miel

Am 23. und 24.11.2013 findet in der Casa del Miel in El Sauzal die Veranstaltung „8. Feria de la Miel“ statt. Es gibt Verkostungen, Informationsstände, Ausstellungen und begleitete Führungen durch das Museum. Alles dreht sich an diesem Wochenende rund um den Honig von Teneriffa.

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Erstellt am: 18.11.2013 14:03 Uhr

Fotonoviembre’13

Dies ist die zwölfte Veranstaltung der Bienal Internacional de Fotografìa in Teneriffa – Fotonoviembre -,
die erneut die Schöpfer aus allen Teilen der Welt vereint, damit Du dem Geschehen der aktuellen Fotografie den Puls nehmen kannst. In den zahlreichen Austragungsorten des Festivals stellen dutzende Künstler ihre Werke ab November bis Januar aus. Genießen Sie die Betrachtung der unterschiedlichen Werke.

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Erstellt am: 18.11.2013 11:55 Uhr

Predigt zum 33. Sonntag im Jahreskreis 2013 (17.11.)

L I: Mal 3, 19 – 20b / Ev.: Lk 21, 5 – 19
Schwestern und Brüder!
Der Kinderbuchautor Janosch, der so unvergleichliche Gestalten wie die Tigerente und den Bären geschaffen und so herrliche Bücher wie „Oh wie schön ist Panama“ oder „Ich mach dich gesund, sagte der Bär“ geschrieben hat, ist wohl den meisten von uns bekannt. Ja vielleicht ist sogar der ein oder die andere von Ihnen mit der neuen Condormaschine hierhergeflogen, auf der Gestalten seiner Kinderbücher verewigt sind. Dieser Janosch lebt seit mehr als 30 Jahren hier auf Teneriffa – ruhig und zurückgezogen. Aber vor knapp 6 Jahren gab es eine ganz abscheuliche Karikatur von ihm über die Taufe, die nicht nur hier, sondern auch und gerade im deutschsprachigen Raum eine heftige öffentliche Kontroverse ausgelöst hat. Diese Karikatur zeigt einen Pfarrer, der dem Säugling über dem Taufbecken mit einem Hammer ein Kreuz durch den Bauchnabel treibt. Und man darf sich ob eines solchen Schreckensbildes zu Recht fragen: Was soll das? Janosch selbst erklärte es so: „Katholisch geboren worden zu sein, ist der größte Unfall meines Lebens!“ Mit der Taufe habe der religiöse Leidensweg seiner Kindheit begonnen, der ihn schlussendlich zu einem Feind der Kirche gemacht habe. Die religiöse Unterweisung seiner Kindheit sei einzig und allein die Vermittlung purer Angst gewesen und an dieser Drohbotschaft sei er krank geworden.
Als ich die Zeilen des heutigen Evangeliums las und kurz darauf auf einem Bild den neuen Janosch-Condor-Flieger sah, fiel mir genau diese Begebenheit wieder ein. Das, was wir da eben gehört haben, ist ja nun wirklich keine „Frohbotschaft“, sondern weitaus mehr eine donnernde „Drohbotschaft“. Und ich befürchte tatsächlich, dass viele von uns dieses Evangelium so gehört haben, dass uns damit wieder einmal verdammt viel Angst eingeflößt werden soll. Wenn dieser Schritt aber schon erreicht ist, dann ist es häufig auch nicht mehr weit bis zum „Geschäft mit der Angst“, welches man der Kirche – auch heute noch – ganz gerne unterstellt. Damit will ich nun keinesfalls bestreiten, dass es eine solche „rabenschwarze Pädagogik“ bei „Kirchens“ nicht gegeben hätte und dafür ist sicherlich nicht nur Janosch ein Kronzeuge dafür. Erinnern wir uns einfach zurück, was sich vor 3-4 Jahren im Zuge der Missbrauchsgeschichten diesbezüglich alles an Verwirrungen und Verirrungen aufgetan hat. Viele unter uns sind sicherlich auch noch so erzogen worden, dass sie mehr aus Angst denn aus Einsicht das Einhalten der Gebote Gottes gelernt haben.
Mit diesem einfachen Strickmuster verfehlen wir aber gnadenlos den froh- machenden Kern der Botschaft Jesu, der auch – man sollte es kaum für möglich halten – im eben gehörten, so ernsten Evangelium durchaus zu vernehmen war: „Lasst euch nicht erschrecken!“ Immer und immer wieder heißt es doch aus Munde Jesu: „Fürchtet euch nicht!“ Und da wird für mich deutlich: Das Evangelium ist eine Botschaft der Angstbewältigung, der Angstüberwindung und nicht der Angsterzeugung! Sonst reißen wir auseinander, was zusammengehört und was durchaus miteinander vereinbar ist: nämlich Freude und Ernst, Hoffnung und Angst, Gottvertrauen und dieser Realismus, der eben nicht überspielt, dass es in dieser Welt für uns alle, für Kinder und Eltern, für Jugendliche und Erwachsene durchaus Grund zur Angst gibt. Gerade weil Jesus davon überzeugt war, dass Gott sich das Heft eben nicht aus der Hand nehmen lässt und alles zum Guten wenden kann, sah er diese Welt und uns Menschen ganz realistisch. Das ist aber auch der Grund weshalb er eine frohe und keine lustige Botschaft gebracht hat.
Deshalb gehe ich, wenn ich herausfinden möchte, welche Impulse ein Ab-
schnitt der Heiligen Schrift für meine persönliche Glaubenspraxis bereithält
ganz gerne her und versetze mich in die biblischen Figuren hinein. Ich versuche, ihre Gefühle nachzuempfinden oder ihre Gedanken weiterzudenken. Manchmal reizt es mich dann auch, den Schriftstellern des Neuen Testamentes über die Schultern zu schauen; einen Blick auf ihre Schreibtische zu werfen, um ihre theologische Handschrift zu entziffern. Nur so kann ich ihre Vorlieben und Absichten erkennen und dem Kernanliegen ihrer Texte auf die Schliche kommen. Wenn ich also Lukas heute über das Entstehen dieses 21. Kapitel seines Evangeliums fragen könnte, dann käme seinerseits vielleicht folgende Antwort bei mir an:
Bevor ich etwas zu diesem – zugegebenermaßen schwierigen – Abschnitt sage, muss ich Ihnen zunächst erklären, welches Ziel ich mit meinem gesamten Evangelium verfolge. Ich will meinen Leserinnen und Lesern, den Hörerinnen und Hörern nicht nur vermitteln, was Jesus in der Vergangenheit einmal getan oder gesagt hat, sondern ich möchte ihnen auch deutlich machen, was der lebendige Christus heute wirkt und was er den Gläubigen ans Herz legt. Mit anderen Worten: In den Geschichten von Jesus möchte ich ihn so zeigen, wie er den Menschen seiner Zeit begegnet ist und in seinen Worten will ich eher den auferstandenen Christus zu seiner Gemeinde sprechen lassen. Wir befinden uns ja um das Jahr 80 herum als ich diese Zeilen geschrieben habe, also rund 50 Jahre nach dem Tod Jesu. Seine Frohe Botschaft in diese unruhige, von Krisen, Irrlehren und Verfolgungen geprägte Zeit hinein, lässt sich meinerseits in zwei Stichworten zusammenfassen: Trost und Ermutigung. Beide spielen in der Passage meines Evangeliums, nach dem Sie fragen, eine entscheidende Rolle. Die Rede Jesu im Tempel, die ich – von einigen notwendigen Veränderungen abgesehen – von meinem Kollegen Markus übernommen habe, enthält für die Christen meiner Generation zwei Weisungen. Die Erste lautet: Legt die Zukunft ge-
trost in Gottes Hand!
Diese Weisung ist, das können Sie sich denken, bitter nötig in einer Zeit, in der einerseits noch viele Bilder und Vorstellungen vom nahen Weltende und der baldigen Wiederkehr Jesu im Umlauf sind. Andererseits hat sich aber bei vielen auch schon eine große Resignation und Enttäuschung eingestellt, weil die zweite Ankunft Jesu so lange auf sich warten lässt.
Legt die Zukunft getrost in Gottes Hand, meint dann für mich: Es hilft euch doch nicht weiter, Berechnungen über das Ende anzustellen. Die Zerstörung des Tempels, mit der man lange Zeit den Untergang der Welt verknüpft hatte, die liegt schon gut 10 Jahre zurück und die Welt existiert noch immer. Also: Verspielt doch nicht durch das Berechnen und Ausmalen der Zukunft eure Gegenwart. Außerdem hilft es euch doch auch nicht weiter, denen nachzulaufen, die predigen, dass das Heil jetzt schon in seiner ganzen Fülle da sei. Macht doch die Augen auf und ihr entdeckt an allen Ecken und Enden die Vergänglichkeit des Lebens und die Unzulänglichkeit der Menschen – Kriege, Aufruhr und andere Katastrophen: Das alles sind doch Zeichen dafür, dass das Heil noch nicht endgültig zum Durchbruch gekommen ist. Ihr spürt doch, dass Besitz und Glück nicht von Dauer sind und ihr seht doch überall, dass auch den Christen die Härte des Lebens nicht erspart bleibt. Allerdings hilft es euch auch nicht weiter, die Angst zu euren ständigen Begleiter zu machen und in jedem Ereignis den endgültigen Untergang zu wittern. Deshalb: Legt eure Zukunft getrost in Gottes Hand; das ist die eine Weisung, die durch eine zweite ergänzt wird:
Nehmt die Gegenwart mutig in eure Hand! Gerade jetzt, wo wir Christen vonseiten der Juden und vonseiten der Römer gewaltig unter Druck stehen, braucht es genau diese Ermunterung zum Handeln im Geist Jesu. Nehmt die Gegenwart mutig in eure Hand! Jetzt habt ihr die Chance, zu zeigen, wie wichtig euch die Sache Jesu geworden ist, wie sehr ihr euch gewandelt habt und anders zu leben versucht. Jetzt habt ihr die Chance an Widerständen zu wachsen und von eurem Glauben an Jesus weiterzuerzählen – nicht mit auswendig gelernten Glaubensbekenntnissen, sondern in der Sprache, die euch zu eigen ist und die andere anspricht und für andere verständlich ist. Jetzt habt ihr die Chance, wach und bewusst zu leben und anderen Menschen helfend, tröstend und ermutigend zu begegnen. Jetzt entscheidet sich, wie die Zukunft Gottes für euch aussehen wird – also: Nehmt die Gegenwart mutig in eure Hand!
Spüren Sie, wie wichtig es sein kann, einen Evangelisten in diesem Sinne zu befragen, was ihn an der Botschaft Jesu fasziniert, und was er seinen Leserinnen und Lesern, seinen Hörerinnen und Hörern besonders ans Herz legen will? Mir kann das jedenfalls helfen, mein eigenes Leben immer mehr auf die Grundlage der Bibel zu stellen und deshalb muss ich heute für mich auch nicht die Erkenntnis treffen: „Katholisch geboren worden zu sein, ist der größte Unfall meines Lebens!“ Mitnichten! Für mich persönlich ist vielmehr das Gegenteil der Fall, auch bei aller Unzulänglichkeit die ich in dieser, unserer Kirche antreffe. Doch ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und sage: Wenn ich die Erkenntnisse des Evangelisten auf mein Leben übertrage, dann kann im Blick auf das, was Christus uns – Ihnen und mir zutraut – sogar noch ein weiterer Schritt folgen. Der Schritt, in dem ich Jesus zu Ihnen und mir sagen höre: Schreibt ein 5. Evangelium – mit und durch euer Leben. Amen.

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Erstellt am: 18.11.2013 11:23 Uhr

Zündfunke, 17.11.13

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Sonntagmorgen wünsch’ ich Ihnen, liebe Schwestern und Brüder!
„Designerin will Eleganz fürs Grab“. Als ich diese Schlagzeile in einer renommierten Zeitung gelesen habe, war ich zunächst geschockt und es hat – zugegebenermaßen – eine ganze Weile gedauert, bis ich sie verdaut hatte. Eleganz fürs Grab? Ja, geht’s noch? Gut katholisch und traditionell erzogen und groß geworden denke ich erst einmal für mich: Hat die denn keine anderen Sorgen? Was soll denn der Firlefanz – oder soll ich gar Schwachsinn sagen? Aber ich musste mich – wieder einmal in meinem Leben – eines Besseren belehren lassen. Denn als ich den Artikel dann zu Ende gelesen hatte, war ich doch sehr nachdenklich geworden.
Die Modedesignerin, von der da berichtet wurde, hat ihre Diplomarbeit ausgerechnet über „Das Leichenhemd“ geschrieben. Dabei ist ihr aufgefallen, wie fantasielos viele Beerdigungen gestaltet werden, besonders eben auch in Bezug auf die Bekleidung der Toten. Zu allen möglichen Gelegenheiten des Lebens haben die Menschen sich besonders gekleidet, – zur Party anders als bei der Gartenarbeit, zur Hochzeit anders als im Berufsalltag. Warum, so hat sie sich zu Recht gefragt, kriegen alle bei der Beerdigung so ein liebloses Hemd an? Das persönlich gestaltete Leichenhemd könnte doch der Persönlichkeit eines Toten vielmehr entsprechen und die ganze individuelle Würde hervorheben.
Natürlich muss man sich mit diesem Thema frühzeitig beschäftigen, damit die Bekleidung für das Begräbnis rechtzeitig fertig ist. Das ist durchaus hilfreich. „Wer sich vorher mit dem eigenen Tod befasst, nimmt eine schwere Bürde von den Hinterbliebenen,“ sagt die Designerin. Sie können den in jedem Fall schweren Abschied leichter vollziehen, weil vieles gemeinsam geklärt wurde.
Soweit so gut; mich hat das durchaus überzeugt. Schließlich wurden die Toten früher oft in ihrem eigenen Sonntagsanzug zur letzten Ruhe gebettet. Und es war üblich, dass die Menschen vor ihrem Sterben „ihr Haus bestellten“, wie man so schön sagt, und regelten, was in jedem Fall geregelt werden muss. Dass dieses Thema jetzt ausgerechnet über die Mode wieder aktuell wird, hat sicherlich auch damit zu tun, dass Mode und Konsum danach streben, möglichst alle Lebensbereiche zu erfassen. Schließlich ist auch der Tod ein Geschäft, und zwar kein schlechtes. Doch wer daran geht, sein Haus zu bestellen und die letzten Dinge zu ordnen, kann das gelassen nehmen und regelt mehr als nur die „Eleganz fürs Grab“. Er drückt aus, wie einmalig gerade der letzte Abschied ist. Er soll sich in Würde und Schönheit vollziehen.

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Erstellt am: 18.11.2013 11:21 Uhr

Zündfunke, 16.11.13

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Guten Morgen, liebe Schwestern und Brüder!
„Das Faultier ist ein perfektes Beispiel für das Wunder des Lebens. Denn es erinnert mich an Gott“. Das ist jetzt bitte schön keine blasphemische Äußerung meinerseits an diesem Morgen, sondern das schreibt Yann Martel in seinem Buch „Schiffbruch mit Tiger“. Und vor allem: das meint er durchaus ernst. Martels Roman, der zum Bestseller geworden ist und wochenlang Platz eins der Literatur-Hitlisten innehielt, enthält einige wunderbare Betrachtungen sowohl über Zoologie als auch Religion. Die über das Faultier und Gott gehört hier dazu.
Die Hauptperson in der Geschichte ist Pi Patel, der Sohn eines indischen Zoobesitzers. Das Aufwachsen im väterlichen Tierpark weckt schon in der Kindheit sein immenses Interesse an der Welt der Tiere. Und die Begegnungen mit Hindus und Moslems, mit Christen und Atheisten im multireligiösen Indien, die lassen ihn zu einem Gläubigen jenseits der üblichen Abgrenzungen zwischen den Religionen werden. Was Pi Patel im Blick auf die Tiere verteidigt – dass nämlich Gehege im Zoo sinnvoll sind und keineswegs die armen Viecher ihrer Freiheit berauben –, das leugnet er strikt im Blick auf die Menschen und ihre religiösen Überzeugungen: Wenn es um den Glauben an Gott geht, sind Pi die fein säuberlich umzäunten Gehege der Religionsprofis – ob Priester, Imame, Pfarrer oder Missionare – mehr als verdächtig. Und wenn ich heutzutage so manche Äußerung diesbezüglich von Papst Franziskus höre, dann hätte Pi Patel in ihm mit Sicherheit einen großen Mitstreiter gefunden.
Doch wenden wir uns wieder dem Faultier zu – denn das erinnert ja an Gott. Pi Patel meint: Ein Wunder des Lebens ist dieses Tier, weil es so gut wie nichts tut und doch überlebt inmitten einer Welt, in der es nur ums Fressen und Gefressen-Werden geht. Es überlebt nicht trotz seiner Trägheit, sondern genau wegen ihr. Seine Langsamkeit und Schläfrigkeit macht es zu einem langsamen Zeitgenossen und ist die ideale Tarnung, um es vor allen natürlichen Feinden zu schützen. Andererseits benötigt das Faultier selbst nicht viel. Es ist ausgesprochen genügsam. Deshalb erinnert es Pi Patel an einen tief in seine Meditation versunkenen Yogi oder einen ganz dem Gebet ergebenen Einsiedler. Allein dass es so etwas im Tierreich überhaupt gibt – diese untätige Hingabe ans Dasein – ist schon eine Erinnerung an Gott, meint jedenfalls Yann Martel. Und ich finde, er liegt damit gar nicht so falsch – meinen Sie nicht auch?

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Erstellt am: 18.11.2013 11:18 Uhr