Neurodermitis
Kernobst (Äpfel, Birnen, Quitten)
In Deutschland wachsen etwa 16 Millionen Apfelbäume, wovon nur noch wenige als Hochstämme auf bäuerlichen Streuobstwiesen stehen oder verkehrsarme Landstraßen säumen. Was diese Bäume an Obst hervorbringen, wird heute kaum noch geerntet oder als Fallobst gesammelt, obwohl es sich in der Regel um Früchte handelt, die ungespritzt blieben und an ihren Standorten keine Rückstände von Kunstdünger enthalten. Im Aussehen können sie allerdings nicht mit modernen Tafelobstsorten konkurrieren, die gewerbsmäßig auf halbhohen Stämmchen oder als Spalierobst gezogen, mühelos geerntet werden können.
Ähnlich verhält es sich mit Birnen.
Quitten, die ich um der Vollständigkeit willen hier erwähne, sind wegen ihres harten Fruchtfleisches in rohem Zustand nicht eßbar und deshalb im Handel kaum anzutreffen, aber der daraus hergestellte Quittengelee, den Reformhäuser regelmäßig führen, ist wegen des köstlichen Aromas empfehlenswert. Im Obstbau sind Quittenstämme bei der Züchtung neuer Birnensorten als Veredelungsunterlagen besonders geeignet.
Die Kernobstsorten stammen ursprünglich aus Zentralasien, wo ihre Wildformen schon im zweiten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung nach und nach in Kultur genommen wurden. Sie gelangten im Verlauf weiter Zeiträume, teils durch Einwanderungswellen in der mittleren Bronzezeit, über Kleinasien und den Kaukasus, teils auch erst nach der Zeitwende, infolge der Perserkriege durch Alexander den Großen und schließlich durch die Römer nach Europa. Die heutige Sortenvielfalt beruht auf botanischer Forschung und der hochentwickelten Veredelungstechnik in Baumschulen, die sich darauf spezialisiert haben, durch gezieltes Kombinieren wünschenswerter Eigenschaften immer bessere und widerstandsfähigere Qualitäten zu züchten. Die Ziele sind mannigfaltig. Vor allem geht es darum, Neuzüchtungen auf der Basis eingekreuzter Anlagen gegen weitverbreitete Pflanzen-krankheiten resistent zu machen. Bei neuen Sorten, die auf diese Weise gegen bestimmte Viren und Bakterien unempfindlich geworden sind, kann auf das vorbeugende Anwenden einiger Chemikalien und damit verbundene Spritztermine verzichtet werden. Allerdings sind durch diese Art von Resistenz nur wenige, unsichtbare Erreger ausgeschaltet, deren Abwesenheit erst durch das Ausbleiben typischer Krankheitsmerkmale bestätigt wird, was dem Fachmann zwar auffällt, der Laie aber kaum wahrnimmt. Weil der Verbraucher, der sein Obst vorwiegend mit dem Auge und leider weniger auf Grund von Warenkenntnis kauft, sichtbar makellose Qualitäten erwartet, kann aus Gründen, die im folgenden skizzenhaft dargestellt sind, ohne Hilfe der Chemie – vorerst – nicht produziert werden. Nachdem der Obstbau, den unsere Landwirtschaft bis vor wenigen Generationen eher nebenbei betrieb, sich zu einem Hauptgewerbe entwickelt hat, das in manchen Gegenden weite Ackerflächen mit dicht gepflanzten Monokulturen intensiv bewirtschaftet, finden zahlreiche Lebewesen, hauptsächlich Insekten, die mit Pflanzen in naturgewollter Abhängigkeit leben müssen, grundlegend veränderte Existenzbedingungen vor. Monokulturen wirken insofern magnetisch, sie ziehen ebenso Symbionten an, wie Parasiten.
Abgesehen von Edaphon, der Lebewelt im Boden, sind oberirdisch zwischen Stamm und Kronentrieben, einige Dutzend Insektenarten darauf angewiesen, das Blühen, Blättertragen und Fruchten des Baumes, mit dem sie vergesellschaftet sind, für die Dauer einer Wachstumsperiode, zuweilen auch kürzer, eher nehmend als gebend zu begleiten. Gäbe es die Bienen nicht, die zwar Nektar naschen aber zugleich nachweislich beim Bestäuben helfen, damit Blüten Frucht ansetzen können, hätte die Chemie dem vielfach parasitenhaften Frühlingstreiben des Insektenvölkchens alsbald ein Ende gesetzt. Wo aber wäre dann die naturgewollte Artenvielfalt der Biotope und wo die Nahrungskette geblieben, in der eins auf das andere angewiesen ist? Ehedem, als der Obstbau zumeist keine Erwerbsgrundlage darstellte, ward diesem Zustand weniger Bedeutung beigemessen; ein paar Ernteschäden nahm man klaglos hin. Heute hingegen, wo in Obstplantagen dicht an dicht gepflanzte Monokulturen mit makellosen Erträgen rechnen müssen, stellt chemische Schädlingsbekämpfung im Hinblick auf Lebensmittelhygiene und Umweltschutz ein Problem dar, womit der Obstbau sich alljährlich immer wieder zu befassen hat. Alle Chemikalien, gleichgültig wo und auf welche Weise sie eingesetzt werden, haben außer den erwünschten Effekten auch Nebenwirkungen, die von Fall zu Fall verschieden ausfallen können.
Was auf Blüten, Blättern und Zweigen versprüht wird und nicht sofort restlos verdunstet, fließt mit dem nächsten Regenguß zu Erde, versickert dort und beeinträchtigt das Wirken der unterirdisch angesiedelten Mikroorganismen, von deren gesunder Vielfalt die Güte des Bodens abhängt. Schließlich saugen Wurzeln die hochverdünnten Chemikalienrückstände auf, und so gelangt einiges, was von außen her auf Parasiten giftig wirken sollte, mit dem Säftestrom ins Innere des Pflanzen-haushalts. Wen wundert es noch, daß Äpfel gelegentlich einen undefinierbaren Beigeschmack haben?
Was die Pflanze nicht verwenden kann und über die Atem-öffnungen ihrer Blätter nicht verdunsten kann, lagert sie in den Früchten ab, mit deren Reifeabfall sie es sicher los wird. Meist handelt es sich bei den Chemikalien, die zum versprühen bestimmt sind und verharmlosend als Pflanzenschutzmittel bezeichnet werden, um Substanzen, die nur in hoher Verdünnung angewandt werden dürfen. Das beweist ihre Giftigkeit und warnt zugleich den Naturheilkundigen, der aus der Homöopathie weiß, daß hochverdünnte Minuspotenzen oft die durchschlagensten Wirkungen haben können. Es unterliegt keinem Zweifel, daß alle sogenannten Pflanzenschutzmittel (Fungizide, Herbizide, Pestizide), die zum Teil mehrmals im Jahr ausgebracht und schließlich zur Behandlung der Ernte angewandt werden, damit sie länger haltbar und transportfähig bleibt, für den menschlichen Verzehr absolut ungeeignet sind, mögen sie noch so verdünnt angewandt sein. Es genügt auch nicht, chemisch behandeltes Obst mit Wasser abzuspülen, ( ausgenommen Weintrauben ) , denn manche Fremdstoffe durchdringen die Schalen, und andere sind nicht wasserlöslich, weil sie Wachs enthalten. Deshalb ist es ratsam, jegliches Kernobst vor dem Verbrauch zu schälen, sofern es nicht aus dem eigenen, chemiefrei gepflegten Garten oder von Erzeugern stammt, die nach ökologischen Gesichtspunkten wirtschaften und glaubhaft versichern, weder künstliche Düngemittel noch sonstige Fremdstoffe anzuwenden. Mag es sich auch bei den Chemikalien, die durch ungeschältes Obst in den Körper gelangen, um geringe Quanten handeln, die zunächst keine sicht- und fühlbaren Wirkungen auslösen, so muß doch im Hinblick auf ihr mögliches Ansammeln und Ablagern im Organismus eindringlich vor dem Verzehr dieser Stoffe gewarnt werden. Sie stehen nämlich im Verdacht, an manchen chronisch verlaufenden Krankheiten, wie z. B. Neurodermitis, ursächlich beteiligt zu sein.
Steinobst ( Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche, Aprikosen )
Alle Steinobstarten stammen von Wildformen ab, die schon Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung im Orient und in Kleinasien heimisch waren, obwohl ihre Urheimat viel weiter östlich, in Zentralchina, vermutet wird. Wie viele andere Pflanzen, gelangten sie durch die Kriegszüge Alexander des Großen über Griechenland und den Kaukasus nach Europa, wo sie nach und nach in Kultur genommen und auf vielfältige Weise verändert worden sind. Als besonders formenfreudig hat sich der Kirschbaum erwiesen. Durch überkreuzendes Bestäuben und trickreiche Veredelungs-techniken sind rund dreihundert Sorten entstanden, die sich nach Größe, Farbe und Geschmack der Früchte, sowie dem allgemeinen Aussehen der Bäume variantenreich unterschei-den , obgleich sie allesamt auf die immer noch vorhandenen Stammformen, die süß schmeckende Vogelkirsche und die säuerliche Weichselkirsche, zurückgehen. Was den Nährwert der Früchte betrifft, so haben sie neben dem nach Sorten unterschiedlichen Gehalt an Fruchtzucker (+- 15%), einigen Mineralien und Vitaminen, nur in rohem Zustand Wertvolles zu bieten. Anders verhält es sich bei der Konfitüre oder Gelee verarbeiteten Frucht. In der Regel sind im Gewicht der Erzeugnisse etwa 50% an zugesetztem Zucker enthalten, was bei reichlichem Verzehr gesundheitlich bedenklich ist; die Mineralien verschwanden bis auf eine Spur Phosphor, und der Vitamingehalt ist durch Erhitzen restlos zerstört.
Fazit: Fruchtkonfitüren oder Gelees sind demnach ernährungs-physiologisch von geringem Wert. Einzig das Aroma der Früchte regt, sofern es nicht bei der Verarbeitung auch verlorenging oder von der Süße des Zuckers überdeckt ist, den Appetit an. Mit der Herkunft unserer Pflaumenbäume verhält es sich ebenso, wie mit den Kirschen. Wildformen, von denen sie abstammen, sind heute noch in den orientalischen Ländern und im Kaukasus anzutreffen. In der Kultur hat sich die Pflaume in ähnlicher Weise wie die Kirsche, als äußerst variabel erwiesen. Ihre Besonderheit liegt darin, die Kunst des Züchters mit Früchten zu belohnen, denen man die Abkunft vom Pflaumenbaum erst auf den zweiten Blick ansieht. Bei Eierpflaumen, Mirabellen und Reneclauden, um nur einige zu nennen, handelt es sich im Grunde um nichts weiter als Varietäten der Pflaume, die durch Sortenkreuzung und veredelndes züchten entstanden sind. Mit dem Nährwert dieser Früchte ist es nicht wesentlich anders bestellt als mit den Kirschen. Roh genossen, bieten sie, je nach Sorte verschieden, 15 – 20% Kohlehydrate in Form von Frucht-zucker, sowie geringe mengen an Mineralien und Vitaminen. Bei der Verarbeitung wird das Fruchtgewicht meist durch zusetzen einer gleichen Menge Zucker verdoppelt, was zwar der Haltbarkeit dient, aber reichlichen Verzehr der übersüßten Produkte gesundheitlich bedenklich macht. Zudem geht der Mineralgehalt des Obstes bei jeder Zubereitung, die mit erhitzen verbunden ist, bis auf einen geringen Rest an Phosphor verloren, und die Vitamine werden, ebenso wie bei der Kirsche, völlig zerstört. Mithin bietet gekochtes Pflaumen-kompott, ernährungs-physiologisch gesehen, außer den leeren Kalorien des Zuckers, nur das Aroma der Früchte und den allerdings attraktiven optischen Anreiz zum Zugreifen. Als Spezialität gibt es einige Pflaumensorten, die weniger zum Rohverzehr als zum Dörren bestimmt sind. Durch den Trocknungsvorgang gewinnen sie bis zum fünffachen ihres ursprünglichen Gehaltes an Fruchtzucker, und es wird in ihnen eine Eigenschaft aktiviert, die das menschliche Verdauungs-system anregt. Getrocknete Pflaumen wirken als mildes, völlig unschädliches Abführmittel, das in jedem Lebensalter unbedenklich empfohlen werden kann.
Obwohl der Pfirsichbaum -historisch- gesehen auf die gleiche Art nach Europa gelangt ist, wie alle anderen Steinfrucht-gewächse, gewissermaßen als Beutegut der antiken Perserkriege, blieb seine hauptsächliche Verbreitung in der Alten Welt auf die Randzonen des Mittelmeers beschränkt, denn es gelang bisher nicht, die in seinem Erbgut stabil verankerte Empfindlichkeit gegen niedrige Temperaturen so zu mutieren ( abzuwandeln ), daß neu gezüchtete Sorten winterfest wurden. Mithin hat der Pfirsichanbau nördlich der Alpen kaum gewerbliche Bedeutung erlangt, sondern blieb mehr oder weniger eine private Liebhaberei in klimatisch bevorzugten Gegenden. Bei Pfirsichen, die hierzulande als Tafelobst angeboten werden, handelt es sich vorwiegend um Importware aus Mittelmeer-ländern, die im Hinblick auf gesundheitliche Risiken grundsätzlich nur in geschältem zustand verzehrt werden sollte. Dabei ist zu bedenken, daß die samtige Struktur der Pfirsich-schale sowohl ein idealer Nährboden für Keime ist als auch Spritzmittel, die der Abwehr von keimen dienen, leicht zurückbehält. Um Pfirsiche zu schälen, empfiehlt es sich, sie nicht in die Hand zu nehmen, sondern mit der Gabel aufzuspießen, damit die an der Schale haftenden Keime oder Chemikalien nicht auf dem Umweg über Fingerspitzen doch noch mitverzehrt werden. Botanisch ist der Pfirsich eine Abart der Mandel, die durch allmähliches Anzüchten von saftigem Fruchtfleisch veredelt wurde. Die Sortenvielfalt ist kaum zu überblicken. Es wird zwischen weißfleischigem und gelbfleischigem, steinlösenden und steinhaftenden Früchten unterschieden. Auch glatt-schalige Sorten, die man Nektarinen nennt, werden immer häufiger angeboten. Da die Früchte nur begrenzt lagerfähig und sehr tranportempfindlich sind, werden rund 80 % der Welternte in den Erzeugerländern zu Konserven verarbeitet und überwiegend in Weißblechdosen auf den Markt gebracht. So erklärt sich, daß die in der Konservenindustrie abfallenden Pfirsichkerne als billiger Ersatz für Mandeln, von denen sie sich im Geschmack kaum unterscheiden, zur Herstellung von Persipan verwandt werden können, während die wesentlich teureren Mandelkerne den Grundstoff für echtes Marzipan darstellen. Auf Einzelheiten hierzu, die in andere Zusammenhänge gehören, komme ich in späteren Abschnitten zurück. Die mit dem Pfirsich verwandte Aprikose ist bei uns bis ins hohe Mittelalter nicht als selbständige Art, sondern als ein mehr oder weniger aus der Art geschlagener Pfirsichwildling angesehen worden. Erst seitdem die Unterschiede botanisch definiert sind und der Baum an vielen Orten in Kultur genommen wurde, konnten einige der in seinem Erbgut schlummernden Anlagen mit dauerhaftem Erfolg geweckt werden. Seine Frostempfindlichkeit ist zwar noch ausgeprägter als bei dem Pfirsichbaum, aber das unvergleichliche Aroma der Früchte, das alle anderen Steinobstarten übertrifft, bleibt in den für Aprikosen üblichen Verbreitungsformen erhalten. Wer sich ab und zu ein Gläschen Aprikosen-Brandy gönnt, wovon ich Erwachsenen durchaus nicht abrate, weiß, was ich meine. Aus naturheilkundlicher Sicht ist auf uralte Erfahrungen der Volksheilkunde hinzuweisen, die bei manchen Patienten mit Darmträgheit, empfindlichen Magen oder Leber /Gallen- beschwerden, nach dem Verzehr getrockneter Aprikosen von Erleichterungen berichtet. Vermutlich handelt es sich dabei um einen ähnlichen Effekt, wie ihn die verdauungsfördernde Eigenschaft getrockneter Pflaumen hervorruft. In unserer Zeit sind alle Steinobstarten durch Umwelteinflüsse in unterschiedlichem Maße beeinträchtigt. Wo Kirsch- und Pflaumenbäume noch die Straßenränder säumen, werden zwar seltener Chemikalien in die Baumkronen gesprüht, aber Abgase des Straßenverkehrs blasen im Lauf der Jahre tonnenweise Schwermetall-Ionen in die Luft, und was sich davon auf den Blättern und Früchten ablagert, gelangt mit der Zeit ebenso in den Säftekreislauf der Bäume, wie die am Boden haftenden Anteile dieser Substanzen mit den Niederschlägen nach und nach im Erdreich versickern, wo das Wurzelwerk sie aufsaugt und mit dem Säftestrom in den Pflanzenhaushalt aufwärts befördert.
Auch geschmolzenes Streusalz von der Winterpflege des Straßenbelags ist in die Vorgänge mit einbezogen.
Gewerblich angebaute Kulturen, selbst die kostbarsten Spalierobstbestände, sind keineswegs besser gestellt. Das Umfeld auf dem sie gedeihen, ist abgeschirmt wie ein Ghetto. Von allen Mitbewerbern um etwas Nahrung und Bodenfeuchte wird es peinlich freigehalten. Kein Grashalm wird zwischen den Zeilen geduldet, kein Käfer darf sich unter einem bißchen Kräuterwildwuchs verstecken können. Was der Boden hergibt, ist einzig der angebauten Obstsorte vorbehalten. Alles Lebendige, was nicht im engsten Sinne der Ernte dient, ist als schädlich eingestuft, aus dem naturgewollten Verbund aller Lebewesen, dem Biotop, verbannt und wird gnadenlos vernichtet. Die Chemie kann solch anthropozentrisches ( den Menschen im Mittelpunkt sehendes) Bestreben weitestgehend erfüllen. Was sie anzubieten hat, ist nach Zielvorgaben in Substanzen aufgefächert, die entweder als Düngemittel der Bodenauf-besserung oder als Pestizide der Schädlingsbekämpfung dienen. Exakt aufgestellte Terminpläne regeln den Düngernachschub, denn in Monokultur dicht an dicht angebaute Pflanzen entziehen dem Boden, je nach ihrem biologischen Bedarf, überdurchschnittliche Mengen an Kalium, Phosphor und Stickstoff. Es ist zwar vorgeschrieben, welche Düngesorte und wieviel davon pro Hektar auszubringen ist, aber in der Praxis hängt das Quantum allein von der Einsicht und der Sachkenntnis der Anwender ab. Jedes gutgemeinte Zuviel überfüttert die Pflanzen, schadet der Lebewelt im Boden und gelangt schließlich mit versickernden Niederschlägen ins Grundwasser.
Ähnlich verhält es sich mit Pestiziden, die übrigens zuweilen prophylaktisch (vorbeugend) angewandt werden. Es gibt unzählige Sorten davon, die zum Teil nur pflanzliches Leben abtöten, zum Teil jedoch als Insektenvernichtungsmittel alles (mit Ausnahme von Honigbienen ) umbringt, was da (im Ghetto) „kreucht und fleucht“. Auch hier sind die auszubringenden Mengen vorgeschrieben, aber ebenso wie beim Dünger, steht es praktisch im Belieben der Anwender, mehr zu tun. Die Konsequenz ist allerdings schlimmer, denn alle Pestizide sind auch für den Menschen giftig. Da sie vorwiegend oberirdisch ausgebracht, versprüht oder vernebelt werden, bleibt manches davon auf Blättern und Früchten haften, gelangt so auf Umwegen über den Pflanzenhaushalt auch ins Innere der Früchte und damit letztlich in die Hand des Verbrauchers. Als Ergebnis dieser Überlegungen muß ernstlich empfohlen werden, jegliches Tafelobst (außer Kirschen) unter allen Umständen zu schälen und im Hinblick auf mögliche Fremdstoffbelastung nur in mäßigen Mengen zu verzehren.
Beerenfrüchte ( Kulturformen – Wildformen )
Zum Unterschied gegenüber dem Kern- und Steinobstsorten, die schon in der Antike und früher bekannt waren, haben unsere Beerenfrüchte keine weit zurückreichende Geschichte. Erst im Mittelalter tauchen ihre Namen in Kräuterbüchern auf, meist im Zusammenhang mit Empfehlung der Volksheilkunde. Der Stachelbeerstrauch war ursprünglich ein Wildling mit kleinen, borstig behaarten Früchten, denen kaum Geschmack abzugewinnen war. erst als der Strauch im 17. Jahrhundert in Kultur genommen wurde, begann das Züchten attraktiver Gartenformen, die auch größere Beeren hervorbrachten. Aber um die letzte Jahrhundertwende gab es einen empfindlichen Rückschlag. Der Stachelbeermehltau, eine durch Pilze verur-sachte Pflanzenkrankheit, breitete sich seuchenartig über ganz Europa aus, so das die Sträucher allenthalben vernichtet werden mußten. Die heutigen Stachelbeersträucher stammen vorwiegend aus Neuzüchtungen weiterentwickelter Sorten, denen unter anderem die Erbanlage borstig behaarte Früchte fast restlos weggezüchtet wurde. Die säuerlich-süßen Beeren kommen in vielerlei, neuerdings auch kernlosen Sorten, auf den Markt. Da sie vorwiegend mit viel Zucker zu Marmelade gekocht werden, geht ihr ohnehin geringer Vitamingehalt dabei völlig verloren. Roh gegessen, wirken sie auf Grund ihres Calciumgehaltes leicht harntreibend.
Warnung: Nach dem Verzehr roher Stachelbeeren darf niemals Wasser getrunken werden, denn sie gären sonst verstärkt auf dem Verdauungsweg.
Die so entstehenden Darmgase blähen gewaltig auf, was zu Darmlähmung ( Ileus ) führen kann, die besonders bei Kindern tödlich enden kann.
Die rote Johannisbeere
Ist als Wildling in ganz Eurasien bis in die Hochgebirgsregionen des Himalaja verbreitet. Bei uns kommt sie nur noch in zahlreichen Kulturformen vor, die ihr bei der weiten Verbreitung zwangsläufig angezüchtet worden sind. Zur Reife gelangen die Beeren fast überall im Juni, zum Johannistag. Daher der Name. Sie enthalten reichlich Vitamin C, das bei Rohverzehr der schmackhaften Früchte verlustlos genossen wird.
Aus naturheilkundlicher Sicht kann frischer, ungezuckerter Saft der Johannisbeere überall unbedenklich empfohlen werden, wo Mangel an Calcium, Phosphor und Vitaminen besteht. Die in Haushalten als Johannisbeergelee beliebte Konfitüre hat den gesundheitlichen Wert der Früchte weitgehend eingebüßt, weil ihr Vitamingehalt durch das Kochen zerstört ist. Zudem besteht meist die Hälfte des Gewichtes ( oder mehr ) aus Industriezucker, der zwar das Aroma trefflich zur Geltung bringt, aber reichlichen Verzehr, der Überzuckerung wegen, mit Rücksicht auf die Gesundheit nicht ratsam ist.
Die schwarze Johannisbeere
hat durch ihren außergewöhnlich hohen Gehalt an Vitamin C
( 190 Gramm auf 100 Gramm ), der von keinem heimischen Beerenobst erreicht und nur von der Hagebutte übertroffen wird, den Nachteil eines befremdlichen Geruchs wettgemacht, der diesen Strauch sowohl bei Züchtern als auch bei Hobby-gärtnern für lange Zeit im Abseits gehalten hat.
Die reifen Beeren sind süßer als ihre roten Verwandten. Erntefrisch haben sie einen charakteristischen, streng würzigen Geschmack, der an das Aroma des Strauches erinnert, aber in Fruchtsaftgetränken nicht mehr auffällt. Durch den reichen Gehalt an Ascorbinsäure ( Vitamin C ) kommt der schwarzen Johannisbeere überall, wo es an diesem Vitamin mangelt, eine fast medikamentöse Schutzwirkung zu, die jedoch nicht allein dem Vitamin C zuzuschreiben ist, denn die Beere enthält einen noch nicht gründlich erforschten, bakterientötenden Wirkstoff, der sich auch im Saft frisch-gepresster Zitronen und in Holundersaft nachweisen läßt. Nach MADAUS ( Lehrbuch der biologischen Heilmittel ) handelt es sich dabei um die früher als Vitamin C2, und heute als Vitamin I bezeichnete Substanz, die sich als Schutzstoff gegen Lungenentzündung ( Pneumonie ) schon bewährt hat.
Obgleich hier noch Forschungsergebnisse zu erwarten sind, kann der Genuß schwarzer Johannisbeeren oder ihres Saftes aus naturheilkundlicher Sicht bedenkenlos empfohlen werden, wenn nicht Allergien oder Erkrankungen mit Hautbeteiligung (Neurodermitis, Psorisasis) vorliegen.
Die Gartenerdbeere
entstand um 1750 in Züchterkreisen der Niederlande als Bastard einer großfruchtigen Sorte aus Chile und der in Virginia kultivierten Scharlach Erdbeere. Seitdem sind auf dieser Basis durch vielfältige Kreuzungen etwa 400 Sorten entwickelt worden, deren Früchte in Form und Größe erheblich variieren. Es werden vorwiegend rund herzförmige Früchte unter-schieden, wobei auffällt, daß einige überzüchtet große Formate heranreifen, aus denen das geschätzte Aroma vielfach erst durch Hinzufügen bedenklicher Mengen Industriezucker aktivierbar ist. Wo Erdbeeren in größeren Kulturen angepflanzt werden, leiden sie meist unter Schädlingsbefall. Schnecken und Vögel laben sich an den Früchten, und einige schwer zu vertreibende Pilzkrankheiten, Grauschimmelfäule, Mehltau und Rot- oder Weißfleckenkrankheit, müssen leider mit Chemikalien bekämpft werden, die den Genuß der Früchte verleiden können, weil sie selbst mit warmem Wasser nicht abwaschbar sind. Einige Rückstände werden dadurch zwar auf die Hälfte vermindert, aber andere können mit Wasser überhaupt nicht entfernt werden, weil sie sich im Innern der Früchte ablagern. Für Mengen und Konzentrationen, in denen Bekämpfungs-mittel anzuwenden sind, werden in Deutschland Grenzwerte vorgeschrieben und zumeist eingehalten, teils sogar unterschritten. Bei Importware, die fast täglich eingeflogen wird, sind Überschreitungen der Grenzwerte leider die Regel. Deshalb empfiehlt es sich, außerhalb der heimischen Saison mit dem Verzehr importierter Ware zurückhalten.
Die Walderdbeere,
ein bescheidenes, bodennahes Pflänzchen, das fast überall vorkommt, aber selten größere Bestände ausbreitet, wird an seinem Standort meistens übersehen. Die winzigen Früchte verströmen ein unvergleichliches Aroma, mit dem sie die Kulturformen der Gartenerdbeere in der Regel weit übertreffen. Der Gehalt an Vitamin C beträgt im Durchschnitt 62 mg auf 100 Gramm, schwankt aber infolge von Standortverhältnissen in weiten Grenzen. Zu früherer Zeit galt die Walderdbeere in der Volksheilkunde als geschätzte Heilpflanze für die Linderung von Gichtanfällen und mit heilsamer Wirkung auf die ableitenden Harnwege. Bei überempfindlichen Naturen, gegen Gartenerdbeeren, kann dies durch die Walderdbeere vielleicht reaktiviert werden, weil dies unscheinbare Pflänzchen in den winzigen Früchten noch Eigenschaften bewahrt, die seinen kultivierten Verwandten durch vielfaches Kreuzen der Erbmasse abhanden gekommen sind.
Die Brombeere
ist mit wenigstens 300 wildwachsenden Arten und einem Fünffachen an Unterarten über die ganze Erde, mit Ausnahme der Polarzonen, verbreitet. Schon im klassischen Altertum wurden die aromatischen Früchte als Nahrungs- und Genuß-mittel, aber auch das Laub zur Teeverarbeitung gesammelt. Die heutige Verarbeitung der Beeren zu Gelees und Marmeladen hängt eng mit der Entwicklung der Zucker-industrie zusammen, die an jedem Kilo konservierter Frucht mit wenigstens einem gleichen Gewichtsanteil dabei ist. Zählt man die Produktion brombeersafthaltiger Getränke, wie zum Beispiel „Kroatzbeere“ und „Black Berry“, einige Limonaden und Fruchtsaftgetränke hinzu, so ergibt sich ein beständig umsatzfähiger Markt, für den es sich lohnte, anbauwürdige Wildsorten der Brombeere zu kultivieren. Der Entschluß hat sich gelohnt. Großfrüchtige, dornenlose Pflanzen stehen jetzt zur Verfügung, so daß der Nachschub an Rohstoff nicht mehr auf die unsicheren Sammelergebnisse von Wildfrüchten angewiesen ist.
Da es sich bei allen Brombeererzeugnissen weniger um Nahrungs- als Genußmittel handelt, ist hier nur um der Vollständigkeit willen darüber berichtet.
Der Himbeerstrauch
gedeiht als Wildling in den Wäldern der nördlichen Halbkugel. Mit etwa 100 Arten besiedelt er vorwiegend sonnige Waldränder, Lichtungen und Kahlschläge, aber nach dem Aufforsten geht er mit dem Heranwachsen neuer Bestände an Lichtmangel wieder zugrunde. Die wohlschmeckenden Beeren wurden schon in der Jungsteinzeit gesammelt, und seit dem Mittelalter befinden sich zahlreiche Sorten mit gutem Erfolg in Kultur. Die äußerst druckempfindlichen Früchte würden Verpackung und Transporte nicht heil überstehen. Heute werden sie kaum noch roh verzehrt, sondern sofort nach der Ernte zu Konfitüren, speziell Himbeersirup, verarbeitet, wobei auf Sieben Gewichtsanteile des filtrierten Fruchtsaftes zehn Gewichtsanteile Industriezucker zugesetzt werden. In der Volksheilkunde sind wasserverdünnte Himbeerlimonade und Himbeeressig, in dem e i n Teil des Sirups mit z w e i Teilen Weinessig vermischt ist, bei fiebrigen Erkrankungen als Durstlöscher heute noch gebräuchlich. Dem Gesunden ist jedoch der handelsübliche Himbeersaft wegen des hohen Anteils an Industriezucker nur mit Zurückhaltung zu empfehlen.
Die Heidelbeere (= Blaubeere)
gedeiht mit etwa 150 Arten vorwiegend in lichten Nadelwäldern der Nordhalbkugel, wo die schwarzblauen, meist weißlich bereiften Beeren von Juli ab bis Oktober als Wildfrüchte gesammelt werden. Selbst in der alpinen Zwergstrauchregion über 2500 m Höhe sind sie anzutreffen. Obgleich die Heidelbeere in Europa nur wild gesammelt und von der Forstwirtschaft eher geduldet als gefördert wird, hat sie in der Neuen Welt eine bescheidene wirtschaftliche Bedeutung erlangt. Nachdem einige amerikanische Arten kultiviert und mit dem Ergebnis bedeutend größere Früchte, sowohl unterein-ander als auch mit hiesigen Wildformen gekreuzt worden sind, kommen nun auch europäische Kultursorten auf den Markt. Dies ist von aktueller Bedeutung, weil unsere Wälder nach der Katastrophe von Tschernobyl noch immer mehr oder weniger kontaminiert sind, so daß vom Sammeln und Verzehren heimischer Waldfrüchte vorerst noch auf unbestimmte Zeit abgeraten werden muß
Die Preiselbeere (Kronsbeere)
bleibt im Wuchs etwas hinter der eng mit Ihr verwandten Heidelbeere zurück. Als Standort bevorzugt sie die sandigen Kiefernwälder Norddeutschlands, ist aber auch in Hochgebirgs-lagen bis zu 3000 m noch anzutreffen, wo eine winterliche Schneedecke vor dem Erfrieren schützt. Gewöhnlich blüht und fruchtet sie zweimal im Jahr, im Juli und August können die ersten Beeren gesammelt werden, aber die im Oktober reifende zweite Generation wird höher geschätzt, weil sie in der Regel größere und süßere Früchte hervorbringt.
Die Volksmedizin schreibt der Preiselbeere seit je her Heilkräfte zu, die sich auf Entzündungen der ableitenden Harnwege, des Nierenbeckens und der Blase beziehen. Sie enthält nämlich ARBUTIN, eine auch in den Blättern der Bärentraube (Arctostaphyos uva-ursi) enthaltene Substanz, von der diese Heilwirkung auszugehen scheint. Überraschende Nachrichten zu diesem Thema aus Forscherkreisen der U.S.A. seien hier kompakt vorgestellt: Auf der Suche nach besseren Behandlungsmethoden bei Infektionen der Harnwege war aufgefallen, daß gewisse Bakterien dazu neigen, sich an den Innenwänden der Harn-wege festzusetzen, bevor sie aktiv werden. Reihenunter-suchungen ergaben, daß es im Preiselbeersaft einen Wirkstoff gibt, der dies verhindert, so daß sie nirgends Halt finden und schließlich mit dem Urin abfließen. Wenn diese Erkenntnisse erhärtet werden können, bietet die Preisel-beere eine ideale Form der Prophylaxe (Vorbeugung) gegen Infektionen der Harnwege.
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Erstellt am: 29.01.2009 10:52 Uhr