Neurodermitis
Unser täglich Brot
Rund dreihundert Sorten kommen täglich in deutschen Läden zum Verkauf. Um 1850 verzehrten unsere Ahnen pro Kopf alljährlich 160 Kilo Brot. Heute kommen wir mit der Hälfte aus, was allerdings nicht bedeutet, daß unser Getreidekonsum geringer geworden wäre. Anstatt der gängigen Sorten, die nach wie vor zu Brot verbacken, als Volksnahrungsmittel gelten, wird gegenwärtig mehr an süßem Feingebäck verzehrt, das in den heute verfügbaren Mengen früher nicht zu haben war. Im Hinblick auf den Nährwert des Brotes, wird die Diskussion darüber, ob Weizen-. Roggen-. oder Mischbrot gesünder sei, noch immer rege fortgeführt und daneben über den Nutzen von Vollkornbrot im Vergleich zu anderen Sorten gestritten, die aus verschieden fein gemahlenem Mehl gebacken sind. Zudem besteht unter Ernährungsfachleuten keineswegs Einigkeit in der Frage, wie hoch der Anteil an Kohlehydraten in der Nahrung zu bemessen sei, welche Wirkung ihm zugeschrieben werden müsse und ob er durch Fette und Eiweiß (Protein) ersetzt werden könne. Aus naturheilkundiger Sicht wird Gesunden zu 50% Kohlehydraten gegenüber 35% Fett und 15% Protein geraten, wobei für gewisse Fälle offenbleibt, einen Teil der Fette durch Kohlehydrate zu ersetzen. (Alle anderen Nahrungsbestandteile, wie Mineralien Vitamine, müssen hier nicht berücksichtigt werden.) Es ist nicht zu leugnen, daß Vollkornbrot reich an lebenswichtigen Substanzen und Ballaststoffen ist, die anderen Brotsorten fehlen, weil ihr Mehl, je nach Ausmahlungsgrad, nur noch oder hauptsächlich aus dem pulverfeinen Stärkeanteil des Korns besteht, während dessen übrige Bestandteile, der Getreidekeim ,verschiedene Fruchthäute und die Samenschale ,mitsamt allen darin gespeicherten Mineralstoffen und Vitaminen beim Mahlvorgang ausgesondert und in der Mühle zurückgeblieben sind. So erklären sich die Mehltypen und ihre durch Ziffern dargestellten Ausmahlungsgrade. Die Kennziffern nennen den Mineralstoffgehalt in Milligramm pro 100 Gramm Mehl. Für Vollkornprodukte gibt es keine Typenziffern, weil rückstandsfrei vermahlen wird. Mehltypen und ihre Ausmahlungsgrade Mühlenprodukt Handelsname Typen Mehl Weizenmehl 405 550 1050 1600, Roggenmehl 815 997 1150 1370 1740, Backschrot Weizenbackschrot 1700, Roggenbackschrot 1800.
Zweifellos schneiden die grobvermahlenen Brotsorten aus ernährungsbiolohischer Sicht besser ab als die feinvermahlenen, denn sie liefern das meiste (manche sogar alles), was die Natur dem Getreidekorn an Nährwerten mitgab. Fraglich bleibt nur, ob jeder Verdauungstrackt das grobe Gemisch von Mahlrückständen des Getreidekorns (Kleie) widerspruchslos verträgt. Die Randschichten des Korns enthalten zwar gut verdauliches Eiweiß, die Vitamine B und E, aber zumindest teilweise in unverdauliche Schalen (Spelzen) grob verpackt, die Magen- und Darmschleimhäute empfindlich veranlagter Menschen schmerzhaft reizen können. Wo der Genuß von grobvermahlenem Vollkornschrotbrot aus diesem Grunde schwer verträglich ist, kann es durchaus empfehlenswert sein, feinvermahlene Sorten vorzuziehen und deren Mangel an Eiweiß und Vitaminen (vielleicht nur vorübergehend) als das kleinere Übel in Kauf zu nehmen. Wenn das Ausweichen auf leichter verdauliche Brotsorten nicht zum angestrebten Erfolg führt, kann eine Unverträglichkeitsreaktion vorliegen, die sich allgemein auf Mineralstoffe aus Getreideerzeugnissen bezieht, die erhitzt, gebacken oder gekocht worden sind und infolge dessen von Menschen, die unter diesem Phänomen leiden, nicht in lebende Zellen eingeschleust werden können.
Wer sich zwingt (oder als Kind gezwungen wurde),diese Anlage zu ignorieren, wird mit Sicherheit krank davon, denn sein Körper kann aus mancherlei Gründen, die noch nicht erforscht sind, „tote“ Mineralien aus Getreide weder richtig verwenden noch ausscheiden. Er lagert sie als Schlacken an Stellen ab, wo sie sich mit der Zeit zu den oft rätselhaften Ursachen der Leiden des rheumatischen Formenkreises verdichten. Da Brotgetreide den höchsten Mineralgehalt aller Lebensmittel aufweist ,ist die verschlackende Wirkung heißgegarter Erzeugnisse daraus, bei den Betroffenen besonders intensiv. Ergänzend hierzu muß der Verdauungsprozeß von Speisestärke erörtert werden, denn Brot aus feingemahlenem Mehl besteht überwiegend aus dieser Kohlehydratform, deren Verdauung im Mund beginnt, da der Speichel ein Enzym (Ptyalin) enthält, das bereits beim Kauen damit anfängt, die Stärke chemisch zu zerlegen. Wer ausgiebig kaut, kann es spüren, denn die ursprünglich geschmacksneutrale Stärke beginnt beim Kauen allmählich, süß zu schmecken. Durch Auflösen der nicht resorbierbaren Stärkemoleküle ist eine Vorstufe von Zuckerformen entstanden, aus denen im Magen, Zwölffingerdarm und Dünndarm zuerst Malzzucker (Maltose) und im weiteren Verlauf der Darmpassage schließlich Traubenzucker (Glucose) hervorgeht, der von den Darmwänden resorbiert und als Energielieferant ins Blut übergeführt werden kann. Flüchtig betrachtet, ergibt sich hieraus der Eindruck, die Stärkeverdauung sei für den Körper leicht und problemlos. Leider trifft meistens das Gegenteil zu, denn allzu selten verzehren wir unser Brot ohne was dazu. Das Sprichwort „Trocken Brot macht Wangen rot“ steht nicht hoch im Kurs. Mindestens Butter, Margarine oder Schmalz streichen wir darauf, und meist belegen wir es möglichst dick mit Schinken, Wurst oder Käse. So findet der scherzhaft gemeinte Zusatz „aber Schinkenbröter machen sie noch röter“, weit eher unsern Beifall. Zum Glück treffen solche Kombinationen den Magen nicht unvorbereitet an, für Fett- und Fleischverdauung hält er nämlich salzsaure Säfte bereit, in deren Anwesenheit die Stärkeverdauung allerdings unterbrochen und das bis dahin aktiv gewesene Enzym Ptyalin neutralisiert wird. Damit ist die Stärkeverdauung (vorerst) beendet, weil die nun aktivierten, auf Salzsäurebasis wirksamen Verdauungssäfte nur geeignet sind, Fette und Proteine aufzuschließen. Ob in den tieferen Regionen des Verdauungstraktes noch einmal ein genügend basisches Milieu entsteht, indem die Stärkeverdauung normal weitergeführt werden kann, hängt vom Gesamtzustand des Darmes ab, der bei allen, denen eine reine Brotmahlzeit „schwer im Magen liegt“, sicher zu wünschen übrigläßt. Ursache dieses Übels ist in der Regel vernachlässigtes Kauen. Die Stärkeverwertung im menschlichen Organsystem ist von der Natur so eingerichtet, daß sie im Munde beginnen muß, im Magen fortgesetzt wird und beim Übertritt des Speisebreies in den Zwölffingerdarm (Duodenum),der nur noch geringe Zutaten beisteuert, abgeschlossen sein kann. Daraus ergibt sich, daß Brotmahlzeiten wegen ihres hohen Stärkeanteils, wenn irgend möglich s o l o, das heißt, nicht mit anderen Nahrungsmitteln kombiniert, eingenommen werden sollten. Wo diese Regel über lange Zeit (bei manchen lebenslang) nicht beachtet wurde, ist einerseits das Verdauungssystem dadurch geschädigt, und andererseits mangelt es im ganzen Organismus an den Zuckerstoffen, die wir uns allein aus optimaler Verwertung von Stärke zuführen können. Die halbverdauten und deshalb nicht resorbierbaren Reste von besonders stärkehaltigen Mahlzeiten belasten den Organismus wie Gifte. Außer den schon erwähnten Ablagerungen, die zu rheumatischen Beschwerden führen, behindern nutzlose Säfte, die auf osmotischen Wege über die Schleimhäute des Dünndarms ins Blut gelangt sind, den Kreislauf. So kommt es besonders im Alter zu Blutstauungen in den Venen (Krampfadern), träge abheilenden Entzündungen und Wasseransammlungen (Ödemen) in den Beinen. Unverdauliche Stärkeprodukte können auch Leberschäden verursachen und durch Ihre klebrige Beschaffenheit die Bildung von Steinleiden fördern. Ob sie mittelbar auch am Entstehen krebsartiger Entartungen beteiligt sind, ist zwar noch nicht nachgewiesen, aber es besteht begründeter Verdacht in dieser Richtung. Getreide und die meisten Produkte daraus, dienen seit ungefähr 6000 Jahren der menschlichen Ernährung. Allerdings sind alle Sorten, die wir heute anbauen, aus urtümlichen Gräsern mit bedeutend geringerem Erntewert gezüchtet worden. Wie sie jetzt aussehen, kamen sie in der Natur niemals vor. Aus diesem Umstand erklären sich vermutlich die Nachteile und Verdauungsprobleme, die ihre Verwendung mit sich bringt. Einerseits handelt es sich bei unserem Getreide umNeuzüchtungen, andererseits ist die Menschheit, entwicklungsgeschichtlich, noch viel zu jung, um sich diesen neugeschaffenen Nahrungsmitteln schon biologisch angepaßt zu haben zu können. Wie wir aus der Paläontologie wissen, bedürfen solche Entwicklungen geologisch bemessene Zeiträume, wobei die Grenze von 250 000 Jahren vermutlich noch viel zu kurz angenommen ist. Um für die Gegenwart und die allernächste Zukunft etwas Nützliches zu tun, müssen wir uns mit den Praktiken befassen, die augenblicklich in Verbindung mit Brot angewandt werden und kritisch prüfen, ob Zusatzstoffe, sogenannte „Nicht-Zusatzstoffe“ und sonstige branchenüblich gewordene Hilfsmittel zur Getreideverarbeitung und Produktvermarktung den Ansprüchen genügen, die wir aus naturheilkundlicher Sicht für unabdingbar halten.
Es beginnt mit den Zutaten der Brotherstellung. Im Prinzip werden nach wie vor die altbekannten Backtriebmittel Hefe und Sauerteig angewandt, aber selten ohne neuzeitliches Beiwerk auf der Basis von Quellmehlen, die beigemischt werden können, um den Reifeprozeß des Brotteiges zu beschleunigen. Quellmehle sind Getreideprodukte (vielfach aus Mais),deren ursprüngliche Beschaffenheit durch Anrühren mit Wasser, anschließendes Erhitzen, Trocknen und Neuvermahlen, weitgehend verändert worden ist. Durch Zusatz von Milch- oder Essigsäure, Wein- oder Zitronensäure, Calciumacetat, Calciumphosphat (Gips), Monocalciumphosphat, Triphosphat , Natriumacetat, Kochsalz und Lecithin, entstehen daraus Gemenge, mit denen die Reifezeit von Hefe- und Sauerteig drastisch verkürzt werden kann. Zweifellos nützt das den Anwendern dieser modernen Erzeugnisse, aber es ist unwahrscheinlich, daß auch alle Endverbraucher daraus Nutzen ziehen, denn einige der oben genannten Chemikalien können bei Menschen mit entsprechender Anlage allergische Reaktionen auslösen. Um das zu verstehen, muß das Phänomen der „Maskierten Allergie“ erläutert werden. Einen Hautausschlag, der nach seltener verzehrten Nahrungsmitteln, beispielsweise Erdbeeren oder Hummersalat, spontanauftritt, als allergisch einzustufen, ist sicher richtig und entspricht therapeutischer Erfahrung, daß aber alltäglich genossene Speisen, zum Beispiel Brot, das offenbar immer gut vertragen und gern gegessen wurde, allergische Reaktionen auslösen kann, erscheint so ungewöhnlich, daß diese Möglichkeit permanent übersehen wird, zumal die Entdeckung dieses Phänomens amerikanischen Ärzten gelang und die Veröffentlichung nach den auch dort, wie üblich, arrogant geäußerten Zweifeln, erst auf Umwegen zu uns gelangte. Es ist nicht leicht, einen Patienten, der sein Leben lang gern Brot gegessen hat, von der Notwendigkeit zu überzeugen, für einen fünf Tage dauernden Test auf jeden Krümel Brot zu verzichten, weil der Verdacht aufkeimte, daß seine chronischen Leiden auf einer anlagebedingten Unverträglichkeit gegenüber Brot oder einem seiner Bestandteile beruhen. Wenn der Test gelingt, der Patient brav durchhält und nach fünf problemlos überstandenen Tagen, den ersten Bissen Brot mit einem überraschend heftigen Anfall seines chronischen Leidens quittiert, ist der Beweis einer „maskierten Allergie“ erbracht. Es versteht sich, daß die Probe nach dem fünften Tag nur unter therapeutischer Aufsicht vorgenommen werden sollte. Der an sich harmlose Test ist völlig ungefährlich, von fünf brotlosen Tagen stirbt keiner, aber die nach dem ersten Bissen mögliche Reaktion kann in gravierend gelagerten Fällen eine Ohnmacht sein.
Auf das Phänomen der „maskierten Allergie“ komme ich in einem späteren Kapitel wieder zurück. Was die Empfindlichkeit gegenüber stärkehaltiger Nahrung betrifft, sei daran erinnert, daß Brot nicht gleich Brot ist. Wo die Allergie besteht, kann sie ebensogut auf Weizen wie auf Roggen oder ein anderes Getreide beschränkt sein. Sie kann auch durch eine der erwähnten Backzutaten ausgelöst werden und sofort erlöschen, wenn das betreffende Allergen aus dem Brot weggelassen wird. Wenn der Patient auf den Test angesprochen hat, muß mit Spürsinn und therapeutischer Erfahrung herausgefunden werden, welche Substanz ihm fernzuhalten ist, damit seine Leiden abklingen, und was ebenso wichtig ist, wenn eine chemische Backzutat als Allergen ermittelt wurde, muß notfalls unter Einschaltung der Gesundheitsbehörden veranlaßt werden, daß die allergene Substanz nicht weiter verwendet oder zumindest deklarationspflichtig wird. Der Kampf um solche Probleme ist nicht leicht. Die meisten Produzenten verfügen über eine gut geschulte Lobby, die alles daransetzt, ihre Erzeugnisse, ohne Rücksicht auf gesundheitspolitische Bedenken, so lange wie irgend möglich vermarkten dürfen. Leider gibt es hier zwischen Schwarz und Weiß auch eine Grauzone, in deren Seichtwasser sich viele tummeln, die an den Geburtswehen der Europäischen Union (EU) profitieren und im internationalen Verordnungsgestrüpp aus Brüssel leider immer noch lukrative Lücken zu finden wissen. Ein lehrreiches Beispiel dafür bietet das weite Feld der Zusatzstoffe. Wieviele allein in Deutschland zugelassen sind, kann niemand sagen. Beim “Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde“ (BLL) mit Sitz in Bonn spricht man von ungefähr 330, ohne rot zu werden, obwohl man dort wissen müßte, daß beispielsweise die Zahl der Chemikalien, die für Aromen verwandt werden, in die Tausende geht.
Was sind Aromen denn anderes als Zusatzstoffe?
Ähnlich verhält es sich mit Enzymen, den allgegenwärtigen Hilfs- und Botenstoffen, die ursprünglich nur in winzigen Mengen im Körper produziert, an fast allen Lebensvorgängen beteiligt sind. Seitdem es möglich ist, sie entweder chemisch nachzubauen oder auf gentechnischem Wege von Mikroorganismen massenhaft erzeugen zu lassen, herrscht an Enzymen kein Mangel. Es gibt nahezu zehntausend verschiedene Arten, wovon manche im Backwesen für vielerlei wenig bekannte Zwecke verwendet werden. Hier einige Kostproben:
Proteasen sparen bei der Teigvorbereitung Knetzeit, und
Amylasen wirken dem Altern des Brotes entgegen. Pentosanasen spenden dem ansonsten etwas trockenen Roggenbrot eine angenehm saftige Beschaffenheit. Amyloglucosidasen zaubern aus altbackenem Brot eine süßlich schmeckende Masse, die mehreren Kuchensorten zugesetzt werden darf.
Lipoxygenasen schließlich bleichen die Krume unserer Weiß- und Toastbrote.
Im Prinzip ist dagegen nichts einzuwenden. Alles Lebende, vom Einzeller bis zum Zellenstaat, erzeugt in jeder Zelle Enzyme. Sie führen die in der Erbmasse verankerten, biologisch notwendigen Befehle aus, sie regeln die Funktion des Stoffwechsels und erneuern das in beständigem Werden und Vergehen begriffene Zellengefüge des Körpers, mitsamt des daraus resultierenden Zwanges zur Entsorgung. Es liegt auf der Hand, daß bei manchen Krankheiten ein Mangel an Enzymen auftreten kann, und solange Ersatzbeschaffung auf die Abfälle von Schlachthöfen angewiesen war, konnte in vielen Fällen nur notdürftig geholfen werden. Heute ist das anders. Die moderne Enzymologie hat als Teilgebiet der Biologie, auf gentechnischem Wege Voraussetzungen dafür geschaffen, daß die meisten Lebensmittelenzyme von ausgewählten Mikroorganismen in jeder benötigten Menge erzeugt werden können und jederzeit verfügbar sind. Mit dem Überfluß ist allerdings hin und wieder ein Nachteil verbunden.
Wer gegen bestimmte Enzyme allergisch ist, kann heute eher in die Verlegenheit kommen, von „seinem“ Enzym erwischt zu werden. Das trifft zum Beispiel auf die oben erwähnte Amylase zu, die im Verdacht steht, “Bäckerasthma“ zu verursachen, das inzwischen als Berufskrankheit anerkannt ist.
Für alle Enzyme, auch sogar für solche, die noch nicht entdeckt wurden, gilt in Deutschland, daß sie als Zusatzstoffe für Lebensmittel ohne Deklarationspflicht pauschal zugelassen sind. Darin liegt ein weiterer Nachteil, denn manche Enzyme können nur auf Bakterien- oder Pilzkulturen erzeugt werden, deren Produkte vielfach Allergien wachrufen. Für solche Enzyme die Deklarationspflicht einzuführen, ist unbedingt nötig, auch wenn damit ein gewisser Aufwand verknüpft ist, der sich am Ende doch billiger heraus stellen dürfte, als therapeutische Betreuung der von diesen Stoffen heimgesuchten Allergiker, Hautkranker und Asthmatiker. Ein besonders befremdliches Bubenstück bildet die Regelung, Tausende von Zusatzstoffen gar nicht als solche gelten zu lassen, sondern keck als „Nicht-Zusatzstoffe“ einzustufen, womit sie, obwohl vorhanden (gewesen) und nachweislich im Produktionsprozeß benutzt, in einer Trickkiste juristischer Fachausdrücke verschwunden sind, die solche Stoffe davor beschützt, jemals wieder zum Gegenstand amtlicher Diskussionen zu avancieren und damit der Gefahr aussetzt,
aus dem Verkehr gezogen zu werden. Von den unzähligen Substanzen, die unter der Devise „Was nicht zugesetzt wird, kann nicht weggelassen werden“, ein Schattendasein führen, obwohl sie als „technische Hilfsstoffe“ für nahezu unverzichtbar gelten, stelle ich Ihnen als Attraktion dieses Kapitels den „Nicht-Zusatzstoff“ CYSTEIN vor. Das Mittel wird in fast jeder Bäckerei gebraucht, damit der
Brötchenteig sich hübsch elastisch verarbeiten läßt und nicht die Neigung zeigt, in der Maschine hängenzubleiben, was sich auf das geschmacksneutrale Ballonformat unserer knackigen Semmeln negativ auswirken könnte. Chemisch gesehen ist CYSTEIN ein Eiweißbaustein, der eigens für Deutschlands Frühstücksbrötchen – man lese und staune aus tiefschwarzem, ostasiatischem Menschenhaar (!) gefertigt und per Luftfracht eingeflogen, gelegentlich aber auch aus ganz gewöhnlichen Schweinsborsten fabriziert wird, Ihr Bäcker weiß von alle dem vermutlich nichts, denn CYSTEIN gehört zu den „Nicht-Zusatzstoffen“, die es offiziell gar nicht gibt. genannten Chemikalien können bei Menschen mit entsprechender Anlage allergische Reaktionen auslösen. Um das zu verstehen, muß das Phänomen der „Maskierten Allergie“ erläutert werden.
Haltbarkeit. Brot zu konservieren, ist im allgemeinen nicht nötig, weil meist nicht m e h r heimgetragen wird, als innerhalb von einem bis zwei Tagen verzehrt werden kann. Ausnahmen bilden Toast und andere geschnittene Brote, die pfund- oder kiloweise verpackt und gegen Schimmel geschützt, in den Handel kommen. Zum Haltbarmachen sind entweder physikalische Verfahren, hauptsächlich Erhitzen oder Nacherhitzen in der geschlossenen Verpackung erlaubt, wogegen für chemische Behandlung ausschließlich Sorbinsäure in Betracht kommt, die mit maximal 2 Gramm pro Kilo Schnittbrot zugelassen ist. Doppelte Konservierung (Erhitzen + Sorbinsäure) ist nicht üblich. Deshalb wird die Verpackung hitzebehandelter Sorten mit dem Vermerk „Ohne Konservierungsstoffe“ gekennzeichnet. Die Vorsorge gegen Schimmel muß bei Brot sehr ernst genommen werden, denn manche Pilze, speziell Aspergillus flavus, erzeugen das hochgiftige AFLATOXIN ,von dem selbst nach dem Verzehr geringer Mengen, lebensbedrohliche Wirkungen, nämlich Leberzirrhose und Leberkrebs ausgehen, die in absehbarer Zeit zum Tode führen. Angeschimmeltes Brot darf in keinem falle mehr verzehrt werden. Es genügt nicht eine schimmelige Stelle auszuschneiden. Auch ihre scheinbar noch nicht befallene Umgebung ist bereits bis zur Tiefe von 8-10 Zentimetern mit unsichtbarem Pilzgeflecht durchzogen. Deshalb bleibt keine andere Wahl als das ganze Brot zu vernichten. Übrigens kommt der selbe Schimmelpilz auch auf anderen Lebensmitteln vor, wo er nicht minder giftig ist. Das ist wichtig zu wissen, weil zum Beispiel im Kühlschrank aufbewahrtes Brot von Früchten, die dort ebenfalls eingelagert wurden, infiziert sein kann. Selbstverständlich ist auch eine Infektion in umgekehrter Richtung möglich .Im Kapitel über Lebensmittelvergiftung komme ich darauf zurück.
Leider können im Brotgetreide immer noch Rückstände von Pestiziden (Schädlingsbekämpfungsmittel) nachgewiesen werden, denen die Pflanzen während ihrer Wachstumsperiode ausgesetzt waren.
Etwas mehr als die Hälfte dieser Stoffe sind Herbizide (Pflanzenvernichtungsmittel), die hauptsächlich versprüht werden, um Wildkräuter (sogenanntes Unkraut) auszurotten, dessen Samen vom Wind herbeigeweht und zwischen den Getreidehalmen aufkeimt, dort ein zumeist karges Auskommen fanden, aber als Konkurrenz angesehen und deshalb bekämpft wurden. Bei etwas mehr als einem Viertel der im Getreide nachweisbaren Giftrückstände handelt es sich um Fungizide (Antipilzmittel),die kurz vor der Ernte gespritzt wurden, um das Korn (Saatgut) gegen Pilzbefall zu imprägnieren (beizen). Eine Maßnahme, die als das kleinere Übel toleriert werden muß, zumal das Mittel Hexachlorbenzol (HCB) wegen seiner übermäßig langanhaltenden Wirkung (Peristenz) in Böden und Pflanzen, nicht mehr angewandt werden darf. Das knapp letzet Viertel nachweisbarer Giftrückstände im Getreide besteht aus Insektiziden (Insektenvernichtungsmittel), wovon manches von Wind und Wetter aus benachbarten Kulturen herbeigeweht sein dürfte, wenn nicht außergewöhnlicher Schädlingsbefall das Ausbringen spezieller Bekämpfungsmittel im Kornfeld erzwang. Insgesamt ist die ernährungsbiologische Bedeutung der im Getreide nachweisbaren Pestizidrückstände so gering, daß unser Brot davon nicht nennenswert belastet wird. Anders verhält es sich bei dem sogenannten Mutterkorn, einem schwarzvioletten, etwa 1 cm langen Stiftchen, das sich anstatt je eines Getreidekorns, vorwiegend in Roggenähren schmarotzend, ausbildet. In reifem Zustand fällt es als unscheinbare Kapsel zu Boden, um dort zu überwintern und im nächsten Frühjahr, zur Zeit der Roggenblüte, die Getreidefelder mit Sporenkörpern zu übersähen, die teils vom Winde, teils von Insekten auf die Blütenstände des Roggens übertragen werden, um dort mit der sich ausbildenden Ähre zu neuen Mutterkornen heranzuwachsen. Es handelt sich dabei um die unscheinbare Dauerform des Pilzes Claviceps purpurea,die wegen ihres Gehaltes an hochgiftigen Alkaloiden, zu den gefährlichsten Giftpflanzen gehört. Wenn Mutterkorn unerkannt mit dem Getreide vermahlen wird und in das Brot gerät, genügen bereits wenige befallene Scheiben, um ernstliche Vergiftungen hervorzurufen. Fünf Gramm frisches Mutterkorn reichen aus um einen Menschen zu töten. In früherer Zeit hat Mutterkornhaltiges Getreide, das zu Brot verbacken wurde, zuweilen Massenerkrankungen und Todesfälle verursacht. Heute ist diese Gefahr dank moderner Mühlentechnik kaum noch zu befürchten. Trotzdem sind vereinzelt wieder Mutterkornvergiftungen aufgetreten, wenn befallenes Getreide ohne Anwendung der modernen müllereitechnischen Reinigungsverfahren privat vermahlen wurde. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß die Alkaloide des Mutterkorns in der Gynäkologie, speziell in der Geburtshilfe, als wirksame Medikamente geschätzt sind. Für diesen Zweck wird der Pilz auf Roggen gezüchtet, und sechs verschiedene Alkaloide, die daraus isoliert werden, stehen in standardisierter Form für verschiedene medizinische Anwendungsbereiche auf Rezept zur Verfügung. Auch die in der Homöopathie verwendeten Zubereitungen dieses Medikamentes sind bis einschließlich D 3 verschreibungspflichtig.
Eine Prise Schwermetall zum Frühstück?
Im Hinblick auf die unbekannten Ursachen zahlreicher Erkrankungen, die als chronisch und therapieresistent gelten, muß an schleichende Vergiftung durch die Schwermetalle Blei und Cadmium gedacht werden. Beide kontaminieren unser Getreide aus der Luft. Blei gelangt mit Staub und Regen auf die Ähren und lagert sich vorwiegend in den Randschichten des Korns ab, während Cadmium, als Industrieabfall, sich mit dem Oberflächenwasser im Boden ansammelt und dort von den Wurzeln aufgesaugt, mit dem Säftestrom der Getreidehalme zu den Ähren emporgetragen wird, wo es sich in den Körnern gleichmäßig verteilt. Demnach hängt die Belastung mit Schwermetall in hohem Maße von der Umgebung ab, in der das Getreide heranreift. In stark industriell geprägten Landschaften ist sie zwangsläufig höher als in vorwiegend ländlichen Gegenden. Hierbei muß allerdings bedacht werden, daß die Verseuchung mit Blei, als Bestandteil der Abgase des Verkehrs, weitgehend von Luftbewegungen abhängt, die auch in entferntere Regionen hineinwirken, wogegen die Kontamination mit Cadmium hauptsächlich ortsgebunden erfolgt, wobei die Verwendung von Klärschlamm als Düngemittel nicht unterschätzt werden darf. In der ökologisch betriebenen Landwirtschaft ist Klärschlammdüngung im Hinblick auf die Schwermetall-belastung grundsätzlich nicht erlaubt, und auch bei der konventionellen Feldbestellung greift allmählich die Einsicht durch, daß Düngung mit Klärschlamm auf die Dauer wohl eher schadet als nützt. Selbst moderne Müllereitechnik kann die Schwermetall-belastung des Getreides nicht beseitigen. Längst ist erkannt, daß die Kontamination des Korn ungleichmäßig erfolgt. Bleirückstände werden vorwiegend in den Randschichten angetroffen, weil sie in die Ähren hineinregnen oder vom Wind hineingeblasen werden, während Cadmium, mit dem Säftestrom vom Boden heraufgeführt, sich gleichmäßig im ganzen Korn ausbreitet. Daraus folgt, daß beispielsweise feinvermahlenes Auszugsmehl eher mit Cadmium als mit Blei belastet ist, weil die Bleirück-stände in der Kleie verbleiben. Deswegen helles Brot den Vollkornerzeugnissen vorzuziehen, halte ich jedoch nicht für empfehlenswert, weil die Vorteile des ganzen Korns gegenüber der von allen natürlichen Begleit-stoffen entblößten Stärke, bei einem gesunden Darm liegen. Auf die Frage, worin die gesundheitlichen Schäden durch Aufnahme von Schwermetallen bestehen, gibt es unzählige
Antworten. Jeder Therapeut wird auf Beispiele aus der eigenen Praxis zurückgreifen können, aber damit nur winzige Ausschnitte aus dem weiten Erfahrungsfeld der Heilkunde und ihrer Spezialgebiete aufzeigen. Wenn wir uns bei dem Thema B R O T mit Gesundheitsschäden durch Schwermetalle befassen, geht es nicht etwa um Berufskrankheiten, die infolge täglichen Umgangs mit diesen Metallen allgemein bekannt, vorhersehbar und sogar versicherungsfähig sind, sondern um mehr oder weniger zufälliges Aufnehmen von Schwermetallpartikeln, die sich auf (oder in) Lebensmitteln befinden, zu denen sie nicht gehören. Es handelt sich also um Substanzen die völlig unbemerkt, wie
Einschleichdiebe, im Verdauungstrackt auftauchen, wo keinerlei Verwendungsmöglichkeit für sie besteht. Wohin damit? Blei ist giftig. Wenn seine Ionen im Blut vagabundieren, kommt es mit der Zeit zu unterschiedlichen Beschwerden. Unerklärliche Verdauungsstörungen, Krämpfe im Unterleib, Ausfaller-scheinungen im Zentralen Nervensystem, Schäden an der Netzhaut mit Lücken im Sehfeld und auffällige Blutarmut sind am häufigsten.
Die Liste der häufigsten Beschwernisse ist lang, und am unangenehmsten wird empfunden, daß es selten gelingt, die Symptome diagnostisch klar einzugrenzen. Cadmium ist noch giftiger. Was wir davon über den Verdauungstrackt aufnehmen, behindert vor allem den Vitamin D-Stoffwechsel und wirkt sich auf die Stabilität des Knochengerüstes nachteilig aus. Zudem beeinträchtigt Cadmium im Körper die Funktionen der lebenswichtigen Spurenelemente Kupfer und Blei. Da es im menschlichen Organismus keinerlei Verwendung für Cadmium gibt, kann auf seine gefährlich störende Anwesenheit am ehesten indirekt über Mangelsymptome geschlossen werden, die auf das Fehlen dieser Spurenelemente hindeuten. Wo auch immer chronische Beschwerden auftreten, die für unheilbar gehalten werden, weil sie therapieresistent und ihre Ursachen nicht erkennbar sind, kann eine Vergiftung durch Schwermetalle vorliegen. Bei Cadmium ist die Wahrscheinlichkeit besonders groß, da dieses Gift auch über die Atemwege (Zigarettenrauch) inhaliert wird. An anderer Stelle komme ich darauf zurück.
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Erstellt am: 29.01.2009 10:13 Uhr