08. La Gomera – Teil II – von der Ermita San Isidro bis Alojera
Heute fuhren wir zunächst verschiedene an der TF-713 gelegene Miradores an, wobei wir die für La Gomera typischen Landschaftsformen mit Barrancos, Terrassenfeldern, Palmen usw. bewundern konnten. Leider war es sehr kühl, der Wind wehte heftig und die Sonne kam kaum zum Vorschein. Auf der Weiterfahrt kamen wir an der Ermita de las Nieves vorbei, an der man gut übernachten kann. Sie liegt sehr ruhig oberhalb der TF-713. Es gibt hier eine Wasserstelle und WCs sowie Grill- und Picknickplätze. Heute am Sonntag war allerdings von Ruhe nichts zu spüren, der Parkplatz war voll und die Picknickplätze von Wanderern und Ausflüglern belagert. Auf dem Hof der Ermita spielten Kinder Fußball. GPS Daten vom ÜPl Ermita de las Nieves: N 28°06.051‘ W 17°12.131‘
Uns störte das nicht, denn wir wurden durch eine herrliche Aussicht bis hinüber zum teils von Wolken verschleierten Teide von dem lebhaften Treiben auf dem Platz abgelenkt. Nun fuhren wir wieder zurück auf der TF-713 und widmeten uns dem Anblick der Los Roqués, von denen natürlich der 1251 m hohe “Roque de Agando“ der auffälligste ist. Er ist eines der Wahrzeichen von La Gomera. Die Roqués gehören zum Parque Nacional de Garajonay, einem zerklüfteten 2 Mio. Jahre alten Vulkangebirge. Es ist größtenteils von dichten Wäldern bedeckt, überwiegend von bis zu 20 m hohen und Heide- und Lorbeerbäumen, die hier übrigens den größten zusammenhängenden Lorbeerwald der Erde bilden. Doch auch andere Pflanzen gedeihen im feuchten Klima des Parque Nacional de Garajonay.
Die wohl beliebteste Wanderung im Parque Nacional de Garajonay ist der Aufstieg zum höchsten Berg der Insel, nach dem der Parque benannt worden ist, nämlich dem 1487 m hohen Garajonay. Von einem Aufstieg oder einer Wanderung kann jedoch keine Rede sein, wenn man den Berg wie wir von dem an der TF-713 liegenden Wanderparkplatz aus in Angriff nimmt, denn von dort sind es gerademal 1,4 km auf einem bequemen mit Steinen bepflasterten Fußweg.
Oben angekommen sucht man jedoch vergebens nach einem Gipfel womöglich mit einem Gipfelkreuz. Der Gipfel des Garajonay ist eine unspektakuläre Fläche, auf der eine Tafel über archäologische Funde der Ureinwohner von La Gomera aufklärt. Auch die Aussicht war für uns aufgrund der Wetterlage nicht so berauschend, wie man das den Beschreibungen in den Reiseführern zufolge eigentlich erwartet. So begnügten wir uns mit dem Blick auf den Teide und auf den 1243 m hohen Tafelberg La Fortaleza, der sich inmitten einer sanft geschwungenen Landschaft erhebt. Über einer 500 Meter hohen Steilwand erstreckt sich die flache Kuppe, die den Ureinwohnern als Versammlungsort und Kultplatz diente. Nun fuhren wir über Arure nach Valle Gran Rey. Die steile und kurvige Straße, die ins Valle Gran Rey hinab führt, passiert den Mirador El Palmarejo. Von diesem Aussichtspunkt reicht der Blick tief in die Schlucht und an den Hängen entlang über weite Terrassenfelder, Palmenhaine und Bauernhöfe bis zur Ortschaft Valle Gran Rey. Hier an diesem Aussichtspunkt begegnet man dem lanzaroteñischen Inselkünstler und Architekten César Manrique. Bei der Gestaltung des 1989 erbauten Mirador del Palmajero ließ er sich von der Eigenart der ausgestorbenen Kanarienvogelart Palmajero inspirieren, indem er den Eingang zum Aussichtspunkt so geschickt in Felsnischen baute, dass dieser leicht zu übersehen ist. Zudem diente der Vogel als Namensgeber für den Mirador.
In dem kuppelförmigen Bau des Mirador del Palmajero findet man eines der renommiertesten Restaurants der Insel. Das lange Zeit aus finanziellen Gründen geschlossene Lokal wurde vor kurzem wiedereröffnet. Durch das Restaurant gelangt man zur Aussichtsterrasse, und wer nur eine Kleinigkeit zu sich nehmen möchte, kann dies in dem ein Stockwerk tiefer gelegenen Tapas-Lokal mit Panoramascheibe tun.
Nun haben wir uns aber lange genug an diesem Mirador aufgehalten, und es wird Zeit, den Ort Valle Gran Rey zu erreichen. Vielleicht war es ein Fehler dies ausgerechnet an einem Sonntag zu tun, denn unten ankommen konnten wir vom Ort nicht viel sehen, weil wir uns qualvoll durch die engen und total zugeparkten Straßen quälen mussten. Nicht einmal im quirligen Hafenviertel Vueltas fanden wir einen freien Parkplatz. Der Hafen selbst liegt am Fuß einer 500 m hohen Steilwand. Unten an der Steilwand versuchten wir, einen geeigneten Platz fürs WoMo zu finden, aber die Steinschlaggefahr hielt uns dann doch vernünftigerweise von diesem Vorhaben ab, so dass wir wieder umdrehten und auf der üblen Piste zurückrumpelten und weiter suchten. Schließlich erspähten wir eine Parkmöglichkeit an der Mole, die wir sogleich nutzten, und die uns so gut gefiel, dass wir die Security fragten, ob wir hier über Nacht bleiben können. Die Antwort war ein klares Nein, weil die Zufahrt zum Hafen um 18 Uhr geschlossen wird. Die bunte Mischung aus Fischerbooten und Segelyachten, die den Hafen bevölkern, machen den Kai an der Hafenmauer zu einer abwechslungsreichen und gut besuchten Flaniermeile. Leider mussten wir nach einer Fotopause weiter ziehen, um einen anderen Platz für die Nacht zu finden. Aber auch am anderen Ende der Ortschaft, beim Playa del Ingles, wo schon einige WoMos standen, war für uns nichts zu machen. Der einzige Platz, den wir begehrten, war bereits belegt. Zum ersten Mal auf La Gomera waren wir verzweifelt, zumal jetzt auch noch die Sonne verschwand. Leider war es dann schon fast dunkel, als wir die vielen Serpentinen wieder hochgekurvt sind, um uns dann auf den Parkplatz Mirador Alojera, dessen mit Hecken stark bewachsene Zufahrt uns links und rechts zahlreiche Kratzer bescherte, niederzulassen. Als wir am Mirador del Palmajero vorbeifuhren, haben uns übrigens Almut und Wolf von ihrem Übernachtungsplatz aus mit ihrem Fernglas gesichtet. Die Beiden hatten es besser getroffen als wir.
GPS Daten ÜPl Mirador de Alojera N 28°09.067‘ W 17°18.503‘
Obwohl wir nicht viel von der Ortschaft Valle Gran Rey gesehen haben, möchte ich hier doch noch zum guten Schluss erwähnen, dass in den 70-er und 80-er Jahren Deutsche das Tal entdeckten, die sich dann hier nieder ließen, um ihren Traum von einem freien Leben zu verwirklichen. Über viele Jahre hinweg gab es Hippie-Kommunen, die zum Teil in Höhlen an einem Strand wohnten, der so genannten Schweinebucht. Heute wird die Schweinebucht noch zeitweise von einigen Aussteigern für einen günstigen Urlaub genutzt. Die „Hippies“ der vergangenen Jahre sind heute in der Tourismusbranche tätig oder in ihre Heimat zurückgekehrt. Obwohl sich der Tourismus auch hier mittlerweile zum Wirtschaftsfaktor entwickelt hat, gibt es in Valle Gran Rey weder überdimensionierte Hotels noch Einkaufszentren.
Die Ausfahrt war erneut schwierig. Da es in der Nacht stark geregnet hat, waren die tiefen Schlaglöcher voll mit Wasser, und wir kamen an einer zerklüfteten Steigung ganz schön ins Rutschen. Dank Allrad, konnten wir aber dieses Problem meistern. Doch die kratzigen Büsche kannten kein Mitleid, sie fügten der Außenhaut des BiMo neue Narben hinzu. Weil es gestern nicht gereicht hat, den Aussichtpunkt Mirador del Santo zu besuchen, fuhren wir zurück zum Bergdorf Arure, wo es dörfliche Idylle mit Hühnern, Schafen und Ziegen gibt..
Unter einem Aquädukt hindurch führt ein Weg zum Mirador, der einen herrlichen Blick frei gibt über den Nordwesten der Insel La Gomera und in das Tal, in dem Taguluche mit der Ermita de San Salvador liegt. Ein wirklich lohnendes Ziel. Auch Arure hat eine Ermita zu bieten, die zumindest optisch keinen Vergleich mit den anderen der Insel zu scheuen braucht.
Nachdem wir an der Ermita Wasser gezapft haben, drehten wir dem Valle del Grey den Rücken zu und fuhren gen Norden. Von den Chorros de Epina führt eine Straße in vielen weiten Kehren hinab zum Ort Alojera. Die Häuser von Alojera liegen weit verstreut in diesem schönen Tal. Unser Ziel ist die Badebucht Playa de Alojera. Für das leibliche Wohl stehen hier in Alojera kleine Restaurants bereit. Uns hat der Ort jedoch nicht zum Bleiben eingeladen, so dass wir das Tal wieder verließen und auf Vallehermoso zusteuerten. Wie in vielen Orten auf La Gomera, sahen wir auch hier Aussteiger, die schon sehr lange keinen Friseur oder eine Dusche gesehen haben. Wir fragen uns immer wieder, wie man vom Gammeln leben kann? Mit der Ankunft in Vallehermoso geht es weiter im nächsten Bericht.
Infos unter: http://www.rolf-rieber-unterwegs.com
Erstellt am: 30.08.2013 12:14 Uhr