Die schönsten Feuerwerke des Jahres

Die Fiestas de Mayo (Mai-Feste) von Los Realejos, mit einer Jahrhunderte langen Tradition, sind wohl die volkstümlichsten des Nordens Teneriffas und werden länger als ein Monat gefeiert. Den wichtigsten Tag darfst Du nicht versäumen: es ist der 3. Mai mit dem aufsehenerregenden Fest „Fuegos y Cruces“ (Feuer und Kreuze), das von regionalem Fremdenverkehrsinteresse erklärt wurde und möglicherweise das eindrucksvollste Feuerwerk der Insel darstellt. Eine andere hervorragende Einlage im Programm ist das Wallfahrtsfest zu Ehren des San Isidro Labrador (Isidor von Madrid) und der heiligen María de la Cabeza, das dieses Jahr am 1. Juni stattfindet.

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Erstellt am: 22.04.2014 19:02 Uhr

Das große Kaninchenessen

Die einfachen Rezepte, die traditionsmäßig erprobt wurden, sind oft die köstlichsten. Kaninchen, Knoblauch, Kartoffeln und Gewürze sind die elementare Zutaten eines großen Kaninchenessens, ein traditionelles Gericht, um das sich die Muestra Gastronómica (Gastronomische Messe) Icod zentriert. Beruhend auf das Kochrezept der Großmütter, holen die Köche der Restaurants von Icod das Beste und ihre gesamte Kreativität aus ihren Herden heraus. Man hat über zwanzig Tage Zeit, um sie alle zu kosten!
Vom 10. bis zum 30. April 2014 in Icod de los Vinos.

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Erstellt am: 21.04.2014 10:39 Uhr

Frohe Ostern!

Ein frohes Osterfest wünscht der Teneriffa – Anzeiger!

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Erstellt am: 18.04.2014 13:14 Uhr

Zündfunke, 20.04.14

Frohe und gesegnete Ostern, liebe Hörerinnen und Hörer, das wünsche ich Ihnen. Hoffentlich sind Sie fröhlich aufgewacht. Und wenn nicht? Was nicht ist, kann ja noch werden.
Wir feiern heute das Leben. Das wieder gewonnene. Auferstehung! Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden – so begrüßen sich bei aufgehender Sonne am Ostermorgen insbesondere die Mitchristen der Orthodoxen Kirche. Aber auch wir können es tun, sollten es tun. Damit wird deutlich: Es hat etwas Neues begonnen. Wie gut. Neue Anfänge sind nötig aber auch möglich, ganz privat und individuell. Aber auch in unseren Gesellschaften und nicht zuletzt in der Kirche. Kann man das erfahren und sehen?
In seinem Osterspaziergang aus dem Faust beschreibt Goethe die von ihm beobachtete Situation am Ostermorgen so:
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
Denn sie sind selber auferstanden:
Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
Aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
Aus der Straßen quetschender Enge,
Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.

Da steht zunächst einmal über allem die Auferstehung des Herrn. Christus lebt. Der Tod ist besiegt, auch wenn der Auferstandene die Merkmale seines Todes an Händen, Füßen und Seite an sich trägt. Oder gerade deshalb. Der Tod wird nicht verleugnet, aber er hat seinen Schrecken verloren. Er wird uns weiter am Ende des Lebens erwarten, aber er hat seinen Fluch eingebüßt, weil er uns nicht mehr von unserem Gott trennen kann. Das ist die Botschaft von Ostern. Und die kann nicht ohne Folgen bleiben. Ein Osterchoral sagt es so: Christus lebt, mit ihm auch ich.
Und da finde ich nun den durchaus religionskritischen Goethe ausgesprochen bedenkenswert. Wer an den Auferstandenen glaubt, der kann auferstehen, und das mitten Tag und in der Tagesordnung seines Lebens. Da ist die Rede von erdrückenden Dächern und Giebeln, schwierigen beruflichen Erfahrungen, der Enge von Straßen und Gassen, gelegentlich auch dunkel erscheinender Kirchen und Gemeinden. Da ist Auferstehung angesagt. Neubeginn. Wie geht das? Ostern bringt Licht. Das Dunkel darf uns nicht mehr gefangen nehmen. Hoffnung ist angesagt, denn das Leben siegt.
„Und es wird etwas ans Licht gebracht“. Und zwar all das, was uns verdunkeln will. Wir dürfen, ja, wir können es ablegen. Das Licht der Osterkerzen scheint in alle Finsternisse unseres Lebens hinein. Öffnen wir uns dafür. Heute am Osterfest, aber auch an jedem neuen Tag.

Johann Weingärtner, Pfr. Der Evang. Kirche Teneriffa Nord

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Erstellt am: 14.04.2014 19:38 Uhr

Zündfunke, 19.04.14

Liebe Hörerinnen und Hörer!
Heute mache ich mich auf den Weg zu einem Gottesdienst auf der Nachbarinsel La Palma. Ein Tag zwischen Karfreitag und Ostern. Karsamstag oder Ostersamstag? Oder vielleicht sogar beides? Wir leben ja in der Zeit danach. Wissen, dass nach dem Karfreitagsdunkel die Sonne des Ostermorgens wieder scheint.
Per aspera ad astra. Durch das Rauhe zu den Sternen“, oder „Über raue Pfade gelangt man zu den Sternen“ oder „Durch Mühsal gelangt man zu den Sternen“ – so hat der alte lateinische Weise Seneca es einmal gesagt. Ist der Weg Jesu von Karfreitag nach Ostern oder vielleicht sogar der Lebensweg eines Menschen ganz allgemein damit richtig beschrieben? Manche Erfahrung hat das sicherlich bestätigt. Und gelegentlich machen wir eine solche ja auch. Es gibt eben die Durststrecken und dann wieder erfreuliche Phasen. Dieser Tag nach Karfreitag und vor Ostern kann Anlass sein, darüber nachzudenken und das gewisse Sinnhaftige alter Weisheiten zu überprüfen.
Für mich ist das heute eher weniger Anlass. Ich denke mehr an die Klammer, die es zwischen Karfreitag und Ostern gibt. Beide Feiertage sind ja nicht nur in einem Nacheinander zu verstehen, das sicherlich auch. Vor meinen Augen oder in meinem Gedächtnis steigen andere Worte und Bilder auf. Da ist in der Bibel von dem lebendigen und auferstandenen Jesus die Rede, den seine Jünger an den Kennzeichen der Kreuzigung erkennen. Die Wundmale an Händen und Füßen und die an der Seite, in die der Speer des Henkershelfers gestochen worden war.

Und später in der Offenbarung des Johannes wird der erhöhte Christus wie ein Lamm dargestellt, als Zeichen für Opfer und Stellvertretung. Ostern wird Karfreitag nicht vergessen lassen. Erfülltes Leben gewinnt seinen besonderen Wert, wenn die erfahrene Minderung und Bedrohung nicht aus den Augen verloren wird. Nach den Sternen zu greifen, wenn das überhaupt je gelingt, ohne an den beschwerlichen Weg dahin zu denken, ist wohl ein mehr utopisches Geschäft.
Ich habe die Klammer zwischen Karfreitag und Ostern gerne so gedeutet. Ostern setzt Karfreitag in Geltung. Die Versöhnung zwischen Gott und Mensch ist nicht am Kreuz gescheitert, sondern durch die Erscheinung des Auferstandenen endgültig bestätigt. Ich kann mich wirklich darauf verlasen, dass nichts und niemand mich von Gott und seiner Liebe trennen kann, nicht einmal der Tod. Und ich kann ganz gewiss sein, dass der menschenfreundliche und mitleidende Gott mit mir auf dem Weg ist, auch und gerade auf dem rauen und beschwerlichen.
Und ich darf darauf hoffen, dass nicht das Dunkel siegt und diese Welt auch nicht endgültig darin versinken wird. Ostern aber wird es nicht auf einmal. Im Blick auf Morgen machen wir heute einen ersten Schritt.

Johann Weingärtner, Pfr. Der Evang. Kirche Teneriffa Nord

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Erstellt am: 14.04.2014 19:36 Uhr

Zündfunke, 18.04.14

Liebe Hörerinnen und Hörer,
nun ist er da, dieser eher dunkle Tag. Karfreitagsstimmung. Ich erinnere mich an meine Kindheit in einem christlich stark geprägten Elternhaus. Lautes Sprechen oder gar Streiten war unter uns 6 Geschwistern weniger erwünscht. Auch das Spielen hatte zu unterbleiben, das doch sonst einen so großen Raum mit vielen anderen Kindern aus der Nachbarschaft gerade an anderen Sonn – und Feiertagen eingenommen hatte. Aber es war nicht nur einfach ein Verbot.
Ich erinnere die Eltern und auch die Großmutter, die mit uns Kindern aus einer alten Bilderbibel die Passionsgeschichte und besonders den Karfreitag betrachteten.
Lärm und lautes Spielen war danach für unsere Kinderseelen eher von ganz allein nicht angesagt.
Ich habe daraus für mein ganzes Leben einiges an Gewinn ziehen können. Der Karfreitag ist weniger der Tag großer intellektueller Auseinandersetzung über den Sinn des Todes Jesu. Ist er eher ein Opfertod oder doch mehr das Zeichen von großer Liebe, die auch bereit ist dafür zu sterben? Oder von Treue, die dem Leiden nicht ausweicht, sondern durchhält und mag sie auch das Leben kosten? Oder zeigt sich in diesem Tod die Bereitschaft zur Stellvertretung, wie sie in der Nachfolge Jesu so viele praktiziert haben, wie zum Beispiel Pater Maximilian Kolbe, der sich für einen Familienvater in Auschwitz freiwillig erschießen ließ?
Das alles spielt wohl mit im Nachdenken über den heutigen Tag und den Tod Jesu am Kreuz.
Aber immer wieder spüre ich in mir den Wunsch, die Darstellungen der Kreuzigungsszene von kleinen und großen Meistern der Kunst, einfach nur zu betrachten und auf mich wirken zu lassen. Auch in den stärker von der Marienverehrung geprägten Kirchen unserer Insel findet man, für einen Protestanten manchmal befremdlich, an etwas versteckten Orten solche Darstellungen. Mich beeindruckt am meisten die Art und Weise, wie Künstler sich zeitgenössisch in ihrer Prägung haben beeinflussen lassen.
In der Zeit der Romanik trägt auch der Gekreuzigte häufig eine Ehrenkrone auf erhobenem Haupt, die eben auf Hoheit hinweist, und nicht die Dornenkrone. Die Botschaft lautet: Gerade am Kreuz zeigt sich Jesu Hoheit. Der Evangelist Johannes hat diesen Gedanken stark betont. Wenn ich erhöht werde von Erde – so sagt Jesus einmal und Johannes ergänzt: Solches sagte er um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde.
Später in der Gotik, besonders am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts steht das Leiden im Mittelpunkt. Dornenkrone, Blut im Gesicht, gequälter Ausdruck, geneigtes Haupt. Zeit der Kriege und Seuchen spiegelt sich wieder. Womit kann man sich identifizieren? Der mit leidende Gott, den Jesus repräsentiert, ist es eher als der hoheitsvolle. Zumindest in dieser genannten Epoche.
Und wer ist er für mich heute, und für Sie, liebe Hörerinnen und Hörer?
Mit dieser offenen Frage möchte ich Sie in diesen Tag entlassen. Gott segne Sie auch und gerade, wenn Sie sich auf den Weg machen mögen, um die Bedeutung des Gekreuzigten, vielleicht in einer unserer Kirchen, für sich zu entdecken.

Johann Weingärtner, Pfr. Der Evang. Kirche Teneriffa Nord

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Erstellt am: 14.04.2014 19:34 Uhr

Zündfunke, 17.04.14

Liebe Hörerinnen und Hörer,
heute Abend feiern wir in unserer Kirchengemeinde den Gottesdienst nicht in der Kirche, sondern an Tischen im Gemeindehaus. Und wir feiern das Abendmahl, aber eben auch anders als sonst, nicht nur mit Hostie und deren Eintauchen in den Kelch. Wir feiern in der Form einer Mahlzeit, wenn auch einer schlichten.
Eine Gruppe wird den Raum und das Essen vorbereiten. Wie damals. Jünger gingen voraus, suchten einen Saal. Schmückten ihn wie zu einem Fest. Sorgten für Essen und Trinken. Platz für alle mußte da sein. Und dann kommt Jesus mit den Übrigen seiner jungen Gemeinde. Man nimmt Platz und das Teilen beginnt.
Am Anfang das Brot. Es wird gebrochen. Jeder bekommt ein Stück. Würde man nach dem Brechen die Einzelteile wieder zusammensetzen, dann wäre wieder ein ganzes Fladenbrot da. Welch ein Symbol. Jeder und jede der Teilnehmenden ist ein Teil vom Ganzen. Nehmt und esst, das ist mein Leib, sagt Jesus. Und der Apostel Paulus, so als hätte er das Bild vom Ganzen und den Teilen vor Augen, sagt zur Gemeinde in Korinth und anderswo: Ihr seid der Leib Christi. Das ist das große Geheimnis des Abendmahls. Christliche Gemeinde ist wie ein Organismus, in dem die vielen Teile und Organe nur in lebendigem Zusammenspiel funktionieren. Und im Teilen des Brotes wird das deutlich. Man könnte sagen, dabei konstituiert sich die christliche Kirche.
Und dann haben sie gegessen. Damals das Passahlamm. Wir werden uns in Puerto de la Cruz im Gemeindehaus mit Fladenbrot, Käse und Oliven, vielleicht ein paar Tapas begnügen. Trotzdem, die Gemeinde ist ein Ort des Festes. Wir feiern im Denken an das erste Abendmahl. Aber wir feiern auch im Vorgriff auf das große Mahl der Völker im Reich Gottes, wenn alle heute noch trennenden Grenzen überschritten sind, und sie kommen werden vom Osten und vom Westen, vom Norden und vom Süden und zu Tisch sitzen im Reich Gottes. Das Abendmahl ist das Mahl der Hoffnung auf eine geheilte Welt. Und alle, die heute daran teilnehmen, bekommen die Kraft, schon erste wenn auch kleine Schritte in diese Richtung zu gehen.
Und am Schluss des Mahles wird der Kelch herumgereicht. Er nahm den Kelch nach dem Abendmahl, dankt gab ihnen den und sprach: Nehmt und trinket alle daraus, dieser Kelch ist das Blut des Neuen Bundes für euch und die vielen vergossen zur Vergebung der Sünden. Der Kelch: Jesus vergießt sein Blut, haucht den Sitz von Leben und Seele aus. Stellvertretend für alle. Nun ist kein Opfer mehr nötig. Ein für alle Mal hat einer stellvertretend sich selbst mit unbändiger Liebe regelrecht verströmt. Daran denken wir. Aber auch daran, wie Jesus als Vorschattung auf das Abendmahl mit anderen gefeiert hat, auch und gerade mit so genannten Sündern und anderen von der guten Gesellschaft Verachteten. Damit hat er Freude verbreitet. Und so ist der Kelch nicht nur Hinweis auf das Leiden und den Trost, den wir im Leiden erfahren können. Er ist auch Hinweis auf die Freude, die wir geschenkt bekommen. Jesus selbst hat es einmal so gesagt: Ich bin gekommen, dass ihr das Leben habt, und dass ihr es in Fülle habt, und Eure Freude soll vollkommen sein.
Ein Grund zum Feiern. Vielleicht machen Sie sich, liebe Hörerinnen und Hörer heute am Abend auf den Weg an einen Ort, wo beim Teilen von Brot und Kelch das Leben gefeiert wird trotz allem, was uns ängstet und bedrückt.

Johann Weingärtner, Pfr. Der Evangelischen Kirchen Teneriffa Nord

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Erstellt am: 14.04.2014 19:33 Uhr

Zündfunke, 16.04.14

Wieder einen Tag, einen Schritt weiter hinein in diese Woche vor Ostern. Das Fest des Lebens lässt noch auf sich warten, liebe Hörerinnen und Hörer. Nehmen wir es nicht zu schnell vorweg. Da stehen uns morgen und übermorgen noch zwei wichtige Stationen bevor. Eine etwas eher erfreuliche, der Gründonnertag mit seiner ganz und gar besonderes festlichen Mahlzeit, aber schon eingedunkelt durch Verrat und Verhaftung. Und die Hinrichtung am Karfreitag, ein dunkler Tag der Glaubens- wie der Weltgeschichte. Aber auch nicht ohne helle Momente, die in Verzeihung und Feindesliebe aufleuchten.
Der Weg durch die Stille Woche bzw. die Karwoche oder die Heilige Woche hat so etwas wie Dynamik in sich. Sie verläuft nicht gleichförmig. Sie ist geprägt von Vorbereiten und vom Hinweisen auf das, was kommt. Ich habe einmal in der Bibel etwas genauer nachgeschaut, wie Jesus diese Tage zwischen dem Palmsonntag, also seinem Einzug in Jerusalem und dem Gründonnerstag und Karfreitag und dem darauf folgenden Ostermorgen gestaltet hat. Eindrücklich sind dabei die Berichte der Evangelien. Da gibt es besondere Gleichnisse, also Bildreden, in denen Jesus darauf hinweist, was geschehen kann und auch geschehen wird. Da redet er insbesondere mit seinen Jüngern über sein bevorstehendes Leiden und seinen Tod und dessen Bedeutung für sie und auch die gesamte Welt. Er bereitet seine Freunde vor auf das, was kommt und was auch sie selbst erwarten kann und wie wir im Nachhinein wissen, auch erwartet hat.
Das Leben des Christus selbst geht zunächst in Leid und Tod. Das Leben des Christen ist zwar nicht von dieser Radikalität geprägt, aber es wird auch nicht ohne Leid und Verfolgung, ohne die Erfahrung von Zweifel und Verzagt – Sein verlaufen. Einige der Nachfolger Jesu hat ja in der Zeit der frühen Kirche dasselbe Schicksal ereignet wie ihrem Herrn und Meister Jesus.
Bevor die schwerwiegenden Ereignisse, die sich im Leben Jesu und auch das seiner Nachfolger und Nachfolgerinnen ereignen werden, bereitet Jesus sie darauf vor.

Sind wir vorbereitet auf das, was uns alle einmal ereilen wird? Z.B. den Tod? Die Philosophen des Existentialismus haben es einmal so gesagt: Wer nicht über seinen Tod nachgedacht hat, hat noch nie richtig gelebt. Ein gewagtes Wort. Aber deshalb ein falsches?
Jesus hat sich selbst vorbereitet, auch und gerade im Gespräch mit seiner Jüngergemeinde, aber auch im Gebet, wie der Evangelist Johannes es eindrücklich berichtet.
Die nächsten beiden Tage sind nun von besonders schwerer Bedeutung. Vielleicht ist es ja gut, liebe Hörerinnen und Hörer, wenn wir als Vorbereitung darauf einmal tiefere Gedanken über uns selbst auch über Leben und Tod zulassen. Wir müssen nicht daran zerbrechen. Tiefgang kann das Leben wie ein Schiff auch stabilisieren und das besonders, wenn es stürmisch wird.

Johann Weingärtner, Pfr. Der Evangelischen Kirche Teneriffa Nord

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Erstellt am: 14.04.2014 19:31 Uhr

Zündfunke, 15.04.14

Schon gestern, liebe Hörerinnen und Hörer, habe ich darauf hingewiesen, dass unsere anglikanischen Mitchristen diese stille oder Karwoche genannte Woche vor Ostern die holy week, die heilige Woche, nennen. Das hat sicherlich seinen Grund in der Ballung von christlichen Schwerpunktthemen, wie wir gestern bereits gehört haben, die aber eben auch ganz und gar menschlich bedeutsame sind: Tod und Leben, Streit und Versöhnung, Schuld und Sühne, Gemeinschaft und Trennung. Was ist daran nun heilig oder besonders heilig?
Der Begriff heilig ist ja durchaus nicht unumstritten. Wer sich selbst heilig vorkommt, ist in der Regel ein unangenehmer Zeitgenosse. Wem nichts mehr heilig ist, ist es in gleicher Weise. Merken wir es? Das Heilige ist einerseits ein Begriff mit schalem Beigeschmack, vor allem, wenn ein Mensch sich selbst dieses Prädikat zueignet oder gerne zueignen lässt. Und andererseits bezeichnet es einen ganz besonderen Wert, auf den wir nicht gerne verzichten möchten. Aber was ist nun in dieser Woche so besonders heilig?
Der Gründonnerstag mit der Gefangennahme Jesu, der Verhaftung eines Unschuldigen, einem mit Falschaussagen behafteten Verhör und menschenverachtender Folter? Eher doch wohl das ganz und gar besondere Mahl am Abend, das hinweist auf grenzüberschreitende Gemeinschaft der Menschen mit Gott und unter einander. Aber auch das ist nicht ohne Schattenseite. Beim Teilen von Brot und Wein wird der Verräter entlarvt und die tragische Judasgeschichte, die in der Geschichte der Menschen sich immer wiederholt hat und mit dem Begriff des Judaskusses als Zeichen für Hintergehen und Verraten von Freunden sprichwörtlich wurde.
Was ist daran heilig?
Und erst der Karfreitag. Der schwere Gang aus der Stadt hinaus zum Schandhügel Golgatha. Das Zusammenbrechen unter untragbarer Last. Die Spottrufe der Feinde und deren Claqueure. Die zu erleidenden Schmerzen, die Einsamkeit, das Verlassensein von Gott und Mensch. Was, ja was ist daran heilig?
Ich habe einmal gelernt, dass alles heilig ist, was zu Gott gehört. Ja, liebe Hörerinnen und Hörer, das gilt in der Tat für diese Woche mit ihren großen Themen, ihren tragischen Ereignissen auch dem schrecklichen Geschehen, das uns in die tiefsten Abgründe menschlichen Denkens, Empfindens und Handelns Einblick gewährt. Und das, in der Tat, gerade das gehört nun zu Gott. Er begibt sich in die tiefsten Tiefen des Menschseins hinein, und nun ist ihm nicht Menschliches mehr fremd. Die holy week, die heilige Woche zeigt uns den zutiefst solidarischen Gott. Und damit haben unsere anglikanischen Mitchristen einen besonders zutreffenden Begriff für diese Woche gewählt: The holy week, die heilige Woche.

Johann Weingärtner, Pfr. Der Evangelischen Gemeinde Teneriffa Nord

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Erstellt am: 14.04.2014 19:29 Uhr

Predigt am Palmsonntag 2014 in Puerto de la Cruz

Philipper 2, 5-11
5 Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht:
6 Er, der in göttlicher Gestalt war,
hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein,
7 sondern entäußerte sich selbst
und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
8 Er erniedrigte sich selbst
und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.
9 Darum hat ihn auch Gott erhöht
und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist,
10 dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie,
die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,
11 und alle Zungen bekennen sollen,
dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.

Liebe Gemeinde,
Vielleicht geht das ja gar nicht anders. Vielleicht muss man, wenn es um Christus geht, ein Lied auf ihn singen, einen Hymnus. Und einen solchen habe ich eben vorgelesen. Die urchristliche Gemeinde hat ihn gesungen. Die Melodie kennen wir nicht. Und eine neue zu schreiben, dazu fühlte ich mich nicht in der Lage. Das ist auch nicht gerade meine Kompetenz, Lieder zu dichten. Aber ein solches auf den Christus Gottes, der doch so ganz und gar Mensch war, das würde mir schon gefallen.

Und so habe ich danach gesucht. Nicht unbedingt nach Melodien. Mir ist auch nicht bekannt, dass eine auf diesen Christushymnus geschrieben worden ist, etwa so wie auf das Magnifikat der Maria. Manchmal kommt man der Form des Lobpreises ja schon mit einem Gedicht nahe. Ein solches fand ich in der Tat. Eine kleine Kostprobe: Die Textzeile, die ihm zugrunde liegt lautet: Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein.

Er war wie Gott,
sah aus wie Gott
und hielt sich doch
nicht fest an Gott,
so wie ein Dieb den Beutel Geld
ganz fest in seinen Händen hält.

Luther hat fast ein wenig vornehm übersetzt: Er hielt es nicht für einen Raub. Wenn man genau übersetzt, ist damit in der Tat die Verhaltensweise eines Diebes umschrieben, der mit Gewalt nach einem Beutel mit Wertsachen greift, ihn an sich reißt und ihn begierig festhält.
Das hätte er, Jesus, ja mit seiner göttlichen Würde tun können.

Da war doch die Stimme vom Himmel bei seiner Taufe gewesen, die da sagte: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Das hätte er doch machtbewusst ausnutzen können. Das taten zu seiner Zeit in der römisch – hellenistischen Welt ja viele so genannte Göttersöhne, die durch das Land zogen, sich selbst ihrer göttlichen Qualitäten priesen, daraus Einfluss und vor allem auch Geld machten.

Nein, Jesus Christus tut das nicht. Das unterscheidet ihn von all denen, die das religiöse Spektakel unter seinen Zeitgenossen treiben. Und wenn Menschen Zeichen und Wunder als Beweis seiner göttlichen Herkunft von ihm forderten, dann lehnte er oft ab, ging einfach seinen Weg, denn:

Er war wie Gott,
sah aus wie Gott
und hielt sich doch
nicht fest an Gott,
so wie ein Dieb den Beutel Geld
ganz fest in seinen Händen hält.

Und nun fährt Paulus, nachdem er dargestellt hat, was Jesus Christus nicht tat, fort mit dem, was er an dessen Stelle gesetzt hat:
Sondern er entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
Sich entäußern, das ist ein schwieriges Wort. Was meint es? Tritt da einer aus sich selbst heraus? Fährt er gar aus seiner Haut? Und wenn Ja, in welch eine andere fährt er hinein? Eugen Roth hat einen solchen Prozess einmal so beschrieben:
„Oft führ man gern aus seiner Haut./ Doch wie man forschend um sich schaut,/ erblickt man ringsum lauter Häute,/ in die zu fahren auch nicht freute.“

Ob es den Christus gefreut hat, aus seiner göttlichen Haut zu fahren, und dann, ja dann wohin?
Wieder lasse ich den zeitgenössischen Nachdichter dieses paulinischen Christushymnus zu Worte kommen. Er überträgt die lutherische Übersetzung dessen, was die Entäußerung des Christus meint, in folgende Zeilen:

Was an ihm Gott war,
ließ er von sich
und wurde Mensch
wie du und ich
mit Hunger, Durst und Traurigkeit
mit Schmerz und Tod, mit Angst und Leid.
„Ich will so sein“,
sagt er, „wie ihr.
Doch will ich das tun,
was Gott will.
Mein Leben soll sein Leben sein.
Will er den Tod, so sterbe ich.“
(Hier ruft Paulus dazwischen:)
Und Jesus ist ja wirklich am Kreuz gestorben.

Heute Vormittag waren meine Frau und ich in La Laguna, um die Palmsonntagsprozession von der großen renovierten Kathedrale aus mitzuerleben. Es ist schon faszinierend, wie tief Frömmigkeit in einem Volk verwurzelt sein kann. Und dann sahen wir den Prozessionszug. Zunächst einige würdige Damen und Herren. Danach die Blaskapelle. Und dann kam eine Gruppe von Kindern, wie die anderen auch mit Palmenzweigen in den Händen, wie wohl auch seinerzeit beim Einzug in Jerusalem. Dann aber folgte im Zug der auf einem festlichen Wagen angebrachte der Esel mit Jesus darauf. Als ich dies sah, kam Widerwillen in mir hoch, ja sogar ein Anflug von Übelkeit. Jesus gekleidet wie ein hochwürdiger Potentat mit Purpurmantel und Strahlenkrone. Nein, liebe Gemeinde, so ist er nicht in Jerusalem eingezogen! Er trug das Gewand des Wanderpredigers aus Nazareth mit dem Staub der Straße daran. Deshalb ritt er ja auch einem Esel und nicht auf einem prachtvollen Pferd.
Warum können wir Menschen es so schwer ertragen, dass Gott sich so erniedrigt? Wollen wir den Christus, so wie Paulus ihn in unserem Bibelwort beschreibt, nicht? Ist er uns unerträglich? Oder wollen wir ihn so erniedrigt nicht, weil uns selbst die Teilhabe an Macht und Hoheit im weltlichen wie kirchlichen Bereich gleichermaßen lieber ist, als der beschwerliche Gang auf unteren Wegen in den Fußspuren der Machtlosen und Geknechteten, der Schuldigen und von Leid und Not Geplagten? Jesus ist diesen Weg gegangen bis zum bitteren Tod am Kreuz zwischen zwei Verbrechern. Da erlebt er seine Erhöhung, so wie er es bei Johannes sagt: Wenn ich erhöht werde von der Erde….. Und damit meinte er, welchen Tod er sterben würde. Der am Kreuz hängende Christus ist der erhöhte. Und wenn er später als der neben Gott thronende Weltenrichter geschildert wird, dann trägt er stets die Spuren des Kreuzes an sich oder wird als Lamm, das für andere geopfert wird, geschildert. Das ist der biblische Befund, liebe Gemeinde. Und der darf um Gottes und der Menschen willen nicht verfälscht werden.

Allerdings, so erstrebenswert ist das wahrlich nicht gewesen, die göttliche Existenz zu verlassen und in die menschlich allzu menschliche Haut zu fahren. Und dies alles, liebe Gemeinde, ist bei Jesus Christus eben nicht nur graue Theorie, die er seinen Zeitgenossen in flammenden Reden in die Ohren bläst. Nein, er praktiziert das. Er propagiert nicht nur den Weg nach unten, er geht ihn. Wo finden wir ihn denn? Welche menschlichen Existenzen haben es ihm besonders angetan?

Ich sehe ihn bei den Aussätzigen. Jene Kranken, die von einer Seuche befallen sind, die bei anderen nur Ekel hervorruft und sie auf Distanz gehen lässt. Er scheut sich nicht in die Siedlungen der Aussätzigen zu gehen, nicht einmal Berührung vermeidet er, die doch Ansteckung hervorrufen kann. Ausgrenzung auch auf die Gefahr eigener Infektion – das mag man auch übertragen verstehen – das ist nicht seine Art.

Ich sehe ihn in zweifelhafter Gesellschaft. Er isst und trinkt mit Sündern und Huren – so wird ihm vorgeworfen. Der gute Ruf, das ist nicht sein erklärtes gesellschaftliches Ziel. Vielmehr, das Rufen und manchmal nur halblaute Bitten von Menschen wahrzunehmen, die in einer unheilvollen Verquickung von Schuld und Schicksal ins Abseits geraten sind, das ist seine Art und dem geht er nach. Und indem er deren Nähe nicht scheut, ermöglicht er Gemeinschaft. So bringt er verkorkste Biographien wieder auf die Reihe, es ereignet sich im wahrsten Sinn Schalom: Heil und Heilung des Leibes und der geschundenen Seele.

Ich sehe ihn bei den Leidenden und Traurigen, die über Verlust und Minderung der Lebensqualität zu klagen haben. Er begegnet dem Trauerzug des Todes mit dem Zug des Lebens und des Trostes. Und am Ende erscheint er als der Lebendige den in Verzweiflung und Resignation erstarrten Jüngern mit dem Gruß des Friedens.

Der am Kreuz erhöhte Jesus ist der Christus. Und auch dann noch, wenn die Bibel ihn als zur Rechten Gottes als Weltenrichter sitzend beschreibt, trägt er immer noch die Nägelmahle des Gekreuzigten an seinem Leib. Er wird beschrieben als das Lamm – ein Opfertier – dem alle Würde und Herrlichkeit gebührt. Gott, der Mensch wird ganz und gar, der und der allein sorgt dafür, dass wir als Menschen in der Nähe Gottes sein dürfen, eben, weil er uns so nahe gekommen ist.
Der gestern war, ist heute gegenwärtig und wir morgen und in Ewigkeit derselbe. Eigentlich kann man sein Lob nur singen. Tun wir es nach dem mit dem Lied:

1. Jesus Christus herrscht als König,
alles wird ihm untertänig,
alles legt ihm Gott zu Fuß.
Aller Zunge soll bekennen,
Jesus sei der Herr zu nennen,
dem man Ehre geben muß.

2. Fürstentümer und Gewalten,
Mächte, die die Thronwacht halten,
geben ihm die Herrlichkeit;
alle Herrschaft dort im Himmel,
hier im irdischen Getümmel
ist zu seinem Dienst bereit.

3. Gott ist Herr, der Herr ist Einer,
und demselben gleichet keiner,
nur der Sohn, der ist ihm gleich;
dessen Stuhl ist unumstößlich,
dessen Leben unauflöslich,
dessen Reich ein ewig Reich.

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Erstellt am: 14.04.2014 19:27 Uhr