Die Cranio-Sacrale Therapie
Es handelt sich um eine neuartige Behandlungsmethode, die auf Entdeckungen amerikanischer Ärzte zurückgeht. Schon um 1900 war dem Facharzt für Knochenheilkunde Dr. SUTHERLAND aufgefallen, daß die knöchernen Verbindungen des Schädels (Cranium) eine gewisse Elastizität aufweisen. Durch Eigenversuche mit einer helmartigen Vorrichtung wies er nach, daß bei Druck auf bestimmte Schädelpartien Stimmungsunterschiede auftraten. Auch Kopfschmerzen waren auf diese Weise willkürlich auslösbar, und er experimentierte, wie auf Druck mit Gegendruck zu reagieren sei. Über Jahrzehnte hinweg beobachtete er diese Phänomene bei seinen Patienten und entwickelte ein Untersuchungs- und Behandlungssystem, das als „Cranial Oesteopathie“ bekannt wurde. Aber als er um 1930 seine Forschungsergebnisse veröffentlichte, fand er in Kollegenkreisen kaum Resonanz. Die Zeit war noch nicht reif dafür. Erst vier Jahrzehnte später, 1970, entdeckte der inzwischen hochangesehene Universitätslehrer Dr. UPLEDGER, buchstäblich unter den eigenen Händen, das CRANIO-SACRALE-SYSTEM. Als er damals bei einer Operation assistierte, fiel ihm die Aufgabe zu, im Genick des Patienten die harte Rückenmarkshaut (Dura mater) am Wegrutschen zu hindern, während der Chirurg dort befindliche Ablagerungen entfernte. Aber es gelang Dr. Upledger nicht, diese Haut, die vom Gehirn ausgehend, das Rückenmark wie ein Schlauch bis zum Kreuzbein (Sacrum) umschließt, völlig ruhigzustellen. Eine rhythmische Eigenbewegung von zehn Impulsen pro Minute behielt sie bei, und zwar unabhängig von der Atem- und Pulsfrequenz des Patienten. Weder die an der Operation beteiligten Ärzte hatten das Phänomen je gesehen, noch in der Fachliteratur fand sich eine Erklärung dafür. Im Jahre 1975 erhielt Dr. Upledger einen Forschungsauftrag der Michigan State University, und es gelang ihm, das CRANIO-SACRALE-SYSTEM neben den Blut- und Lymphgefäßen, als drittes, in sich geschlossenes und pulsierendes System der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit nachzuweisen. Interdisziplinäre Forscherteams haben sich ausgiebig mit dieser Neuentdeckung befaßt. Sie konnten aufzeigen, wie das CRANIO-SACRALE-SYSTEM genutzt werden kann, um schwer beeinflußbare Fehlleistungen im Bereich von Gehirn und Rückenmark und zahlreiche andere Gesundheitsprobleme in den Griff zu bekommen.
Die im Cranio-Sacralen-System pulsierende Flüssigkeit erhält ihren Antrieb vermutlich in den Hohlräumen des Schädels. Die Frequenz ist mit sensiblen Fingerspitzen am ganzen Körper spürbar. Dabei fallen Ruhepausen (still points) auf, während derer die Bewegung entweder ganz unterbleibt oder auf ein so minimales Maß reduziert wird, daß sie nirgends mehr tastbar ist. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um Vorgänge, die vom zentralen Nervensystem (fehl)gesteuert werden. In der naturheilkundlichen Praxis wird mit Erfolg versucht, diese Erscheinungen durch behutsame Fingerspitzenmassage der Schädelnähte zu beeinflussen, damit das pulsierende System sich wieder in seinen natürlichen Rhythmus einpendelt. Die craniosacrale Therapie überwacht und unterstützt somit körperinterne Vorgänge, von denen Wohlbefinden und Widerstandskraft des Patienten oft in höherem Maße abhängen, als ihm bewußt ist. Mancherlei Beschwerden, wie Kopf- und Rückenschmerzen unbekannter Ursache, Migräne und schmerzhafte Zustände nach Unfällen oder Operationen, die auf außergewöhnliche Belastungen des zentralen Nervensystems zurückgehen und der ärztlichen Kunst nicht selten hartnäckig widerstehen, lassen sich mit craniosacraler Therapie erfolgversprechend behandeln. Ebenso können Streß und altersbedingte Verschleißerscheinungen, sogar Hör- und Sehschwierigkeiten, durch diese Therapie vielfach bedeutend gemildert werden. Bei Gesunden angewandt, stärkt unterstützenden Behandlung des Cranio-Sacralen-Systems die allgemeine Widerstandskraft im Sinn der Vorsorge gegen zu frühes Altern und fördert das harmonische Zusammenwirken von Körper, Seele und Geist.
Angehörigen der Heilberufe wird die Kunst sinnvoller Anwendung dieser Therapie in Einführungskursen vermittelt.
Auszug aus dem Buch „Der Darm – Basis der Gesundheit“ von J.B.V.
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Erstellt am: 23.01.2009 12:08 Uhr