Zündfunke, 19.01.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen wunderschönen Sonntag, liebe Schwestern und Brüder!
Wenn ein Paar sich bei uns in San Telmo trauen lassen möchte, dann taucht da immer auch die Frage nach einem geeigneten Trausprich auf. Deshalb habe ich da mal eine ganze Seite zusammengestellt, damit sich die Paare beim Suchen und Finden leichter tun. Was mir auffällt: Müsste ich eine Hitliste von Trausprüchen angeben, dann stünde folgendes Bibelwort ganz oben: „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen. Wo du bleibst, da bleibe ich auch.“ Das klingt ja auch wie gemacht für verliebte Paare am Beginn ihres gemeinsamen Lebensweges.
Aber wie so oft bei Bibelworten gibt es auch zu diesem eine Geschichte. Und da geht es nicht um verliebte Paare, sondern um Schwiegermutter und Schwiegertochter. Die stehen an einer Wegkreuzung, an der eine Entscheidung getroffen werden muss.
Sämtliche dazugehörigen Ehemänner hat der Tod dahingerafft. Und Witwen hatten damals keinen leichten Stand. Deswegen entscheidet sich Noomi, die Schwiegermutter, zurück in ihr Heimatland zu gehen. Dort hofft sie auf Hilfe durch die Verwandtschaft.
Für Rut, die Schwiegertochter, bedeutet der gemeinsame Weg mit Noomi nun aber keine Heimkehr, sondern das Gegenteil. Sie muss in der Fremde Fuß fassen, wo sie weder Menschen noch Sitten kennt. Und ganz und gar auf ihre Schwiegermutter angewiesen sein wird. Deswegen lässt Noomi ihr noch einmal die Wahl. Alleine umkehren oder gemeinsam weitergehen. Und da spricht Rut diese Worte echter Solidarität. „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen. Wo du bleibst, da bleibe ich auch.“
Und so geschieht es. Die beiden gehen gemeinsam in Noomis Heimatland, wo nach langen Irrungen und Wirrungen die Geschichte für beide Frauen gut endet. Aber das hat an jener Wegkreuzung ja niemand wissen können. Und dennoch setzt Rut ihre Prioritäten. Sie setzt auf eine gute Beziehung. Tragfähig genug, um das Leben gemeinsam bewältigen zu können. In gegenseitiger Liebe und Achtung. Und mit Gottes Hilfe.
Und damit sind wir dann doch wieder bei der Trauung. Denn genau darum geht es, wenn sich zwei Menschen trauen. Sich einander anvertrauen. Sie setzen auf eine gute Beziehung. Tragfähig genug, um das Leben gemeinsam bewältigen zu können. In gegenseitiger Liebe und Achtung. Und mit Gottes Hilfe.
Ihnen allen einen schönen Sonntag!

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Erstellt am: 20.01.2014 10:53 Uhr

Zündfunke, 18.01.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Verehrte Schwestern und Brüder!
Mit Vornamen heißt sie „Königin“ und mit Nachnamen „von Saba“. Da staunen Sie, gell? Aber Scherz beiseite. Leider Gottes hat die arme Frau in der Bibel gar keinen Namen. Da ist sie schlicht und einfach die Königin von Saba. Und damit natürlich alles andere als eine arme Frau. Ganz im Gegenteil. Sagenhafte Reichtümer soll sie besessen haben, so behauptet es jedenfalls das Alte Testament. Und lässt die stolze Königin zum Staatsbesuch nach Israel reisen.
Zum einen ging es bei diesem antiken Gipfeltreffen wohl um den Gewürzhandel. Der war in der gesamten Region eine wichtige Einnahmequelle. Das Königreich Saba, das wohl im heutigen Jemen lag, gründete genau darauf seinen Wohlstand. Aber auch das kleine Israel hat es damals unter König Salomo zur wirtschaftlichen Blüte gebracht. Und deshalb ist dann auch ein Wirtschaftsabkommen auf höchster Ebene erforderlich. Das war damals kein Haar anders als heute.
Aber nicht allein deshalb reist die schöne Königin in das ferne Land. Die sagenhafte Weisheit jenes Salomo hat sich bis nach Saba herumgesprochen. Und genau davon will sich die Königin nun selbst ein Bild machen. Deshalb hat sie nicht nur Gold und Edelsteine als Geschenke im Gepäck, sondern auch eine Reihe von Rätselfragen, die die königliche Klugheit testen sollen. Und wen wundert’s: Der clevere König bleibt keine Antwort schuldig.
Die beiden verstehen sich ganz ausgezeichnet, ja sogar erstklassig und: Sie finden großen Gefallen aneinander. Womöglich hat zu dem königlichen Gipfeltreffen auch noch ein königliches Techtelmechtel gehört. Einem Salomo, der immerhin 700 Hauptfrauen und 300 Nebenfrauen gehabt haben soll, kann man das getrost zutrauen. Aber da schweigt des Sängers Höflichkeit. Und die der Bibel auch. Die schickt die schöne Königin nach einem gelungenen Staatsbesuch einfach wieder auf die Heimreise.
Eine Geschichte sicherlich ganz ohne großen sittlichen Nährwert. Aber die Bibel schreibt eben auch solche Geschichten. Die gänzlich ohne moralischen Zeigefinger auskommen. Sondern einfach nur das Herz erwärmen und die Phantasie beflügeln. Und so etwas liest man doch gerne. Wie zum Beispiel diese Geschichte, die im 1. Buch der Könige, Kapitel 10, zu finden ist.

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Erstellt am: 20.01.2014 10:51 Uhr

Zündfunke, 17.01.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Was wird heutzutage nicht für ein Hype darum gemacht, dass Frauen in Führungsetagen häufiger anzutreffen sein sollen, verehrte Schwestern und Brüder. Es werden Quotenregelungen ins Auge gefasst und die Politik meint, damit alles und jedes legitimieren zu können. Wenn wir aber an früher zurückdenken, an die Zeit im alten Israel, da waren Frauen in Führungspositionen nicht nur in der Minderheit, nein, da konnte man sie mit der Lupe suchen. Deshalb ist die Geschichte der Debora auch so bemerkenswert. Von ihr erzählt die Bibel im Buch der Richter.
Richter waren im alten Israel nicht nur da, um Recht zu sprechen, sondern ihre Funktion ging sehr viel weiter. In Krisenfällen war es ihre Aufgabe, auch politisch die Führung zu übernehmen. Die erste und einzige Richterin in der Geschichte Israels heißt Debora. Und sie hat alles andere als eine leichte Aufgabe. Denn die Stämme Israels leben seit zwanzig Jahren unter der Knute ihrer kanaanitischen Nachbarn. Damit soll Schluss sein, sagt Debora. Und organisiert den Aufstand.
Es kommt zur entscheidenden Schlacht, in die Debora gemeinsam mit einem Feldherrn namens Barak zieht. Der ist für die militärische Seite zuständig, und sie für den guten Draht zu Gott. Und Gott möchte man in dieser Situation lieber als Freund denn als Feind.
Ob es nun an Gottes Wohlwollen liegt oder an der strategischen Klugheit von Debora und Barak: Am Ende ist das kanaanitische Heer besiegt und der feindliche Feldherr gemeuchelt. Vierzig Jahre Frieden sollen folgen. Ende der Geschichte.
Frauen, die in den Krieg ziehen, brauche ich nicht wirklich. So gesehen finde ich Deboras Geschichte wenig vorbildlich. Aber als eine Frau, die weiß, was sie will, ist sie mir doch mehr als ans Herz gewachsen. Sie nimmt in Angriff, was sie richtig und auch was sie wichtig findet. Selbst wenn das heißt, mit ihren zarten Frauenfüßchen in Männerdomänen einzudringen.
Außerdem zeigt die Geschichte, dass Gott von Anfang an Frauen ernst genommen hat. Und ihnen zutraut, denken und lenken zu können. Und wenn das damals so war, warum sollte es heute anders sein? Nachlesen können Sie die Geschichte übrigens im Buch der Richter, Kapitel vier und fünf.

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Erstellt am: 20.01.2014 10:49 Uhr

Zündfunke, 16.01.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Er ist einer der ganz großen Helden der biblischen Geschichte, verehrte Schwestern und Brüder. Die Rede ist von Mose. Jenem Mose, der sein Volk in die Freiheit führt und ihm die zehn Gebote überbringt. Der seine Leute vierzig Jahre mit Engelsgeduld durch die Wüste führt und am Ende an der Grenze zum gelobten Land abliefert. Heldentaten über Heldentaten, die niemand erzählen würde, wenn es im Leben des Helden nicht auch Heldinnen gegeben hätte. Und zwar von Anfang an.
Denn bereits die Geburt von Mose steht unter einem denkbar schlechten Stern. Der Befehl des Pharao lautet, alle männlichen Nachkommen der Hebräer zu töten. Ein Befehl, dem die Hebammen Pua und Schifra aber einfach nicht gehorchen. Und warum? Weil ihnen ihr Gewissen wichtiger ist als der Befehl des Pharao. Was für eine Heldinnentat.
Dann kommt Mutter Jochebed ins rettende Spiel. Weil das Leben ihres Sprösslings auch weiterhin in Gefahr ist, legt sie den kleinen Mose in ein wasserfestes Körbchen und schubst es hinaus auf den Nil. In der Hoffnung, dass jemand den Knirps herausfischt und beschützt. Wie mag Jochebed darunter gelitten haben, ihr Kind herzugeben? Aber sein Leben geht ihr vor. Auch das eine wahrhafte Heldinnentat.
Dann seine Schwester Mirjam. Die ihren kleinen Bruder nicht so einfach davonschwimmen lässt. Sie begleitet seinen Weg auf dem Fluss. Und als das Körbchen von der Tochter des Pharao aus dem Wasser gefischt wird, greift sie couragiert ein und vermittelt in einem cleveren Schachzug die eigene Mutter als Amme. Der kleine Mose ist für eine Weile wieder zu Hause. Was für eine Heldinnentat.
Aber ohne die Tochter des Pharao hätte die Geschichte sicher auch kein glückliches Ende genommen. Denn die nimmt den kleinen Hebräer später an Kindes Statt an. Wohl wissend, dass sie damit ihren Vater vergrätzt und für sich selbst ein großes Risiko eingeht. Aber der Schutz dieses kleinen und hilflosen Lebens ist ihr wichtiger. Was für eine Heldinnentat.
Wie viele Heldengeschichten wären wohl nie geschrieben worden, wenn es die Heldinnen in der Geschichte nicht gegeben hätte? Und diese Heldinnengeschichte finden Sie im 2. Buch Mose, Kapitel 2.

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Erstellt am: 20.01.2014 10:48 Uhr

Zündfunke, 15.01.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Diese Geschichte, verehrte Schwestern und Brüder, die hört sich an, wie die Geschichte eines klassischen „Blind-Date“. Rebekka und Isaak. Als Erzeltern werden sie in die biblische Geschichte eingehen. Doch bevor es soweit ist, erzählt das Alte Testament folgende Geschichte:
Isaak braucht dringend eine Frau. Nein, nicht weil die Hormone mit ihm durchgehen, sondern für die Planung seines Lebens. Die Liebe hat seinerzeit bei der Partnerwahl sowieso eine höchst untergeordnete Rolle gespielt. Aber sie soll passen, die Frau. Damit ist gemeint: Sie soll aus gutem Hause sein, eine anständige Mitgift mitbringen und natürlich fleißige Hände haben. Und so begibt man sich auf Brautschau. Wobei das Wort „man“ schon deutlich macht, dass nicht der zukünftige Ehemann auf die Pirsch geschickt wird, sondern es wird ein zuverlässiger Knecht entsendet, um eine geeignete Partie zu finden. Wobei die entfernt wohnende weitere Verwandtschaft durchaus mit eingebunden wird; schließlich hat sie einige Kandidatinnen zu bieten. Und eine davon soll es schlussendlich auch werden. Aber welche?
Als der Knecht nach der langen Reise ankommt, hat er einen Plan. Das Mädchen, das nicht nur ihm, sondern auch seinen Kamelen Wasser gibt, das wird wohl die Richtige sein. Und wenn es keine tut, dann war es halt ein Schuss in den Ofen. Aber es kommt, wie es kommen muss. Die liebliche Rebekka zeigt sich gegenüber dem Fremden wie auch seinen Tieren gastfreundlich und überaus mildtätig. Jetzt geht es nur noch um die Einzelheiten.
Wie zum Beispiel Rebeccas Familie. Die vertrauen ihre Tochter ja nicht irgendeinem X-Beliebigen an. Aber da sie Gottes Hand im Spiel wittern, geben sie ihre Zustimmung. Was Rebekka will, interessiert nicht wirklich. Jedenfalls damals. Erst viel später nimmt sie richtig Einfluss auf die Dinge. Das dann aber kräftig. Zu diesem Zeitpunkt aber steigt sie auf ein Kamel und reist als Braut ihrem Blind Date Isaak entgegen.
Die Hochzeit findet statt. Und von Liebe ist immer noch nicht die Rede. Erst ganz am Schluss dieser Episode heißt es, dass Isaak seine Frau lieb gewonnen hat. Ob das umgekehrt auch gilt, werden wir nie erfahren. Dass die beiden Zwillinge bekommen, die sich gar nicht mögen, und was das für Konsequenzen hat, das allerdings erfahren wir schon. Und zwar im 1. Buch Mose, ab Kapitel 25.

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Erstellt am: 20.01.2014 10:45 Uhr

Neuer Gemeindebote Januar 2014

Liebe Gemeindemitglieder, liebe Freundinnen und Freunde unserer Gemeinde auf Teneriffa,
kurz nach Beginn des neuen Jahres ist unser neuer Gemeindebote etwas früher online als ursprünglich geplant. Das hängt mit Überlegungen zusammen, die wir im Vorwort der Januar-Ausgabe etwas näher erläutern. Unter http://www.katholische-gemeinde-teneriffa.de/Gemeindebote_Januar14.pdf ist die Neuausgabe auf unserer Homepage zu finden oder Sie drucken sie sich direkt aus unter http://www.katholische-gemeinde-teneriffa.de/Gemeindebote_Januar14_Druckversion.pdf
Mit unserem letzten Aufruf, dass uns viele E-Mail-Adressen durch einen Festplattencrash abhanden gekommen waren, haben uns viele ihre Adresse wieder zukommen lassen und müssten somit auch wieder im Verteiler sein. Sollten Sie jemanden im Bekanntenkreis kennen, der von uns leider nicht mehr mit neuen Meldungen „versorgt“ wird, dann lassen Sie uns das wissen oder fordern Sie die Freunde auf, uns eine E-Mail zu schicken, damit wir auch deren Adresse wieder haben.
Jetzt wünschen wir Ihnen viel Spaß bei der Durchsicht und Ihnen allen noch einmal ein gutes und vor allem von Gott gesegnetes Jahr 2014
Herzlichst
Andrea und Bertram Bolz

Infos unter: http://www.katholische-gemeinde-teneriffa.de/Gemeindebote_Januar14_Druckversion.pdf

Erstellt am: 14.01.2014 13:52 Uhr

Zündfunke, 14.01.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Verehrte Schwestern und Brüder!
Noch nicht einmal ihren Eigennamen hat man für überliefernswert erachtet. Lot‘s Weib. Also nur als Ehefrau eines gewissen Herrn Lot ist sie den Erzählern des Alten Testamentes wichtig. Die Geschichte wiederum aber hat den Spieß umgedreht. Von Lot wissen heute nur noch die wirklich Bibelfesten. Von Lots Weib aber weiß jeder, der schon einmal zur Salzsäule erstarrt ist. Denn diese sprichwörtliche Wendung verdanken wir niemand anders als ihr. Und zwar wegen dieser Geschichte:
Im antiken Israel gab es zwei Städte namens Sodom und Gomorra. Dort ging es zu wie – nun eben wie in Sodom und Gomorra. Irgendwann platzte Gott der Kragen. Und er beschloss, den beiden Städten den Garaus zu machen. So richtig mit Feuer und Schwefel. Nur Lot und seine Frau und seine Töchter, die sollten verschont werden. Weil die eigentlich ganz anständige Menschen waren und mit Gott auch noch etwas am Hut hatten.
Und so geht es in der Morgenröte auf und davon. Kurz bevor es Feuer regnet. Mit zwei Engeln und der klaren Ansage: „Bleibt bloß nicht stehen, dreht euch bloß nicht um, schaut bloß nicht nach hinten!“ Was auch niemand tut. Außer Frau Lot. Die blickt sich um und erstarrt zur Salzsäule. Hätte sie mal besser auf die Engel gehört. Hat sie aber nicht. Und bis in alle Ewigkeit kann man darüber spekulieren, weshalb wohl. Mir leuchtet folgender Grund ein:
Lots Weib blickt sich um und sieht die Häuser brennen. Auch ihr eigenes. Ein Stück ihrer Vergangenheit. Kein schönes Stück Leben, aber doch immerhin ihres. Von der Zukunft weiß sie nichts. Womöglich wird nichts besser, sondern alles nur noch schlimmer. Und so geht es ihr vielleicht wie vielen Menschen in Krisensituationen ihres Lebens. Zurückgehen kann man nicht. Aber vorwärts gehen will man nicht. Und so bleibt man stehen. Fühlt sich wie gelähmt.
Die meisten Menschen schaffen es Gott sei Dank dann doch. Bleiben nicht starr und gelähmt. Sondern finden irgendwann den Absprung. Gehen weiter. Schritt für Schritt. Quasi ins Nichts hinein. Mit einem Quäntchen Hoffnung, dass es schon wird. Und wer weiß: Vielleicht hat denen auch ein Engel gesagt, dass der Blick nach hinten auf Dauer im wahrsten Sinne des Wortes keine Zukunft hat.

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Erstellt am: 14.01.2014 13:45 Uhr

Zündfunke, 13.01.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Mitunter ist es wirklich so, dass Gott auf Menschen setzt. Wie im Fall von Abraham und Sara. Eine richtig große Familie sollen sie werden, mit vielen, vielen Nachkommen. Dass die beiden ihm dabei aber fast einen Strich durch die Rechnung machen, davon erzählt folgende Geschichte:
In jungen Jahren wandern Abraham und Sara wegen einer Hungersnot nach Ägypten. Dort angekommen, schielen die ägyptischen Männer bald nach der schönen Sara. Leider auch der Pharao. Und jetzt wird’s haarig. Denn Pharaonen, das wissen wir auch aus anderen geschichtlichen Überlieferungen, die nehmen sich in der Regel, was sie wollen. Zur Not wird dabei der Ehemann dann einfach aus dem Weg geräumt.
In seiner Angst um Leib und Leben hat der findige Abraham aber eine Idee. Wenn er Sara als seine Schwester ausgibt, dann ist das Problem gelöst. Der Pharao bekommt die Frau, die er begehrt. Abraham kommt mit dem Leben davon. Und was Sara will, interessiert irgendwie eh zu der Zeit sowieso keinen. So wird’s also gemacht. Sara und Abraham werden als vermeintliches Geschwisterpaar am ägyptischen Hof gehegt und gepflegt. Solange, bis Gott der sprichwörtliche Kragen platzt. Der schikaniert daraufhin den Pharao so lange, bis der auf den Trichter kommt, dass mit Brüderlein und Schwesterlein etwas nicht stimmt. Natürlich stellt der Pharao die beiden zur Rede.
In diesem Moment möchte ich nicht in der Haut der beiden stecken. Denn Pharaonen können, wenn sie mal schlecht drauf sind, so richtig grantig werden. Der hier allerdings, der zeigt sich durchaus von seiner milden Seite. Und lässt Abraham und Sara ziehen. Wahrscheinlich ist er ganz froh, die beiden mitsamt ihrem unbequemen Gott los zu sein. Und Abraham und Sara können von Glück reden, dass sie noch einmal davon gekommen sind.
Tun sie aber nicht. Sie reden von Gott. Nicht Glück oder Zufall oder Schicksal, sondern seinem Eingreifen verdanken sie ihre Rettung. Verdanken, sie, dass ihr Leben gerade noch einmal die Kurve gekriegt hat. Und so kann es weitergehen in ihrer bewegten Geschichte, die schließlich in einer großen Familie mit vielen Nachkommen mündet. Wie versprochen. Und wenn Sie mehr darüber wissen wollen: Die Geschichte von Abraham und Sara steht im 1. Buch Mose – lohnt sich allemal, einfach ein wenig darin zu lesen.

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Erstellt am: 14.01.2014 13:43 Uhr

PREDIGT AM 1. SONNTAG NACH EPIPHANIAS 2014

1.Kor 1,26-31
26 Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung. Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen.
27 Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist;
28 und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist,
29 damit sich kein Mensch vor Gott rühme.
30 Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung,
31 damit, wie geschrieben steht »Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!«
Was würden Sie denken, liebe Gemeinde, wenn ich Ihnen heute morgen in diesem noch so jungen Jahr 2014 Folgendes sagen würde:
Es gibt nicht viel kluge Leute bei Euch, und besonders kraftvoll tretet Ihr auch nicht auf. Von einer gewissen Schwäche ist bei Euch zu reden. Besonderes Ansehen genießt Ihr übrigens auch nicht und um Grunde seid Ihr mit einer ziemlichen Torheit behaftet
Das wäre ja wohl so etwas wie gottesdienstliche Publikumsbeschimpfung, die an die Grenze des Unerträglichen ginge.
Was aber will nun Paulus mit diesem Bibelwort sagen, dass ich nach guter kirchlicher Ordnung als Predigttext für den heutigen Sonntag als Aufgabe gestellt bekommen habe.
„Es ist ja ein ziemlich starker Tabak“, so sagen wir es an der Westküste Schleswig-Holsteins ja manchmal, wenn uns etwas so ganz und gar gegen den Strich geht. Können wir trotzdem etwas damit anfangen und für uns selbst und auch das Leben unserer Kirche an Kräften daraus ziehen? Lassen Sie uns den Versuch machen.
Ich lade Sie ein in zwei Gedankenkreisen, dieser Aufgabenstellung nachzugehen. Im ersten wollen wir uns noch einmal zurück besinnen auf die Geschichten von Advent und Weihnachten mit ihrer ihr eigenen Weisheit, und in einem zweiten der Frage nachgehen, was denn nun letztlich klug und weise ist, und was dumm und töricht.
Wie fing doch noch einmal alles an? Ich erinnere an Maria, dieser einfachen Frau vom Lande. Ihr wird mitgeteilt, dass sie den Retter der Welt, den erwarteten Messias zur Welt bringen soll. Denn da gehört er ja wohl hin, der Weltenretter. Josef, der dazugehörige Mann, hat mit dieser Schwangerschaft im Übrigen auch seine Probleme. Er denkt sogar daran, die Verlobte zu verlassen.
Als Maria das alles so durch Kopf und Herz hat gehen lassen, da singt sie ein großartiges Lied, das wir das Magnifikat nennen: Meine Seele erhebet den Herrn. Luther hat eine wunderbare Auslegung zu diesem Lied geschrieben. Ich gebe einige seiner Gedanken mit meinen Worten wieder:
Hätte Gott sich nicht eine der höheren Töchter in Jerusalem auserwählen können? Aus dem Hause der Hohen Priester zum Beispiel oder sogar aus dem Palast des Herodes? Nein, er erwählt eine einfache junge Magd vom Land die mit einem Handwerker verlobt ist.
Und als dann die Geburt naht und die Eltern unterwegs sind, weil der Staat es nun mal so will, da finden sie keine Herberge. Am Ende ist es wohl eine Grotte auf den weiten Feldern rund um Bethlehem, die armselige Hirten als Unterstand für sich und ihre Tiere bei schlechtem Wetter aufsuchen. Wo genau, weiß wohl kein Mensch. Die Geburtskirche wurde erst Jahrhunderte später errichtet. Ein Bett ist auch nicht vorhanden, bestenfalls Futter und Streu und ein Viehtrog als Wiege.
Und wer sind die ersten Menschen, zu denen die Botschaft von der Erscheinung des Weltenheilands kommt? Eben jene Hirten, die vielleicht nicht auf ihn gewartet haben, und über die wir an den Feiertagen bereits einiges gesagt und gehört haben. Es sind weniger den klugen Theologen und Hüter der Religion. Die haben sich zwar schon seit langer Zeit immer wieder mit dem Kommen des Messias beschäftigt und durchaus unterschiedliche Vorstellungen vertreten und diskutiert. Etwa diese:
Wird er eine politische Größe sein, die die verhasste Besatzungsmacht aus dem Land treibt?
Wird er mit machtvollem Gehabe und militärischer Kompetenz das alte davidsche Großreich wieder aufrichten?
Wird er ausschließlich für das Volk Israel da sein oder sogar für alle Völker der Welt, wie es manche der Propheten gemeint haben?
Jedenfalls in diesen Kreisen erscheint der Gott, der Mensch wird, nicht, zumindest zunächst nicht. Wenn er zur Welt kommt, dann ganz unten, eben ein ganz einfacher Mensch, dem von nun an nichts Menschliches mehr fremd sein wird.
Und dann sind da die Astrologen, die Weisen oder meinetwegen auch die Heiligen Drei Könige, an die wir uns am letzten Sonntag erinnert haben. Sie sind ihrem Leitstern gefolgt, der ihnen und vielleicht sogar der ganzen Welt den Weg zeigen soll. Natürlich gehen sie zunächst in die Hauptstadt, reden mit Theologen und Vertretern der religiösen und auch der weltlichen Macht. Die aber wissen nicht weiter. Hier wird schon deutlich, dass die angeblich Bedeutenden und Klugen ziemlich ahnungslos sein können.
Die Weisen folgen weiter dem Leitstern. Der führt sie zu Grotte und Futtertrog. Sie müssen sich wohl bücken, um hineinzukommen. Dort finden sie, was sie gesucht haben. Sie legen ihre Geschenke nicht auf einen prachtvollen Gabentisch sondern eher in den Dreck eines Stalles, was denn sonst soll dort wohl auf dem Boden liegen.
Dann aber, als sie sich verabschiedet hatten, gehen sie nicht den Weg, um den sie die Klugen und Mächtigen in Jerusalem gebeten hatten. Vielleicht sind sie ja deshalb so weise. Erahnen sie schon, dass das hilflose Kind zuerst verfolgt werden soll und später als Mann von Nazareth, der heilend redet und handelt, in einer unheiligen Allianz von Religion und Politik zunächst verfolgt, dann gefangen, gefoltert und hingerichtet wird? Zeigen sie uns schon, dass Krippe und Kreuz aus demselben Holz gefertigt sind?
So ist das, liebe Gemeinde, von den unteren Zehntausend und den bescheiden und demütig gewordenen Klugen, die nicht der Torheit erlegen sind, lernen wir, was es bedeutet, wenn Gott Mensch wird. Können wir daraus schon unseren Nutzen ziehen für uns selbst und auch für unsere Kirche, die in dieser Zeit nach Wegen sucht in das Morgen; in einem so schweren Prozess mit vielen klugen Ratgebern.
Gerade die Nordelbische Kirche aus der ich komme, ist ja in ihrem Weg in die große Nordkirche, die Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern umfasst, vielfach mit solchen Gedanken und Überlegungen befasst gewesen. Als dann die Gründung anstand, gab es eine bemerkenswerte Nachricht, die mich seiner Zeit besonders beeindruckt hat. Und ein ehemaliger mecklenburgischer Bischof von Schwerin, hatte die Einladung zu dieser Synode abgelehnt. Er meinte damals, das 5 Sternehotel „Hohe Düne“ bei Rostock passe nicht zur einer kirchlichen Gründungsversammlung.
Vielleicht hatte er ja noch den Stallgeruch des Jesuskindes im Gedächtnis, dessen Geburt wir gerade einmal vor drei Wochen gefeiert haben. Die Nordkirche wurde in einem 5 Sternehotel geboren, und der Christus, auf den sich diese Kirche ja wohl hoffentlich beruft, kommt in einem Viehstall zur Welt. Da scheint etwas nicht ganz zu passen. Der Altbischof Beste hatte damals schon meine Sympathie.
Sind die Klugen wirklich immer die Weisen? Sind die Mächtigen nicht oft genug die mit Torheit geschlagenen? Damit sind wir schon mitten im zweiten Gedankenkreis, liebe Gemeinde. Was ist am Ende weise?
Es geht Paulus um das Bild vom Menschen, das sich in der christlichen Gemeinde zeigt. Und das muss angebunden sein an das Bild, das Gott von sich selber gibt, als er Mensch wird. Es geht also um das christliche Menschenbild. Allerdings glaube ich, dass es etwas anders aussieht als jenes, das die politische Klasse vor Augen hat, wenn sie davon redet. Durch dieses Menschenbild muss nämlich das Bild des gekreuzigten und auferstandenen Jesus, den wir als den Christus bekennen, hindurch schimmern:
Der zählte die Unansehnlichen, von Krankheit Geschlagenen und von Schuld gezeichneten zu seinen Lieblingen.
Der nahm die Ausgestoßenen und von der guten Gesellschaft Verachteten an und hielt Tischgemeinschaft mit ihnen.
Der entlastete die Mühseligen und Beladenen, die sich kaum noch aus eigener Kraft auf den Beinen halten konnten, und nicht gerade die so genannten Leistungsträger.
Der liebte ohne Grenzen und hielt am Ende Liebe und Treue durch, auch als es ihn den Kopf kostete, den die Starken und Klugen zuvor noch mit einer Dornenkrone geschmückt hatten.
Um ihn und seine Art zu lieben geht es Paulus. Seine Liebe macht unsere ganze Bedürftigkeit deutlich, ganz egal, welchen Bildungsstand wir haben und welche gesellschaftliche Position wir einnehmen mögen. Es geht um die 1. Seligpreisung, die so oft mißverstanden worden ist in dem Sinne, dass das Himmelreich den im Geiste Armen vorbehalten sei. Gemeint sind aber die,
die vor Gott mit leeren Händen stehen;
die wissen, dass sie von sich aus nichts wissen, wenn es um die Rettung der Welt geht, ja, nicht einmal wenn um das eigene Leben geht;
die ihre Schuld und ihr Versagen nicht mehr verbergen müssen oder mit nichts sagenden Worten jämmerlich zu übertünchen suchen, nur um angeblich keine Schwäche zeigen zu müssen. Sie sind armseliger als alle Hirten von Bethlehem zusammen.
Auf diesem Hintergrund bleibt einem der Selbstruhm und das Eigenlob, das sprichwörtlich ja entsetzlich stinkt, im Halse stecken.
Nein, liebe Gemeinde, ich möchte es mit Paulus sagen: Dass ich zu diesem Herrn Jesus Christus gehören darf und dass er mein Leitstern ist und nichts und niemand sonst, das ist mein Ruhm. Und der Ihre, liebe Gemeinde soll und darf es auch sein, heute und morgen und durch das ganze Neue Jahr.
Amen

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Erstellt am: 14.01.2014 13:40 Uhr

Fest der Taufe des Herrn 2014 (12.01.)

L I: Jes 42, 5a.1-4.6-7 / Ev.: Mt 3, 13-17
Schwestern und Brüder!
Kennen Sie das auch? Da sagt jemand: „Bitte, nach Ihnen!“ und Sie möchten höflich sein und antworten: „Aber nein doch, bitte nach Ihnen!“ und vor lauter Rücksichtnahme traut sich keines von beiden, den nächsten Schritt zu tun. Andererseits gibt es aber auch das Umgekehrte: nämlich dass sich jede und jeder für wichtiger und vornehmer hält als das Gegenüber und deshalb niemand bereit ist, dem oder der anderen den Vortritt zu lassen. Und wenn Sie jetzt glauben, dass wir bereits alle Möglichkeiten durchgespielt hätten, dann muss ich Sie enttäuschen. Denn eine ganz wichtige Gruppe darf dabei nicht vergessen werden; das ist die, die man mit „falscher Bescheidenheit“ betiteln könnte. In diese Rubrik fallen jene Menschen, die sich demonstrativ auf die letzten Plätze stellen, um sich aber insgeheim zu erhoffen, man möge sie doch bitte vor allen anderen nach vorne holen oder sie zumindest namentlich erwähnen. So hat man dann wirklich alle nur denkbare Aufmerksamkeit auf sich gezogen – von wegen: Bescheidenheit!
Was nun Johannes der Täufer am Jordan im Dialog mit Jesus tut, das sieht auf den ersten Blick so aus wie diese falsche Bescheidenheit. Aber ein bescheidener Mensch war Johannes ja weiß Gott nicht. Im Gegenteil: Dieser Rufer in der Wüste strotzte geradezu vor Selbstbewusstsein. Wie hat er offen und unverblümt den Vornehmsten der Vornehmen und den Frömmsten der Frommen ihre Fehler und Verfehlungen, ja teilweise ihre Heuchelei vorgehalten und sie in aller Öffentlichkeit mit deutlichen Worten zur Umkehr ermahnt. Nein, da hat er niemals ein Blatt vor den Mund genommen und schließlich ist ihm ja genau diese Offenheit und Direktheit zum Verhängnis geworden. Hier aber, als Jesus da so unmittelbar vor ihm steht, da tut er plötzlich ganz bescheiden: „Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir?“ Wer den Täufer kennt spürt, dass dies nun aber keine falsche Bescheidenheit von ihm ist, sondern tatsächliche Betroffenheit. Johannes tauft die Menschen ja als Zeichen für ihre Umkehr, als Zeichen dafür, dass sie neu und ohne Schuld weiterleben sollen und dürfen. Und dabei weiß er ganz genau, dass kein Mensch ohne Schuld ist, auch er selbst nicht. Doch der, der da jetzt vor ihm steht, der ist wirklich ohne Schuld – oder wie es Paulus im Hebräerbrief formuliert, der ist „in allem uns gleich außer der Sünde“ – und der bittet ihn jetzt um die gleiche Handlung? Ich kann das gut nachvollziehen, dass Johannes da in einen inneren Zwiespalt gerät. Gerade weil er ein Mensch mit gesundem Selbstbewusstsein ist, weiß er auch um seine Grenzen und kann deshalb ohne Schauspielerei oder falsche Hintergedanken sagen: „Nein, nicht ich, sondern du müsstest mich taufen!“
Es ist ja schon eine interessante Frage – auch für uns – weshalb Jesus um diese Bußtaufe bittet. Selbst Theologen sind darüber recht unterschiedlicher Auffassung. So sagen die einen, er wollte damit nur seine Demut beweisen, andere wiederum erkennen darin ein Zeichen der Solidarität gegenüber seinen Mitmenschen und wieder andere sagen: Diese Begebenheit war eher ein Versehen Jesu, weshalb er später auch auf Distanz zu Johannes gegangen sei. Solche Überlegungen sind gut und schön, aber ich für meinen Teil denke: Wenn für Jesus in seinem Leben alles so glasklar gewesen wäre wie wir immer meinen, dann hätte er sich dieser Prozedur nicht unterziehen müssen. Deshalb möchte ich vielmehr ernst nehmen, was wir vor wenigen Tagen gefeiert haben – nämlich die Menschwerdung Gottes in diesem Jesus von Nazareth. Und zu diesem Menschsein, da gehören nun mal nicht nur Geburt und Tod, sondern auch „Versuch und Irrtum“. Und wir wissen ja nun so gut wie nichts vom Leben Jesu bis zu diesem, wahrscheinlich fast dreißigsten Lebensjahr, an dem er die Taufe empfängt. Aber hier, bei seiner Taufe, da erfährt Jesus den Himmel offen und erst jetzt erkennt er, wer er in Wahrheit ist: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“
Den Himmel offen sehen. Ich frage mich: Wo haben Menschen heute diese Chance? Wo können sie für sich den Himmel offen sehen? Als Kind kann ich mich erinnern, wurde mir eher beigebracht, wie schnell die Pforten der Hölle sich für mich auftun – aber der Himmel? Erst später lernte ich dann etwas mehr über ihn, als es um die Frage ging: „Wozu sind wir auf Erden?“ Und die Antwort lautete: „Um den Willen Gottes zu erfüllen und dadurch in den Himmel zu kommen.“ Nur: auf diese Weise war das Ziel nicht unbedingt attraktiv und im Gegensatz zur Hölle fehlte jedwede einladende Beschreibung dazu. Wo also haben Menschen die Chance, den Himmel offen zu sehen? Und ich für meinen Teil habe gelernt: Nur in einer christlichen Gemeinde, die diesen Himmel spürbar offen hält. In einer Gemeinde, die das Evangelium Jesu nicht nur verkündigt, sondern jeden Tag aufs Neue zu leben versucht und dabei vor allem den Menschen, der am Rande steht und Hilfe braucht, nicht aus den Augen verliert.
Genau das zeigt aber auch die Taufe Jesu für mich. Er zeigt sich darin solidarisch mit all den Menschen, die beladen und belastet an den Jordan gezogen sind, weil sie eben keinen offenen Himmel mehr für sich und ihr Leben erkennen konnten. Jesus stellt sich in ein und dieselbe Reihe mit ihnen um zu zeigen: Auch über euch geht der Himmel auf, den so manch Fromme gerne für sich allein reserviert hätten. In seiner Taufe macht Jesus also deutlich, dass er hier nicht nur seine ureigene Berufung erkennt, sondern dass jeder Mensch von Gott eine Berufung bekommen hat, und dass es gilt, diese auch an- und wahrzunehmen. Er stellt gegenüber Johannes und vor allen anderen Menschen klar: Ihr dürft nicht erwarten, dass Gott jetzt, nachdem er quasi selbst in die Welt gekommen ist, alles in seine Hand nimmt und für euch regelt. Nein, Gott will vielmehr, dass auch ihr weiterhin euren Beitrag dazu leistet, dass diese Welt in einen Ort der Gerechtigkeit und des Friedens verwandelt wird; in einen Ort, an dem jede und jeder angenommen wird und beheimatet ist.
Wie also können wir heute den Auftrag Jesu ernstnehmen und als Kirche diesen offenen Himmel sichtbar und erfahrbar machen? Ich meine, in dem wir als Kirche ein Ort sind, an dem Begegnungen stattfinden können; ein Ort, an dem menschliche Zuwendung, Nähe, Wärme und eine positive Zuneigung für jede und jeden zu finden ist. Ein Ort, an dem die Menschen sich angenommen wissen und fühlen: Hier bin ich willkommen, so wie ich bin – und wo sie nicht zuerst irgendwelchen Zwängen ausgesetzt sind. Ein Ort, an dem sie nicht nur Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Lebens bekommen, sondern sich mit anderen auf den Weg machen, diesen Sinn des Lebens immer wieder neu zu entdecken. Solange wir uns als Kirche wie ein Zug verhalten, der mit geschlossenen und abgedunkelten Fenstern durch die Landschaft fährt, damit wir die Welt nicht wahrnehmen und der mit versperrten Türen an den Stationen hält, damit die böse Welt ja draußen bleibt, kann das nicht funktionieren. Die Tatsache, dass Gott in der Person Jesu in diese Welt gekommen ist, will aber unser Selbstbewusstsein genau in der Hinsicht stärken, dass wir uns um die „Zeichen des offenen Himmels“ – um offene Fenster und Türen – bemühen.
Jesus hat sich nämlich auch deshalb im Jordan taufen lassen, dass wir – Sie und ich begreifen – was in seiner Taufe passiert, das ist auch bei unserer Taufe passiert. So wie Gott damals zu Jesus gesprochen hat: Dies ist mein geliebter Sohn, so hat er auch zu uns in unserer Taufe gesprochen: „Dies ist meine geliebte Tochter, mein geliebter Sohn!“ Es ist das bedingungslose „JA“ Gottes zu Ihnen und mir. Deshalb heißen wir ja auch zu Recht „Kinder Gottes“, weil ER uns angenommen und JA zu uns gesagt hat:
Ein JA, das nicht an religiösen oder nationalen Grenzen endet;
Ein JA, das keine hohlen und keine leeren Versprechungen macht;
Ein JA, das uns wieder aufrichtet, wenn wir am Boden sind;
Ein JA, das die vielen Bruchstücke unseres Lebens zu einem heilen Ganzen zusammenfügt;
Ein JA, das unseren Blindheiten und auch Verblendungen die Augen des Herzens, die Augen der Liebe öffnet;
Ein JA, das uns aus Enge, Lähmung, Blockade und Gewalt frei macht und uns den offenen Himmel sehen lässt;
Ein JA, das uns schließlich ermutigt, unsere ganz persönliche Antwort auf sein JA zu geben.
Mit diesem JA Gottes zu uns haben wir aber nicht nur eine unvergleichliche Würde, sondern auch eine große Verantwortung übertragen bekommen; einer Verantwortung, die das Reich Gottes – den offenen Himmel – in dieser Welt sichtbar machen soll. Wir können diese Verantwortung nicht einfach mehr auf Gott abschieben nach dem Motto: „Bitte nach Ihnen!“, nein – wir sind mitverantwortlich, dass sich sein Wort auch heute erfüllt – durch unser JA zu ihm.
Dieses unser JA gelingt uns nicht immer, das wissen sie genauso gut wie ich! Aber wir dürfen und wir können es immer wieder neu versuchen. Auch dazu sagt Gott JA – ohne Wenn und Aber. Amen.

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Erstellt am: 14.01.2014 13:37 Uhr