Der Darm – Basis der Gesundheit
Heilfasten
Vor knapp vierhundert Jahren schrieb ein ägyptischer Arzt: „Der Mensch ißt zuviel, er lebt von einem Viertel dessen, was er verzehrt, von den restlichen drei Vierteln leben wir Ärzte.“ Das mag im ägyptischen Altertum für eine dünne Oberschicht gegolten haben, die sich am Pyramidenbau nicht schinden mußte. Heute und hierzulande trifft es ohne Standesunterschied beinahe auf jeden Zweiten zu. Wer bringt denn sein Sollgewicht auf die Waage? Ein Zuviel von fünf bis zehn Kilo und mehr ist nicht selten. Das wird eine Zeitlang ertragen, aber allmählich entstehen außer Figurproblemen, die noch das geringste Übel wären, ernsthafte Gesundheitsstörungen. Übergewicht belastet Herz und Kreislauf, die Verdauung funktioniert nicht mehr, wie sie sollte, das Zwerchfell erscheint aufwärts gewölbt (Roemheld), zuweilen kommt Gelenkrheuma hinzu, und was man viel zu lange vor sich her schob, die Fastenkur, wird unvermeidlich. Sie ist völlig ungefährlich und keinesfalls gleichbedeutend mit Hungern. Trotzdem sollte man nicht versuchen, sie allein im stillen Kämmerlein zu absolvieren, denn nur straffe Aufsicht kann vor der Versuchung bewahren, vermeintlich „läßliche“ Sünden zu begehen, die den Erfolg in Frage stellen. Auf die gewohnte Magenfülle braucht man ohnehin nicht zu verzichten, es gibt nämlich reichlich zu trinken. Zwei bis drei Liter täglich unterdrücken etwa auftretende Eßlust, die ja kein Hunger ist, im allgemeinen erfolgreich. Wenn der gewohnte Nachschub an fester Nahrung nicht im Magen eintrifft, versteht der Körper dies als Appell zum Großreinemachen, und unverzüglich fängt er damit an. Im Grunde kommt dem Organismus nichts gelegener. Faulende und gärende Überbleibsel zu reichlicher Mahlzeiten, die sich im Darm festgesetzt haben, treten als ungewöhnlich übelriechende Ausscheidungen schon bald zutage. Zudem bezeugen schlechter Atem, belegte Zunge und übler Mundgeruch, daß auch der Kreislauf in den Reinigungsprozeß einbezogen ist, und spätestens am dritten Tag, wenn der Gürtel sich schon etwas enger schnallen läßt, spürt man den beginnenden Abbau von Wohlstandsspeck. So weit, so gut. Es gibt allerdings Besseres. Wer sich Zeit fürs Heilfasten genommen hat, – drei Wochen wären ideal -, kann allerlei tun, um den Erfolg der Kur zu steigern. Statt den Tag mit Tee und Mineralwasser zu beginnen, könnte ein Glas offizinelles Bitterwasser (Magnesium sulfuricum) am Morgen wahre Wunder wirken. Es gibt kein gründlicher wirkendes Abführmittel. Zugegeben, das Zeug schmeckt miserabel, aber der Erfolg ist es wert. Fastenerfahrene empfehlen: Augen zu, mit zwei Fingern einer Hand die Nasenflügel zudrücken, und das Glas in einem beherzten Zug hinunterschütten – in die Kehle, versteht sich! Das Wichtigste beim Heilfasten:
Erholungspause für die Organe
Man hört gelegentlich die Meinung, Heilfasten sei ein mit Hungerleiden erzwungenes, stumpfsinniges Abspecken, das aber zwecklos sei, weil man gegen seine Veranlagung zur Korpulenz nichts Dauerhaftes unternehmen könne. Das klingt genauso dumm, wie die Annahme, Essen habe gar keinen Zweck, weil man ja doch nach einiger Zeit wieder Hunger habe. Die Physiologie des freiwilligen Nahrungsverzichts unter fachkundiger Anleitung ist gründlich erforscht. Wer seine Fastenkur mit der nötigen inneren Einstellung absolviert, wird dauerhaften Nutzen davon haben. In den ersten Tagen verfügt der Körper noch über gewisse Reserven an Kohlehydraten, die er in Form von Glykogen, in der Leber gespeichert hat. Sobald sie verbraucht sind, etwa am dritten oder vierten Fasttag, ist er mit seinem Energiebedarf auf Selbstversorgung angewiesen. Dafür steht ihm nichts weiter zur Verfügung, als die körpereigenen Fettdepots nebst Abfällen des Eiweißstoffwechsels (den sogenannten Schlacken), im Muskelgewebe und rheumatisch irritierten Gelenken. Nun geht’s an dieses Eingemachte! Der Organismus greift seine Fettreserven an und lebt dabei nicht schlecht.
Die Rechnung des „Inneren Fastenarztes“ sieht so aus:
Bisheriger Kalorienverbrauch pro Tag = 3.000 kcal
30 Prozent davon eingespart, weil der Verdauungstrakt Erholungspause hat = – 900 kcal
täglich 250-300 Gramm Fett verheizt (1 Gramm = 9,3 kcal) = – 2.558 kcal
Insgesamt verfügbar pro Tag = 3.458 kcal
Wenn man bei dieser Rechnung innerhalb von drei Wochen rund 10 Kilo abnimmt, verliert man unter anderem rund 6 Kilo pures Fett (ca. 285 Gramm pro Tag). Außerdem werden dabei allerlei giftige Substanzen frei, die einst wegen zu reichlicher Nahrungszufuhr weder verarbeitet noch ausgeschieden werden konnten und deshalb, im Körperfett eingelagert, zum Teil Jahrzehnte überdauert haben. Jetzt werden sie als Schlacken mit verheizt. Eine bemerkenswerte Erkenntnis aus der oben dargebotenen Rechnung liegt, neben dem Nachweis der Gewichtsabnahme, in der Tatsache, daß der Patient keinen Hunger haben kann, da seinem Organismus trotz des Fastens sogar mehr Kalorien zur Verfügung stehen, als er gewohnt ist. Zum anderen geht daraus hervor, daß der Fastende seinem Körper bedenkenlos normale Leistungen abverlangen darf. Der Organismus hungert ja nicht, wenn er seine überschüssigen Fettvorräte verbraucht. Mögen auch für die meisten Fastenden ihr Übergewicht oder sonstige Leiden im Vordergrund des Interesses angesiedelt sein, der naturheilkundlich orientierte Fastenarzt oder Therapeut kann nicht außer acht lassen, daß körperliche Befindlichkeiten des Patienten stets im Zusammenhang mit seinem geistig-seelischen Zustand gesehen und behandelt werden müssen. Nach Erkenntnissen der psychosomatischen Medizin entfaltet die geistige Persönlichkeit Aktivitäten, die im Sinn einer zentral gelenkten Steuerung allen Körperfunktionen übergeordnet sind. Daraus ergibt sich, daß Störungen im Körper/Geist/Seele-Komplex als Auslöser oder Nährboden körperlicher Leiden angesehen werden müssen, von denen der Patient nur dann dauerhaft geheilt werden kann, wenn es gelingt, das Dreigefüge seiner Persönlichkeit zu harmonisieren. Nachdem Krankheiten, die auf gestörter Harmonie dieses Gefüges beruhen, häufiger auftreten, ist es unerläßlich, bei der Fastenkur auch die seelische Komponente des Patienten in den purgatorischen (reinigenden) Prozeß einzubeziehen. Wenn die Kur in fachkundiger Umgebung durchgeführt wird, bereitet dieses Problem keine Schwierigkeiten, weil Fachkräfte dafür zur Verfügung stehen, denen es meist gelingt, die Gedankenwelt des Fastenden positiv zu bewegen, damit die Steuerungsaktivität seines Geistes zu körperlicher Gesundung oder Erholung beiträgt. So findet die uralte lateinische Spruchweisheit „Mens sana in corpore sano“ – hier in zeitgemäßer Umkehr -: „Gesunder Körper durch gesunden Geist“ ihre eindrucksvolle Bestätigung. Fastenkuren regen nämlich Abwehrkräfte im Organismus an, deren wir in einer mit modernen Giften belasteten Umwelt um so mehr bedürfen, als nicht allein Heilung, sondern angesichts der munter aufwärts wendelnden Kostenspirale im Gesundheitswesen, nicht minder Prophylaxe (Vorbeugung) nachdrücklich anzuraten ist. Wie lange man fasten sollte?
Um es vorwegzunehmen: Kurzes Fasten, das nur ein paar Tage dauern soll, hat wenig Sinn. Der Körper braucht immerhin drei Tage, bevor er den Verzicht auf Nahrung ernstnimmt. Erst danach beginnt er, sich auf Selbstversorgung umzustellen. Wegen der Dauer einer Fastenkur holt man am besten den Rat des Arztes oder Therapeuten ein, der den Patienten kennt und demnach am ehesten beurteilen kann, was dessen körperlicher Verfassung zuträglich ist. Fastenärzte empfehlen aus reicher Erfahrung, mindestens 14 Tage einzuplanen und sich für den Fall, daß die Kur anspricht und gut vertragen wird, auf eine Verlängerungswoche vorzubereiten. Fastenbrechen wird zum Festmahl
Es liegt auf der Hand, daß der Körper am Ende der Kur nicht mit altgewohnter Kost überfordert werden sollte. Der Verdauungstrakt, Magen und Gedärme, können nach der Erholungspause nur allmählich zu ihren normalen Funktionen zurückfinden. Fast wie im Paradies – Mit einem Apfel beginnt neue Lust am Essen! Als idealer Fastenbrecher gilt nach wie vor ein gesunder Apfel. Nehmen Sie aber bitte keinen besonders verlockenden vom Wochenmarkt, denn der ist höchstwahrscheinlich auf einem reich gedüngten Spalierobststamm gewachsen und obendrein mit Insektengift gespritzt, so daß Sie ihn schälen müßten, um nicht sogleich wieder eine Portion Giftmüll mit zu verzehren. In Ihrer Nähe gibt es gewiß ungespritztes Obst aus biologischem Anbau, womit Sie das Fastenbrechen einleiten können. Der Apfel (nur ein einziger) sollte ungeschält und mitsamt dem Kerngehäuse verspeist werden, damit das Pektin der Schale und die Zellulosebestandteile, sorgfältig zerkaut, allen Abschnitten des Verdauungsweges etwas zu tun geben. Wer sein Fastenbrechen auf diese Art einleitet, wird in den Gedärmen keine Revolution erleben und die zum ersten Mittagessen nach der Fastenkur servierte Kartoffelsuppe als ein wahres Festmahl genießen. Am Ende einer Fastenkur, wenn der Alltag des Patienten wieder seine Rechte fordert, erhebt sich die Frage, wie lange der erreichte Zustand wohl anhalten mag. Allgemeines Wohlbefinden und die knapper gewordene Taille haben zweifellos den Boden für heilsame Vorsätze bereitet. Gar nicht zu reden vom verschwundenen Heißhunger auf Genußmittel, die man im Grunde schon immer verabscheute, ohne sie loszuwerden. Der Zeitpunkt für einen Neubeginn scheint günstig. Wenn man in Betracht zieht, daß der Patient durch den Nahrungsverzicht deutlichen Abstand zu seinen früheren Eßgewohnheiten gewonnen hat, dürfte es ihm jetzt, was Ernährung betrifft, tatsächlich nicht schwerfallen, den Empfehlungen zu folgen, die ihn ins normale Leben zurückbegleiten. Nachdem der Verdauungstrakt eine Zeitlang ruhiggestellt war, haben die Bedürfnisse des Patienten einen bemerkenswerten Wandel erfahren. Geruchs- und Geschmacksinn empfinden wieder, ihrer ursprünglichen Bestimmung gemäß, gesunden Appetit auf natürliche, naturbelassene Kost, wogegen überfettete, übermäßig gesüßte und schwerverdauliche Nahrung ebenso gesunden Widerwillen auslöst. Auf dieser Basis beruhen die im folgenden vorgestellten Ratschläge und Rezepte der „Milden Darm-Schonkost“, deren der Patient sich für kurze Zeit stufenweise bedienen kann, um sein neugewonnenes, gesundes Allgemeinbefinden bei leichtverdaulicher, schmackhafter Kost zuverlässig abzusichern. Die „Milde Darm-Schonkost“ zielt demnach darauf ab, dem soeben durch Fasten gereinigten Verdauungstrakt mit magen- und darmfreundlicher Nahrung seine volle Leistungskraft zurückzugeben, damit er die ihm anschließend wieder zugedachte Dauerkost mühelos bewältigen kann. Die der Schonkost vorausgehende Aufbaukost ist nicht als ständige Einrichtung gedacht. Der Zeitraum dafür sollte im allgemeinen nicht länger ausgedehnt werden, als das vorangegangene Fasten gedauert hat.
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Erstellt am: 26.01.2009 14:37 Uhr