Hubschrauberlandeplatz für Candelaria

Mit vier Jahren Verspätung durch das Warten auf die erforderlichen Genehmigungen und eine Investition von mehr als zwei Millionen Euro, können die Pläne zur Erweiterung der Infrastruktur des Krankenhauses endlich verwirklicht werden.
Patienten die auf dem Luftweg aus dem Süden von Teneriffa, von La Gomera oder von El Hierro ins Universitätskrankenhaus Nuestra Señora de Candelaria (HUNSC) transportiert werden müssen, werden schon vor Jahresende vom neuen Hubschrauberlandeplatz des Krankenhauses profitieren können. Das Ministerium für Entwicklung und insbesondere die staatliche Agentur für Flugsicherheit (AESA) haben nun beschlossen, die erforderliche Genehmigung für die Inbetriebnahme des Landeplatzes zu erteilen. So konnten bürokratische und formelle Hindernisse endlich ausgehebelt werden, nachdem der Landeplatz bereits im Jahre 2010 fertiggestellt worden war.
Die erfolgreiche Intention der AESA am 13. Juni führte schliesslich zur Verkehrsfreigabe des Hubschrauberlandeplatzes. Darüber hinaus wurden die erforderlichen Massnahmen für die Umsetzung und das einwandfreie Funktionieren durch die Gesundheitsdienste auf Teneriffa in Gang gesetzt. Das Krankenhaus in La Candelaria bestätigte, dass entsprechende Arbeiten aufgenommen wurden, damit der Landeplatz ab Dezember in Betrieb genommen werden könne. Man sei auch dabei, das Personal, das später in Zusammenhang mit dem Hubschrauberlandeplatz eingesetzt würde, jetzt zu schulen.
Voraussichtlich in dieser Woche werden die ersten Tests zur Landung von Hubschraubern beginnen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt, wurden Patienten, die dringend in dieses Krankenhaus transportiert werden mussten, in einem Hubschrauber oder speziell ausgerüsteten Flugzeug zum Nordflughafen (Los Rodeos) auf Teneriffa gebracht, von wo aus sie mit dem Krankenwagen nach La Candelaria weitertransportiert wurden. Dieser Ablauf funktioniere aber reibungslos und werde vom kanarischen Rettungsdienst 1-1-2 koordiniert.
Der Hubschrauberlandeplatz soll eine Transportplattform für Notfallsituationen werden, das heisst dem Empfang oder der Entsendung von Patienten bzw. Organen zu Transplantationszwecken dienen, jedoch keine typische Hubschrauberbasis mit regelmässigem Verkehr werden. Damit blieben der Lärm und die Luftverschmutzung für die umliegenden Gebäude nur minimal.
11. November 2014, EL DÍA

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Erstellt am: 13.11.2014 19:02 Uhr

Christoph, der Deutsche aus Anaga

09. November 2014, EL DÍA
Christoph, gebürtig aus Bremen, lebt nun schon 12 Jahre in San Andrés und ist längst „einer von ihnen“ geworden. Angezogen von Klima und Landschaft kamen er und seine Frau Marina hierher… und blieben.
„Christoph gehört zum Dorf. Ich hätte nicht gedacht, dass solch eine Anpassung möglich ist“, so Gabriel Rodríguez, Vizepräsident der Organisation El Pescador in San Andrés über einen speziellen Nachbarn „Christopher“ Mersmann (Bremen, 1959) , „den Deutschen von Anaga “ . Gemeinsam mit seiner Frau Marina („Partnerin, Begleiterin, Beraterin“), mit der er seit über 20 Jahren zusammen ist, stellte er das „La Casa de la foto“ im unteren Teil des Hauses – die Nummer 21 in der carretera a Taganana – auf die Beine. Es ist vor allem der Wiederherstellung alter Bilder gewidmet. Seit 2009 ist Christoph Präsident des Unternehmervereins von Anaga.
EL DÍA besuchte den Mann, der glaubt, dass dies sein „Platz in der Welt“ sei. Gross und schlank und mit seiner charakteristischen Brille, lädt er dazu ein, „den besten Kaffee in San Andrés“ zu trinken. Und er hält, was er verspricht. Danach führt er den Besucher zu seinem Refugium, seiner Wohnung und Arbeitsstätte zugleich.
„Ich war einige Tage in meiner Heimat, die ich liebe“, erklärt er. „Aber jedes Mal fällt es mir schwerer, von hier wegzugehen. Mein Herz ist geteilt, doch es entscheidet sich für Anaga.“ Er fügt hinzu: „Ich habe nicht genug warme Kleidung mitgenommen und habe gefroren, da ich nun dieses Klima gewohnt bin.“
Der Richtungswechsel in seinem Leben kam 2003. Der Schlüssel dazu war ein kubanischer Freund und Spanischlehrer, Vicente González, der sich später im Süden der Insel niederliess.
Als „guter Deutscher“ hatte er schon Urlaub auf Fuerteventura gemacht und La Gomera hatte er in seiner „Hippie-Zeit“ besucht. An einem Tag vor circa 12 Jahren entschied er sich dann, seine zweite Lebenshälfte auf Teneriffa zu verbringen: „auf der Insel, die wie ein ganzer Kontinent ist“.
„Ich habe mich in die Landschaft von Anaga und in seine Menschen verliebt“, sagt Christoph. Er wird akzeptiert und gibt dafür der Gesellschaft, die ihn aufgenommen hat, etwas zurück.
Aber er lebt und fühlt nicht nur mit, er leidet auch mit. Wegen dem Anstieg des Meeres, der Zerstörung der Schluchten und der Krise, „die mich sehr hart getroffen hat“. Mersmann ist ein Botschafter von Anaga und Teneriffa : „Ich versuche, etwas zu exportieren, wenn ich nach Warendorf fahre, dem Ort, in dem ich meine Wurzeln habe.“
Christoph und Marina haben aber für sich „den idealen Ort gefunden, um Stress abzubauen“. Es ist für sie eine Frage der Lebensqualität.

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Erstellt am: 12.11.2014 19:11 Uhr

Delphin Ilse feiert Ihren 3. Geburtstag

Das im Loro Parque geborene Delphinmädchen Ilse wurde zur Freude aller 3 Jahre alt. Aus dem kleinen Delphinbaby ist bereits ein stattlicher Delphin von fast 113 Kilo Körpergewicht geworden, der sich im Loro Parque sehr wohl fühlt. Die Delphintrainer haben Ilse nun eine besondere Freude gemacht: eine Torte aus 2,3 kg Fisch und Wackelpudding, die sie sich neben der Muttermilch schmecken liess.
In Europa gibt es ungefähr 250 Delphine in Zoos. Im Loro Parque lebt eine Gruppe von 9 Grossen Tümmlern (3 männliche und 6 weibliche Tiere) in einer Anlage mit 6 Pools mit mehr als 7.000.000 Litern Meerwasser. Leider sterben jedes Jahr mindestens 300.000 kleine Meeressäuger in der freien Natur. Grund dafür ist der Mensch durch Beifang, Kollision, Überfischung, Verschmutzung und Jagd. (SB)

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Erstellt am: 11.11.2014 19:06 Uhr

Predigt zum Weihetag der Lateranbasilika 2014 (09.11.)

L II: 1 Kor 3, 9c-11.16f / Ev.: Joh 2, 13-22
Schwestern und Brüder!
Kirchweihfeste sind in manchen Gegenden etwas ganz besonderes. Da geht das Gedenken an den Bau der eigenen Kirche einher mit Tanz und Musik, Schaustellern und Fahrgeschäften. Heute denken wir nun an die Weihe einer ganz besonderen Kirche, der Lateranbasilika in Rom, die auch als „Mutter und Haupt aller Kirchen in der Stadt und des Erdkreises“ gesehen wird. Natürlich wirft das bei vielen die Frage auf: Weshalb eigentlich? Ansonsten steht doch für uns Katholiken der Petersdom im Mittelpunkt als Ort, an dem der Papst die Gottesdienste zelebriert. Wieso also jetzt die Lateranbasilika? Deshalb kurz diese Rückschau:
Nachdem Konstantin 312 den Kampf um die Kaiserkrone für sich entschieden hatte, ließ er sein Militärlager abreißen und genau an dieser Stelle eine christliche Kirche, eine Basilika bauen, die dann am 9. November 324 von Papst Silvester I. geweiht wurde. Nach all den Verfolgungen die Jahre zuvor, war dies jetzt das untrügliche Zeichen dafür, dass die Anfeindungen und Verfolgungen der Christen endgültig zu Ende waren und diese ihren Glauben frei ausüben konnten. Das allein ist der Grund, weshalb dieser Kirche bis auf den heutigen Tag eine besondere Bedeutung zukommt.
Nun mag sich die ein oder der vielleicht fragen: Gut und recht, aber haben wir nichts Aktuelleres zu feiern als das knapp 1700 Jahre alte Fest einer Kirche in Rom, die die meisten von uns sowieso nicht kennen? Und vielleicht gehen Ihnen dabei viel eher die Gedenktage durch den Kopf, die ich zu Beginn des Gottesdienstes bereits erwähnt habe. Zum Beispiel der Mauerfall vor 25 Jahren. Menschen haben – ausgehend vom Treffpunkt Kirche – ein System zum Wanken und dann zum Einstürzen gebracht, was viele in all den Jahren zuvor als unmöglich erachteten. Die Kirche aus Steinen war der Ort, der Sicherheit gab und in dem Menschen sich frei äußern konnten. Daraus wurde dann aber die Kirche auf dem Weg, auf der Straße – die Kirche unter und mit den Menschen. Das erlebten zumindest all jene so, die mit Kerzen aus der Nikolaikirche kamen und für ihre Überzeugung auf die Straße gingen. So wurde möglich, was viele von uns am Fernseh- oder Radiogerät verwundert die Augen reiben ließ. Die Mauer wurde friedlich geöffnet. Als dann Ost- und Westberliner sich in die Arme fielen und endlich“ zusammenwuchs, was zusammengehört“, wie Willy Brandt es formulierte, da war allen klar, welch freudiges historisches Ereignis sich hier gerade zutrug. Und selbst, wenn die Freude darüber zwischenzeitlich etwas verblasst ist, so dürfen wir die Folgen doch bis heute im positiven Sinne spüren. Was durch Mauer, Stacheldraht und Selbstschussanlagen getrennt war, ist heute eins – auch wenn es immer noch manche Betonköpfe gibt, die das anders sehen.
Die Kirche als Ort, an dem das Wort Gottes verkündet wird, an dem er für viele Menschen mehr als an anderswo erfahrbar ist, dieser Ort wurde zum Hoffnungszeichen, zum Aufbruch in eine neue Zeit. Und selbst wenn viele sagen: Wir brauchen keine prächtigen Kirchen, um Gott zu erfahren, so ist für mich durch diese Geschehnisse doch deutlich geworden – es geht von einem solchen Ort eine immense Kraft aus.
Nun drängt sich mir aber auch das zweite Datum ins Bewusstsein. Ein Datum, das gleichfalls mit Gebäuden, mit Gotteshäusern zu tun hat. Die Reichspogromnacht von 1938 – sie war der Beginn der systematischen Judenverfolgung im Dritten Reich. Ist es da nicht wichtiger, an diese brennenden Synagogen in Deutschland zu erinnern, als an eine Kirche in Rom? Oder könnte das Fest der einen Kirche nicht Anlass sein darüber nachzudenken, was dazu geführt hat, dass das andere 1938 auch im Namen von Christen möglich war?
Zum 50. Jahrestag der Reichspogromnacht sprach der unvergessliche Bi-
schof Klaus Hemmerle von Aachen in der dortigen Aula Carolina ein Wort der Klage, eine Art Gebetslitanei:
„Man hat meinem Gott das Haus angezündet – und die Meinen haben es getan. Man hat es denen weggenommen, die mir den Namen Gottes schenkten – und die Meinen haben es getan. Man hat ihnen ihr eigenes Gotteshaus weggenommen – und die Meinen haben es getan. Man hat ihnen Hab, Gut, ihre Ehre und das Leben genommen – und die Meinen haben es getan. Die den Namen desselben Gottes anrufen, haben dazu geschwiegen – ja die Meinen haben es getan. Man sagt: Vergessen wir’s und Schluss damit. Aber soll ich sagen: Die Meinen waren es nicht? – Nein, die Meinen haben es so getan. Was also soll ich sagen? Bewahre in mir deinen Namen, bewahre in mir ihren Namen, bewahre in mir ihr Gedenken, bewahre in mir meine Scham: Gott sei mir gnädig.“
Ein Text, der unter die Haut geht. Ein Text der Klage, nicht der Anklage. Ein Wort der Anteilnahme, nicht der Distanz. Es ist ein Gebet, das zwar verhalten, aber doch sehr genau an die geschichtlichen Ereignisse erinnert und zugleich Gott als den Löser unserer Nöte, um sein Erbarmen, seine Zuwendung und Liebe anruft. Und: Es ist schließlich ein Text, der die Frage eines Schuldzusammenhangs zwischen den Generationen – die ja häufig von denen, die die „Gnade der späten Geburt“ haben, gerne gestellt wird – nicht abweist, sondern aufnimmt und ihr eine Perspektive gibt: Auch wenn die Untaten der Generation vor uns, uns Heutige nicht zu Tätern macht, so kann doch das Band der „Kollektivscham“, wie es Theodor Heuss mal formuliert hat, nicht einfach durchgetrennt werden. Auch nicht das Band der Scham über das Versagen der Kirche(n). Weihbischof Jaschke aus Hamburg hat das ziemlich deutlich formuliert als er sagte: „Wie konnte es geschehen, dass vor den Augen der deutschen Christenheit die Synagogen niedergebrannt und die Juden gedemütigt wurden, ohne dass es einen öffentlichen Protest oder ein Zeichen der Solidarität gab? Warum haben die Kirchen geschwiegen? Es geht nicht in mein Herz und nicht in meinen Verstand.“
Eine Antwort auf diese bedrängende Frage ist für mich die tatsächlich eklatant bestehende christliche Judenfeindschaft; diese bis zum II. Vatikanischen Konzil währende, jahrhundertelange Abwertung, ja Verachtung der Synagoge durch die Kirche, die sich anmaßte, die Juden als „das Volk der Gottesmörder“ für immer zum Sündenbock der Heilsgeschichte zu machen. Im alten, seit 1570 gültigen Messbuch betete die Kirche am Karfreitag „für die perfiden Juden: Gott, der Herr, möge den Schleier von ihren Herzen nehmen, auf dass auch sie unseren Herrn Jesus Christus erkennen“. Dann bat man Gott um die Erhörung dieser Gebete, „die wir“ – so heißt es im Wortlaut – „ob der Verblendung dieses Volkes vor dich bringen. Mögen sie … ihrer Finsternis entrissen werden.“ Es war der unvergessliche Johannes XXIII., der bald nach seinem Amtsantritt 1958 diese liturgische Beschimpfung – anders kann man das nicht nennen – beseitigen ließ.
Nicht erst seit dem historischen Schuldbekenntnis aus dem Jahr 2000 wissen wir, dass die Kirche verblendet war, wenn sie ungeachtet ihrer jüdischen Wurzeln das Volk Israel in kollektiver Weise denunziert hat. Die französischen Bischöfe schrieben im Jahre 1997: „Im Urteil der Historiker ist es eine unbestrittene Tatsache, dass bis zum II. Vatikanischen Konzil unter katholischen Christen eine antijüdische Tradition vorherrschte, die auf verschiedenen Ebenen die Lehrmeinung und die Lehre der Kirche, ihre Theologie, ihre Predigt und Liturgie bestimmte. Auf diesem Boden gedieh die giftige Pflanze des Judenhasses, und von daher gibt es ein schweres Erbe mit Folgen, die kaum zu beseitigen sind – gerade in unserem Jahrhundert.“
Heute nun, da wir den Weihetag der Lateranbasilika mal wieder an einem Sonntag begehen, fällt mir das Wort von Dietrich Bonhoeffer ein, der sagte: „Nur, wer für die Juden schreit, darf Gregorianik singen!“ Damit wollte er nichts anderes zum Ausdruck bringen als, dass die Kirche mit der gleichen Inbrunst, mit der sie ihre Liturgie feiert – die ja voll ist von Texten und Psalmen aus dem Alten Testament, das uns mit diesem Volk so eng verbindet – dass sie mit der gleichen Inbrunst für die Juden hätten eintreten müssen, zu denen „Gott, der Herr, als erstes gesprochen hat“ – wie es Gott-sei-Dank in der erneuerten Karfreitagsfürbitte heißt.
Der 9. November – ein eigenartiger Tag. Festtag einerseits – Gedenktag andererseits. Nehmen wir ihn zum Anlass darüber nachzudenken, dass 25 Jahre Mauerfall uns auch verpflichten, daran zu denken, was Mitauslöser der Teilung war – die Herrschaft des Nationalsozialismus und seines unmenschlichen Verbrechens am jüdischen Volk. Für uns Christen und für uns als deutsche Kirche kann das nur heißen, nie mehr die unlösbare Verbindung von Christen und Juden zu bestreiten und uns immer dann schützend vor sie zu stellen, wo immer der unausrottbar scheinende Antisemitismus sie erneut bedroht. Und es gilt: Alle menschenverachtenden Ideologien, selbst wenn sie von Juden kommen, müssen auf unseren ernsthaften Widerstand stoßen, auch und erst recht, wenn sie sich religiös verbrämen oder gar in unseren eigenen Reihen zu finden sind. Das mehr als selbstkritische Evangelium von der Tempelreinigung, welches wir heute an diesem Festtag gehört haben, sollte uns dabei mehr als zu denken geben. Amen.

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Erstellt am: 10.11.2014 20:38 Uhr

Zündfunke, 09.11.14

Einen wunderschönen Sonntag, liebe Schwestern und Brüder!
Kaum ein Tag ist in der deutschen Geschichte erinnerungsträchtiger, als der heutige 9. November:
9. November 1918: In Berlin endete das deutsche Kaiserreich und der Anfang der Republik wurde ausgerufen.
9. November 1923: Ein gewisser Gefreiter namens Adolf Hitler inszeniert einen Putsch in München an der Feldherrenhalle.
9. November 1938: Die Reichspogromnacht, von den Nazis zynischer Weise „Reichskristallnacht“ genannt. Jüdische Geschäfte und Wohnungen und vor allem die Synagogen werden deutschlandweit geplündert und in Brand gesteckt, der Holocaust beginnt.
9. November 1989: Die Mauer fällt. Glückliche Menschen übersteigen die Berliner Mauer. Tränen der Freude hüben wie trüben. Es ist kaum zu fassen, wildfremde Menschen fallen sich um den Hals, ganz Deutschland im Freudentaumel, eine Stimmung größer noch wie beim Gewinn einer Fußball-WM.
Ich meine, er eignet sich gut als Gedenktag für uns Deutsche, dieser 9. November. Und weshalb? fragen Sie. Weil er für beides steht: Sowohl für glückliche Stunden, wie auch für Stunden, derer man sich nur schämen kann.
Der 9.November, der Tag des Mauerfalls, ist ein Symbol für eine geglückte friedliche Revolution von unten, worauf wir stolz sein und worüber wir uns freuen können.
Der 9. November, der Beginn der systematische Vernichtung von 6 Millionen Juden, ist aber für immer auch ein Tag der Scham für uns Deutsche. Fast alle Synagogen und jüdischen Friedhöfe wurden in dieser Nacht im Deutschen Reich niedergebrannt oder geschändet, jüdische Geschäfte wurden zerstört und geplündert. Viele haben dabei teilnahmslos zugesehen oder zumindest nicht helfend eingegriffen. Ein paar Jahre später waren mehr als 6 Millionen jüdischer Menschen ermordet. Das haben wir nicht gewollt, sagten die einen – das haben wir nicht gewusst, die anderen.
Stolz sein und sich schämen, ist vielleicht ein bisschen viel für einen Tag. Aber so ist die Geschichte nun mal. An der Gedenkstätte für die die Opfer des Holocaust Yad Vashem in Jerusalem findet sich der Satz: „Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung“. Erinnern wir uns an die glücklichen Stunden des 9. November 1989 und hören wir endlich auf, über die Folgen der Wiedervereinigung zu stöhnen. Erinnern wir uns aber auch an den 9. November 1938 und bleiben wir wachsam gegenüber jeglichem rassistischen Gedankengut, von welcher Seite auch immer.

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Erstellt am: 10.11.2014 20:31 Uhr

Zündfunke, 08.11.14

Haben Sie es gewusst, liebe Schwestern und Brüder? Heute ist der „Internationale Tag der Putzfrau“. Noch nie gehört? Also doch mal wieder was Neues durch den Zündfunken erfahren. Ich habe diese Info aus dem Internet. Da steht im Kalendarium, dass heute dieser Tag gefeiert wird. Sonst nichts. Nicht, wie er entstanden ist; nicht, welche Organisation dahintersteht; keine Ahnung, ob diesen Tag überhaupt wer wollte. Ich habe auch Ahnung, ob ihn irgendjemand feiert und gleichfalls Peilung, ob es irgendeinen offiziellen Festakt gibt.
Aber sagt das nicht schon alles? Stell dir vor, es gibt einen internationalen Tag. Und keiner geht hin. Keiner nimmt ihn überhaupt wahr. Und schon gar nicht die Putzfrauen. Drei habe ich im Vorfeld meiner Recherchen gefragt. Und? Die wissen nichts von „ihrem“ Tag. Die wissen nur etwas von ihrem Alltag. Und in dem kommen Scheuermittel und Putzlappen vor. Keine Lorbeeren. Keine Lobeshymnen. Kein „Wie-gut-dass-es-euch-gibt“.
Aber so ist es doch. Auch wenn es selten einer laut sagt. Wo wäre denn unsere Gesellschaft ohne die Putzfrauen? Ohne die Reinigungskräfte, die zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Schrubber und Besen durch private und öffentliche Gebäude eilen? Auf ihre Weise dafür sorgen, dass das Leben sauber ist und wie geschmiert läuft.
In der Rangliste der gesellschaftlich erstrebenswerten Berufe liegt das Saubermachen für die Gesellschaft ziemlich weit unten. Müllmänner, Putzfrauen und Toilettenpersonal sind nun einmal Berufe, für die es kein Abitur braucht. Aber das Abitur braucht diese Berufe. Weil in einer Gesellschaft immer die einen die anderen brauchen. Nur – in aller Regel sieht das oft keiner. Die mit dem Abitur werden belobigt und ausgezeichnet, feiern ein riesiges Fest mit Freunden und Bekannten, Familie und Verwandten. Und die anderen? Die räumen anschließend den Dreck weg; tragen Sorge dafür, dass nach der Übergabe des Reifezeugnisses der einen, die anderen nicht im Dreck weiter machen müssen.
Deswegen finde ich die Idee mit dem Internationalen Gedenktag eigentlich gar nicht schlecht. Noch besser fände ich allerdings, wenn es viele Tage gäbe, an denen Aufmerksamkeit und Respekt herrscht. Nicht nur für die großen Taten, die in Zeitungen stehen. Sondern für die vielen kleinen Rädchen, die unsere Gesellschaft am Laufen halten.

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Erstellt am: 10.11.2014 20:29 Uhr

Ein Leben zwischen den Schuhen

09.11.2014, EL DÍA
Mit seinen 76 Jahren repariert Benito Quintero, immer noch mit Begeisterung Schuhe, ein Beruf den er schon als Kind erlernte. Der Geruch nach Leim und ein kleines, einfaches Plakat machen Besucher auf Benitos Werkstatt aufmerksam. Antonio Benito Quintero López eröffnete sie 1983 in der calle Marqués de Celada in San Benito. Diese kleine Werkstatt machte sich im Laufe der Jahre einen Namen in La Laguna. Heute, mit 76 Jahren, unterstützt von seinem Sohn Oscar, näht, klebt und nagelt er nach wie vor mit dem Geschick eines Meisters. Über 60 Jahre Berufserfahrung hat er nun. In den 60 Jahren habe sich viel in diesem Beruf verändert, so Benito. Zum Beispiel das Material und die Werkzeuge. Früher gebrauchte man hauptsächlich gegerbtes Rindsleder und Autoreifen. Heute sei alles anders, sagt er. Das einzige, was gleich geblieben sei, ist, dass die Schuhe an den Füssen getragen werden. Die Lebensgeschichte von Benito ist ein Spiegelbild der Mühe und Hingabe. Mit nur 18 Monaten erkrankte er an Polio und die Folgen dieser Krankheit prägten nicht nur sein weiteres Leben, sondern auch seinen Beruf. Mit 15 Jahren musste Benito die Schule verlassen, woraufhin seine Mutter und die Nachbarin einen Beruf für ihn suchten, den er im Sitzen ausüben konnte. Mit einem Cousin – dem Meister Chano Armas – machte er dann seine ersten Erfahrungen im Schusterhandwerk. In der gleichen Strasse, in der er jetzt arbeitet. Das Abenteuer dauerte 4 Jahre. Danach arbeitete er in der Schuhwerkstatt des Don Bruno. Dort verdiente er 15 Peseten in der Woche. Die wichtigsten Kunden, erinnert er sich, waren die Soldaten aus der Kaserne von Los Rodeos, die sich ihre Stiefel reinigen liessen. Später entschied Benito sich dann für die Selbständigkeit. Wiederum ein Abenteuer, welches er aber bis heute nicht bereut hat. (SB)

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Erstellt am: 10.11.2014 10:01 Uhr

Zündfunke, 07.11.14

„Eine Geschichte, die Sie an Gott glauben lässt“, so verehrte Schwestern und Brüder, stand es auf dem Klappentext des Taschenbuchs – und das hat mich neugierig gemacht. Yann Martels „Schiffbruch mit Tiger“ – eine Geschichte vom Überleben:
Pi Patel, Sohn eines indischen Zoobesitzers, wandert mit seiner Familie und einigen Tieren seines Zoos von Indien nach Kanada aus. Der Frachter mit den ungewöhnlichen Passagieren erleidet jedoch im Pazifischen Ozean einen gewaltigen Schiffbruch. Pi ist der einzige seiner Familie, der sich retten kann und überlebt. Nun muss er sich allerdings das Rettungsboot mit einem Zebra, einer Hyäne, einem Orang-Utan und einem Tiger teilen. Was folgt, das ist die Geschichte eines gnadenlosen Fressens und Gefressen Werdens. Am Ende überlebt der Junge nur, weil es ihm gelingt, mit dem Tiger Freundschaft zu schließen.
Nach seiner Rettung erzählt Pi seine Überlebensgeschichte zwei Versicherungsagenten, die den Hergang des Unglücks rekonstruieren. Doch die beiden nehmen dem Jungen seine Tierfabel nicht ab. Enttäuscht erzählt er eine zweite Version, diesmal ohne Tiere. Nun sind es vier Menschen, die in dem Rettungsboot ums Überleben kämpfen und sich dabei gegenseitig abschlachten. Eine zwar realistische, aber überaus brutale und grauenhafte Geschichte. „Welche war die bessere?“, fragt Pi die beiden Agenten. „Die mit Tieren“, sagen sie einhellig. Worauf der Junge nur entgegnet: „Genauso ist es auch mit Gott.“
Die Geschichte mit dem Tiger ist die bessere Version. Sie klingt zwar wundersam und reicht für die Versicherungsagenten als Erklärung wohl nicht aus, aber sie ist tröstlich und stimmt hoffnungsvoll. Auch der Glaube an Gott mag unrealistisch und wundersam wirken. Doch im Blick auf unsere Welt ist er die bessere Version. Eine Welt, in der Menschen sich gegenseitig zerfleischen, um überleben zu können, ist sinnlos und gottlos. Pi Patel hat während seiner Odyssee gelernt: Nur die Freundschaft mit seinem härtesten Nahrungskonkurrenten und natürlichen Feind lässt beide überleben. Das ist das, was Gott uns lehrt.
Wenn Sie übrigens den Film „Schiffbruch mit Tiger“ sehen wollen, dann merken Sie sich vor: Donnerstag, 11. Dezember um 17 Uhr. Da läuft er im Rahmen unserer Filmabende im Haus Michael.

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Erstellt am: 07.11.2014 18:59 Uhr

Zündfunke, 06.11.14

Es war im Sommer, als ich bei Freunden in Deutschland zu Besuch war. Die waren arbeiten, das Wetter schlecht und ich las in einem Buch, als das Telefon klingelte: Am anderen Ende hieß es: „Guten Tag, mein Name ist Schmitz und ich mache eine Umfrage im Auftrag eines Wirtschaftsinstituts.“ Und dann folgen Fragen zum Einkaufs- und Konsumverhalten, die sich langsam zum Einkommen vorarbeiteten und in der Frage gipfelten: Sind Sie auch der Auffassung, dass Sie zu viel Steuern zahlen?
Spätestens hier roch ich dann den Braten: Der Anrufer wollte mir Tipps und Tricks zum Steuersparen verkaufen. Die Umfrage selbst, die war nur ein Vorwand. Die ersten dieser Anrufe habe ich noch freundlich abgewiegelt; aber sie nahmen in wenigen Tagen so sehr überhand, dass ich beim letzten schroff wurde und gleich zu Beginn sagte, ich sei mit der Höhe meiner Steuern zufrieden. Verblüffte Rückfrage: „Zahlen Sie wirklich gern Steuern?“ Meine Antwort: „Ja“. Dann gab es da nur noch ein verständnisloses Seufzen in der Leitung und ein grußloses Ende des Gesprächs.
Zahle ich aber wirklich gerne Steuern? Wenn ich ehrlich – nein, nicht wirklich. Wer lässt sich denn schon gerne freiwillig einen wesentlichen Teil seines Einkommens abzwacken. Andererseits: Jeden Tag benutze ich – ob in Deutschland oder hier – den steuersubventionierten öffentlichen Nahverkehr; ich vertraue auf den Schutz von Polizei und Feuerwehr und meine Kinder durften kostenlos die Schule besuchen – bis wir dann hier waren. Wovon aber soll das denn alles bezahlt werden, wenn nicht von meinen Steuern und denen vieler anderer? Ist es da nicht eine merkwürdige Haltung, die Steuern als eine Art Geldstrafe misszuverstehen, der man sich mit allen Tricks entziehen sollte? Ist es denn nicht ungerecht, alle Leistungen des Gemeinwesens in Anspruch nehmen und zugleich sich aller Steuerlasten entledigen zu wollen?
„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist“, wird Jesus in der Bibel zitiert. Man darf diesen Satz nicht überdehnen, aber er heißt bestimmt nicht: Enthaltet dem Kaiser, also dem Staat vor, was auch immer ihr ihm vorenthalten könnt. Es ist kein Zeichen anerkennenswerter Klugheit oder Pfiffigkeit, sich arm zu rechnen oder arm zu stellen, um möglichst wenig Steuern zu zahlen – selbst wenn dies legal ist und von vielen praktiziert wird. Zu recht werden die Firmen kritisiert, die sich einerseits mit der Verlagerung von Firmensitzen und Verlusten in die Steuerfreiheit manövrieren, andererseits aber alle Vorteile des Standorts Deutschland in Anspruch nehmen wollen. Und man darf sich nichts vormachen: Die Steuern, die der eine spart, werden am Ende bei dem hereingeholt, der sich nicht gegen die Besteuerung wehren kann. Nein, ich zahle nicht gerne Steuern. Aber ich halte es für gerecht, wenn ich mir ansehe, welche Leistungen der Steuerstaat erbringt. Gebt also dem Kaiser, was des Kaisers ist, damit er seine Aufgaben auch künftig erfüllen kann.

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Erstellt am: 07.11.2014 18:55 Uhr

Zündfunke, 05.11.14

Es geschehen noch Zeichen und Wunder, liebe Schwestern und Brüder – und das jeden Tag, immer aufs Neue. Oft geschehen sie ganz leise. Und eines dieser Wunder ist noch ganz frisch: Es handelt von einer Familie, von einer Katze, und von einem Kind, das 9 Jahre im Wachkoma lag. Wohlgemerkt: 9 Jahre. Die Mutter sagte in einem Interview: „Vorgestern ist mein Sohn aufgewacht. Nach 9 Jahren. Ich kann es immer noch nicht fassen“.
9 Jahre lag der Junge im Wachkoma. Nachdem ihn ein Auto angefahren hatte, wurde er bewusstlos und wachte nicht wieder richtig auf. Seine Augen waren offen, aber er konnte nicht sprechen und nicht essen; er konnte die Muskeln nicht steuern, nichts. „Wir konnten nichts für ihn tun als ihm Essen geben, wickeln und waschen, streicheln und mit ihm sprechen“ sagt die Mutter und lacht und weint dabei gleichzeitig. „Wir haben mit ihm gesprochen, jeden Tag, stundenlang. Wir sind mit ihm spazieren gefahren, damit er frische Luft spürt und Sonne, und haben Ausflüge mit ihm gemacht. Unsere anderen Kinder haben bei ihm im Zimmer gespielt, und wir merkten, dass es ihm gut tut, wenn Leben um ihn ist. Und nie, gar nie haben wir die Hoffnung aufgegeben, dass er eines Tages vielleicht doch wieder aufwachen könnte. Und jetzt ist er aufgewacht, vor zwei Tagen. Einfach so. Mitten in der Nacht. Ich bin so glücklich, dass ich fast verrückt werde.“
Auf Anraten des Hausarztes hatten sie dem Jungen vor einiger Zeit eine Katze gekauft. Nur für ihn. Die Katze fand sofort Gefallen an dem Kind. Sie schnurrte, wenn sie den Jungen sah, und legte sich zu ihm, so nah ans Gesicht, dass er sie spüren konnte. Wenn die Katze bei ihm war, atmete er ruhiger. Irgendetwas war zwischen den beiden, zwischen der Katze und dem Jungen im Wachkoma. Die Katze tat ihm gut. Das sahen alle. „Und jetzt ist er aufgewacht“ sagt die Mutter immer wieder. „Es ist ein Wunder. Wir fassen es noch nicht. Noch weiß niemand, welche Schäden zurückbleiben werden. Aber das ist unwichtig. Denn unser Sohn ist wieder aufgewacht. Ich möchte die ganze Welt umarmen und küssen und allen, aber auch wirklich allen Menschen davon erzählen.“
Sie ist so aufgeregt, ganz außer sich vor Glück. Sie kann nicht schlafen vor Aufregung, und nichts essen, und im Haushalt bleibt zur Zeit alles liegen. Aber das ist nun wirklich kein Wunder bei so viel Freude. „Und wissen Sie was?“ sagt sie zum Schluss. „Ich habe meinen Glauben an Gott wieder gefunden. So ein großes Wunder kann nur von Gott kommen, da bin ich mir ganz sicher!“ Gerührt von diesem wunderbaren Erlebnis kann ich nur sagen: Ja, sie hat recht! 

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Erstellt am: 07.11.2014 18:47 Uhr