Bücher für einen guten Zweck

Die kanarische Gemeinde Residencial Anaga hat ein karitatives Projekt auf die Beine gestellt, in dessen Mittelpunkt Bücher stehen. Es geht um Bücher, die aus Solidarität an die Gemeinde von José de Anchieta (Residencial Anaga) gespendet werden, damit sie später von Freiwilligen verkauft und aus dem Erlös lebensnotwendige Dinge für die Ärmsten eingekauft werden können.
„Im Jahr 2006 begannen wir damit, Familien, die besonders schlimm dran sind, zu unterstützen“, erklärt eine Freiwillige, die ebenfalls das Bücher-Projekt unterstützt. Ursprünglich gegründet wurde die Initiative La Caritativa von vier oder fünf Ehepaaren, die auf diese Weise organisiert Hilfe leisten wollten.
Eine der Freiwilligen, sie arbeitet als Lehrerin an der Universität, hatte mit ihrer Klasse darüber gesprochen, wie man durch verschiedene Arten von Spenden Hilfe leisten könnte, als einer ihrer Schüler die Idee von den gebrauchten Büchern hatte, die man weiterverkaufen könnte. So wurde im Jahr 2008 damit begonnen.
„Die Bücher, die wir bekommen sind Spenden, wir bekommen sie geschenkt“, erklärt eine Unterstützerin von La Caritativa. „Dann verkaufen wir sie überall dort, wohin man uns einlädt. Da gibt es ganz viele verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel auf Messen, in Schulen oder anderen Institutionen. Kürzlich waren wir in der Escuela Oficial de Idiomas und bekamen einige ihrer Sprachbücher gespendet.“ Der offizielle Name der karitativen Gemeinschaft lautet Asociación Banco de Solidaridad de Tenerife.
Dieses soziale Engagement sät überdies auch Samen aus und hat zum Beispiel vor kurzem eine Gruppe Medizinstudenten dazu ermutigt, zu Beginn ihres Kurses Geld zu sammeln und Schulmaterial zu kaufen, um es zu spenden.
Die Gemeinde von José de Anchieta unterstützt insgesamt160 Familien, indem sie einmal im Monat Nahrungsmittel austeilt bzw. älteren Menschen sogar in ihr Zuhause liefert.
„Wir selbst haben so viel Glück in unserem Leben: Arbeit, Familie… ich fühle mich verpflichtet, einen Teil von dem, was ich habe, eingeschlossen einen Teil meiner Zeit, zu nutzen, um anderen zu helfen“, fasst eine Freiwillige zusammen. Auf diese Weise beginnen die Bücher zu leben, wenn ihr Erlös dazu verwendet wird, um anderen Menschen ein Leben zu ermöglichen. (EL DÍA)

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Erstellt am: 31.12.2014 14:21 Uhr

Zündfunke, 31.12.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Der letzte Tag des Jahres, Silvester – was verbinden wir nicht alles mit diesem Tag! Zumindest eine ganze Reihe von Bräuchen. Das Silvesterfeuerwerk erinnert daran, wie man früher glaubte, mit Böllern und Krachern könne man böse Einflüsse vertreiben. Und bis heute geblieben sind die Bräuche, mit denen wir in die Zukunft schauen möchten. Orakelbräuche – von Bleigießen bis Bibelstechen: wie wird die Zukunft? Wer wird nächstes Jahr Glück haben? Wer begegnet dem Schornsteinfeger? Wer findet ein Hufeisen? Heutzutage wohl etwas schwieriger, da findet sich leichter eine Radkappe! Gut gelaunt zu feiern, das gehört auch zu den Bräuchen, in der Familie oder im Freundeskreis. Und nicht zu vergessen: das legendäre Silvestermenü. Auch das Erfolgsgeheimnis des legendären »Dinner for One« im Silvester-Fernsehprogramm besteht vielleicht gerade darin, auch im hohen Alter gelassen an Ritualen festzuhalten. Selbst wenn man nur noch zu zweit ist.
Einen Gottesdienst zu besuchen, ist auch so ein Ritual am Silvesterabend. Bevor wir gegen Mitternacht die Sektkorken knallen lassen, in die Kirche gehen, singen, zuhören, beten, bewusst nachdenken. Wieder geht ein Kalenderjahr zu Ende. Was war 2014 alles los? Was haben wir zu beklagen, was ist Schlimmes passiert? Und was ist uns gelungen? Wofür können wir dankbar sein? Was kommt im neuen Jahr auf uns zu? An Veränderungen, an Reformen? An weiteren finanziellen und weitreichenden Krisen, Kriegen oder Katastrophen? Werden die Stimmen noch lauter, die gar nicht am sozialen Frieden interessiert sind? Wie wird das mit dem Zusammenleben in unserer Gesellschaft werden? Jeder macht sich da so seine eigenen Gedanken.
Silvester ist eigentlich gar kein hoher kirchlicher Feiertag. Trotzdem erfreut sich der Gottesdienst an diesem Tag großer Beliebtheit, er ist für viele Menschen wichtig: sogar im Urlaub, denn auch unsere Kirche ist an Silvester immer gut besucht.
Ein schönes Ritual, das alte Jahr in der Kirche zu verabschieden, und um Gottes Segen für das kommende Jahr zu bitten. Wir, die katholische und evangelischen Gemeinden im Norden Teneriffas tun das heute Nachmittag um 17.00 Uhr in der großen Pfarrkirche Señora de la Peña in Puerto de la Cruz, und im Namen der beiden Kirchengemeinden möchte ich auch Sie recht herzlich dazu einladen.

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Erstellt am: 31.12.2014 14:16 Uhr

Zündfunke, 30.12.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Auf dem Rummelplatz beginnt es zu dämmern. Ringsum dichtes Menschengedränge. Ein verwirrendes Spiel der vielen bunten Glühbirnen und Leuchtreklamen. Ohrenbetäubender Lärm. Den kleinen Jungen an der Hand seiner Mutter stört das alles nicht – im Gegenteil: er ist überwältigt von so viel Spektakel. Er weiß nicht, wohin er zuerst schauen soll. Seine Augen strahlen! Mama – schau dort; sieh mal hier; Mama – hör, dort drüben! Die Mutter kann der Begeisterung ihres Jungen kaum folgen.
Da verliert der Junge ganz plötzlich die Hand seiner Mutter. Das Kind erschrickt und zittert. Es weint und schreit nach seiner Mutter. Die Freude verwandelt sich in Angst. Der Rummel, die vielen Menschen werden auf einmal bedrohlich. Man sieht es dem verängstigten Gesicht des Jungen an: Er fühlt sich ausgeliefert, verloren.
Doch da ist sie wieder, die Hand der Mutter. Der Junge beruhigt sich und strahlt seine Mutter an. Alles ist wieder in Ordnung. Es kann ihm nichts mehr passieren. An der Hand genommen, fühlt er sich geborgen inmitten einer verwirrenden, lauten Welt.
Manchmal komme auch ich mir vor wie dieser kleine Junge – auf dem Rummelplatz meines Alltags. Wenn ich verstanden, geliebt und ernst genommen werde – werde ich mit vielem im Leben fertig; kann mir so schnell nichts passieren. Wo ich von Herzen sagen kann: Gut, dass es dich gibt; wo mir jemand anvertraut: Ich mag dich – da wird eben vieles im Leben leichter.
Wo diese Nähe aber fehlt – da wird es kalt, da fühle ich mich einsam, ausgeliefert, verloren. Eine Welt voller Probleme bricht über mich herein. Furcht, gar Lebensangst kann mich befallen.
In dieser Spannung muss jeder Mensch leben. Damit ich aber in dieser Spannung leben und sie aushalten kann – reicht Gott mir seine schützende Hand. Und er möchte, dass auch ich das tue.
Ich bin überzeugt davon: Wenn wir bei Menschen in guten Händen sind, dann sind wir bei Gott in den besten Händen. Dadurch wird das Leben erträglicher. Was uns tagtäglich bedroht, kann uns bei solch erlebten Hand-Kontakten nicht so schnell etwas anhaben.
Das gilt auch über die Jahre – für das zu Ende gehende Jahr und für das neue Jahr 2015.

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Erstellt am: 30.12.2014 19:02 Uhr

Zündfunke, 29.12.14

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Anglikanische Christen denken heute an einen besonderen Mann, an Thomas Becket, derm bevor er Erzbischof von Canterbury wird, dem britischen König dient. Thomas Becket lebt im 12. Jahrhundert als Kaufmannssohn und studiert Jura und Theologie in Frankreich und Italien. Als er mit 22 Jahren zurück nach London kommt, beeindrucken den König sein sicheres Auftreten und seine Auslandserfahrung. Deshalb entwickeln die beiden, Heinrich II. und Becket, eine sehr enge, persönliche Freundschaft. Es ist nachzulesen, dass die beiden alles teilten: Ihre Jagdleidenschaft, den Wein und sogar die Frauen. Becket wird durch Heinrich zum Lordkanzler ernannt und später Erzbischof von Canterbury.
Zeitgenossen vergleichen dieses Verhältnis mit der Beziehung des ägyptischen Pharaos zu Josef. Thomas Becket nimmt seine Aufgabe als Stellvertreter des Königs sehr ernst. Zuerst als Lordkanzler und später auch als Erzbischof. Allerdings zum Entsetzen des Königs. War er im Krieg gegen Frankreich als kühler Rechner einzuschätzen, so vertritt er als Erzbischof mit aller Vehemenz kirchliche Interessen und Rechte. Für Heinrich sieht das wohl so aus, als habe sein Freund die Seiten gewechselt. Er tut nicht mehr das, was der König will, und dadurch lässt dieser ihn fallen. Daraufhin muss Becket nach Frankreich fliehen. An Weihnachten des Jahres 1170 ruft Heinrich, zwar versteckt, aber doch für alle vernehmbar, zum Mord an Becket auf, was dann am 29. Dezember auch prompt durch 4 Ritter ausgeführt wird. Der König aber ist aus dem Schneider.
Historiker rätseln bis heute über die Wandlung Beckets. Eins aber ist sicher: Thomas Becket ist wohl überzeugt davon, dass er in seinem Beruf Gott mehr gehorchen muss als den Menschen; dass er andere Maßstäbe setzen muss, dass er in seiner Position nicht am Machtgewinn der weltlichen Macht mitarbeiten kann. Und er erkennt, dass er zu seinen Überzeugungen stehen muss, aber dass es durchaus erlaubt ist und ehrlicher sein kann, wahrzunehmen, dass sich Überzeugungen im Laufe eines Lebens auch wandeln können. Thomas Becket, ein Vorbild – nicht nur für die Gemeinschaft der Anglikaner.

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Erstellt am: 30.12.2014 18:38 Uhr

21,5 Millionen aus Radarfallen

Die kanarischen Inseln stehen an achter Stelle in der Auflistung aller autonomen Gemeinschaften des ganzen Landes, in der es darum geht, wieviel Geld Autofahrer für Strafen wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen bezahlen mussten.
Die spanische Generaldirektion für den Verkehr (Dirección General de Tráfico, DGT) nahm insgesamt 508.618.018 Euro an Strafen von Verkehrsteinehmern ein, die sich auf Geschwindigkeitsüberwachungen durch Radargeräte bezogen und zwar im Zeitraum von November 2011 bis Oktober 2014. In der autonomen Gemeinschaft der kanarischen Inseln betrugen die Einnahmen aus dieser Quelle in den vergangenen drei Jahren 21,5 Millionen Euro.
Innerhalb des Archipels hatte die Provinz Las Palmas de Gran Canaria die höchsten Einnahmen in dieser Kategorie mit 12.292.749 Euro, während sich die Einnahmen durch die Generaldirektion für den Verkehr in Santa Cruz de Tenerife auf 9.231.714 Euro summierten.
So lauteten die Ergebnisse einer Anfrage des Abgeordneten der Sozialdemokratischen Fraktion Miguel Angel Heredia Díaz Así an die Exekutive der Volkspartei bezüglich dieses Aspektes, welche der Europa Press zur Verfügung gestellt wurden.
Andalusien verzeichnete in seinen Kompetenzbereichen, ausgenommen Katalonien und dem Baskenland, die höchsten Einnahmen aus Geldbussen wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen in Höhe von 99,9 Millionen Euro in dem genannten Zeitraum.
Hierbei muss auch bedacht werden, dass die geographische Lage der jeweiligen Region und die Länge der vorhandenen Strassen und Autobahnen einen Einfluss auf das Ergebnis hat, da so unterschiedliche Voraussetzungen dafür gegeben sind, wieviele Radargeräte durch die Guardia Civil installiert werden können, um Verstösse zu erkennen.
Den zweiten Platz in der Aufstellung belegt die autonome Region Kastilien und León, mit 73.200.000 Euro ist. Die Einnahmen aus der Provinz von Kastilien-La Mancha werden mit 54.700.000 Euro angegeben.
In Galicien nahm die Generaldirektion für den Verkehr 60,9 Millionen Euro ein, wohingegen Valencia mit 47,2 Millionen Euro Einnahmen aus Geschwindigkeitsüberschreitungen in der Auflistung steht. Madrid gibt eine Summe von 39,5 Millionen Euro an und liegt somit im nationalen Vergleich auf Platz sechs. Dahinter folgt noch Aragon mit 29,2 Millionen Euro an Einnahmen aus Strafen auf dem siebten Platz vor den kanarischen Inseln.
Währen der vergangenen Jahre wurden allerdings Stimmen laut, die kritisierten, dass Mitarbeiter der Guardia Civil mit mehr Eifer daran arbeiten würden, die besten Plätze für ihre Radarfallen ausfindig zu machen, als sich ihrer eigentlichen Arbeit und Verantwortung auf der Strasse zu widmen.
(EL DÍA)

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Erstellt am: 30.12.2014 12:28 Uhr

Predigt zum Fest der Heiligen Familie 2014 (28.12.)

L II: Hebr 11, 8.11f.17ff / Ev.: Lk 2, 22.39f (Kf)
Schwestern und Brüder!
Maria, Josef und ein freundlich lächelndes Jesuskind in trauter Eintracht beieinander; ländliche Idylle im Stall zu Bethlehem; Maria stets demütig, Josef immer fleißig, Jesus allzeit brav und gehorsam – Familienweihnachtsidylle pur auf Kunstwerken und Postkarten. Ob es damals aber wirklich so war?
Heute: Patchwork, Alleinerziehend, Vater-Vater oder auch Mutter-Mutter-Familie, dazwischen auch „Normalos“ – Mann-Frau-Kind! Das ist Familienweihnacht 2014! Böse Zungen behaupten ja, dass das heutige Fest ganz gut in unsere Zeit passen würde. Denn: Vater im Himmel – Mutter auf der Erde – dazu ein fürsorglicher Ziehvater für das uneheliche Kind. Ich bin – offen gesagt – noch nie ein großer Freund dieses Festes gewesen, weil es auch an kein Ereignis der Heilsgeschichte erinnert, wie sonst fast alle kirchlichen Feste, sondern weil es sich einzig und allein einer Idee verdankt, die im offiziellen Tagesgebet heute so formuliert ist: „In der Heiligen Familie hast du uns ein leuchtendes Vorbild geschenkt.“
Es war Papst Benedikt XV., der 1920 dieses Fest verbindlich für die ganze Kirche eingeführt und damit ganz offensichtlich ein Gegengewicht geschaffen hat gegen den massiv um sich greifenden Traditionsbruch der Moderne und die vielfachen Umwälzungen durch die industrielle Revolution. Sein Ziel war klar formuliert: Nur eine bewusste christliche Lebensführung ist das Ideal einer bürgerlichen Familie. Dass aber Familie heute nun ganz unterschiedliche Formen und Ausprägungen kennt, das ist fast schon keines Kommentares mehr wert. Und auch unter Christen gibt es dazu ganz verschiedene Auffassungen. Deshalb möchte ich heute den Blick auf die andere Familie lenken, die Jesus immer wieder propagiert hat: „Wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt, ist für mich Bruder, Schwester und Mutter.“ Heißt für mich nichts anderes, als dass wir alle diese Familie sind. Und so wie damals Jesus seine eigene Familie ab und an gewaltig vor den Kopf gestoßen oder seinen neuen Familienmitgliedern ab und an die Leviten gelesen hat, so hat dies auch Papst Franziskus beim diesjährigen Weihnachtsempfang der römischen Kurie getan. Ohne Umschweife kam er auf die „Krankheiten der Kurie“ zu sprechen, auf dem Hintergrund seiner nun zweijährigen Erfahrung als Papst, der vor seiner Erwählung zum Bischof von Rom herzlich wenig mit diesem „Apparat“ der eigenen Familie zu tun hatte. Deshalb, so habe ich mir gedacht, soll der Papst heute hier selbst zu Wort kommen. Und ich sage Ihnen dabei gleich: Lehnen wir uns nicht voreilig und leichtfertig zurück und grinsen uns eins, was er den Kurienmitarbeitern so steckt. Denn was er diesen sprichwörtlich „ins Ohr geflüstert hat“, das trifft auch auf das Verhalten vieler von uns in unseren Gemeinden – ja, es trifft vielleicht sogar auf das Verhalten einzelner von uns in ihren Familien zu:
Insgesamt fünfzehn Krankheiten identifiziert Papst Franziskus in seiner nächsten Umgebung. Der in Armut geborene Gottessohn wolle uns Demut lehren; er sei nicht zu ausgewählten Menschen, sondern zu armen und einfachen Menschen gekommen. Die Krankheiten, von denen er spreche, seien zwar nicht ausschließlich auf die Kurie beschränkt, sie seien „natürlich auch eine Gefahr für jeden Christen und jede (bischöfliche) Kurie, für jede Gemeinschaft, Kongregation, Pfarrei und kirchliche Bewegung.“
Die erste Krankheit sei die, sich für immun oder unersetzlich zu halten: „Eine Kurie, die keine Selbstkritik übt, die sich nicht erneuert, die nicht besser werden will, ist ein kranker Organismus. Ein Besuch auf dem Friedhof kann
uns helfen, die Namen all der Personen zu sehen, die glaubten, unersetzbar zu sein.“ Diese Krankheit rühre häufig aus einer „Pathologie der Macht …, aus einem Narzissmus, der immer nur das eigene Gesicht, aber nicht das Bild Gottes im Gesicht der anderen sehe, vor allem der Schwächsten und Bedürftigsten.“
„Dann ist da eine weitere Krankheit: der Marta-lismus [nach der biblischen
Figur der Marta], die übertriebene Geschäftigkeit (…) Die notwendige Ruhe zu vernachlässigen führt zu Stress und unnötiger Aufregung“, so der Papst weiter. „Außerdem gibt es die Krankheit der geistlichen oder geistigen Versteinerung, das heißt, ein Herz aus Stein zu haben und halsstarrig zu sein. Das betrifft all jene, welche die innere Seelenruhe verloren haben, aber auch Lebendigkeit und Wagemut – und die sich deshalb hinter Papieren verstecken; sie werden zu einer ‚Maschine von Vorgängen‘ statt zu einem ‚Mann oder einer Frau Gottes‘.“
Eine weitere Krankheit der Kurie sei der Funktionalismus der Funktionäre und ihrer Planungswut: „Es ist notwendig, alles gut vorzubereiten, doch ohne der Versuchung zu erliegen, die Freiheit des Heiligen Geistes einschließen und steuern zu wollen.“ Immer wieder bedient sich der Papst griffiger Metaphern: „Es gibt auch die spirituelle Alzheimer-Krankheit, das Vergessen der persönlichen Geschichte mit dem Herrn, der „ersten Liebe“ (Off 2,4). Dabei handele es sich „um einen progressiven Verfall der spirituellen Fähigkeiten“, der letztlich unfähig macht, abzusehen von den eigenen Vorlieben und Gewohnheiten, „Launen und Manien“.
Viel Beachtung widmet der Papst der Krankheit Eitelkeit und Ruhmsucht, „wenn vor allem die Farbe der Montur im Blick ist, wenn Titel und Auszeichnungen gesucht werden.“ Und er nennt auch die Krankheit, „den Vorgesetzten den Hof zu machen, um ihr Wohlwollen zu erlangen.“ Aber auch um die Krankheit der Vorgesetzten weiß dieser Papst, die er unumwunden „Komplizenschaft“ nennt.
„Dann gibt es die Krankheit der existenziellen Schizophrenie: die Krankheit
derer, die ein Doppelleben führen, Frucht der typischen Hypokrisie – zu Deutsch: Heuchelei, Scheinheiligkeit – des Mittelmäßigen und einer fortschreitenden geistlichen Leere, die auch akademische Abschlüsse nicht
ausfüllen können. Diese Krankheit betrifft vor allem diejenigen, welche als Priester die Seelsorge aufgegeben haben und sich auf Verwaltung beschränken und so den Kontakt mit der Realität verlieren, mit den konkreten Menschen. So schaffen sie sich eine Parallelwelt, in der sie für sich selbst außer Acht lassen, was sie den anderen mit Strenge beibringen wollen.“
Der Papst spricht auch von „der Krankheit des Geredes, des Gemunkels, des Klatsches … – der Krankheit der Feiglinge, die hinter dem Rücken der anderen reden“ – und mit ihrem „Geschwätz“, andere herabsetzen. Man „tötet kaltblütig den Ruf des Nächsten“, um selber besser da zustehen.
„Und da ist die Krankheit der Leichenbittermiene griesgrämiger und mürrischer Menschen, die meinen, um wichtig und sehr ernst zu wirken, ihr Gesicht in Schwermut und Strenge hüllen zu müssen, – und dann die anderen, vor allem die Schwächeren, mit sturer Strenge, Härte und Arroganz behandeln. In Wirklichkeit ist diese theatralische Strenge ein steriler Pessimismus und ein Zeichen für Angst und Unsicherheit.“
Sehr viel Schaden richte auch “die Krankheit des Anhäufens“ von materiellen Gütern an. Das betreffe all jene, die auf solch fragwürdige Weise ihre Macht und ihr Ansehen vermehren wollen. Es waren keine konkreten Vorwürfe, die der Papst äußerte; es gab aber so manche Anspielung und jedenfalls eine sehr hellsichtige Krankheitsdiagnose. Einmal mehr wurde deutlich, dass der Papst unter „Reform“ zuerst eine persönliche Erneuerung des Christen versteht und dann erst die Reform kirchlicher Strukturen. Die Krankheiten beim Namen zu nennen, sei bereits der erste Schritt zur Besserung, schloss Papst Franziskus seine Ausführungen.
Wer von Ihnen in den Nachrichten die Videosequenz aus der „Sala Cle-
mentina“ – dem Ort dieser Weihnachtsansprache von Papst Franziskus – verfolgt und dabei die teilweise versteinerten Mienen der Anwesenden gesehen hat, die oder derjenige mag erahnen, dass so manch einer einen tiefen inneren Groll gegen diesen Papst hegt. Das ist wie in der Familie, wenn es eine Standpauke gibt und alle in tiefer Betroffenheit den Kopf senken. Allerdings: In der Familie ist man sich trotz so mancher „Kopfwäsche“ in Liebe und Zuneigung verbunden. Ob das in der großen Familie unserer Kirche so ist, wage ich zu bezweifeln. Auf jeden Fall macht sich Papst Franziskus mit solch offenherzigen und schonungslosen Worten nicht nur Freunde, auch wenn er in seiner engsten Umgebung durchaus Freunde und Gesinnungsgenossen hat.
Wenn auch wir ihn unterstützen und wenn auch wir zur großen Familie der Töchter und Söhne Gottes gehören wollen, dann müssen wir uns – bei aller Bewunderung des päpstlichen Freimutes – an die eigene Nase fassen und uns ehrlich fragen, welche der 15 „Kurienkrankheiten“ denn unsere Ureigenen sind und wo wir uns in dieser Familie ändern müssen…

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Erstellt am: 29.12.2014 11:09 Uhr

Predigt an Weihnachten 2014

Lesung: Jes 52, 7-10 / Evangelium: Joh 1, 1-5.9-14
Liebe in der Festfreude von Weihnachten versammelte Schwestern und Brüder!
Wenn wir die Wochenendausgaben großer Tageszeitungen betrachten, dann entdecken wir seitenweise Mietgesuche. Was aber würden Sie denn von folgendem Mietgesuch halten: „Suche Wohnung mit möglichst vielen Räumen. Der Ehrlichkeit halber möchte ich Sie aber gleich warnen: Ich bin kein einfacher Mieter, und wenn Sie sich auf mich einlassen, dann werden Sie schon Ihre Wunder mit mir erleben.“
Ich merke schon: Auch Sie können sich nur schwerlich vorstellen, dass jemand auf die Idee kommt, eine solche Anzeige aufzugeben. Und wahrscheinlich denken Sie jetzt auch: Wer es trotzdem tut muss sich dann auch nicht wundern, wenn keiner darauf antwortet. Aber ich kenne jemanden, der hat genau eine solche Idee gehabt. Und die Unterschrift unter dieser Anzeige lautet schlicht und ergreifend: Gott!
Wie ich darauf komme? Nun, wenn wir mal genauer in die Heilige Schrift schauen und vor allem zwischen den Zeilen lesen, dann entdecken wir dieses Mietgesuch Gottes beinahe auf jeder Seite dieses Buches. Überall blitzt seine Bitte auf: Lasst mich bei Euch wohnen! Stellt mir Eure Lebens- und Eure Zeiträume zur Verfügung. Ich bin zwar kein bequemer Mieter und ich werde Euch sicherlich auch ständig provozieren – provozieren zum Umdenken, zum Umkehren und zum Umbau Eures Lebenshauses; vielleicht auch zur Aufgabe so mancher wohligen Kuschelecken, in denen Ihr es Euch bequemlich gemacht habt. Aber Ihr werdet Euch wundern, was dann aus Eurem Leben werden kann, wenn Ihr mir diesen Platz einräumt. Ob wir uns wirklich auf ein solches Angebot einlassen möchten?
Einer hat diesen Mieter mit all den dargestellten Konsequenzen bei sich
aufgenommen. Heute begehen wir seinen Geburtstag – Jesus Christus. Er hat den wohnungssuchenden Gott ganz und gar in sich aufgenommen, hat ihm in all seinen Lebens-Räumen den notwendigen Platz eingeräumt. Lassen Sie uns einfach mal genauer hinschauen:
ER hat ihm zum Beispiel eine Wohnung geschenkt in seiner Sprache und in seinen Worten, die er wiederum anderen zugesprochen und geschenkt hat. Wie viele Menschen hat er mit seinen aufmunternden, seinen zärtlichen und verständnisvollen Worten aufgerichtet? Und wie viele haben so diese ganz andere, diese göttliche Kraft in seinen Reden, Bildern und Gleichnissen gespürt?
ER hat ihn eingelassen in seine Streitgespräche mit den Pharisäern und den Schriftgelehrten – und sie wurden so mit einem liebenden und für sie völlig unbequemen Gott konfrontiert.
ER hat ihm den Platz freigehalten bei seinen Mahlzeiten mit den Sündern und Zöllnern, den ausgegrenzten und an den Rand gedrängten Menschen – und viele haben so erstmals etwas von einem verzeihenden Gott in ihrem Leben erfahren.
ER hat ihn hineingenommen in seinen Umgang mit den Kranken und den Leidenden, den Trauernden und all jenen, die nicht mehr wussten, wie es in ihrem Leben weitergehen soll. Aber in ihm haben sie die heilsame und von Zuwendung geprägte Nähe Gottes erleben und erspüren dürfen.
Ich meine schon, dass man zu Recht sagen kann: In diesem Jesus da hat Gott seinen ersten Wohnsitz gefunden. In ihm ist, wie es der Evangelist Johannes in seiner Botschaft ausgedrückt hat, das Wort Gottes Fleisch geworden, da hat es Hand und Fuß bekommen und hat unter uns Menschen gewohnt. Das war der Anfang, den wir heute festlich begehen. Aber sich nur zu erinnern, daraus quasi ein feierliches Gedenken mit guten Wünschen und Geschenken zu veranstalten, das würde diesem Fest schlussendlich nicht gerecht werden. Sicherlich: Weihnachten würde uns dann immer daran erinnern, dass Jesus geboren wurde. Keine Frage. Aber mehr eben auch nicht. Aber wenn wir wirklich daran glauben, dass das Wort Gottes Fleisch geworden ist – dann ist Weihnachten doch weit mehr. Dann wird aus dem Erinnern die Erkenntnis, dass dieser Gott auch heute in dieser Welt wirken will und wirken kann. Dazu braucht er allerdings Wohnraum unter uns Menschen – er braucht ihn in uns Menschen. Oder anders gesagt: Gott braucht heute viele Zweitwohnungen. Und je mehr von uns ihn bei sich einziehen lassen, desto menschenfreundlicher kann unser Leben und Zusammenleben werden. So lange viele von uns nach dem Motto leben: „Lobet den Herrn, aber haltet ihn mir vom Hals!“ – solange kann er bei uns nicht heimisch werden. Deshalb habe ich jetzt drei Weihnachtswünsche an Sie, die ich Ihnen gerne mit in dieses Fest und Ihren Lebensalltag geben möchte:
Zum einen: Stellen Sie Gott Ihre Herz-Kammern zur Verfügung und lassen Sie ihn nicht im hintersten Dachstübchen verkümmern. Bleiben Sie nicht bei der Erkenntnis stehen, dass es schon irgendwie ein höheres Wesen geben muss, sondern versuchen Sie, dem Glauben an den lebendigen Gott in Ihrem tiefsten Innersten ein Hausrecht zu geben. Lassen Sie sich die Zusage Gottes, dass wir von ihm unendlich geliebte Menschen sind, unter die Haut und zu Herzen gehen. Und nehmen Sie sich bitte zu Herzen, dass er jede und jeden von uns braucht, damit seine Botschaft auch heute Gehör in die-
ser Zeit findet.
Zum anderen: Stellen Sie Gott Ihre Dunkelkammern zur Verfügung und lassen Sie ihn dort das Bild vom gelingenden Leben entwickeln. Oder anders gesagt: Glauben Sie nicht, dass Gott mit den dunklen Seiten Ihres Lebens nichts zu tun haben will. Dass er sich zurückzieht, wenn Sie sich einsam und verlassen fühlen, krank und ohne Perspektive. Gerade in den Dunkelkammern Ihres Lebens will er Ihnen Bilder entwickeln, wie das Leben trotz Begrenzung und Einschränkung lebenswert bleibt; wie durchlittene Angst und Not mich reifer und mitfühlender machen können; wie das Erleben eigener Dunkelheit sensibler macht für das Dunkel anderer.
Und stellen Sie ihm als letztes einfach auch Ihre Rumpelkammern zur Verfügung und lassen Sie ihn aufräumen mit all dem Ballast, der sich da im Laufe der Jahre angesammelt hat. Lassen Sie ihn entrümpeln und hinauswerfen, was unnütz ist und was sie an Vorurteilen, Ausflüchten, an alter Schuld und alten Verletzungen mit sich herumschleppen.
Der gütige und uns liebevoll zugewandte Gott, ist auch heute noch auf Wohnungssuche. Und wenn wir heute das Geburtsfest jenes Menschen feiern, der ihm all seine Lebensräume geöffnet hat, dann sollte zu unserem Feiern auch das Versprechen gehören, diesem Gott auch in unserem Leben den notwendigen Platz einzuräumen. Lassen wir ihn bei uns einziehen, auch wenn er manchmal ein unbequemer Mieter ist. Aber ich bin überzeugt: Dann werden auch wir unsere Wunder mit ihm erleben – und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Amen.

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Erstellt am: 29.12.2014 11:06 Uhr

Predigt in der Heiligen Nacht 2014

L I: Jes 9, 1-6 / Ev.: Lk 2, 1-14
Liebe in Festtagsstimmung versammelte Schwestern und Brüder!
Ist es wirklich eine Festtagsstimmung, die wir heute hier miteinander erleben? Da versammeln wir uns, um die Geburt eines kleinen Kindes, unseres Gottes zu feiern der Mensch wird, und da draußen spielt die Welt verrückt. Mord und Totschlag wohin man schaut, Terrorwarnungen und Krisenstimmungen um den halben Globus. Eine Hiobsbotschaft jagt die andere und Naturkatastrophen greifen mehr und mehr um sich. Erlebt man eigentlich wirklich nichts anderes mehr, als dass wir uns gegenseitig das Leben auf und in dieser Welt schwer machen?
Manchmal beschleicht mich das Gefühl, wir bräuchten so etwas wie eine Schlichtung für das, was da in der Welt so passiert. Da müsste es jemanden geben, der sich hinsetzt, alle Parteien auf Augenhöhe versammelt, hinhört – abwägt und am Ende dann einen Schlichterspruch fällt. Einen Schlichterspruch der uns allen dann zeigt, wie es gehen könnte, damit die Welt und das Leben in ihr wirklich wieder funktioniert. Aber hatten wir so etwas nicht schon? Ist uns da nicht schon einer auf Augenhöhe entgegengekommen, hat sich selbst ein Bild gemacht und das Leben mit allem, was es ausmacht, kennengelernt, mit uns geteilt und uns genau gesagt, was letztlich Sache ist und wie es gehen kann? Mit dem Ereignis, das wir heute feiern, hat diese Schlichtung begonnen. Es ist der menschgewordene Gottessohn, der uns alle an seinem Tisch versammelt, damit wir Menschen werden, die endlich anfangen miteinander – und nicht gegeneinander diese Welt zu gestalten. Seine Schlichtung hat längst stattgefunden und seinen Schlichterspruch haben wir schon längst vernommen. Es soll Friede sein auf Erden.
Und manchmal, manchmal da hat es ja auch tatsächlich funktioniert – und
sei es nur im Kleinen. Denken wir nur mal an den Krieg, der vor 100 Jahren begann und den man auch den 1. Weltkrieg nennt. In diesem ersten Kriegsjahr 1914 da begrüßen sich ein schottischer, ein französischer und ein deutscher Offizier an Weihnachten mit den Worten: Merry Christmas! Joyeux Noel! Frohe Weihnachten! Wohlgemerkt – diese Männer sind nach der Politik ihrer Regierungen Feinde. Aber hier, an der Westfront, da liegen sich die Truppen dieser Länder schon seit Monaten in einem tödlichen Kampf gegenüber. Nach der anfänglichen Kriegsbegeisterung sind die Männer müde und ausgelaugt. Und dann ereignet sich da so etwas wie ein kleines Wunder: Die einfachen Soldaten auf beiden Seiten haben sich mit Zettelchen und Zeichen verständigt und einen inoffiziellen Waffenstillstand vereinbart. Und dieser Waffenstilstand breitet sich aus. Am Heiligen Abend und an den darauffolgenden Weihnachtstagen schweigen die Waffen auf fast 80 Kilometer Frontverlauf. Weihnachten als ganz existenzielles Wunder – als Friede mitten im Krieg.
In dem Kinofilm „Merry Christmas“ wird diese wahre geschichtliche Begebenheit, die als Weihnachtsfrieden von 1914 in die Geschichtsbücher eingegangen ist, sehr emotional eingefangen. Ein Film, den zu sehen es sich wirklich lohnt, auch und gerade weil er unsere Gefühlsebene anspricht. Ein deutscher Soldat, im Zivilberuf Opernsänger, singt über die Schützengräben hinweg „Stille Nacht, heilige Nacht“. Ein schottischer Dudelsack stimmt mit ein, und dann werden die Gesichter der Soldaten gezeigt. Sie sind berührt, betroffen, die Melodie dringt in ihr Herz. Nein, hier hat der Krieg keinen Platz mehr. Als deshalb die Heeresleitungen der verfeindeten Parteien von dieser unerhörten Verbrüderung Kenntnis erhalten, bleibt für sie nur noch die Konsequenz, ganze Truppenteile zu verlegen. Denn: Wer sich kennt, wer zusammen von Angesicht zu Angesicht diese Nacht gefeiert und an das Kind in der Krippe gedacht hat, so jemand kann nicht mehr voller Hass auf den anderen, der ja auch diese Gefühl erlebt, schießen. So bleibt dieser kurze Weihnachtsfriede von 1914 nur ein kleines Wunder; ein Wunder, das mutwillig wieder von Menschen zerbrochen wurde.
Aber in der kurzen Sequenz dieses Friedens zeigt sich die Art und Weise, wie Gott an uns handelt. Dass uns mitten im Angesicht des Grauens Menschlichkeit ermöglicht wird. Im tiefsten Dunkel möchte dieser Gott Menschen für sich und seine Botschaft gewinnen und sie dabei aus Hass und Verblendung befreien. Doch Gott zwingt nicht. Er lässt uns die freie Entscheidung. Und doch ruft er uns immer wieder zu: Mensch, lass Dich von mir und meiner Botschaft ergreifen.
Im Geschehen von Bethlehem hat sich so ein neuer Weg für uns Menschen aufgetan. Ein Weg, den nicht wir uns ausgedacht haben, denn so etwas Unwahrscheinliches wie das, was da in Bethlehem begonnen hat, das können sich Menschen gar nicht ausdenken – ja das träumen sie nicht einmal. Kein geringerer als der große Philosoph Ernst Bloch, Lehrstuhlinhaber in Leipzig und später Gastprofessur in Tübingen, wo er auch verstarb, hat Zeit seines Lebens diese Theorie vertreten: In diesem, unter so armseligen Umständen begonnen Weg in Bethlehem, da kannst du keine Traumgeschichte entdecken. Deshalb, so sagte er, nehme ich mein Prinzip Hoffnung auch woanders her, als aus der Menschwerdung dieses christlichen Gottes. Und dann hat er geschrieben: „Am Anfang der Stall und am Ende der Galgen – diese Geschichte Jesu erfindet keine Legende.“ Und weil es keine Legende ist, bekennen und glauben wir Christen: Hier ist Gott selbst am Werk. Hier geht Gott seinen für uns so unglaublichen Weg. Mit armen Hirten und zwei Menschen, deren Kind auf Stroh gebettet wird, da beginnt diese unglaubliche Lebens- und Liebesgeschichte mit uns.
Lassen Sie mich das anhand einer kleinen Weihnachtsgeschichte aus Brasilien noch etwas verdeutlichen:
„Die Hirten sind gekommen und dann wieder gegangen. Vielleicht haben sie damals Geschenke mitgebracht, aber gegangen sind sie mit leeren Händen. Doch ein ganz junger Hirte hat von der Krippe etwas mitgenommen und hat es fest in der Hand gehalten. Die anderen haben es zunächst gar nicht bemerkt, bis auf einmal einer sagte: „Was hast du denn da in deiner Hand?“ – „Einen Strohhalm“, sagte der junge Hirt, „einen Strohhalm aus der Krippe, in der das Kind gelegen hat.“ – „Einen Strohhalm“, lachten da die anderen, „aber das ist doch Abfall. Wirf das Zeug weg.“ Doch der junge Hirte schüttelte nur seinen Kopf. „Nein“, sagte er, „den behalte ich. Für mich ist das ein Zeichen, ein Zeichen für dieses kleine Kind. Jedes Mal, wenn ich diesen Strohhalm in der Hand halten werde, dann werde ich mich an das Kind erinnern und daran, was die Engel von diesem Kind gesagt haben.“
Am nächsten Tag fragten die anderen Hirten ihn: „Hast Du den Strohhalm immer noch?“ Wirf ihn endlich weg, das ist wertloses Zeug.“ Aber der Hirte antwortete: „Das ist nicht wertlos. Da hat das Kind Gottes darauf gelegen.“ – „Na und?“, lachten die anderen, „das Kind ist wertvoll, da hast du recht, aber doch nicht das Stroh!“ – „Da habt ihr Unrecht““, sagte der Hirte, „das Stroh ist schon wertvoll. Denn worauf hätte das Kind denn liegen sollen, arm wie es ist? Nein, mir zeigt dieser Strohhalm, dass Gott das Kleine und Wertvolle liebt. Und das heißt für mich: Er braucht auch uns – Dich und mich – Menschen, die gar nicht so viel können, die in den Augen der anderen oft gar nicht viel wert sind.“
So war der Strohhalm aus der Krippe dem Hirten so wichtig. Wieder und wieder nahm er ihn in die Hand; dachte an die Worte der Engel und freute sich darüber, dass Gott die Menschen so liebt, dass er selbst ein Mensch wurde. Eines Tages aber nahm ihm einer der anderen Hirten den Strohhalm weg und schrie wütend: „Du machst mich ganz verrückt mit deinem blöden Stroh!“ Er nahm den Halm zerknickte ihn wieder und wieder und warf ihn in eine Ecke. Der junge Hirte aber stand ganz ruhig auf, strich ihn wieder glatt und sagte zu dem anderen: Sieh doch – er ist geblieben, was er war: ein Strohhalm. Deine ganze Wut hat daran nichts geändert. Sicher, es ist leicht einen Strohhalm zu knicken – und du denkst: was ist schon ein Kind, wo wir doch einen starken Helfer brauchen. Aber ich sage Dir: Aus diesem Kind wird ein Mann, und der wird nicht totzukriegen sein. Er wird die Wut der Menschen aushalten, ertragen und bleiben, was er ist: Gottes Retter für Dich und mich – Gottes Liebe zu uns! Und diese Liebe, die ist nicht kleinzukriegen.“ Amen.

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Erstellt am: 29.12.2014 11:03 Uhr

Predigt am Fest des Hl. Stephanus 2014

Lesung: Apg 6, 8-10; 7, 54-60 / Evangelium: Mt 10, 17-22
Schwestern und Brüder!
Die rote Farbe der Liturgie sagt uns heute: Es fließt Blut. Kaum ist der Gesang der Engel in der Weihnachtsnacht verklungen, da schreit und krümmt sich der erste Märtyrer, weil Steine auf ihn fliegen. Schon relativ früh hat die Kirche das Fest des Stephanus auf diesen Tag gelegt, wie wenn sie uns damit sagen wollte: Christsein hat Konsequenzen, im äußersten Falle sogar tödliche Konsequenzen. Sicherlich: In unseren Regionen fliegen keine Steine gegen Christen – wohl aber vermehrt in anderen Teilen dieser Welt. Denken wir nur an den Mittleren Osten und das islamistische Kalifat, an niedergebrannte christliche Dörfer und Kirchen in Nordnigeria, in Indien und Indonesien, an enthauptete Männer und gesteinigte Frauen, die uns einen religiösen Irrsinn im 21. Jahrhundert vor Augen führen, den wir längst überwunden glaubten.
So gilt bis heute: man kann Weihnachten, man kann sich dem kleinen Kind in der Krippe nähern, aber man muss eben auch darum wissen, in wessen Nähe man da wirklich gerät. Es ist der Mensch gewordenen Gottessohn, der seinen Weg ging von der Krippe ans Kreuz. Die Nähe zu ihm bedeutet deshalb immer auch: Widrigkeiten, Anfechtungen, vielleicht sogar Leid und Tod um seiner Botschaft willen zu akzeptieren. Das heißt dann aber auch: Wir müssen das Kind in der Krippe aus aller weihnachtlichen Betulichkeit und Beschaulichkeit wieder herausnehmen und es dort aufsuchen, wo es von Gott aus seinen Platz hat: Nämlich in allen Krippen dieser Welt, in den Elendsquartieren, den Hungergebieten, den vielen verfolgten Menschen – ob religiös oder politisch – bei den mundtot Gemachten, den Gequälten und in ihren Menschenrechten Verletzten unserer Zeit.
Aber schauen wir auf Stephanus. Was ist da eigentlich passiert? Er war ja
Jude und Christ zugleich. Er wagte den kritischen Spagat zwischen den alten jüdischen Traditionen, der aufblühenden christlichen Religion und der Kultur seiner griechischen Herkunft. Das brachte ihm natürlich Konflikte und Anfeindungen ein. Dabei dürfte es vor allem um die Frage gegangen sein, in wieweit die Bestimmungen des jüdischen Gesetzes für den christlichen Glauben verbindlich sind; wie streng oder auch wie liberal sie auszulegen seien. Es ging dabei vor allem um Reinigungs- und Speisevorschriften, die Sabbatruhe und vieles andere mehr.
Stephanus, der sich als Diakon nicht nur auf die Armenfürsorge beschränkt, scheut diesbezüglich die Auseinandersetzung mit dem religiösen Establishment nicht. Er kritisiert die Praxis derer, die für den Tempel und damit für die Religion verantwortlich waren. Ihm war bewusst, so mancher Verantwortliche missbraucht hier seine Positionen, zur Zementierung und Bereicherung eigener Machtansprüche. Der Hohe Rat und die von Stephanus so Gescholtenen betrachteten wiederum die christliche Urgemeinde mit Argwohn. Dass nun aber diese „liberalen“ griechischen Diaspora-Juden, die sich um Stephanus herum formiert hatten, im Namen Jesu ganze Teile des jüdischen Gesetzes nicht mehr für gültig hielten, das ging ihnen doch entschieden zu weit. Das war in ihren Augen ein Angriff auf das jüdische Selbstverständnis. Und als Stephanus dann auch noch von sich gab: „Ihr Halsstarrigen mit verstockten Herzen und tauben Ohren, ihr widerstrebt allzeit dem Heiligen Geist – wie eure Väter so auch ihr!“ – als sie das hören mussten, da sahen sie nur noch rot. Blut musste fließen. Das war Blasphemie und Gotteslästerung, was Stephanus von sich gab. Und nachdem in der Tora steht, dass Gotteslästerung mit dem Tod durch Steinigung zu bestrafen ist, stürzen sie auf ihn los – um nicht nur ihn, sondern das junge Christentum für immer mundtot zu machen.
Die Ähnlichkeiten zwischen Jesus und Stephanus sind für mich unüberseh-
bar. Alles was er denkt und tut, wie er stirbt – das erinnert auch an Jesus. Was mich aber am meisten erschreckt, das ist die Gewalt im Namen der Religion. Stephanus wird gesteinigt, weil er ein anderes Bekenntnis hat und seine Umgebung ist nicht bereit, diesen Perspektivenwechsel seines Glaubens zu respektieren. Und ein Blick in die Geschichte genügt um zu zeigen, wie oft im Namen Gottes Unheil über die Menschen gebracht wurde. Im Namen des liebenden Gottes wurde gemordet und gebrannt, geraubt und geplündert, vergewaltigt und zerstört. Ja, im Namen dieses Gottes wurden ganze Völker vernichtet. Heilige Kriege und Kreuzzüge sind in fast allen Religionen bekannt. Und auch Kirchenführer haben sich oft genug davon verführen lassen, den Namen Gottes in ihrem eigenen Sinne zu missbrauchen. Ein Problem, das wohl bis auf den heutigen Tag existent zu sein scheint – nicht nur in anderen Religionen wie dem Islam und dem Hinduismus, wenn man die harsche 15-Punkte-Kritik von Papst Franziskus an seinen Kurienmitarbeitern am diesjährigen Weihnachtsfest hört. Bis auf den heutigen Tag geht es auch in dieser, unserer Kirche häufig nur um eigene Macht, oder auch um wirtschaftliche oder politische Interessen, denen dann für das einfache Volk ein religiöses Mäntelchen umgehängt wurde und wird.
Du sollst den Namen Gottes ehren. Dieses zentrale Gebot meint doch wohl, dass Menschen sich nicht anmaßen dürfen, im Namen Gottes Gewalt auszuüben. Der Name Gottes ist sozusagen das Korrektiv all unserer vernichtenden Urteile. Wo nämlich die Achtung vor dem Namen Gottes in der Geschichte nicht respektiert wurde, da kam es immer zu unmenschlicher Gewalt. Ohne Respekt vor dem Heiligen gibt es eben auch keine Würde des Menschen mehr. Besonders schizophren ist, dass ausgerechnet der Sohn Gottes im Namen Gottes hingerichtet wurde. Damit ist aber ein für alle Mal klar: Jede Gewalt im Namen Gottes wird zum Sakrileg. Es gibt keinen „heiligen Krieg“ – nur der Friede ist heilig! Und doch haben sich das Schicksal Jesu und das Schicksal des Stephanus vielfach wiederholt. Immer wieder wurden und werden Menschen um ihres Glaubens oder ihrer Weltanschauung willen hingerichtet, gefoltert, vertrieben und zu Märtyrern gemacht.
So lädt dieser Stephans-Tag uns alle ein, den Weihnachtsfrieden in unseren Alltag zu übersetzen. Diesen Frieden wird es nur dann geben, wenn wir Gott die Ehre erweisen und sein Ebenbild, den Menschen achten. Wenn wir jeden Menschen respektieren, egal welche Hautfarbe er hat und welcher Kultur oder Religion er angehört. Im Blick auf Stephanus müssen wir uns sicherlich nicht zu Heroen machen und uns dabei ständig überfordern. Aber wir könnten zum Beispiel einfach damit anfangen uns zu informieren, wo Christen und andere Religionsangehörige heute verfolgt und misshandelt werden, vertrieben und unterdrückt werden. Wir können Petitionen von Organisationen unterschreiben, die sich mutig für Menschenrechte und Religionsfreiheit einsetzen und das Feld diesbezüglich nicht nur unseren Politikern oder Möchtegern-Politikern überlassen. Wir können auf diese einwirken, dass sie sich mit uns gemeinsam für Menschen einsetzen, die in Ländern ohne Religionsfreiheit zum Tode verurteilt worden sind – wie zum Beispiel die Christin Asia Bibi, wie wegen angeblicher Gotteslästerung in Pakistan hingerichtet werden soll. Ich würde mir wünschen, dass die hohe Politik hier mal genauso „schwere Geschütze“ auffährt in Form von Sanktionen und Embargo, wie im Osten Europas – oder wird hier zwecks wirtschaftlicher und militärischer Interessen mit zweierlei Maß gemessen? Doch wir leben in einer Demokratie und wir können uns zu Wort melden. Ich glaube, das ist unser Auftrag aus dem heutigen Fest: dass wir in unserem Alltag Mechanismen von Gewalt aufspüren, Vorurteile und Klischees entlarven und dann und wann mal unseren Mund aufmachen.
Beten wir – wie Stephanus – für die Menschen, die anderen Unrecht tun.
Aber fragen wir uns auch: Wo schweigen wir lieber, auch in dieser, unserer Kirche, wenn es doch vielmehr angesagt wäre, Farbe zu bekennen wie Stephanus?

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Erstellt am: 29.12.2014 11:00 Uhr

Noch 19 Kreuzfahrtschiffe mit Ziel Santa Cruz in diesem Jahr

Der Hafen von Santa Cruz de Tenerife wird zwischen dem 27. Dezember und dem 31. Dezember 19 Kreuzfahrtschiffe mit 28.450 Touristen und 10.900 Bestzungsmitgliedern, das heisst insgesamt 39.350 Besucher in weniger als einer Woche verzeichnen.
Am 26. Dezember liefen bereits die AIDAblu, die Thomson Majesty und die MSC Armonia in Santa Cruz ein, die beiden letzteren somit in ihren Heimathafen, mit 8.130 Besuchern, 6.100 davon Kreuzfahrt-Passagiere und der Rest Besatzungsmitglieder, wie die Hafenbehörde in einem Infomationsschreiben bekannt gab.
Zwischen Samstag, dem 27. Dezember und Sonntag, dem 28. Dezember kamen 5 Schiffe im Hafen an, mit insgesamt 5.800 Kreuzfahrt-Passagieren und 2.580 Besatzungsmitgliedern. Am Samstag dockten die AIDAstella, die Balmoral und die Rotterdam im Hafen an, die letztere, um bis zum Sonntag im Hafen zu verbleiben. Am Sonntag stiessen dann die Adonia und die Saga Sapphire hinzu.
Zwischen Montag, dem 29. Dezember und Dienstag, dem 30. Dezember kommen gleich 9 weitere Schiffe im Hafen von Santa Cruz de Tenerife an – davon laufen fünf am Montag ein und weitere vier folgen am Dienstag. Die Woche eröffnen werden am Montag die Aurora, die AIDAblu, die Boudicca, die AIDAstella und die Braemar, wobei die letztere bis zum 31. Dezember im Hafen bleiben wird. Die fünf Schiffe werden zwischen 8:30 Uhr und 22:00 Uhr in die Hafenanlage einlaufen, was gleichzeitig die Ankunft von 8.750 Kreuzfahrt-Passagieren und 2.800 Besatzungsmitgliedern bedeutet.
Am Dienstag, den 30. Dezember werden dann die Mein Schiff3, die Marco Polo und die Artania im Hafen von Santa Cruz de Tenerife ankommen – mit insgesamt 5.450 Besuchern, davon 3.800 Kreuzfahrt-Passagiere und der Rest Besatzungsmitglieder.
Drei Schiffe werden im Hafen von Santa Cruz de Tenerife das Jahr 2014 verabschieden und das neue Jahr 2015 willkommen heissen: die Queen Elizabeth, die AIDAcara und die Braemar. Mit ihnen werden 6.700 Personen auf den drei Kreuzfahrtschiffen das neue Jahr im Hafen chicharrero begrüssen – 4.900 Kreuzfahrt-Passagiere und 1.800 Besatzungsmitglieder. Die Norwegian Spirit wird nur einen Teil des Tages in der Hafenanlage verbringen und noch vor Mitternacht wieder in See stechen. (EL DÍA)

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Erstellt am: 29.12.2014 10:51 Uhr