Zündfunke, 28.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Machen Sie bei uns Urlaub für die Seele“ –diese Werbung, liebe Schwestern und Brüder, ist mir in letzter Zeit öfter aufgefallen. Besonders so genannte Wellness-Hotels werben so um Gäste, aber auch Hotels, die, wie man so sagt „weitab vom Schuss liegen“. Mal „Urlaub machen für die Seele“ – viele Menschen wünschen sich das. Allerdings kann selbst das komfortabelste Hotel mit tollen Entspannungsangeboten nur günstige Bedingungen dafür schaffen. Und oft geht es ja auch darum, einfach mal zur Ruhe zu kommen und Abstand vom hektischen Alltag zu gewinnen.
Und wie ist das mit der Seele gemeint? Man könnte auch vom Innenleben sprechen, vom Empfinden, Denken, Verhalten. Eben das, was das Wesen eines Menschen ausmacht.
Für das, was einen im Innern bewegt, nimmt man sich viel zu wenig Zeit. Dabei gibt es oft sehr viel zu verarbeiten, vielem ist meine Seele einfach schutzlos ausgeliefert: Enttäuschungen, Verletzungen oder gar Schicksalsschlägen. Ich denke, Urlaub für die Seele soll helfen mich näher zu mir selbst zu bringen, mir Gedanken zu machen über mich, über mein Verhältnis zu Menschen und bestimmte Lebensumstände. Und vielleicht auch über meinen Glauben.
Mir Zeit zu nehmen für meine Seele ist wichtig, manchmal sogar lebenswichtig. Mit dem Ende der Sommerferien sind viele Menschen von ihren Urlaubsreisen zurückgekehrt. Vielleicht gehören Sie auch dazu. Haben Sie sich gut erholt? Wenn ja, dann haben Sie vielleicht auch Zeit gefunden, mal auf ihr Innenleben zu schauen. Und dann hatte vielleicht auch ihre Seele Urlaub.
Manchmal kann ein Urlaub aber auch zur Enttäuschung werden, weil man erwartet hat, dass im Urlaub all das wieder gut wird, was einen im Alltag bedrückt. Und wenn das nicht so ist oder einem erst im Urlaub so richtig bewusst wird, dass es so nicht weitergehen kann mit mir, in meiner Ehe oder Familie, dann kann die Seele schon heftig leiden, dann verläuft die „schönste Zeit des Jahres“ gar nicht so schön. „Menschen bringen ihre Probleme in den Urlaub mit“ hab ich unlängst in einem Interview gesagt, weil ich das oft so erlebe. Und weil wir Touristenseelsorgerinnen und –seelsorger uns oft als eine Art Notfallseelsorge für Menschen vorkommen, die das Gespräch mit uns suchen. Manchmal hilft das klarer zu sehen und Lösungen für die Zeit nach dem Urlaub aufzuzeigen. Urlaub für die Seele ist wichtig, manchmal als Notbremse, um zu verhindern, dass zu viel Belastendes auf der Seele liegen bleibt, nicht verarbeitet wird, verdrängt wird.
Ein Urlaub für die Seele muss aber nicht mit einer Reise verbunden sein. Manchmal reicht ein Spaziergang, ein gutes Gespräch oder auch ein Gebet.

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Erstellt am: 29.09.2014 14:27 Uhr

Zündfunke, 27.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet“ – das, liebe Schwestern und Brüder, hat der Dichter Christian Morgenstern mal gesagt. Ich finde diesen Satz so herrlich entspannend, denn ich frage mich manchmal wirklich, wo der allgemeine Schönheitswahn noch hinführen soll. Er treibt seltsame Blüten und manchmal geht es mir einfach zu weit, was Leute so alles mit sich machen lassen, weil sie mit ihrem Gesicht oder ihrem Körper nicht zufrieden sind, weil sie meinen, einem bestimmten Schönheitsideal entsprechen zu müssen.
Doch wer ist eigentlich schön? Wer aussieht wie Models und Fernsehstars? Wer so voll tätowiert ist wie viele Fußballstars? Die weit verbreitete Meinung, besonders unter ganz jungen Menschen, mag derzeit so sein und viele eifern ihren Vorbildern nach, wollen so aussehen wie sie. Erschreckend wird es dann, wenn dafür sogar gesundheitliche Risiken in Kauf genommen werden. Natürlich weiß ich, dass schöne Menschen gern gesehen werden. Durch ihren Anblick kann so mancher ins Schwärmen geraten, ich glaube, das ist so seit es Menschen gibt.
Schon im Alten Testament erfährt man „Eine schöne Frau macht das Gesicht strahlend“. Vielleicht wurde auch schon damals gewetteifert, wer denn nun die Schönste im Land ist, aber den ersten offiziellen Schönheitswettbewerb gab es erst heute vor 120 Jahren im belgischen Spa. (eine junge Kreolin aus Guadeloupe hat ihn übrigens gewonnen)
Doch zurück zu biblischen Zeiten.
Im Hohelied Salomos. im Alten Testament, schwärmen zwei Verliebte von einander: …“der Gazelle gleicht mein Geliebter,…“, „Du erscheinst wie das Morgenrot…,“ „…deiner Hüfte Rund ist wie Geschmeide, gefertigt von Künstlerhand…“. Wie muss man sich die hier angebeteten Schönen vorstellen? Denn das Schönheitsideal hat sich ja im Laufe der Zeit ziemlich geändert. Und immer hat es nicht wenige gegeben, die dem gängigen Schönheitsideal eben nicht entsprochen haben. Vielleicht hatten die Angebeteten ja gar nicht so einen untadeligen Körper, vielleicht war ihr Gesicht gar nicht so vollkommen und symmetrisch?
Schönheit liegt im Auge des Betrachters, sagt ein Sprichwort, und wenn ich einen Menschen mit Liebe betrachte, dann sehe ich ihn in ganz anderem Licht, dann messe ich ihn nicht an bestimmten Kriterien, dann sehe ich seine ganze Gestalt, sein Wesen. Dann betrachte ich auch seine Schwächen liebevoll und erfreue mich an dem, was ihn besonders macht: seine schönen Augen, seine Art sich zu bewegen, seine Stimme. „Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet“. Auch sich selbst ein bisschen liebevoller zu betrachten, das möchte ich denjenigen raten, die mit ihrem Äußeren allzu kritisch umgehen.

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Erstellt am: 29.09.2014 14:23 Uhr

Zündfunke, 26.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Das dauert ja wieder endlos“, schimpft Tante Erika, liebe Schwestern und Brüder. Sie steht mit Onkel Erwin im Stau. Freitagnachmittag, stadtauswärts. Irgendwo geht es nicht weiter. „Das wird doch kein Unfall sein, sonst kann das dauern.“ – „Jetzt stehen wir hier vielleicht grad mal fünf Minuten“, sagt Onkel Erwin. „Ach was“, schimpft Tante Erika. „Eine halbe Ewigkeit, und nichts rührt sich.“
„Fünf Minuten – eine halbe Ewigkeit? Und eine ganze Ewigkeit, das wären dann zehn Minuten, oder wie?“ Erika verdreht die Augen. Ein Polizeiwagen fährt mit Blaulicht an ihnen vorbei. „Oh je“, sagt Tante Erika, „doch ein Unfall. Die armen Leute, da will ich mal gar nichts sagen, wenn ich ein paar Minuten im Stau stehe.“ – „Keine Ewigkeit? Hast du schon mal darüber nachgedacht, was das ist, die Ewigkeit?“, fragt Onkel Erwin sie.
„Sicher, da gibt es eine Geschichte“, sagt Erika. „Die Ewigkeit, das ist wie ein großer Berg aus Diamant. Und alle tausend Jahre kommt ein Vogel und wetzt seinen Schnabel dran, einmal, und wenn der Berg abgetragen ist von dem Schnabelwetzen – dann ist die erste Sekunde der Ewigkeit vergangen.“ – „Das ist ja sehr schön“, sagt Onkel Erwin, „aber leider hat deine Geschichte einen Denkfehler. Das klingt nämlich so, als ob die Ewigkeit aus Zeit bestehen würde.“ – „Ja, was denn sonst? Aus Diamant ja wohl nicht.“
Doch Onkel Erwin kennt seine Erika und lässt sich nicht drausbringen. „Das ist doch eine ganz grässliche Vorstellung – dass es immer so weiter geht. Wie in den Witzen über den Himmel. Dass man für immer als Engel mit einer Harfe auf der Wolke sitzt und wie langweilig das dann werden muss und wie man das aushält.“ – „Diese Witze fand ich schon immer blöd“, sagt Erika. „Ich glaube“, sagt Erwin, „wir können uns das nicht wirklich vorstellen, weil wir uns ein Leben ohne Zeit nicht denken können. Aber ich glaube, die Ewigkeit ist ohne Zeit. Die Zeit hat dann einfach keine Bedeutung mehr.“
„Und wir sind oft so ungeduldig“, sagt Erika, „weil wir immer meinen, wir haben nicht genug Zeit. Oh, ich glaub, da vorne geht es weiter.“ – „Ja“, sagt er, „unser Verstand kommt da schnell an seine Grenzen. Alles was wir uns vorstellen können, ist nur…“
Ihm gehen die Worte aus. Außerdem fahren sie gerade an der Unfallstelle vorbei. Zum Glück scheint nicht viel passiert zu sein. „Ja“, sagt Erika, „alles, was wir uns vorstellen können, ist nur ein ganz kleines Schnabelwetzen an einem Berg aus Diamant, von einem Vogel, der nur alle tausend Jahre vorbeikommt – so etwa?“
Er schaut zu ihr rüber. Hat sie mal wieder das letzte Wort behalten! Aber dieses Mal hat sie es verdient.

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Erstellt am: 29.09.2014 14:19 Uhr

Zündfunke, 25.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Verehrte Schwestern und Brüder, „da kommt man doch immer wieder in Versuchung“, sagt Tante Erika, die mit Onkel Erwin beim Einkaufen ist. Die beiden begleiten uns ja mal wieder in dieser Woche mit ihren Glaubensgesprächen. Aus der Bäckerei duftet es nach frischem Kuchen, nach Brot und gerösteten Mandeln. „Ich glaub, die machen das absichtlich, weil ich dieser Versuchung einfach nicht widerstehen kann.“
„Vielleicht leiten sie ja die Abluft aus der Backstube direkt auf die Straße“, sagt Erwin, „das trau ich denen durchaus zu.“ – „Aber das ist doch gemein, wo ich doch schon genug damit zu tun hab, dass ich mein Gewicht halten kann“, seufzt und stöhnt Tante Erika.
„Vielleicht solltest du einfach das Vaterunser öfter beten“, spottet Erwin. – „Bitte was?“, entrüstest sich Erika. „Ja, da heißt es doch: Und führe uns nicht in Versuchung.“ – „also ich bitte Dich, das ist ja wohl nicht damit gemeint.“ – „Und was dann?“, fragt Onkel Erwin. „Wenn ich nachdenken soll“, sagt sie, „müssen wir erst mal von hier weg.“ Sie gehen noch ein paar Schritte. „Tja“, Erika überlegt. „Was fällt mir da ein zur Versuchung? …Ach, aus dem Alter sind wir doch eigentlich schon raus.“
„Du meinst, wenn ich hinter einer schönen jungen Frau herschaue“, meint Erwin. „Na ja, wenn du nur hinterher schaust – das gönn ich dir ja“, sinniert Erika. „Aber wenn es weiter ginge, wäre ich in Versuchung geraten?“, sagt Erwin. „Ja, bist du doch auch schon, oder?“
Erwin wird ein bisschen verlegen.
„Und du denkst, das ist gemeint, wenn man betet: Führe uns nicht in Versuchung?“ „Ja“, sagt sie, „war ja nur ein Beispiel.“ – „Irgendwie kann ich das nicht glauben.“ –
„Und warum nicht?“, fragt Erika. „Also, ich hab das damals schon sehr ernst genommen.“ – „Ja“, sagt er, „aber hör doch mal genau hin. Es heißt: Führe uns nicht in Versuchung. Wer führt denn da wen?“
„Ach so“, sagt sie, „das sagt man ja zu Gott.“ „Genau“, sagt Erwin, „und glaubst du, dass Gott nichts anderes zu tun hat, als mir zum Beispiel ein nettes junges Mädchen über den Weg zu schicken, damit ich auf dumme Gedanken komme? Nein, was mir auffällt beim Vaterunser, das ist, dass es bei jedem Satz um etwas zwischen Gott und uns Menschen geht. Immer irgendwie um diese Beziehung. Aber was wäre es dann bei der Versuchung?“
„Da fällt mir nur eins ein“, sagt Erika. „Die größte Versuchung ist doch, dass wir Menschen sein wollen wie Gott. Dass wir denken, wir brauchen ihn nicht. Und dass wir unsere Grenzen nicht einhalten. Sein wollen wie Gott, aber nicht im geringsten Verantwortung übernehmen fürs Ganze. Dass wir meinen, wir stehen drüber, dabei sind wir nur ein kleiner Teil davon.“
„Schau an“, sagt Erwin. „Was dir da eingefallen ist. Wollen wir uns zur Belohnung nicht ein Stück Kuchen gönnen?“

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Erstellt am: 29.09.2014 14:08 Uhr

Zündfunke, 24.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„So, das war jetzt heute mal was anderes“, sagt Onkel Erwin zu Tante Erika, liebe Schwestern und Brüder. Sie kommen gerade aus der Kirche. Und weil er sonst meistens erst mal ein bisschen lästert, ist Erika gespannt, was ihm heute gefallen hat. „Ja, ein paar neue Lieder hat man gesungen“, sagt sie hoffnungsvoll, „die waren ganz schön.“ Doch Onkel Erwin meint nur: „Hätt’ nicht sein müssen. Aber diese Geschichte war stark. Nicht so harmlos, so weichgespült, wie sie sonst manchmal so sind.“ – „Nein, harmlos war sie nicht“, sagt Erika, „das Ende finde ich sogar ziemlich schrecklich.“ Die Geschichte, um die es den beiden geht, steht im Neuen Testament und Jesus hat sie den Menschen damals erzählt.
Ein Mann hat sehr große Schulden bei seinem König und soll deshalb mit seiner ganzen Familie als Sklave verkauft werden. Er wirft sich nieder, bittet um Gnade, und der König erlässt ihm die Schuld. Dieser Mann trifft nun im Hinausgehen einen anderen Knecht, der ihm einen mehr als geringen Betrag schuldig ist. Doch er fordert nun ganz massiv und mit aller Härte sein Geld ein. Das wiederum kommt dem König zu Ohren, der darüber sehr zornig wird und ihn einsperren und im Gefängnis schwer arbeiten lässt. So lange, bis er alles bezahlt hat, was er ihm schuldig ist.
„Dass Jesus so eine Geschichte erzählt“, sagt Onkel Erwin, „hätte ich nicht gedacht.“ – „Und das gefällt dir?“, fragt Tante Erika. „Ja“, sagt er, „was man sonst in der Kirche so zu hören kriegt, ist doch meistens: Ihr seid alle recht, so wie ihr seid, Gott liebt euch, und wenn ihr anderen ein bisschen was abgebt und teilt, dann freut sich Gott. Manchmal denk ich, das ist wie Kindergarten für Erwachsene, die Kirche. Aber diese Geschichte – das war mal was anderes.“
„Und was gefällt dir denn so daran?“, fragt Erika weiter. „Dass Gott nicht alles mit sich machen lässt. Dass nicht alle gleich behandelt werden, egal, was einer tut.“ – „Aber zuerst doch schon“, sagt Erika. „Zuerst werden dem Mann doch seine Schulden erlassen. Einfach so, nur weil er darum bittet.“
„Ja, und dann hätte er die Chance zu zeigen, dass er was kapiert hat, und dann geht der Idiot hin und fordert das bisschen zurück, was ihm so ein kleiner Knecht schuldet. Das ist doch nicht anständig. Deshalb finde ich es sehr gut, dass sein Chef von ihm dann auch seine Schulden zurück fordert. Vollkommen korrekt ist das in meinen Augen. Denn wenn wir wollen, dass uns vergeben wird, dann müssen wir das doch auch tun.“
„Ja“, sagt Erika, „das beten wir ja auch im Vaterunser: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Das eine geht nicht ohne das andere. Trotzdem tut mir der Mann leid. Ich glaub, der hat einfach nicht begriffen, was mit ihm geschehen ist. Welche Chance er da vertan hat.“

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Erstellt am: 24.09.2014 15:32 Uhr

Abtreibungsgesetz in Spanien bleibt wie es ist

Die geplante konservative Korrektur der aktuellen Gesetze bezüglich Abtreibungen in Spanien wird vorerst nicht stattfinden. Die langjährige Debatte über eine Änderung des zur Zeit sehr liberalen Gesetzes hat Ministerpräsident Rajoy nun aus Angst vor Wählerverlusten für die bevorstehenden Wahlen im nächsten Jahr aufgegeben. Ein Punkt soll aber im Gesetz aus dem Jahr 2010, welches Abtreibungen bis zur vierzehnten Schwangerschaftswoche mehr oder weniger ohne Einschränkungen erlaubt, geändert werden. Betroffene im Alter zwischen 16 und 18 Jahren müssen wieder eine Genehmigung ihrer Eltern vorweisen.

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Erstellt am: 24.09.2014 13:19 Uhr

D‘Tapas (Häppchen kostend) durch die Isla Baja

Komm und lerne die besten Tapas/Häppchen der Isla Baja kennen. Koste alle kreativen Ideen der Restaurants und Gaststuben dieser Gebietsgemeinden für nur 2,50 Euro, Getränke
inbegriffen, und gib Deine Stimme für Dein Lieblingshäppchen ab. Und denke dran: wer teilnimmt, kann was gewinnen!
In Garachico, El Tanque, Los Silos und Buenavista vom 25. September bis zum 12. Oktober 2014.

Infos unter: Pasaporte de las tapas

Erstellt am: 24.09.2014 12:55 Uhr

Zündfunke, 23.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Vergib uns unsre Schuld“, das, liebe Schwestern und Brüder, so sagt mein Onkel Erwin, „finde ich immer merkwürdig, wenn man das in der Kirche betet beim Vaterunser.“ Und Tante Erika fragt: „Wieso? Manchmal drückt einen doch etwas, und wenn man um Vergebung bittet, dann fühlt man sich leichter.“ – „Ja, aber man hat doch gar keine Zeit, darüber nachzudenken“, sagt Erwin. „Man sagt: Vergib uns unsre Schuld, also man bittet, dass einem die Sünden vergeben werden, so wie man sich die Hände wäscht, damit das auch mal wieder erledigt ist. So kann man so was Wichtiges doch nicht abhaken. Man müsste sich doch erst mal selber klar werden, was einen da vielleicht drückt.“
„Hm“, sagt Erika, „ich glaub, darum geht es gar nicht. Die Sünden hat man doch schon vorher bekannt, zum Beispiel bei der Beichte oder im Gottesdienst bei den „Herr, erbamre dich“-Rufen. Und der Pfarrer hat einem da doch die Vergebung zugesprochen.“ – „Ja, und warum wird das dann beim „Vaterunser“ noch mal aufgewärmt?“ – „Na ja“, meint Erika, „vielleicht ist was ganz anderes damit gemeint. Es heißt ja auch nicht: Vergib mir meine Sünden, sondern: Und vergib uns unsere Schuld.“
„Da bringst du mich auf was“, sagt Erwin, „das bete ich dann nicht als Einzelner, das beten alle zusammen.“ – „Ja, und sie sagen: Vergib uns unsre Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Da geht es ja auch um die anderen Menschen.“ – „Also um die Beziehung der Menschen untereinander“, sagt Erwin, „ja, das leuchtet mir ein.“ – „Und die Beziehung zu Gott, natürlich“, sagt Erika.
„Ja“, sagt Erwin, „aber nicht um die einzelnen Sünden, die werden da nicht abgefragt. Die müssten doch vorbei sein, wenn man das vorher ernst genommen hat.
Aber was ist das, die Schuld, die Gott uns gemeinsam vergeben soll? Und warum sagt man das so – fast nebenbei: ‚Und vergib uns unsre Schuld.’ Als ob man sicher wäre, dass er es tut, man erinnert ihn halt mal wieder dran. Klingt ziemlich familiär.“ – „Eben“, sagt Erika, „wir sind ja auch ein Teil der Familie. Das Vaterunser ist doch von Jesus, und der hat gesagt, dass wir so beten dürfen wie er. Wir gehören zu Gott. Wir und die anderen auch. Auch die, die uns was angetan haben. Die gehören auch dazu, ob es uns passt oder nicht. Und Schuld – die ist dann, wenn wir das nicht sein wollen, ein Teil der Familie. Wenn wir uns als bockige, verstoßene Kinder aufführen. Dann stellen wir uns außerhalb der Familie. So wie Kinder und Jugendlich oft, wenn sie in der Pubertät sind.“
„Das heißt“, sagt Erwin, „Jesus hat uns eingeladen, aber gleichzeitig rechnet er damit, dass wir uns immer wieder davonmachen?“ – „Na ja“, sagt Erika, „vielleicht ist die Pubertät ja auch mal irgendwann vorbei.“

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Erstellt am: 24.09.2014 12:41 Uhr

Zündfunke, 22.09.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Einen guten Wochenanfang wünsch ich Ihnen, liebe Schwestern und Brüder!
„Unser tägliches Brot gib uns heute“, sagt Onkel Erwin. „Das ist doch ein merkwürdiger Satz, den man da betet.“ „Wieso“, sagt Tante Erika, „das ist doch ganz einfach und klar. Unser tägliches Brot gib uns heute. Es ist doch schön, wenn einem das ganz Alltägliche bewusst wird. Und außerdem: Für viele Menschen ist es eben nicht alltäglich, dass sie satt werden. Daran dürfen wir dann ja auch mal denken.“
„Ja ja“, sagt Erwin, „das ist ja alles ganz richtig, aber warum sagt man es doppelt?“
„Doppelt?“ – „Ja, unser tägliches Brot – und: heute. Es würde doch reichen: Gib uns unser tägliches Brot. Oder: Gib uns heute genug zu essen.“ – „Ach so“, jetzt versteht Tante Erika, was er meint. „Das ist wie in der Geschichte vom Volk Israel. Als sie in der Wüste waren, die vierzig Jahre, da haben sie, als es nichts zu essen gab, Brot vom Himmel bekommen.“
„Das Manna in der Wüste“, sagt Onkel Erwin, „war wahrscheinlich irgendeine Absonderung von einem Strauch, die man essen kann.“ – „Ist doch jetzt egal“, sagt Erika, die sich nicht gern unterbrechen lässt, „der Punkt war doch, dass sie das nicht aufheben konnten. Denn wenn sie es eingesammelt und aufgehoben haben, war es am andern Tag verdorben. Sie haben sich darauf verlassen müssen, dass es jeden Tag da ist. Das tägliche Brot – aber eben nur für heute – verstehst Du?“
„Nicht schlecht. Das gefällt mir“, sagt Erwin. „Aber für dich wäre das schwierig geworden – gar keine Vorräte ansammeln, oder, was meinst du?“ – „Du willst doch damit nicht sagen“, gibt Erika zurück, „dass du das so machen willst, nur in den Tag hinein leben: Gott wird uns schon zu essen geben.“ – „Dass du deine Tiefkühltruhe füllst im Sommer, also, ich glaub, da hat keiner was dagegen“, sagt Erwin. „Aber dass man sich klar macht: Ich bin jeden Tag darauf angewiesen, dass Gott mir hilft, diesen Tag zu überstehen – je älter ich werde, umso besser gefällt mir das.“
„Hm“, sagt Erika, „also bei mir ist das anders. Je älter ich werde, umso mehr frag ich mich, ob mir nicht irgendwann die Kraft ausgeht. Und wie ich da vorsorgen kann.“ – „Das ist es ja“, sagt Erwin. „Wir können nicht alles planen und für alles vorsorgen, nein, wir sollen einfach Vertrauen haben.“ – „Das sagt sich so leicht.“ – „Vielleicht solltest du ab und zu beten: Gib mir für heute genug Verstand und Kraft und hilf mir, diesen Tag gut zu überstehen.“
„Ach“, sagt Erika, „nur überstehen ist mir aber zu wenig. Wenn schon, dann möchte ich auch um ein bisschen Freude beten. Von mir aus auch nur für heute.“

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Erstellt am: 24.09.2014 12:38 Uhr

Predigt zum 25. Sonntag im Jahreskreis 2014 (21.09)

L I: Jes 55, 6-9 / Ev.: Mt 20, 1-16
Schwestern und Brüder!
Das eben gehörte Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, es gehört wohl zu den Texten des Evangeliums, die bei uns spontan Kopfschütteln und Unmut hervorrufen. Und warum? Weil das Verhalten des Weinbergbesitzers – zumindest auf den ersten Blick – unserem Gerechtigkeitsgefühl total widerspricht. Der, der fast nichts gearbeitet hat, wird hier genauso entlohnt wie der, der den ganzen Tag geschuftet hat. Ist das aber nicht eine Anleitung zur Arbeitsverweigerung? Kann man da nicht alle „Fünfe grade sein lassen“ und einfach den Tag und die Sonne genießen? Warum sich anstrengen – es geht doch anscheinend auch anders! Die Empörung von einigen Arbeitern über den Weinbergbesitzer ist für mich – und wahrscheinlich auch für Sie – durchaus nachvollziehbar. Und trotzdem meine ich, sollte sie uns nicht davon abhalten, den Text noch einmal genauer zu studieren, um ihm ja auch gerecht zu werden. Denn im bislang geschilderten Sinn wäre er für viele ja nicht unbedingt eine „Frohe Botschaft“, sondern eher Anlass zum Ärgernis. Also: Worum geht es Jesus? Worin besteht der Denkanstoß des heutigen Sonntags für Sie und für mich?
Mir war bei der Sinnerschließung dieses Gleichnisses eine Aussage behilflich, die nicht aus dem heutigen Evangelium stammt, sondern aus dem Tagebuch der Schriftstellerin Ilse Aichinger. Ich möchte sie Ihnen nicht vorenthalten, denn ich glaube schon, dass sie auch Ihnen eine neue Sichtweise schenken kann. So heißt es da in einem Abschnitt: „Liebe – bitte aus dem Vergleich ziehen!“ Noch einmal – und ich bitte Sie jetzt, sich nach dem Wort „Liebe“ einen Doppelpunkt vorzustellen: „Liebe: Bitte aus dem Vergleich ziehen!“
Ich mag dieses Wort sehr – und weshalb? Weil hier in aller Kürze und Klar-
heit gesagt wird, dass das Wesen und oft genau auch das Rätselhafte der Liebe eben ihre Unvergleichbarkeit ist. Was ich damit meine ist: Eine echte, tragfähige und auch reife Liebe, die hält den geliebten Menschen für einzigartig, nicht austauschbar, für mit nichts und niemandem vergleichbar. Deshalb gibt es ja auch manchmal Menschen, die genau darüber nur eines können, nämlich den Kopf schütteln. Aber dieses Wort sagt sehr viel Wahres aus. Denn andersherum gesagt bedeutet es doch: Das Ende einer Liebe dämmert dann auf, wenn der Vergleich oder das Vergleichen beginnt; wenn Vorzüge oder Nachteile des einen Menschen abgewogen oder gar mit den Eigenschaften eines anderen verglichen oder gegen sie ausgespielt werden. Dann schleicht sich die Liebe davon, weil plötzlich nur deshalb Maßstäbe angelegt werden, um die Einzigartigkeit der oder des anderen in Zweifel ziehen zu können. Denn wahre Liebe bedeutet: „Man muss sie aus dem Vergleich ziehen!“ Man darf sie nicht dem Vergleich mit etwas oder jemandem anderen unterziehen.
Nun sagen wir Christen ja oft, um das Wesen unseres Gottes zu beschreiben: „Gott ist die Liebe!“ Und wir saugen uns diese Formulierung nicht aus den Fingern, sondern entnehmen sie aus dem ersten Johannesbrief, wo es heißt: „Gott ist die Liebe!“ Diese Formulierung ist ganz auf der Linie der Botschaft Jesu und heißt für mich: Wenn ich beginne zu vergleichen, dann verdunkle ich genau diese Liebe Gottes!
Jetzt fragen Sie sich aber zu recht: Wo liegt denn jetzt das Hilfreiche dieses Wortes für ein besseres oder tieferes Verständnis des heutigen Evangeliums? Nun die Arbeiter der ersten Stunde „murren“ oder „maulen“ ja bei ihrem Lohnempfang: „Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und Du hast sie uns gleichgestellt, die wir den ganzen Tag über die Last und die Hitze ertragen haben…“ Es ist das in unseren Augen verständliche Aufbegehren jener, die sich ausgerechnet hatten, mehr als einen Denar zu bekommen. Nicht wahr? Wenn die einen für eine Stunde Arbeit – noch dazu in der kühlen Abendstunde“ einen Denar erhalten, dann darf man doch wohl für 12 Stunden durchaus 12 Denare erwarten – oder nicht? Aber falsch gelegen. Sie erhalten gleichfalls nur den einen vereinbarten Denar. Das empfinden die Arbeiter damals und das empfinden wir als ungerecht und es widerspricht in unseren Augen allen Grundsätzen der Arbeitswelt und einer gerechten Entlohnung.
Doch was würde Jesus sagen? Ich denke mir, er würde sagen: „Ja, es ist ungerecht – aber eben nur im Vergleich!“ Und da hat er nicht unrecht. Denn wenn wir genau hinschauen sehen wir doch, dass sich am frühen Morgen alle handelseinig waren. Da hielten die Tagelöhner diesen vereinbarten Lohn des Gutsbesitzers sogar noch für mehr als gerecht. Erst am Abend dann – im Vergleich – da kommt das große Gefühl der Ungerechtigkeit auf. Am Abend sehen sie nicht mehr auf das Maß des Gutsherrn, sondern da legen sie ihre eigenen Maßstäbe an: Sowohl ans ich selbst, als auch an die anderen. Erst am Abend denken und sagen sie dann laut und vernehmlich: Das haben wir doch nicht verdient! Die Ungerechtigkeit, gegen die sie sich empören, die rührt zweifellos aus dem Vergleich des Lohns; sie kommt aus dem Verrechnen der eigenen Leistung mit der der anderen. Abends setzen auf einmal sie das Maß, während sie am Morgen noch mit dem Maß des Gutsherrn durchaus einverstanden waren.
Mir wird bewusst, dass Jesus uns hier darauf aufmerksam macht, dass meine Ansprüche, meine Erwartungen auf der einen Seite und Gottes Gabe und Gottes Lohn auf der anderen Seite, dass das sehr verschiedene Dinge sein können. „Womit habe ich das verdient?“ – das ist eine menschliche, nur allzu verständliche Frage an Gott, die wir alle kennen; vielleicht weil wir sie selber schon gesagt oder sie zumindest von anderen gehört haben. Dabei ist ja, wenn wir diese Aussage machen, meistens etwas Schweres damit gemeint; etwas, das verdammt weh tut oder einen herben Verlust bedeutet. Viel zu selten fragen wir ob wir das Gute und Beglückende, was uns in unserem Leben widerfährt, verdient haben. Da könnten wir diese Frage doch durchaus auch einmal stellen. Womit haben wir es denn verdient, dass es uns so gut geht und wir uns nicht – wie viele andere Menschen auf dieser Erde – einschränken müssen? Womit habe ich das verdient, dass meine Kinder wohlauf sind und einen sicheren Arbeitsplatz haben? Womit habe ich das verdient, dass es Menschen gibt, die mich mögen, die an meiner Seite sind; dass es einen Menschen gibt, der mich liebt und das Leben mit mir teilt? Womit, bitte schön, habe ich all das verdient?
Meistens aber fragt so nicht der Glückliche und Gesunde, sondern der Kranke, der Trauernde, der Leidgeprüfte – und er meint dann mit dieser bedrückenden Frage bereits die Antwort andeuten zu können: Nein, ich habe es eben nicht verdient, mein Gott! So verständlich diese Frage auch sein mag; aber spüren wir das? Mit diesem „Murren und maulen“ setze ich, setzen wir selbst das Maß dessen, was ich oder was wir angeblich verdient haben und was nicht. Doch Jesus macht uns da einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Denn mein Anspruch kann nicht das Maß für Gottes Liebe und Zuwendung sein. Ich werde ihn nicht verstehen, seine Liebe nicht begreifen lernen, wenn ich mein Leben und mein Geschick immer nur mit dem der anderen vergleiche. Sicherlich: Ich habe ein Recht auf Gottes Zuwendung und auf seinen Lohn, wenn ich auf seinen Namen getauft, in seinen Dienst getreten bin und ihm mit meinem Leben nachfolge. Das sagt und bestätigt mir dieses Gleichnis eindeutig. Allerdings sagt es mir aber auch: Du, lieber Bertram, hast kein Recht festzulegen, wie diese Zuwendung Gottes an Dich ausfallen soll. Und noch weniger hast du ein Recht, den „Lohn“, den Gott dir gibt, mit dem der anderen zu vergleichen. Harter Tobak für fromme Seelen, die sich meinen den Himmel verdienen zu können und die täglich ausrechnen, was sie wohl schon alles auf ihr himmlisches Konto einbezahlt haben, ich weiß. Aber es ist so!
Dieses Gleichnis ist für mich nichts anderes als ein Bild für die neue Welt
Gottes. So sieht es aus, wenn Gott das Heft in der Hand hat. Und er fragt uns dabei ganz schlicht und einfach: Darf ich mit dem, was mit gehört nicht gut sein? Ist es wirklich so schlimm, dass es in meinem Reich ganz anders zugeht, als ihr, als du es erwartest? Dass eben niemand zu kurz kommt? Wenn wir überlegen, dass eine Familie damals einen Denar benötigte, um einen Tag Essens- und Versorgungstechnisch überlebe zu können, dann tut sich da noch eine ganz andere Dimension auf – nämlich die, dass Jesus allen Menschen zum Leben verhelfen möchte; nicht nur ein paar wenigen – allen!
So möchte ich schließen mit einem Hymnus aus dem kirchlichen Stundengebet, in dem es heißt:
Wir haben die Last des Tages getragen: Die Arbeit war schwer und drückend die Fron. Nun kommt der Meister und zahlt uns den Lohn.
Ob zur ersten Stunde oder zur elften, hier gilt kein Pochen auf Recht und Verdienst; nicht dein, sondern sein ist, was du gewinnst.
Der Herr verachtet das Auge der Neider. Wer dürfte ihn hindern, gütig zu sein? Er reicht auch dem Letzten sowohl Brot als auch Wein.

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Erstellt am: 24.09.2014 12:36 Uhr