Zündfunke, 14.03.15

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Hand auf’s Herz, liebe Schwestern und Brüder, wann waren Sie denn das letzte Mal sonntags beim Gottesdienst? Und wie war es? Haben Sie sich wohl gefühlt – oder irgendwie fremd? Also ich freue mich jedes Mal, wenn Gottesdienstbesucher in San Telmo mir rückmelden, dass sie sich wohlgefühlt haben; dass die Gebete zeitgemäß und vor allem verständlich seien. Viele freuen sich auch über die Mischung aus alten und vertrauten Liedern oder auch über die Gesänge aus Taizé. Manche sagen auch nur, dass ihnen die Atmosphäre wichtig war, die Ruhe, die sie verspüren durften und unlängst äußerte jemand: Wissen Sie, ich mag sogar den Geruch von San Telmo. Für mich riecht das irgendwie nach Sonntag – selbst im Urlaub. Und Sonntage mag ich ja auch zu Hause.
Nun finden sich in unseren Gottesdiensten wenig junge Menschen. Und manchmal frage ich mich: Wie muss das wohl für einen Zwanzigjährigen sein, wenn er unseren Gottesdienst mitfeiert? Wirkt da der Geruch unserer Kapelle eher abgestanden und a bisserl modrig? Musik und Lieder eher fremd und unbekannt? Oder auch für Christen anderer Konfessionen . Warum muss man an bestimmten Stellen aufstehen und sich dann wieder setzen? Lesungen und Gebete, sind das Texte in einer Sprache, die man hören und verstehen kann? Denken und Fühlen die Menschen der Bibel wirklich genau so, wie Menschen heute Denken und Fühlen? Kommt bei den Gebeten das zur Sprache, was ein junger Mensch auf dem Herzen hat oder auch jemand, der schon lange in keinem Gottesdienst mehr war? Und dann die Predigt? Können Menschen da was mitnehmen zum
Weiterdenken, zur Anregung?
Persönlich tut mir der gemeinschaftliche Gottesdienst am Sonntag mehr als gut. Und ich bin der Überzeugung, dass das vielen auch gut täte, wenn das Alltägliche mal unterbrochen wird. Wenn jemand Worte zu hören bekommt die anders sind als das, was er immer zu hören bekommt. Wenn man Gedanken vermittelt bekommt, auf die man alleine vielleicht gar nie gekommen wäre. Denn da bekommt das, was einen vielleicht schon lange und intensiv beschäftigt, eine andere Farbe – sieht auf einmal anders aus. Vielleicht wird man ja auch einfach nur ruhiger und gelassener. Im wahrsten Sinne des Wortes „ent-spannter“. Nicht bloß abgelenkt, sondern wirklich entspannt vom Alltag in dem Sinne, dass die Spannung nachlässt; dass man für eine gewisse Zeit eben nicht so unter Strom steht, ständig nach allen Seiten aufmerksam, um ja nichts zu verpassen und allem gerecht zu werden. Vielleicht gibt es das ein oder andere in einem solchen Gottesdienst, was auch Sie weiterbringen kann. Und vielleicht können ja auch Sie mal im Gefühl aus der Kapelle gehen: Ich bin nicht allein. Gott geht mit – ein schönes Gefühl.
Morgen könnten Sie es mal wieder probieren mit einem Gottesdienst. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir davon berichten würden. Z.B. über meine E-Mail-Adresse: HausMichael@gmx.net

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Erstellt am: 16.03.2015 09:57 Uhr

Zündfunke, 13.03.15

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Gegen Sorgen und Angst, liebe Schwestern und Brüder, hat der amerikanische Autobauer Walter Chrysler vor fast hundert Jahren ein schlichtes und einfaches Rezept gefunden. Er hat jeden Tag seine Sorgen aufgeschrieben auf kleine Zettel und diese in eine kleine Schachtel auf seinen Schreibtisch gelegt. Damit hat er die Sorgenschachtel erfunden. Und wenn er dann die Zettel nach einigen Tagen wieder herausnahm und sie las, dann konnte er die meisten seiner Sorgen und Befürchtungen in den Papierkorb werfen. Denn sie hatten sich entweder von selbst erledigt, oder er hatte sie einfach schlicht und ergreifend vergessen.
So eine Sorgenschachtel bräuchte ich manchmal auch. Dann könnte ich umsetzen, was eines der Zauberworte unserer Zeit mir verspricht: ich könnte entsorgen, was mich bedrückt und was mich ärgert, was mich belastet und mir schlaflose Nächte bereitet. Aber meine Erfahrung ist: so leicht wie der Hausmüll und das Altpapier lassen sich Sorgen nicht beseitigen. Vieles kann ich nicht entsorgen, weil ich es nicht wirklich losbekomme. Oft kommt dann zu unpassender Zeit mit umso größerer Wucht zurück, was ich unterdrücken und vergessen wollte. Die Sorgenschachtel hilft leider nicht überall.
Aber wenn Sorgen und Ängste mich bedrücken, hilft es mir, wenn ich sie nicht allein zu tragen habe, wenn mir jemand hilft, die Last zu bewältigen. Jesus sagt einmal zu seinen Freunden: „Seht euch die Vögel unter dem Himmel an. Sie säen nicht, die ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?“ Ich bin also nicht allein, auch nicht allein mit meinen Sorgen und Problemen. Gott sorgt für mich. Das verstehe ich so: er hilft mir tragen, er macht mich stark, wenn ich Kraft brauche, er schickt mir Hilfe und Helfer. Wenn er sich um Blumen und Vögel kümmert, dann erst recht um mich. Ich kann meine Sorgen ansprechen, ich kann sie benennen und über sie reden. Ich bin nicht allein damit.
Aber die Sorgenschachtel will ich trotzdem nicht abschaffen. Weil sie mir hilft, meine Sorgen zu benennen und zu beschreiben. Und weil ich dabei lerne zu unterscheiden zwischen den Sorgen, für die ich wirklich einen brauche, der mit trägt und den anderen Sorgen, die sich nach ein paar Tagen erledigt haben.

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Erstellt am: 16.03.2015 09:55 Uhr

Zündfunke, 11.03.15

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Was, verehrte Schwestern und Brüder, meinen Sie, ist denn ihr größter Fehler? In den Fragebögen, die Prominenten ab und an vorgelegt werden, taucht diese Frage häufig auf. Sinn und Zweck des Ganzen? Wir Leserinnen und Leser sollen etwas Einblick gewinnen in das Innenleben dieser Promis. Nun haben Sie sich beim Lesen eines solchen Fragebogens vielleicht auch schon mal gefragt, was würde ich denn da aller Voraussicht nach antworten? Was ist ihr – also in diesem Falle – mein größter Fehler?
Erfolgsmenschen antworten auffallend oft, dass sie sehr ungeduldig seien – wobei das aber immer so wirkt, als würden sie damit keinen Fehler, keine Untugend einräumen, sondern nur ihren Willen zum Erfolg unterstreichen. Und die Ungeduld, zu der sie sich bekennen, die wirkt dann wie eine Schwäche, auf die man stolz ist und die man gerne eingesteht; man trägt sie fast schon wie eine Anstecknadel am Revers des Erfolges. Und weshalb? Weil dahinter doch nur der starke Willen steckt, schnell eine Lösung zu finden. Denn die größte Abneigung die man hat ist die, etwas auf die lange Bank zu schieben.
Verständlich, dass so jemand sich oft aufgehalten und genervt fühlt durch Menschen, die zögern und zaudern, die Zeit brauchen für reifliche Überlegung. Also sogenannte Bedenkenträger! Der Zaudernde steht in keinem guten Ruf – und deshalb gibt es natürlich auch eine Vielzahl von Ratgeber-Bücher, die dem Unentschlossenen helfen wollen; zum Beispiel: „21 Wege um sein Zaudern zu überwinden und in weniger Zeit mehr zu leisten“.
Doch jetzt wurde vor kurzem ein Buch in den höchsten Tönen gepriesen, das sich positiv über das Zaudern äußert und den Zauderer lobt. Ich wollte es sofort kaufen, aber es war vergriffen. Ich wurde ungeduldig, aber ich hatte jetzt Zeit, um mir in Ruhe zu überlegen, ob ich das Buch denn tatsächlich kaufen will. Werde ich es wirklich lesen oder will ich es
nur besitzen?
Immerhin habe ich ohne dieses Buch schon gelernt: Wahrscheinlich geht es genau um diese Verzögerungen, in denen ich meine Gewohnheiten infrage stelle. Denn so entstehen Spielräume, in denen ich entdecken kann, es könnte auch ganz anders sein. Oder ich stelle fest: der angebliche Zeitdruck ist künstlich aufgebaut, damit ich nicht zur Besinnung komme und nicht kritisch nachfrage.
Haben also Zaudern und Zögern durchaus ihre guten Seiten? Ich glaube: ja. Ich fühle mich jetzt jedenfalls darin bestärkt, ernster zu nehmen, wenn jemand zögert; ernster zu nehmen, wenn einer sagt: „Ich bin innerlich noch nicht so weit!“ Oder „Ich möchte lieber nicht!“ Und ich will ernster nehmen, wenn ich in mir ein Unbehagen spüre und innere Widerstände. Vielleicht ist das Glück ja nicht immer nur auf Seiten der tüchtigen Ungeduldigen, sondern auch bei denen, die innehalten und abwarten und reifen lassen können.

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Erstellt am: 14.03.2015 13:20 Uhr

Zündfunke, 10.03.15

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Ich kann mich noch erinnern, verehrte Hörerinnen und Hörer, wie ich mich nach dem Geburtstag von Annika erkundigt hatte. „Super war’s, einfach super“, hat sie mir dann erzählt und sie sprudelte die Liste der Geschenke hervor, die sie bekommen hatte. Immerhin war sie 18 geworden und ihre Familie hatte sich da nicht lumpen lassen. „Doch am schönsten war die Postkarte von Frau Müller“, sagte sie mir dann am Schluss. „Das war meine Grundschullehrerin. Stell Dir vor, die hat mir geschrieben. Dass die noch an mich denkt? Also das hat mich irgendwie doch sehr berührt.“
Ich kenne das auch an mir. Wenn jemand einfach so an mich denkt, ganz unvermutet, ohne besonderen Grund, dann ist das einfach wunderbar. Nur – der oder die andere muss mich das auch merken lassen. Denn das Denken allein kann ich ja nicht wahrnehmen, geschweige denn spüren. Die Postkarte zum Geburtstag, die freundliche Nachfrage: Wie war Dein Gespräch gestern? Oder auch: Komm, ich helf’ Dir beim Tragen – das alles sind Aufmerksamkeiten, die mir zeigen: Da sieht mich jemand, da nimmt mich jemand wahr, wie es mir gerade geht. Da möchte mir jemand was Gutes tun. Das ist schön. Und wenn wir ehrlich sind, dann müssen wir uns doch eingestehen, dass vieles anders wäre, wenn wir so miteinander umgehen würden – aufmerksam!
„Aufmerksamkeit ist der Kern der guten Manieren“, hab ich mal irgendwo gelesen. Und diese Erkenntnis ist einleuchtend. Von einem höflichen Menschen sagt man ja auch: Der ist sehr aufmerksam. Bei Höflichkeit und Manieren geht es nicht darum, ob man die Hände in den Taschen hat, ob man weiß, mit welchem Messer man die Vorspeise zu essen hat oder ob man als Mann nun rechts oder links der Dame gehen muss. Es geht vielmehr darum, dass ich sehe: Wie geht es dem anderen? Was kann ich für die Frau, den Mann neben mir tun? Eben nicht nur sich selber, sondern den anderen in den Mittelpunkt stellen. Das ist der Kern, und wenn der stimmt, dann kommen die guten Manieren ganz von selbst. Und dann wird auch das Zusammenleben leichter, freundlicher, manchmal sogar liebevoller.
Das Buch schließt übrigens mit der Bemerkung, Jesus sei der Mensch mit den besten Manieren gewesen. Ein Vorbild also auch in dieser Hinsicht. Denn Jesus hat ja ganz klar zu seinen Jüngern gesagt: „Ich bin nicht gekommen, um mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen.“ Den anderen in den Mittelpunkt stellen. Aufmerksam sein für die Menschen um mich herum. Gute Manieren. Annika hat mit ihrer unerwarteten Postkarte zum Geburtstag erlebt, wie gut das ist. Also sage mir niemand, dass die Jugend von heute kein Gefühl für gute Manieren besäße.

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Erstellt am: 14.03.2015 13:18 Uhr

Elektroautos für Kreuzfahrtgäste

Eine tolle Fahrgelegenheit bietet sich Kreuzfahrtgästen in Santa Cruz. Elektroautos sollen das Angebot für diese besonderen Gäste erweitern. Und sie sind bereits Realität. Momentan werden die Fahrzeuge aktiv angeboten und gemietet.

Man kann die 20 verfügbaren Fahrzeuge in der Zentrale der E-Cars am Hafen von Santa Cruz erhalten. Dieses Unternehmen ist der Vorreiter auf Teneriffa, also das erste Unternehmen mit einem solchen Angebot.

Die Fahrzeuge haben eine Reichweite von 100 km und sind nur in der Stadt zugelassen.

Der Chef der E-Cars, Juan Garcia Padrón, erklärte, dass die Preise zwischen 30 und 110 Euro schwanken, abhängig von der Mietzeit. Für 4 Stunden zahlt man z.B. 70,- Euro.

E-Cars verfügt bereits über 20 Aufladestationen, es werden jedoch weitere benötigt, um das Netz zu erweitern und diese Fahrgelegenheit auszuweiten.

Desweiteren soll eine App mit insgesamt 109 Hinweisen zu Aufladestationen in Santa Cruz und La Laguna konzipiert werden. Diese App soll es in vier Sprachen verfügbar sein: Spanisch, Englisch, Deutsch und Französisch.

Der Präsident des Ashotel, Jorge Marichal, stellte heraus, dass die Technologie der Elektroautos „in perfekter Harmonie“ zum touristischen Image Teneriffas steht.

(EL DIA)

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Erstellt am: 13.03.2015 11:31 Uhr

Immobilien auf den Inseln sind gefragt

Auf den Kanaren wurde im Februar ein Anstieg der durchschnittlichen Immobilienpreise von 0,7% registriert, was aber immer noch einen Rückgang von 32,5% gegenüber Dezember 2007 bedeutet, also dem Zeitpunkt vor der Krise, laut einer Information der Tinsa (Tasaciones Inmobiliarias).

Dabei verzeichnen die Inseln einen Rückgang von 1,9% in den ersten 2 Monaten dieses Jahres, gegenüber den 4,5% während der selben Periode in 2014.

Im nationalen Vergleich wurde im Februar ein Rückgang von 3,6% registriert, gegenüber den -9,2% im Vormonat und ein Rückgang von 42,6% im Vergleich zu den höchsten Werten im Dezember 2007.

Somit gibt es landesweit einen Geamtrückgang der Immobilienpreise von 2,5% in den ersten 2 Monaten, was eine Differenz von – 0,7% im Vergleich zum selben Zeitraum 2014 bedeutet.

Interessant ist, dass nur die Balearen und Kanaren im Februar eine Preissteigerung zu verzeichnen hatten. Ansonsten hatten vor allem die großen Städte einen Rückgang erlebt.

Laut Tinsa gibt es jedoch positive Signale auf dem Immobilienmarkt. Dieses werden die nächsten Monate zeigen.

(EL DIA)

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Erstellt am: 12.03.2015 20:03 Uhr

Regierung verlängert Öffnungszeiten für Guachinchen

Wer liebt sie nicht, die urigen Guachinchen. Die Inselregierung hat nun nach einjähriger Prüfung die Regularien für Guachinchen auf dem Archipel erneuert, um optimalere Ergebnisse zu erzielen.

Nach vielen verschiedenen Versammlungen wurden einige Änderung in den Verordnungen verabschiedet, unter anderem sind mehr Kontrollen durch die Behörden vorgesehen. Darüber hinaus wird über Kooperationen nachgedacht, um die Guachinchen mehr bewerben zu können.

Der Berater der Vereinigung für Landwirtschaft und Fischerei der Regierung, Jesús Morales, stellte während einer Sitzung mit den Präsidenten der Vereinigung der kleinen und mittleren Unternehmen von La Orotava und des Winzerverbandes noch weitere Veränderungen in Aussicht.

Der Plan geht dahin, dass die Betriebe bis zu 6 Monate im Jahr geöffnet bleiben dürfen, also 2 Monate länger als bisher. Das Ziel ist, die Leistungsstandards zu verbessern und eine Zunahme registrierter Betriebe zu erwirken. Dabei wird als oberste Priorität angesehen, die Marke „Guachinche“ im Touristensektor bekannt zu machen.
(diario de avisos)

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Erstellt am: 10.03.2015 19:50 Uhr

Zündfunke, 09.03.15

Diakon Bertram Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
„Da kann man doch sowieso nichts machen; daraus wird doch nie was; das schaffe ich doch nie…“ Das, liebe Schwestern und Brüder, sind Sätze wie Fallbeile und ich hoffe, Sie haben sie zu Beginn dieser neuen Woche nicht schon gedacht. Denn diese Sätze schneiden alle Möglichkeiten ab; Lebensmöglichkeiten, die doch vielleicht vorhanden wären. Wer von uns hat noch nie erlebt, dass etwas schief gegangen ist, das man angefangen hat? Aber trotzdem: „Wenn Sie es nicht probieren, werden Sie nie herausfinden, ob es geht.“ Das hat mal jemand zu mir gesagt, dem ich viel verdanke und der weiß Gott alles andere als ein Draufgänger war. Ein freundlicher älterer Professor, ein frommer Mann, der aber in unserer Kirche viel bewegt hat.
Vielleicht, so denke ich heute ab und an, konnte er das ja auch gerade deshalb sagen, weil er sich an den Geschichten und Erzählungen der Bibel orientiert hat. Da wird ja immer wieder von Menschen erzählt, die etwas probieren, obwohl es auf den ersten Blick aussichtslos erscheint. Denken wir nur mal an Petrus, der die ganze Nacht gefischt und nichts gefangen hat. Da kann man nichts machen, wird er sich gedacht haben: Der See ist überfischt, das Wetter nicht gut, was weiß ich. Und dann riet ihm Jesus, es noch einmal zu probieren. Und zwar am helllichten Tag. Daraus wird nie etwas – hätte Petrus sagen können. Macht er aber nicht; er sagt nur „Aber“. Wir haben die ganze Nacht nichts gefangen, aber weil du es sagst, will ich es noch einmal probieren. Petrus sagt nicht „ja, aber“, wie das bei uns meist der Fall ist. Denn mit „ja, aber“ kann man durchaus bei seiner Meinung bleiben. Petrus sagt vielmehr: „Zwar – aber“: Zwar sehe ich die Schwierigkeiten – aber ich will es doch probieren.
So fahren sie hinaus, Petrus und seine Kollegen, ein bisschen weiter, ein bisschen mutiger als die letzten Male. Und: Sie machen einen Riesenfang. Wenn sie es nicht probiert hätten, wären die Netze leer geblieben. Wieso konnte Petrus „aber“ sagen und etwas tun, wo nach aller Erfahrung doch nichts draus werden konnte? Ich meine, er konnte das, weil er gespürt hat: Das ist Gottes Rat es zu probieren. Gott ist bei denen, die „aber“ sagen. „Aber“ ich probiere es trotzdem. Dass mit einer solchen Einstellung doch vieles zu bewerkstelligen ist, haben Menschen immer wieder erfahren können. Zum Beispiel auch die Frauen in der Rosenstrasse in Berlin, die gegen die Deportation ihrer jüdischen Männer protestierten. 1943 – mitten im Krieg, wo doch alle sagten: Da kann man nichts machen. Sie haben damals ihre Männer frei bekommen – das war heute vor 72 Jahren. Gott ist eben bei denen, die „aber“ sagen. Heute übrigens auch!

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Erstellt am: 09.03.2015 19:41 Uhr

Zündfunke, 08.03.15

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
Dass Menschen scheitern können, wissen wir alle. Beziehungen zerbrechen, Hoffnungen und Pläne werden enttäuscht, Arbeitsplätze gehen verloren, Wie aber damit umgehen? Nach Aussage der Psychologen ist es am wichtigsten, sich das Scheitern einzugestehen. Das ursprüngliche Ziel weiter zu verfolgen, sei pure Kraftverschwendung. Nur wer sich ganz davon löst, die Weichen neu stellt, findet eine Alternative. Dass das nicht einfach ist, ist klar. Es erfordert das Eingeständnis, das Zugeben, in eine Sackgasse geraten zu sein, oder gar eine Niederlage erlitten zu haben. Und es erfordert den Mut zu einem neuen Anfang. Für die Psychologen liegt der Erfolg dieser Anstrengung auf der Hand: Man wird zum gewinnenden Verlierer, gewinnt eine neue Chance, indem man das Scheitern loslässt. „Ich kann auch ein anderer Mensch sein“ sagen sich diese gewinnenden Verlierer, öffnen so bisher verschlossene Türen und finden – vielleicht – zu neuer Kreativität. „Ich kann auch ein anderer Mensch sein“, diese Erkenntnis ist offenbar der Schlüssel zum Neuanfang. Diese Einsicht könnte zu einem Wegbegleiter in der vorösterlichen Fastenzeit werden, in der wir uns gerade befinden. „Das Reich Gottes ist nahe, kehrt um und glaubt an das Evangelium“. Kehre um, begreife, dass du auch ein anderer sein kannst..Diesen Ratschlag gibt uns Jesus mit, bereits zu Beginn seines öffentlichen Wirkens. Er geht damit über den Rat der Psychologen hinaus, er benennt nämlich den Grund, warum es sich lohnt, ein anderer Mensch zu sein: Nämlich: dass das Reich Gottes nahe ist. Reich Gottes, das steht in der Bibel für die endgültige Wende zum Guten, die Wende, die Gott für die Menschen bewirken will. Diese Wende wird als ein Fest beschrieben, zu dem auch die Gescheiterten eingeladen werden. Wenn ein solches Fest bevorsteht, wenn mit einer solchen Liebe gerechnet werden kann, dann darf man es auch wagen, nach dem Scheitern ein anderer Mensch sein zu wollen. Das ist selbstverständlich keine Garantie gegen erneutes Scheitern, und es entbindet auch nicht von der eigenen Anstrengung. Aber es zeigt, dass die Kette des Scheiterns unterbrochen werden kann – dass man nicht auf Gedeih und Verderb diesem Scheitern ausgeliefert bleiben muss. Deshalb lohnt es sich zu sagen: „Ich kann auch ein anderer Mensch sein“.

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Erstellt am: 09.03.2015 19:38 Uhr

Zündfunke, 07.03.15

Andrea Bolz, Deutschsprachige Kath. Gemeinde in Puerto de la Cruz
Liebe Schwestern und Brüder!
„Draußen war es ein unsäglicher Abend. Ich ging. Ich ging in der Richtung einer Sehnsucht, die weiter nicht nennenswert ist, da sie doch, wir wissen es und lächeln, alljährlich wiederkommt, eine Sache der Jahreszeit, ein märzliches Heimweh nach neuen Menschen, denen man selber noch einmal neu wäre, so, dass es sich auf eine wohlige Weise lohnte, zu reden, zu denken über viele Dinge, ja sich zu begeistern“.
Max Frisch schildert uns diese Gefühle in seinen Tagebüchern, die einen in dieser Jahreszeit und in diesem Jahr sogar auf Teneriffa wieder einholen. Die Zeit des Winters ist vorbei, die Welt verändert sich wieder. Und diese Stimmung äußert sich auch bei uns Menschen.
Die Natur beginnt jedes Jahr von neuem, sie beginnt von vorne. Wie gut und schön wäre es, wir Menschen könnten uns davon etwas abschauen und daraus lernen. Wie oft habe ich das Gefühl, auf ein bestimmtes Bild festgelegt zu sein, in einer ganz bestimmten Schublade zu stecken, und wie oft stecke ich andere in eine dieser Schubladen? Wie schön wäre es, wenn genau wir Menschen auch so ein unbeschriebenes Blatt sein könnten, mit der Chance zum Neubeginn, jedes Jahr. Wie schön wäre es, wenn echtes Interesse am Anderen bestünde, wenn man sich neu –und wissbegierig Fragen stellen ließe und Anderen Fragen stellte und dabei auf offene Ohren stieße? Vielleicht könnte man auf diese Art wirklich lernen, was im Leben wichtig ist und was mein eigenes Leben ausmacht. Womöglich würde ich dann am Anderen auch seine ehrlichen Sehnsüchte und Wünsche entdecken und mich gemeinsam mit ihm auf den Weg zum Leben begeben, froh und dankbar sein, dass ich all das, was ich erleben darf, mit jemanden teilen kann, jemanden an meiner Seite habe, der froh, glücklich und dankbar ist, dass sich mein weißes Blatt langsam zu färben beginnt.

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Erstellt am: 09.03.2015 19:35 Uhr