Honig, Gofio und Käse

Den drei wichtigsten Erzeugnissen der Landesküche wird ein ganzer Monat gewidmet: dem „Honig“, dem „Gofio“ (geröstetes Getreidemehl) und dem „Käse“. Die Gastronomiemesse von Adeje schließt die Route der „Tapa“ (Häppchen) in den besten Restaurants der Gegend ein, sowie show cooking, thematischer Honig-, Gofio- und Käsemarkt und viele andere Aktivitäten, die den Besuch von Adeje zu einer einmaligen Erfahrung lohnend gestalten.
Vom 01.09.2014 bis 30.09.2014 in Adeje.

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Erstellt am: 01.09.2014 12:33 Uhr

Predigt zum 22. Sonntag im Jahreskreis 2014 (31.08.)

L II: Röm 12, 1-2 / Ev.: Mt 16, 21-27
Schwestern und Brüder!
Erinnern Sie sich noch an den Ausraster von Bundesfinanzminister Schäuble gegenüber seinem Pressesprecher vor zwei, drei Jahren? Er war damals lange in aller Munde weil man sich fragte: Darf ein Chef so mit einem seiner Mitarbeiter umgehen? Noch dazu in aller Öffentlichkeit? Wenn ich mir nun aber das heutige Evangelium anschaue, dann wirkt diese Aussage Schäubles doch recht harmlos gegenüber dem, was Petrus da an Beschimpfungen über sich ergehen lassen muss. Und das auch noch von dem Menschen, der ihm – nach unserer Evangelienchronik – erst vor einer Woche dieses riesige Kompliment gemacht hat:„Du bist wie ein Fels, auf den man sich verlassen kann! Deshalb werde ich auf deiner Person meine Kirche gründen.“
Tja, so wird der ein oder die andere jetzt denken, so schnell kann‘s gehen: Am letzten Sonntag also noch Fels der Kirche und heute bereits der Satan. Wobei man ja sagen muss, dass uns solche menschlichen Ausraster von Jesus kaum überliefert sind. Oder man könnte auch sagen: Weil so hoch emotionale Ausbrüche bei ihm kaum vorkommen, muss es dann, wenn es tatsächlich mal geschieht, eben auch um etwas Besonderes gehen – vielleicht sogar um sein ganzes Lebenswerk? Genau das steht hier auf dem Spiel. Jesus macht deutlich, wie sein Weg aussehen wird und der Einwurf des Petrus: „Das darf nicht mit dir geschehen“, trifft Jesus an seinem Lebensnerv. Aber betrachten wir es der Reihe nach, denn das Evangelium selbst, klärt uns durchaus auf.
Da wird nämlich gesagt: In jenen Tagen begann Jesus seinen Jüngern zu erklären, wie sein weiterer Lebensweg aussehen wird. Er erzählt von seinem bevorstehenden Weg nach Jerusalem und dass ihn dort Tod und Auferstehung erwarten werden. Nur: Das mit der Auferstehung, das hört Petrus schon gar nicht mehr. Er ist über die ersten Sätze Jesu schon so entsetzt, dass er ihn beiseite nimmt um ihm klarzumachen, was das denn letztlich heißt. Dass durch diesen Weg, eben all das in Frage gestellt wird, was sie bislang mit ihm erfahren haben. Genau deshalb aber will Petrus seinen Freund Jesus mit allen Mitteln von genau diesem Weg abhalten – vielleicht auch aus der Angst heraus, dass dieses neue Leben, das er mit Jesus und seinen Freunden begonnen hat, komplett in Frage gestellt wird und ihm sogar ähnliches droht, wie dem Freund und Meister.
Mir ist dieser Petrus in seiner Emotionalität mehr als sympathisch. Da hat Jesus doch immer von seinem liebenden Vater, vom barmherzigen Gott geredet, und nun soll er nach dem Willen eben jenes liebenden Gottes den Weg in den sicheren Tod gehen? Das zu akzeptieren, das Kreuz als einen Willen Gottes anzusehen, das widerstrebt Petrus so sehr, wie es auch uns widerstrebt und schwerfällt, Leid und Not um uns herum auszuhalten. Da stellen wir doch auch ganz schnell die Frage: Wie kann Gott so etwas zulassen? Wo ist denn die Liebe Gottes sichtbar und spürbar angesichts so vieler Kreuze und von so viel Leid in dieser Welt? Warum greift denn dieser Gott nicht ein, wenn Familien zerbrechen, Unglücksfälle, Krankheiten und der Tod lieber Menschen viele von uns an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringen? Ja, man ist ja sogar geneigt zu fragen: Ist unser Gott ohnmächtig angesichts unseres Leids? Oder liebt er es sogar?
Vielleicht entdecken wir eine Antwort, wenn wir auf das Leben Jesu schauen. Er ist konsequent seinen Weg gegangen: er hat Kranke geheilt, Sünder in die Gemeinschaft zurückgeholt und ihnen die Vergebung und die Versöhnung Gottes zugesprochen. Mit Pharisäern und Schriftgelehrten redete er in aller Klarheit und Offenheit und er rückte die Erfüllung des Gesetzes zu recht bzw. wieder an die richtige Stelle. Nicht bloße Gesetzeserfüllung stand bei ihm im Vordergrund, sondern das Leben in Fülle für alle Menschen. Nicht Buchstabengehorsam war bei ihm angesagt, sondern die Barmherzigkeit Gottes.
Für Petrus und die anderen Jünger war deshalb klar, dieser Jesus ist der lang ersehnte Messias. Das einzige, was er jetzt noch tun muss, ist seine Größe und Macht auch gegenüber den Römern zu beweisen. Er muss deutlich machen, dass sein Reich Bestand hat und dass er alle Begrenzungen, alles Leiden und alle Gewalt mit einem großen Handstreich beenden kann. Und jetzt so etwas! Was Jesus da ankündigt, das ist so anders, so ganz anders, als die Jünger es sich vorgestellt hatten. Eben kein Triumphzug hinauf nach Jerusalem und keine Machtdemonstration dort, sondern ein Weg tiefster Überzeugung, der ins Leid hineinführt, in den Hass, die Verfolgung und Verurteilung. Ein Weg, der geradewegs in den Tod führt.
Ist es da nicht mehr als selbstverständlich, dass Petrus sich dagegen auflehnt? Dass er Jesus genau davon abhalten will? Aus Angst um den Freund, vielleicht auch aus Angst um sich selbst? Was wird sich dieser Petrus den Kopf zermartert haben über die Frage: Ist das, mein Freund, die einzige Möglichkeit? Ist das alternativlos? Hat Gott keine andere Chance?
Wir wissen: Jesus hat sich nicht von seinem Weg abbringen lassen. Durch seine Art zu leben und die Menschen zu lieben, ist er zunächst am Kreuz und auch am Hass der Menschen gescheitert. Aber genau durch diese Art und Weise des Lebens und des Liebens Jesu wurde der Tod ohnmächtig. Am Ende stand eben nicht das Scheitern, sondern das neue Leben. Und so wird an Jesus selbst deutlich, was das Schriftwort bedeutet: Wer sein Leben verliert, wird es gewinnen.
Damit wir uns jetzt bitte nicht falsch verstehen: Natürlich ist das Leiden für Jesus weder schön noch erstrebenswert. Aber es ist im Endeffekt die Konsequenz seiner Art zu lieben. Es ist eine Liebe, die eben nicht aufhört, wenn es schwer oder unbequem wird, sondern die vorbehaltlos bis ans Ende geht. Das Leiden ist nicht das Ziel für Jesus – da würden wir ihn ganz gewaltig missverstehen – nein, das Leid, sein Leid, ist vielmehr ein Ausdruck seiner Liebe zu uns. Und Gott ist es, der ihn in diesem Leid und an diesem Kreuz nicht untergehen lässt. Er trägt ihn durch den tiefsten Punkt hindurch zur Auferstehung und zum Leben. Zwar sagt Petrus: „Das darf nicht geschehen!“ Aber es sollte und es musste wohl geschehen, damit wir mit unseren Kreuzen leben können. Dieser unser Gott will das Leben unter den Kreuzen und er will es trotz aller Kreuze. Genau das ist sein Anliegen und genau deshalb schont und verschont er nicht mal sich selbst.
Nun kann ich – können wir Christen – mit all diesen Überlegungen weder Zweiflern noch Skeptikern beikommen. Sie können zu recht auch weiterhin sagen: Das Christentum ist nicht in der Lage die Kreuze dieser Welt zu beseitigen – weder die kleinen, noch die großen. Es gibt weiter Ehekrisen, Arbeitsplatzverlust, Krebs, den Verlust geliebter Menschen – den Tod in all seinen Facetten. So unbarmherzig es klingt – es ist so! Wir haben als Christen keinen anderen Weg, mit dem Leid in dieser Welt zu leben, als eben all diese kleinen und großen Kreuze zu tragen. Das ist schwer zu verstehen und es ist noch schwerer zu bejahen. Aber seit dem Kreuzestod und seiner Auferstehung ist Jesus mit uns und unseren Kreuzen unterwegs. Deshalb ist unser Hoffnungszeichen nicht irgendein Bild der Verklärung, sondern das Kreuz, der Gekreuzigte selbst. Wir können unsere Kreuze auf uns nehmen, weil Christus bei uns ist und der Weg mit ihm zum Leben führt. Diese Sicht- und Glaubensweise nimmt uns zwar unsere Kreuze nicht ab, aber so können wir vielleicht eher versuchen, mit ihnen zu leben.
Ist Ihnen schon mal aufgefallen: Wenn man ein Kreuz noch einmal durchkreuzt, dann entsteht daraus ein Stern – und ein Stern bedeutet Leben. So wie wir es auch von den Anzeigen in den Zeitungen her kennen. Genau dieser Stern aber ist das Geheimnis unseres Glaubens: + gestorben und * auferstanden. Sicherlich: das Kreuz bedeutet das irdische Ende ohne Wenn und Aber. Doch Gott schenkt Vollendung, weil er vor unser Leid sein Kreuz setzt – das große Pluszeichen für unser Leben. Wir können unsere Kreuze ablehnen, wir können über sie fluchen und an ihnen verzweifeln; aber wir können sie einfach auch nur annehmen im Vertrauen darauf, dass wir durch sie das Leben finden.
In früheren Generationen haben sich Menschen weit häufiger bekreuzigt als dies heute der Fall ist. Vermehrt finden wir dies in der Öffentlichkeit aber immer noch in den südlichen Ländern, wie hier auf den Kanaren. Ob die Menschen damit etwas Magisches verbinden, ich weiß es nicht. Vielleicht verstehen sie aber auch einfach nur besser, was es heißt, in den alltäglichen Situationen unseres Lebens das Kreuz Gottes davor zu setzen. Aus diesem Kreuz, aus diesem Plus können wir den Mehrwert unseres Lebens – z.B. schon am frühen Morgen erahnen und uns zusprechen. Oder wenn ich an meine schwäbische Heimat denke, da gibt es, wenn man nicht mehr weiter weiß den Spruch: „Do kasch bloß no’s Kreuz mache.“ Für alle Nichtschwaben: Da kannst du nur noch das Kreuz machen. Nur eine Redensart? Ich meine eher eine Lebenswahrheit. Denn wenn wir Menschen an Grenzen kommen, dann hilft – so paradox das auch klingen mag – das Kreuz Jesu. Denn es verheißt Leben und schenkt Lust am Leben. Amen.

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Erstellt am: 01.09.2014 12:27 Uhr

Zündfunke, 31.08.14

Gemeindereferentin Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Kann man fehlerfrei leben? Immer wieder stelle ich mir diese Frage, vor allem dann, wenn Menschen bei der Ausübung ihres Berufes Fehler unterlaufen sind, Fehler, die nicht wieder zu reparieren ist. Wie sieht das denn aus mit einem Busfahrer, der jeden Tag Verantwortung für so und so viele Menschen hat? Oder einem Arzt, bei dem, wenn er mal einen Fehler macht, dies für den Betroffenen auch mit dem Tod enden kann. Was passiert mit solchen Menschen, die sich ständig diesem Druck ausgesetzt fühlen müssen, nur ja keinen Fehler zu begehen? Wie kann man denn leben, wenn man absolut fehlerfrei sein muss? Vor allem, wenn das Leben oder die Gesundheit anderer daran hängen. Wie kann man arbeiten, wenn man einen Fehler nicht zugeben darf, weil man sonst seine Zukunft verbaut? Keiner hält das wirklich aus.
Christen beten im Vater unser: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Jesus hat uns das gelehrt. Das ist für uns alle ganz wichtig, denn durch dieses Gebet wird mir klar, dass Jesus ganz klar davon ausgeht, dass alle Menschen schuldig werden, irgendwann einmal, oder ab und zu, oder aber auch immer öfter. Und dass deshalb gerade sie die Vergebung der Schuld nötig haben und erfahren werden.
Ich glaube, es sind nicht nur die Busfahrer und die Ärzte, die unter einem solchen Druck leiden, keine Fehler machen zu dürfen. Auch wir werden immer wieder mit unseren eigenen Fehlern konfrontiert. Und unsere Erfahrung zeigt uns, dass es nur allzu menschlich ist, anderen Schuld zuzuschieben und Fehler nachzuweisen. Aber, es gibt auch noch die Haftpflichtversicherung, die einspringt, wenn ich einen Fehler gemacht habe, und zur Not auch noch ein Anwaltsbüro. Aber mit all diesen Absicherungen ist meine Schuld noch nicht aus der Welt. Deshalb ist mir wichtig: Wir machen nicht nur Fehler, ja manchmal sogar schwer wiegende Fehler und bleiben darauf sitzen, sondern wir haben auch alle das Versprechen Jesu, unsere Schuld vergeben zu bekommen.

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Erstellt am: 01.09.2014 12:12 Uhr

Zündfunke, 30.08.14

Gemeindereferentin Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Damit ich mir wirklich etwas vorstellen kann, brauche ich ein klares Bild vor mir. Ich muss das, was ich mir vorstelle, vor meinen Augen sehen, ich muss es fühlen, schmecken, be – greifen können. Sozusagen vor meinem geistigen Auge eine Kostprobe erhalten, von der ich dann lange Zeit zehren kann.
Ich lebe von solchen Kostproben, wenn es um die Verbindung mit meinen Kindern, meiner Familie, meinen Freunden und meinem Gott geht. Da helfen mir gerade die indirekten und fast nebensächlichen Zeichen dabei, das zu finden, was mir wichtig ist. Eine kleine Geste oder ein freundlicher Rückruf am Telefon, eine Karte oder eine Einladung. Das sind die Kostproben, die mir zeigen, dass wir zusammen gehören, dass wir uns mögen, dass wir einander vertrauen. Ein Gebet, nach dem ich ruhiger schlafen kann, ein Gottesdienst, aus dem ich fröhlich herausgehe, das sind für mich Kostproben die mir zeigen, dass Gott mir nahe ist. Im Blick auf Gott und mein Vertrauen zu ihm wünsche ich mir freilich manchmal mehr: deutlichere Zeichen, eine klarere Orientierung, einen direkteren Weg zu ihm, vielleicht sogar ein kleines Wunder. Darum bin ich sicher auch manchmal in der Gefahr, eine kleine Kostprobe zu übersehen oder gar zu verachten.
Mir fallen immer wieder Liedfetzen und Gedichte ein, kurze Sätze, selbst gesprochen oder aus Gesprächen mit Freunden, die mich an glückliche Stunden erinnern oder mir ein wenig Vorfreude vermitteln für Begegnungen, die mir wichtig sind. Auch kenne ich Zeichen und Reaktionen von Zuhörerinnen und Zuhörern, die zeigen, dass die kurzen Worte im Zündfunken nicht einfach in den Wind geredet sind. All das sind Kostproben davon, wie Gott sich uns Menschen zuwendet. Solche Kostproben sind Begegnungen zwischen Menschen, die schon lange nicht mehr mit einander geredet haben. Solche Kostproben sind wie kleine Appetithäppchen, aber sie geben mir einen Vorgeschmack auf das Hauptgericht – auf so große Worte wie Versöhnung und Gerechtigkeit. Mehr haben wir nicht, aber mehr brauchen wir auch nicht.

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Erstellt am: 01.09.2014 12:10 Uhr

Zündfunke, 29.08.14

Gemeindereferentin Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Was ist eigentlich Luxus? Ist es für mich ein großes und schnelles Auto, der diesjährige Jahresurlaub, oder meine Zugehfrau? Die Antwort auf eine solche Frage ist gar nicht so leicht zu finden. Denn das ist wie so vieles im Leben einfach relativ. Was für ein paar wenige, mit einem großen Geldbeutel, normal ist, ist für andere schon wieder Luxus. Aber kurz und knapp sage ich – Luxus ist teuer – zu teuer für die Meisten. Dabei hat Luxus nicht immer nur mit Geld zu tun. Ist Luxus nicht eher das Ungewöhnliche, das Seltene, das, was sich von meinem Alltag abhebt? Und ob die nur materiellen Luxusgüter letztlich glücklicher machen, wage ich zu bezweifeln; und meine mit den Menschen gemachten Erfahrungen geben mir da durchaus recht. Luxus hat für mich persönlich immer irgendetwas mit Glück zu tun. Luxus ist eben nicht die pure Verschwendungssucht, d.h. alles kaufen zu können, egal ob ich es brauche oder nicht, ob ich es möchte oder nicht. Denn das kann sehr schnell in Stress und Zwang ausarten.
Luxus ist das krasse Gegenteil von jedem Muss, so kann man es nachlesen. Seine wahre Größe entfaltet sich im Nicht-Müssen. Da ist was dran. Ein kleiner Moment des Glücks, mitten im Alltag. Vielleicht aber ist Luxus auch mit Glück gleichzusetzen. Mit dieser Art von Glück, die von einer tiefen inneren Ruhe herkommt. Die mich zufrieden, versöhnt und dankbar, mit dem was ich habe, was ich erreicht habe, leben lässt. Glücklich und dankbar darüber zu sein, dass ich gesund bin, dass ich hier auf dieser schönen Insel leben und arbeiten darf, dass es meiner Familie gut geht, dass ich Freunde habe, auf die ich mich verlassen kann, dass ich das Leben genieße, so wie es ist. Und da ist es für mich überhaupt nicht wichtig, dass ich eben nicht mit einem PS-starken Auto zu einem Termin fahre, sondern zu Fuß hingehe, wann immer dies für mich möglich ist. Denn ich genieße den Luxus, in der Sonne gehen zu können, und einen Blick auf das Meer zu werfen – und das kostet mich keinen einzigen Cent.

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Erstellt am: 01.09.2014 12:07 Uhr

Zündfunke, 28.08.14

Gemeindereferentin Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
In einem Lied für Familiengottesdienste heißt es:
„Ich hab das Leben lieb und mag so vieles gerne, bestaune Mond und Sterne, freu mich, wenn Sonne scheint, mag, wenn’s aus Wolken weint. Ich hab das Leben lieb, das Leben lieb.“Obwohl der Text geradezu dazu auffordert, dass vor allem Erwachsenen sich über den Sinn dieses Liedes ihre Gedanken machen, scheint es so, als kämen die Wörter aus dem Mund eines Kindes. Das Leben lieb haben und sich über alles, was es für mich und andere gibt, freuen zu können, ist schon eine besondere Fähigkeit, die bei Kindern zweifellos leichter zu finden ist, als bei Erwachsenen. Kinder staunen wirklich über die Natur, die Blumen, Pflanzen, Bäume, die bunten schönen Träume – wie es in der 2. Strophe heißt- da kann man als Erwachsener richtig neidisch werden! Aber der Neid muss oft rationalen Überlegungen weichen. Kinder haben’s ja auch leichter, die wissen noch nichts über die Komplexität der Welt, die haben auch noch nicht so viele negative Erfahrungen gemacht, besitzen mehr Zeit, Geduld und manchmal auch mehr Interesse und Neugierde. Sollte es für uns Erwachsene also besser heißen: Ich hab das Leben lieb, aber unter Vorbehalt? Dazu fällt mir ein Satz von Jesus ein: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen“. Werden wie die Kinder: heißt in diesem Fall der Mitwelt unbefangen und vorbehaltlos gegenüber zu treten, ihr eine Chance zu geben und zu erkennen, dass sie im Grunde gut und schön geschaffen ist, geschaffen für uns Menschen, damit wir uns an ihr erfreuen. Das muss man wollen und sich immer wieder vornehmen, damit einem das Staunen und Bewundern nicht abhandenkommt. In einer für uns entspannten Situation fällt uns Erwachsenen ein klein wenig leichter. Im Urlaub können wir staunen und genießen – einen Regenbogen, die Bewegungen des Meeres, die Natur und die gewaltigen Eindrücke z.B. in den Cañadas. Aber das alles im Alltag zu suchen und im Alltag zu entdecken, das, was das Leben liebenswert macht, sei es auch noch so klein und unbedeutend, ist dann schon eine größere Aktion, und artet fast in Arbeit aus. Zugespitzt könnte man sagen: Die Kunst besteht darin, anzuerkennen, dass nicht ich allein der Nabel der Welt bin, sondern dass es um mich herum noch ganz viel Schönes und Geniales gibt. Sich in dieser Kunst zu üben macht Freude und es bringt einem dem näher, der alles geschaffen hat: Gott. Und Gottes Spuren in der Welt zu entdecken ist eine durchaus spannende Sache. Und vielleicht lassen diese Spuren mich nicht nur denken, sondern sogar singen: „Ich hab das Leben lieb, Gott hat es mir gegeben, ich freue mich zu leben“.

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Erstellt am: 28.08.2014 20:15 Uhr

Zündfunke, 27.08.14

Gemeindereferentin Andrea Bolz, Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Ich bin überzeugt, dass es so etwas wie eine „heilsame Unruhe“ gibt, eine Unruhe, die über das Alltägliche hinausgeht.
Eine solche Unruhe hat etwas mit der tiefen Sehnsucht nach Leben zu tun. Diese Unruhe wirkt heilsam, weil sie nichts mit Hektik oder Aktivismus zu tun hat.
Solche Unruhe lässt uns spüren, dass der innere Hunger durch nichts gestillt werden kann, was wir kaufen können. Solche Unruhe lässt uns auch spüren, dass es im Leben um mehr geht, als Satt-Werden und ein Dach-über-dem Kopf haben. So lebensnotwendig das auch ist.
Dieser Hunger lässt mich nicht zuwarten bis irgendwas irgendwann geschieht, oder auch nicht. Er drängt mich dazu, über den Tellerrand hinaus zu blicken und mein sicher geglaubtes Terrain zu verlassen. Eingefahrenes aufzubrechen und an die eigenen Grenzen zu gehen. Mit dieser heilsamen Unruhe glaube ich ein lebendiger Mensch zu bleiben. Ein Gebet von den Philippinen drückt das folgendermaßen aus:
Mach uns unruhig, o Herr, wenn wir allzu selbstzufrieden sind, wenn unsere Träume sich erfüllt haben, weil sie zu klein, zu eng, zu beschränkt waren; wenn wir uns im sicheren Hafen bereits am Ziel wähnen, weil wir allzu dicht am Ufer entlang segelten.
Mach uns unruhig, o Herr, wenn wir über die Fülle der Dinge, die wir besitzen, den Durst nach dem Wasser des Lebens verloren haben; wenn wir verliebt in diese Erdenzeit aufgehört haben, von der Ewigkeit zu träumen; wenn wir über all den Anstrengungen, die wir in den Aufbau der neuen Erde investieren, unsere Vision des neuen Himmels verblassen ließen.
Rüttle uns auf, o Herr, damit wir kühner werden und uns hinauswagen auf das weite Meer, wo uns die Stürme deine Allmacht offenbaren, wo wir mit schwindender Sicht auf das Ufer die Sterne aufleuchten sehen.
Im Namen dessen, der die Horizonte unserer Hoffnung weit hinausgeschoben und die Beherzten aufgefordert hat, hinauszufahren auf die See ihrer Träume, mach uns unruhig, Gott“! Amen.

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Erstellt am: 28.08.2014 19:15 Uhr

Zündfunke, 26.08.14

Gemeindereferentin Andrea Bolz
Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Im Alten Testament im Buch Ezechiel gibt es eine ganz eigenwillige, auf den ersten Blick abstoßende Stelle. Gott führt seinen Propheten im Geist auf eine weite Ebene. Über diese Ebene verstreut liegen lauter Totengebeine. Gott fragt Ezechiel, ob er denn glaube, dass diese ausgetrockneten Gebeine wieder lebendig werden könnten? Und Ezechiel antwortet weise: „Herr und Gott, das weißt nur Du“.
Die toten Gebeine sind ein Bild für das zerschlagene Volk Israel, das zur Zeit des Propheten in der Verbannung lebt.
„Glaubst du daran, dass das Schicksal sich wenden kann, erhoffst du noch etwas“? scheint Gott seinen Propheten zu fragen. Ezechiel jedoch gibt den Ball zurück. „Es liegt an dir, ich geb es in deine Hand“.
Und Gott will, dass diese zerschlagenen Gebeine wieder lebendig werden. Ein Ruck geht durch die Szene, aus toten Gebeinen werden nach und nach Menschen aus Fleisch und Blut.
Der Künstler und Pfarrer Sieger Köder hat diese Totengebeinvision in einem Fenster der Heilig Geist Kirche in Ellwangen plastisch dargestellt. Überschrieben hat er das Fenster mit: Belebung. „Ich bringe Leben in Euch“ schreibt der Prophet auf eine Schriftrolle.
Wie durch einen gewaltigen Sog werden die Gebeine nach oben gezogen und wieder zusammengefügt, gefesselte Hände werden frei; wie im Zeitraffer werden Gesichter und Körper sichtbar, Menschen, die miteinander zu Tisch sitzen und Gemeinschaft haben.
Dieses Bild beim Propheten Ezechiel wird oft auch als eine Vision der Auferstehung gedeutet, der Auferstehung am Ende aller Tage.
Für mich ist es auch ein Bild für die kleinen und großen Auferstehungen jeden Tag, mitten im Jahr. Wenn ich mich entkräftet und wie tot fühle, wenn Trauer mich zerschlägt, ich erschöpft bin von Pflichten und Nöten oder neben mir stehe durch allzu viel Alltagstrott, – dann wünsche ich mir so einen Schub nach vorne durch Gottes Geist.
Von dem Geist, der lebendig macht, der in mir aufbricht, was verknöchert und versteinert ist, und der zu mir sagt: „Ich gebe dir ein neues Herz und einen neuen Geist“.

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Erstellt am: 26.08.2014 19:25 Uhr

Zündfunke, 25.08.14

Gemeindereferentin Andrea Bolz
Deutschsprachige Katholische Gemeinde Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Schauen Sie auch gerne dem Wasser zu? Möglichkeiten dafür haben wir auf der Insel genug. Was mich aber neben dem Meer ebenfalls fasziniert, sind Flüsse. An einem Flussufer zu sitzen ist dann doch noch einmal etwas anderes, als den Wellen des Meeres zuzuschauen. Wenn ich mir vorstelle, wie ein Fluss seinen Weg nimmt, von einer kleiner Quelle, über einen Bach hin zu einem großen Fluss, das hat durchaus eine beruhigende und zugleich belebende Wirkung auf mich, solange Flüsse nicht über ihre Ufer treten und ihr anderes Gesicht zeigen.
Die Bewegung eines Flusses aber ist es, die mir etwas für mein Leben sagen will: nämlich, dass auch mein Leben immer ein in Bewegung – Bleiben ist.
Oder stellen sie sich folgendes Bild vor, wie kleine Fähren die Menschen behutsam von einem zum andern Ufer bringen.
Faszinierend, wie der Fährmann ohne groß einzugreifen sein Boot sicher durch die Strömung steuert. Er bleibt auch dann ruhig und gelassen, wenn er einmal das Ruder gut festhalten oder dagegen steuern muss, um seinen Kurs zu halten. Vielleicht, weil er sein Boot von einem Seil gehalten weiß. Für mich ein schönes Bild für menschliches Leben.
Auch mein Leben beginnt an einem Ufer; am Anderen kommt es zum Ziel. In diesem Bild befinde ich mich mitten auf dem Lebensfluss. Ausgesetzt der Natur und dem Lauf der Welt, versuche ich mein Lebensboot so gut wie eben möglich, von der einen auf die andere Seite zu bringen. Manche Passagen verlaufen dabei ganz ruhig, so dass ich mich fast treiben lassen kann, bei anderen muss ich schauen, wie ich mit der Strömung zu Rande komme und das Ruder gut festhalten. Wie lange diese Reise dauert, ist ungewiss. Manchmal weiß ich nicht, ob es mir gelingen wird, heil anzukommen. Spätestens dann wird es Zeit, dass ich auf das Seil schaue, das die eine Seite des Flusses mit der anderen verbindet. Und ich spüre, wenn ich diese Verbindung nicht kappe, kann ich mich getrost auf diese Fahrt einlassen. Weil Einer mich hält, der mich irgendwann am anderen Ufer ankommen lässt und in seine Arme nimmt.

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Erstellt am: 26.08.2014 19:20 Uhr

Predigt zum 21. Sonntag im Jahreskreis 2014 (24.08.)

L I: Jes 22, 19-23 / Ev.: Mt 16, 13-20
Schwestern und Brüder!
Was wurde über den eben gehörten Text des Evangeliums nicht schon alles geschrieben. Ich glaube, man könnte meterweise Buchregale damit füllen – vor allem mit Werken oder auch Schmökern über den zweiten Teil, bei dem es um die Verheißung an Petrus geht. Auf diese stützt sich ja letztlich das Papsttum unserer Kirche und deshalb ist diese Verheißung natürlich auch immer wieder einer, wenn nicht der Knackpunkt in allen ökumenischen Gesprächen und Diskussionen über die Einheit der christlichen Kirche.
„Du bist der Fels, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen“. – Was darunter zu verstehen ist, darüber gehen bei aller ökumenischen Annäherung, die Meinungen heutzutage immer noch mehr als weit auseinander. Während die reformatorische Auslegung der Überzeugung ist, dass mit dieser Felsenfundament-Aussage einzig und allein der Glaube des Petrus gemeint ist – also sein Bekenntnis zu Jesus Christus –, geht unsere römisch-katholische Deutung davon aus, dass es sich hier eben nicht nur um ein Bekenntnis, sondern um die Person selbst handelt, die für dieses Bekenntnis steht. Sicherlich: In den letzten Jahren ist durchaus deutlich geworden, dass es auch evangelische Theologen gibt, die der römisch-katholischen Sichtweise zugeneigt sind; andererseits wäre es aber alles andere als fair zu verschweigen, dass es auch viele katholische Theologen gibt, die eben dieser evangelischen Auslegung nahestehen und sie bevorzugen.
Unbestritten ist aber, dass dieses „Felsenwort“ in unserer Kirche autoritär für den Jurisdiktionsprimat und die Unfehlbarkeit des Papstes verwendet wurde, wie es dann auch das I. Vatikanische Konzil ins Wort brachte. So aber wurde es für eine Machtstellung des Papstes herangezogen, die durch das 19. Jahrhundert sehr zeitbedingt war – Säkularisation, Zerfall monarchischer Strukturen und beginnender Kulturkampf. Mit einem wirklich biblischen Fundament hatten die Gedanken und Überlegungen, die zu diesem Dogma führten wohl weniger zu tun. Denn worin sich die meisten christliche Exegeten – egal aus welcher Richtung oder Kirche sie stammen – heute fast weitgehend einig sind, ist die Überzeugung: dieses Wort stammt wohl nicht unmittelbar von Jesus selber; dass er keinesfalls beabsichtig hat, eine Kirche in unserem heutigen Sinne zu gründen und dass er deshalb wohl auch nicht an ein Papsttum dachte, wie es sich in der Folgezeit entwickelt hat.
Wohl auch aus diesem Grunde haben die letzten Päpste eine ganze Reihe bemerkenswerter Äußerungen bezüglich des Papstamtes gemacht. Es begann mit Paul VI. der den Primat des Papstes als größtes Hindernis für die Ökumene bezeichnet hat und es setzte sich fort über Johannes Paul II., Benedikt und auch Franziskus, die allesamt nicht müde wurden bzw. werden, die Kirchen der Ökumene einzuladen, gemeinsam über eine erneuerte ökumenische Gestalt des Petrusamtes nachzudenken. Demnach muss dieses Amt also nicht für alle Zeiten so bleiben, wie es sich jetzt darstellt und wie es durch die Geschichte geworden ist. Die maßgebenden Anhaltspunkte für ein solch erneuertes Papsttum, die können aber nur aus dem Evangelium selber kommen. Deshalb möchte ich unsere Aufmerksamkeit jetzt gerne auf drei Punkte lenken, die diesbezüglich zu beachten sind:
Da ist zunächst einmal die Aussage: „Du bist der Fels“. Damit ist kein Fels gemeint, an dem man zerschellen oder zugrunde gehen soll, sondern ein Fels, der jeder und jedem Halt und Orientierung gibt. Dabei ist klar, dass der eigentliche „Fels“ nur Gott selber sein kann. Er ist der „Fels unseres Heils“, er „ist die Feste, in der ich mich bergen kann“, wie es die Psalmen deutlich machen. Aber Gott ruft eben auch immer Menschen, die in seinem Namen Halt und Orientierung für andere sind: z.B. Eltern für ihre Kinder, die Erfahrenen für die Anfänger, die Starken für die Labilen. Und genau so soll auch
Petrus dafür sorgen, dass die Kirche nicht von jedem Windhauch hin- und
hergetrieben wird.
Der zweite wichtige Punkt, den das Evangelium anspricht, ist der Schlüssel-dienst: „Ich will dir die Schlüssel des Himmelreiches geben.“ Petrus also der Himmelspförtner, wie es uns häufig in Theaterstücken oder Witzen suggeriert wird? Eben nicht; genau das ist nicht damit gemeint. Denn Petrus hat nicht darüber zu bestimmen, wer in den Himmel kommt; genauso wenig wie ein Hausmeister darüber zu bestimmen hat, wer eine Wohnung im Haus bekommt und wer nicht. Schauen wir deshalb auf die heutige Lesung; sie hilft uns, dieses Wort „vom Schlüssel“ besser zu verstehen. Da wird der Tempelvorsteher Schebna wegen Untreue aus dem Amt gejagt. Ihm war der Schlüssel zum Königspalast anvertraut, um „wie ein Vater zu sein für die Einwohner der Königstadt“ und die Vorräte im Palast zum Wohle aller zu verwalten. Weil aber Schebna diese Vollmacht missbraucht hat, wird nun der Schlüssel einem anderen gegeben. „Schlüsselgewalt“ ist also eher ein schiefer Ausdruck für das, was letztlich biblisch damit gemeint ist. Schließlich geht es nicht um „Gewalt“, sondern vielmehr um Verantwortung. Petrus ist verantwortlich dafür, dass die Schätze im Haus Gottes den Menschen im wahrsten Sinne des Wortes erschlossen werden.
Der eigentliche Inhaber der Schlüsselgewalt aber ist und bleibt Christus selbst. Er hält quasi den Generalschlüssel des Himmelreiches in der Hand und er allein bestimmt über Teilhabe oder Ausschluss am oder auch im himmlischen Jerusalem. Petrus, als Vertreter der christlichen Gemeinde, hat an dieser Vollmacht teil. Wobei er es aber nicht wie die jüdischen Schriftgelehrten machen soll, über die Jesus mal empört festgestellt hat: „Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich. Ihr selbst geht nicht hinein, aber ihr lasst auch die nicht hinein, die hineingehen wollen.“ Und da sind wir jetzt
beim dritten Punkt: Dem Lehren!
Petrus ist also nicht zum Ver-Schließen da, sondern zum Er-Schließen; dazu berufen, den Menschen das Himmelreich für die Botschaft Gottes zu öffnen. Er soll keinen elitären Kultverein leiten, sondern eine Kirche, die allen Menschen guten Willens offen steht. Genau das hat er auch gemacht. Er hat an Pfingsten den Menschen durch eine begeisternde Predigt das Gottesreich „er-schlossen“; er hat dem heidnischen Hauptmann Cornelius einen Zugang zum Glauben und zur Gemeinde „er-öffnet“ und auf dem Apostelkonzil hat er – nach anfänglichen Bedenken – zusammen mit Paulus den Heiden die Tür weit aufgemacht, damit sie in der christlichen Gemeinde eine Heimat finden. So tragen also Petrus und seine Nachfolger die Verantwortung dafür, den Menschen die Botschaft Jesu vertraut zu machen, damit sie sich dann von dem, was Christus gelehrt und vorgelebt hat, ansprechen und begeistern lassen.
Dabei ist zu bedenken, dass Petrus die Verantwortung nicht allein tragen muss. Denn an späterer Stelle des gleichen Evangeliums spricht Christus der ganzen Gemeinde diese Binde- und Lösegewalt zu. Da heißt es: „Alles, was IHR auf Erden binden werdet – alles, was IHR auf Erden lösen werdet.“ (Mt 18,18) Dieser Begriff der „Binde- und Lösegewalt“ stammt aus dem Vokabular jüdischer Rabbinen und damit ist nichts anderes gemeint, als die Vollmacht zu besitzen, die Tora, das Gesetz verbindlich auszulegen damit „der Mensch durch die Gebote Gottes lebe und auflebe.“
Beim Binden und Lösen geht es also stets um die Schlüsselgewalt, die uns die absolute und unverlierbare Liebe Gottes deutlich macht. Deshalb habe ich auch einfach mal versucht, das Gedicht von Erich Fried über die Liebe – „Es ist, was es ist“ – mit den Gedanken zum heutigen Evangelium zusammen zu bringen – und das klingt dann so:
Es ist falsch, dass in unserer Kirche nur Männer unter dem Zölibatverspre-chen Priester werden können. Mit diesem Verschluss wird ein Priesterman-
gel produziert, der unsere Gemeinden ausbluten lässt. Es ist, was es ist, sagt die Liebe und drängt auf Besinnung, Einsicht, Öffnung und Veränderung. 
Es ist dumm, sagt die Sorge, wenn sich die Kirche in Europa nicht auf die Bedürfnisse der jungen Leute einlässt und sich ihnen damit verschließt.
Es ist, was es ist, sagt die Liebe, und stellt sich hoffnungsvoll auf die Seite der Jungen.
Es ist zum Verzweifeln sagt die Hoffnung, wenn sich die Gemeinden vor Ort ständig von Rom oder den Bischofsitzen bis in Kleinigkeiten hinein reglementieren lassen. Es ist, was es ist, sagt die Liebe, und sieht voller Freude in der Vielfalt die Einheit, in der Farbigkeit das Ganze.
 Es ist unmöglich, sagt die Erfahrung, dass sich eine reiche deutsche Kirche zu den Armen und damit zur Einfachheit des Evangeliums bekehrt und die acht Seligpreisungen Jesu in ihren Lebensstil übersetzt. Es ist, was es ist, sagt die Liebe, und vertraut auf Gottes Geist, der weht wo er will, und der Freiheit schafft, wo er angenommen wird.
Vertrauen wir darauf, dass die dicksten Bretter der Veränderung in unserer Kirche und einer guten Zukunft für sie, immer noch vom Heiligen Geist selbst gebohrt werden – mit unserer Hilfe. Amen.

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Erstellt am: 25.08.2014 20:06 Uhr