Zündfunke, 01.11.14

Öffentliche Vermarktung erfahren sie alle: Fußballprofis, Musiker, Schauspieler, oder erfolgreiche Jungmanager. Wer schön, bekannt und erfolgreich genug ist, dem ist öffentliche Verehrung fast schon garantiert. Sie alle sind zu finden in aktuellen Fotokalendern oder in allen Medien, die von Stars und Sternchen berichten – oder sollte ich sagen: In modernen Heiligenkalendern? In den Stars und Sternchen unserer Tage suchen ja viele von uns das, was sie selbst gerne sein möchten. Berühmt, geachtet, schön, erfolgreich. Ein Spiegel unserer Wünsche und Sehnsüchte. Verheißungen eines erfüllten öffentlichen Lebens.
Es gibt eine Redewendung, die lautet: „Das ist ein komischer Heiliger“. Gemeint ist damit, dass der Mensch, der mir gerade gegenübersteht, seltsame Wege geht, Wege die ich nicht verstehe. Ein Mensch, der einfach nicht so lebt, wie man es sich von ihm in seiner Position erwartet. Sind also alle Heiligen – komische Heilige – Menschen – deren Lebenswege für andere gar nicht – oder nur schwer verständlich und zugänglich sind? Die nicht in die Welt und schon gar nicht in die Schlagzeilen gehören?
So manche Lebensgeschichte der Heiligen würde durchaus auch in die Sensationspresse unserer Tage passen, würde man sie nur genügend werbewirksam vermarkten. Aber genau da liegt der Unterschied: Heilige lassen sich eben nicht vermarkten. Sie haben den Traum von einem erfüllten Leben Wirklichkeit werden lassen – und das nicht im Scheinwerferlicht der Glamourwelt, sondern meist im Verborgenen. Deshalb konnten sie auch über sich hinauswachsen. Heilige sind Menschen, die Gott ernst genommen haben, die zu überaus großer Liebe fähig waren. Menschen eben, die die Kraft Gottes zu anderen gebracht haben. Und sie sind Heilige, weil sie sich nicht wie Heilige gebärden – zumindest nicht so, wie wir uns Heilige vorstellen. Heilige waren und sind Menschen, die keine Gewalt anwenden, die nach gerechten Lösungen für alle suchen, die arm vor Gott sind, einfach und bescheiden. Heilige sind Menschen, die Frieden stiften oder Brücken der Versöhnung bauen. Heilige sind Menschen, die wenig von sich, aber viel von Gott erwarten. Und Heilige sind Menschen die das, was sie von Gott erhalten haben, dankbar an die Menschen weitergeben. Und so gesehen, könnten wir froh, dankbar und zufrieden sein, wenn wir selbst ab und zu als komische Heilige bezeichnet würden.

Infos unter:

Erstellt am: 02.11.2014 15:39 Uhr

Zündfunke, 31.10.14

„Mein Name ist Mensch, mein Alter ist jetzt, und ich fordere nichts, denn ich habe alles“. Das hat Giora Feidman, der weltberühmte Klarinettenspieler gesagt. Mein Name ist Mensch, mein Alter ist jetzt, und ich fordere nichts, denn ich habe alles. Ein beeindruckender Satz. Und beneidenswert, wenn jemand so was sagen kann. Giora Feidman ist 78 Jahre alt und berühmt. Also könnte er doch seinen Namen für sich sprechen lassen. Tut er aber nicht. Mein Name ist Mensch, sagt er und meint damit, ich bin nicht mehr oder weniger wert als alle anderen; nicht besser und auch nicht schlechter. Bekannt und bescheiden, weltberühmt und trotzdem ein normaler Mensch sein? Geht das überhaupt? Dass Giora Feidman als weltbekannter Musiker alles hat, kann man sich vorstellen und dass er deshalb nicht mehr viel zu fordern hat, auch. Aber im Gegensatz zu anderen „Berühmtheiten“ nutzt er die seinige, um den Menschen eine Botschaft mit zu geben. Teils durch seine Musik, aber auch durch seine Texte. Er scheint rundum ein Mensch zu sein, der glücklich, bewusst und bescheiden in sich ruht. Schön, sehr schön. Und was nützt mir das alles? Einiges, denke ich. Denn eine solche Lebenshaltung lässt sich nicht nur durch Geld oder das vollkommene Glück eines Musikers erreichen. Mein Name ist Mensch, das kann auch mir im Alltag helfen, kann mir Würde geben, wenn ich mich nutzlos oder verletzt fühle. Mein Name ist Mensch das kann mir auch dann helfen, wenn ich mich zu stark oder zu mächtig fühle und mir meine Grenzen aufzeigen. Ich kann mein Leben nicht verlängern, auch nicht verbreitern, aber vertiefen, das weiß ich mittlerweile. Aber der Satz „Mein Name ist Mensch, mein Alter ist jetzt“ erinnert mich daran, mein Leben im jetzt zu leben. Giora Feidmann hat materiell wahrscheinlich genug. Ich auch, wenn ich die Welt so anschaue. Durch Feidmans Satz „Ich habe alles“ werde ich aber daran erinnert nicht unbescheiden zu sein und vor allem die nicht zu vergessen, die weniger und noch viel weniger haben als ich. Und ich werde daran erinnert, mein Leben jetzt etwas dankbarer und zufriedener zu leben, als das oft der Fall ist.

Infos unter:

Erstellt am: 02.11.2014 15:38 Uhr

Elektronische Erfassung des Certificados de Viaje

Ab dem 01.11.2014 sind alle Reiseveranstalter, Fährunternehmer und Fluggesellschaften verpflichtet, sich an die elektronische Überprüfung der Berechtigung für den Residentenrabatt anzuschliessen. Darauf hat das Fomento hingewiesen. Das System, SARA genannt, gleicht dann die Daten der Reisenden mit den Datenbanken des Ministerio de Fomento ab. Ist das Ergebnis positiv, besteht seitens des Reisenden keine Verpflichtung mehr, bei Einchecken sein Certificado de Viaje vorzuweisen.
Das Certificado vorweisen müssen aber weiterhin Jugendliche unter 14 Jahren, die keine DNI haben, Reisende, die erst seit kurzem Resident sind und Reisende, die ihre Daten fehlerhaft hinterlassen haben.
Laut Fomento hat das System auch eine Lösung bei technischen Pannen parat, womit die Überprüfung auch gewährleistet ist, wenn eine vorherige Überprüfung nicht vor mehr als 6 Monaten durchgeführt wurde.

Infos unter:

Erstellt am: 02.11.2014 15:34 Uhr

Zündfunke, 30.10.14

Liebe Schwestern und Brüder!
Aus der Zeit Jesus gibt es folgende Erzählung, die Lukas in seinem Evangelium aufgeschrieben hat.
„In einer Stadt lebte ein Richter, der nicht nach Gott fragte und die Menschen verachtete. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe. Die kam immer wieder zu ihm gelaufen und bat ihn: Verhilf mir zu meinem Recht!“
Über das Alter der Frau sagt Lukas nichts, es kann eine Frau jeden Alters gewesen sein, eine Frau aber, die in der damaligen Zeit völlig rechtlos und verloren dastand, wenn sie keinen neuen Mann fand. Eine schutzbedürftige Frau also. Und in so fern ein wirklicher Fall für das Gericht… „Lange Zeit wollte der Richter nicht, aber schließlich sagte er sich: Es ist mir zwar völlig gleichgültig, was Gott und Menschen von mir halten; aber die Frau wird mir lästig, und deswegen will ich dafür sorgen, dass sie ihr Recht bekommt. Sonst kratzt sie mir noch die Augen aus“.
Schon möglich, dass vor zweitausend Jahren Begriffe wie Rechtssicherheit und Anspruch auf ein geordnetes Verfahren noch unbekannt waren. Gut möglich auch, dass diese Frau als Querulantin galt – so etwas gibt es immer wieder, bis heute. Ein Rechtsstaat aber wird damit fertig. Aber hier: der Richter hat ja nur Angst, sie könnte ihm irgendwie zu nahe treten.
Das Verhalten der Witwe macht Mut, mit Gott zu rechten und zu diskutieren, schon deshalb, weil Gott ja nicht mit dem skrupellosen Richter zu vergleichen ist.
Lukas meint: Versuch es immer wieder, wie die Witwe, suche die Beziehung, bis du sie findest. Doch Zweifel und Durststrecken sind schwer auszuhalten. Genauso auch das Leiden an dieser Welt und an der Ungerechtigkeit. Ich wünsche mir und uns allen die Kraft, diesen Schmerz nicht zu verdrängen, sondern aushalten zu können.
Das Gleichnis sagt uns: Schrei das Unrecht immer wieder heraus. Das bedeutet auch, eine lebendige Beziehung zu Gott zu haben, und Hoffnung, dass vielleicht doch etwas zu bewegen ist. So ist Beten auch ein Ausdruck für den ursprünglichen Wunsch des Menschen nach Gerechtigkeit, Frieden und einem erfüllten Leben.

Infos unter:

Erstellt am: 30.10.2014 19:21 Uhr

Zündfunke, 29.10.14

Liebe Schwestern und Brüder!
Hanna ist verzweifelt: Penina hat so viele Kinder. Und sie selbst hat keines. Dabei ist ein Kind alles, was sie sich wünscht. Sie würde alles dafür geben.
Damals, vor dreitausend Jahren, sind es allein die Kinder, die einer Frau Wert verleihen. Aber da gibt es noch etwas, das die Situation für Hanna nur noch schlimmer macht:
Penina lässt keine Gelegenheit aus, Hanna zu kränken. Ständig führt sie ihren Kindersegen vor; ständig gibt sie Hanna das Gefühl, dass sie weniger wert ist.
Der Spruch: „Kinder sind doch der größte Segen“ wird heute allerdings leider nicht mehr so sehr verstanden. Heute gelten andere Statussymbole, mit denen sich die Menschen, und vor allem auch die Frauen, ganz besonders rühmen und in den Mittelpunkt stellen.
In der biblischen Geschichte steht folgendes: Hanna hält es nicht mehr aus. Sie steht auf, geht in den Tempel und betet zu Gott. Dort braucht sie nichts zu verbergen: nicht die Verzweiflung und auch nicht die Tränen. Sie gibt sich Gott in die Hände und bittet ihn um Hilfe.
Und Gott verspricht ihr, dass sie einen Sohn haben wird: Samuel, das bedeutet: von Gott erbeten.
Was, wenn die Frauen, die dem heutigen Frauenbild eben nicht entsprechen, sich genauso an Gott wenden und von ihm Hilfe erbitten – und dann aber nichts geschieht? Die Verzweiflung der einen oder anderen Frau ist durchaus mit der Hannas zu vergleichen, auch wenn es sich dabei nicht um einen unerfüllten Kinderwunsch handelt. Sind wir denn sicher, dass, wenn wir zu Gott beten und ihn um etwas bitten und es nicht erfüllt wird, dass Gott uns nicht erhört hat? Oder hat er uns sehr wohl ge – hört, aber nicht er – hört? Warum das so ist – dass ich manches Mal das Gefühl habe, dass er „nur“ hört, aber nicht „er-hört“, ich weiß es nicht. Aber eines weiß ich sicher: Es gefällt Gott nicht, wenn wir uns gegenseitig abwerten. Um das ein für allemal zu zeigen, hat er Hanna ins Recht gesetzt. Denn Kindersegen ist ein Geschenk. Und die richtige Antwort auf ein Geschenk ist Dank, und nicht Hochmut.

Infos unter:

Erstellt am: 30.10.2014 19:20 Uhr

Die Renette in Acentejo

Der Renette-Apfel ist gemeinsam mit der Kastanie und dem Wein eines der Produkte, die sowohl die Landwirtschaft als auch die gastronomische Tradition im Gebiet von Acentejo aufrecht erhalten haben. An diesen Tagen kannst Du die große Vielfalt der Landschaften dieser Zone dank der Aktivitäten und der Kostproben der besten Apfelsäften, der mit Renetten zubereiteten Häppchen und selbstverständlich die köstlichsten Gerichte der an dieser Veranstaltung teilnehmenden Restaurants genießen.
Noch bis zum 18. November 2014, Comarca de Acentejo.

Infos unter: http://www.webtenerife.de/es/agenda/documents/poliptico_muestra_acentejo_manzana_reineta_2014.pdf

Erstellt am: 28.10.2014 19:03 Uhr

Zündfunke, 28.10.14

Liebe Schwestern und Brüder!
Jesus, wie ihn uns das Evangelium beschreibt, lebte eine besondere Liebe gerade zu denjenigen, die von anderen missachtet oder abgewertet wurden. Er verhält sich allen Menschen gegenüber gleich. Das schließt dann selbstverständlich auch sein Verhalten gegenüber Frauen mit ein. Ungewöhnlich für die damalige Zeit war auch, dass die Frauen gemeinsam mit den Männern seine Lehre erfahren sollten, da normalerweise die Frauen in der Öffentlichkeit nicht mit Männern redeten, geschweige denn, mit ihnen gemeinsam durch das Land reisten.
Durch dieses sein Verhalten stellt Jesus die gesamte patriarchalische Gesellschaft in Frage. Ihn interessiert nicht, dass sich gläubige jüdische Männer von Samariterinnen und Kanaaniterinnen fernzuhalten haben, oder dass die Frauen die alleinige Schuld haben und damit die Strafe für sexuelle Vergehen erfahren sollen. Am deutlichsten wird in den Auferstehungsberichten, wie ebenbürtig die Frau in den Augen Jesu den Männern ist. Denn die Verkündigung von der Auferstehung Jesu hängt von dem Zeugnis der Frauen ab. Spitze Zungen können nun behaupten, dass dies alles beabsichtigt war, da Frauen nun mal gesprächiger sind als Männer und so die Neuigkeit der Auferstehung schneller unter die Leute gebracht haben. Aber sie waren nicht nur die ersten Zeugen bei der Auferstehung, sie waren ja auch die letzten bei der Kreuzigung, sie haben sich getraut, Jesus auf seinem letzten Weg zu begleiten; sie haben sich nicht vor lauter Angst irgendwo verkrochen. Sie waren mutig, sie standen bis zuletzt zu ihrem Meister, Lehrer und Freund. Sie waren und sind es bis heute – Kämpfernaturen. Natürlich gibt es verschiedene Möglichkeiten sich aktiv für eine Sache oder eine Idee einzusetzen, das ist ebenfalls bis heute so. Und gerade in unserer heutigen katholischen Kirche sind die Frauen sehr erfinderisch und mutig, um Ihrer Sache treu zu sein. In der Geschichte des Christentums gab es immer wieder die Tendenz, Frauen auf irgendetwas hin zu reduzieren. Viele Emanzipationsbewegungen sind gerade deshalb daraus entstanden. Und bei allem kämpferischen Einsatz sind oft sehr produktive und auch für die Kirche entscheidende Konstellationen daraus hervorgegangen. Nicht nur die uns allen bekannten Heiligen oder bekannte Christinnen zeigten und zeigen uns dies bis heute.

Infos unter:

Erstellt am: 28.10.2014 18:51 Uhr

Zündfunke, 27.10.14

Liebe Schwestern und Brüder!
Die Katholische Kirche und die Frauen, ein immer wieder neu und gern diskutiertes Thema in der Katholischen Kirche, vor allem unter uns Frauen, die wir genau bei der selbigen beschäftigt sind.
Ich aber möchte mit Ihnen auf Jesus und sein Verhältnis zu und seinen Umgang mit den Frauen in seiner Zeit schauen, – um sich an das ein oder andere wieder zurückzuerinnern – dieses erscheint mir weit effektiver, als immer nur auf die momentane Situation zu schimpfen.
Der Status der Frau war zur Zeit Jesu je nach gesellschaftlichem Hintergrund sehr unterschiedlich. Und das ist nur ein Beispiel dafür, wie wenig sich in den vergangenen 2000 Jahren verändert hat. In der jüdischen Kultur wurde die Frau als wertvoller Besitz ihres Mannes angesehen. Also sie gehörte sozusagen zu seinem Hausstand mit dazu, wie Sklaven, Haustiere, Möbel usw.
Auf der anderen Seite aber, war der römische und hellenistische Einfluss in Israel auch nicht ohne Spuren geblieben. Frauen in diesem Umfeld genossen weitaus mehr Freiheiten als ihre jüdischen Geschlechtsgenossinnen. Aber selbst unter den jüdischen Frauen gab es große Unterschiede, je nach dem Gebiet, in dem sie lebten. So darf man annehmen, dass es die Frauen, die in Gegenden wohnten, die eine starke römische Prägung hatten, weitaus einfacher hatten, als die Frauen, die im Zentrum des Judentums, um Jerusalem herum lebten.
Jesus hob sich in seiner Beziehung zu den Frauen stark von dem Bild eines jüdischen Rabbiners seiner Zeit ab. Strenge und Traditionstreue ignorierte er.
Viele Frauen befanden sich in seiner direkten Gefolgschaft und auch im engeren Kernteam. Jesus sprach mit Frauen ganz „normal“, er hatte keine Angst, sie auf persönliche Dinge anzusprechen, oder sich gar anfassen zu lassen. Alles Dinge, die sich für einen jüdischen Mann nicht gehörten. Besonders deutlich wird dies, als Jesus seine Freunde Maria, Martha und Lazarus besucht. Marta kümmert sich, wie es sich für eine damalige Frau gehört, um das leibliche Wohl ihrer Gäste. Aber ihre Schwester Maria nimmt sich die Freiheit, setzt sich Jesus zu Füßen – wie ein männlicher Rabinerschüler. Und Jesus lässt sie gewähren, ja er unterstützt sie sogar noch in ihrem Verhalten und verteidigt sie, sehr zum Leidwesen von Martha. Was eine gute Frau zu machen hat oder nicht – Jesus ist da ziemlich offen und er entscheidet situativ. Festgefahrene Normen wirft er somit über Bord. Er lässt die Frau selbst für sich entscheiden.

Infos unter:

Erstellt am: 28.10.2014 18:49 Uhr

Predigt zum 30. Sonntag im Jahreskreis 2014 (26.10.)

Lesung: Ex 22, 20-26 / Evangelium: Mt 22, 34-40
Schwestern und Brüder!
Ich sage Ihnen sicherlich nichts Neues, wenn ich behaupte: Bei diesem Evangelium gerät man leicht in Versuchung abzuschalten. Und weshalb? Weil man dieses Gebot der Gottes- und Nächstenliebe einfach zur Genüge kennt. Aber kennen wir es wirklich so gut? Ist uns bewusst, was tatsächlich damit gemeint ist? Eine kleine Geschichte aus dem Orient, kann uns vielleicht ein wenig auf die Sprünge helfen:
Ein hübsches junges Mädchen war auf dem Weg zu seinem Geliebten. Dabei kam sie an einem Mullah vorüber, der betete. Da es das Mädchen sehr eilig hatte, übersah es den Gelehrten und beachtete ihn in keinster Weise. Darüber aber wurde dieser so zornig, dass er das Mädchen mit den Worten zurückrief: „He, du bist an mir vorbeigelaufen, als ich betete, ohne mir den nötigen Gruß zu schenken. Das ist eine Sünde!“ Worauf das Mädchen beschämt antwortete: „Verzeiht meine Unkenntnis – aber was ist das ‚Beten’?“ Darauf erwiderte der Mullah in großartiger Geste: „Ich hielt Zwiesprache mit dem Herrn des Himmels und der Erde.“ Das Mädchen antwortete ihm: „Und ich bin auf dem Weg zu meinem Liebsten; mein Herz ist ganz erfüllt von Sehnsucht nach ihm. Deshalb habe ich Dich und Dein Beten überhaupt nicht bemerkt. Entschuldige vielmals! Aber eine Frage: Wie konntest Du mich sehen – wenn Du doch ganz und gar in Zwiesprache mit dem Herrn des Himmels und der Erde versunken warst?“
Das Mädchen hat erkannt, dass es mit dem religiösen Ernst des Gottesmannes wohl nicht weit her sein kann, wenn er doch in seinem Herzen und in seinem Kopf noch ganz offensichtlich immens viel Platz für höchst irdische Gedanken hat; sonst hätte er das Mädchen ja wirklich nicht bemerkt. Ganz anders dagegen ihre innere Verfasstheit: sie nimmt ihre Umwelt nicht wahr, weil sie von einer immensen Sehnsucht nach ihrem Liebsten bestimmt ist. Eine Geschichte zum Schmunzeln – gewiss. Aber andererseits offenbart sie uns eben auch die Schwierigkeit, dass man einen konkreten Menschen, den man sieht, den man kennt und zu dem man sich hingezogen fühlt, den man spüren und in den Arm nehmen kann, dass man so einen Menschen eben viel eher lieben kann als Gott. Das hat nichts mit Blasphemie zu tun, wenn ich das sage – sondern ich denke, jede und jeder von uns stellt sich ja ab und an die Frage: kann ich jemanden lieben, den ich noch nie gesehen habe und den ich zu meinen Lebzeiten auch höchstwahrscheinlich nie zu Gesicht bekommen werde? Ist Liebe – nach unserem Verständnis des Wortes – da dann aber überhaupt möglich? Eine mehr als schwierige Frage; denn rein menschlich gesehen braucht die Liebe ja immer auch den Kontakt und das Gespräch. Nicht umsonst scheitern so viele menschliche Liebesgeschichten, weil es genau an diesem Austausch hapert und fehlt. Und dann dieses: „Du sollst!“ Als ob Liebe auf Kommando möglich wäre. Aber Liebe lässt sich doch nicht verordnen, weder von der Kirche noch von Privatpersonen. Liebe kann nur in Freiheit gelebt werden – genau das aber ist der Schlüssel zur Gottesliebe.
Dieses Hauptgebot: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben“ ist aus der Erfahrung des Volkes Israel erwachsen. Auf dem langen Weg seiner Geschichte hat es gelernt und erfahren: Dieser unser Gott geht mit uns. Er begleitet uns in allem und immer! Nur so hat dieses kleine Völkchen die enorme Kraft gewonnen, all die Durststrecken und Kämpfe seiner Geschichte zu überstehen. Nur in dieser innigen Beziehung, in dieser Nähe zu Gott war es ihm möglich, die Freiheit zu finden. Deshalb aber war es den Juden, als sie dann endlich in der Freiheit angekommen waren, eben auch ein immenses Bedürfnis, diesem Gott Dank zu sagen. Sicherlich: Aus dieser inneren Verpflichtung heraus klingt das für uns zunächst wie eine Forderung. Aber positiv formuliert heißt und meint es vielmehr: Wir können doch gar nicht anders. Nach all dem, was dieser Gott für uns getan hat können wir doch gar nicht anders, als ihn zu lieben. Und damit die Nachkommen das nie vergessen, schreiben wir ihnen ins Stammbuch: „Du sollst!“ Fast so wie Martin Luther damals sagte, als er sich auf sein Gewissen berief: „Hier steh ich und ich kann nicht anders.“
Dieses innere Drängen und Gar-nicht-anders-Können geht ja manchen frisch Verliebten genauso. Sie tun Dinge, die ‚man’ normalerweise nie tun würde und sie werden deshalb von ihrer Umgebung oft genug süffisant belächelt und für leicht verrückt erklärt. Aber Liebe ist nun mal so. Und Israel kann gar nicht anders, als seine Erfahrung in diesem „Du sollst“ auszudrücken. Denn der Verlust dieser Beziehung zu Gott, das würde auch den Verlust der eigenen Identität zur Folge haben; den Verlust von Zusammenhalt und Stärke, von Gemeinschaft und füreinander Einstehen. Deshalb betet der gläubige Jude stets: „Höre Israel, es gibt nur einen Gott…“
Wie aber kann man nun – um die vorhin aufgeworfene Frage wieder in den Blick zu nehmen – jemanden lieben, den man nicht hautnah oder zumindest mit den Augen wahrnehmen kann? Oder anders gesagt: Wie wird die Gottesliebe heute – in unserem Alltag – glaubwürdig? Sicherlich nicht durch religiöse Posen oder durch fromme Worte – ich glaube darin sind sich Juden und Christen einig. Denn die „Goldene Regel“ – handle so an deinem Nächsten wie du selbst behandelt werden willst – ist ja keine christliche Erfindung. Bereits im AT heißt es im 5. Buch Mose: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit ganzer Seele und all deinen Gedanken“, und im 3. Buch heißt es bei Mose: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Auf diese beiden Gebote aber bezieht sich Jesus und bezeichnet sie beide als „gleich wichtig“.
Für mich wird in der Zusammenfassung dieser beiden Gebote durch Jesus
aber deutlich, dass Nächstenliebe und Gottesliebe nicht nur gleichrangig und gleichwertig nebeneinander stehen, sondern dass dieses zweite Gebot das erste letztlich erklärt. Wir sollen Gott aus ganzem Herzen und mit all unseren Gedanken lieben, und diese Liebe zu Gott, die verwirklicht sich schlussendlich darin, dass wir den Mitmenschen so lieben, wie uns selbst. Wer also behauptet, Gott zu lieben und trotzdem Menschen links liegen lässt; wer fromme Worte macht, aber die Not anderer nicht zur Kenntnis nimmt, der nimmt dieses Gebot Jesu nicht ernst. Leere Bekenntnisse und fromme Wortphrasen sind nicht das Ding von Jesus. Es geht ihm nicht darum, dass wir Gott lieben sollen und darüber hinaus auch noch den Menschen. Nein, in dem wir den Mitmenschen lieben, lieben wir eben auch Gott. Oder wie Jesus an anderer Stelle sagt: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe!“
Gerade heute, am Sonntag der Weltmission, sollten wir als Christen unseren Blick auf die Menschen richten, denen in vielen Ländern dieser Erde die Freiheit fehlt, das Evangelium annehmen zu können oder die sich aufgrund ihrer Lebensumstände schwer tun daran zu glauben, dass Gott sie liebt. Diesen Menschen gegenüber müssen wir deutlich machen und sie müssen durch unser Verhalten spüren, was dieses Gebot der Gottes- und Nächstenliebe in der Realität heißt. Die alttestamentliche Lesung, die wir gehört haben, ist so etwas wie eine „Wechselstube der Liebe“ für unseren Alltag. Denn da geht es zum Beispiel um die Konkretisierung von sozialer, gesellschaftlicher und politischer Liebe. An erster Stelle unter denen, die wir da unterstützen sollen, stehen die Fremden, Migranten und Flüchtlinge. Egal ob es sich dabei um Flüchtlinge aus Kriegsgebieten handelt oder um Wirtschaftsflüchtlinge. Gerade wir, die wir häufig weltweit als Touristen unterwegs sind, verbindet ja die Erfahrung des Aufbruchs, der Ferne und des Verlassens der Heimat. Nur: Wir kehren irgendwann wieder heim, aber der Flüchtling, der Migrant gibt sein Zuhause auf und „Heimat“ wird für ihn zu einem fernen Sehnsuchtsort. Ferner geht es in diesem Lesungstext um Fremdarbeiter oder auch die vielen Opfer – vor allem Frauen und Kinder – im Bereich des Menschenhandels. Es geht darum, die Not der Menschen nicht auszunutzen oder gar Geschäfte damit zu machen, sondern sie in ihrem Leid anzunehmen und ihnen nach bestem Wissen und Gewissen zu helfen und sie die Liebe Gottes so spüren zu lassen.
Halten wir also fest: Ein Leben ohne Liebe ist unmöglich. Wir sind auf sie angewiesen in all ihren Facetten – in Zärtlichkeiten und Zuwendungen, in Eros und Leidenschaft, in Hingabe und Annahme, in Aufrichten und Halt schenken, in Geborgenheit und Vertrauen. So wie aber in der Partnerschaft zweier Menschen die Liebe in all ihren Facetten nur spürbar ist und eine Chance hat, wenn sie von beiden Seiten erwidert wird, so darf die Liebe zum Nächsten und auch zu sich selbst nicht nach Kosten-Nutzen-Rechnungen vollzogen werden oder nach Einteilungen wie: „nahe“ und „ferne“ oder „liebenswürdige“ und „zu vernachlässigende“ Nächste. Gott teilt auch nicht ein und rechnet nicht vor; er schenkt in Fülle. Und so will ich jetzt dem Hl. Augustinus in etwas abgewandelter Form das letzte Wort schenken, der gesagt hat: „Liebe, und dann tue, was du willst. Denn wer die Liebe lebt und sie tut, der hat Gott erkannt – der liebt Gott und der liebt die Menschen.“ Amen.

Infos unter:

Erstellt am: 28.10.2014 18:48 Uhr

Nach Überschwemmung nun Schnee auf dem Teide

Nach dem heftigen Gewitter am 19.10.14, wo bis zum Mittag 136 Liter Wasser pro Quadratmeter niederfielen, Strassen überschwemmt bzw gesperrt wurden und mindestens ein Todesopfer zu beklagen ist – gab es heute Nacht den ersten Schnee auf dem Teide.

Infos unter:

Erstellt am: 20.10.2014 10:36 Uhr