Eigenblut-Therapie
Blut ist ein ganz besondrer Saft (Faust I, Ver 1740)
Seit alters her ist der Glaube an die Heilkraft des Blutes in allen Kulturkreisen verbreitet. Mit den mystischen Vorstellungen von einst hat die heute in der Heilkunde praktizierte Eigenblut-Therapie jedoch nichts gemein. Einem Patienten Blut abzunehmen, um es ihm an anderer Stelle wieder einzuspritzen, ist als Reizbehandlung zu verstehen. Die Abwehrkräfte des Körpers sollen dadurch angeregt werden. Der Gedanke ist nicht neu. Schon die Ärzte im chinesischen Altertum wandten ohne magisch-mystische Hintergedanken eine wohldurchdachte Eigenblutbehandlung an. Bei bestimmten chronischen Leiden brachten sie ihren Patienten unzählige, winzige Nadelstiche bei, womit minimale Blutungen unter der Haut hervorgerufen wurden, die den Organismus zur Abwehr reizen, ihn „umstimmen“ sollten. Der Körper kann nämlich mit seinem natürlichen Immunsystem (RES) „landläufige“ Erkrankungen, die dem Patienten oft gar nicht bewußt werden, leicht überwinden. Nichts liegt demnach näher, als seine Abwehrbereitschaft, wann immer es ratsam erscheint, wachzurufen. Wo das mit dem natürlichsten aller Medikamente, dem eigenen Blut, geschehen kann, haben berühmte Therapeuten, zum Beispiel Professor August BIER, nie gezögert, diese Heilmethode anzuwenden. Seine Erfolge – auch auf diesem Gebiet – gaben ihm recht.
Am häufigsten wird Eigenblut unmittelbar nach Abnahme aus der Vene, dem Patienten durch Injektion in die Muskulatur wieder zugeführt. Als geeigneteste Stellen dafür haben sich die Gesäßmuskeln (Glutäen) bewährt. Um Irrtümern vorzubeugen, sei mitgeteilt, daß nur geringe Mengen an Eigenblut benötigt werden, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Ähnlich wie in der Homöopathie, gilt auch hier die berühmte Arndt-Schulzsche Regel: „Kleine Reize fachen die Lebenstätigkeit an, mittelstarke fördern sie, starke hemmen und stärkste heben sie auf.“ Demnach wird, wenn mehrere Behandlungen geplant sind, mit 0,5 ml (= 1/2 ccm) begonnen, um den Organismus anzuregen, und im Abstand von einigen Tagen, vielleicht auch Wochen, kann geringfügig gesteigert werden, um die eingetretene Wirkung zu fördern. Dosierung und Zeitabstände haben auf die Wirkung der Eigenbluttherapie einen nicht zu unterschätzenden Einfluß. Wenn die Dosis zu groß und/oder die Intervalle zu kurz bemessen werden, reagiert das Immunsystem des Patienten womöglich überhaupt nicht. Geduld ist gefragt und die Erfahrung des Therapeuten, der ähnlich, wie in der Homöopathie üblich, auf jene Erstverschlimmerung hinweisen muß, die als untrügliches Zeichen fürs „Greifen“ der Behandlungsmethode zu begrüßen ist.
Aus der großen Zahl von Erkrankungen und Zuständen, die mit der Eigenblut-Therapie erfolgversprechend angegangen werden können, verdienen die wesentliche Besserung des Allgemeinbefindens älterer Patienten und bei Frauen in den Wechseljahren (Klimaterium), ein deutliches Dämpfen der für diese Lebensphase typischen Beschwerden, hervorgehoben zu werden. Damit wird jedoch nicht suggeriert, dieses Heilverfahren sei vorwiegend jenseits der Lebensmitte empfehlenswert. Auch die jüngeren Patienten, die womöglich unter beruflichem Streß, Schlaf- oder Potenzstörungen leiden, kann die Eigenblut-Therapie neben den sonstigen Behandlungsformen sehr nützlich sein.
Auszug aus dem Buch „Der Darm – Basis der Gesundheit“ von J.B.V.
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Erstellt am: 23.01.2009 12:18 Uhr