Zündfunke, 18.10.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Ehe die Berge geboren wurden, die Erde entstand und das Weltall, bist du, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Tausend Jahre sind für dich wie der Tag, der gestern vergangen ist.
Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen aus; sie gleichen dem sprossenden Gras. Am Morgen grünt es und blüht, am Abend wird es geschnitten und welkt. Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.“
Worte aus dem 90. Psalm im Alten Testament, verehrte Schwestern und Brüder, die wir da eben gehört haben und die uns zum Nachdenken anregen wollen. Sie sind aus einer ganz konkreten Situation heraus geschrieben worden. Denn der Verfasser denkt hier über sein Leben nach, über Sinn und Ziel, vielleicht auch angesichts des Todes eines ihm nahestehenden Menschen. So ging es auch mir vor wenigen Wochen, als ich mit der Nachricht vom plötzlichen Tod eines Freundes konfrontiert wurde. Er war nur unwesentlich älter als ich und hatte – wenn man ihm so zugehört hat – noch so manches vor in diesem, seinem Leben.
Nun trägt mich als Christ der Glaube, dass unser Leben durch den irdischen Tod nicht zerstört wird. Vielmehr wird es vollendet bei Gott; wir werden dann endgültig in seiner Liebe geborgen sein. Und wir glauben ferner, dass wir Gemeinschaft haben dürfen mit allen, mit denen wir hier in unserem Erdenleben in Liebe verbunden waren. „Adieu“ – „zu Gott“-  und „au revoir – auf Wiedersehen“, das waren Abschiedsworte seiner Frau und der gemeinsamen Tochter. Ich glaube, dass ihm die Zeit bis zum Wiedersehen mit seinen Lieben nicht lange werden wird, denn „bei Gott sind tausend Jahre wie der Tag, der gestern vergangen ist“, wie es im Psalm heißt. Aber sein plötzlicher Tod, der uns so ratlos zurücklässt, wirft in mir auch die Frage auf: Wie lebe ich mein Leben?
Würde ich etwas ändern, wenn ich wüsste, dass ich nur noch eine bestimmte Zeit hier zu leben hätte? Würde ich etwas in der Beziehung und Lebensgestaltung mit meiner Frau, meinen Kindern, meinen Freundinnen und Freunden ändern? Würde ich meinen Beruf anders gestalten?
Der Beter des Psalms bittet Gott: „Unsere Tage zu zählen, lehre uns! Dann gewinnen wir ein weises Herz.“ Ja, Gott, lehre mich, mit der mir geschenkten Lebenszeit gut umzugehen.
Mach mein Herz fest in dir, der du die Liebe und das Leben bist!

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Erstellt am: 19.10.2014 15:54 Uhr

Zündfunke, 17.10.14

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Wenigstens ein paar Psalmen, jene Gebet des Alten Bundes, die auch heute noch eine große Rolle in unserer Kirche spielen, möchte ich Ihnen, verehrte Schwestern und Brüder, diese Woche näherbringen. Und so sagt uns jetzt heute Morgen der Verfasser des 73. Psalmes:
„Ich habe mich über die Prahler aufgeregt, ich war voller Neid als ich sah, dass es gerade den Frevlern so gut ging. Sie leiden keine Qualen, sie sind gesund und wohlgenährt. Sie kennen keine Mühsal, sind nicht geplagt wie andere Menschen. Immer im Glück, häufen sie Reichtum auf Reichtum. Hochmut ist ihr Halsschmuck. Sie höhnen, sind falsch und reden von oben herab.  Also hielt ich umsonst mein Herz rein und wusch meine Hände in Unschuld?“ 
Am Ende steht also eine Frage, die auch uns nicht fremd ist. Denn ähnliche Erfahrungen, wie der Psalmist hier, machen Menschen doch auch heutzutage. Sie leiden unter der offensichtlichen Tatsache, dass das Glück dieser Erde ungerecht verteilt ist. Sogar Bücher wurden darüber geschrieben, dass die Anständigen doch immer die Dummen sind.
Mich fasziniert an den Psalmen, dass unser Menschsein mit all seinen Höhen und Tiefen, ja auch mit all seinen Abgründen so völlig ungeschönt vorkommt. Die Verfasser wissen, dass Gott nicht lebens- und dass er nicht weltfremd ist. Deshalb dürfen wir ihm unser Leben hinhalten so wie es ist: mit allem, was uns bewegt und erfreut, was uns niederdrückt und aufwühlt. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb viele Menschen bis zum heutigen Tag und überall auf der Welt Psalmen beten: In Synagogen und Kirchen, Klöstern und Gemeinschaften, und zuhause.
Wie viele Menschen haben die Psalmen schon getröstet und gestärkt, wie vielen haben sie in der eigenen Ratlosigkeit, der Sprachlosigkeit – gerade im Schmerz und Leid – eine Sprache gegeben. Ob Juden, Christen, Andersgläubigen, Menschen, die Gott suchen oder an ihm zweifeln.
Den Rechtlosen und Ohnmächtigen, den Opfern menschlicher Gewalt und Willkür geben die Psalmen Hoffnung, dass Gott ihnen letztlich und endgültig Recht verschafft und Gerechtigkeit zuteilwerden lässt. Gott weiß unseren ohnmächtigen Zorn über Unrecht und Verletzungen in dieser Welt einzuordnen.
Und so schreibt der Verfasser des Psalms 73 weiter: „Mein Herz war verbittert, ich war dumm und ohne Verstand.  Doch dann sann ich nach, um das zu begreifen.“ Und er kommt zu der Überzeugung: „ Gott ist der Fels meines Herzens. Mein Glück ist es, Gott nahe zu sein. Ich setze auf Gott, den Herrn, mein Vertrauen.“

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Erstellt am: 19.10.2014 15:52 Uhr

Zündfunke, 16.10.14

Es gibt diese Momente, Stunden, und Tage, verehrte Schwestern und Brüder, an denen wir meinen, wir seien doch tatsächlich von Gott und der Welt verlassen. Allein stehen wir da mit unserem Kummer, unserer Trauer, unserem Schmerz, unserer Verzweiflung:  „Keiner kann mich verstehen, niemand kann mir helfen“.
Genau dieses Empfinden bringen auch einige Psalmen im Alten Testament zum Ausdruck. Die Psalmen sind Gebete, in denen die Verfasser ausdrücken, was sie bewegt und erfreut, was sie aufwühlt und deprimiert, was sie zweifeln oder auch beinahe verzweifeln lässt. Jesus kannte die Psalmen und er hat sie häufig gebetet, rezitiert und mitgesungen, weil sie ja zum Schatz des Judentums, seiner Religion, gehören. Bis in sein Sterben hinein, haben ihn deshalb die Psalmen begleitet. So berichten uns die Evangelisten Matthäus und Markus, dass Jesus in seiner Todesstunde am Kreuz in seiner Muttersprache die Worte aus dem 22. Psalm gerufen hat: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“?! In diesem Psalmgebet heißt es weiter: „Mein Gott, ich rufe bei Tag, doch du gibst keine Antwort! Ich rufe bei Nacht und finde doch keine Ruhe. Dir haben unsere Vorfahren vertraut. Sie haben dir vertraut und du hast sie gerettet. Sei mir nicht fern, denn meine Angst ist groß und niemand ist da, der hilft!“
Selbst im Gefühl äußerster Gottverlassenheit wendet er sich also noch voll Vertrauen an Gott, von dem er meint, dass er abwesend sei, weil er nicht das Gefühl seiner Nähe hat.
Diese Psalmverse waren für die Jünger Jesu und die ersten Christengemeinden sicherlich eine Hilfe, um diesen gewaltsamen Tod Jesu vielleicht ein klein wenig verstehen zu können: Eben nicht als den sinnlosen Tod eines von Gott und der Welt verlassenen Menschen. Sicherlich: Jesus war in die Abgründe menschlichen Leidens hinabgestoßen worden. Er musste tödliche seelische und körperliche Schmerzen erleiden. Doch er hat trotzdem auf Gott vertraut; er hat sich durch all das nicht von seinem Grundvertrauen, das er in Gott hatte, abbringen lassen. Und Gott? Gott hat ihn daraus gerettet.
Diese Erfahrung will der Verfasser des Psalms mitteilen, wenn er weiter schreibt: „Gott, der Herr, hat das Elend des Gequälten nicht übersehen; er hat ihn nicht verlassen in all seiner Not. Deshalb preise ich deine Treue vor vielen Menschen. Meinen Kindern will ich es erzählen und auch sie werden es weitergeben und sagen „Das alles hat er getan, unser Gott!“

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Erstellt am: 19.10.2014 15:51 Uhr

Zündfunke, 15.10.14

Schon allein von Berufs wegen lese ich viel, verehrte Schwestern und Brüder, was mit Theologie, Seelsorge oder auch Gottesdiensten zu tun hat. Aber zur Entspannung  brauche ich auch mal andere Literatur: z. B. Krimis von Ken Follet, über Kommissar Wallander oder auch mal einen Dan Brown. Außerdem bekomme ich auch immer wieder Tipps von Leuten, die Bücher aus unserer Bücherei ausleihen und mir dann sagen: „Dieses Buch müssen Sie unbedingt lesen“. Manchmal hilft mir aber auch einzig und allein ein Blick in die Bestsellerlisten, um mich mit gutem Lesestoff einzudecken.
Hätten Sie aber gedacht, dass die Bibel ein ständiger Bestseller ist? Vollständig ist sie inzwischen in  mehr als 400 Sprachen übersetzt worden! In diesem alten Bestseller, dem „Buch der Bücher“, gibt es durchaus einige Schriften, die zur Weltliteratur gezählt werden können. Meines Erachtens gehört dazu auch das Buch der Psalmen. Über die Psalmen will ich deshalb auch in den kommenden Tagen noch zu ihnen sprechen und ihnen daraus einen kleinen, morgendlichen Gedankenanstoß geben.
Die Psalmen sind „gesungene Gebete zum Saitenspiel“, in denen die Verfasser ausdrücken, was sie bewegt und erfreut, was sie aufwühlt und deprimiert, was sie zweifeln oder fast verzweifeln lässt. Immer richten sie sich an Gott, von dem die Beter glauben, dass er da ist und sie hört. Der 1. der 150 Psalmen gibt  eine Art Anweisung zum Glücklichsein:

Glücklich der Mensch,
der nicht nach dem Rat und Vorbild der Bösen lebt,
der sich nicht mit denen gemein macht,
die zynisch reden über Gott
und spöttisch über Menschen.
Glücklich, wer Gottes Weisungen in sein Herz nimmt
und über sie nachsinnt.
Der ist wie ein Baum, der an einem Wasserlauf steht,
der Kraft hat, Frucht zu tragen, wenn es Zeit ist.
Glück und Gelingen liegen über seiner Arbeit.

Der Verfasser teilt in diesen Versen seine Lebenserfahrung mit: Damit unser Leben gelingt, zum Glücklichsein, brauchen wir Gott so notwendig wie ein Baum Wasser zum Wachsen und Gedeihen braucht. Ich wünsche ihnen, dass ihnen der Tag heute gelingt und sie auch einen Moment des Glücks erleben.

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Erstellt am: 19.10.2014 15:49 Uhr

Zündfunke, 14.10.14

Heute, verehrte Schwestern und Brüder, möchte ich mich mit Ihnen an jemanden erinnern, der mit Kirche oder Theologie zunächst gar nichts zu tun hat. Aber genau heute vor 40 Jahren hat diese Person seine erste Filiale in Deutschland errichtet. Seine Firma hat seinen Namen auf der ganzen Welt bekannt gemacht – auch hier auf Teneriffa: Ingvar Kamprad aus Elmtaryd in Agunnaryd. Kurz: Ikea.
Ikea ist aber nicht nur eine Möbelfirma, nein – Ikea ist fast so etwas wie Kult. Billige Möbel, nicht für die Ewigkeit gemacht, sondern eher für den Augenblick. »Wohnst du noch, oder lebst du schon?« Ein genialer Werbespruch. Könnte glatt von Jesus stammen. Der wohnte nämlich nicht mehr. Er lebte einfach. Überall war er zu Hause. Bei Freunden, bei Verwandten, unter freiem Himmel.
Manche waren so von ihm fasziniert, dass sie Haus und Hof verließen und mit ihm gingen. »Wohnst du noch?“ „Nein, ich bin unterwegs. Ich lebe mit Jesus.« Einen Platz haben, wo man zu Hause ist, sicher, unkündbar sozusagen, das hat schon was. Aber da hängt auch eine Menge dran. Bausparvertrag, Ratenzahlung, Reparaturen, schwere Möbel und noch schwerere Schuldenlast. Ist das den Aufwand wert, all die Lebensjahre, die man in die schweren Möbel und ins sichere Wohnen investiert und darüber fast das Leben aus dem Blick verliert? Mir geht es manchmal so, dass ich vor lauter Schaffen und mich Kümmern das Schönste im Leben gar nicht mehr wahrnehme. Der Duft von frischem Laub und Pilzen, wenn man jetzt durch den Wald geht z.B. oder das Zusammensein mit lieben Menschen, wenn sie überraschend bei mir hereinschneien. Das Gefühl, dass alles gut werden wird, wie auch immer. Was für ein Geschenk! Wohnst du noch? Nein, ich lebe! Vielleicht ist Ikea deshalb so erfolgreich. Wohnen mit leichtem Gepäck. Der Kampf mit dem Schraubschlüssel und der Bedienungsanleitung, die immer ein Rätsel bleibt. Und doch entsteht am Ende ein richtiges Möbelstück. Ganz wie im wirklichen Leben.

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Erstellt am: 19.10.2014 15:48 Uhr

Zündfunke, 13.10.14

Alt werden, verehrte Schwestern und Brüder, das ist eine Kunst, die nicht jede und jeder von uns beherrscht. Das sage nicht nur ich, sondern das Sagen viele, durchaus auch selbstkritische Zeitgenossen. Man muss dabei das Alter nicht nur ertragen oder es verleugnen, nein – man kann es auch gestalten. Für sich selber und mit einem Menschen an der Seite, mit dem Alt werden ein Genuss ist. Ob das mit uns Männern aber für Frauen immer so der Fall ist?
Ich entdecke hier auf der Insel immer wieder ganz unterschiedliche Männertypen. Da gibt es zum Beispiel den Mann vom Typ „silberner Löwe.“ Auf den ersten Blick macht er einen sehr interessanten und vor allem einen sehr attraktiven Eindruck. Seine Schläfen ziert ein jovial-adrettes grau und den nicht zu verleugnenden Bauchansatz, den hat er durch eisernes Joggen fest unter Kontrolle. Wirklich ein sehr attraktiver Mann, der sich vieles vorstellen und so manches auch ertragen kann, nur nicht die Vorstellung, dass seine Potenz, in welcher Hinsicht auch immer, nachgelassen haben könnte. Was ihm allein hilft, ist ein sichtbarer Beweis. Also – ein flottes Auto, ein schmuckes Haus, aber am besten eine Frau, die ihm auch im fortgeschrittenen Alter noch einen sichtbaren Beweis seiner Männlichkeit schenkt. Nämlich ein Kind.
Im Restaurant allerdings kommt es dann zu tragischen Szenen. Denn die Kellner sind in Not: sollen sie die Frau jetzt als Gattin oder als Tochter anreden? Die Kleinen als sein Kind oder eher Enkel? Wenn so ein Kleines sich dann aber benimmt, wie Kleine sich eben benehmen: nämlich schreien und nerven, dann wird offensichtlich, was für eine Tragik darin liegt, dass er nicht mehr der ist, der er zu sein vorgibt, nämlich jung und unverbraucht. Allzeit bereit und immer auf dem Sprung.
Anders ist da der Mann vom Typ „alter Löwe“. Seine Trägheit hat er redlich erworben, und er steht dazu. Dass er viele Gazellen hinterher gejagt hat, das weiß er. Und das braucht er auch niemandem mehr zu beweisen, nicht mal sich selber. Der Löwe zelebriert sein Selbstbewusstsein, ohne groß Aufhebens davon zu machen. Seine verwaschenen Jeans hat er abgelegt, seine Löwenmähne und was sonst noch Potenz demonstrieren könnte, hat er kurz gehalten. Manchmal kann er richtig nette und gescheite Dinge sagen und sorgt außerdem dafür, dass er gut riecht. Vielleicht haben Sie ja, liebe Hörerin, einen Partner, der auf dem besten Weg ist, einmal ein solch silberner alter Löwe zu werden. Wenn ja, dann halten Sie ihn fest und danken Sie Gott für das wunderbare Geschenk. Mit ihm können Sie das Altwerden zelebrieren wie eine Kunst.

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Erstellt am: 19.10.2014 15:47 Uhr

Zündfunke, 12.10.14

Liebe Schwestern und Brüder!
Wallfahren ist wieder in Mode gekommen. Aber nicht nur der Jakobsweg, den einige sogenannte Promis für sich entdeckt haben, ist davon betroffen. Ich habe so das Gefühl, dass Menschen wieder mehr über ihr Leben nachdenken wollen, und da bietet das Wallfahren eine gute Möglichkeit, zu sich selbst zu kommen, Augen und Ohren offen zu halten, auf Annehmlichkeiten zu verzichten, früh aufzustehen, seine eigenen Grenzen auszutesten, ja bis hin zu richtigen Blasen an den Füßen.
Was aber verbirgt sich hinter dem Geheimnis einer Wallfahrt? Es muss sie einfach geben, solche Orte auf der Welt, wo man sich als Mensch Gott irgendwie näher fühlt; ob nun Lourdes, Altötting oder Santiago de Compostela, Jerusalem oder Rom.
Es geht nicht nur ums Beten, oder um eine Demonstration der eigenen Kräfte und des Willens. Es geht vor allem darum, zu sich selbst zu finden und bei vielen geht es weiter und tiefer. Sie machen sich auf den beschwerlichen Weg, einen neuen Weg zu Gott zu finden. Dieser Weg bringt meistens äußere Erschwernisse mit sich: sengende Sonne oder heftiger Regen, einfache Unterkünfte, Auseinandersetzungen mit anderen Menschen, mit denen man auf engstem Raum zusammen sein und sich arrangieren muss. Und das alles freiwillig. Denn genau wie diese äußeren Belastungen sieht unser Innenleben ja auch oft aus. Auch da wechseln sich Sonne und Regen ab, und auch unser Herz kann manches Mal schmerzhafte Blasen bekommen.
Eine Wallfahrt kostet Überwindung – eine innere Veränderung herbeizuführen ebenso. Und große Wunder darf und kann man da sicherlich nicht erwarten.
Aber es gibt sie immer noch, die Geschehnisse an den heutigen Wallfahrtstätten, die wir durchaus auch Wunder nennen können. Überall dort, wo Menschen gemeinsam ins Gespräch kommen, zusammen beten, singen und schweigen. Auch an den unscheinbaren, und weniger besuchten Orten und vor allem ohne Fernsehkameras.
Meine blinde Großtante, die alle 2 bis 3 Jahre nach Lourdes gefahren ist, und immer wieder als Blinde zurückkam, hat mir das schon als Kind immer folgendermaßen geschildert: „In Lourdes bin ich nicht weniger blind als zu Hause. Aber hier ist meine Behinderung etwas ganz normales, sie ist sogar gar nichts im Vergleich zu den Behinderungen, die andere Menschen erleiden“. Und deshalb ist sie immer „geheilt“ an ihrer Seele nach Hause gekommen. Ich durfte diese Erfahrung im vergangenen Jahr ebenfalls in Lourdes erleben. Menschen, mit oder ohne sichtbares Leiden, singen und beten zusammen. Sie legen all das, was sie belastet, Maria zu Füßen, sie hebt es auf und dadurch fühlt sich der, der alles abgelegt hat, leichter und besser.

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Erstellt am: 19.10.2014 15:43 Uhr

Zündfunke, 11.10.14

Liebe Schwestern und Brüder!
„Alle denken an sich, nur ich denke an mich“.
Jeder lacht über diesen Ausspruch, aber wie immer, ein Quäntchen Wahrheit ist immer dabei.
Wir achten wirklich sehr darauf, uns selbst zu verwirklichen. Bevor wir uns irgendwo engagieren, fragen wir uns: was bringt mir das, nützt mir das in irgendeiner Form für mein Weiterkommen. Wenn nicht, dann lass ich es eben bleiben.
Was habe ich davon, wenn ich nichts davon habe oder nichts für mich übrig bleibt, materiell gesehen – dann lass ich es eben.
Vereine und viele Organisationen beklagen sich darüber, dass es immer schwerer wird, ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden, die bereit sind, einen Teil ihrer Freizeit und ihres Lebens für andere einzusetzen.
Wer aber sein Leben so ich-bezogen ausrichtet, hat weder für den Nächsten, geschweige denn für die inneren Werte, Gefühle und Stimmungen und auch für Gott nicht viel übrig. Und dadurch keinen Platz für die Armen, die Unterdrückten, für die, die meine Unterstützung brauchen könnten.
Auch da können wir von Maria lernen. „Maria antwortet dem Engel Gabriel: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast“.
Sie wehrt sich nicht, sie protestiert nicht, sie ordnet sich unter, sie geht den scheinbar einfacheren Weg, – sie duckt sich?
Sicherlich nicht. Dieser Satz: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast“, macht Maria für mich zu einer Frau, die durchaus erkennt, dass sie in der Lage ist, die Welt zu verändern, aber dass dies nicht ohne persönlichen Einsatz und Opferbereitschaft geht.
Nun brauchen und können wir die Welt nicht total verändern. Aber wir können damit in unserer Umgebung anfangen, die Welt ein klein wenig menschlicher zu machen. Ein klein wenig weniger Ellenbogen, ein klein wenig mehr Freundlichkeit. Ein klein wenig weniger Unaufmerksamkeit, ein klein wenig mehr wirkliches Mitgefühl. Ein klein wenig weniger Neugier, ein klein wenig mehr nachbarschaftliche Unterstützung. Ein klein wenig weniger Neid, ein klein wenig mehr ehrliches Interesse am anderen.
Ein klein wenig weniger „was habe ich davon“, ein klein wenig mehr „was kann ich für dich tun“?

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Erstellt am: 19.10.2014 15:42 Uhr

Zündfunke, 10.10.14

Liebe Schwestern und Brüder!
„Wenn Probleme mich bedrücken, kommst, Mutter Maria, du zu mir.
Lass es gut sein, sagst du Weisheit, lass es geschehen, jetzt und hier.
Und in Stunden, schwarz und dunkel, bist zur Seite du mir sofort.
Du, Mutter Maria, aus deiner Weisheit kommt dein Wort: Lass es gut sein, lass es zu“!
Erinnern Sie sich an diese Worte? Vielleicht nicht ganz so, da uns dieser Text eher in englischer Sprache bekannt und die Übersetzung auch etwas frei ist.
„Wenn Probleme mich bedrücken, kommst Mutter Maria, du zu mir.
Lass es gut sein, sagst du Weisheit, lass es geschehen, jetzt und hier.
Und in Stunden, schwarz und dunkel, bist zur Seite du mir sofort.
Du, Mutter Maria, aus deiner Weisheit kommt dein Wort: Lass es gut sein, lass es zu“!
War ihnen bewusst, dass die Beatles in ihrem Klassiker Let it be Maria so beschrieben haben?
Aber recht haben sie: Wenn wir Maria in ihrem uns überlieferten Leben betrachten, beim Besuch der Hirten in Bethlehem, im Tempel bei Simeon und Hanna, bis hin zum schmerzhaften Tod ihres Sohnes, gleichgültig, ob sie das, was da im Moment geschieht versteht oder nicht, sie lässt es geschehen, sie lässt es gut sein, sie wehrt sich nicht dagegen.
Wäre das nicht ein vorbildhaftes Verhalten, welches Nachzuahmen sich lohnt? Oder ist so zu leben heute nicht mehr möglich?
Das, was uns jeden Tag trifft, geschehen lassen und annehmen. Sich einlassen auf das, was auf uns zukommt. Sich den Zumutungen des Lebens stellen und nicht vor ihnen weglaufen?
Ich denke, ja, es ist auch heute noch möglich so zu leben. Und gerade weil ich so denke, sehe ich mich durchaus nicht als eine Träumerin an, die fernab der Realität lebt. Vielmehr erfahre ich täglich gerade durch eine solche Lebenseinstellung, dass es sich durchaus zufrieden und glücklich im Alltag leben lässt, wenn man alles, was kommt zulassen, und es dann irgendwann auch mal gut sein lassen kann.

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Erstellt am: 19.10.2014 15:40 Uhr

Zündfunke, 09.10.14

Liebe Schwestern und Brüder!
Ist ihnen das auch schon einmal passiert? Sie arbeiten in der Küche, es klingelt an der Tür und sie wollen sich die Schürze abmachen, aber immer dann, wenn es schnell gehen soll, zieht sich das Band der Schürze fest und es gibt einen Knoten, der so einfach gar nicht zu lösen geht.
In Augsburg befindet sich auf einem barocken Altarbild Maria, dargestellt als die Knotenlöserin. Der Faden ist auf der linken Seite zum Knäuel zusammengelaufen, mit Schlaufen und großen und kleinen Kringeln, wie bei einer Luftschlange an Karneval. Man kann es deutlich sehen und weiß aus eigener Erfahrung: Je mehr man an dem einen Bandende zieht, umso fester zurrt man das andere Ende zusammen. Wer es in der Eile dann noch übertreibt, zieht den ganzen Knoten noch fester, so dass er mit allen Schleifen und Schlaufen nur noch unlösbarer wird. Es scheint dann so, als gäbe es nur eine Lösung des Problems: das Band zu zerstören oder zu zerreißen.
Bei Maria ist dies anders. Während sich der Faden in ihrer linken Hand zu einem wirren, fast unentwirrbaren Knäuel gekräuselt und zusammengezogen hat, löst ihre rechte Hand mit Ruhe und Geduld den einen Faden, und er fällt glatt und unbeschädigt aus ihrer Hand. Und der Gesichtsausdruck ist ebenfalls alles andere als angespannt, er erscheint geduldig und milde. So möchte ich einmal aussehen, wenn sich mir dieses Problem stellt. Diese Nerven möchte ich habe – habe sie aber nicht – denn ich kenne mich selber nur allzu gut.
Woher aber hat gerade Maria diese Begabung, Konflikte zu lösen? Deutlich wird mir das, wenn ich an die Verkündigung des Erzengels Gabriel denke. Wenn ich da genau hinhöre, dann weiß auch ich, wie man Probleme lösen kann: Nämlich darüber nachdenken. Leichter gesagt als getan. Nicht in Hektik und Aufregung zu verfallen, nicht vor lauter Problemen am liebsten davonlaufen wollen. Sondern sich der Situation in Ruhe stellen und darüber nachdenken, wie es weitergehen kann. Nur manchmal gelingt mir das in Ruhe, so ähnlich wie Maria im Bild der Knotenlöserin. Zuerst nachdenken und dann etwas unternehmen, vor allem erst dann, wenn ich das Problem etwas genauer betrachtet habe. Seltsamerweise aber lösen sich die Probleme, die ich so angehe, meist wieder von ganz alleine und ohne große Anstrengung auf.

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Erstellt am: 19.10.2014 15:38 Uhr