Der Darm – Basis der Gesundheit
Bedeutung der Darmflora bei der Sanierung
Als man in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts entdeckte, daß im menschlichen Darm massenhaft Bakterien vorhanden sind, hielt man dies zunächst für einen krankhaften Zustand. Man ging davon aus, daß Bakterien im lebenden Körper zwangsläufig Erkrankungen hervorrufen müßten. Bald erkannte man aber, daß die Besiedlung des menschlichen Darms ein normaler Zustand ist. Als man begann, sich mit diesem Phänomen eingehend zu befassen, wurde erkannt, daß eine normale Darmflora, wie die Besiedlung in ihrer Gesamtheit genannt wird, für die Gesundheit des Menschen von größter Bedeutung ist. Im Darmkanal sind normalerweise vielerlei verschiedene Bakterienarten anzutreffen, die teils der Fäulnisflora, teils der Säuerungsflora angehören. Beim Gesunden besteht zwischen beiden ein biologisches Gleichgewicht, das als Eubiose bezeichnet wird. Im krankhaft gestörten Zustand nennt man es Dysbiose. Bestandteile und Keimgruppen der Darmflora. Etwas mehr als die Hälfte der „notwendigen“ Dickdarmflora besteht zu ungefähr gleichen Teilen aus zwei unterschiedlichen Bakteriengruppen, nämlich Bifidobakterien und mehreren Bacteroidesarten, die sich gegenseitig in Schach halten. Die Erstgenannten gehören zur Säuerungsflora. Sie verwerten Kohlehydrate und bilden daraus saure Säfte, die den Verdauungsvorgang fördern. Die zweite Gruppe ist der (putriden =) Fäulnisflora zuzurechnen, die außer Kohlehydraten auch Eiweiß abbauen kann.
Über diese beide Gruppen hinaus gehören in kleineren Mengen noch verschiedene Arten von Eubakterien, Enterokokken, Clostridien und Colibakterien zur Normalflora des Dickdarms. Sie alle zusammen bilden beim Gesunden einen zuverlässigen Schutz gegen körperfeindliche Keime, die sich in Gegenwart der „residenten Darmflora“, die seit Urzeiten in Symbiose mit dem Menschen lebt, nur schwerlich ansiedeln können. Der Schutz, den die Symbionten gewähren, wird in der ärztlichen Fachsprache als Kolonisationsresistenz bezeichnet. Jede der vorhin genannten Bakterienarten gehört einer weltweit verbreiteten Familie mit unzähligen Arten und Formen an, die nur in beschränkter Auswahl und begrenzten Mengen der Gesundheit zuträglich sind. Sobald eine Art überhand nimmt, was meist auf Kosten einer anderen geschieht, kann das gestörte Gleichgewicht (Dysbiose) höchst unangenehme Darmstörungen verursachen. Durchfälle, die Clostridium perfringens hervorruft, oder Veränderungen im Gallenstoffwechsel, für die Clostridium innocuum verantwortlich ist, seien als besonders häufige Beispiele hier genannt. Auch das allgemein bekannte Bakterium Escherichia coli, das in geringen Mengen der normalen Darmflora angehört, tritt häufig in atypischen, körperfeindlichen Varianten auf, die auf Reisen, bei Klimawechsel und ungewohnter Kost als Ursache von Darmgiften, übermäßiger Gasbildung im Darm und plötzlichen Durchfällen anzusehen sind. Auf die Frage, wie es trotz persönlicher Hygiene zu Dysbiose der Darmflora kommt, muß zunächst auf mangelhaft gepflegte Sanitäranlagen, verunreinigte Toiletten entlang der Autobahnen, in Eisenbahnzügen und Flugzeugen hingewiesen werden, deren Benutzung oft unvermeidbar ist. Speziell der weltumspannende Luftverkehr, der binnen weniger Stunden kontinentale Entfernungen überbrückt, bringt die Gefahr mit sich, daß ausgeruhte Stämme körperfeindlicher Keime aus fernen Klimazonen eingeschleppt und auf Menschen übertragen werden, die über keine ausreichenden Abwehrkräfte gegen diese Fremdlinge verfügen. Abgesehen von diesen Ursachen dürfen medikamentös ausgelöste Einflüsse auf die Darmflora nicht unterschätzt werden. Durch Einnehmen von Antibiotika werden die in Symbiose mit dem Menschen lebenden Darmbakterien mehr oder weniger geschädigt. Mitunter sind in der gestörten Dickdarmflora Hefepilze anzutreffen. Sie gehören ebenso wie verschiedene Fäulinsbakterien zur unerwünschten Fremdflora, die mit Produkten ihres Stoffwechsels, wie Ammoniak und Fuselalkoholen, den Oragnismus unnütz belasten und zugleich dem harmonischen Miteinander der residenten Darmflora entgegenwirken.
Durch Zufuhr von lebenden Keimen der Säuerungsflora, Bifidobakterien und Lactobazillen, ist es möglich, die schädlichen Eindringlinge zu verdrängen. Die Dünndarmflora besteht normalerweise nur aus Laktobazillen und wenigen Enterokokkenarten. Eine kräftig entwickelte Lactobazillenflora schützt den Dünndarm gegen die völlig anders geartete Dickdarmflora und gegen pathogene Vertreter von Escherichia coli. Das biologische Gleichgewicht der Darmflora kann durch verschiedene Einflüsse gestört oder geschädigt werden:
· Antibiotika vermindern oder vernichten einen Teil der Darmflora, während einige Arten, die immun gegen diesen Angriff sind, sich ungebremst über ihren normalen Anteil hinaus, ausbreiten können. So endet die natürliche Kolonisationsresistenz, und körperfeindliche Keime, speziell Hefepilze der Gattung Candida, die gegen Antibiotika absolut unempfindlich sind, können sich ansiedeln. Als Folge davon wandelt die Eubiose sich zur Dysbiose, aus der eine akute Infektion erwachsen kann.
· Cortison und andere Medikamente, die zum Beispiel zur Nachbehandlung bei Krebs angewandt werden, verändern die Natur der Darmschleimhaut, so daß sie mit Dysbiose ihrer Bakterienbesiedlung reagiert. Eine ähnliche Reaktion erfolgt auf die sogenannten H2-Antagonisten, die eingesetzt werden, um der Magensäure entgegenzuwirken.
· Bei Reisen in andere Klimazonen kommt die Darmflora mit Fremdkeimen in Berührung, die ihre eubiotische Harmonie stören. Vielfach reicht die Kolonisationsresistenz dann nicht aus, um eine Infektion abzuwehren, und zwangsläufig gleitet die Darmflora in dysbiotische Zustände ab.
· Fehlerhafte Ernährung oder überraschende Umstellung auf andere Kost überfordern das Verdauungssystem und begünstigen die Fäulnisflora des Dickdarms durch übermäßige Mengen halbverdauter Speisen. Dadurch vermehrt sich der Clostridienanteil der Darmflora, was mit erheblicher Gasbildung einhergeht und dysbiotische Verhältnisse erzeugt, die unter ungünstigen Umständen auch die Flora des Dünndarms mit einbeziehen.
· Alle Dysbiosen zeichnen sich durch den Verfall lebenswichtiger Teile der Darmflora aus, während tolerierte Minderheiten und körperfeindliche, giftproduzierende Fäulniserreger sich lebhaft vermehren.
Bakteriologische Stuhluntersuchung – eine Bestandsaufnahme der Darmflora –
Damit die Dysbiose der Darmflora mit Aussicht auf Erfolg behandelt werden kann, sind zuvor ihre Ursachen zu erforschen. Sowohl innere als auch äußere Faktoren können am Entstehen krankhafter Zustände beteiligt sein. Demnach sind die Anamnese früher überstandener Leiden und dagegen angewandte Medikamente ebenso in Betracht zu ziehen, wie aktuelle Unpäßlichkeiten. Als von außen wirksame Faktoren sind Reisen in fremde Klimazonen, Kuraufenthalte und außergewöhnliche Mahlzeiten die bekanntesten, während der tägliche Streß in Beruf und Familie als Ursache für Darmstörungen den meisten Patienten seltener bewußt ist. Erst wenn diese Themenkreise ausgiebig mit dem Patienten erörtert sind, kann durch bakteriologische Stuhluntersuchung geklärt werden, mit welchen Mitteln sein gegenwärtiges Leiden behandelbar ist. Ergebnis der bakteriologischen Stuhluntersuchung Die Untersuchung der Stuhlproben erfolgt unter ärztlicher Leitung in einem Labor, das sich speziell mit der Analyse von Darmfloren befaßt und seine Befunde in schriftlichen Berichten vorlegt, die mehrere DIN-A-4-Seiten umfassen. Darin wird die Zusammensetzung der Darmflora, aufgeschlüsselt nach Art und Menge der vorgefundenen Bakterien, ausführlich beschrieben und im Zusammenhang mit der Anamnese erörtert. Hieraus abgeleitete Ernährungs- und Therapieempfehlungen zielen darauf ab, körperfeindliche Keime durch Zufuhr von nützlichen Darmbakterien, die unter sterilen Laborverhältnissen angezüchtet sind, zu verdrängen. Wenn eine alarmierende Fehlbesiedlung des Darms durch besonders gefährliche Keime oder Befall durch den Pilz Candida albicans vorliegt, werden die dagegen einzuleitenden therapeutischen Maßnahmen im Befundbericht ausdrücklich empfohlen.
Wiederaufbau einer intakten Darmflora – Symbiontenkultur
Bei dysbiotischen Verhältnissen im Darm hat die Säuerungsflora meist erheblich abgenommen, während Fäulnisbakterien sich übermäßig ausgebreitet haben. Mithin besteht das Therapieziel darin, diesen Zustand durch Vermehren der Säuerungsflora umzuwandeln, wodurch die (putride =) Fäulnisflora auf ihren ursprünglichen Bestand zurückgedrängt wird. Gesundheitsfördernde Bakterien werden von Magensäure nicht vernichtet! Das Problem ist leichter lösbar, als zuweilen befürchtet wird. Die Natur trifft nämlich bei oraler Zufuhr von Keimen eine nützliche Auswahl. Unerwünschte Eindringlinge, die meisten Krankheitserreger und Fäulnisbakterien, die durch den Mund ins Körperinnere gelangen, sind gegen das salzsauere Milieu des Magens sehr empfindlich. Sie sterben darin ab, bevor sie den Darmtrakt erreichen, während erwünschte Symbionten, als naturgewollte Partner, die Säuresperre im Magen unbeschädigt überwinden. Der Erfolg tritt um so sicherer ein, je höher die Zufuhr von körperfreundlichen Keimen dosiert wird und je eher der Patient sich bereitfindet, bei seiner Ernährung auf die Bedürfnisse der Darmflora Rücksicht zu nehmen. Was in dieser Richtung zu tun ist, erfährt er sowohl im Befundbericht des Labors als auch in der Sprechstunde. Symbiontenkulturen und angezüchtete Laktobazillen können aufgrund des Ergebnisses der Stuhluntersuchung den speziellen Bedürfnissen jedes Patienten angepaßt werden, so daß er exakt jene Keime der Säuerungsflora erhält, die ihm fehlen, und selbstverständlich werden nur solche Bakterienstämme eingesetzt, die sich als Hemmnis gegen unerwünschte Fäulnisflora schon bewährt haben.
Fasten – die zeitgemäße Therapie
In ein paar Jahren beginnt das dritte Jahrtausend unserer Zeitrechnung, und am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts stehen weite Teile der Menschheit, von Zivilisationsleiden geplagt, vor der Frage, ob die enorm explodierenden Kosten ihres Gesundheitswesens in der Zukunft noch tragbar sein werden. Ist es aus dieser Sicht verständlich, daß die mit Abstand billigste Therapie, nämlich das Fasten, so wenig angewandt wird? Vielleicht liegt dies daran, daß Fasten im Ursprung unseres Bewußtseins, eine religiöse Praxis gewesen ist, die heute als unmodern, wenn nicht gar unglaubhaft empfunden wird. Ein törichtes Vorurteil! Denn ebenso wie das Ein und Aus des Atmens, wie die Zeiten des Schlafens und Wachseins, bestimmen Essen und Fasten seit jeher unseren Lebensrhythmus. Wenn wir von Mahlzeiten sprechen, umschließt dieses Wort unausgesprochen alle Zeiträume, die dazwischen liegen. Ursprünglich, als der Mensch noch ein Jäger- und Sammlerleben führte, hingen seine Mahlzeiten vom Jagdglück und vom Finden eßbarer Früchte ab. Dazwischen gab es nichts zu essen. Fastenzeiten waren die natürlichen Pausen zwischen den Eßgelegenheiten, und diese Pausen konnten lang sein. Im Zuge der Entwicklung ist der Zufallsrhythmus weitgehend überwunden worden. Die Zeiten, in denen keine Nahrung erreichbar ist, sind auf wenige Stunden reduziert. Praktisch ist immerdar Nahrung vorhanden, so daß wir pausenlos essen könnten. – Eine gefährliche Versuchung, denn unser Organismus ist, was Essen betrifft, nicht auf Dauerbetrieb eingerichtet. Hier knüpft die Erkenntnis an, daß ein Zuviel an Nahrung auf die Dauer unbekömmlich ist, weil der Körper nicht verdauen kann, was das Fassungsvermögen seiner Organe übersteigt. Zwar hat die Natur gegen übermäßige Eßlust das Hemmnis des Widerwillens aufgerichtet, aber wie die Erfahrung zeigt, wirkt es in unserer Zeit des permanenten Überflusses nicht lange genug. Die Eßlust ist oft stärker und verleitet zum Verzehr wohlschmeckender Köstlichkeiten, die samt und sonders nicht wirklich benötigt werden. Wer mehr auf die Waage bringt als normal wäre, verdankt sein Übergewicht in aller Regel den Fettdepots, die der Organismus aus solch überschüssiger Nahrung notgedrungen angelegt hat. Den sichersten Weg, sie wieder abzubauen, bietet das Fasten, der zeitweilige Verzicht auf feste Nahrung. Dadurch wird der Körper wieder angeregt, die ihm ohnehin lästigen Vorräte und alles, was damit zusammenhängt, zu verbrauchen. Mag auch für die meisten, die sich zu einer Fastenkur entschließen, der Wunsch abzunehmen, im Vordergrund stehen, aus naturheilkundlicher Sicht stellt Gewichtsverlust eher eine zwangsläufige Begleiterscheinung von Heilvorgängen dar, die durch Fasten in einer von der Natur vorgegebenen Reihenfolge ausgelöst werden. Der Gedanke, tagelang gegen Magenknurren und quälenden Hunger ankämpfen zu müssen, verleitet manchen, den Entschluß zu einer Fastenkur immer wieder aufzuschieben. Verständliche, aber unbegründete Befürchtungen! Wer schon einmal gefastet hat, weiß aus Erfahrung, daß es nicht mit Hungern verbunden ist; ebensowenig wie etwa ein Kranker, der nichts essen mag, deswegen Hunger bekommt. Vordergründig gesehen, besteht der Vorteil des Fastens darin, daß der Organismus seine wesentlichsten Funktionen zu Lasten der Körpersubstanz aufrecht erhält, die dadurch abnimmt. Zudem wird der Verdauungstrakt geschont, der bei normaler Nahrungszufuhr erhebliche Energiemengen verbrauchen würde, die nun anderwärts verfügbar sind.Da beim Fasten nicht mit Getränken, Tee, Mineralwasser, Obst- und Gemüsesäften gespart wird, (2 – 3 Liter pro Tag sind nötig), gebricht es dem Magen nicht am gewohnten Füllungsdruck, so daß er sich beschäftigt fühlt und keine Alarmsignale aussendet, die Hungergefühle auslösen könnten. Das Hungergefühl wird zwar oft von „Magenknurren“ begleitet, aber nicht davon erzeugt. Seine Ursachen sind entweder Nahrungsmangel oder zu geringer Zuckergehalt im Blut. Ähnlich wie Durst, Müdigkeit oder Ekel, ist Hunger als ein „Gemeingefühl“ anzusehen, das nicht durch einen bestimmten Reiz ausgelöst wird, sondern einen psycho-physikalischen (seelisch-körperlichen) Gesamtzustand anzeigt, der sich, wenn nötig, durch Injektion einer Nährlösung in die Blutbahn sofort beheben läßt. Nicht selten wird der Appetit auf bestimmte, auserlesene Speisen irrtümlich für Hunger gehalten. Infolge der luxuriösen Zeitverhältnisse haben wir das Gefühl für den Unterschied zwischen Appetit und Hunger weitgehend eingebüßt. Der Sinn des Appetits lag ursprünglich darin, zwischen besonders wohlschmeckenden und weniger attraktiven Speisen zu wählen. Weil Essen nicht nur nahrhaft, sondern auch schmackhaft sein sollte, haben wir uns angewöhnt, stets das Wohlschmeckendste vorzuziehen, und weil es so gut schmeckt, mehr davon zu verzehren, als der Hunger verlangt. Das Gefühl, gesättigt zu sein, wird vielfach von der Eßlust verdrängt, die um des Gaumenkitzels willen öfter zugreift und mehr verzehrt, als der Körper benötigt. So kommen die unzähligen Zwischenmahlzeiten zustande, die uns als solche zuweilen gar nicht bewußt werden, bis sich an manchen Tagen jenes warnende Völlegefühl einstellt, dem wir, um das Unheil komplett zu machen, mit hochprozentigen Alkoholika am sinnvollsten entgegenzuwirken meinen. Solche Ernährungsgewohnheiten führen mit Sicherheit zu beträchtlichem Übergewicht und bilden damit die Grundlage für vielerlei Körperschäden und Krankheiten, die schwer zu behandeln und in manchen Fällen sogar unheilbar sind. Eine konsequent durchgeführte Fastenkur kann in vielen Fällen Schlimmes verhüten und dazu beitragen, die Eßgewohnheiten des Patienten wieder in gesundheitlich vertretbares Verhalten umzuwandeln.
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Erstellt am: 26.01.2009 14:13 Uhr