Zündfunke, 10.08.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer!
Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt. Diese Erfahrung machen viele mehr oder weniger oft. Da gibt es glückliche und unglückliche Stunden, Highlights und Schicksalsschläge, Zuversicht und Angst.
In einem Wortspiel sprechen wir das an – zumeist unbewusst: „Oh – Je!“ Dahinter verbergen sich schmerzliche Gefühle: Wenn Dinge schief laufen, Mitmenschen einen enttäuschen, ich mich selbst nicht recht mag. „Oh – Je!“ – das klagt, das kommt aus der Tiefe, vielleicht aus der Schuld, vielleicht sogar aus dem Entsetzen. „Oh“. – Und dann: „Je“. Damit könnte auch der Name Jesus gemeint sein: Jesus, hilf doch! Gib mir Kraft! Lass es wieder gut werden!
In einer Predigt des Apostels Petrus im Neuen Testament heißt es im Bezug auf Jesus: „Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet.“ (Apostelgeschichte 2,21) Ursprünglich ist Gott damit gemeint. Beim Propheten Joel – er lebte im 4. Jh. v. Christus – steht: „Wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet.“ (3,5)
Nun gibt es das Gebot, dass man den Namen des Herrn nicht gedankenlos-leichtfertig aussprechen soll. Der Volksmund umging das einfach und verkürzte die Anrufung. Aus „Oh Jesus“ oder „Oh Herr Jesus“ wurde „Oh – Je“.
In all unser „Oh“ spricht Jesus sein ermutigendes und tröstliches Ja. – Ein Zeuge dafür ist der Apostel Paulus. Auf seinen Missionsreisen hart geprüft, gab es auch für ihn Zeiten, in denen er schlapp machen, nein sagen, aufgeben wollte. Doch gerade in solchen Situationen durfte er erfahren, dass sein Herr zu ihm stand, ihm Halt gab, ihm wieder Mut machte. Einmal hat er das so gesagt: „Jesus Christus . . . ist keiner, der Ja sagt und Nein meint. Im Gegenteil: er ist durch und durch Ja. Mit ihm sagt Gott Ja zu allen seinen Zusagen.“ (2 Korinther 1,19-20). Und vor allem sagt Gott Ja zu uns Menschen – immer und immer wieder – und nicht nur dann, wenn wir „Oh Je“ rufen.

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Erstellt am: 12.08.2014 12:56 Uhr

Zündfunke, 09.08.14

Andrea Bolz
Liebe Schwestern und Brüder!
Ist ein Sündenbock jemand, auf den man seine Schuld abwälzt – dem man eine missglückte Unternehmung zuschiebt- der für die Verfehlungen anderer büßen muss? So ein Sündenbock lässt sich überall finden. Das soll in der Politik und anderswo, aber auch im Alltag vorkommen.
Ein uralter, allzu menschlicher Abwehrmechanismus: Ich lenke von eigenen Verfehlungen ab und belaste andere damit. Das bekannte Spiel, nicht vor der eigenen, sondern vor der Türe anderer Leute zu kehren. Ich überlege also: Wo gibt es in meinem Umfeld einen solchen Sündenbock, wenn es ihn denn gibt? Oder war ich gar vielleicht selbst schon einmal daran beteiligt, einen unliebsamen Zeitgenossen dazu zu machen?
Der Ausdruck Sündenbock ist nicht biblisch, geht aber auf ein alttestamentliches Ritual zurück. Und zwar am Versöhnungstag, dem „jom kippur“, einem alten Buß- und Fastentag in Israel. Ein Ziegenbock wurde ausgelost. Der Hohepriester sprach ein Sündenbekenntnis, legte dem Bock die Hand auf und übertrug auf ihn symbolisch die ganze aufgehäufte Schuld des Volkes. Dann wurde der Ziegenbock in die Wüste gejagt, damit er dort samt der ihm aufgeladenen Sündenlast umkommt. (Levitikus 16,5-10.20-22)
Diese Zeremonie war nicht nur auf Israel beschränkt. Sie war auch bei anderen antiken Völkern und bei verschiedenen Indianerstämmen verbreitet.
Armes Tier, mit dem man einst so umgegangen ist.
Armer Mensch, den man bis heute zum Sündenbock macht, den man aus der Gunst der Mitmenschen entlässt und in die Wüste schickt.
Derweil sieht es ein jeder ein und kann es auch ausprobieren: Wenn ich mit dem Finger auf einen anderen zeige, richten sich gleich drei Finger gegen mich selbst. Eine kleine Selbstkontrolle. Wie leichtfertig oder mit Bedacht gehe ich mit einem Anderen um, zumal dann, wenn des Anderen Nase mir aus welchen Gründen auch immer mal wieder nicht passt?
Jesus hat eine alte Weisheit der Völker übernommen, in dem er sagt:
„Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“ (Matthäus 7,12)
Sollte ich Gefahr laufen, einen anderen zum Sündenbock zu machen und ihn womöglich auch noch in die Wüste zu schicken, dann möchte ich mich daran erinnern.
(nach einer Idee von Michael Broch)

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Erstellt am: 12.08.2014 12:55 Uhr

Zündfunke, 05.08.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Dem Vater, der Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten, solche Söhne und Töchter gibt es. Und nicht nur die äußerlichen, körperlichen Merkmale sind manches Mal auffällig, nein auch Gesten und Verhaltensweisen sind ähnlich, wenn nicht sogar identisch. An Jesus die Eigenarten zu entdecken, in denen er Gott, seinem Vater unverwechselbar gleicht, ist für Nichtchristen fast nicht möglich. Juden und Muslimen liegt es völlig fern, Gott als Vater und Sohn zu denken und dennoch als den einen Gott, an den sie selbst glauben. Was die Christen vom Glauben anderer Religionen unterscheidet, ist der Glaube an Jesus Christus als den Sohn Gottes, Gott wie sein Vater und dennoch ein Mensch. Selbst Christen fällt es immer schwerer, diesen Glaubenssatz nicht nur zu wiederholen und nachzubeten, sondern zu verstehen und zu verinnerlichen.
Die Evangelien in der Bibel berichten uns von einer innigen Vater – und Sohn – geschichte. Immer wieder pflegte Jesus im Gebet den Kontakt zu seinem Vater.
Diese Vater-Sohn Beziehung hat eine andere Qualität als menschliche Vater-Sohn-Beziehungen – weil Gott und Jesus im Grunde ein und derselbe sind. Jesus ist nicht „Von Beruf Sohn“, sondern „Sohn aus Berufung“, von Gott als Teil seiner selbst in die Welt gesandt.
Dieser einzige Sohn hat keine Starallüren und keinen Drang zur Selbstverwirklichung auf Kosten anderer. Ganz der Vater eben: ein Gott der Beziehung. Er geht zum Vater zurück und nimmt die Menschen mit, zu denen Gott ihn gesandt hat. Er lässt die Menschen mitbeten. Allerdings sagen wir das oft nur einfach so dahin. Vater unser. Haben wir schon einmal darüber nachgedacht, dass dieses Vater unser alle Menschen mit einschließt? Dass Gott tatsächlich der Vater aller Menschen sein will? Dass das Vater – unser – Gebet darauf aus ist, unsere Haltung und unsere Einstellung zu Menschen, Natur und das tägliche Verhalten und Leben von uns allen zu verändern? Jesus lehrt uns beten: „Abba, Vater“, weil Gott der Vater aller ist. Wer so an Jesus glaubt, hat dadurch auch einen großen Bruder gewonnen, der ihn auf seinem Weg zu Gott begleitet.

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Erstellt am: 12.08.2014 12:52 Uhr

Zündfunke, 04.08.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Es gab eine Zeit, in der der Gottesglaube in der Welt mehrheitsfähig und hitverdächtig war. Es gab im westlichen Raum einen Glauben in zwei großen Konfessionen, katholisch und evangelisch. Menschen aus dem Ausland kamen nach Deutschland und brachten eine andere Religion mit. Die Jugend der 70er Jahre suchte ihren Glauben in Indien und sonst wo auf der Welt zu finden. In den 80er Jahren hatte sich die Glaubenslandschaft plötzlich erweitert: Esoterik und „New Age“ schienen neue Wege zum Heil zu ebnen.
Religiosität hat zugenommen, nur in einer etwas anderen Weise, als wir das von unseren Eltern und Großeltern gewohnt sind. Versuchten viele vor einigen Jahren die Welt gottlos und ohne Bekenntnis zu irgendeiner Art von religiöser Bindung zu gestalten, so sind religiöse Formen und private Frömmigkeit wieder im Kommen.
Aber es gibt auf dem religiösen Markt eine große Konkurrenz von Anbietern.
Der christliche Glaube steht neben allen anderen, die Glaubenswege zum Lebensglück verheißen, und nicht oben drüber.
Menschen, die glauben möchten, stehen vor folgendem Problem: Wie Glauben geht, das wird nicht mehr in nur einer Religion vorgelebt, sondern in vielen religiös-spirituellen Entwürfen, kaum einer mit dem anderen vergleichbar. Und, Menschen, die glauben möchten, müssen für sich selbst die Frage beantworten, ob sie „etwas“ oder „an“ jemanden glauben wollen.
Das christliche Glaubensbekenntnis fordert klare Antworten. Wer das Credo spricht, glaubt an „Jemanden“ – nämlich an einen Gott, einen Erlöser, an die Auferstehung der Toten, die Gemeinschaft der Gläubigen, die Vergebung der Schuld. Ich beziehe eindeutig Position, wenn ich das Glaubensbekenntnis bewusst spreche. Ich sage ja zu den Grundaussagen, mit denen ich als Christ in der Welt zu leben versuche. Und es ist eine Liebeserklärung an meinen Gott, zu dem ich gehören möchte. „Ich glaube an Gott den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn unseren Herrn“. Wer so betet, bindet sich, bewusst und freiwillig.

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Erstellt am: 12.08.2014 12:50 Uhr

Zündfunke, 08.08.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Brücken haben etwas Faszinierendes an sich: weitgespannte von einem Ufer zum anderen; von einer Talseite zur gegenüberliegenden; gar von Insel zu Insel; oder über eine Schlucht, wie die einstige Brücke von Mostar über den Neretva-Fluss. „Mostar“ heißt übersetzt die „alte Brücke“. 1566 wurde sie anstelle einer alten Römerbrücke gebaut. Mostar liegt in Herzegowina, an der Grenze zu Bosnien. Ein europäisches Kulturdenkmal, die „alte Brücke“. In blindem Fanatismus wurde sie zerstört. Brücken sind leider immer wieder beliebte Opfer, wenn Völker aufeinander einschlagen.
Brücken – das Bild ist schier unerschöpflich: abgebrochene Brücken, aufgekündigte Freundschaften, gestoppter Gedankenaustausch, unterbrochene Begegnung. Welche Adressen habe ich aus meinem Kalender gestrichen? Welche Telefonnummern vergessen? Welche Menschen möchte ich nicht mehr sehen? Abgebrochene Brücken – gibt es wirklich kein zurück? Kein Hinüber, kein Herüber mehr? Sollen abgebrochene Brücken das letzte Wort sein?
Nach der Zerstörung der historischen Brücke von Mostar zählt die neu errichtete Brücke nun schon seit fast 10 Jahren zum UNESCO Welterbe.
Liegt aber nicht auch in jeder abgebrochenen Brücke eine Verheißung, ein Impuls, ein Appell, eine Ermutigung … ? Gestern noch abgebrochene Brücken. Heute gilt es Brücken zu schlagen, stabile Pfeiler zu bauen, für gute Fundamente zu sorgen. Heute gilt es den Austausch zu pflegen, Begegnungen zu ermöglichen, ein überbrückendes, versöhnendes Wort zu riskieren – auch wenn das Ergebnis noch nicht vorauszusehen ist.
Ist das nur eine Utopie angesichts der momentanen Krisenherde in so vielen Ländern unserer Welt?
Diese Brücken führen nie ins Leere. Diese Brücken machen Begegnung, Austausch, Versöhnung und Frieden möglich – im Kleinen wie im großen.

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Erstellt am: 11.08.2014 14:30 Uhr

Zündfunke, 07.08.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer!
„Wenn du dich einsam fühlst, dann geh’ zu einem, der noch einsamer ist als du!“ – Ein schöner Gedanke.
Gelegentlich geht er mir durch den Kopf, manchmal geht er mir zu Herzen. Da soll es doch tatsächlich Leute eben, die sich ab und zu selbst einen Brief oder eine Karte schreiben, um mal Post zu bekommen, oder um mit dem Briefträger ein kleines Schwätzchen halten zu können.
Und es soll sogar alte Menschen geben, die sich auf einen Platz im Altenheim freuen –
völlig vereinsamte Menschen, die sich nach der Gesellschaft dort und nach Betreuung sehnen.
Irgendwo habe ich gelesen: allein sein ist besser als einsam sein. Diesen Satz zu bedenken lohnt sich sicherlich: Ich z.B. bin gerne allein, vor allem nach anstrengenden Arbeitswochen genieße ich das Alleinsein, ich kann tun und machen, wozu ich Lust habe, und brauche mich mit niemand abzustimmen. Ich genieße vor allen Dingen die Ruhe, die mich in diesen Momenten umgibt. Ich fühle mich weder allein, noch einsam in solchen Stunden, allerdings, das muss ich ehrlicherweise gestehen, kommen solche Momente bei mir äußerst selten vor.
Einsamkeit ist etwas anderes. Einsamkeit ist ein nicht freiwillig gewähltes Alleinsein. Allerdings liegt der Grundstein für die Einsamkeit der Menschen im Alter auch oft in früheren Jahren, wo Menschen es nicht geschafft haben, Kontakte zu ihrer Umwelt aufzubauen. Wenn die Einsamkeit einen Menschen erst einmal überrannt hat, wird es immer schwieriger werden, aus dieser Einsamkeit zu entkommen. Denn einsame Menschen haben die besondere Gabe, andere Menschen von sich zu drängen. Einsame Menschen reden, wenn sie in Gesellschaft sind, sie reden viel und nur von sich, was als Außenstehender betrachtet, sehr wohl verständlich ist, aber andere Menschen eher abschreckt, als hinführt. Es scheint, dass diese Menschen das Feingefühl für zwischenmenschliche Beziehungen verloren haben. Sie werden noch mehr gemieden und erneut in die Isolation gedrängt. Was also tun? Beziehungen pflegen – Beziehungen leben; – dass das in manchen Zeiten nicht ganz so einfach zu bewerkstelligen ist, weiß ich sehr wohl aus eigener Erfahrung. Aber ich gehe mit dem Bewusstsein durch mein Leben, dass ich Beziehungen brauche – jetzt und später sowieso – und genau diese Beziehungen gilt es zu pflegen.

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Erstellt am: 11.08.2014 14:26 Uhr

Zündfunke, 06.08.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer!
„Du Christus, machst mich heil und frei von meiner Schuld, weil du auf die Welt gekommen und dann für mich gestorben bist.“
Ist das so eine Zauberformel, nach dem Motto: Wer heilt, hat Recht Zumindest ist es ein Streitpunkt, wenn Schulmedizin und alternative Heilmethoden miteinander streiten. Das war auch schon vor über 2000 Jahren so, nur dass damals nicht die Krankenkasse die eine Anwendung bezahlte, und die andere eben nicht.
Zur Zeit Jesu herrschte direkter Konkurrenzkampf. Viele versuchten sich als Heiler. Bei Jesus kam zur Heilung eines Menschen oft dann noch die Sündenvergebung hinzu. Die Wunder Jesu allein beweisen nicht eindeutig, dass er Gottes Sohn ist. Mit dem Anspruch aber, Sünden zu vergeben, stellt sich Jesus auf die gleiche Stufe mit Gott, und hebt sich so von den anderen Wunderheilern seiner Zeit ab.
Wir Christen glauben daran, dass Christus aus und mit der Kraft Gottes heilen konnte. Im Glaubensbekenntnis wird davon aber nicht gesprochen. Keine einzige der geheilten Personen taucht dort auf.
Der erste Name nach Gott, nach Jesus und seiner Mutter Maria ist im Credo der des Pontius Pilatus – ausgerechnet also jener unglücklichen Figur, durch die Jesus am „Karfreitag“ in einem nicht ganz einwandfreien Verfahren ans Kreuz geschlagen wurde.
Jesus leidet. Und das tut er nach christlichem Glauben stellvertretend für alle Menschen. Da Leiden, Tod und Auferstehung ihm Recht geben, konnte er heilen, darum konnte er Sünden vergeben; deshalb stimmt seine Verkündigung. Dennoch ist wichtig, dass der Name des Pontius Pilatus genannt wird. Seit er in den Prozess Jesu verwickelt wurde, stellt sich die Frage nach der Verantwortung der Schuld neu. Die Nennung des Namens „Pontius Pilatus“ bindet wie das Glaubensbekenntnis insgesamt, die Geschichte Jesu in die Geschichte der Menschen mit ein, so dass keiner mehr sagen kann, „ich habe ja nur meine Pflicht getan.“
Es bleibt dennoch eine komische Lücke zwischen der Geburt Jesu und seinem Leiden. Sie kann man schließen, indem man das Credo gläubig spricht. Denn da schwingt auch an dieser Stelle der Satz mit. „Du Christus, machst mich heil und frei von meiner Schuld, weil du auf die Welt gekommen und dann für mich gestorben bist“.

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Erstellt am: 11.08.2014 14:23 Uhr

Predigt am 18. Sonntag im Jahreskreis 2014 (03.08.)

Lesung: Jes 55, 1-3 / Evangelium: Mt 14, 13-21
Schwestern und Brüder!
Wundererzählungen in der Bibel haben immer eine Intention, die weit über das hinausgeht, was man vordergründig wahrnimmt; also eine tiefere Bedeutung, die einem aber immer wieder neu erschlossen werden muss. Das gilt so auch für das heutige Evangelium. Denn da kann man zwar auf den ersten Blick sagen, dass die Menschen durch Jesus und die Jünger genügend zu essen bekamen. Sie bekamen also ausreichend Lebensmittel und waren fürs Erste zufrieden. Aber hatten sie dadurch auch schon ausreichend Mittel fürs ganze Leben? Mittel zum Leben im Sinne von Orientierung und Geborgenheit? Das Evangelium berichtet hier ja ausdrücklich, dass Jesus mit denen, die ihm gefolgt waren, Mitleid hatte und dass er viele Kranke heilte. Es ging ihm also gar nicht nur um eine Erstversorgung mit Grundnahrungsmitteln, sondern es ging und geht ihm bis heute immer um den ganzen Menschen, um Mittel für das Leben seiner Seele, um dessen umfassende Hinwendung zu Gott. Wie aber kann die gelingen? Und welche Rolle spielen wir – Sie und ich – dabei? Vielleicht verstehen wir all dies besser, wenn wir das Evangelium mal mit anderen Worten betrachten und uns so seinem inneren Aussagekern leichter nähern.
Hätte das heutige Evangelium nicht auch folgenden Wortlaut haben können: Es war einmal vor fast 2000 Jahren. In einer sonst recht einsamen Gegend an einem See, lagerten eines Abends knapp 5000 Menschen und hörten einem Mann zu, der sie nun schon geraume Zeit in seinen Bann gezogen hatte. Sie lauschten seinen Worten und freuten sich an der Gemeinschaft mit ihm und den anderen, die hier versammelt waren. Drei der engsten Freunde dieses Wanderpredigers aber, die man auch Jünger nannte, standen etwas abseits der Menge. Wütend und auch ein wenig deprimiert sagte einer von ihnen: „Jetzt scheint er wohl ganz übergeschnappt zu sein. Wenn wir die Leute nicht nach Hause schicken, werden sie die ganze Nacht hindurch Hunger leiden. Vor allem die Kinder brauchen doch etwas Nahrhaftes zwischen die Zähne. Also ich versteh‘ ihn einfach nicht. Wie kann er denn so seelenruhig dastehen und sagen: ‚Gebt ihr ihnen zu essen!’ Ja, hat er sie noch alle? Ich glaub’ ich pack‘ jetzt mein Bündel und verzieh‘ mich, bevor er noch ganz den Verstand verliert.“
„Ich versteh’ ihn ja auch nicht!“, sagte der Zweite. „Er muss doch wissen, dass wir das nicht können, was er da verlangt. Wir haben doch nur fünf Brote. Wie sollen wir denn mit denen auch nur annähernd was ausrichten können? Das ist doch wahnsinnig. Er lässt uns sprichwörtlich dastehen wie den Ochsen vor der Türe und verlangt Dinge, die man – logischerweise – weder zu Ende denken, geschweige denn „tun“ kann. Und was macht er? Wieder mal ganz typisch: Sitzt da und rührt keinen Finger. Genau so hab ich mir das eben nicht vorgestellt, als ich damals wegen ihm alles aufgegeben und mit ihm losgezogen bin. Mein Gott, was hat er uns alles versprochen. In eine neue Zeit wollte er uns führen – und jetzt? Jetzt steh ich blöd da, weil er Dinge von mir verlangt, die ich unmöglich erfüllen kann. Noch nie – aber auch noch gar nie – hat mich jemand dermaßen gefordert und ohne mit der Wimper zu zucken Dinge verlangt, die ich einfach nicht für machbar halte. Ich weiß echt nicht mehr, was ich tun soll; ob ich so überhaupt bei ihm bleiben kann.“
So oder ähnlich meine ich, hätten die Jünger damals am See eben auch reagieren können. Wäre das so abwegig gewesen? Schließlich standen sie mit ihren fünf Broten vor einer riesigen Menge hungriger Menschen – und ich könnte mir denken, dass es einem da schon mulmig werden kann. Und wer ein mulmiges Gefühl in der Magengegend bekommt, das wissen wir aus eigener Erfahrung, den beschleichen Zweifel; da kommen Unsicherheiten auf, ob man die Situation, vor die man sich gestellt sieht, tatsächlich auch meistern kann. Vielleicht kann ich mir das ja auch deshalb gut vorstellen, weil ich mich mitunter ähnlich fühle. Da kommt es mir dann nämlich auch so vor, als würde Jesus zu mir sagen: „Mach mal mit Deinen 5 Broten tausende von Leuten satt“ – und ich weiß nicht, wie!
Und wie geht es Ihnen mit dieser Aussage? Wie geht es Ihnen mit so mancher Forderung Jesu? Wenn er z.B. sagt: „Liebt diesen Gott, und zwar mehr als alles in der Welt, mehr als eure Kinder, ja mehr sogar als euer eigenes Leben!“ Fragen Sie sich dann nicht auch: Kann ich das? Und sind sie sicher, dass Sie das packen? Oder wenn er sagt: „Ihr müsst gut sein zu den Menschen – und zwar zu allen. Ihr sollt sogar eure Feinde lieben!“ Können Sie da wirklich mit ganzem Herzen sagen: Ok, das schaff ich? Oder ist es nicht oft so, dass wir ab und an nicht mal mit der eigenen Verwandtschaft klarkommen und somit sagen müssten: Nein, lieber Jesus, das mag zwar deine Sicht der Dinge sein, aber da kann ich nicht mit! Das ist für mich zu viel des Guten!
Und wenn er Ihnen und mir sagt, dass wir so leben sollen, dass andere durch uns zum Glauben an ihn kommen, dann weiß ich nicht, wie es ihnen damit geht; aber ich fühle mich damit oft restlos überfordert. Das ist für mich oft, wie wenn ich mit zwei oder drei Broten hunderte von Mäulern stopfen müsste – also eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Spüren Sie – spüren wir, wie es uns durchaus so gehen kann wie den Jüngern, von denen ich Ihnen – anders als im Evangelium – erzählt habe? Ja, wenn ich – wenn wir – damals am See mit dabei gewesen wären, vielleicht hätte auch das ein oder andere von uns ganz schnell sein Bündel gepackt und wer weggegangen nach dem Motto: „Was du da verlangst, das kann ich nicht!“
Zum Glück gab es damals am See aber auch noch andere Jünger, als die beiden, von denen bislang die Rede war. Deshalb hat sich ja zu den zweien noch ein Dritter gesellt, der ihre Befindlichkeit gesehen und wahrgenommen hat; der gespürt hat: Die zwei sind so verzweifelt, die wollen nicht mal anfangen, was zu tun. Und er hat ihnen dann zugeredet. Hat gesagt: „Ihr habt ja vollkommen recht! Das schaffen wir nicht. Mit unseren fünf Broten können wir niemals 5000 Leute satt machen. Aber wer sagt uns denn, dass uns Jesus nicht hilft, dass er wirklich nichts tut! Auch wenn es momentan so aussieht, auch wenn er den Eindruck erweckt, als würde er nur dasitzen und Däumchen drehen, als würde er nur erwarten, dass wir alles allein hinbekommen – wer sagt uns denn, dass das wirklich so ist? Vielleicht wartet er ja nur darauf, dass wir den Anfang machen; dass wir mit dem, was wir haben in Gottes Namen mal anfangen. Natürlich schaffen wir es nicht; natürlich reichen 5 Brote nicht aus. Aber hindert uns das, wenigstens mit diesen 5 Broten mal anzufangen? Was verlieren wir denn, wenn wir mit dem, was wir besitzen, einfach mal anfangen?“
Genau das ist das Kernanliegen dieser Wundererzählung. Tun wir das, was wir können. Mehr können wir nicht tun, aber weniger – weniger als das, sollten wir eben auch nicht tun. Denn genau dieses Wenige, das kann mitunter schon recht viel sein. „Gebt ihr ihnen zu essen!“ das meint ja nicht nur damals und auch nicht nur heutzutage das Teilen des Brotes oder die Fürsorge für die Hungernden in der Welt. ‚Gebt ihr ihnen zu essen’ kann doch auch heißen: Die Zeit mit einem Menschen zu teilen, der mich ganz dringend braucht, z.B. zu einem Gespräch, zur Pflege, weil er krank oder behindert ist; das Aushalten bei einem Schwerkranken um seine Situation erträglicher zu machen. ‚Gebt ihr Ihnen zu essen’ kann heißen: Die Heimat mit denen zu teilen, die keine mehr haben, weil sie vertrieben wurden oder Angst um Leib und Leben haben. ‚Gebt ihr ihnen zu essen’ kann auch heißen: Ängste von Völkern oder Nationen wahrnehmen und diese nicht mit Sanktionen oder Granaten zu begegnen, sondern immer und immer wieder das Gespräch miteinander zu suchen. ‚Gebt ihr ihnen zu essen, das kann für manche Landstriche eben auch heißen, Arbeit und Überstunden mit denen zu teilen, die Arbeit suchen und auf der Strasse stehen; nicht wissend, wie es weitergehen soll. Hoffnung, Zuversicht – so heißt der Hunger vieler Menschen heutzutage. Deshalb sollten wir genau dies aus der Kraft unseres Glaubens heraus mit den Menschen teilen: am Arbeitsplatz wie auch am Urlaubsort. Ja, den Glauben selbst kann man teilen, weil er kein steifes Ritual ist, sondern unser Leben.
Machen wir es wie die Jünger damals, dass wir nicht nur Nahrungsmittel verteilen, sondern Mittel zum Leben reichen, indem wir ein Gespür entwickeln wie Jesus, der jegliche fremde Not wahrgenommen hat und niemals achtlos an einem Bedürftigen vorüberging.
‚Gebt ihr ihnen zu essen’; ja geben wir den Menschen, was sie zum Leben brauchen! Und wenn wir wirklich alles getan haben, was wir tun konnten, dann werden wir auch spüren und entdecken, dass ER seinen Teil dazu beiträgt und dass wir so wirklich das Angesicht der Erde verändern, weil Menschen satt sind – nicht anhand leerer Versprechungen, nicht allein durch Lebensmittel, sondern durch ein Leben im Miteinander und Füreinander – oder anders gesagt: durch ein Leben in Fülle. Amen.

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Erstellt am: 11.08.2014 14:18 Uhr

Predigt am 03.08.2014 von Pfarrer Helmut Müller

Prediger 3,1-14 – 6. So. nach Trinitatis 
Wir wollen heute auf Bibelworte hören, die vor 33 Jahren bei meinem Abschied in Neidlingen
im Mittelpunkt der Predigt standen. Es sind Bibelworte, die angesichts der Vergänglichkeit nach dem Bleibenden fragen. Wir hören aus dem 3. Kapitel des Predigerbuchs die Verse 1-14:
Alles hat seine Zeit und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:
Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit.
Zerstören und heilen
abbrechen und bauen.
Weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit.
Klagen und tanzen;
wegwerfen und sammeln;
umarmen und getrennt sein;
suchen und verlieren;
behalten hat seine Zeit, loslassen hat seine Zeit.
Schweigen und reden;
Lieben und hassen;
Streit und Frieden.
Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon.
Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie sich damit plagen.

Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt;
nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.

Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und Gutes tun in seinem Leben.
Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.
Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig;
man kann nichts dazutun noch wegtun.

(Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Weg. Amen)

Liebe Gemeinde
Nach über 3 Jahrzehnten wieder hier auf der Kanzel zu stehen, da kommen mir vertraute Erinnerungen. Es wird mir da verstärkt bewusst,dass „alles seine Zeit hat“.

Auf vielfältige Weise weist der Prediger in den gehörten Bibelworten darauf hin.
Wir werden da eingeladen, uns mit der Vergänglichkeit auseinander zu setzen, sie wahrzunehmen, um daraus zu lernen.
Mit der Aussage, dass alles seine Zeit hat, beginnt der gehörte Bibelabschnitt:
Alles hat seine Zeit und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.
Das gilt von unseren Lebensabschitten ebenso wie vom Anfang und Ende unseres Lebens.
Im Predigerbuch heißt es:
Geboren werden hat seine Zeit; sterben hat seine Zeit.
Was von den Eckpunkten unseres Lebens gilt, das gilt innerhalb von Geburt und Tod auf vielfältige
Weise:
auf der biologischen Ebene: pflanzen und ernten
auf der psychischen Ebene: lachen und weinen; lieben und hassen
auf der sozialen Ebene: umarmen und sich trennen.

Zur Bewegung des Lebens gehört immer beides, das Werden und das Vergehen.
Wenn wir dieses Werden und Vergehen bewusst wahrnehmen und annehmen, bekommen wir eine neue Aufmerksamkeit für das jetzt.
Goethe hat dies so ausgedrückt.
„Und solang du dies noch nicht hast, dieses Stirb und Werde, bist du nur ein trüber Gast
auf der dunklen Erde“
Die Vergänglichkeit, die wir im November in besonderer Weise empfinden, wenn die Blätter von den Bäumen fallen, braucht uns nicht Angst machen, sondern kann uns helfen, die Kostbarkeit des Lebens im hier und jetzt wahrzunehmen.
Angesichts der Vergänglichkeit wird zwar vieles fraglich. Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon – so lesen wir im heutigen Text.
Manche Aussleger folgern daraus ,dass das Predigerbuch ein Buch für Skeptiker sei, das der Resignation und dem Nihilismaus das Wort rede. Wörtlich übersetzt handelt es sich bei der Aussage um eine Frage und zwar um die Frage: Welchen Gewinn hat man davon, dass man sich abmüht? Der Prediger stellt die Frage nach dem Sinn unseres Tuns.
Die Vergänglichkeit mag zwar vieles relativieren, was uns in den einzelnen Lebensphasen wichtig erscheint – wie Besitz, Macht und Ansehen.. Aber diese Relativierung muss nicht zur Resignation führen, sondern sie fordert uns auf, aufzuwachen und rechtzeitig nach dem Ausschau zu halten, was unserem Leben Sinn verleiht.
Nach dem Gemeindepfarramt (hier) in Neidlingen war ich 17 Jahre als Klinikpfarrer in Isny tätig.
In diesen Jahren der Begeitung von schwerkranken und behinderten Menschen stellte sich verstärkt die Frage, was dem Leben Sinn gibt. Von den Menschen selber, durch die Art, wie sie mit ihrer Behinderung umgegangen sind und ihr Sterben angenommen haben, habe ich viel gelernt.
Dass wir von anderen Menschen lernen können, hat Meister Eckhart, ein Mystiker aus dem 13 Jahrhundert, in den kurzen Satz gefasst:
„Jeder Mensch ist ein Buch und Gottes voll“.
Ich möchte dies an einem Beispiel verdeutlichen:
Ich begleitete im Pflegeheim einen spastisch gelähmten Mann. In seinen letzten Monaten konnte er sich nicht mehr bewegen und zuletzt auch kaum mehr sprechen. Und trotzdem ging von ihm viel Güte und Freude aus.
(Vor kurzem war ja Allerheiligen. Heilige sind nicht bloß Personen, die äußerlich Großes geleistet haben, sondern sie leben oft mitten uns uns und werden kaum wahrgenommen.)
Wir haben öfters – um auf den spastisch Gelähmten zurückzukommen -miteinander über einen Spruch gesprochen, der über seinem Nachttisch hing und in dem der christliche Glaube und seine heilende Wirkung in einfachen Worten zum Ausdruck kommen.:
„Wo Glaube, da Liebe. Wo Liebe, da Friede. Wo Friede, da Segen. Wo Segen, da Gott.
Wo Gott, keine Not.“
Der Glaube an Gott hilft uns, auch das Schwere im Leben anzunehmen, und trotzdem ja zum Leben zu sagen!
In der Mitte unseres Textes werden wir auf Gott verwiesen, der alles schön gemacht hat zu seiner Zeit und von dem der Prediger sagt, dass er inwendig erfahrbar ist, auch wenn wir seine Wege oft nicht verstehen:
Auch hat er die Ewigkeit in das Herz des Menschen gelegt, nur dass der Mensch nicht ergründen kann, das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.
Ja, wir wissen nicht, warum ein Leben so und nicht anders verläuft, warum manche Menschen viel, andere scheinbar weniger, zu tragen haben.
Aber wir können in allen Lebenslagen Gott vertrauen, der uns mit seiner Liebe hält und an die wir uns halten können. In der Liebe, die in Jesus Christus aufscheint, haben wir teil an Gottes Nähe, von der uns nichts zu trennen vermag weder das Schwere im Leben noch der Tod – wie Paulus in
Römer 8 schreibt.
In der Mystik, die mir im Laufe der Jahre immer wichtiger geworden ist, wird unser Innerstes, unsere Seele, mit einem Brunnen verglichen, der vielfach verschüttet ist und den es freizulegen gilt, um das zu finden, was der Prediger mit Ewigkeit bezeichnet.
Es ist die Liebe, die Gott in uns gelegt hat und die es Laufe unseres Lebens zu entfalten gilt – in Güte und Achtsamkeit gegenüber jedermann.
Im Lichte dieser Liebe, die als Vergebung erfahren werden kann, lernen wir uns mit der Vergangenheit auszusöhnen, auch mit dem, was in früheneren Jahren unzulänglich und bruchstückhaft geblieben ist.
Wenn ich an meine Angangszeit als Gemeindepfarrer denke, dann werde mir meine Defizite und meine fehlende seelorgerliche Erfahrung bewusst.
Alles hat seine Zeit – auch was unser Reiferwerden betrifft.
Aber auch hier gilt: Wir können das Bruchstückhafte der Vergangenheit getrost in Gottes liebende Hände legen, der aus den Bruchstücken unseres Lebens dennoch etwas Ganzes zu machen vermag.
Wenn wir uns mit der Vergangenheit aussöhnen, dann wird unser Blickfeld weiter und wir werden gewahr, dass Gott alles schön gemacht hat zu seiner Zeit.
Der Blick auf Gott hilft uns, die Belastungen der Vergangenheit und die Sorgen um die Zukunft loszulassen. Auf diese Weise lernen wir ganz im hier und jetzt zu leben und dain Gott zu entdecken.
Der Barokdichter Andreas Gryphius hat dies so ausgedrückt.:
„Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen.
Mein sind die Jahre nicht, die etwa möchten kommen.
Der Augenblick ist mein, und nehm ich den in acht,
so ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht.“

Ja, liebe Gemeinde,
Gott ist ein Gott der Gegenwart, der uns im hier und jetzt begegnet.
Nehm ich den „Augenblick in acht, so ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht.“

Mitten im Alltag kann Gott von uns erfahren werden, wenn wir uns frei machen von allem, was uns besetzt und angst macht, sei es im Blick auf die Vergangenheit, sei es im Blick auf die Zukunft.
Im Ja sagen zum Leben, wie es ist, findet der Prediger die Antwort, nach der er suchte:
Da merkte ich, da ging mir auf, dass es nichts Besseres gibt, als fröhlich sein und Gutes tun in seinem Leben. Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.
Sich freuen am Leben und Gutes tun – das ist die Antwort des Predigers auf die Herausforderung der Vergänglichkeit.
Und so ist es auch:
Liebe und menschliche Zuwendung erfüllen unser Leben mit Freude und Sinn.
Wo wir nicht nur an uns denken, sondern auch an das Wohl der anderen, da wird unser Leben reicher. Liebe,sei es ein freundliches Wort oder eine nette Geste kann mehr bewirken als wir oft meinen. Ich denke, es ist kein Zufall, dass der Kern des christlichen Glaubens Liebe ist.
Was bleibt, das stiften die Liebenden.
Ich habe am Schluss meiner Abschiedspredigt vom 3. August 1980 eine Gedichtstrophe eines Dekans zitiert, die auch heute nach 33 Jahren nichts von ihrer Gültigeit verloren hat.
„Es ist nötig, dass du etwas lernst:
Vor allem nimm dich nicht zu ernst.
Du bist auch gar nicht unersetzlich.
Bist du mal tot, so ist´s zwar schmerzlich,
die Weisheit stirbt darob nicht aus,
und andere bauen Gottes Haus.
Doch denk von dir auch nicht zu schlecht,
du bist des ewigen Herren Knecht.
Er hat dir anvertraut dein Pfund,
zur Freude hast du allen Grund.“
Gott selbst schenke uns in Jesus Christus, dass wir die Gaben, die Gott uns gegeben hat, wahrnehmen und einander weitergeben. Es ist Liebe, die unser Leben mit Freude erfüllt wie es im Predigerbuch heißt:
Da merkte ich, dass es nichts besseres dabei gibt, als sich zu freuen und Gutes tun in seinem leben. Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinen Mühen – das ist eine Gabe Gottes! Amen

Infos unter:

Erstellt am: 05.08.2014 20:13 Uhr

Teneriffa spielt die „Hauptrolle“ in einem neuen Roman

Pressemitteilung C. F. Portmann Verlag
Jeremias will Carina vergessen, die Frau, die ihn enttäuscht hat. Ausgerechnet auf Teneriffa, mitten in seinem Urlaub,entdeckt er sie in einer Gruppe Touristen und die Wunden brechen wieder auf. Jeremias freundet sich unter falscher Identität mit ihrer Schwägerin Laura an und horcht diese aus, während sie gemeinsam die Insel erkunden.
Allmählich entwickelt er einen perfiden Plan und die Jagd auf Carina beginnt …
Er dringt immer tiefer in Carinas Leben ein, besessen davon, sich an ihr zu rächen. Dank allerlei technischer Hilfsmittel gelingt es ihm dabei, falsche Fährten zu legen und unerkannt zu bleiben. Sein Opfer wähnt sich von einer Person bedroht, die sie nicht zu kennen glaubt, was die Ermittlungen erschwert. Denn gegen wen sollte die Polizei vorgehen und aus welchem Grund? Carina wird psychisch immer mehr isoliert, sie kann sich nicht gegen Ihren Peiniger wehren …
Ein spannender, vielschichtiger Roman zu Themen wie Stalking, Internetbetrug und Auswandern.
Sabine Ibing veröffentlichte 1999 ihren ersten Roman Ch@t-love unter ihrem alten Namen Sabine Rieger, der während ihres vierjährigen Aufenthalts auf Teneriffa entstand. Von dort verschlug es die Hannoveranerin in die Nähe von Frankfurt. Die Sozialpädagogin wohnt heute in der Schweiz.
Weitere Informationen zur Autorin auch unter:
www.sabine-ibing.ch

Neuerscheinung 2014
Sabine Ibing
Zenissimos Jagd
Broschur, 392 Seiten
ISBN: 978-3-906014-19-7
CHF 22.00 € 17.80
Tel: +41 (0)43 534 81 74
Fax: +41 (0)43 535 64 13
Mail: info@cfportmann.ch

Infos unter: www.sabine-ibing.ch

Erstellt am: 28.07.2014 17:43 Uhr