Zündfunke, 07.02.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Was soll ich denn werden?“ fragt der 12-jährige Vitus seinen schrulligen Großvater. Ich habe den Film erst vor ein paar Tagen auf Video gesehen. Er hat mich sehr berührt, vor allem die Antwort, die der Großvater gibt und das, was dann passiert.
Vitus ist hochbegabt und er spielt hinreißend Klavier. Er könnte alles werden, die Eltern schlagen ihm Unterricht bei einer berühmten Pianistin vor, aber auch Tierarzt wäre denkbar oder Schreiner, wie der Großvater, Erfinder wie der Vater, oder Pilot. Vitus weiß nicht, was er werden soll. Wenn er eines wählt, wird es ihm dann nicht leid tun, dass er was anderes verpasst hat? Da sagt ihm der Opa: „Wenn man nicht weiß, wie man sich entscheiden soll, dann muss man sich von etwas trennen, was einem sehr lieb ist.“ Dabei lässt er seinen verbeulten Hut, der wie ein Teil von ihm ist, über den Teich fliegen.
Erst hat mich die Antwort empört. Warum soll man sich so was antun? Dann ist mir eingefallen, dass Jesus genau dasselbe empfohlen hat. Zu dem kam ein junger, sehr reicher Mann, der wollte wissen: „Was muss ich tun, damit mein Leben Bestand hat für die Ewigkeit?“ Dass ich das Gefühl haben kann, ich habe es wirklich richtig gelebt. Das wollte auch der reiche junge Mann, genau wie Vitus, und alles stand ihm offen. Jesus hat ihm geraten: „Verkauf alles, was du hast und gib es den Armen!“ (Mk 10,17-21) Auch er sollte sich von dem trennen, was ihm besonders wichtig war – und dann sehen, was passiert. So kann man das jedenfalls auch verstehen, finde ich. Erst wenn er sich trennt von der Sicherheit, dass er ja immer noch mal was anderes probieren kann, weil ihm so viele Möglichkeiten offen stehen, erst dann wird er sehen, was ihm wirklich etwas bedeutet. Der junge Mann, der zu Jesus kam, hatte davor Angst. Er brauchte die Sicherheit, die sein Reichtum ihm gab. Er brauchte die Sicherheit, dass er im Zweifelsfall immer noch Möglichkeiten hatte. Er hatte Angst davor, alles auf eine Karte zu setzen. Nichts war ihm offensichtlich so wichtig, dass er dafür alles eingesetzt hätte.
Vitus dagegen macht etwas ganz Verrücktes. Er täuscht einen Unfall vor und tut so, als ob alles futsch wäre. Alle seine Begabungen futsch. Vitus kann nicht mehr Klavierspielen und leistet in der Schule nicht mehr als andere Kinder seines Alters. Er ist ein ganz normaler Junge, der nun tun kann, was ihm wichtig ist. Niemand, der ihn mit Ratschlägen und Angeboten bedrängt. Da findet Vitus, was er will und kann sich entscheiden.
Der Film endet mit seinem ersten großartigen Klavierkonzert. Und ich habe begriffen: Wenn man nicht weiß, was einem wirklich wichtig ist, dann muss man sich von etwas trennen, was man sehr lieb hat. Dann wird man es schon merken, denn dann kommt das Leben in Bewegung.

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Erstellt am: 08.02.2014 11:17 Uhr

Zündfunke, 06.02.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Nur 6 Punkte im Deutsch-Aufsatz; Daniel ist frustriert. Irgendwas über Goethe, Faust. „Na ja“, denkt die Mutter, „er ist halt kein großer Schriftsteller. Aber 6 Punkte – das ist für sein Ansprüche doch ein bisschen wenig.“ Daniel sagt verächtlich: „Goethe! – das war sooo langweilig!“ Ein paar Tage später hat er in Reli 13 Punkte. Thema „Gerechtigkeit“ „War das interessanter als Faust?“, fragt die Mutter. „Nö, sagt Daniel, „“aber der Lehrer will einem echt was beibringen. Faust: da hatte die Lehrerin doch auch keinen Bock drauf.“
Vielleicht kann man darüber streiten, ob nun ein Oberstufenschüler Goethes „Faust“ kennen lernen sollte. Aber eins fand ich auffallend, als ich die Geschichte hörte: Schüler spüren, ob einer motiviert ist. Ob dem Lehrer zum Beispiel wichtig ist, dass seine Schüler verstehen, was Gerechtigkeit bedeutet; oder warum ein Mensch wie Faust nicht zur Ruhe kommen konnte. Oder wie man die Winkel im Dreieck berechnet oder warum Kriege entstehen. Ob dem Lehrer oder der Lehrerin wichtig ist, dass die Schüler etwas begreifen und dann für ihr Leben etwas davon haben – ja, das merken die Schüler. Oder ob nur behandelt wird, was eben im Lehrplan steht. Wenn einer von seiner Sache begeistert ist, dann kann er andere auch begeistern. Na ja, wenn ich an Daniel denke: vielleicht nicht gleich begeistern, aber doch jedenfalls interessieren.
Der große Kirchenlehrer Augustinus hat schon gewusst: „In dir muss brennen, was im anderen zünden soll!“ Ich glaube, dass gilt nicht nur in der Schule. Das gilt überall, wo man etwas erreichen will. Nichts geht ohne Motivation. Nur wenn man es wichtig findet, dass 12jährige zusammen Freude am Fußball spielen haben und gemeinsame Erfolgserlebnisse, kann man ein guter Jugendtrainer sein. Nur wenn ich selber begeistert bin von dem, was man in der Bibel entdecken kann, kann ich als Seelsorger einen vielleicht einigermaßen interessanten Zündfunken gestalten. Wenn das eine nur machen würde, weil das Geld stimmt oder es halt gemacht werden muss, dann kann das nicht funktionieren.
Ganz am Anfang der Menschengeschichte, erzählt die Bibel, hat Gott den Menschen einen Auftrag gegeben. Sie sollen „die Erde bebauen und bewahren“. Sich einsetzen für diese Erde und die Menschen darauf, jeder an seinem Platz und mit seinen Möglichkeiten. Etwas tun, was andere aufbaut. Was anderen hilft, dass sie besser und leichter leben können.
Ich glaube, wer so motiviert seine Arbeit macht, der wird was erreichen. Auch bei Jungen wie Daniel.

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Erstellt am: 06.02.2014 19:26 Uhr

Zündfunke, 05.02.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Dürfen eigentlich nur Heilige Politik machen? Menschen also, die tadellos sind, ein Vorbild in jeder Hinsicht? Ich denke an so einige Begebenheiten, die da in den letzten Jahren ans Licht der Öffentlichkeit kamen. Nicolas Sarkozy, Silvio Berlusconi, Wladimir Putin oder auch in Deutschland, Horst Seehofer, Günther Öettinger, Christian Wulf u.a. In schöner Regelmäßigkeit wurde dabei auch gefragt, ob diese Personen ihr Amt noch ausüben bzw. wieder in ein solches Amt wählbar seien.
Natürlich ist es schlimm, wenn eine Ehe kaputt geht, ein Partner das Versprechen, das er einmal gegeben hat, nicht halten kann. Aber es passiert. Und ich bin der Überzeugung, das geht auch nur die betroffenen Menschen etwas an. Die allerdings sollten miteinander klären können, wie sie nach so einem Desaster leben können. Das geht aber nur, wenn sie sich nicht auch noch mit der Frage quälen müssen, was denn womöglich die Leute dazu sagen werden. Die Leute geht das nichts an.
Aber sollen Politiker oder z.B. Lehrer oder Pfarrer und Diakone nicht Vorbilder sein? Es wäre schön, wenn sie es sein können, keine Frage. Aber ich glaube nicht, dass irgendeine Ehe zerbricht, weil einer der Partner sagt: wenn die das machen, dann probiere ich das auch mal. Andererseits: wenn Menschen einen guten Weg aus so einer Katastrophe finden, in die sie nun mal geraten sind, dann kann vielleicht das ein Vorbild sein. Und ein Zeichen dafür, dass man Wege finden kann, einander das Leben zu erleichtern, statt sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Das würde nun wieder einen Politiker auszeichnen, einen Lehrer auch und Geistliche genauso.
In der Bibel wird übrigens immer wieder von Menschen erzählt, die schwere Fehler gemacht haben – und Gott hat sie trotzdem mit großen Aufgaben betraut. Ich denke an den König David, der auch eine Geliebte hatte. Der konnte zunächst nicht zu seiner Schuld stehen, hat alles getan um sie zu vertuschen, hat dabei immer noch mehr Unheil angerichtet. Aber am Ende, als er offen und mit großem Bedauern zu dem Stehen konnte, was geschehen ist – da hat Gott ihm eine neue Chance gegeben. David gilt der Bibel bis heute als der größte König Israels. Oder nehmen sie Petrus. Auch der konnte sein Versprechen, das er Jesus gegeben hatte, nicht halten. Er hat vor lauter Angst, mit dem Freund in Gefahr zu geraten, so getan als ob er ihn nicht kennt. Hat ihn schnöde im Stich gelassen und bitterlich geweint, als ihm klar wurde, was er da getan hat. Und Jesus hat gerade ihm später die Verantwortung für die junge erste Christengemeinde übertragen. Deshalb glaube ich, dass jeder Mensch nach einer Trennung oder einem Seitensprung weiterhin in einem ihm übertragenen Amt tragbar ist. Allerdings nur, wenn er seine Fähigkeiten nicht darauf verwenden muss, seinen Heiligenschein zu polieren.

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Erstellt am: 06.02.2014 19:24 Uhr

Sprung in leeren Pool

Zwei britische Urlauber sind mitten in der Nacht in das Schwimmbecken einer Apartmentanlage in Las Verónicas, einem Ortsteil von Playa de Las Americas (Arona) auf Teneriffa gesprungen. Leider war der Pool leer. Mit teils schwersten Kopfverletzungen und Stauchungen müssen die Männer nun im Krankenhaus im Süden der Insel medizinisch versorgt werden. Grund für den Unfall war vermutlich der Genuß von zuviel Alkohol und der damit verbundene Leichtsinn.

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Erstellt am: 04.02.2014 19:17 Uhr

Zündfunke, 03.02.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Kennen Sie den Klassiker auswendig gelernter Kindergebete? Aber sicher. Er lautet: „Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich zu Dir in Himmel komm“. Kurz, knapp und mehr als einprägsam. Das Problem dabei ist nur, dass viele Menschen nie über diese kindliche Form des Betens hinausgekommen sind. Und damit ist dann auch für viele Erwachsene das Thema Beten durch. Nur: Beten ist kein Kinderkram und schon gar keine lästige Pflichtübung. Nein, beten ist etwas Urmenschliches; eine Hinwendung zu Gott, die einfach nur gut tut, gut tut an Leib und Seele gut.
Aber wie geht das denn – Beten? Beten ist ein Handwerk, sagt der Theologe Fulbert Steffensky. Es kann gelernt werden wie Kochen und Nähen. Aber wie bei allem das gelernt wird, braucht es eben auch Regeln und Regelmäßigkeit. Und der Theologe Steffenski bleibt gar nicht theoretisch, sondern beschreibt sehr alltagsnahe Regeln, die ich Ihnen hiermit gern weitergeben möchte.
Die Regel Nummer 1 für das Beten lautet: „Nimm dir nicht zu viel vor, fang mit kleinen Schritten, mit kurzen Gebeten an. Zu große Vorhaben enttäuschen leicht“. Regel Nr. 2 lautet: „Sei nicht gewaltsam mit dir selbst. Kümmere dich nicht darum ob du wirklich andächtig bist. Bete und überlass die Ganzheit deines Gebets Gott“. UndRegel Nummer 3 besagt: “Gib dem Gebet eine feste Zeit. Bete nicht nur wenn dir danach ist, sondern wenn es Zeit dafür ist“.
Steffensky begründet diese Regel so: Das Gebet lässt sich nicht von seinem Nutzen her verstehen. Es ist die köstlichste Nutzlosigkeit, die wir haben. Aber alles, was nützlich ist drängt sich in den Vordergrund. Mit sich selbst eine feste Gebetszeit auszumachen rettet uns vor der Übermacht der Geschäftigkeit. Und so wichtig wie feste Zeiten ist dann auch ein fester Ort für das Gebet. Der regelmäßig aufgesuchte Ort gewinnt eine Stimme, so Steffensky. Dieser Ort sagt: hier ist die Stelle deines Gebetes. Denn der Mensch ist nicht nur Seele, er ist auch Leib. Er ist nicht nur seine eigene Innerlichkeit, er ist auch sein Äußeres. Daraus entsteht eben die Regel Nr. 4: „Gib deinem Gebet einen festen Ort. Der Ort hilft dem Geist zu sich selber zu finden.“ Und auch die 5. und für letzte Regel für’s Beten ist wunderbar realistisch: “Sei nicht auf Erfüllung aus, sei vielmehr dankbar für die geglückte Halbheit. Gib nicht auf, nur weil dein Gebet in deinen Augen nur halb gut ist“. Im Alltag gelingt uns eben meistens nur das halbe Herz. Aber bereits das ist sehr viel.

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Erstellt am: 04.02.2014 19:01 Uhr

Wohnen im Grünen

Kleiner Bauplatz 420 qm, in einer Siedlung in der Ortschaft Debstedt. Es handelt sich um eine Lückenbebauung. Vor dem Grundstück verläuft die Straße, hinter dem Grundstück ist ein kleines Waldstück. Das Grundstück liegt an einem Hang, es ist teilerschlossen. Der Kaufpreis beträgt 28000 Euro. Einkaufsmöglichkeiten sind zu Fuß in 5 min. zu erreichen. Krankenhaus und Ärzte max. in 10 min. Busverbindungen in die Stadt alle halbe Std.
Die nächste Stadt ist Bremerhaven,10 km entfernt und Cuxhaven ist 20 km entfernt.
Kontakt bitte unter 04743/949523 aufnehmen.

Infos unter:

Erstellt am: 04.02.2014 09:27 Uhr

Brotmesse in Arico

Arico nimmt wieder eine der knusprigsten und appetitlichsten Mustermessen auf: die Messe „Brote der Welt“, die zum sehen, kosten, vergleichen und kaufen der verschiedenartigsten Brote einlädt. Diese stammen aus verschiedenen Ländern und werden auf eigenartige Weisen hergestellt und kommen aus allen Regionen. Traue dich und versuche neue Geschmacksrichtungen und neue Kulturformen mit Hilfe eines des wichtigsten Erzeugnisses der menschlichen Geschichte.
Am 15. Februar 2014 in Arico.

Infos unter: http://www.ayuntamientodearico.com/

Erstellt am: 03.02.2014 17:04 Uhr

Kunst im Restaurant

„Jardín de Dudas“ (Garten der Zweifel) ist der Name einer Wanderausstellung, in der einer unserer größten Küchenchefs -Carlos Gamonal- einige seiner persönlichsten Schöpfungen in Sachen der Kochkunst vorstellt. Die Ausstellung findet im Mesón El Drago statt und zur Eröffnung lädt Carlos und die gesamte Familie Gramonal Kunden und Freunde zu einem Tag der offenen Tür und zu einem Gastronomiefest ein, das einige Kostproben und Aktivitäten einschließt, die mit der Philosophie der Gastronomie und der Bedienungsweise in Verbindung stehen und den Unterschied von El Drago ausmacht.
Noch bis zum 30.04.2014 in El Socorro/Tegueste.

Infos unter:

Erstellt am: 03.02.2014 12:56 Uhr

Gastronomie-Messe der Mandelblüte

Übereinstimmend mit der Blütezeit der Mandeln, wird in Santiago del Teide eine Gastronomie-Messe abgehalten, die zu den kulinarischen Genüssen der besten Kochstellen der Zone und zur kurzlebigen Schönheit einer der großartigsten und eindrucksvollsten Landschaften der Insel einlädt.
Noch bis zum 20. Februar 2014 in Santiago del Teide.

Infos unter: http://www.santiagodelteide.org/

Erstellt am: 03.02.2014 12:46 Uhr

Predigt zum Fest der Darstellung des Herrn 2014 (02.02.)

L I: Mal 3, 1-4 / Ev.: Lk 2, 22-40
Schwestern und Brüder!
Es ist schon enorm, wie viele Namen das heutige Fest trägt. Den meisten von uns ist es wohl seit Kindertagen vertraut unter dem Namen: „Mariä Lichtmess“. Offiziell heißt es im liturgischen Sprachgebrauch allerdings „Fest der Darstellung des Herrn“ und gleichzeitig begeht es die Kirche auch als „Tag des gottgeweihten Lebens“. Ich weiß nun nicht, ob das alles so bekannt ist und deshalb habe ich mir überlegt, Sie einfach mal einzuladen, über die Hintergründe dieses Festes nachzudenken.
Ich glaube, es ist durchaus korrekt wenn wir sagen: Das heutige Fest verdanken wir dem Alten Testament. Maria und Josef sind im Tempel, weil sie die Reinheitsvorschriften des Mose beachten wollen. Das gilt in erster Linie für Maria, das gilt aber auch für den kleinen Jesus selbst. Reinheitsgesetze durchziehen ja das gesamte Alte Testament und dabei wird ganz genau unterschieden nach Heiligkeitsgesetzen, nach kultischen Gesetzen und sittlichen Geboten. Allerdings gibt es dabei keine Vorrangstellung des einen gegenüber dem anderen. Sie sind alle gleich wichtig und Vergehen gegen diese Gebote und Gesetze können mit dem Tod bestraft werden. Das also ist die Situation, in die hinein Jesus geboren wird und deshalb muss er sich später natürlich auch mit diesem Gesetzeswerk auseinandersetzen.
Schauen wir jetzt zuerst einmal auf das Reinheitsgesetz, das im Vordergrund des heutigen Festes steht. „Mariä Lichtmess“ oder auch die „Reinigung Mariens“ geschieht vierzig Tage nach Weihnachten. Warum? Weil eine Frau, wenn sie einen Jungen geboren hatte, sieben Tage positiv unrein war – das heißt alles, was sie berührt hat, wurde auch unrein – und dann war sie noch 33 Tage negativ unrein; das heißt nichts anderes, als dass sie vom Kult ausgeschlossen war. Bei der Geburt eines Mädchens hat sich das Ganze übrigens verdoppelt. Bei den Speisevorschriften, die auch unter das Reinheitsgesetz fallen, ist die uns wohl bekannteste die, dass Schweinefleisch für die Menschen tabu ist; denn es heißt im 3. Buch Mose: „Wer Schweinefleisch ißt, ist dem Herrn ein Greuel.“
Es gibt also – so könnte man sagen – im Sinne des Alten Testamentes ganze Bereiche in dieser Welt, die einfach unrein sind. In der Sexualität des Menschen ist das der Samenfluss bzw. die Menstruation; dann ist dem Menschen der Umgang mit bestimmten Tieren untersagt – und auch der Umgang mit Totem – gleich ob nun Mensch oder Tier. Wie komisch einem das bisweilen vorkommen mag, zeigt folgende Regelung: Obwohl das Beerdigen von Toten als Werk der Barmherzigkeit gepriesen wird, macht dieses Werk doch gleichzeitig unrein. Aber wie dem auch sei: man muss das jetzt nicht alles kopfschüttelnd kommentieren oder sich darüber aufregen – das könnten wir dann tun, wenn das Alte Testament heute noch Gültigkeit hätte; hat es so aber nicht – zumindest nicht für uns.
Was nun für das heutige Fest zusätzlich von Bedeutung ist, dass ist die Tatsache, dass alle männliche Erstgeburt Gott gehört und deshalb von ihm ausgelöst werden muss; Jesus muss also sozusagen durch ein Ersatzopfer von Gott zurückgekauft werden. Es ist im Alten Testament durch all diese Gesetze ganz klar definiert, was Gott gehört und was menschlichem Zugang entzogen ist. So auch der Sabbat, an dem ja nichts geschehen darf, was dem Menschen nützt oder ihm dienlich ist. Dieser Tag gehört einzig und allein Gott. In diese Dreiteilung der Welt also – in Unreines, menschlich Nützliches und Heiliges – ist sozusagen das ganze Leben eingebunden. Oder anders formuliert: Die Menschen sind Gefangene ihrer Religion. Jesus spürt das, als er später als Erwachsener mit den Menschen spricht und ihnen die Frohe Botschaft Gottes bringt, die eben nicht einengen, sondern die Menschen die Weite und die Fülle des Lebens spüren lassen will. Wie aber soll das gehen, wenn allüberall Grenzen und Gebote einengen? Jesus versucht also, mit den Menschen andere Wege zu gehen; zu heilen, wo Heilung angesagt ist und dabei deutlich zu machen, dass es Gott nicht auf die penible Einhaltung von Gesetzen ankommt, sondern dass es um das Wohl der Menschen geht. Und in diesem Zusammenhang erklärt Jesus dann auch alles für rein, was selbst bei seinen Jüngern nicht gleich auf Zustimmung stößt. Schließlich sind sie ja auch in dem Denken gefangen, dass es immer eine Einteilung in rein und unrein gibt.
Nun sollten wir uns allerdings davor hüten überheblich zu sein und nicht so tun, als wären wir in der Kirche immer auf dieser doch eindeutig gelegten Spur Jesu gewesen. Im Gegenteil. Auch in unseren Reihen hat sich im Laufe der Jahrhunderte ein immenses Potential an Geboten und Verboten angehäuft. Die Älteren wissen alle noch, dass es auch bei uns die Aussegnung der Frauen nach einer Geburt gab. Sie waren im Verdacht durch die Geburt und den Blutfluss unrein zu sein und mussten für die Liturgie gesegnet und rein gemacht werden. Und wie lange hatten Menschen bedenken zur Kommunion zu gehen, wenn sie zuvor mit ihrer Partnerin oder ihrem Partner intim waren, obwohl es sich doch um einen völlig legitimen ehelichen Akt gehandelt hat? Oder denken wir an die Handkommunion. Was da an schlimmsten Befürchtungen geäußert wurde bezog sich doch immer einzig und allein auf die Tatsache, dass die Hand etwas Unreines ist und deshalb etwas Heiliges nicht berühren darf. Es wäre also fatal zu glauben und zu meinen, dass es kultische Verbote oder Reinheitsvorschriften in unserer Kirche nicht gegeben hätte oder diese schon gänzlich ausgestorben wären.
Sicherlich, was man nun fragen kann ist: Was steckt dahinter? Vielleicht sagt ja der eine: „Weil Schweine Allesfresser sind, kann das nicht gesund sein.“ Das mag ja korrekt sein. Aber das ist dann eine Sichtweise, die doch aber bitte schön nichts mit Gott zu tun hat. Wir sollten ihn in solchen Fragen einfach aus dem Spiel lassen. Das schräge Gottesbild, welches hinter solchen Gedanken steckt und welches Jesus beseitigen will, das ist das Bild eines den Menschen lähmenden, eines einschränkenden und herrschsüchtigen Gottes, der zwar diese Welt anscheinend gut geschaffen hat, der aber dann ganz klar sagt: Das und jenes dürft ihr nicht anfassen, geschweige denn essen oder einander gar in Lust und Liebe berühren und begegnen? Der Gott Jesus Christi hat unsere Freiheit nicht beschränkt, sondern er hat sie uns geschenkt!! Alles, was er geschaffen hat ist gut – das einzig negative was es gibt, das ist unser menschliches Versagen. Nicht mehr und nicht weniger.
Nun hat sich die Kirche sicherlich in den letzten Jahren diesbezüglich auch geändert. Man denke dabei nur an das Nüchternheitsgebot, welches einstmals viele Kinder in den Gottesdiensten reihenweise umfallen ließ und vieles andere. Doch nun feiert die Kirche den heutigen Tag ja auch als „Tag des gottgeweihten Lebens“ in Anlehnung an die Erstgeburt, die Gott geweiht war. Aber ich frage mich: Was ist mit all den anderen? Was mit der Zweitgeburt? Und heute. Was ist da mit den Frauen? Hat Gott die Welt wirklich so eingeteilt? Ich habe mal gelernt, dass die ganze Welt Gott gehört. Deshalb ist auch jeder Mensch Gott geweiht, sogar schon vor der Taufe, auch als Heide und Atheist – ob die das nun so sehen wollen oder nicht. Gott hat auch diesen Menschen geschaffen und er gehört ihm, auch wenn er darum vielleicht noch gar nicht weiß. Deshalb kann ich aber auch nicht hergehen und sagen, die hier, das sind seine Stellvertreter über die anderen, und die anderen, die können weiterwurschteln wie sie wollen. Wir alle sind zur Heiligkeit berufen und diese Heiligkeit meint nichts anderes als eine von Gott geschenkte Vollkommenheit. Diese Vollkommenheit aber muss sich zeigen in der Aufgeschlossenheit gegenüber den Mitmenschen. Und da ist es ganz egal, ob der oder die andere nun einen Nonnenschleier trägt, ein Colarhemd, einen Arbeitsanzug oder Freizeitbekleidung. Von Christus her gibt es nicht die Einteilung in Heilige und Profane, sondern es gibt nur Leute, die zu ihm gehören. Und die, die darum wissen, die versuchen dann auch so zu leben, wie er – in einer immensen Liebe zu allen Menschen. Alles andere halte ich auch für unchristlich, weil es Menschen gängelt und klein macht.
Im Gespräch sagte mir kürzlich jemand: „Wissen Sie, Jude oder Moslem könnte ich nicht sein, denn die essen kein Schweinefleisch.“ Wenn Sie das jetzt auch so sehen, dann ist mir das – ehrlich gesagt – zu wenig. Denn der richtige Zugang zu Gott definiert sich nicht über solche Gebote, sondern über die Tatsache, dass er uns keine Lasten und Beschränkungen auferlegt. Der Gott Jesu Christi heißt und ist einfach: Liebe. Und die Liebe will nicht gängeln, sie will nicht einschränken und bevormunden, sie will nicht vorschreiben und verbieten. Nein, die wahre Liebe will freisetzen, so freisetzen, dass wir fähig werden selbst zu lieben. Deshalb ist auch der für mich schönste Titel des heutigen Festes jener, den die Ostkirche dafür gebraucht: „Begegnung“. Denn darin wird mehr als deutlich, zu was wir berufen sind: Menschen in Liebe zu begegnen.
In diesem Sinne hoffe ich nun, dass Mariä Lichtmess, die Darstellung des Herrn und der Tag des gottgeweihten Lebens uns deutlich machen kann, dass wir alle von Christus zum Licht in dieser Welt berufen sind. Dass keine und keiner von uns das Gefühl haben muss, vor Gott „unter-belichtet“ oder weniger wert zu sein als andere und dass uns allen noch einmal einleuchtet: Wir sind zur Liebe in Freiheit berufen. Gerade deshalb sollten wir aber nicht als christliche „Blind-Gänger“ durch die Welt gehen, sondern als Menschen, denen man ansieht, dass sie vom Licht Christi erfüllt sind und in diesem Licht anderen begegnen möchten. Amen.

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Erstellt am: 03.02.2014 12:36 Uhr