Neurodermitis
Der Name ”Neurodermitis” wurde um die Jahrhundertwende, als diese Krankheit noch kaum bekannt war, von dem französischen Arzt BROCQ in die ärztliche Fachsprache eingeführt. Ziemlich ungenau deuten die aus dem Altgriechischen entnommenen Wortelemente ”neuron” = Nerv,” derma = Haut und Endung „itis“ = Entzündung, die eine nervliche Entzündung aufweist.
Diese nahezu laienhaft oberflächliche Bezeichnung für ein Leiden, das sich heute in vielfältigen Ausprägungen darstellt, hat dazu geführt, daß m Lauf der Jahrzehnte fachlich präzisere Namen auftauchten, je nachdem, welchen Eindruck Ärzte oder Therapeuten von den Krankheitsbildern gewannen, denen sie gegenüberstanden. Die Erscheinungen wurden gut beobachtet, zum Leidwesen der Betroffenen aber schlecht therapiert, da die Ursache nicht erkannt wurde, sondern nur die sichtbaren Signale einer tieferliegenden Erkrankung.
So klären sich Attribute, wie ”disseminata” für Hautausschläge, die sich offenbar im Zustand fortschreitender Ausbreitung befinden und ”generalisata” für solche, die bereits den ganzen Körper bedecken. Die Vielfältigkeit in der Differenzierung und Bezeichnung von Hautausschlägen ist genauso stark in der Schulmedizin ausgeprägt, wie die Hilflosigkeit die Ursachen dieses Leidens zu erkennen und zu beseitigen. Hauptsache ist es, nach schulmedizinischer Weise, die Krankheitsbilder zu benennen und einzuordnen . ”Neurodermitis constitutionalis” bezeichnet die Veranlagung zu Neurodermitis. Schwächere Symptome führten bei nicht genau abgegrenzten Hautveränderungen zu der Bezeichnung ”diffusa”, und Formen, die dem Anschein nach auf Überempfindlichkeit der Patienten beruhen, wurden als ”Neurodermitis atopica” eingestuft.
Manchmal wird es bevorzugt, die Symptome nach Ekzemformen aufzugliedern. Demnach lauten die Diagnosen auf ”Flexural-Ekzem”, wo nur Armbeugen und Kniekehlen befallen sind. Nicht selten wird die Krankheit als ”anlagenbedingt” aufgefaßt und demnach ”Konstitutionelles Ekzem”, genannt, wenn sie die oben erwähnten Einschätzung teilen, das Leiden beruhe auf einer erblich bedingten Anlage. Gelegentlich wird auch die Bezeichnung ”Prurigo-Ekzem” verwandt, wenn die Haut mit stark juckenden Knötchen übersät ist. Die Vielfalt ärztlichen Benennungen entspricht offensichtlich den auffällig verschiedenen Hautveränderungen, worunter die Betroffenen leiden. Dabei ist anzumerken, daß die Symptome beim gleichen Patienten nicht immer dieselben sein müssen. Da die Krankheit meist in Schüben verläuft, zwischen denen beschwerdenfreie Zeitspannen liegen , sind von Arzt zu Arzt unterschiedliche Diagnosen möglich, obgleich es sich um Erscheinungsformen desselben Leidens handelt. In der Fachliteratur sind dreißig verschiedene Bezeichnungen anzutreffen, von denen jede sich auf Symptome stützt, die verwechselbar sind.
Neurodermitis ist keine Allergie, wird aber häufig durch Allergien ausgelöst, begleitet und verstärkt.
Es gibt Übergangs- und Mischformen, die bisweilen anderen Hautkrankheiten ähneln, aber nur dann als Neurodermitis anzusprechen sind, wenn der für diese Leiden typische Juckreiz damit verbunden ist, was allerdings nicht ausschließt, daß auch andere Hautausschläge Juckreiz auslösen können, die nichts mit Neurodermitis zu tun haben. Siehe „ Der Darm, Basis der Gesundheit“
Hier berührt unser Problem die vielfältigen Erscheinungsformen des atopischen Formenkreises, die auf Überempfindlichkeit gegenüber äußeren Einflüssen beruhen. Der aus dem Griechischen stammende Ausdruck ”Atopie” steht für das Außergewöhnliche und meint in der Medizin eine im Leben liegende von der Norm abweichende innere Bereitschaft, auf Stoffe aus der Umwelt in einer Weise zu reagieren, die heute allgemein als ”allergisch” bezeichnet wird. Die Zahl solcher Stoffe ist unüberschaubar. Sie können pflanzlicher, tierischer oder chemischer Herkunft sein und durch Berühren, Einatmen oder orale Aufnahme wirksam werden, wobei vielfach Schwellenwerte zu beobachten sind, unterhalb deren nichts Auffälliges geschieht, während bei Überschreiten der Grenze geradezu ”der Teufel los” ist. Im Kapitel über Allergien komme ich eingehender darauf zurück.
In der Praxis hat sich gezeigt, daß auch Störungen des Verdauungssystems, insbesondere im Darm, am Krankheitsbild der Neurodermitis ursächlich beteiligt sind, obgleich sie im Grunde nur bestätigen, daß es sich bei Neurodermitis um ein Leiden handelt, dessen Auswirkungen den ganzen Organismus beeinträchtigen. Ich habe diese Betrachtungen vorangestellt, um dem Leser die multifaktorielle Qualität dieser Krankheit und ihre vielfältigen Wurzeln bewußt zu machen und ihn, sofern er selber betroffen ist, von der Notwendigkeit zu überzeugen, das Leiden im Sinn der Ganzheitsmedizin, nicht von den Symptomen her anzugehen, sondern deren Ursachen aufzuspüren und wo immer es möglich ist, sie zu beseitigen.
Zur gegenwärtigen Situation
Aus der ärztlichen Fachliteratur, in der Erfahrungen mit können um das 7.- 14.- und 21.- Lebensjahr Neurodermitis-Patienten geschildert sind, geht hervor, daß es eine einheitliche Beurteilung dieser Krankheit bisher nicht gibt. Weder über ihre Ursachen noch über Behandlungsmöglichkeiten bestehen übereinstimmende Ansichten oder Ansatzpunkte für eine dauerhafte Heilung.
Nachdem Fachgelehrte aller beteiligten Disziplinen die Palette der Erscheinungsformen mit anerkennenswerter Kleinarbeit durchforscht haben, fand sich im großen und ganzen die Erkenntnis bestätigt, daß es sich bei Neurodermitis um verschiedene, mit starkem Juckreiz belastete Ekzeme handelt. Sie können schon in frühester Kindheit auftreten , sind zwar nicht ansteckend aber offenbar durch innere und äußere Einflüsse begünstigt, zumeist verlaufen sie chronisch (über einen langen Zeitraum) und klingen von Ausnahmen abgesehen, im sechsten Lebensjahrzehnt allmählich ab.
Die Gründe für den schubweisen Krankheitsverlauf, der von erscheinungsfreien Intervallen unterbrochen ist, täuscht bei manchen Patienten jahrelang Heilung vor. Sie sind ebensowenig aufgeklärt, wie klimatische Einflüsse oder der vorzugsweise Befall einzelner Körperregionen, wie Armbeugen und Kniekehlen, der bei Jugendlichen häufiger anzutreffen ist als bei Erwachsenen.
Die naheliegende Frage nach der Geschlechtsbezogenheit des Leidens ist ansatzweise untersucht worden. Statistische Erhebungen in zehn Arztpraxen ergaben unterschiedliche Anfälligkeit. Einem Volumen von 1941 weiblichen Patienten aller Altersstufen standen im gleichen Zeitraum nur 1454 männliche gegenüber . Dabei fiel auf, daß Knaben und Mädchen im Säuglings- und Kleinkindstadium gleichermaßen betroffen sind, daß aber bis zum zehnten Lebensjahr doch mehr Knaben erkranken. Im zweiten Lebensjahrzehnt verschiebt sich das Bild zu Lasten der weiblichen Patienten, und jenseits der Dreißig erkranken wieder ebensoviele aus beiden Geschlechtern. Es ist allerdings wahrscheinlich, daß es sich bei den Zwanzig- bis Dreißigjährigen vielfach um das Wiederauftreten einer in der Kindheit vorhanden gewesenen, leichteren Form von Neurodermitis handelt, die entweder nicht erkannt wurde oder in Vergessenheit geriet. Auf der Suche nach Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten wurden zuweilen Erwägungen angestellt, die neben der Sache liegen. Welcher Gesellschaftsschicht die an Neurodermitis Erkrankten vorwiegend angehören, welche Schulbildung sie genossen, ob sie in handwerklichen Berufen, als Beamte, Kaufleute oder Akademiker tätig sind, mag unter sozialpolitischen oder versicherungsmathematischen Gesichtspunkten relevant sein, aus therapeutischer Sicht erkenne ich in solchen Erhebungen keinen Nutzen.
Auch Untersuchungen, die im Interesse treffsicherer Diagnosen darauf abzielen, das Krankheitsbild der Neurodermitis an Konstitutionstypen oder am Persönlichkeitsbild ”abzulesen”, haben meines Erachtens therapeutisch gesehen wenig Sinn. Dennoch möchte ich aus Erfahrung berichten, daß vor allem schlankwüchsige, meist blonde, blauäugigige Menschen häufiger betroffen sind, als andere. Auch Mischtypen mit schlankem Wuchs, brauner oder braungrüner Augenfarbe können neurodermitische Richtungen aufweisen und entwickeln. Hauptmerkmal ist die Schlankwüchsigkeit, die auf eine verminderte Fähigkeit von Giftstoffspeicherung über das fehlende Binde- und Fettgewebe hinweist, wodurch eine Ableitung über die Haut lebensnotwendig wird. Also kann bei den sogenannten Leptosomen als auch bei extrem schlankwüchsigen, hochaufgeschlossenen Asthenikern eine neurodermitische Disposition vermutet werden, weil sie im Gegensatz zu Athletikern und Pyknikern, in ihrem geringeren Körpervolumen weniger ausleitungsbedürftige Substanzen speichern können. Will man das Auftreten der Neurodermitis an Konstitutionsmerkmale gebunden betrachten, so sieht man vorwiegend leptosom-asthenische Mischtypen von diesem Leiden befallen und kommt damit den tatsächlichen Verhältnissen am nächsten. Vom Persönlichkeitsbild des Neurodermitikers auf seinen Krankheitszustand zu schließen, ist allerdings abwegig. Wenn Betroffene ein empfindliches Wesen zeigen, ängstlich oder unsicher erscheinen, können diese Eigenschaften ebensogut eine Folge wie die Ursache ihrer Krankheit darstellen. Ich habe gute Gründe für diese Einschätzung, denn Patienten, die nach oft jahrelang vergebens durchgestandenen Behandlungen sowohl die äußeren Merkmale ihres Leidens als auch den Streß des unerträglichen Juckreizes losgeworden waren, schienen wie umgewandelt, blühten auf und fanden bald ihre Selbstsicherheit wieder, wenn ursächlich und nicht symptomatisch behandelt wurde.
Geheimnisvoll am lichten Tag läßt sich Natur des Schleiers nicht berauben
und was sie deinem Geist nicht offenbaren mag das zwingst du ihr nicht ab
mit Hebeln und mit Schrauben
(Faust)
Eine Behandlung der Neurodermitis bedeutet, rigorose Umstellung der Lebensgewohnheiten, Ernährung, psychischen Grundeinstellungen, wie „Ja“ sagen zum Leben und Überprüfen der eigenen Identität, wenn nötig durch Hilfe eines Therapeuten.Geheimnisvoll. Häufig sind die Probleme eines Neurodermitikers tiefgreifender Natur, unerklärlich, wie viele andere Dinge auch. Leider werden wir uns noch öfters mit Unerklärlichem abfinden müssen, denn manche Faktoren, die am neurodermitischen Geschehen entweder ursächlich beteiligt sind oder heilsame Wirkungen entfalten, entziehen sich ”wissenschaftlich exakten” Nachweismethoden . Um es einfacher auszudrücken: Jeder Patient reagiert anders. Was bei e i n e m den neurodermitischen Schub auslöst, wird vom anderen anstandslos vertragen, und was sich in einem Fall als heilsam erweist, kann in anderen wirkungslos bleiben. Wir sehen die Tatsachen, aber erklärbar sind sie vielfach nicht.
Ursachen
Unbekannt sind zunächst die aus dem Körperinnern wirkenden Einflüsse, soweit sie nicht von offensichtlich bestehenden und dem Patienten bekannten Krankheiten herrühren. Verdächtig, aber nicht in jedem Fall als auslösende Faktoren kenntlich, sind Unverträglichkeiten (Allergien) gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln und Getränken, Bestandteilen der Atemluft, Artikeln des täglichen Gebrauchs, Reinigungsmitteln, Kosmetika und Schmuckgegenstände, Zimmerpflanzen, Haustieren; aber auch Dämpfe von Lösungsmitteln, die entweder von Berufs wegen oder nur gelegentlich eingeatmet werden, können Neurodermitis auslösen. Jeder der hier genannten Sammelbegriffe umfaßt eine mehr oder minder überschaubare Zahl von Substanzen, aus deren Vielfalt ermittelt werden muß, welche davon im Einzelfall die Symptome der Krankheit entfachen.
Aus dieser Erkenntnis ergibt sich die überragende Bedeutung einer sorgfältigen Anamnese und zugleich die Sinnlosigkeit des Verdrängens von Symptomen, womit zwar der Juckreiz vorübergehend gelindert, aber die dahinterstehende Krankheit weder vertrieben noch geheilt werden kann.
Wer Neurodermitis für eine Hautkrankheit hält, die mit landläufig verordneten Medikamenten, etwa Cortison-Präparaten, zu bekämpfen sei, aber den Ursachen der Symptome keine Bedeutung beimißt, kommt durch unausbleiblichen Mißerfolge zwangsläufig zu der irrigen Auffassung, das Leiden sei nicht zu bändigen, der Patient müsse mit den Beschwernissen leben. Leider wird diese Meinung, die dem Patienten kaum Hoffnung läßt, in weiten Kreisen der Schulmedizin auch heute noch vertreten, obwohl längst bekannt ist, daß verantwortungsbewußte Naturheilkundige über die Schwedler – Vollmer Methode, alternative Diagnose- und Behandlungsverfahren entwickelt und Tausende aus dem Teufelskreis dieses Leidens erlöst haben.
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Erstellt am: 28.01.2009 13:05 Uhr