Predigt zum 29. Sonntag im Jahreskreis 2014 (19.10.)

L II: 1 Thess 1, 1-5b / Ev.: Mt 22, 15-21
Schwestern und Brüder!
Der Schlusssatz des heutigen Evangeliums ist fast schon sprichwörtlich und ich möchte mal behaupten, dass selbst die Zeitgenossen, die es sonst nicht so mit der Bibel haben, können sehr wohlgenau diesen Satz zitieren: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört und Gott, was Gott gehört!“ Eine Aussage Jesu, die viel Predigtstoff bietet und es ist mir im ersten Moment so ergangen, dass ich dachte: Wo fange ich da nur an. Nicht der Mangel an Themen aus dieser Bibelstelle erdrückt, sondern vielmehr deren Vielfalt. Dazu kommt noch, dass Steuern und Finanzamt ja immer Reizthemen sind, über die wir uns stundenlang ereifern können. Noch dazu: Wenn sich, wie in diesen Tagen, die Eurokrise vehement zurückmeldet, die Börsen sich wie eine Loopingbahn auf dem Oktoberfest verhalten und die Frage nach der Kirchensteuer bzw. dem Vermögen der Kirchen nicht nur die Medien landauf und landab in Wallung bringt, sondern auch viele Gläubige. Auslöser dazu waren vor allem, das wissen Sie selbst: Das Finanz- und Kaufgebaren eines deutschen Oberhirten, sowie die Abführung von Kirchensteuer auf Kapitalerträge. Beides hat dazu geführt, dass mit noch stärkeren Argusaugen das Vermögen und die Einnahmen der Kirchen beäugt werden.
Halten wir also fest: Niemand zahlt gerne Steuern, weil wir auch viel zu wenig daran denken, was damit alles für die Allgemeinheit bewirkt wird. Nicht das, wovon wir alle profitieren und unseren Nutzen haben steht dann im Vordergrund der Gedanken, sondern vielmehr das, was nicht gut läuft bzw. wo Steuergelder fremdverwendet oder sprichwörtlich „zum Fenster hinausgeworfen werden“. Und wenn es dann die sogenannten „Großkopferten“ mit dem Steuer zahlen auch nicht so ernst nehmen und Millionenbeiträge am Fiskus vorbeischummeln, dann ist eben auch „Otto Normalverbraucher“ schnell geneigt zu sagen: Was die können, kann ich auch. Und schwuppdiwupp versucht jede und jeder ein paar Steuereuro zu sparen – egal wie. Steuerhinterziehung würde das niemand nennen, denn da muss es sich ja schon um namhafte Beträge handeln, und die, die haben ja bekanntlich immer nur die anderen. Seien wir ehrlich: Steuerbetrug ist für viele nicht mehr als ein Kavaliersdelikt, obwohl dem Staat dadurch immense Summen verloren gehen. Wenn Sie jetzt aber meinen, dass ich mich noch weiter zu diesem Thema äußere oder es gar vertiefe, dann muss ich Sie leider enttäuschen.
Aber ich möchte Sie und mich – trotz dieser langen Einleitungsreplik – heute mit diesem Evangelium auf eine ganz andere Spur bringen. Ich weiß, es wird nicht leicht, Sie von diesem Steuerthema wegzubringen, aber ich versuche es trotzdem. Denn bei genauerem Hinsehen stellen wir schnell fest: Nicht die Steuer steht im Mittelpunkt des Evangeliums, sondern vielmehr der Konflikt zwischen der politischen Macht und dem jüdischen Glauben. Der Kaiser in Rom steht nämlich den frommen, schriftgläubigen Juden als Autorität gegenüber. Doch für sie war einzig und allein Gott die Autorität, die sie anerkannten – niemand anderes, schon gar nicht der römische Kaiser, der sich noch dazu als Gottheit verehren ließ. Also versuchten die Pharisäer, Jesus aufs Glatteis zu führen. Entscheidet er sich für Gott – oder entscheidet er sich für den Kaiser? Wie wir gehört haben, hat er sich aus dieser Falle ganz geschickt befreit – und doch bleibt für mich in dieser Bibelstelle etwas offen, was mich sehr stark beschäftigt. Der Text Jesu gibt diesen Gedanken nicht unmittelbar her und doch meine ich, ist es legitim, ihn zu formulieren: Denn der Kaiser soll ja bekommen, was ihm gebührt und Gott soll bekommen, was ihm zusteht. Doch ich frage mich: Wer sorgt dafür, dem Menschen zu geben, was dem Menschen gehört?
Was ich damit meine, möchte ich Ihnen anhand eines Erlebnis erzählen, das
mir dieser Tage wieder in den Sinn gekommen ist. Es war an einem Samstagnachmittag, als ich damals im Horber Pfarrbüro – unserer zweiten Dienststelle – noch ein paar Arbeiten zu erledigen hatte. Horb war als Mittelpunktstadt Anlaufstelle für viele Durchreisende und Bettler, die entweder einen Fahrschein bekamen oder ein Essen im kircheneigenen Krankenhaus. Ich war am Telefon, als ich von meinem Schreibtisch aus sah, wie zwei Männer auf das Pfarrhaus zukamen. Es läutete und ich wollte das Telefonat beenden. Doch dann läuteten die beiden Sturm und rüttelten an der Haustür. Ich bekam einen dicken Hals und alle Vorurteile, die man gegenüber Menschen auf der Straße haben kann, machten sich in meinem Kopf breit. Die beiden ärgerten mich mit ihrem Verhalten, so aufdringlich um Almosen zu klingeln und irgendwann habe ich auf stur geschaltet und die Tür blieb zu. Frei nach dem Motto: Wer was von mir will, soll sich zurückhaltend melden.
Ich meine, es war vielleicht eine Stunde später, als ich nach Hause wollte und bemerkte, dass einer der beiden immer noch auf der Treppe beim Kircheneingang saß. „Endlich, Herr Pfarrer, vermissen Sie nicht ihren Hausschlüssel? Der steckte hier im Schloss und ich habe weit und breit keinen Briefkasten gesehen, um ihn einzuwerfen.“ Ob ich knallrot geworden bin oder nicht – ich kann es Ihnen nicht sagen. Aber ich schämte mich wirklich in Grund und Boden. Für mich waren die beiden Männer nur dreiste Bettler, weil sie so heftig geläutet und an der Türe gerüttelt hatten. Dabei wollten sie – neben der Bitte um eine Fahrkarte – nichts anderes, als den Schlüssel heil an den zurückzugeben, der ihn wahrscheinlich vermissen würde. Aus Ärger wollte ich ihnen keine Aufmerksamkeit schenken; aus Hochmut habe ich ihnen den notwendigen Respekt versagt. Als ich ihn darauf aufmerksam machte, dass ich nicht der Pfarrer, dies aber sehr wohl mein Schlüssel sei und ich dankbar bin, ihn wieder zu haben, da sah ich in das Gesicht dieses Mannes und spürte: Diesem Menschen, der Hoffnungen und Befürchtungen, Mut und Ängste in sich trägt, dem wollte ich die Anerkennung versagen und die Würde, die jedem zusteht, verweigern.
Mir ist dieses Erlebnis beim Meditieren dieses Evangeliums wieder eingefallen, und es stieg in mir die Ahnung auf, dass in unserem Evangelium ein wichtiger Satz fehlt, den ich ergänzend hinzufügen möchte und ich bin mir sicher, dass ich dadurch das Evangelium nicht verfälsche. Denn dieser Zusatz entspricht genau dem, was Jesus gelebt und verkündet hat: „Gebt dem Menschen, was dem Menschen gehört.“
Es ist so vieles, was dem Menschen zu geben ist. Soziale Gerechtigkeit und Bildung sind Grundbestand eines jeden Lebens, wie auch das Komitee dieses Jahr bei der Verleihung des Friedensnobelpreises deutlich gemacht hat. Aber das Wichtigste ist die Würde des Einzelnen, die niemand anderer mit Füßen treten darf, was aber weltweit tagtäglich in einem Maße geschieht, dass es himmelschreiend ist. Ob reich oder arm, ob gesund oder krank, ob gläubig oder ungläubig – die Würde des Menschen ist zu respektieren und keiner darf sie dem anderen nehmen. Deshalb sollten wir auch immer darauf achten, wo wir Gefahr laufen, diese Würde des anderen zu missachten. Ich habe für mich erkannt: Die beiden „Durchreisenden“ an der Haustüre waren für mich nur Störenfriede. Aber schon allein dieses Wort „Störenfried“ raubt die Menschenwürde. Vorurteile, die wir immer wieder ganz schnell bei der Hand haben, rauben die Menschenwürde. Oder wie oft poltern wir voller Wut los und geben Worte von uns, die besser niemals gesagt worden wären. Der Beschimpfte aber wird herabgewürdigt und beleidigt; wer aber beleidigt, der fügt Leid zu und nimmt dem Gegenüber ganz bewusst seine Würde.
„Gebt dem Menschen die Würde, die ihm gehört!“ Was mich so sicher macht, dass dieser Satz zu diesem Evangelium dazu gehören darf, wo es doch um Kaiser und Gott geht? Nun: Der Kaiser spielt im Evangelium eine Rolle und Gott liefert die Pointe. Wo es aber um Gott geht, geht es immer auch um den Menschen. Denn Gott hat sich an den Menschen gebunden und ihn nach seinem Abbild geschaffen. Der Mensch ist also das Bild Gottes und genau das macht seine Würde aus. Im Menschen – in Ihnen und mir – wird Gott sichtbar. Und wenn wir im Matthäus-Evangelium nach den heutigen Zeilen nur ein paar Verse weiterlesen, dann erklärt uns Jesus den Zusammenhang von Gottes- und Nächstenliebe: „Was ihr für eine/n meiner geringsten Schwestern/Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Diese Aussagen klingen nicht nur ähnlich, nein – sie führen konsequent zu dem, was ich hinter den heutigen Evangelienzeilen vermute: „Gebt dem Menschen, was dem Menschen gehört.“ Und dabei geht es nicht um Steuern oder Steuerbetrug, Finanzämter oder weltliche Macht, sondern es geht um Gott und die Würde des Menschen.

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Erstellt am: 20.10.2014 10:26 Uhr

Ebola-Verdachtsfall nicht bestätigt

Der unter Ebola-Verdacht stehende Patient, welcher in der letzen Woche unter strengen Sicherheitsmassnahmen in das Universitätskrankenhaus Nuestra Señora de Candelaria eingeliefert wurde, ist nicht mit dem Ebola-Virus infiziert. Wie das Gesundheitsamt und Krankenhaus bekannt gaben, leidet der Patient unter einer Malaria-Infektion.

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Erstellt am: 19.10.2014 16:09 Uhr

UNO möchte Flughafen nutzen

Die vereinten Nationen, UNO, stellten kürzlich eine Anfrage an die spanische Regierung, um den Flughafen von Gran Canaria zur Zwischenlandung beim Transport von medizinischem Personal von und in die Ebola-Krisengebiete nutzen zu dürfen. Die Anfrage wird derzeit geprüft. Pablo Yuste, Vertreter der Welthungerhilfe der UNO auf Gran Canaria betonte, dass von den Hilfskräften keine Gefahr ausginge. Die Temperatur wird vor Reiseantritt und beim Aussteigen gemessen. Erkrankte Helfer würden in diesen Maschinen nicht mitfliegen. Die Flugzeuge selbst würden nach jedem Flug sterilisiert. Die Grenzen einfach zu schließen, sei keine Lösung zum Eindämmen der Ebola-Epidemie. Die UNO hofft auf die Zusage Spanien und der Kanarenregierung. Vor allem auch da seit dem Sommer im Hafen von Las Palmas de Gran Canaria eine logistische Plattform zur Verteilung von Lebensmitteln nach Afrika aktiviert ist und deshalb bereits gute Beziehungen bestehen. Im Falle einer Zusage steht noch offen, ob der Zivil- oder der Militärflughafen von Gran Canaria für die Zwischenlandungen genutzt werden soll.

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Erstellt am: 19.10.2014 16:02 Uhr

Ebola-Verdacht auf Teneriffa

Wie gut das Notfallprotokoll der Kanaren funktioniert, konnten die Behörden am Donnerstag, 16. Oktober gleich unter Beweis stellen. Sie aktivierten den Notfall nachdem eine Patient mit 37,7 Grad Fieber gemeldet wurde. Der Mann war am 8. Oktober von Teneriffa nach Sierra Leone gereist und vier Tage später zurückgekehrt. Der Patient wurde von seiner Wohnung auf eine Isolierstation im Universitätskrankenhaus Nuestra Señora de Candelaria, HUNSC, in Santa Cruz gebracht. Dort wurden Proben genommen und an das Institut Carlos III. in Madrid geschickt. Die Ergebnisse werden erst nach 24 Stunden, also im Laufe des Freitags zurücksein. Für die behandelnden Ärzte ist es wichtig, die Ursache des Fiebers möglichst schnell zu eruieren, um eine entsprechende Therapie beginnen zu können.
Währenddessen mahnten die behandelnden Ärzte und das Gesundheitamt zur Ruhe. Die Situation sei auf jeden Fall unter Kontrolle.

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Erstellt am: 19.10.2014 15:58 Uhr

Zündfunke, 18.10.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Ehe die Berge geboren wurden, die Erde entstand und das Weltall, bist du, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Tausend Jahre sind für dich wie der Tag, der gestern vergangen ist.
Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen aus; sie gleichen dem sprossenden Gras. Am Morgen grünt es und blüht, am Abend wird es geschnitten und welkt. Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.“
Worte aus dem 90. Psalm im Alten Testament, verehrte Schwestern und Brüder, die wir da eben gehört haben und die uns zum Nachdenken anregen wollen. Sie sind aus einer ganz konkreten Situation heraus geschrieben worden. Denn der Verfasser denkt hier über sein Leben nach, über Sinn und Ziel, vielleicht auch angesichts des Todes eines ihm nahestehenden Menschen. So ging es auch mir vor wenigen Wochen, als ich mit der Nachricht vom plötzlichen Tod eines Freundes konfrontiert wurde. Er war nur unwesentlich älter als ich und hatte – wenn man ihm so zugehört hat – noch so manches vor in diesem, seinem Leben.
Nun trägt mich als Christ der Glaube, dass unser Leben durch den irdischen Tod nicht zerstört wird. Vielmehr wird es vollendet bei Gott; wir werden dann endgültig in seiner Liebe geborgen sein. Und wir glauben ferner, dass wir Gemeinschaft haben dürfen mit allen, mit denen wir hier in unserem Erdenleben in Liebe verbunden waren. „Adieu“ – „zu Gott“-  und „au revoir – auf Wiedersehen“, das waren Abschiedsworte seiner Frau und der gemeinsamen Tochter. Ich glaube, dass ihm die Zeit bis zum Wiedersehen mit seinen Lieben nicht lange werden wird, denn „bei Gott sind tausend Jahre wie der Tag, der gestern vergangen ist“, wie es im Psalm heißt. Aber sein plötzlicher Tod, der uns so ratlos zurücklässt, wirft in mir auch die Frage auf: Wie lebe ich mein Leben?
Würde ich etwas ändern, wenn ich wüsste, dass ich nur noch eine bestimmte Zeit hier zu leben hätte? Würde ich etwas in der Beziehung und Lebensgestaltung mit meiner Frau, meinen Kindern, meinen Freundinnen und Freunden ändern? Würde ich meinen Beruf anders gestalten?
Der Beter des Psalms bittet Gott: „Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.“ Ja, Gott, lehre mich, mit der mir geschenkten Lebenszeit gut umzugehen.
Mach mein Herz fest in dir, der du die Liebe und das Leben bist!

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Erstellt am: 19.10.2014 15:54 Uhr

Zündfunke, 17.10.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Wenigstens ein paar Psalmen, jene Gebet des Alten Bundes, die auch heute noch eine große Rolle in unserer Kirche spielen, möchte ich Ihnen, verehrte Schwestern und Brüder, diese Woche näherbringen. Und so sagt uns jetzt heute Morgen der Verfasser des 73. Psalmes:
„Ich habe mich über die Prahler aufgeregt, ich war voller Neid als ich sah, dass es gerade den Frevlern so gut ging. Sie leiden keine Qualen, sie sind gesund und wohlgenährt. Sie kennen keine Mühsal, sind nicht geplagt wie andere Menschen. Immer im Glück, häufen sie Reichtum auf Reichtum. Hochmut ist ihr Halsschmuck. Sie höhnen, sind falsch und reden von oben herab.  Also hielt ich umsonst mein Herz rein und wusch meine Hände in Unschuld?“ 
Am Ende steht also eine Frage, die auch uns nicht fremd ist. Denn ähnliche Erfahrungen, wie der Psalmist hier, machen Menschen doch auch heutzutage. Sie leiden unter der offensichtlichen Tatsache, dass das Glück dieser Erde ungerecht verteilt ist. Sogar Bücher wurden darüber geschrieben, dass die Anständigen doch immer die Dummen sind.
Mich fasziniert an den Psalmen, dass unser Menschsein mit all seinen Höhen und Tiefen, ja auch mit all seinen Abgründen so völlig ungeschönt vorkommt. Die Verfasser wissen, dass Gott nicht lebens- und dass er nicht weltfremd ist. Deshalb dürfen wir ihm unser Leben hinhalten so wie es ist: mit allem, was uns bewegt und erfreut, was uns niederdrückt und aufwühlt. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb viele Menschen bis zum heutigen Tag und überall auf der Welt Psalmen beten: In Synagogen und Kirchen, Klöstern und Gemeinschaften, und zuhause.
Wie viele Menschen haben die Psalmen schon getröstet und gestärkt, wie vielen haben sie in der eigenen Ratlosigkeit, der Sprachlosigkeit – gerade im Schmerz und Leid – eine Sprache gegeben. Ob Juden, Christen, Andersgläubigen, Menschen, die Gott suchen oder an ihm zweifeln.
Den Rechtlosen und Ohnmächtigen, den Opfern menschlicher Gewalt und Willkür geben die Psalmen Hoffnung, dass Gott ihnen letztlich und endgültig Recht verschafft und Gerechtigkeit zuteilwerden lässt. Gott weiß unseren ohnmächtigen Zorn über Unrecht und Verletzungen in dieser Welt einzuordnen.
Und so schreibt der Verfasser des Psalms 73 weiter: „Mein Herz war verbittert, ich war dumm und ohne Verstand.  Doch dann sann ich nach, um das zu begreifen.“ Und er kommt zu der Überzeugung: „ Gott ist der Fels meines Herzens. Mein Glück ist es, Gott nahe zu sein. Ich setze auf Gott, den Herrn, mein Vertrauen.“

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Erstellt am: 19.10.2014 15:52 Uhr

Zündfunke, 16.10.14

Es gibt diese Momente, Stunden, und Tage, verehrte Schwestern und Brüder, an denen wir meinen, wir seien doch tatsächlich von Gott und der Welt verlassen. Allein stehen wir da mit unserem Kummer, unserer Trauer, unserem Schmerz, unserer Verzweiflung:  „Keiner kann mich verstehen, niemand kann mir helfen“.
Genau dieses Empfinden bringen auch einige Psalmen im Alten Testament zum Ausdruck. Die Psalmen sind Gebete, in denen die Verfasser ausdrücken, was sie bewegt und erfreut, was sie aufwühlt und deprimiert, was sie zweifeln oder auch beinahe verzweifeln lässt. Jesus kannte die Psalmen und er hat sie häufig gebetet, rezitiert und mitgesungen, weil sie ja zum Schatz des Judentums, seiner Religion, gehören. Bis in sein Sterben hinein, haben ihn deshalb die Psalmen begleitet. So berichten uns die Evangelisten Matthäus und Markus, dass Jesus in seiner Todesstunde am Kreuz in seiner Muttersprache die Worte aus dem 22. Psalm gerufen hat: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“?! In diesem Psalmgebet heißt es weiter: „Mein Gott, ich rufe bei Tag, doch du gibst keine Antwort! Ich rufe bei Nacht und finde doch keine Ruhe. Dir haben unsere Vorfahren vertraut. Sie haben dir vertraut und du hast sie gerettet. Sei mir nicht fern, denn meine Angst ist groß und niemand ist da, der hilft!“
Selbst im Gefühl äußerster Gottverlassenheit wendet er sich also noch voll Vertrauen an Gott, von dem er meint, dass er abwesend sei, weil er nicht das Gefühl seiner Nähe hat.
Diese Psalmverse waren für die Jünger Jesu und die ersten Christengemeinden sicherlich eine Hilfe, um diesen gewaltsamen Tod Jesu vielleicht ein klein wenig verstehen zu können: Eben nicht als den sinnlosen Tod eines von Gott und der Welt verlassenen Menschen. Sicherlich: Jesus war in die Abgründe menschlichen Leidens hinabgestoßen worden. Er musste tödliche seelische und körperliche Schmerzen erleiden. Doch er hat trotzdem auf Gott vertraut; er hat sich durch all das nicht von seinem Grundvertrauen, das er in Gott hatte, abbringen lassen. Und Gott? Gott hat ihn daraus gerettet.
Diese Erfahrung will der Verfasser des Psalms mitteilen, wenn er weiter schreibt: „Gott, der Herr, hat das Elend des Gequälten nicht übersehen; er hat ihn nicht verlassen in all seiner Not. Deshalb preise ich deine Treue vor vielen Menschen. Meinen Kindern will ich es erzählen und auch sie werden es weitergeben und sagen „Das alles hat er getan, unser Gott!“

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Erstellt am: 19.10.2014 15:51 Uhr

Zündfunke, 15.10.14

Schon allein von Berufs wegen lese ich viel, verehrte Schwestern und Brüder, was mit Theologie, Seelsorge oder auch Gottesdiensten zu tun hat. Aber zur Entspannung  brauche ich auch mal andere Literatur: z. B. Krimis von Ken Follet, über Kommissar Wallander oder auch mal einen Dan Brown. Außerdem bekomme ich auch immer wieder Tipps von Leuten, die Bücher aus unserer Bücherei ausleihen und mir dann sagen: „Dieses Buch müssen Sie unbedingt lesen“. Manchmal hilft mir aber auch einzig und allein ein Blick in die Bestsellerlisten, um mich mit gutem Lesestoff einzudecken.
Hätten Sie aber gedacht, dass die Bibel ein ständiger Bestseller ist? Vollständig ist sie inzwischen in  mehr als 400 Sprachen übersetzt worden! In diesem alten Bestseller, dem „Buch der Bücher“, gibt es durchaus einige Schriften, die zur Weltliteratur gezählt werden können. Meines Erachtens gehört dazu auch das Buch der Psalmen. Über die Psalmen will ich deshalb auch in den kommenden Tagen noch zu ihnen sprechen und ihnen daraus einen kleinen, morgendlichen Gedankenanstoß geben.
Die Psalmen sind „gesungene Gebete zum Saitenspiel“, in denen die Verfasser ausdrücken, was sie bewegt und erfreut, was sie aufwühlt und deprimiert, was sie zweifeln oder fast verzweifeln lässt. Immer richten sie sich an Gott, von dem die Beter glauben, dass er da ist und sie hört. Der 1. der 150 Psalmen gibt  eine Art Anweisung zum Glücklichsein:

Glücklich der Mensch,
der nicht nach dem Rat und Vorbild der Bösen lebt,
der sich nicht mit denen gemein macht,
die zynisch reden über Gott
und spöttisch über Menschen.
Glücklich, wer Gottes Weisungen in sein Herz nimmt
und über sie nachsinnt.
Der ist wie ein Baum, der an einem Wasserlauf steht,
der Kraft hat, Frucht zu tragen, wenn es Zeit ist.
Glück und Gelingen liegen über seiner Arbeit.

Der Verfasser teilt in diesen Versen seine Lebenserfahrung mit: Damit unser Leben gelingt, zum Glücklichsein, brauchen wir Gott so notwendig wie ein Baum Wasser zum Wachsen und Gedeihen braucht. Ich wünsche ihnen, dass ihnen der Tag heute gelingt und sie auch einen Moment des Glücks erleben.

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Erstellt am: 19.10.2014 15:49 Uhr

Zündfunke, 14.10.14

Heute, verehrte Schwestern und Brüder, möchte ich mich mit Ihnen an jemanden erinnern, der mit Kirche oder Theologie zunächst gar nichts zu tun hat. Aber genau heute vor 40 Jahren hat diese Person seine erste Filiale in Deutschland errichtet. Seine Firma hat seinen Namen auf der ganzen Welt bekannt gemacht – auch hier auf Teneriffa: Ingvar Kamprad aus Elmtaryd in Agunnaryd. Kurz: Ikea.
Ikea ist aber nicht nur eine Möbelfirma, nein – Ikea ist fast so etwas wie Kult. Billige Möbel, nicht für die Ewigkeit gemacht, sondern eher für den Augenblick. »Wohnst du noch, oder lebst du schon?« Ein genialer Werbespruch. Könnte glatt von Jesus stammen. Der wohnte nämlich nicht mehr. Er lebte einfach. Überall war er zu Hause. Bei Freunden, bei Verwandten, unter freiem Himmel.
Manche waren so von ihm fasziniert, dass sie Haus und Hof verließen und mit ihm gingen. »Wohnst du noch?“ „Nein, ich bin unterwegs. Ich lebe mit Jesus.« Einen Platz haben, wo man zu Hause ist, sicher, unkündbar sozusagen, das hat schon was. Aber da hängt auch eine Menge dran. Bausparvertrag, Ratenzahlung, Reparaturen, schwere Möbel und noch schwerere Schuldenlast. Ist das den Aufwand wert, all die Lebensjahre, die man in die schweren Möbel und ins sichere Wohnen investiert und darüber fast das Leben aus dem Blick verliert? Mir geht es manchmal so, dass ich vor lauter Schaffen und mich Kümmern das Schönste im Leben gar nicht mehr wahrnehme. Der Duft von frischem Laub und Pilzen, wenn man jetzt durch den Wald geht z.B. oder das Zusammensein mit lieben Menschen, wenn sie überraschend bei mir hereinschneien. Das Gefühl, dass alles gut werden wird, wie auch immer. Was für ein Geschenk! Wohnst du noch? Nein, ich lebe! Vielleicht ist Ikea deshalb so erfolgreich. Wohnen mit leichtem Gepäck. Der Kampf mit dem Schraubschlüssel und der Bedienungsanleitung, die immer ein Rätsel bleibt. Und doch entsteht am Ende ein richtiges Möbelstück. Ganz wie im wirklichen Leben.

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Erstellt am: 19.10.2014 15:48 Uhr

Zündfunke, 13.10.14

Alt werden, verehrte Schwestern und Brüder, das ist eine Kunst, die nicht jede und jeder von uns beherrscht. Das sage nicht nur ich, sondern das Sagen viele, durchaus auch selbstkritische Zeitgenossen. Man muss dabei das Alter nicht nur ertragen oder es verleugnen, nein – man kann es auch gestalten. Für sich selber und mit einem Menschen an der Seite, mit dem Alt werden ein Genuss ist. Ob das mit uns Männern aber für Frauen immer so der Fall ist?
Ich entdecke hier auf der Insel immer wieder ganz unterschiedliche Männertypen. Da gibt es zum Beispiel den Mann vom Typ „silberner Löwe.“ Auf den ersten Blick macht er einen sehr interessanten und vor allem einen sehr attraktiven Eindruck. Seine Schläfen ziert ein jovial-adrettes grau und den nicht zu verleugnenden Bauchansatz, den hat er durch eisernes Joggen fest unter Kontrolle. Wirklich ein sehr attraktiver Mann, der sich vieles vorstellen und so manches auch ertragen kann, nur nicht die Vorstellung, dass seine Potenz, in welcher Hinsicht auch immer, nachgelassen haben könnte. Was ihm allein hilft, ist ein sichtbarer Beweis. Also – ein flottes Auto, ein schmuckes Haus, aber am besten eine Frau, die ihm auch im fortgeschrittenen Alter noch einen sichtbaren Beweis seiner Männlichkeit schenkt. Nämlich ein Kind.
Im Restaurant allerdings kommt es dann zu tragischen Szenen. Denn die Kellner sind in Not: sollen sie die Frau jetzt als Gattin oder als Tochter anreden? Die Kleinen als sein Kind oder eher Enkel? Wenn so ein Kleines sich dann aber benimmt, wie Kleine sich eben benehmen: nämlich schreien und nerven, dann wird offensichtlich, was für eine Tragik darin liegt, dass er nicht mehr der ist, der er zu sein vorgibt, nämlich jung und unverbraucht. Allzeit bereit und immer auf dem Sprung.
Anders ist da der Mann vom Typ „alter Löwe“. Seine Trägheit hat er redlich erworben, und er steht dazu. Dass er viele Gazellen hinterher gejagt hat, das weiß er. Und das braucht er auch niemandem mehr zu beweisen, nicht mal sich selber. Der Löwe zelebriert sein Selbstbewusstsein, ohne groß Aufhebens davon zu machen. Seine verwaschenen Jeans hat er abgelegt, seine Löwenmähne und was sonst noch Potenz demonstrieren könnte, hat er kurz gehalten. Manchmal kann er richtig nette und gescheite Dinge sagen und sorgt außerdem dafür, dass er gut riecht. Vielleicht haben Sie ja, liebe Hörerin, einen Partner, der auf dem besten Weg ist, einmal ein solch silberner alter Löwe zu werden. Wenn ja, dann halten Sie ihn fest und danken Sie Gott für das wunderbare Geschenk. Mit ihm können Sie das Altwerden zelebrieren wie eine Kunst.

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Erstellt am: 19.10.2014 15:47 Uhr