Predigt im Abschiedsgottesdienst am 29.06.14

17 Und er ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündigt euch, die ihr fern wart, und Frieden denen, die nahe waren.
18 Denn durch ihn haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater.
19 So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen,
20 erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist,
21 auf welchem der ganze Bau ineinander gefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn.
22 Durch ihn werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist. 
Wo Kirche ist, da ist man zuhause, liebe Gemeinde. Sie mag ihren Lebensraum in Asien, Lateinamerika, Europa, und dabei westlich von Afrika, haben. Wo Kirche ist, da ist man zuhause. Warum? Dort geht es um das Evangelium, übersetzt nichts anderes als eine gute Nachricht. Und warum ist das eine gute Nachricht? Weil ihr Inhalt der Friede ist. Der Friede mit Gott und mit den Mitchristen, egal woher sie kommen.
Egal wie sie in ihrem Glauben geprägt worden sind.
Egal, ob sie von Kindesbeinen an dabei waren oder ob sie später hinzukamen.
Egal durch welche Frömmigkeitsform sie geprägt wurden, ob konservativ oder liberal oder nur neugierig, vielleicht auch auf ganz neue Erfahrungen mit Glaube und Kirche aus. 
Niemand ist mehr Gast, niemand mehr Fremdling. Alle, die sich dem Evangelium des Friedens aussetzen, sind Hausgenossen, Mitbewohner, gleichberechtigte Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Warum? 
Eine Basis hält und trägt sie. Die Apostel und Propheten wird sie genannt. Eine bunte Basis. Sie reicht vom liebevollen Johannes über den Hitzkopf Petrus zum konservativsten Jakobus, einem Bruder Jesu, und Paulus, der erst später dazu kam und wohl der bedeutendste von allen wurde. Und die Propheten ? Auch ihre Schar ist vielfältig und bunt. Sie reicht vom Sozialkritiker Amos, den einige Verwegene gar den Erfinder des Sozialismus nennen, bis zum schwermütigen Jeremia, dessen Spur sich im Sande Ägyptens verliert. 
Christliche Basis ist bunt und voller Vielfalt. Aber sie wird zusammen gehalten von Jesus Christus. Er hatte ein so weites Herz. Er war so frei, dass die Apostel alle in seiner Nachfolge ihren Platz fanden. Er hielt sie mit seiner unendlichen alle Grenzen überschreitenden Liebe zusammen. Er war so frei, so liberal. Ja, liebe Gemeinde, Jesus war im wahrsten Sinne des Wortes liberal. Er war so frei. 
Und deshalb kann und darf christliche Kirche es auch sein. Sie hat die große Möglichkeit und das Vorrecht eben anders zu sein, als die Welt, in der sie lebt.
Da wird ja gerne eingeteilt in die, die dazu gehören und die, die draußen vor sind. Da gibt es jene, die Bürgerrechte haben und andere müssen sich mit einem Status begnügen, der nicht vollwertig ist oder gar nichts bedeutet. Da gibt es solche, die staatsbürgerlich anerkannt sind, und die mit Migrationshintergrund. Da leben hunderttausende als geduldete und noch einmal so viele als mit von Abschiebung bedrohte. 
Ja, liebe Gemeinde, diese Welt teilt ein in Gruppen, die dazugehören und die, die draußen vor sind. Und auch bei denen, die dazu gehören, sind die Unterschiede nicht von Pappe. Manche haben volle Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben, weil sie ich alles leisten können. Und andere müssen sich bescheiden und ergattern vielleicht ein paar staatlicherseits großzügig genehmigte Gutscheine für Mitgliedschaft in einem Verein oder einer Musikschule. Es gibt Insider und von sozialer Teilhabe ausgeschlossene.
Aber, Gott sei Dank, in der christlichen Kirche, da ist eben alles ganz anders.
Da spielen soziale Unterschiede keine Rolle. Da ist weniger oder mehr Vermögen oder Bildung ohne jede Bedeutung. Da gibt es keine Oberschicht und Unterschicht und dazwischen auch keinen gepflegten Mittelstand. Nein, das Evangelium des Friedens hat die Grenzen überwunden. Alle haben den gleichen direkten Zugang zu Gott, den sie alle im Gebet Jesu als Vater anrufen. Er selbst hat den Weg dahin frei gemacht, er war eben so frei. Und nun trennt sie nichts mehr. 
Übrigens auch die Römisch – Katholischen Christen und  die verschieden geprägten Protestanten und die Anglikaner nicht mehr. Sitzen wir doch heute alle friedlich bei einander in diesem Gottesdienst. In der Tat: Und er ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündigt euch, die ihr fern wart, und Frieden denen, die nahe waren. Man beachte die Zeitform waren. Nähe und Ferne sind nun aufgehoben:  Denn durch ihn haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater. So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. 
In der Zeit, als der Epheserbrief geschrieben wurde, gab es die beiden starken Gruppen und Traditionen der frühen Christenheit. Einerseits die von der jüdischen und andererseits, die von der hellenistischen Tradition geprägten, die in den Blick genommen werden. Und beiden gilt nun das Evangelium des Friedens und der offene und freie Zugang zu dem einen Gott, der Vater aller ist, und ich füge gerne hinzu: der seine Gemeinde mit Mutterhänden leitet. Ein wunderschönes Gottesbild, das schon aus dem Alten Testament stammt. 
Warum muss dieses Wort eigentlich den Leuten damals geschrieben werden? Haben sie vielleicht etwas übersehen oder vergessen? Haben die beiden Gruppe damals eventuell, den alle Grenzen überschreitenden Jesus ganz und gar speziell doch wieder für sich vereinnahmt?
Und fühlten sich die einen deshalb ihm näher zugehörig als die anderen?
Waren die einen da eventuell doch etwas rechtgläubiger als die anderen? In der frühen Christenheit gab es solche Tendenzen. Und dann machten die das auch noch ganz geschickt. Sie erwählten sich als Vorbilder, auf die sie sich beriefen, einen Apostel ganz besonders heraus. Manche nannten sich nach Petrus, andere nach Johannes, dritte nach einem gewissen Apollos.
Aber, liebe Gemeinde, das war ja damals in der frühen Christenheit so, als sich bereits in der Bibel, im Neuen Testament, die unterschiedlichen Konfessionen abzeichneten. Aber heute?
Zunächst einmal sind meine Frau und ich ausgesprochen dankbar für grenzüberschreitende Erfahrungen in christlichen Kirchen dieser Zeit. Das betrifft vor allem die Situation in der südlichen Türkei. Da hatten wir einen christlichen Kirchenverein St. Nikolaus. In ihm waren die unterschiedlichen Konfessionen zusammengeschlossen. Gegründet gemeinsam von der Deutschen Bischofskonferenz und der EKD unter der tatkräftigen Schirmherrschaft eines Deutschen Konsuls, der selbst Mitglied einer Evangelischen Freikirche war. Da fragten wir nicht nach dem berühmten Gesangbuch. Wir feierten Gottesdienst immer gemeinsam mit und ohne Kommunion oder Abendmahl. Und alle, die sich einladen ließen vom Gastgeber – und das ja immer noch unser gemeinsamer Herr und Heiland Jesus Christus – die kamen, hörten, sangen und beteten und teilten Brot und Wein, egal nach welchem Ritus gerade gefeiert wurde. Es gab fast keine, und diese kleine Einschränkung muss ich nun doch machen, fast keine Nahen und Fernen.
Das nehmen wir mit aus 5 Jahren Dienst in Auslandsgemeinden der EKD. 
Hier in Puerto de la Cruz, da gibt es allerdings auch die Nahen und die Fernen. Alle, die schon sehr lange dabei sind und die, die neu hinzugekommen sind. War und ist nicht immer so ganz einfach. Wirft gelegentlich seine Schatten. Eigentlich ein bisschen schade. Meine Frau und ich haben es in den letzten Tagen immer wieder beobachtet, dass wir kaum Schatten warfen in der Mittagszeit. So senkrecht steht hier die Sonne. Ist mir zum Sinnbild geworden. Wenn wir uns ganz in die Sonne stellen, dann werfen wir keine Schatten, in die sich die anderen gefälligst zu stellen haben. Wie sagt es doch ein Gesangbuchlied?  Die Sonne, die mir lachet,  ist mein Herr Jesus Christ. Auf keinen Fall mein selbst gebastelter und geputzter Heiligenschein. Der ist ja bekanntlich meist auch scheinheilig. 
Spüren wir es, oder haben wir es vielleicht sogar im Stillen schon gedacht: So ganz heil und ganz ist dieses Bild von der christlichen Hausgenossenschaft ohne trennende Elemente nun wohl doch nicht unter uns Wirklichkeit. Da werden im geistlichen Gotteshaus schon mal Wände eingezogen und Türen verschlossen. Da sitzt man gelegentlich getrennt von einander und redet mehr über als mit einander. Der Weltgeist, der Unterschiede macht, wo keine hingehören sollen, der Grenzen zieht, wo der Geist des Friedens Christi doch alle überschreitet und ad absurdum führt, hält immer wieder Einzug bei uns, gefährdet das großartige Bild von der Kirche als einem Bau, der Platz für alle hat. 
Übrigens dieses Bild von der Kirche als Bau, das hat mir immer gut gefallen. Und ich meine damit weniger unsere Kirchengebäude, als vielmehr unsere geistliche Gemeinschaft. Kirche als Bau oder Baustelle. Da werden alle Herzen, Köpfe und Hände gebraucht. Von  einigen Tagen sprachen wir mit einem Gemeindeglied, das Ahnung von Bauunternehmungen hat, darüber, wie das denn manchmal geht mit den unterschiedlichen Handwerkern. Und da kam die Sprache auch auf die verschiedenen Gewerke mit ihren entsprechenden Funktionen. Da sind zum Beispiel die Maurer. Die arbeiten immer mit ziemlich viel Dreck, Sand, Kalk, Zement und Steinen. Deshalb tragen sie die entsprechende Kleidung. Und dann kommen da die schnieken Zimmerleute mit ihrer Zunftkleidung. Haben ja auch nur mit sauberen Balken und Latten zu tun. Und schon sind die Unterschiede da. Bei so manchem Richtfest entbrennt dann der Streit, wer der bedeutendere war und ist. 
Dabei sind sie doch eigentlich auf einander angewiesen. Wie soll ein Dachstuhl gerichtet werden und halten, wenn die Mauern nicht richtig stehen. Und was nützt das schönste Mauerwerk, wenn es nicht als Schutz vor Wind und Regen unter Dach und Fach gebracht werden kann?
An diesen fast banalen Beispielen erkennen wir, dass die Vielfalt und das Zusammenspiel der unterschiedlichen Gaben und Funktionen den Reichtum und den Wert eines Baues ausmachen und das gemeinsame Bauen erst spannend und erfolgreich machen. Das Gegeneinander, die unterschiedliche Wertschätzung, das sich Erheben über andere sind nichts anderes als Störfeuer, Hindernisse, ja sie sind Versagen und Schuldigwerden. 
2 Bemerkungen zum Schluss.
Die 1. Wir haben in unseren Gottesdiensten in der Liturgie der Abendmahlsfeier die Praxis des Friedensgrußes. Lassen wir sie nicht zu einem rein formalen Ritual verkommen. Lassen wir ihn entscheidende Anleitung zur Praxis werden durch den und im Auftrag dessen, der uns das Evangelium des Friedens gebracht hat und der uns letztlich alle zusammenhält.
Die 2. Welche Rolle habe eigentlich ich als Pfarrer, welche habe ich gehabt? Ich bin ja nicht ohne Umwege in den Dienst des Pastors gekommen und kenne deshalb auch Leiten und Geleitet Werden aus anderen Lebensbereichen. Des Öfteren habe ich mich gefragt, welches Leitbild denn für mich gelten soll. In meiner letzten Gemeinde habe dazu eine gute Anregung bekommen. In der großen klassizistischen Kirche in Neumünster gibt es ein besonderes Altarbild. Es zeigte nicht die Kreuzigung, sondern das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern, so wie Johannes es erzählt. Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße. Welch ein Leitbild. Wer leiten will, darf sich für die Drecksarbeit weder im übertragenen Sinn noch ganz praktisch, nicht zu schade sein, oder er soll die Finger davon lassen. Oder mit Jesus gesprochen: Wer unter euch der Erste sein will, der sei euer aller Diener. Und der Apostel sagt: Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die ihm gegeben ist.
So mag es genug sein. Hoffen und beten wir darum, dass es in der Kirche so werde, überall und auch in Puerto de la Cruz.
Amen

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Erstellt am: 30.06.2014 13:40 Uhr

Loro Parque start the summer with 2 Red-handed tamarin youngs

Loro Parque opens the summer season with two new Red-handed tamarin (sanguinus Midas) pups, that proceed from a twin birth, as it is usual in the births of this species. The two new youngs are developing well, are healthy and strong and they can be seen clinging with their “hands” at the back of their parents. A very symphatic image to see them jumping from branch to branch. For the parents of these two little mammals it is the first time, but they behave as highly experienced marmosets parents, as they share the care of the youngs and the father passes them to the mother for their alimentation. On the other side, the keepers and veterinarians have carefully observed the whole process of gestation, difficult to see due
to the small size of these mammals, their abundant pelage and their restless nature.
This family shares its habitat with two-toed sloths and green iguanas, with the aim to offer to the visitors a complete picture of a subtropical ecosystem with a lush vegetation. The alimentation of the parents has been reinforced with extra vitamins and minerals to balance the wastage of the upbringing, which supplements their daily diet of fresh fruits, vegetables, roasted maize meal, porridge, honey, eggs and insects. The species of Red-handed tamarin, native from the Amazon (Brazil, Guyana and Venezuela), is named after the King Midas who was granted with the powder to turn into gold everything he touched – is part of the European breeding program ESB, the most intensive in terms of species management that live in zoos.

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Erstellt am: 30.06.2014 12:34 Uhr

Loro Parque estrena el verano con 2 crías titis de manos doradas

Loro Parque estrena la temporada estival con dos nuevas crías de titis de manos doradas (sanguinus Midas) que provienen de un parto gemelar, como es habitual en los alumbramientos de esta especie. Las dos nuevas crías que se están desarrollando bien, están sanas, fuertes y se les puede ver aferradas con sus “manitas” doradas a la espalda de sus padres. Un espectáculo de simpatía verles saltar de rama en rama. Los progenitores de estos pequeños mamíferos son primerizos, pero se comportan como padres titís altamente experimentados, ya que comparten sus cuidados y su padre pasa a los pequeños a la madre para que ésta los amamante. Por su parte, los cuidadores y veterinarios de Loro Parque han observado cuidadosamente el proceso de gestación, de difícil apreciación a simple vista, debido al pequeño tamaño que tienen estos mamíferos, su abundante pelaje y el carácter inquieto propio de la especie.
Esta familia comparte su hábitat con perezosos de dos dedos e iguanas verdes, con el objetivo de ofrecer al visitante un panorama completo de un ecosistema subtropical, con exuberante vegetación. La dieta de los padres se ha reforzado con un aporte extra de vitaminas y minerales para equilibrar el desgaste de la crianza, lo que complementa su dieta diaria de frutas frescas, verduras, gofio, papilla de cereales, miel, huevos e insectos.
La especie de tití manos doradas, originario de la Amazonia (Brasil, Guayanas y Venezuela), debe su nombre al rey Midas al que le fue otorgado el poder de convertir en oro todo cuanto tocara – forma parte del programa europeo de reproducción ESB, que es el más intensivo en cuanto a manejo de especies que habitan en parques zoológicos.

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Erstellt am: 30.06.2014 12:31 Uhr

Loro Parque mit 2 neuen Rothandtamarin Jungen

Loro Parque eröffnet die Sommersaison mit zwei neuen Rothandtamarin Jungen (sanguinus Midas), die aus einer Zwillingsgeburt stammen, die bei den Geburten dieser Art sehr üblich sind. Die beiden neuen Jungen entwickeln sich sehr gut, sind gesund und stark und klammern sich mit ihren “Handchen” an den Rücken ihrer Eltern. Ein sehr sympathisches Bild sie beim Springen von Ast zu Ast zu beobachten. Für die Eltern dieser kleinen Säugetiere sind es die ersten Jungen, sie verhalten sich jedoch wie sehr erfahrene Krallenäffchen Eltern, da sie all ihre Aufgaben teilen und der Vater übergibt die Jungen zur Stillung der Mutter. Ihrerseits haben die Pfleger und Tierärzte des Loro Parque sorgfältig den gesamten Prozess der Schwangerschaft überwacht, obwohl diez aufgrund der geringen Grösse dieser Säugetiere, ihres dichten
Felles und ihr unruhiges Wesen, sehr schwierig ist. Diese Familie teilt ihren Lebensraum mit Zweifingerfaultieren und grünen Iguanas, mit dem Ziel den Besuchern ein vollständiges Bild eines subtropischen Ökosystem mit üppiger Vegetation zu präsentieren. Die Ernährung der Eltern wurde mit zusätzlichen Vitaminen und Mineralien verstärkt um so den Energieverbrauch durch die Pflege der
Jungen auszugleichen. Diese Zusätze ergänzen ihre tägliche Ernährung die aus frischem Obst, Gemüse, geröstetes Maismehl, Getreidebrei, Honig, Eier und Insekten besteht. Die Rothandtamarinart stammt ursprünglich aus dem Amazonas (Brasilien, Guayana und Venzuela) und ist nach dem König Midas benannt, der die Fähigkeit hatte, alles was er berührte in Gold zu verwandeln. Diese Art ist Teil des europäischen Zuchtprogramms, das ESB, das intensivste Programm in der Verwaltung von Tierarten, die in Zoos leben.

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Erstellt am: 30.06.2014 12:23 Uhr

Zündfunke, 29.06.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Kann eine Fußballweltmeisterschaft wahrhaft göttlich sein? Darf sie das? Oder können einzelne Spiele der verschiedenen Mannschaften oder einzelne Spieler so betitelt werden? Für die Fans geht das durchaus. Sie sehen das wohl so. Aber kann man wirklich göttlich spielen? Vielleicht mal ab und zu, aber sicher nicht immer. Namhafte Fußballnationen mussten erkennen, dass der Name allein, und die Leistungen der vergangen Jahre und Jahrzehnte in einem solchen Fall auch nicht weiterhelfen können. Aber gibt es das heutzutage überhaupt noch, kleine und große Fußballnationen? Hat da nicht auch die Globalisierung bereits Einzug gehalten? Aber was es gibt, und was mich immer wieder sehr fasziniert, sind der Einsatz und der Elan, mit dem manche Mannschaften im Spiel auftreten. Geschlossen, als eine Einheit, füreinander kämpfen, dem anderen helfen und sich durch nichts, aber auch gar nichts klein kriegen lassen. Und das gilt vor allem für die Mannschaften, denen alle klugen Köpfe im Voraus dies gar nicht zugetraut haben. Aber sie, sie trauen es sich zu. Und dann sind da noch die anderen, hoch gehandelt, Spieler, die durch eine „Arbeit“ von maximal fünf Wochen weitaus mehr verdienen, als die meisten im ganzen Jahr, die wohl aber immer ihrer Form hinterher laufen. Was alles für Entschuldigungen durch die Mikrofone abgegeben werden. Oder kann es gar sein, dass nur der sogenannte „Kleine“ kämpft, da er ja eh nichts mehr zu verlieren hat, die großen aber meinen, eh alles in der Tasche zu haben, und alle in die selbige stecken zu können. Wahrhaft göttlich, – bis jetzt waren es die Spiele für mich noch nicht, vielleicht erleben wir es ja noch am heutigen Abend. Wünschen würde ich es mir schon, dass dabei göttliche Eigenschaften zu erkennen wären, denn Hingabe, Enthusiasmus, Bereitschaft, sich für den anderen einzusetzen, machen Menschen glücklich. Und wahrhaft glückliche Menschen sind für mich göttliche Menschen. Etwas wahrhaft göttliches können wir allerdings derzeit außerhalb des Spielfeldes erleben, nämlich das, was auf den Public – Viewing Plätzen geschieht. Dieses Gemeinschaftserlebnis, hinweg über Nationalitäten und Religionen, das ist für mich wahrhaft göttlich, und deshalb glaube ich ganz fest daran, dass der liebe Gott auch dieses Mal Spaß an der Weltmeisterschaft hat.

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Erstellt am: 30.06.2014 10:33 Uhr

Zündfunke, 28.06.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder,
Wenn ich an Sommerabenden, wie diesen zurzeit in meinem Garten sitze, kommt es vor, dass ich in den Sternenhimmel schaue – und staune. Ich staune über die unendliche Weite des Universums. Unvorstellbar. Gewaltig. Schön. Wer bin ich in diesem Kosmos, frage ich mich dann.
Bin ich ein Produkt des Zufalls oder bin ich gewollt? Ist alles irgendwie willkürlich oder gibt es eine innere Ordnung? Steht Gott hinter allem, was ist? Jahrhunderte lang gab es heftige Auseinandersetzungen zwischen Kirche und Naturwissenschaft, wo nach und nach Bilder aus der Bibel wissenschaftlich in Frage gestellt oder auf den Kopf gestellt wurden. In einem so langen wie mühsamen Prozess haben sich Kirche und Naturwissenschaft verständigt, dass sie unterschiedlichen Fragen nachgehen. Dass sie sich gar nicht streiten müssen!
Der Naturwissenschaft geht es darum, zu erforschen und zu beschreiben, wie sich alles entwickelt hat. Und dem Glauben geht es darum, nach dem Sinn von allem zu fragen, was ist. Fragen, auf die die Naturwissenschaft keine Antwort geben kann und auch nicht will.
Deshalb gibt es zwischen beiden eigentlich kein ernstzunehmendes Streitthema mehr.
Als Christ staune ich über das, was die Naturwissenschaft dazu beiträgt, unsere Welt zu erschließen. In den kleinsten und in den größten Zusammenhängen, sei es die Kernphysik oder die Erforschung des Universums. Und da dürfen wir noch auf viele Entdeckungen gespannt sein. Für mich gilt: Was der von Gott gegebene Verstand klar erkennt, kann ich religiös nicht abgelehnen.
Den Naturwissenschaften sei Dank, dass wir ganz anders und neu über Schöpfung und Glaube sprechen können. Das heißt für mich auch: Die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse gefährden nicht den Glauben, sie machen den Schöpfer-Gott größer und herrlicher, als ihn viele bisher gesehen haben. Denn ich glaube, dass die riesige Veranstaltung des Weltalls und darin Mutter Erde, dass wir Menschen und unsere Mitgeschöpfe in Gott ihren Ursprung haben und in ihm ihr Ziel finden werden.

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Erstellt am: 30.06.2014 10:31 Uhr

Zündfunke, 27.06.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Wie sicher ist mein Arbeitsplatz? Was wird einmal aus meiner Rente? Wie geht es mit der Krankenversicherung weiter? Wie steht es um die Zukunft unserer Kinder? Was können wir uns überhaupt noch leisten, aufgrund so vieler Unwägbarkeiten? Verunsicherung auf breiter Front. Kein Wunder. Es gilt: „Das einzig Beständige ist der Wandel“. Was ansonsten noch gilt und wie lange noch, das weiß keiner mehr genau. Das Leben in unserer Gesellschaft wird komplexer und immer schneller. Der Einzelne ist immer mehr auf sich selbst zurück geworfen – und überfordert. Es wundert mich nicht, dass manche das nicht mehr aushalten und sich in das eine oder andere flüchten. Allein schon wegen der allgemeinen Verunsicherung, die um sich greift. Wir Menschen brauchen Sicherheit für unser Leben. Wenn die Rahmenbedingungen in unserer Gesellschaft wackelig werden, wenn die Grundlagen des Zusammenlebens bröckeln, dann sind natürlich die Politiker und auch die Wirtschaftsleute gefragt. Aber nicht nur. Denn das ist nur die eine Seite, die Außenseite des Problems. Die ist gravierend, aber nicht das Ganze. Wenn das wegbricht, was uns an äußeren Rahmenbedingungen in der Gesellschaft Sicherheit gibt, dann ist umso mehr die andere Dimension gefordert: die innere. Mit Wandel, Umbruch, Ungewissheit kann der am besten umgehen, der einen inneren Halt und feste Wurzeln hat. Der kann mit Spannungen und äußerer Unsicherheit leben und gegen sie angehen. Weil seine Sicherheit von innen kommt und nicht nur von Äußerlichkeiten abhängig ist. Den wirft so schnell nichts um. Der steht – im Idealfall – da wie ein Fels in der Brandung. Genau solche Bilder finden wir in der Bibel, vor allen in den Psalmen. Da ist von dem die Rede, was wirklich Halt und Sicherheit geben kann in den Stürmen des Lebens. Zum Beispiel: „Gesegnet der Mensch, der auf den Herrn sich verlässt und dessen Hoffnung der Herr ist. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten …“ (Jer 17, 8; vgl. Ps 1). Ein anderer hat die Erfahrung gemacht: „Herr, du (bist) mein Fels, meine Burg, mein Retter, mein Gott, meine Feste, in der ich mich berge ..“ (Ps 18, 3). Und die Konsequenz für ihn: „Gott stellte meine Füße auf den Fels, machte fest meine Schritte“ (Ps 40, 3). Gott und der Glaube an ihn schenkt mir innere Sicherheit, und das bewährt sich erst recht dann, wenn um mich herum alles unsicherer wird. Das ist eine Erfahrung, die Mut machen kann.

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Erstellt am: 30.06.2014 10:28 Uhr

Zündfunke, 26.06.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Durch Schaden wird man klug – sagt der Volksmund. Obwohl: aus Schaden lernen zu müssen, kann sehr schmerzhaft sein und ist gelegentlich auch sinnlos. Die Katze, die sich auf dem heißen Blechdach die Pfoten verbrannt hat, geht nie wieder auf ein Blechdach – auch wenn’s kühl ist und eine Abkürzung wäre. Und ob der Gerätehersteller mit seinem „Aus Erfahrung Gut“ etwa sagen wollte: wir haben Erfahrung, haben also viele Fehler gemacht und daraus gelernt? Können sie sich eine solche Reklame vorstellen? Aus Erfolg wird man klug – aber dafür braucht es kein tröstliches Sprichwort. Scheint ja irgendwie selbstverständlich zu sein. Obwohl – selbstverständlich? Erinnern wir uns an die Geschichte von dem Propheten Jona in der Bibel. Nach einigen Umwegen hat er in Ninive gepredigt, und die Leute hatten sich seine Botschaft zu Herzen genommen; sich gebessert. Und deshalb verzichtet Gott auf die Zerstörung. Deshalb ist Jona richtig sauer. Er hatte sich seinen Erfolg anders vorgestellt. Aber Gott wollte, dass Jona aus seinem Erfolg lernt. – Dass er begreift, dass Gott Vergebung viel schöner findet als Vernichtung; dass so eine Botschaft des Propheten, wenn sie bei den Menschen ankommt, auch bei Gott etwas bewirkt; aber Jona mag nicht lernen.
Da zerfrisst in der Nacht ein Wurm den großen Baum, in dessen Schatten Jona sich so wohl gefühlt hatte. Und er stöhnt jetzt wieder in der sengenden Sonne. Und er beklagt sich. Er diskutiert mit Gott, der dann zu ihm sagt:
“du beklagst dich über den Baum – dabei hast du ihn nicht wachsen lassen. Und da wirfst du mir vor, dass ich Ninive lieber retten will – mit all den Menschen und dem lieben Vieh“! Die Bibel erzählt uns nicht, ob Jona am Schluss auch bekehrt ist, und wie es mit Jona weitergeht. Wir müssen uns also selber daranmachen und weiterdenken. Denn, ob sich ein Mensch dem Erfolg auf Dauer wirklich entziehen kann oder nicht – und was solche Erfahrungen mit diesem Menschen machen, darüber nachzudenken lohnt sich allemal! Freude über einen Erfolg, auch wenn er etwas anders aussieht als ursprünglich gedacht, darf und muss sein.

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Erstellt am: 27.06.2014 12:52 Uhr

Zündfunke, 25.06.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Manche Leute können angeblich nicht singen. Nur im Badezimmer schon mal. Keine Ahnung, warum. Vielleicht weil sie sich dort sicher fühlen. Oder weil es im gekachelten Bad so schön hallt. Und schon ein bisschen Nachhall gibt selbst einer mickrigen Stimme das gewisse Etwas. Macht sozusagen mehr her. Und draußen, in der trockenen Welt, da ist dann wieder Schweigen angesagt.
Ob Jona gesungen hat, vorher, bleibt unbekannt. Eigentlich wissen wir sowieso kaum was über ihn. Nur dass der Vater Amitai hieß. In der Bibel steht seine Geschichte, kein Tatsachenbericht natürlich, eher eine Kurzgeschichte. Die fängt damit an, dass Gott ihm einen Auftrag gibt: Geh nach Ninive – das läge heute im Irak – geh hin und sag denen dort, dass ihre Stadt untergeht, wenn sie ihr Leben nicht total verändern. Aber Jona hat keine Lust. Er hat Angst vor diesem Auftrag. Was soll er sich wegen so etwas in Gefahr begeben, was gehen ihn denn diese Leute an. Und er rennt weg, genau in die andere Richtung. Er schifft sich ein, geht in einem Sturm über Bord und hat mit seinem Leben schon abgeschlossen. Aber Gott hat noch was vor mit dem Mann, erzählt uns die Bibel. Es kommt ein großer Fisch; der verschluckt Jona, bevor er ertrinkt. (er konnte ja wahrscheinlich nicht mal schwimmen…) Und als er da im Bauch des Fisches hockt, da geht es ihm wie manchem, der angeblich im normalen Leben nicht singen kann. Er singt. Weil es so schön hallt. Weil er so froh ist über seine Rettung. Oder vielleicht auch deswegen, weil er Angst hat, da, in der dunklen Höhle. Er singt ein Loblied. „Denn du, Herr, bist mein Retter“. Und dann heißt es trocken: Da befahl der Herr dem Fisch, ans Ufer zu schwimmen und Jona wieder auszuspucken. Jona ist dann doch noch nach Ninive gegangen. Er hat seinen Auftrag ausgeführt und in der ganzen Stadt gepredigt. Und zwar mit Erfolg. Ein gutes Lied gibt dem Sänger offensichtlich nicht nur Spaß; sondern auch Mut, Kraft, und eine gehörige Portion Selbstvertrauen.

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Erstellt am: 26.06.2014 11:58 Uhr

Zündfunke, 24.06.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Der Schriftsteller Arthur Miller schreibt in einem seiner Theaterstücke: „Ich träumte, dass mein Leben ein Kind von mir war. Aber es war verunstaltet, mongoloid, und ich lief weg. Immer wieder kroch es mir auf den Schoß, bis ich dachte: Wenn ich es küssen kann, kann ich vielleicht schlafen. Und ich bog meinen Kopf über sein verzerrtes Gesicht, es war schrecklich, aber ich küsste es.“ Täglich erlebe ich Menschen, die mit einem Handicap leben müssen, wie man heute so schön sagt. Warum man sich heute nicht mehr traut, eine Behinderung auch als solche Tatsache zu benennen, ist aber eine andere Frage. Da passieren Unfälle, die immer überraschend sind, da sterben Menschen, die mir nahe stehen, da werden auch heute immer wieder behinderte Kinder geboren.
Und ich erlebe Menschen, deren Leben „verunstaltet“ ist. Eine Frau, deren Mann plötzlich und unerwartet stirbt. Ich sehe sie wie versteinert vor mir sitzen. Die Worte, die sie ausspricht, klingen wie ein Fluch: „Das darf nicht wahr sein: mein Mann – tot – verunglückt. Es geht nicht ohne ihn. Ich kann nicht. Ich will nicht.“ „Versuche dich zu versöhnen“, sage ich leise. Es ist nicht leicht, in einer solchen Situation zu sagen „Versuche dich zu versöhnen“ – Aber ich kenne nichts anderes, was zählen könnte. Keine Macht der Welt macht den Verlust rückgängig. Kein Fluch der Welt kann einen Schmerz auslöschen. Aber ohne Versöhnung bleibt der Schmerz, und dieser Schmerz treibt ins Elend, in die Verzweiflung, schlussendlich in den eigenen Tod. Ja, ich glaube. Am Ende müssen wir das Leben in die Arme nehmen, so wie es ist, und müssen uns mit vielem versöhnen, so hart und schwer das manchmal ist. Mich hat der Satz von Arthur Miller tief beeindruckt: „Du musst das Leben küssen.“ Erst wenn du es geküsst hast, das Leid und das Elend, wird es anders und erträglicher. Machen wir uns keine Illusionen. Glück ist keine Dauervorstellung im Theater des Lebens. Glück kommt und geht. In der übrigen Zeit, bleibt daran zu denken und darauf zu warten. Ich möchte mir das zu Herzen nehmen. Ich muss mich mit dem Leben versöhnen, so wie es ist. Heute. Jetzt. Um das Glück, das noch aussteht, nicht zu verfehlen.

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Erstellt am: 25.06.2014 10:01 Uhr