Gastronomische Messe von Santa Cruz

Santa Cruz de Tenerife wird erneut der Sitz einer gastronomischen und populären Messe beherbergen, die bei dieser Gelegenheit von zwei bodenständigen Erzeugnissen angeführt wird: die Kartoffel und die Süßkartoffeln von Anaga. Die Wettbewerbs-Route der Tapas “Häppchen“, die mit diesen Knollenfrüchten zubereitet und mit Wein spanischer Herkunftszbezeichnung von Tacorente Acentejo kredenzt werden, vervollständigt man mit verschiedenen Aktivitäten.
Vom 25. September bis zum 10. Oktober 2014 in Santa Cruz.

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Erstellt am: 17.09.2014 13:23 Uhr

Der Humor von Tricicle

Beim Theater von Tricicle sind Gelächter und gute Laune garantiert. Nach 32 Jahren ihrer Laufbahn bilden die sichtlichen Gags sowie der absurde und universelle Humor von Tricicle bereits einen Bestandteil des spanischen Volksgemeingutes. Es wird gesagt, daß die Schau „Bits“, die sie nach Teneriffa mitbringen, die letzte sein könnte, sodaß eine Anwesenheit fast zwingend wird.
Vom 24. bis zum 27. September 2014 im Auditorio de Tenerife in Santa Cruz.

Infos unter: auditoriodetenerife.com/es/es-espectaculos/tricicle

Erstellt am: 17.09.2014 12:42 Uhr

Predigt zum 23. Sonntag im Jahreskreis 2014 (07.09.)

L I: Ez 33, 7-9 / Ev.: Mt 18, 15-20
Schwestern und Brüder!
Wer sich im Fußball ein klein wenig auskennt weiß, es gibt bestimmte Regeln, die einzuhalten sind, damit so ein Spiel fair über die Bühne geht. Unter anderem gibt es deshalb auch gelbe und rote Karten die dazu dienen, Spieler zu ermahnen oder sie ggf. vom weiteren Spielverlauf auszuschließen. Wer sich nun zum Beispiel nicht an die allgemein verbindlichen Regeln hält oder wer einen Mitspieler allzu grob und unsportlich attackiert, der wird vom Schiedsrichter mit einer sichtbaren gelben Karte ermahnt oder mit einer roten Karte sofort des Feldes verwiesen. Jeder Spieler aber, der im Spiel schon eine gelbe Karte gesehen hat, weiß was ihm blüht, wenn er sich noch einmal daneben benimmt. Dann zeigt ihm nämlich der Schiedsrichter die sogenannte Ampelkarte – gelb-rot – und der Spieler ist dann – gleichfalls wie bei einem schweren Foul – vom weiteren Spielverlauf ausgeschlossen. Für einen der „rot“ sieht, ist das Spiel eben vorzeitig beendet. Genau aus diesem Grund aber wechseln Trainer sogenannte „Gelbsünder“ lieber vorsichtshalber aus, damit diese nicht Gefahr laufen, das Feld evtl. mit einer roten Karte vorzeitig verlassen zu müssen und so die eigene Mannschaft um einen Mitspieler zu schwächen. Sie beugen also vor.
Bin ich jetzt bei einem Kurs über Fußball oder im Gottesdienst? Was – bitte schön – haben denn all diese gelb-roten Kartenüberlegungen mit dem heutigen Evangelium zu tun? Vielleicht geht Ihnen das ja gerade durch den Kopf. Aber ich meine: Könnte man denn nicht auf den Gedanken kommen, dass das, was Matthäus in diesem Abschnitt seines Evangeliums von sich gibt, einer Art Anleitung zum Verteilen von gelben bzw. roten Karten innerhalb der christlichen Gemeinde gleichkommt? Wie war das denn noch mal: „Wenn dein Bruder – und ich denke wir dürfen die Schwester hier ruhig ergänzen – sündigt, dann gehe hin und weise sie oder ihn unter vier Augen zurecht.“ Mit anderen Worten: Zeig ihm oder ihr die gelbe Karte. Mach diese Person darauf aufmerksam, dass sein bzw. ihr Verhalten so nicht in Ordnung ist. In der kirchlichen Tradition nannte man das auch die sogenannte correctio fraterna, also die brüderliche bzw. geschwisterliche Zurechtweisung. Und Matthäus schildert dann sehr genau, wie diese vor sich gehen sollte.
Zunächst einmal ist da das Gespräch unter vier Augen zu suchen. Ein Ratschlag, den wir in unserem Alltag durchaus beherzigen. Nur liegt der kleine aber feine Unterschied bei uns oft darin, dass keines der vier Augen der oder dem Betroffenen gehört. Wir reden – Hand aufs Herz – doch viel lieber über jemanden, anstatt mit ihm. Genau das aber kann nicht Sinn und Zweck der Sache sein. Genauso wenig ist mit diesem Hinweis gemeint, dass wir uns auf den Standpunkt stellen sollen: Der oder die andere ist doch alt oder auch erwachsen genug, die müssen selbst wissen was sie tun. Beide Verhaltensweisen führen letztlich nur dazu, eben nicht mit dem oder der Betreffenden ins Gespräch zu kommen. Ihm oder ihr gegenüber halten wir uns fein raus – schließlich leben wir ganz gern nach dem Motto: ich will mir doch nicht die Finger verbrennen.
Genau das aber ist mit der correctio fraterna, der geschwisterlichen Zurechtweisung nicht gemeint. Gott sagt, so haben wir es auch in der Lesung gehört: „Wenn du den Schuldigen nicht warnst, dann fordere ich von Dir Rechenschaft darüber.“ Wir sollten also einfach für uns erkennen: Jede und jeder von uns muss für sein Verhalten gerade stehen, da führt kein Weg dran vorbei und das ist uns allen auch durchaus plausibel. Was aber in unserem Glauben hinzu kommt, das ist die Aufgabe und Pflicht, eben auch der Schwester oder dem Bruder den rechten Weg zu weisen, sie im wahrsten Sinne des Wortes „zurecht-zu-weisen“ – und das meine ich, das ist uns so nicht immer bewusst.
Jesus sagt aber eindeutig: „Geh zu deinem Bruder hin!“ Und damit meint er:
Kanzel ihn nicht von oben herab ab, brich nicht den Stab über ihn oder ihr, sondern weise unter vier Augen zu recht! Mich erinnert dieser Ratschlag Jesu an das, was man heute in der Gesprächsführung unter einem „Feed-back“ versteht. Damit ist die kritische Rückmeldung gemeint, die man sich von anderen erbittet bzw. die man von anderen bekommt. Das eigene Handeln wird also von anderen kritisch beleuchtet und bewertet. Und ein solches, ehrlich gemeintes Feed-back kann durchaus Gold wert sein. Denn es gibt mir persönlich die Gelegenheit, mein Verhalten zu überdenken und es ggf. zu korrigieren.
Wenn wir mal darauf schauen, wie wir selbst oft kritisieren oder auch auf die Kritik anderer reagieren, wird uns das vielleicht ein klein wenig bewusster. Wenn mich z.B. jemand von oben herab anmacht und sagt: „Das müsstest du doch wissen…“ also belehrend, besserwisserisch oder gar moralisierend, dann bewirkt das bei mir überhaupt nichts; höchstens, dass ich auf den Kritiker stinksauer bin. Anders fühl ich mich aber, wenn mir jemand unter vier Augen sagt: „Du, horch mal, mir ist da aufgefallen…“ oder auch „Es fällt mir schwer, Dir das zu sagen…“. In solchen Worten spüre und erkenne ich eine liebevolle Sorge um meine Person und ich habe die Freiheit, mich zu ändern. Und genau darauf kommt es doch an: Auf die liebevolle Sorge gegenüber dem anderen und die Freiheit, die ich ihm dabei lasse.
Solch eine geschwisterliche Zurechtweisung ist für ein gutes Zusammenleben in Beruf und Familie, in Kirche und Gesellschaft eigentlich unverzichtbar. Offen und ehrlich miteinander zu reden, dazu lädt uns der erste Teil des Evangeliums ein. Aber was kommt dann? „Hört er auf dich“ so heißt es da weiter, „hast du den Bruder zurückgewonnen. Hört er aber nicht auf dich, dann nimm ein oder zwei Männer mit…Hört er auch auf sie nicht, dann sage es der Gemeinde. Hört er auch darauf nicht, dann sei er für dich wie ein Hei-de oder ein Zöllner.“ Also im ersten Moment könnte es einem darüber fast die Sprache verschlagen. Darf man so miteinander umgehen? Sind das die Spielregeln einer christlichen Gemeinschaft? Und wird da nicht all das vorher Gesagte ad absurdum geführt?
Matthäus hat hier Jesus Worte in den Mund gelegt, die auf den ersten Blick wirklich recht drastisch und wenig barmherzig oder gar versöhnlich klingen. Wer Jesus nur oberflächlich kennt, für den könnte es sich auch anhören wie: „Wenn alles nichts nutzt, dann schmeiß ihn halt aus dem Haus und brich alle Kontakte zu ihm ab.“ Im Laufe der Kirchengeschichte wurde deshalb genau dieser Satz auch zum Beleg dafür, dass man Menschen aus der Gemeinschaft der Kirche ganz bewusst ausgeschlossen hat. „Anathema sit“ – „der sei ausgeschlossen“ hieß es ab dem 4. Jahrhundert vor allem für diejenigen, die als Abweichler vom wahren Glauben angesehen wurden. Was so mitunter der unausweichliche Härtefall zur Wahrung der eigenen kirchlichen Identität war, wurde mit der Zeit mehr und mehr zur Kampfformel gegen alle Kritiker und Querdenker in der Kirche. Erst das II. Vatikanum und das neue Kirchenrecht aus dem Jahre 1983 haben mit dieser Praxis Schluss gemacht. Jetzt trat vielmehr der biblische Gedanke der Communio, der Gemeinschaft aller Glaubenden in den Vordergrund. Und das ist auch richtig so. Denn Communio – Gemeinschaft – setzt doch immer Kommunikation, Verständigung, Gespräch und Dialog voraus. Oder anders gesagt: Kommunion braucht Kommunikation und nicht Exkommunikation.
Mit diesem Communio-Gedanken im Kopf, der ja für Jesus ganz wesentlich und grundlegend war, lese ich aber dann seine Worte im heutigen Evangelium nichts als Dialogbruch und Ausschluss. Er selbst hat sich doch Zeit seines Lebens der Zöllner, Sünder und Heiden angenommen; ist ihnen nachgelaufen, um sie in die Gemeinschaft zurückzuholen oder sie neu in sie aufzunehmen. All diesen sogenannten „schwarzen Schafen“ in der Gesellschaft, galt seine ganz besondere Zuneigung und Liebe. Könnte es da aber nicht sein, dass wenn er sagt: „Der sei für dich wie ein Heide oder ein Zöllner“, er uns damit eben gerade keinen Ausschluss des oder der Betreffenden nahe legen will, sondern vielmehr eine noch intensivere, noch liebevollere Sorge und Annahme dieser Person?
Eines jedenfalls ist für mich ganz eindeutig: Jesus ermutigt uns zum offenen Dialog mit offenem Visier. Er hat sich ja selbst nicht gescheut, dem ein oder anderen Zeitgenossen mal die gelbe Karte zu zeigen – wie z.B. letzten Sonntag dem Petrus, als er ihm sagte: Weg von mir! Doch eines ist eben auch klar: Einen Platzverweis im Sinne des Dialogabbruchs oder des totalen Ausschlusses hat es bei Jesus nie gegeben. Und genau das müsste eigentlich auch für uns Grund genug sein, in unseren Familien, im Zusammensein mit anderen, im Beruf, in der kleinen wie in der großen Politik und vor allem auch in unserer Kirche, niemandem vorschnell die gelbe oder gar die rote Karte unter die Nase zu halten. Amen!

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Erstellt am: 08.09.2014 19:06 Uhr

Zündfunke, 07.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Es soll Schwäbische Dörfer gegeben haben, verehrte Schwestern und Brüder, in denen das Spazierengehen verpönt war, also das Herumgehen ohne ein festes Ziel, einfach nur so, um die Landschaft zu betrachten und zu genießen. Wer trotzdem spazieren gehen wollte, ohne kritische Blicke auf sich zu ziehen, der hätte sich einfach eine Hacke über die Schulter gelegt – um so den Anschein zu erwecken, er sei unterwegs zum Schaffen. So hat man mir erzählt, damals, als ich vor der Frage stand: Warum man uns Schwaben eigentlich nachsagt, dass wir nur eines wirklich können würden: nämlich schaffa – also arbeiten!! Nun habe ich solche Dörfer in meiner schwäbischen Heimat nie kennengelernt. Aber vor kurzem, bei einem Zeitungsbericht, da habe ich wieder daran gedacht und an das Kopfschütteln, das diese Meldung auslösen könnte.
Da wurde nämlich berichtet, dass es in Kassel einen Professor für Promenadologie gibt, also für die Wissenschaft vom Spazierengehen. „Unglaublich, womit mancher heutzutage sein Geld verdient!“ mag mancher denken. Wenn man aber genauer liest, merkt man: es geht natürlich nicht um lockeres Spazierengehen durch die Gegend, sondern um das bewusste, wache Wahrnehmen unserer Umwelt. Und das ist ja ganz unterschiedlich, je nachdem, ob wir mit dem Auto unterwegs sind oder mit dem Fahrrad oder zu Fuß – und vielleicht auch, ob man eine Hacke auf der Schulter trägt oder nicht.
Was könnte uns denn nun die Promenadologie lehren? Martin Schmitz, der diesen Lehrstuhl für Spaziergangswissenschaften innehat, sagt: Es geht darum, die Augen zu öffnen und die uns umgebende Welt wieder in die Köpfe zurückzuholen. Die Menschen müssen einfach dieses Naturkino, zum Beispiel das Ändern des Wetters, wieder wahrnehmen.
Die Dichter können uns natürlich auch diese Kunst lehren. Aus einem Gedicht von Mascha Kaleko stammen die Zeilen:
Ich freu mich, dass am Himmel Wolken ziehen
Und dass es regnet, hagelt, friert und schneit…
Dass Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter,
Gefällt mir wohl. Da steckt ein Sinn dahinter,
Wenn auch die Neunmalklugen ihn nicht sehn.
Man kann nicht alles mit dem Kopf verstehn!
Ich freue mich. Das ist des Lebens Sinn.
Ich freue mich vor allem, dass ich bin.
An solchem Tag erklettert man die Leiter,
die von der Erde in den Himmel führt.
Ich freue mich, dass ich mich an das Schöne
Und an das Wunder niemals ganz gewöhne.
Dass alles so erstaunlich bleibt, und neu!
Ich freu mich, dass ich… Dass ich mich freu.
Ihnen allen, einen schönen Sonntag!

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Erstellt am: 08.09.2014 19:03 Uhr

Zündfunke, 06.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Ich sehe die Menschen, als sähe ich Bäume umhergehen“ – das, verehrte Schwestern und Brüder, war die Antwort, die Jesus bekam, nachdem er einem Blinden Speichel auf die Augen tat, ihm die Hand auflegte und fragte: Siehst Du etwas? „Ich sehe die Menschen, als sähe ich Bäume umhergehen“. Die Heilung scheint noch nicht ganz gelungen. Der Blinde sieht noch nicht richtig, aber er sieht Richtiges. Er sieht noch nicht scharf, aber er sieht das Wesen des Menschen und unseren Zwiespalt zwischen Gehen und Bleiben.
Davon erzählt auch die folgende Geschichte: „Da stehst du nun“, sagte der Landstreicher zum Baum. „Bist zwar groß und kräftig, aber was hast du schon vom Leben? Immer an derselben Stelle! Du kannst einem leidtun! “Er packte sein Bündel und ging los. „Da gehst du nun“, sagte der Baum. „Immer bist du unterwegs, hast keinen Platz, an den du gehörst. Du kannst einem wirklich leidtun!“ Der Landstreicher blieb stehen. „Meinst du wirklich, was du sagst? Ich geh’ in die Welt, Tag für Tag, ich kenne die Menschen, den Fluss und die Dörfer…“
„Zu mir kommt die Welt“, sagte der Baum. „Der Wind und der Regen, die Eichhörnchen und die Vögel. Und in der Nacht setzt sich der Mond auf meine Zweige.“ „Ja, ja“, sagte der Landstreicher, „aber das Gefühl zu gehen – Schritt für Schritt.“ „Mag schon sein“, sagte der Baum, „aber das Gefühl zu bleiben – Tag und Nacht.“
„Bleiben“, sagte der Landstreicher nachdenklich. „Zu Hause sein. Ach, ja.“ Und der Baum seufzte: „Gehen, unterwegs sein können – ach, ja.“ „Wurzeln zu haben“, sagte der Landstreicher, „das muss ein tolles Gefühl sein!“ „Ja“, sagte der Baum, „ganz ruhig und fest ist es. Und wie lebt man mit den Füßen?“ „Leicht“, sagte der Landstreicher, „flüchtig und schnell.“
„Wenn wir tauschen könnten“, sagte der Baum, „für eine Weile.“ „Ja“, sagte der Landstreicher, „das wäre schön.“ „Lass uns Freunde sein“, sagte der Baum und der Landstreicher nickte. „Ich werde wiederkommen und ich werde dir vom Gehen erzählen.“ „Und ich“, sagte der Baum, „erzähle dir dann vom Bleiben.“
Ich sehe die Menschen, als sähe ich Bäume umhergehen. – auf dem Weg zur Heilung spürt der Blinde den tiefen Wunsch: man muss weggehen können und doch sein wie ein Baum, der verwurzelt ist, der seinen Platz hat, eine Heimat. Erstaunlicherweise schickt Jesus den Geheilten nicht zurück in sein Dorf. Ich verstehe das so, dass Jesus ihn ermutigt: Jetzt geh und finde deinen eigenen Weg.

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Erstellt am: 08.09.2014 18:51 Uhr

Zündfunke, 05.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Kennen Sie das, verehrte Schwestern und Brüder? „Gut gegangen! Keiner hat’s gesehn!“ Er war ausgerutscht und hingefallen, hatte sich aber schnell wieder aufgerappelt und umgeschaut. Weil er niemanden sah, der oder die Zeuge seines Missgeschicks geworden war, hatte er sich selber halblaut getröstet: Gut gegangen, keiner hat’s gesehn! Die Hautabschürfungen an den Händen waren nicht der Rede wert.
Aber einer hatte es doch gesehen und gehört. Und immer, wenn er es erzählte, lachten alle. Und in dem Lachen schwang das Eingeständnis mit: So hätte ich auch reagieren können.
Denn ich kenne die Peinlichkeit, wenn mir ein Missgeschick passiert, ein Fehler unterläuft, wenn eine meiner Unfähigkeiten offenkundig wird – und andere merke es. Und am peinlichsten, wenn der Versuch misslingt, mein Missgeschick zu verbergen.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich das Fahrradfahren lernte. Eigentlich erst sehr spät, mit acht oder neun, also nicht mit der Selbstverständlichkeit eines Fünfjährigen.
Es brachte ein paar schmerzliche Erfahrungen mit sich. Stürze sind ja mit doppelter Pein verbunden: körperlicher und seelischer. Denn oft wird man dabei beobachtet: von den Eltern, den Geschwistern, den Spielkameraden. Ich habe sehr genau wahrgenommen: wer lacht über mein Missgeschick, wer macht spöttische Bemerkungen und zusätzliche Vorwürfe: „Pass doch besser auf!“ Und ich habe erst recht sehr genau wahrgenommen, bei wem spüre ich Mitgefühl und Solidarität, wer ermutigt mich, weiterzumachen? Durch sie habe ich gelernt, die Peinlichkeit auszuhalten und die Scham über mein Missgeschick zu ertragen. Und ich habe gelernt: Hinfallen ist keine Schande. Das war eine gute Grundlage für mein Selbstvertrauen. Und meine Stürze wurden zu einem Erfahrungsschatz. Manchmal war ich sogar stolz auf die Beulen und Narben, die ich mir beim Kampf um Selbständigkeit geholt habe. Sie erzählen von meinen Grenzen, aber auch von meiner Fähigkeit zu lernen und von meiner inneren Stärke.
Als Jugendlicher habe ich dann sehr darauf geachtet, wie gehen die Erwachsenen mit ihren eigenen Fehlern und gelegentlichen Misserfolgen um? Ihnen gelingt ja auch nicht alles.
Stehen sie zu ihren Fehlern und Schwächen? Kann ich an ihnen lernen, dass man nicht alles können muss? Und wie man stolz sein kann auf das, was einem – manchmal mit Anstrengung und nach Rückschlägen und einigen Versuchen – dann doch gelingt. Und jetzt, mit zunehmendem Alter merke ich: mein Selbstvertrauen ist kein fester Zustand, kein Besitz, den ich mir durch meine Leistungen und Erfolge erworben habe. Die sind nicht unwichtig, aber wichtiger ist die Wertschätzung, die mir heute entgegen gebracht wird und die ich ablesen kann in den Augen der anderen. Und auf die ich hoffe für die Jahre, die noch kommen.

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Erstellt am: 08.09.2014 18:49 Uhr

Zündfunke, 04.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Erinnern Sie sich noch an das letzte Kompliment, verehrte Schwestern und Brüder? Dabei spielt es nun keine Rolle, ob Sie es jemandem gemacht haben oder ob sie es bekommen haben. Oder machen Sie sich gar nicht aus Komplimenten und geben auch keine? Das fände ich schade. Mir jedenfalls tun Komplimente gut.
Neulich zum Beispiel: „Haben Sie zwei Minuten Zeit?“ fragte mich eine Frau, der ich öfter begegnet bin, aber wir hatten eigentlich nie richtig miteinander gesprochen. „Ja, natürlich“, sagte ich. „Wissen Sie, ich wollte es Ihnen immer schon mal sagen, es liegt schon lange zurück, Sie werden sich nicht mehr daran erinnern, aber Sie haben mir damals sehr geholfen…“ Und dann erzählte sie, und ich konnte mich wirklich nicht mehr erinnern. Aber es hat mir gut getan, dass sie es mir erzählt hat nach so langer Zeit. Und ich habe mich nachher gefragt, warum ich oft selber so sparsam und zögerlich bin, jemandem zu sagen, wo er mir geholfen hat oder auch, wo mich das, was er getan oder gesagt hat, gefreut hat.
Natürlich gibt es auch leere, überflüssige Komplimente, Schmeicheleien, mit denen sich jemand sozusagen „einschleimen“ will. Und es gibt natürlich auch diese vergifteten Komplimente, in denen eine schmerzhafte Wahrheit versteckt ist. So kenne ich immer noch den Spruch eines alten Mesners aus meiner Zeit in Deutschland, der immer dann, wenn ihm weder die Predigt noch die Gebete gefallen haben, zu mir sagte: Sie haben die Lieder gut ausgewählt!
Aber auf Anhieb fallen mir fünf oder sechs Komplimente oder Rückmeldungen ein, an die ich mich gerne erinnere, immer mal wieder – und die mein Selbstwertgefühl stärken und die mich aufmuntern können in den kleinen Verstimmungen. Für die großen Krisen, wenn ich mir vollkommen wertlos vorkomme oder mich total überschätze, da hilft mir eher der Ratschlag eines jüdischen Rabbi. Er hatte seinen Schülern empfohlen: Jeder von euch soll sich zwei Taschen an seinen Rock machen. In die rechte Tasche sollst du einen Zettel stecken mit den Worten: „Ich bin nur Erde und Asche!“ Und in die linke Tasche stecke einen Zettel, auf dem steht: „Um meinetwillen hat Gott Himmel und Erde gemacht!“ Beides ist wahr. Und je nachdem, in welcher Lage ihr euch befindet, sollt ihr in die rechte oder linke Tasche greifen.
Ja, wenn ich wirklich an mir selbst zweifle, dann hilft mir die Erinnerung daran, wie wichtig ich für Gott bin. Aber es ist auch schön, wenn ich spüre, ich bin für andere Menschen wichtig. Und ich kann anderen zeigen, dass Sie für mich wichtig sind und wie ich mich über sie freue. Wenn ich also heute Abend auf diesen Tag zurückblicke, werde ich mich fragen: Habe ich heute versäumt, jemandem ein Kompliment zu machen?

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Erstellt am: 05.09.2014 18:55 Uhr

Zündfunke, 03.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Bleib doch gelassen! Bleib doch ruhig! Reg Dich nicht auf!“ Wie oft, liebe Schwestern und Brüder, habe ich diesen gutgemeinten Ratschlag schon gehört. Und soll ich Ihnen was sagen: Ich mag ihn trotzdem nicht. Wieso und warum auch immer; ich weiß ganz genau: Bei der nächsten brenzligen Situation habe ich ihn schon wieder vergessen. Vor allem dann, wenn ich mal wieder ganz gewaltig aus der Haut fahren könnte und mir innerlich der Geduldsfaden reißt.
Überzeugt hat mich dagegen ein Gedanke, der in der Bibel steht. Da heißt es: „Bewahre die Ruhe, denn Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern.“ Das klingt gut. Gelassen sein bedeutet also ruhig werden, schweigen und zuhören, was der andere zu sagen hat. Kräfte sammeln. Sich Sammeln. Und auch wenn es nur ein kurzes, tiefes Durchatmen ist.
Nein, das ruhig werden ist keine Flucht nach innen. Es ist der Mut, sich kurz eine Auszeit zu gönnen, damit der Kopf wieder klare Gedanken fassen kann. Und plötzlich verändert sich nicht nur etwas in mir.
Ich mag es zum Beispiel, wenn jemand in so einer Situation etwas Humorvolles sagt. Erstaunlich, was das bewirken kann, wenn alle lachen und sich die Gesichter dabei entspannen, entkrampfen. In Konflikten entsteht dadurch eine richtig wohltuende Distanz.
Gelassen sein heißt für mich Los-Lassen können. Von eigenen Vorstellungen, von der Wut, von Vorurteilen. Dazu gehört sicher auch der Mut, Grenzen zu setzen, auch wenn ich andere damit enttäusche. Ich muss dann sagen: Bis hierher, und nicht weiter. Schließlich kann ich es nicht jedem Recht machen. Das funzt einfach nicht. Und mir ist auch mehr als bewusst, dass ich Dinge hinnehmen muss, die ich nicht mehr ändern kann. Auch wenn das nicht immer leicht ist.
Als ich wieder mal in so eine brenzlige Situation kam und meine Gelassenheit ziemlich gefordert war, habe ich mich zuerst einmal hingesetzt und zugehört. Und ich habe mich gewundert, wie leicht es eigentlich ist. Manches hat sich dann wie von alleine gelöst.
„Bewahre die Ruhe, denn Gelassenheit bewahrt vor großen Fehlern.“ So habe ich es in der Bibel gelesen. Nun glaube ich dran, mit aller Gelassenheit.

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Erstellt am: 04.09.2014 18:55 Uhr

Zündfunke, 02.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Ein gutes Wort ist wie eine Brücke zum anderen. Wir brauchen viele solcher Brücken, damit wir gut und froh miteinander leben können.“ Ich, verehrte Hörerinnen und Hörer, finde, dass das wichtige Gedanken sind. Denn wie wir miteinander reden, das sagt doch viel darüber aus, wie wir miteinander umgehen.
Es ist doch schon ein hörbarer Unterschied, ob wir liebevoll miteinander reden oder ob wir uns gegenseitig harte Vorwürfe um die Ohren werfen. Aber nicht nur der Ton macht die Musik. Es gibt einfach Worte, die verletzten und andere, die gut tun; sogar mehr als gut tun. Wenn mir zum Beispiel ein kränkendes Wort zu schnell aus dem Mund rutscht, dann bin ich dafür auch noch im Nachhinein verantwortlich; gar keine Frage. Schließlich kann ich verletzende Worte nicht einfach ungeschehen machen. Aber: ein einfaches „Verzeih mir“ kann doch bereits sehr viel verändern. Meinen Sie nicht auch?
Außerdem tut es gut, etwas, was mir schon lange ein Anliegen war oder mir ganz gewaltig auf dem Herzen lag, einfach mal öffentlich auszusprechen.
Allerdings gilt auch: Oft sind auch wir es, die auf das gute, das versöhnende Wort eines anderen sehnsüchtig warten. Ja, manchmal da warten wir sehr lange darauf, manchmal vielleicht sogar umsonst. Es kommt einfach nichts vom anderen. Dann ist es sicher irgendwann notwendig, einen Menschen darauf anzusprechen, doch ein Wort zu sagen, das uns hilft und unsere Trauer nimmt.
Worte können trösten. Worte können heilen. Zum Beispiel dann, wenn sich etwas als Missverständnis herausstellt. Dann bin ich froh, dass es Worte gibt, die mir das erklären.
Es gibt Momente, da wird mir plötzlich bewusst, wie sehr ich auf den Zuspruch, die guten Worte anderer angewiesen bin. Wenn ich ans Bett gefesselt bin, weil ich krank bin oder wenn ich viel alleine bin und traurig, dann spüre ich, wie gut die Worte eines Menschen tun, auch wenn es nur die paar Grußworte der Nachbarin sind. Du bist nicht allein, das sagen mir diese Worte. Dies vermögen natürlich noch viel mehr Worte der Liebe und Zuneigung. Ja, Worte sind Brücken von einer Lebenslage in die andere. Von einem Menschen zum anderen. Und: Sie ermöglichen uns – Ihnen und mir – wirklich zu Brückenbauern zu werden – jeden Tag aufs Neue.

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Erstellt am: 03.09.2014 19:44 Uhr

Zündfunke, 01.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen guten Wochenanfang Ihnen allen, liebe Schwestern und Brüder!
„Arbeite, solange du kannst, doch hüte dich, deinen Leib durch ein zu viel an Arbeit langsam aber sicher umzubringen. Denke deshalb stets daran, dass es dir nicht gegeben ist, deinen Körper neu zu schaffen. Deshalb bitte Gott beizeiten, dass er dir zu einem gesünderen Leben verhelfen möge, und warte damit nicht, bis du ihn voller Qual mit verzweifelten Bitten darum anflehen musst, um deinen Zustand zu bessern.“
Diese Zeilen stammen nicht von mir, sondern von Hildegard von Bingen. Den Namen haben Sie sicherlich schon mal gehört. Hildegard von Bingen war Benediktinerin und das ausgeglichene Verhältnis von Arbeiten und Ruhen, das war ihr in ihrem Leben und dem ihrer Mitschwestern immer sehr wichtig.
Ob der Mensch nämlich wirklich gesund sei, das hänge – so Hildegard – in erheblichem Maße davon ab, ob er den Ausgleich, diese Balance zwischen viel Tun und wenig Tun tatsächlich lebe. Kommt dieses Verhältnis nämlich aus dem Gleichgewicht, dann wird der Mensch krank. Ein zu viel an Arbeit und Stress macht den Körper kaputt. Hildegard meint es gut, wenn sie sagt: Arbeite, aber arbeite nicht zu viel. Gönn dir Zeiten des Ausruhens, des Rastens. Dein Körper wird es dir danken. Denn dein Körper ist nicht mehr austauschbar. Du musst mit deinen Kräften haushalten, damit du gesund bleibst.
Und dann sagt sie weiter, dass wir Gott gerne darum bitten können, uns dabei zu helfen dieses richtige Maß zu finden. Wir sollen damit nicht warten, bis wir krank und ausgelaugt sind oder das Burnout-Syndrom uns quält. Es gibt eben Zeiten zum Arbeiten und Zeiten zum Ruhen.
Hildegard hat mit Sicherheit gewusst, wovon sie spricht. Denn als Äbtissin hat sie ein nicht gerade kleines Frauenkloster geleitet. Außerdem hat sie Bücher geschrieben, Schülerinnen ausgebildet und viel über die Natur, die Wirkung von Pflanzen und Edelsteinen gelesen. Immer wieder ist sie auf Reisen gegangen, um den Menschen von Gott zu erzählen.
Für eine Frau ihrer Zeit eine beachtliche Leistung. Dahinter steckt sicher viel Arbeit, aber auch viel Zeit für das Nachdenken, das Ausruhen, das Gebet. Ich denke, Hildegard hat sich das bestimmt gut eingeteilt und gelebt, wovon sie gesprochen hat: Nach dem Arbeiten kommt das Ausruhen. Sie ist schließlich 81 Jahre alt geworden. Nach ihrem Tod wurde sie sogar heiliggesprochen. In diesem Monat feiert die Kirche ihren Festtag.

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Erstellt am: 03.09.2014 19:36 Uhr