Zündfunke, 01.05.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Erster Mai, Tag der Arbeit, verehrte Schwestern und Brüder; ein freier Tag in der Woche für viele, die Arbeit haben und auch für jene, die arbeitslos sind. Dabei lässt uns gerade hier in Spanien das Thema nicht los, das die Politik, die Wirtschaft und unsere Gesellschaft dauernd beschäftigt: Es gibt rund 6 Millionen Arbeitslose in diesem Land, es gibt es viel zu wenig bezahlte und bezahlbare Arbeitsplätze, viele verdienen nicht genug für ihren Lebensunterhalt und zugleich ersticken andere fast in der Arbeit. Von den jungen Erwachsenen bis 25 Jahre, von denen nur jeder Zweite einen Job hat, mal ganz zu schweigen. So ist dieser Tag Anlass genug, über die Arbeit und ihren Sinn nachzudenken.
Denn Arbeit oder Dienst gehören zum menschlichen Leben und zu dieser Welt, solange es sie gibt. Schon am ersten Tag der Schöpfung, von dem die Bibel berichtet, beginnt Gott mit der Arbeit: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Alles beginnt mit Arbeit, die Trennung von Licht und Finsternis, die Scheidung von Wasser und festem Land und wie am 6. Tag der Mensch, Mann und Frau geschaffen wurden. Auch wenn das Ganze kein naturwissenschaftlicher Bericht ist, sondern ein Bekenntnis, das in die Form einer schönen Erzählung eingepackt wurde, so hat es doch einen wichtigen Kern: Gott arbeitet für die Menschen und für die Welt und dient ihnen. Diese Arbeit Gottes tut mir gut. Ich lebe von ihr. Und das kann und soll ich weitergeben: als Dienst für andere, damit es denen auch gut geht. Das ist Gottes – Dienst, sagt die Bibel. Damit fängt alle Arbeit an
So ist klar, dass es bei der Arbeit immer um mich geht: ich bin nicht für die Arbeit da, sondern die Arbeit ist für mich da, sie soll mir und anderen dienen, und das gilt für die Arbeit, die ich bezahlt bekomme und für die unbezahlte Arbeit. In früheren Jahren gab es die Redeweise, dass man „in Arbeit und Brot“ sein wollte. Das gilt nach wie vor, denn Arbeit muss auch so viel einbringen, dass Menschen ihren Lebensunterhalt damit bestreiten können, für sich und für die, für die sie zu sorgen haben. Darum kann es heute für uns kein höheres Ziel geben, als möglichst vielen Menschen aus der Arbeitslosigkeit heraus zu helfen. Wenn die Konjunktur wieder zu brummen anfängt, dann sollten wir alle Entwicklungen in Wirtschaft und Politik an diesem Maßstab messen: Bringen Sie Menschen „in Arbeit und Brot“? Gibt es Arbeitsplätze, die so sind, dass jeder eine Aufgabe finden kann, die seinen Fähigkeiten entspricht?
Wenn Gott seine Arbeit für mich tut und mir dient, und mir damit Gutes tut, dann sollen auch möglichst viele Menschen die Chance haben zu arbeiten und damit sich und denen, die zu ihnen gehören, Gutes zu tun.

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Erstellt am: 01.05.2014 16:16 Uhr

Zündfunke, 30.04.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Letzter Tag im April, verehrte Schwestern und Brüder, morgen ist der erste Mai. Tag der Arbeit in ganz Europa und viele werden sich auf den Weg machen, um Kundgebungen zu diesem Tag der Arbeit zu besuchen. Deshalb möchte ich Ihnen heute von einem alten Arbeiterlied erzählen, welches ich mal bei einer Tagung von Betriebsseelsorgern gehört und kennengelernt habe.
Das Lied erzählt einen Traum, und in diesem Traum sieht der Schlafende den Himmel. Der Himmel ist, das muss man schon sagen, sehr irdisch, denn in aller Ausführlichkeit wird dort eine Fabrik beschrieben. Aber natürlich keine gewöhnliche Fabrik, sondern eine Fabrik, in der alle Wünsche und Sehnsüchte erfüllt sind. Es ist eine Fabrik ohne Streit und ohne die ganze Problematik der Umweltverschmutzung; eine Fabrik, in der die Arbeit den Menschen zur Freude dient. Und alles, was diese Fabrik so perfekt macht, ist im Refrain des Liedes auf den Punkt gebracht, denn dort heißt es:
Die Fabrik, die war aus Marmor, die Maschinen, die waren aus Gold, und niemand dort oben wird müde, und niemand dort oben wird alt.
Anscheinend wurde dieses Lied auch häufig am ersten Mai gesungen, es ist von seinem Text her ja auch wie geschaffen dafür. Was mir daran gefallen hat war der Gedanke, dass die menschliche Arbeit etwas so Wertvolles ist, dass sie auch im Himmel gewürdigt wird. Dass das, was wir hier auf der Erde anstreben, einen Funken des Göttlichen in sich trägt. Dazu gehört auch unsere Fähigkeit, etwas zu gestalten und zu erarbeiten und damit hier auf der Erde ein Stück des Himmels zu verwirklichen, den Himmel sozusagen auf die Erde zu holen. Jesus hat uns dazu ja sogar ermutigt. Er hat immer wieder vom Reich Gottes gesprochen. Aber nicht irgendwo im Himmel, sondern hier auf der Erde. Das würde dann bedeuten, dass wir hier auf der Erde das Reich Gottes mitgestalten, dass wir daran mitarbeiten.
Wenn Jesus vom Reich Gottes gesprochen hat, dann hat er es immer mit Dingen aus dem Alltag verglichen. Mit dem Wachsen der Saat zum Beispiel, oder er hat von den Arbeitern im Weinberg erzählt. Heute würde Jesus vielleicht eine Geschichte aus einer Fabrik erzählen. In diesen Geschichten beschreibt Jesus eine Welt, in der das Reich Gottes spürbar wird, weil Menschen nicht auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Es ist eine andere Art, zu leben. Und es ist ein Auftrag an uns: den Himmel auf die Erde zu holen, so, wie es auch in der letzten Strophe des Liedes geschieht, das von der Fabrik aus Marmor erzählt. Da heißt es nämlich:
Als ich von diesem Traum erwacht, da wunderte ich mich gar sehr. Mein Wunsch ist, dass so `ne Textilfabrik auf unserer Erde hier wär….

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Erstellt am: 01.05.2014 16:11 Uhr

Spanischkurse in Adeje

Im Centro Cultural von Adeje in Zusammenarbeit mit der Universität von La Laguna finden Sprachkurse in unterschiedlichen Niveaustufen für Ausländer statt.
Die Kurse beginnen im Juni 2014 und enden im September 2014.
Mehr Informationen finden sie auf der Internetseite: https: www.fg.ull.es
Oder schreiben eine E-mail an: info@espanolentenerife.com oder kommen sie vorbeim im: Centro Cultural de Adeje, calle Príncipe Pelinor.
Der Kurs (3 Monate) kostet für Einwohner von Adeje 108 € oder 132 € für nicht gemeldete Personen. Wir freuen uns auf ihre Anmeldung.

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Erstellt am: 30.04.2014 19:51 Uhr

Offener Brief vom LORO-Park

Offener Brief an Naturschützer
In den letzten Monaten ist das Unternehmen, das ich mit viel Herzblut und seit 41 Jahren mit tiefem Respekt für die Tiere betreibe, zum Angriffspunkt von einigen Minderheitsgruppen geworden. Diese Gruppen tun nichts für die Erhaltung und den Schutz von Tieren in der Natur, obwohl sie in den
Medien mit dem Gegenteil prahlen. Diese langanhaltende Auseinandersetzung, die in den sozialen Netzwerken ihre Höhepunkte erreichte, hat als Protagonisten das junge Orcaweibchen Morgan, welches im Jahr 2010, stark ausgehungert und geschwächt, an der holländischen Küste aufgefunden und vom Dolfinarium Harderwijk gerettet wurde. Das Tier war dem Tod nahe und obwohl niemand damit rechnete, dass sie die erste Nacht überleben würde, gelang es sie zu füttern und aufzupäppeln. Ein Jahr später entschied das niederländische Gericht sie zum Loro Parque auf Teneriffa zu übersiedeln.
Der 23. April 2014 ist sowohl für Morgan als auch für den Loro Parque zu einem wichtigen Datum geworden. Es handelt sich um den Tag, an dem der holländische Staatsrat, die allerhöchste Instanz der niederländischen Justizverwaltung, in seinem Urteil die Rechtmäßigkeit der Übertragung des Tieres in die Einrichtungen des Loro Parque bestätigt hat. Dies ist das fünfte Mal, dass die holländische Verwaltung nach wiederholten Einsprüchen seitens einiger sogenannter Tierschützer die Gültigkeit der CITES-Genehmigung für diese Übertragung bestätigt hat. Tierschützer, die unsere zoologische Einrichtung systematisch mit Falschaussagen und irreführenden Informationen angreifen, ohne jedoch Interesse zu zeigen, ob Morgan in der Natur überleben würde oder nicht. Auch die Europäische Kommission in Brüssel bestätigte in diesem Fall bereits die strikte Einhaltung der Norm.
Was war denn unser schreckliches Verbrechen? Einem, in Not geratenenTier geholfen zu haben, so wie wir es immer getan haben, wenn wir um Hilfe gebeten wurden? Ehrlich gesagt denke ich, dass diese Entscheidung als Morgans rettende Begnadigung angesehen werden darf, da ihre Wiedereinführung ins offene Meer Leid und Tod bedeutet hätten.
Bereits im August 2011 fertigte das niederländische Landwirtschaftsministerium einen offiziellen Bericht an, in dem die verschiedenen Gutachten mehrerer unabhängiger Experten im Detail überprüft wurden. Dieser Bericht belegte, dass die einzigen Alternativen für Morgan das Einschläfern oder die Haltung in geeigneten Anlagen in Menschenobhut waren. Nach Meinung der befragten Experten und des niederländischen Ministeriums waren die Überlebenschancen bei einer Freilassung ins Meer äußerst gering (weitere Informationen über die Geschichte und aktuelle Situation von Morgan unter dem QR-Code am Ende dieses Briefes oder unter www.loroparque/morgan).
Der Loro Parque hatte nicht um die Aufnahme von Morgan in die bestehende Orca-Gruppe gebeten. Es war die niederländische Regierung, die unsere Hilfe und Zusammenarbeit beantragte. Ein Hilferuf, dem wir bereitwillig entgegenkamen, so wie wir es immer tun wenn eine Behörde uns um Beistand bittet, wenn es darum geht das Wohlergehen eines geretteten oder beschlagnahmten Tieres zu sichern. Unabhängig davon scheinen einige Mitglieder besagter Tierschutz-Vereinigungen auf ihren Schuldzuweisung zu beharren und systematisch die zoologischen Einrichtungen für jegliche Probleme der Tiere verantwortlich zu machen. Es ist sonderbar, dass kein ähnlicher Aufwand oder die
gleichen Bemühungen vorgenommen werden, wenn es darum geht, die Öffentlichkeit zu informieren, mit welchen echten Problemen manche in Not geratene Tierarten in der Natur zu kämpfen haben.
Zu einem Zeitpunkt, zu dem unser Planet 7,2Milliarden Menschen beherbergt, von denen 5Milliarden (70 %) in den letzten 100 Jahren hinzugekommen sind und davon1 Milliarde allein in den letzten 11 Jahren, darf man sich fragen: Was wird mit den Tieren geschehen, wenn ihre
Botschaften, die Zoos, geschlossen werden? Wer wird sie verteidigen? Die Gruppierungen, die nicht dafür bekannt sind je den Status einer bedrohten Art in freier Natur verbessert zu haben? Die kleinen Organisationen, die ausschließlich für die 257 Delfine der europäischen Delfinarien kämpfen, aber noch nie etwas für die rund mehr als 300.000 Delfine getan haben, die jährlich in den Meeren sterben?
Der Loro Parque erfüllt die rechtskräftigen Vorschriften für Zoos über die Anforderungen hinaus und tat dies schon bevor in Spanien das betreffende Gesetz erlassen wurde (2003) und sogar vor Inkrafttreten der Europäischen Richtlinienfür Zoos im Jahr 1999. Aus diesem Grund und aufgrund der stetigen Bemühungen um die Verbesserung der Standards, ist der Loro Parque der erste Zoo der Welt, der die Biosphärenpark-Zertifizierung “Animal Embassy” von dem der UNESCO angeschlossenen “Instituto de Turismo Responsable” verliehen bekommen hat. Dazu kommen die Umwelt- und Qualitätszertifikate: EMAS, ISO 14001 und ISO 9000. Desweiteren werden über dieStiftung Loro Parque Fundación zahlreiche Forschungsprojekte zur Erhaltung und zumSchutz der Natur auf den fünf Kontinenten betrieben. In den vergangenen 20 Jahren haben wir über U$ 15.000.000 in 96 Schutzprogramme zur Arterhaltung von Papageien und Meeressäuger in der freien Natur investiert. Mit diesem Leistungsaufwand ist unter anderem die Herabstufung von zwei Papageienarten auf der Bedrohungsliste der IUCN erreicht worden; eine Art in Kolumbien und eine zweite in Brasilien. Dies sind Erfolge, die für dasWohl der Tier- und Umwelt zu verzeichnen sind.
Der Loro Parque ist außerdem Mitglied aller relevanten zoologischen Berufsverbände: AIZA, EAZA, WAZA, EAAM, IUCN, VDZ und AMMPA und über die Loro ParqueFundaciónebenfalls Mitglied der IUCN (International Union for Conservation of Nature). Als zeitgemäßer, verantwortungsvoller Zoo nehmen wir gerne die Verpflichtung an, allen Institutionen und Behörden zu Hilfe zu kommen, wenn diese benötigt wird. Viele beschlagnahmte Tiere haben so über die Jahre im Loro Parque ein neues Zuhause und die allerbeste Pflege gefunden, wie z. B.: Papageien, Raubkatzen, Schimpansen, Pinguine, Robben; um nur einige wenige zu nennen.
Jedes Jahr besuchen 700 Millionen Menschen die Zoos weltweit. Dies entspricht 10 % der gesamten Weltbevölkerung und bedeutet, dass die heutigen modernen Zoos tatsächlich als effiziente und kraftvolle Werkzeuge der Bewusstseinsbildung zu verstehen sind und damit zur Erhaltung
der Tierwelt beitragen. Deshalb widmen wir uns tagtäglich mit erhöhtem Engagement dem Wohlbefinden unserer Tiere und dem Schutz besonders bedrohter Arten in freier Wildbahn und deren natürlichen Lebensräume. Ich bin von der Bedeutung der Zoos für die Tiere und die Natur vollkommen überzeugt. Wir sind die allerersten, die jenen Zoos kritisch gegenüber stehen, die ihre Tiere nicht richtig behandeln, die sich nicht bemühen ihre Besucher im nachhaltigen Sinne zu erziehen oder nicht zur Arterhaltung
beitragen. Wir werden immer mit jenen zusammenarbeiten, die aus den Zoos nützliche Werkzeuge zum Wohl der Tiere und der Natur machen und danach streben, es täglich besser zu machen.
Dieser offene Brief ist eine Antwort auf die zahlreichen öffentlichen Aussagen von Tierliebhabern, die der Fall Morgan mit sich gebracht hat und wir wünschen uns nichts sehnlicher und empfehlen all denen – die wie wir – die Tiere lieben, dass sie bitte ihre Anstrengungen auf die Arten
konzentrieren, die wahrhaftig bedroht sind und all unserer Hilfe bedürfen. Wir sind davon überzeugt, dass die über 45 Millionen Menschen die den
Loro Parque bereits besucht haben, sich zweifellos denTieren verbunden fühlen.
Mit freundlichen Grüßen.
Wolfgang Kiessling
Präsident

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Erstellt am: 30.04.2014 19:25 Uhr

Zündfunke, 29.04.14

Diakon Bertram Bolz
In einem Psalmwort, verehrte Schwestern und Brüder, da heißt es: „Lenke, oh Herr, meinen Schritt nach deiner Verheißung, kein Unrecht habe Gewalt über mich (Psalm 119,133).
Also: Gottes Wort – so ähnlich wie ein gutes Schuhwerk. Nicht irgendwelche, nicht ausgetretene Schuhe, in denen man keinen Halt hat. Nicht hohe, so wie man sie manches Mal im Schaufenster entdeckt oder an einem hübschen Bein bewundert. Nein, Gottes Wort wie Schuhe, die wirklichen Halt und Sicherheit bieten.
Wie wichtig feste Schuhe sind, merkt man erst, wenn die Wege schwierig sind, wenn der Boden glatt und schlüpfrig wird – oder wenn die Füße schlechter werden. Wer keinen sicheren Halt hat, wie feste Schuhe ihn bieten, der kann ganz schnell ermüden, der kann sich leicht vertreten. Umknicken und sich verletzen. Vielleicht haben das manche von Ihnen schon erlebt. Lenke, oh Herr, meinen Schritt nach deiner Verheißung. Eine Bitte ist das. Ein Gebet.
Wer so bittet, der oder die hat die Erfahrung gemacht, wie es ist, ohne festen Halt und sicheren Tritt durch die Gegend zu stolpern. Gottes Wort wie feste Schuhe.
Da hat einer das Wort Gottes für sich entdeckt als ein Angebot. Als eine Orientierungshilfe, die nicht alle Kleinigkeiten festlegt, aber doch die große Richtung anzeigt. Als ein Trostwort, das nicht alle Probleme löst, aber Mut zuspricht für schwierige Zeiten und – auch Vergebung anbietet für Dinge, die nicht gut gelaufen sind. Und darum bittet er: Lass das so werden, Gott, dass meine Schritte immer mehr Halt bekommen durch dein Wort. Dass meine Entscheidungen abgestützt sind durch dein Wort. Wie kann das aussehen? Kann ich das erleben? fragen manche.
Ein Bekannter hat mir erzählt: Ich erlebe es immer wieder. Ein Wort aus der Bibel macht mir Mut. Gerade wenn ich keine Antriebskraft spüre, weil ich schon vorher denke, das schaffst du sowieso nicht. Dann sagt mir Gottes Wort: du schaffst es durch seine Kraft. Gottes Wort tröstet mich, wenn ich mich einsam fühle, weil es mir sagt: Du bist nicht allein. Gott ist bei dir, auch jetzt. Damit will ich leben. Diese Schuhe ziehe ich mir an.

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Erstellt am: 29.04.2014 18:45 Uhr

Zündfunke, 28.04.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, nur weil man in der Garage steht.“ Dieses Wort des Theologen und Arztes Albert Schweitzer, verehrte Schwestern und Brüder, ist Ihnen vielleicht schon einmal zu Ohren gekommen. „Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, nur weil man in die Garage geht oder in der Garage steht.“ Ein Wort, das mich mehr als nachdenklich macht. Schließlich treffe ich immer wieder Leute, die sagen: „Ach, wissen Sie, Herr Bolz, ich renne nicht dauernd in die Kirche, aber ich bin trotzdem ein rechter Christ.“ Natürlich, ich käme nie – auch wenn das in meiner Kirche nicht alle so sehen wie ich – auf den Gedanken, das Christsein am Kirchgang zu messen. Aber ich lese in der Apostelgeschichte des Neuen Testamentes eben auch: Die ersten Jüngerinnen und Jünger Jesu gingen gern in die Kirche zum Gottesdienst. Sie hatten zwar noch keinen besonderen Kirchenraum wie wir, sondern sie trafen sich in ihren Häusern. Aber warum taten sie es gern? Der Evangelist Lukas berichtet, dass sie gern zusammen kamen, miteinander Gott lobten, die Schriften vorlasen und das Brot in Gemeinschaft miteinander teilten. Nicht nur das – sie teilten auch, was sie hatten, mit denen, die nichts hatten. Aber genau das machte ihren „Kirchgang“ glaubwürdig: den Alltag miteinander teilen.
„Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.“ Dieses Wort von Albert Schweitzer möchte dazu einladen, in die Kirche zu gehen und miteinander zu teilen. Er hat das in großartiger Weise als Urwalddoktor im afrikanischen Lambarene verwirklicht. Viele machen heute etwas Ähnliches, etwa die Gesellschaft „Ärzte ohne Grenzen“ und auch andere. Ein Gemeindemitglied von uns fliegt immer wieder zu Ingenieureinsätzen – sei es nach Südamerika oder derzeit in die Ukraine. Jugendliche gehen als Missionare auf Zeit ein Jahr oder zwei zum Einsatz in ein Entwicklungsland oder leisten ein soziales Jahr. Sie halten sich nicht für besser als die, die nicht in die Kirche gehen. Sie freuen sich an der Gemeinschaft in der Kirche und setzen sich gleichzeitig im Alltag für ihre Mitmenschen ein. Gelebtes Christentum – darum ging es den Anhängern Jesu damals, darum ging es Albert Schweitzer und darum geht es auch heute – bei Ihnen und mir.

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Erstellt am: 28.04.2014 19:17 Uhr

Predigt zum 2. Sonntag der Osterzeit 2014 (27.04.)

L I: Apg 2, 42-47 / Ev.: Joh 20, 19-31
Schwestern und Brüder!
Es ist eine uralte Geschichte, die wir da eben gehört haben: Das Erscheinen Jesu und dazu der ungläubige Thomas. Das kennen wir doch – ist ein alter Hut! So häufig unsere erste Reaktion. Aber ist es wirklich ein so alter Hut? Ich für meinen Teil nehme wahr, dass diese Erzählung mir immer wieder neue Gedanken eröffnen kann und zwar in ganz verschiedene Richtungen. Wichtig ist dabei nur, dass ich, dass wir versuchen uns in die damalige Situation hinein zu versetzen, in die Gefühls- und die Erlebniswelt der Jünger und wir dann eben die Situation von heute daneben stellen und schauen, was das schlussendlich für uns heißen könnte.
Gehen wir also gedanklich mal 2000 Jahre zurück, zu jenem besagten Abend des ersten Wochentages nach der Kreuzigung Jesu. Was für schreckliche Tage lagen da hinter den Jüngern. Zuerst der Triumph, als Jesus in Jerusalem eingezogen ist, und ihr Stolz dabei, zu ihm zu gehören. Endlich würde er seine Macht als Sohn Gottes zeigen. Doch dann wurde es schnell mehr als seltsam. Da war das dieses Abendmahl, das sie mit ihm feierten, bei dem sie ihn aber oft nicht verstanden. Er sprach von Dingen, die sie nicht einordnen konnten und er wusch ihnen die Füße; ein Messias der die Füße wäscht, was ist das denn bitte schön!! Dann redete er davon, dass sie – die Freunde – ihn verleugnen und verraten würden. Also bitte, das kann doch nicht sein – und doch kam es genauso. Der seltsame Abend im Garten Gethsemane, der Verrat von Judas und dann dieses Schnellverfahren. Welche Angst da auf einmal in ihnen aufgestiegen ist und erst recht, als das Urteil all ihre schlimmsten Befürchtungen übertraf. Das Volk, das ihm so zugejubelt hatte und von denen er so viele geheilt hatte, sie wollten ihn lieber am Kreuz sehen als den Mörder Barrabas. Verkehrte Welt! Er wurde gekreuzigt, schnell in ein Grab gelegt, damit der Sabbat ja nicht gestört wurde und ein dicker Stein davor gerollt. Und jetzt? Jetzt sitzen die Jünger verängstigt und verstört in diesem Haus, verstecken sich vor den jüdischen Häschern, weil sie Angst haben, dass sie und die Soldaten kommen und auch mit ihnen kurzen Prozess machen.
Spüren Sie, spüren wir hier diese Angst? Spüren wir die Unsicherheit, die Furcht und den Schrecken der Jünger, der ihnen da in den Gliedern sitzt? So aber haben die Jünger nicht nur die Türen von innen verschlossen, nein – sie haben auch ihre Herzen verschlossen. Angst, Trauer und Enttäuschung halten sie so gefangen, dass sie sich nicht mal von der Botschaft der Maria Magdalena öffnen lassen, von ihrer Begegnung mit dem Auferstandenen. Es stimmt schon, eine geschlossene Gesellschaft unter dem Zeichen der Angst ist unfähig, Neues aufzunehmen und Neues zuzulassen. Sie ist auch unfähig, die eigene Vergangenheit anzuschauen und anzunehmen: die eigene Schuld, den Verrat am Rande des Kreuzweges, die Flucht vor dem Kreuz.
Sehen Sie und gerade darin erkenne ich nun wieder etwas Neues. Ich erkenne eine Versuchung der Kirche bis heute, die da heißt: Angst vor den Menschen und Angst vor neuen Entwicklungen. Wenn man Angst hat sich stellen zu müssen, dann schließt und igelt man sich ganz gerne ein. Dann ist eine Art Burgmentalität angesagt: nämlich drinnen zusammenrücken, keinen Widerspruch wagen, Augen und Türen verschlossen halten und abwarten, was passiert. Draußen ist ja nur das Böse und Gefährliche, all das, was der Lehre gefährlich werden könnte, wie es Kardinal Müller nicht müde wird zu betonen. Diese Denkweise hat lange das Leben der Kirche bestimmt und erst ein Johannes der 23ste, der heute heiliggesprochen wird, hat die Fenster durch das Konzil ein klein wenig aufgemacht. Aber das hat anscheinend nicht ausgereicht, denn auch heute beherrscht vielfach Angst das Denken in der Kirche und auch das kirchliche Leben. Selbst wenn Papst Franziskus nicht müde wird, genau dagegen an zu predigen und etwas anderes vorzuleben.
Nehmen wir nur mal das Beispiel der Frauen: Wenn Frauen eine stärkere Beteiligung an Leitung und Ämtern in der Kirche, an Verkündigung und Gottesdienst einfordern, dann sagt die Angst derer, die das Sagen haben: Das darf doch um Gottes und des Glaubens willen nicht sein. Maria Magdalena hatte – Sie erinnern sich an die Osterpredigt – vom Auferstandenen den Auftrag, den Jüngern die Osterbotschaft zu verkünden. Heute aber verbieten genau diese Nachfolger der Jünger Jesu den Frauen, also den Nachfolgerinnen von Maria Magdalena, in der Messe zu predigen. Mir kommt das so vor, als klopfe auch heute Maria Magdalena wieder an verschlossene Türen, hinter die sich die männlichen Jünger mitsamt der Kirche zurückgezogen haben.
Diese Angst in der Kirche und ihren Ämtern vor einer Verweltlichung, die gilt aber auf allen Ebenen und sie gilt für alle Christinnen und Christen, die sich ihrer Würde aufgrund ihrer Taufe bewusst geworden sind. Diese Angst gilt den Frauen und Männern, die sich eben nicht mehr vorschreiben lassen, wie sie zu leben haben, sondern die ihr eigenes Gewissen befragen. Diese Angst gilt den Theologinnen und Theologen, die neue Wege zum Verständnis und zur Vermittlung der frohen Botschaft suchen und sie gilt den Geistlichen, die in ihrer Praxis mehr der Menschenfreundlichkeit und Barmherzigkeit Jesu gehorchen als kirchlichen Geboten und Gesetzen und die dazu auch öffentlich stehen.
Schauen wir aber zurück auf Jesus. Er, der alle Ängste bis in die letzte Todesnagst hinein selbst erfahren hat, der kann nun auch durch verschlossene Türen der Angst gehen. Er tritt bei seinen Jüngern ein – und was macht er? Er klagt sie nicht an und er macht ihnen auch keine Vorwürfe wegen ihrer feigen Flucht oder des Verrates. Im Gegenteil: Er wünscht ihnen allen den Frieden. In genau dieser Situation kann dieser Gruß aber nur zuvorkommende und grundlegende Vergebung bedeuten. Jesus nimmt seine Jünger an, wie sie sind; das ist die Frucht von Ostern. Er nimmt sie an in all ihrer Schuld und ihrer Angst und zeigt ihnen dabei seine Todeswunden. Diese bleiben Zeichen seiner Liebe, die bis in den Tod reicht. Gerade deswegen braucht es aber keine Angst mehr zu geben – auch nicht bei seinen Jüngern: Friede sei mit euch! Eine grundlos geschenkte Versöhnung, die die Jünger öffnet, denn: Sie freuten sich, als sie den Herrn sahen.
Eine Kirche, die dem Auferstandenen folgt, wird man also nicht zuletzt daran erkennen, wie sie zu ihren Wunden und Niederlagen steht. Verschließt sie sich vor Angst in Selbstrechtfertigung, vielleicht sogar Selbstherrlichkeit oder kann sie wirklich selbstkritisch an sich arbeiten im Vertrauen, dass Gott sie, auch bei aller Schuld aus der Vergangenheit, eben nicht fallen lässt. So aber kann die Kirche, wie auch jede und jeder Einzelne von uns, die eigenen Verletzungen und Schatten wahrnehmen; man muss sie nicht verdrängen, sondern kann sich ihnen ohne Angst stellen, im Vertrauen auf die zugesagte Vergebung Gottes. Solches Vertrauen aber kann von innen verschlossene Türen öffnen und so werden die Kirche und wir alle auch zum Mit-Leiden fähig: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der bedrängten und Armen, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Jesu.“ So lautet der Eingangssatz des Konzilstextes über „Die Kirche in der Welt von heute“. Nur in dieser Offenheit kann die Kirche den Menschen heute begegnen, ihre Sorgen und Hoffnungen wahrnehmen, davon lernen und im Sinne der Menschenfreundlichkeit Jesu darauf reagieren. Sie wird so die von Jesus empfangene Versöhnung an alle weiterschenken, deren Sorgen und Hoffnungen sie wahrnimmt und ihnen helfen, Wege zum Leben zu finden und sie ihnen zu öff-
nen.
Die Aussage: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch!“, bedeutet für mich in diesem Zusammenhang, dass die Jünger die Sendung nicht allein aus eigener Kraft weiter tragen können. Sie brauchen dazu den Heiligen Geist, den Beistand von oben. Alle Ostergeschichten sind deshalb aber auch Sendungsgeschichten und Geistgeschichten. Denn man kann nicht an die österliche Vergebung glauben und sie dann für sich behalten wollen! Spüren Sie das? Diese Stelle wendet sich nicht allein an die Priester, denen die Verwaltung des Bußsakramentes übertragen wird, sondern hier ist jeder Christ, jede Christin gemeint, denen die Vergebung, der österliche Friede zugesagt ist und die daran zu glauben wagen.
Die grundlose Vergebung befreit von Angst, sie öffnet alle Selbstverschließung und befreit zum neuen Anfang. Auch wir sind eingeladen diese österliche Vergebung weiterzugeben. Wer könnte sich denn da bitte ausschließen? Der Hinweis auf die Verweigerung der Vergebung zielt also nicht auf die Vollmacht des Beichtvaters, die Vergebung zu verweigern, wie wir das mal gelernt haben, sondern sie zielt vielmehr auf die Gefahr, dass wir selbst der Weitergabe der Vergebung im Wege stehen könnten.
Eine österliche Gemeinde ist deshalb eine Gemeinde mit offenen Türen, wo Schuldige angenommen werden und Vergebung finden, wo auch fragende und suchende Menschen dazu gehören, wo gegenseitig Versöhnung und Vergebung geschieht. Da blockiert keine Angst mehr, da lockt der Friede des auferstandenen Herrn. Da wachsen die Hoffnung und die Kraft, etwas vom Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit schon heute aufleuchten zu lassen. Dieses Evangelium ist Einladung Jesu an die Menschen, an uns, seine österliche, seine geisterfüllte Gemeinde zu werden. Amen.

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Erstellt am: 28.04.2014 19:15 Uhr

Predigt am Ostersonntag 2014 (24.04.)

L I: Apg 10, 34a.37-43 / Ev.: Joh 20, 11-18
In Osterfreude versammelte Schwestern und Brüder!
Wir feiern Ostersonntag und Sie fragen sich vielleicht: War das sonst nicht ein anderes Evangelium? Eines, welches davon erzählt, wie zwei Jünger zum Grab laufen? Richtig, das ist der erste Teil der Osterbotschaft. Das, was wir heute gehört haben, ist der zweite Teil und der wird leider Gottes häufig genug weggelassen. Aber das, was Maria von Magdala hier erlebt, das – so meine ich – kann uns die Botschaft von Ostern noch einmal ganz anders und vor allem viel eindrücklicher deutlich machen. Denn mit dem heutigen Fest ist ja auch für uns eine Frage verbunden, die jeden Christen zutiefst existenziell betrifft: Wie macht sich Auferstehung in meinem Leben bemerkbar? Tut sie das nämlich nicht, dann hinterlässt sie auch keine Spuren und wir müssten und sollten uns dann tatsächlich fragen, wozu wir heute hier überhaupt versammelt sind.
Schauen wir also auf Maria Magdalena, die mit Salböl und Tüchern zum Grab Jesu gekommen ist und die von diesem Grab weggeht, mit einem eindeutigen Auftrag im Kopf und in ihrem Herzen. Sie wollte den toten Körper von Jesus berühren, ihn salben und sich dabei ein wenig zurückträumen in die alten Zeiten. Aber sie darf ihn nicht berühren. Den toten Körper nicht und auch nicht den auferstandenen Leib. Und doch ist sie zutiefst berührt: „Ich habe den Herrn gesehen!“, sagt sie. Ja, Liebe hört am Grab nicht auf. Sie geht durch den Tod hindurch und verwandelt sich und verwandelt uns. Wenn wir das denn wollen.
Die Dichterin Hilde Domin, die ja selbst keine gläubige Christin war, hat so etwas nach dem Tod ihrer Mutter erlebt. Damals während der Nazidiktatur lebte sie im Exil in der Karibik. Weit weg von ihrer Heimat, der Muttersprache und den Traditionen, hat sie mit dem Tod ihrer Mutter die letzte Verbindung zu diesem alten Leben verloren. Sie las also den Brief mit der Todesnachricht, legte sich ins Gras und wünschte sich sehnlichst, dass das Leben einfach aus ihr herauslaufen würde. Dann stand sie auf und schrieb ihr erstes Gedicht. Damals war sie 42 Jahre alt. „Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise, wie einem Vogel die Hand hinhalten.“ Solche Sätze sind ihrer damaligen Lebensmüdigkeit entsprungen. Wie das möglich war?
Nun die Geschichte von Maria Magdalena am Grab Jesu erzählt uns in symbolischer Sprache und gleichnishaft genau diesen Umschwung. Jesus war die große Liebe ihres Lebens. Ob sie es nun war, die er von 7 bösen Geistern geheilt hat oder ob sie nicht doch diese namenlose Prostituierte war, die Jesus die Füße gesalbt hat, darin ist sich die Bibelforschung uneins. Einigkeit herrscht aber zwischenzeitlich darüber, dass Maria Magdalena die erste Auferstehungszeugin war, und als solche ist sie eine Botschafterin unseres Glaubens bis heute. Nicht umsonst hat ihr der Kirchenvater Hippolyt von Rom bereits im 4. Jahrhundert den Titel: „Apostelin aller Apostel“ verliehen. Wäre die Welt damals also nicht patriarchalisch sortiert gewesen, sie hätte eine ganz andere Sukzession in Gang bringen können. Dann gäbe es seit 2000 Jahren keine Päpste, sondern lauter Päpstinnen! Mit Ausnahme der Protestanten. Aber die hätten dann seit 50 Jahren auch die Männer ins Priesteramt zugelassen.
Aber bleiben wir ernst: Wenn unsere Kirche meint, auf Priesterinnen nicht angewiesen zu sein, so war Jesus doch auf Maria angewiesen. Und den Verlust, den sie beim Tod Jesu verspürt hat, den kann man sich gar nicht groß genug vorstellen. Mit Jesus war ihr neues Leben zu Ende, ihre Liebe, einfach alles. Ganz anders dagegen die Jünger am Ostermorgen: Die hatten nicht nur mit Trauer, sondern vor allem mit Scham und Zweifel zu kämpfen. Was hatten sie nicht alles für ihn aufgegeben und jetzt ist er hingerichtet worden wie ein gemeiner Verbrecher. Wenn die Mehrheit überzeugt ist, dass die Hinrichtung in Ordnung ist, muss da dann nicht etwas dran gewesen sein? War er vielleicht doch nur einer von den vielen Heilern und Gurus, die sich für Gott gehalten haben? So zu denken ist nicht abwegig, wenn man es vernünftig betrachtet. Maria hat es da einfacher. Die Tradition gebietet ihr als Frau, jetzt nicht zu grübeln, sondern den toten Körper zu salben. Manchmal gebieten Traditionen etwas Heilsames. Nicht grübeln, sondern etwas tun. Sich dem Tod stellen und der Trauer Raum geben.
So kommt sie also mit Tüchern, Salben und Kräutern bepackt zum Grab und sieht, dass es leer ist. „Nicht einmal das ist mir vergönnt“, denkt sie und lässt ihrem Schmerz freien Lauf. Was dann die beiden Engel im Grab auf den Plan ruft. Sie fragen nach, locken den Schmerz noch mehr heraus und hören aufmerksam zu. Das ist alles, was Engel in so einem Moment tun. Mehr Trost geht auch nicht. Maria hat sich ja bereits in ihr Schicksal ergeben. Sie klagt nicht darüber, dass er tot ist. Sie klagt, dass man ihr nicht mal ihre Trauer lässt. „Sie haben meinen Herrn weggenommen“, sagt sie. „Wenigstens noch einmal berühren, ist das denn zu viel verlangt“? Die Engel haben ihre Lebensgeister geweckt. Sie ist jetzt nicht nur traurig, sondern auch wütend. Und auf einmal spürt sie, dass da einer hinter ihr steht. Der muss es sein, denkt sie sich. Der hat mir meinen Jesus weggenommen!
Wahrscheinlich kann sie die Gestalt nicht recht sehen. Es ist ja früher Morgen und die Sonne geht auf – hinter dieser Gestalt, im Osten. Sie knallt ihm also ihre ganze Trauer und Wut hin: „Wenn du es bist, der seinen Körper weggetragen hast, dann sag mir wenigstens, wohin. Holen kann ich ihn selber“! Und dann passiert er, dieser eine Moment. Der Moment, in dem die Sprengkraft der Auferstehung steckt, wunderbar gleichnishaft erzählt: Maria voller Trauer und Wut – hadernd mit Gott und der schlechten Welt – sie bekommt eine Antwort. Zwar keine Antwort auf ihre Frage, aber sie setzt Maria auf eine völlig andere Schiene. Die Antwort auf ihre Frage nach dem toten Leichnam lautet nämlich: „Maria“. Da hört sie es. Im Klang dieser Stimme ist alles wieder da. Ihr früheres Leben, ihre Geschichte mit ihm, wie er sie geheilt hat, wie sie ihm Essen gekocht hat, wie er ihr die Schrift erklärt hat. Alles ist wieder da mit diesem einen Wort: „Maria“.
Sie kann den Mann, den sie für den Gärtner gehalten hat, zwar nicht sehen, sie kann ihn nur hören. Aber das reicht ihr. Sie dreht sich um und antwortet: „Rabbuni! Mein Lehrer“! Sie greift nach ihm, so wie früher; sie will diesen Moment festhalten, IHN festhalten. Aber Jesus weicht zurück. „Fass mich nicht an! Halt mich nicht fest“! Weiß Jesus, was er da verlangt? 
Maria verbieten, ihn anzufassen!?! Anfassen, ist das nicht das Wichtigste im Leben? Anfassen muss ich als Mutter oder Vater das Kind, was mein eigen Fleisch und Blut ist. Anfassen will man den Menschen, den man liebt. Es heißt doch nicht umsonst, wenn man jemanden liebt: „Kannst Du gar nicht die Finger von ihr oder ihm lassen“. Und warum? Weil man sich fühlend vergewissern will, ja sogar muss, dass es wahr ist, dieses Wunder der Liebe. Das Anfassen erdet das Wunder, lässt es in der Welt sein. Vielleicht gibt es deshalb heute auch so viele Geräte zum Anfassen, Displays mit Touch-screen. I-Phone, I-Pad touch! Wenn schon digitale Technik, dann aber bitteschön wenigstens zum Anfassen.
Denken wir an Thomas, den Zweifler, der will Jesus auch anfassen. Und Maria will ihn anfassen, weil das zur Liebe dazugehört. Aber Jesus weicht zurück. „Berühre mich nicht, halte mich nicht fest“! Sagt er zu Maria Magdalena. „Denn ich bin der Auferstandene. Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater“. Ja, es gibt kein Zurück ins alte Leben, liebe Maria. Aber dieses alte Leben wird aufgenommen in ein Neues. Jesus verschwindet nicht in der Erde, nicht in der Bedeutungslosigkeit, sondern er geht hinauf zum Vater. Doch damit er das kann, muss er selbst loslassen und: er muss losgelassen werden. Ergo gilt: Erst wenn Maria loslässt, kann Jesus
den Weg zum Vater im Himmel gehen.
Auferstehung beginnt also für uns damit, dass wir Loslassen. Loslassen, was wir lieben. Die eigenen Kinder – loslassen. Die Liebe des Lebens, mit der einen so viel verbindet – loslassen. Das Projekt, für das ich so viel Herzblut investiert habe – loslassen. Das ist der Anfang der Auferstehung. Loslassen tut weh, aber es ist ja nicht alles. Alles Loslassen wird gehalten durch Gott selbst. Wer loslässt ist „von wunderbaren Mächten geborgen“.
Es ist am Grab, dass Maria ein neues Leben bekommt und einen neuen Auftrag: Hinausgehen in die Welt und erzählen, was Jesus ihr gesagt hat. Aber was hat Maria zu erzählen? Sie hat nichts gesehen, nur einen Gärtner. Und auch den nur in Schattenumrissen. Maria hat nichts gesehen. Sie hat nur gehört. Glaube kommt vom Hören, schreibt Paulus. Es ist nicht meine Vorstellung, die das Wesentliche des Glaubens ausmacht, also das, was ich sehen und benennen kann. Das Wesentliche ist die innere Verbundenheit. Dass ich höre, wie mich einer beim Namen ruft. Diese innere Gewissheit, die Verbundenheit. Die ist es.
Und was ist nun mit der Auferstehung? Objektive Beweise gibt es nicht. Es gibt nur den Moment, der mich berührt und mich dann auch bewegt. Es gibt nur das authentische Zeugnis. Es gibt uns hier in dieser Kapelle, die wir dem Geheimnis der Auferstehung auf der Spur sind. Jeder und jede von uns – unterwegs zwischen Wut und Trauer, Erstaunen und Bewegtheit.
Durch die Begegnung mit dem Auferstandenen bekommt Maria ihren aufrechten Gang zurück. Trotz ihres Verlustes kann sie sich am Grab aufrichten und aufrecht stehen. Sie kann den Tod Jesu in ihr Leben hineinnehmen, weil sie gewiss ist, dass es eine Zukunft gibt für sie. Nicht als Apostelin aller Apostel, sondern schlicht als erste unter denen, die Jesus nachfolgen und das Abenteuer wagen, mit dem Tod zu leben und auf Verwandlung zu hoffen. Jesus lebt und er braucht sie. Und uns braucht er auch. Amen.

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Erstellt am: 28.04.2014 19:13 Uhr

Predigt am Gründonnerstag 2014

L II: 1 Kor 11, 23-26 / Ev.: Joh 13, 1-15
Schwestern und Brüder!
Erinnern Sie sich? Letztes Jahr Gründonnerstag stand im Terminkalender von Papst Franziskus: 17.30 Uhr Jugendstrafanstalt „Casal del Marmo“ Abendmahlsmesse mit Fußwaschung. Die Kommentare in der christlichen Medienlandschaft fielen recht unterschiedlich aus; je nachdem, welchem Lager man den entsprechenden Journalisten zurechnen musste. Aber darum geht es gar nicht. Es geht vielmehr darum, dass der Papst hier ein Zeichen aufgreift, welches Jesus selbst gesetzt hat. Und – er führte es nicht im hohen Petersdom aus, sondern in einer Strafanstalt.
Schauen wir einfach mal genauer auf dieses Zeichen, welches auch wir heute hier nachher praktizieren wollen. Jesus hat es – seltsamerweise – nicht vor dem Mahl gesetzt, sondern während des Essens. Er ahnt dabei wohl, dass er mit den Seinen nie mehr so zusammenkommen wird, wie eben genau an diesem Abend. Für viele wäre das nun ein Grund, ein schriftliches Testament zu verfassen und es beim Notar zu hinterlegen. Oder, was durchaus auch noch in unsere Vorstellungswelt passen würde, den Seinen ein paar Verhaltensregeln oder Strategien zu hinterlassen frei nach dem Motto: „Wenn ich nicht mehr da bin, dann…“ Aber nein, ihm fällt dazu im kleinen Kreis vielmehr nur eine rätselhafte, ja fragwürdige und zugleich durchaus verstörende Geste ein; eine nicht vorauszusehende Herabbewe-gung, die seine Freundinnen und Freunde noch viele Jahre, ja Jahrhunderte und Jahrtausende beschäftigen wird.
Die Jünger liegen also – wie es in der damaligen Zeit üblich war – beim Essen zu Tisch. Durchaus verständlich, dass es da naheliegt, die staubigen Füße zu waschen oder sie zumindest mit Wasser abzuspülen. Bevor Jesus also in sein Leiden geht und sein Blut vergießt, fließt zuerst einmal Wasser über staubig daherkommende apostolische Füße. Es sind Füße, die hier erquickt werden und nicht nur durstige Seelen. Und interessant ist dabei, dass Jesus niemanden ausnimmt: Die Füße des Verräters Judas werden genauso gewaschen, wie die des Verleugners Petrus. Beiden erweist er diesen niedrigen Sklavendienst; mit beiden teilt er später auch das Brot des Lebens und den Kelch des Heiles. Allerdings wird Judas mit seinen frisch gewaschenen Füßen in die Nacht hinausgehen, um ihn zu verraten – und der andere, Petrus, der wird in dieser Nacht einen geistlichen Schwächeanfall erleiden und den Herrn und Meister verleugnen. Nur – Petrus kommt bei der ganzen Geschichte etwas besser weg; denn er hat später das Glück der Gnade, dem auferstandenen Jesus beim „heiligen Frühstück“ am Ufer des Sees zu begegnen. Ob da nicht doch eine Rolle spielt, dass er in der Jüngergemeinde eine besondere Rolle einnimmt? Aber soweit sind wir heute Abend noch nicht und deshalb lassen wir diese Frage einfach mal so stehen.
Ich möchte Ihnen lieber vermitteln, dass wir an diesem besonderen Abend gewissermaßen live in die Runde Jesu mit seinen Freunden zugeschaltet sind. Er schenkt uns – Ihnen und mir – denselben Gottesdienst wie den Zwölfen. Dabei bewegt mich die Frage: Was hat er unter uns zu suchen? Auch in der Eucharistie nimmt er ja keinen thronenden „Hochsitz“ ein, sondern bleibt zerbrechliches Brot „unter uns“. Er arbeitet quasi „unter Niveau“ und keiner von uns wird sich vordrängeln und ihn dort ablösen wollen. Der „Reine“ feiert „Gottes Reinigungs-Dienst“ an jeder und jedem von uns. Unser aller Leben ist ja mehr oder weniger „durchwachsen“. Aber heute ist die Stunde, in der er genau diesem – unserem durchwachsenen – Leben etwas Gutes tut. Er zeigt uns, wie sympathisch wir ihm alle sind, trotz oder auch gerade wegen der Dinge, die wir uns manches Mal so leisten. Der menschgewordene Sohn Gottes bringt seine überwältigende Menschlichkeit gewissermaßen auf den Punkt und überrascht selbst die, die meinen, ihn inzwischen wirklich zu kennen. Er überrascht sie mit zwei charakteristischen Handbewegungen: im Brotbrechen und in der Fußwaschung.
Die Fußpflege Gottes oder auch diese Wellness-Kur Jesu an uns will zeigen: Gott geht uns an die Haut unserer viel strapazierten Beine und Füße; der Körperteile, die uns mit dem Boden der Tatsachen, den staubigen Alltagswegen und den Sackgassen des Lebens in Berührung bringen. Sie zeigen einerseits die Spuren der Arbeit und andererseits die Narben des Alters. Denn wer unsere Füße sieht, der sieht durchaus auch etwas von uns. Dieser Anblick ist nichts für jeden; für manche oder manchen sogar eine echte Zumutung. Aber Jesus hält das aus. Immer mehr geht mir auf: Diesen Jesus kann in seiner Liebe zu uns Menschen nichts erschüttern. Vielmehr erschüttert er in seinem Tun den Felsenmann Petrus, den anscheinend so Unerschütterlichen. Dabei erinnere ich mich an ein Zeitungsfoto: Es zeigt auch eine Form der Selbstdemütigung, die kaum mit anzusehen war: Kastenlose in indischen Hindutempeln, die sich in den Bananenschalen und Essensresten der Reichen auf dem Boden wälzen. Selbsterniedrigung als Versuch der Selbsterlösung. Doch die Fußwaschung Jesu ist kein frommes Theater, sondern vielmehr ein Zeichen der Hochachtung und der physischen Zuwendung.
Ist das vielleicht der Grund, weshalb sich Petrus zuerst verweigert? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei ihm falsche Bescheidenheit wäre, dazu ist er lange genug in die Schule Jesu gegangen. Aber bei all dem ist er geistlich doch sehr auf sich selbst fixiert geblieben. Und so wie ich mich frage: Ob ich je diesem sich kleinmachenden Jesus zu meinen Füßen gewachsen bin, so wird sich das auch Petrus gefragt haben. Vielleicht hat er auch gespürt, dass er in diese Art von Sklavendienst mit hineingezogen werden könnte und will deshalb Jesus nicht zu sehr an sich heranlassen. Eine zu große Nähe kann nämlich auch Angst machen. Gott zu unseren Füßen – wo kommen wir denn dahin, wenn das Schule macht? Petrus ahnt, dass der Rollentausch Jesu kein Passionsspiel ist. Nein, Jesus geht mit gutem Beispiel voran. In dieser Abschiedsstunde darf Petrus sitzen bleiben; da muss er nicht der starke Fels sein. Hier und heute darf er die göttliche Fußpflege annehmen. Er wird dann zum Gebenden werden, wenn die Zeit gekommen ist. Dabei ist auch klar: es ist schwer – für einen Menschen wie uns wahrscheinlich sogar unmöglich – so lieben zu können wie Jesus; aber glauben Sie bitte nicht, dass es leichter ist, einen solchen Dienst anzunehmen, ihn an sich zuzulassen, sich Liebe und Reinigung gefallen zu lassen. Gründonnerstag ist der Tag der Einübung ins Christentum. Deshalb muss die Kirche immer wieder den Abendmahlsaal in Erinnerung rufen und selber zu einem solchen Saal werden. Lassen wir diesen unwiederholbaren Gottesdienst Jesu an uns heran. Er wird für uns heute spürbar in Brot und Wein, aber auch in der Fußwaschung. Er wäscht uns nicht den Kopf, sondern aus und in Liebe die Füße – und das will abfärben – auf Sie und mich.
Deshalb sollten wir ernst nehmen, was ein unbekannter Christ mal so formuliert hat: Die Stunde der Fußwaschung geht für uns Christen nie zu Ende. Vielmehr fragt Jesus mich mein Leben lang: Was habe ich für andere übrig? Wo muss ich über meinen Schatten springen? Welche schmutzigen oder vergifteten Verhältnisse muss ich ins Reine bringen? Wo ziehe ich jemandem anderen den Boden unter den Füßen weg?
Dieser Christ hat recht; diese Fragen stellen sich für uns alle. Aber zunächst dürfen wir einfach erfahren, wie gut es Gott mit uns meint. Das ist auch ein beschämender Augenblick. Aber diese göttliche Wellness-Kur tut gut. Gott weicht nämlich nicht nur die Hornhaut unserer Fußsohlen auf; nein, er, der über allem ist, ist uns zu Füßen; er steigt mit und für uns hinab in all die Untiefen, in denen wir uns manchmal selbst fremd oder gar unheimlich sind.

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Erstellt am: 28.04.2014 19:10 Uhr

Feuer auf einer Fähre

Auf der ARMAS-Fähre Volcán de Taburiente, auf dem Weg von La Gomera in Richtung Los Cristianos, brach aus bisher unbekannten Gründen ein Feuer aus. Die Passagiere wurden aufgefordert unverzüglich die Rettungswesten anzulegen und sich an das Heck der Fähre zu begeben.
Zwischenzeitlich konnte das Feuer aus eigenen Kräften von der Besatzung gelöscht werden. Sicherheitshalber wurden von der Seenotrettung trotzdem 2 Hubschrauber und ein Rettungsboot zum Schiff geschickt.
Außerdem wurde die Fähre von der Benchijigua Exprés der Fährgesellschaft Fred Olsen begleitet, welche sofort zu Hilfe geeilt war. So konnte die Volcán de Taburiente sicher und ohne Verletzte in den Hafen von Los Christianos einlaufen.
Passagiere und Besatzung kamen mit dem Schrecken davon.

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Erstellt am: 27.04.2014 18:49 Uhr